Gottes Vorsatz mit dem Bösen

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Abschrift: Wer ist Satan?
Satans Ursprung, Werke und Ziel (Heft 1)
aus der Reihe „Mannigfaltige Weisheit Gottes“
von M. Jaegle 1965

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß
Als Schrift nicht mehr erhältlich.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Vorschau auf Anfang und Vollendung

3. Gottes Vorsatz mit dem Bösen

Die Leiden des Schöpfers

Nachdem uns durch göttliche Aussagen gezeigt wurde, dass Gott den Satan so erschuf, wie er ist, als ein Ihm widerstrebendes Geschöpf, stellt sich jetzt die Frage: zu welchem Zweck setzte Er denn ein solches Geisteswesen in Seine Schöpfung?

Wie wir bereits sahen, schwindet so manches Dunkel um Satan, sobald er im Lichte der Offenbarung seines Ursprungs geschaut wird. Er ist kein eigenmächtiger, Gott entgegenwirkender Geist, sondern ein, seinem Schöpfer untergeordnetes Geschöpf. Gott muss also eine ganz besondere Absicht mit Satan verfolgen. Das Buch Hiob gibt uns darüber viel Licht: "Seine (Gottes) Hand litt Geburtswehen um die flüchtige Schlange" (Hi 26:13).

Die Schrift sagt deutlich: die Schlange ist der Satan. Weiter ist die Bedeutung von Geburtswehen: etwas unter Schmerzen ins Dasein bringen, oder: unter Leiden ins Leben rufen. Gott hat viele himmlische Wesen erschaffen, aber von keinem anderen lesen wir, dass seine Erschaffung von Leiden des Schöpfers begleitet sei.

Welch tiefer Einblick wird uns hier in das Herz Gottes, ja in die Regungen Seines Herzens gewährt. Diese werden vielfach als dem menschlichen Empfinden entrückt, äußerst streng oder auch neutral hingestellt. Aber wie bringt doch die Aussage, dass Er leidet, Ihn uns so lebensnah! Die Antwort auf die Frage, warum Seine Hand bei der Erschaffung Satans litt, ist naheliegend. Er schuf ihn doch so, dass durch ihn das Böse und die Sünde und dadurch Leiden, Schmerz und Tod in die Schöpfung gebracht wurden. In dieser Voraussicht litt Er schon damals um Seiner Geschöpfe willen.

Welch eine herrliche Offenbarung der Liebe Gottes leuchtet da von Urbeginn der Schöpfung auf! Zu wissen, dass Gott überhaupt zu leiden vermag, mitzuleiden mit den Leidenden, ist ein erquickender und tief beseeligender Einblick in Gottes Vaterherz! Bedenken wir aber, dass Gott diese Kundgebung Seiner Liebe durch die Erschaffung Satans bewirkte! Gleich von Anfang an wusste Gott, dass Er in Satan ein Wesen erschuf, welches Seinem eigenen, einziggezeugten Sohn, die größten Leiden, nämlich die Qualen des schmerzvollsten und schmählichsten Todes am Kreuz zufügen würde. Wie muss gerade dieses Vorauswissen des Vaters Herz bei der Erschaffung des Widerwirkers geschmerzt haben!

Da nun Gott schon damals um das ganze Maß der Leiden wusste, die zukünftig durch Satan über Seinen Sohn und die ganze Schöpfung kommen würden, ist man versucht zu fragen, was Seine Schöpferhand bei der Erschaffung dieses Geisteswesens so stark machte, dass sie nicht davor zurückwich und weshalb Er in Seiner Weisheit nicht einen anderen Weg für Seinen Schöpfungs- und Heilsplan ausdachte, auf welchem Seinem Sohn und der gesamten Schöpfung, ja vor allem Ihm Selbst, diese Leiden erspart geblieben wären? Die Antwort lautet: Es war und ist Seine unergründliche Liebe zur Schöpfung, und der Drang Seines Herzens, ihr die Liebe nicht nur zu offenbaren, sondern als allerherrlichste Gabe mitzuteilen! Zum Erweis dieser unergründlichen Liebe gab es keinen andern Weg, als den, auf welchem Gott das größte Opfer - Seinen geliebten Sohn - für alle Seine Geschöpfe darbrachte. Und dieser Vorsatz verlangte die Erschaffung des Widerwirkers!

Weiter können wir aus dieser Offenbarung erkennen, dass Gott nicht falsche Erwartungen in Satan setzte, oder gar ahnungslos durch ihn getäuscht wurde. Seine Leiden bei des Widerwirkers Erschaffung beweisen im Gegenteil Seine Vorkenntnis alles Bösen, das Satan verüben würde. Hätte Gott aber von vornherein die Menschheit vor Leiden verschonen wollen, so lag es in Seiner weisheitsvollen Macht, Leiden überhaupt nicht entstehen zu lassen, indem Er den Widerwirker anders, oder überhaupt nicht erschaffen hätte. Da Er dies nicht tat, muss dieses Geschöpf mit seinen bösen Handlungen und deren furchtbaren Folgen in Seinem Ratschluss gelegen haben. Die Quelle dieser Wahrheit liegt, wie wir sahen, in der Offenbarung des Geistes Gottes über Satans Erschaffung.

Die Quelle der Leiden

In der Schöpfungsfrühe, inmitten der Jugendfrische und -freude des angebrochenen Weltendaseins, da alles mit Licht und ungetrübter Wonne erfüllt war und eine Harmonie der Glückseligkeit herrschte, die noch nichts von Schmerz und Leid wusste, schon dort des Schöpfers Hand leiden zu sehen, ist das nicht ergreifend? Woher stammen denn alle Leiden, die in der Schöpfung sind? Von dem Widerwirker? Wo treten sie zum ersten Mal in Erscheinung? Als die Sünde anfing ihr Werk zu tun und Gott erstmalig durch den Anblick der leidenden Menschen zum Mitleiden angeregt wurde? Nein! bei dem Schöpfer Selbst nahmen sie ihren Anfang! Er war der Erste der litt! Bei Ihm haben die Leiden ihren Ursprung und Er ist die Quelle, aus der die Leiden flossen.

Weil Gott den Satan im und durch den Sohn erschuf, haben Beide schon dort gelitten. Hier sehen wir schon in aller Urfrühe die Umrisse des Kreuzes und die tiefe Verbundenheit Gottes mit Seinem Sohn. So, wie Gott in Christus war und deshalb mit dem Sohne litt, als Sein Gesalbter, gekreuzigt aus Schwachheit (2Kor 13:4), die Qualen am Fluchholz erduldete (2Kor 5:19), so müssen auch Beide schon bei der Erschaffung Satans eins gewesen sein. Zudem hat der Vater dem Sohn den Leidensweg noch besonders eindrücklich gemacht durch Seine Vorherbestimmung als Opferlamm vor dem Niederwurf* der Welt (1Petr 1:19-20), das als geschlachtet galt vom Niederwurf der Welt an (Offb 13:8).

*Niederwurf, griechisch "katabole" (kata = nieder oder herab, bole = Wurf) Luther Grundlegung

Nach Ps 40:6-8 gab der Sohn schon damals dem Vater Sein Jawort zu diesem Leidensweg. So litten Beide mitleidsvoll für die Geschöpfe, bevor diese erschaffen waren. Den allerschwersten Teil der durch das Böse entstandenen Leiden haben somit Vater und Sohn Selbst auf Sich genommen und getragen. Welch eine Frühoffenbarung der Liebe Gottes im Sohn!

Die ganze Heilige Schrift ist von Anfang bis Ende erfüllt vom Mitleid und Erbarmen Gottes. Wie offenbarte doch der Herr während Seiner Erdentage mit Seinen Tränen das Herz des Vaters! Paulus redet von Gott als dem "Vater des Mitleids" (2Kor 1:3). Und tatsächlich, da Er der Erste war, der Schmerz um Seiner Geschöpfe willen empfand, so ist Er auch der Erzeuger des Mitleids. Er wird mitleidend bleiben, bis Er das letzte Geschöpf vom Leiden befreit hat. Es ist ergreifend zu lesen: "Und Er wird auswischen jede Träne von ihren Augen. Und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Pein, sie werden nicht mehr sein; da das vorige dahinging" (Offb 21:4). Müsste tatsächlich auch nur eins von Seinen Geschöpfen in einer endlosen "Höllenqual" leiden, so wäre Er ja Selbst ein endlos Leidender und der Größte von diesen.

Der Segen der Leiden

Mit dieser Erkenntnis erscheinen die Leiden in einem Licht, das ihnen ihre Furchtbarkeit nimmt und machtvoll zu ihrem Ertragen beiträgt. Der Gedanke, dass Gott sie zuerst erduldet und heute und weiterhin mit den Leidenden empfindet, verleiht eine wunderbare Kraft zum geduldigen Ausharren in Trübsalen. Ja, Er war der Erste, der litt, und in Ihm werden auch alle Leiden einst zum Abschluss kommen. Und weil sie in Gott ihren Anfang nahmen, so müssen sie auch alle unfehlbar zum Guten mitwirken und werden in der Vollendung nur noch als Segen dastehen.

Dieses aus dem Leid hervorgehende Gute besteht in der überströmenden, zukünftigen Herrlichkeit. Von den Leiden der Gläubigen sagt Paulus (2Kor 4:17): "Denn das augenblickliche Leichte unserer Drangsal bewirkt für uns eine außerordentliche und zum außerordentlichen führende äonische Bürde der Herrlichkeit..." Jeder Gläubige hat seinen Anteil an zukünftiger Herrlichkeit, aber die Leiden erhöhen dies in überschwänglichem Maß. Zudem haben die Leiden um Christi und um der Wahrheit willen noch andere außerordentliche Verheißungen (Röm 8:17; Phil 1:29; 2Tim 2:12a).

Da nach Röm 8:21 auch die übrige Schöpfung frei gemacht werden wird von der leidensvollen Sklaverei der Verderblichkeit und eingeführt zur Freiheit der Kinder Gottes, so bringen auch ihre Leiden ihnen vermehrte Herrlichkeit. Jedoch wären die vom Geschöpf durchlittenen und getragenen Leiden niemals fähig, diese vermehrte Herrlichkeit aus sich selber hervorzubringen. Nur weil die Leiden göttlichen Ursprungs sind und Christus mit Seinen Leiden gipfeln im Erdulden des schmachvollen Todes am Kreuz, des Vaters und Seine Herrlichkeit überhöhte (Phil 2:5-11), wird Er auch dem Geschöpf die erlittenen Leiden zu vermehrter Herrlichkeit werden lassen. Und im Blick auf die nie endende und weiter zunehmende Herrlichkeit sind wirklich die Leiden von Gott so kurz bemessen, dass Paulus bezüglich ihrer Dauer von einem Augenblick spricht (2Kor 4:17). Er rechnet, dass die Leiden der nunmehrigen Frist nicht wert sind dieser kommenden, überströmenden Herrlichkeit (Röm 8:18). Und diese Stellung dürfen auch wir im Glauben den Leiden gegenüber einnehmen. Das Thema von den Leiden Gottes bei der Erschaffung des Widerwirkers war zugleich eine gute Einführung in das nun Folgende:

Das Böse als Offenbarung der Liebe Gottes

Wenn diese Überschrift lauten würde: Das Böse als Offenbarung des Zornes und der Gerichte Gottes, wäre dies leider mehr verständlich. Denn die Liebe Gottes möchte man doch lieber nur mit dem Guten einhergehen sehen! Doch haben es bereits die einführenden Teile erwiesen, dass das Gute mit dem Bösen in enger Beziehung steht. Wurde nicht unser Herz mit Bewunderung und Dank gegen Gott erfüllt, da er sah, wie in Seiner Hand die Erschaffung Satans zu einer Offenbarung und Quelle Seines tiefsten Erbarmens wurde?! Wenn nun der Schöpfer schon mit dem Anfang dieses Wesens eine solche Segensquelle zu eröffnen vermochte, so ist das ein köstlicher Beweis dafür, wieviel mehr Er dessen Werke dem hohen Ziel Seiner Liebe dienstbar machen wird. Diese köstliche Tatsache wird mit den folgenden Abschnitten noch deutlicher herausgestellt werden.

Eine gründliche Erforschung über den Zweck des Bösen ist deshalb schon geboten, weil das Dasein eines Wesens wie Satan ja wirklich das größte aller bestehenden Probleme ist. Kein anderes hat solche qualvollen Fragen hervorgerufen wie dieses. Doch ist es merkwürdig, dass die Lösung, die Gott Selbst in Seinem Worte gibt, Abneigung, ja sogar Widerstand in der herausgerufenen Gemeinde erfährt. Gewiss ist es wahr, dass wir bei der Betrachtung der Laufbahn Satans in Leiden und Nöte blicken, welche das Herz auf tiefste erschüttern. So manche Kinder Gottes vermögen daher nicht, in diesem Geschehen Gottes Hand walten zu sehen. Aber durch tiefere Erkenntnis des göttlichen Willens kann man auch in dieser scheinbar undurchdringlichen Frage den befreienden Ein- und Durchblick gewinnen.

Es ist notwendig, dass die Enthüllungen der Schrift über Gottes Grundsätze, Gedanken und Absichten, die Ihn bei der Erschaffung Satans leiteten, aufs sorgfältigste erforscht werden. In dem sich daraus ergebenden Licht werden Satan und sein Werk sowohl in dem Vor- wie auch in dem End-Sieg der Liebe Gottes geschaut, und ihre Heilszwecke werden erkennbar. Nur so werden auch die Herzen beim Anschauen all seiner bösen Taten, anstatt von quälenden Gedanken, mit der befreienden Erkenntnis erfüllt, dass Gott Sich gerade auf diesem Wege Seiner Schöpfung in Seiner ganzen Liebe offenbaren und Sich ihr schenken konnte.

Ist daher der Anfang Satans lichtvoll so wird es auch sein Abschluss sein und zur Volloffenbarung der Liebe Gottes wesentlich mithelfen. Das ist aber nur möglich, weil durch Ihn das Böse und infolge dessen die Leiden in die Schöpfung eindrangen, wodurch Gott Sein liebe erfülltes Herz offenbaren konnte!

Satan und das Kreuz Christi

Schon bei der Erschaffung Satans durch die dabei leidende Hand Gottes, wurde das Kreuz sichtbar. Es steht mit dem Ursprung dieses Geschöpfes im aller engsten Zusammenhang. Von Satans Erschaffung an, bahnt sich der Weg Christi bis auf den Hügel Golgatha und von dort aus mündend in die Aussöhnung des Alls. Das sind die zwei großen Etappen des Heilsplanes Gottes, von denen der Tod des Sohnes Gottes den Mittel- und Zentral-Punkt bildet. Im Kreuz Christi liegt daher die restlose und vollkommene Beantwortung der Frage nach dem Zweck und Ziel des Bösen. Ohne Satan hätten wir kein Kreuz und ohne das Kreuz wäre uns Gottes Liebe im tiefsten Wesen verborgen geblieben. Er wäre Seinen Geschöpfen ohne diese Opfertat nur als Schöpfer bekannt geworden, nicht aber als Vater. Und wenn Er uns auch Seiner Liebe versichert hätte, so wäre sie uns, ohne die Erfahrung der rettenden Macht, im Grunde unverständlich geblieben und hätte unsere Herzen teilnahmslos und ohne Trieb zu einer innigen Hingabe an Ihn gelassen. Sein Herz aber verlangt nach dieser!

Gott will nun aber Seinen Geschöpfen mehr sein als nur Schöpfer. Um dies zu erreichen, bedarf es einer Tat Seiner Liebe. Eine solche kann sich aber nur durch Opfer kundtun und dafür muss eine Notwendigkeit vorliegen. Weil Gottes Liebe unergründlich tief ist, benötigt Er für ihre Volloffenbarung auch das größte Opfer. Dies konnte nur die Dahingabe Seines einzig gezeugten und geliebten Sohnes sein! Hätte Er Ihn aber vor den Augen einer Schöpfung, die wie Adam und Eva im Paradies keiner Rettung und Aussöhnung bedurfte, einen schmach- und qualvollen Tod sterben lassen, so wären Seine Geschöpfe entsetzt gewesen ob einer solchen Handlung, die ihnen wie eine sinn- und herzlose Tyrannei erschienen wäre und sie wären, statt mit Liebe und Dank, mit Panik und Furcht erfüllt worden.

Hier enthüllt sich nun Satans Aufgabe als eines Heilswerkzeuges: Er musste für Gottes Heilswerk die nötige Vorbedingung schaffen und die Schöpfung in den Zustand des Verlorenseins bringen, indem sie in der Gottferne schmachtete, seufzte und der Rettung bedurfte. Das wiederum eröffnete dem Sohn Gottes den Weg, Seine göttliche Berufung auszuführen, hinabzusteigen in die Not und die Leiden des Geschöpfes, um dessen von Gott trennende Sünden zu tilgen und ihm damit den Beweis Seiner machtvollen, rettenden Liebe zu geben.

Bei diesen Vorgängen müssen wir auch die rechte Reihenfolge beachten. Es war nicht so, dass der Sohn erst nach Eintritt der Sünde als Opferlamm bestimmt wurde, um aus dieser "Katastrophe" noch zu retten, was sich retten ließe, sondern umgekehrt. Vor dem Niederwurf der Welt, vor Eintritt der Sünde, hatte Gott Seinen Sohn als fleckenloses Lamm erkannt (1Petr 1:19-20). Damit Er aber als solches geopfert werden konnte, musste Sünde da sein, die zu tilgen war.

Wir müssen bedenken: Adam fehlte das Vermögen und die Voraussetzungen, Gottes Ziel - Ihn liebende Geschöpfe um Sich zu haben - zu erfüllen. Selbst wenn er gehorsam und das führende Haupt der Menschheit geblieben wäre, hätte er nicht vermocht, seine Nachkommen in den hohen Stand vollkommener Glückseligkeit zu erheben. Das kann nur Christus kraft Seines Todes und Seiner Auferstehung. Gott hätte also nie vermocht, Sich durch Adams Gehorsam in so vollkommener und überströmender Liebe Seinen Geschöpfen zu offenbaren, wie Er es durch seinen Ungehorsam und die Kränkung des Herzens Gottes tun konnte.

Das Kreuz als Baum des Guten und Bösen

Das wirklich Gute hätte das Geschöpf ohne die Erfahrung des Bösen nie kennengelernt. Gott machte dies schon im Paradies kund durch die Vereinigung der Erkenntnis des Guten und Bösen in e i n e m Baum. Das damit enthüllte göttliche Handlungsprinzip bildet einen wichtigen Teil der Grundfeste Seines Heilsplanes (Ihm, dem Heilsprinzip) entspringen der Schöpfung die Segnungen des Kreuzes, als den Mittelpunkt des Heilsweges - doch bleibt Gott Selbst sein Ursprung.

Was der Baum in Eden lehrte, predigt noch viel gewaltiger das Kreuz des Sohnes Gottes. Was auch das Böse an Fragen und Problemen stellt, dort finden wir alle beantwortet und gelöst. Beides, das Gute und das Böse, sind in dieser Tat vereinigt. Somit ist das Kreuz, das dürre Fluchholz, der große Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, denn dort schauen wir beides in vollendetster Form. Was dort geschah ist, sowohl Satans gehässigstes Werk aller Zeiten, als auch Gottes Erweis Seiner stärksten Liebe. Von beiden Seiten waren die größten Mächte auf dem Plan: Satan mit seinem ganzen Gotteshass und Christus in der Macht seiner alles überwindenden Liebe!

Hier fiel die endgültige Entscheidung in dem gewaltigen Kampf Satans gegen Gott. Wer siegte? War es Satan gelungen, die ihm so verhasste Gottesliebe unter so schwerer Belastung zu ersticken? Auf dem Hintergrund tiefster Feindschaft erstrahlte in Christus die Liebe Gottes in ihrer größten Macht und überwand das Böse. Von dort hat sie siegend ihren Weg in die Welt angetreten. Noch sind es nur Erstlinge, die Christus als von dieser Liebe Überwundene dem Vater zu Füßen legt. Doch am Abschluss der Äonen wird der Sohn dieses hohe Ziel mit allen Geschöpfen erreicht haben. Dann wird Gott nicht nur Schöpfer aller, sondern auch Vater aller sein. Und sie werden Ihm in so hingebender Liebe angehören, wie es die ersten Menschen und ihre Nachkommen ohne den Eintritt des Bösen nie gekonnt hätten. So wird in Gottes Hand das Böse zu einem gesegneten Mittel, das Ihm den größten Gewinn und Seinen Geschöpfen die tiefste Glückseligkeit einbringen wird.

Wir sehen, sobald man die ganze Angelegenheit in göttlichem Licht erschaut, hat es gar nichts Abstoßendes mehr, zu sagen, das Gute, wie auch das Böse, sei aus Gott. Natürlich ist das nicht so zu verstehen, als ob das Böse so in Gott gewesen wäre, wie es sich heute in der Welt auswirkt. Nur als Vorsatz und Plan, als Heilsgedanke, befand es sich in Gottes Herzen. Erst als Satan erschaffen war und sich mit seinem Widerstand gegen Gott stellte, wurde das Böse in die Welt gesetzt. Durch die Erkenntnis dieser Wahrheit wird uns bewusst, wie Gott verunehrend die Auffassung ist, Satan hätte gegen den Willen Gottes das Böse ins Dasein gerufen; Gott damit den größten Verlust und der Schöpfung Leiden ohne Sinn und Zweck zufügend.

Das Böse als Offenbarung der Weisheit Gottes

Zugleich mit Seiner Liebe offenbart Gott durch die aktive Feindschaft Satans auch Seine mannigfaltige Weisheit. Auch diese Offenbarung verlangt den dunklen Hintergrund des hasserfüllten Vorgehens eines äußerst widerspenstigen Feindes. So merkwürdig dies zunächst auch aussehen mag, Gott bereitet Sich auch auf diesem Wege große Verherrlichung von Seiten Seiner Geschöpfe zu.

Wir können uns kaum ausdenken, wie wenig wir von Gottes Weisheit wüssten, wenn Ihm und Seiner Sache nie Widerstand begegnet wäre. Würden wir dann in der Herrlichkeit einen Blick rückwärts über alles, ohne Einfluss des Bösen, Geschehene richten, so sähen wir die Entwicklung des göttlichen Ratschlusses sich wie einen ruhig dahinfließenden Strom abspielen, dem sich nie ein von Gott zu überwundenes Hindernis entgegengestellt hätte. Wie eintönig und wenig lehrreich würde dies sein!

Gewiss würde uns dann die Frage aufsteigen, wie wohl Gottes Plan verlaufen wäre angesichts eines ernsthaften Widerstandes, und ob Gott einen solchen hätte meistern können, ohne dass Ihm und Seinen Geschöpfen dabei Schaden entstanden wäre. Aber für den guten Ausgang einer solchen Krise würde uns der gewisse, überzeugende Beweis fehlen. Nun besteht aber ein solches Hindernis durch ein widerspenstiges Geschöpf. Wenn nun Satan diesen Widerstand gegen Gottes Willen aus sich erzeugt hätte, so bliebe im Prinzip die Möglichkeit offen, dass sich später in Gottes Schöpfung solche Aufstände gegen Ihn wiederholen könnten und diese Gefahr auch in der Unendlichkeit stets weiter bestände. Das könnte unser Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit sehr beeinträchtigen; wir könnten Gott nicht vollkommene Ehre und Bewunderung zollen und Ihm keinen anbetenden Lobpreis für Seine Weisheit darbringen.

In Gottes Vornehmen befindet sich jedoch keine solche bedenkliche Lücke. In der Tat lag es auch gar nicht in Seiner Absicht, Seinen Heilsplan hindernislos verlaufen zu lassen. Die Notwendigkeit einer Gegnerschaft als Mittel für die Offenbarung Seiner Weisheit und Liebe erfüllte Gottes Herz schon vor der Erschaffung des Alls, sonst hätte Er ja keinen Widerwirker erschaffen. Der Gedanke eines sich Ihm entgegenstellenden Hindernisses hat also seinen Ursprung in Gott Selbst.

Wenn wir die in der Heiligen Schrift geschilderten Begebenheiten in Betracht ziehen, bei welchen Gott in Seiner Allmacht ohne weiteres jeden Widerstand zerbrach, wie bei Sanherib (2Kö 19:35-36), Nebukadnezar (Dan 4:28 ff) u. a., so ist damit ja bewiesen, dass Er auch Satans Widerstand sofort hätte zunichte machen können. Er brauchte auf die Bindung Satans nicht bis zum Beginn des tausendjährigen Königreiches zu warten (Offb 20:2) - damit dieser die Menschen nicht mehr irreführen könne - sondern Er hätte diese schon vor Erschaffung der Menschen anordnen können. Damit wäre die gesamte Menschheit vor den üblen Folgen des Ungehorsams ihrer Stammeltern geblieben. Nicht also handelte der Allmächtige, noch trat Er im Garten Eden dazwischen! Vielmehr erbringt Er den Beweis, dass Er es so haben wollte, weil es Seinem verborgenen Beschluss völlig entsprach. Ein sofortiges Niederschlagen von Widerstand wäre wohl eine Offenbarung der Kraft Gottes gewesen, aber nicht eine Offenbarung Seiner mannigfaltigen Weisheit.

Gott wirkt durch Widerstand

Dass Gott Widerstand benötigt und bewirkt, weil Er ihn zur Offenbarung Seiner mannigfaltigen Weisheit braucht, lehrt Er uns schon in Seiner stofflichen Schöpfung. Er bewirkt den Lauf der unzählbaren Gestirne nicht nur durch gewaltige Schwung- und Fliehkräfte, sondern hält sie mit ebenso gewaltigen Anziehungskräften auf ihren Bahnen. Durch dieses Gesetz der gegensätzlich wirkenden Kräfte bewirkt also Gott den wunderbaren Gang des Alls. Durch Beobachtung und Kenntnis der sogenannten Naturgesetze vermag auch der Mensch Ähnliches zu tun. Er versteht es, unerwünschten Widerstand zu überwinden, ja sogar zu seinem Vorteil zu gebrauchen. Ein Beispiel dafür ist ein Segelschiff in starkem Gegenwind.

Der erfahrene Steuermann versteht es, Segel und Ruder so einzusetzen, dass gerade die vereinten Kräfte des Gegenwindes, der Strömung und der Wellen, das Schiff trotzdem vorwärts treiben, anstatt es völlig aufzuhalten. Auch vermögen die widrigen Elemente nicht den kundigen Schiffer von seinem Kurs abzubringen, sondern - vom Steuermann dienstbar gemacht - müssen sie ihm vielmehr dienen zur Erreichung seines vorgesteckten Zieles.

An diesem Beispiel sehen wir den Menschen beim sieghaften Überwinden eines ihm an sich unerwünschten Widerstandes. Darüber hinaus gibt es Fälle, wo Widerstand nicht mehr als störend empfunden wird, sondern vielmehr erwünscht ist, ja sogar bewusst erzeugt wird, als unentbehrliche Voraussetzung, um vermehrte Leistung zu erreichen. Die Nutzanwendung dieser Erkenntnis finden wir im Reich der Technik. Zum Beispiel geben die Verbrennungsmotoren in Kraftfahrzeugen und Diesellokomotiven ihre Leistung nur gegen Widerstand ab. Durch Zusammenpressung (Kompression) der Treibgase wird der Wirkungsgrad der Maschine noch zusätzlich erhöht. Ebenso wird die durch Erhitzung und Zusammenpressung (Verdichtung) entstehende Kraft in der Gegendruck-Dampfmaschine ausgewertet. Entscheidend zur Erreichung der erstrebten Wirkung im ganzen Ausmaß sind folglich der Widerstand und die Größe des vorausgegangenen Gegendrucks.

Diese von den Menschen in der Technik angewandte Prinzip ähnelt sehr dem geistlichen, göttlichen und spiegelt so klar Gottes Weisheit wider, dass es nicht eine Erfindung der Menschen sein kann. Vielmehr legt Gott Seine Prinzipien in den Geist des Menschen. So konnte auch die Stiftshütte nur durch göttliche Begabungen angefertigt werden. Gott zeigte Mose auf dem Berge deren Muster und das der Geräte (2Mo 25:40) und legte Seine Weisheit in den Geist der beiden Hauptwerker, um Künstliches zu ersinnen (erfinden) und um alles nach dem von Gott gezeigten Muster anfertigen zu können (2Mo 31:1-6). Auch die Kleider Aarons wurden auf ähnliche Weise hergestellt (2Mo 28:3).

Kraft gegen Kraft

Mit diesem Prinzip gibt uns Gott Elementarunterricht für das Erfassen der großen Wahrheit, dass Er für die Hinausführung Seines Ratschlusses Widerstand benötigt, den Er bewirkt und ins Werk setzt.

Und in der Tat, wenn uns so deutlich die Nutzanwendung von Gegenkräften in den Gestirnen und sogar im Menschenleben vorgeführt werden, so ist es doch einleuchtend, dass Gott auch auf dem geistlichen Gebiet dieses Prinzip in Anwendung bringt. Auch in diesem Fall ist das Stoffliche ein Gleichnis für das Geistliche.

Doch in letzterem genügt unserem Gott für die Hinausführung Seines weisheitsvollen Liebesrates als Widerstand nicht eine vernunftlose Kraft, welche Ihm und Seinen Werken ohne böse Absicht widerstrebt. Das wäre keine Offenbarung Seiner Weisheit und Liebe, sondern nur Seiner Kraft. Um Seine Absicht auszuführen, muss der Widerstand in bewusster Auflehnung und in hasserfüllter Feindschaft bestehen, gestützt auf einen ebenso fanatischen wie raffinierten Willen, der mit ausgeklügelter List versucht, alles was Gott schafft, Ihm zu entreißen und für Ihn unbrauchbar zu machen. Für die Ausübung einer solchen aktiven Feindschaft gegen Gott konnte nur ein von Ihm mit Vernunft begabtes Wesen infrage kommen. Aber welches Seiner Geschöpfe könnte und würde sich unterstehen, eine solch gewaltige Aufgabe jahrtausendelang in Gottes All durchzuführen? Und wenn schon einem derselben dieser gigantische Plan in den Sinn gekommen wäre, so hätte es nie in sich selbst die Kraft gehabt, einen solchen Kampf gegen Gott zu führen und Ihm und Seinen Werken einen so langen Widerstand entgegenzusetzen. Und hätte dies tatsächlich doch ein Geschöpf jener Urzeit übernommen, so wäre es schon bald erschöpft und ob der vielen Niederlagen entmutigt worden, und wir hätten schon längst eine Zeit, in der es keinen zähen und andauernden Widerwirker Gottes mehr gäbe.

Deshalb genügte Gott nicht nur der Vorsatz, Sich einen Widerstand zu schaffen. Er musste denselben auf ganz besondere Weise von Anfang an ins Werk setzen. Und so hat Er Sich einen von Ihm außerordentlich begabten und ausgerüsteten Anführer dieser übermenschlich großen Aufgabe geschaffen: Satan, den Widerwirker Gottes. Gleich bei seiner Erschaffung hat Er ihm einen derart kraftvollen Widerstandsgeist eingegeben, dass dieser ihn in äonenlanger Auflehnung und Feindschaft gegen Gott und dessen Werke verharren lässt.

Widerspenstig

"Widerspenstig" heißt im Griechischen, wörtlich übersetzt, "unfügend". Mit diesem Eigenschaftswort ist Satans Veranlagung umfassend ausgedrückt. Nicht einer einzigen göttlichen Verordnung kann er sich fügen, sondern er muss sich widerspenstig gegen alle stemmen, so dass kein einziges Werk Gottes von seiner Bekämpfung verschont bleibt. Dabei stehen ihm List und Verschlagenheit, Verstellung und Lüge so reichlich zur Verfügung, dass er in unermüdlicher Ausdauer jedes Werk Gottes unter eine übermenschlich schwere Belastung stellt.

Nun ist Widerstand an sich neutral. Erst die Sache, gegen die der Widerstrebende sich stellt, erlaubt eine moralische Bewertung. Widerstand gegen das Böse ist gut. Gegen das Gute gewandt, wird es zu etwas Bösem. Gerade das ist bei Satans Vorgehen der Fall, denn er stellt sich gegen Gott Selbst. Deshalb war die Erschaffung dieses Geschöpfes als eines Widerwirkers an sich noch nicht die Erzeugung des Bösen.

Wiederholen wir die gegebene Erklärung: Wenn schon aufgrund von Röm 11:36 hervorgehoben wird, dass auch der Widerwirker aus Gott ist, so heißt das keineswegs, dass das Böse, wie es in Gottes Schöpfung vorhanden und wirksam ist, in dieser Form in Gott war. Nur der Vorsatz Seines Willens, Sich ein Geisteswesen als Seinen Widerwirker zu schaffen, bestand in Gott, und erst als dasselbe erschaffen war und zur Aktion gegen Gott schritt, trat das Böse in Erscheinung. Hierzu gibt der Herr ein klärendes Wort. Er sagt (Joh 8:44) "Wenn er (der Widerwirker) die Lüge spricht, so spricht er aus dem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater (also der Erzeuger) derselben".

Wir können zwei Weisen unterscheiden, nach welchen Gott den Widerstand Satans zur Offenbarung Seiner Weisheit und Liebe benützt.

Die erste: Erprobung der göttlichen Werke durch Widerstand und die zweite: Erreichung von Gottes höchsten Liebeszielen durch Widerstand.

Erprobung der göttlichen Werke

Die erste Art ist nun wieder ein Grundsatz, welchen auch die Menschen unter sich anwenden. Sie unterziehen ihre Werke allerlei Prüfungen und Erprobungen. Je bedeutungsvoller die Objekte sind, desto schwerer ist die Erprobung, z. B. die Über-Normalbelastung neuer Brücken, Erprobung von Flugzeugen, bevor sie dem Verkehr übergeben werden usw. Und welche Anzahl von Prüfungen haben Kandidaten der höheren Berufe zu bestehen, bevor sie zur Praxis zugelassen werden.

Auch diese Einrichtung ist göttlichen Ursprungs. Bevor eine Menschheit existierte, hat Gott Seine Schöpfung durch einen eigens dafür ausgerüsteten Starken und Gewaltigen unter schwerste Belastung gestellt. Er Selbst hat es nicht nötig, Sich auf diese Weise ihrer Tragkraft zu versichern. Diesen Vorsatz fasst Er vielmehr Seiner Geschöpfe wegen, um ihnen den mannigfaltig weisheitsvollen Aufbau Seiner Schöpfung zur Schau zu stellen und sie der Erreichung ihres Endzieles, einer bleibenden Neuschöpfung, zu versichern.

Satan hat als Erprober der Werke Gottes bereits gute Arbeit für Ihn geleistet. Obwohl die Entwicklung des göttlichen Willens, der Errettung und Aussöhnung des Alls, noch längst nicht zum Abschluss gekommen ist, haben wir doch schon heute Beispiele genug, wie Seiner Hände Werk diese Belastungen je und je bestanden und überstanden haben.

Nehmen wir Israel. Mit großem Hass versuchte der Widerwirker das Gottesvolk auszurotten! Und doch hat es die so lange anhaltenden Schläge alle bis heute überstanden und wird auch die schwersten in der kommenden Drangsal, der großen, überstehen. Jedes andere Volk wäre unter solcher Belastung im Völkermeer vollständig und für immer untergegangen. Die Juden nicht. Sie sind das Rätsel der weltlichen Geschichtsforscher.

Und heute ist Israel wieder da, auferstanden aus dem Völkermeer als neuer Staat. Damit ist bereits etwas von der Unzerstörbarkeit dieses Volkes offenbar geworden; weil es von Gott für eine zukünftige Aufgabe - als Segensträger für die Nationen im kommenden irdischen Königreich Seines Gesalbten - erhalten bleibt. Auf dieses hin wird Israel allerdings auch noch eine geistliche Auferstehung durch Gottes Geist erleben (Röm 11:15).

Und die herausgerufene Gemeinde Christi! Mit welcher Wucht suchte sie der Feind doch gleich nach ihrer Gründung zu vernichten! Durch Verfolgungen und Leiden ohne Zahl ging auch sie durch die Jahrhunderte hindurch. Aber ihr Fortbestand konnte nie unterbrochen werden und sie steht heute noch immer da, wenn auch schwere Kampfnarben tragend. Auch dieses Tatwerk (Eph 2:10) Gottes hat die Prüfung seines Daseins unter schwerster Belastung und Erprobung bestanden.

Aber nun durfte Satan sogar den Sohn Gottes in der Versuchung erproben, denn "versuchen" hat den Sinn "auf die Probe stellen". Damit rückte er aber ungewollt Christi Sündlosigkeit und Gehorsam ins hellste Licht!

Zugleich als Erprober der Werke Gottes waltete Satan, nach göttlichem Willen, auch noch des Amtes eines Gerichtsvollstreckers. Indem Gott Sein Volk Israel für sehr lange Zeit als festes Staatsgebilde auflöste und über die ganze Wohnerde zerstreute, hat Satan mit diesen Schlägen, zu deren Ausführung er die verführten Nationen benutzte, Gottes Gerichtsprophezeiungen an Israel erfüllt.

Auch in der herausgerufenen Gemeinde Christi hat der Widerwirker nach Pauli Aussagen (1Kor 5:4-5 und 1Tim 1:20) eine solche Funktion zu verrichten. Gott stellt also Seine Weisheit zur Schau, indem Er Satan in seinem Zerstörungswahn für Seine Gerichtszwecke gebraucht.

Gottes höchste Liebesziele

Ja, Satans Widerstand und Feindschaft sind Mittel in Gottes Hand zur Erreichung Seiner höchsten Liebesziele. So hat der Widerwirker durch die völlige Verderbnis, in welche er Israel stürzte, es in den Stand versetzt, Christus als Opfer zur Aussöhnung des Alls (Kol 1:20) an das Kreuz zu bringen.

Und als der Widerwirker Israel nach Pfingsten für das irdische Königreich untauglich machte und Gott dasselbe beiseite stellte, hat Satan - und dies auch wieder nach Gottes Willen - ganz offensichtlich den Weg freigelegt für die Bildung eines viel gewaltigeren, nun das All umfassenden Heilsorganes: die herausgerufene Gemeine Christi, die da ist Sein Körper, als Segensträger für die Himmlischen. Diese Offenbarung lesen wir in den Briefen des Apostels Paulus Röm 11:11-15; Eph 2:6; Eph 3:10-11; Phil 3:20.

Hierzu bekennt Paulus ganz offen (Eph 2:1-5 und Tit 3:3-5), dass er, sowie alle Glieder der Körperschaft Christi, einst widerspenstig war. Aber Gott, der da reich ist an Erbarmen um Seiner vielen Liebe willen, mit der Er uns liebt, errettete uns aus diesem gottwidrigen Zustand. Weiter offenbart uns der Apostel durch den Geist Gottes (Röm 11:26-31), dass auch das von Satan irregeführte Israel noch Gottes Erbarmen erlangen wird. Und darauf folgt die überwältigende Enthüllung (V. 32), dass Gott alle zusammen (durch den Widerwirker) in die Widerspenstigkeit einschloss, auf dass Er Sich aller erbarme!" Ob diesem wunderbaren, einzigartigen Walten in weisheitsvoller Liebe bricht Paulus in den Lobpreis Gottes aus (Röm 11:33): "O Tiefe des Reichtums, sowohl der W e i s h e i t als auch der Erkenntnis Gottes!"

Wahrlich anbetungswürdig ist Gott ob des tiefen Reichtums Seiner Weisheit, dass Er Sich einen Widerwirker erschafft und dessen böse Taten zur Hinausführung Seines Liebeswillens benutzt!

Wille und Absicht Gottes

Paulus, erleuchtet durch Gottes Geist (Röm 9:17-19), gibt mit der Geschichte des Pharao einen besonders belehrenden Einblick in Gottes weisheitsvolles Walten. Wir werden in diese neue Offenbarung mit der Frage eingeführt: "Hat jemand Seiner (Gottes) Absicht widerstanden? (Vers 19).

Hier ist zu beachten, dass Paulus in dieser Frage nicht vom Willen Gottes, sondern von Seiner Absicht, Seinem Beschluss, spricht. Ob jemand dem Willen Gottes Widerstand entgegengebracht hat, ist nicht die Frage; denn alle haben dies schon mehr oder weniger getan. Aber in Bezug auf Gottes Absicht ist dies unmöglich. Warum diese Möglichkeit nicht besteht, und worin der Unterschied zwischen dem Willen und der Absicht Gottes liegt, erklärt Paulus mit seinem Zitat aus der Geschichte Pharaos (Röm 9:17): "Denn die Schrift sagt dem Pharao: Gerade dazu auserwecke Ich dich, damit Ich in dir zur Schau stelle Meine Kraft und damit Mein Name werde kundgemacht auf der ganzen Erde."

In jener Begebenheit liegen demnach zwei Vorsätze des göttlichen Willens. Der erste - geoffenbarte - bestand in der Aufforderung an Pharao, Israel ziehen zu lassen. Mit dieser Befreiung war aber noch ein zweiter Willensvorsatz Gottes verbunden, den Gott zuerst geheim hielt; nämlich die Schaustellung Seiner Kraft zur Bekanntmachung Seines Namens auf der gesamten Erde. Dieser zunächst verborgen gehaltene Vorsatz wird aber in der Schrift nicht "Wille Gottes" genannt, sondern "Seine Absicht" oder "Sein Beschluss". Damit nun dieser erfüllt würde, musste Pharao dem ihm geoffenbarten Willen Gottes entgegenstehen. Diese Schaustellung der Kraft Gottes verlangte aber zu ihrer Entfaltung einen Widerstand.

Mit diesem Abschnitt aus der Geschichte Pharaos gibt uns Paulus wertvolle Belehrungen. Zuerst lernen wir, was die Schrift mit dem Wort "Absicht" sagen will. Sie ist ein für kürzere oder längere Zeit dem Geschöpf verborgen gehaltener Willensvorsatz Gottes, der seine Erfüllung durch Widerstand findet, der dem geoffenbarten Willen Gottes entgegengesetzt wird. Weiter sehen wir an der Auserwählung des Pharao und an seiner Verstockung durch Gott (2Mo 4:21), dass Gott diesen Widerstand gegen Seinen geoffenbarten Willen Selbst bewirkt. (In einem späteren Heft wird diese Begebenheit noch näher ausgeführt werden.)

Vorbildlich wird uns hier gezeigt, wie Gott beim Widerstand des Pharao aus Bösem Gutes erzeugt: Das Böse durch dessen Widerstreben - und das Gute in der dadurch erreichten Kundgebung Seiner Kraft zur Verherrlichung Seines Namens. Und als Gott diesen Widerstand gebrochen hatte, erfüllte Pharao auch noch Gottes geoffenbarten Willen durch die Freigebung des Volkes.

Diese Geschichte ist im Vorbild von so gewaltigem Ausmaß, dass sich ein Hauptzug des großen göttlichen Heilsplanes darin widerspiegelt, nämlich: "Satans Wirken ist gemäß Gottes Absicht". Eindrücklich wird uns hier die Wahrheit gezeigt, dass Gott auch mit Satans Widerstand Gutes bewirkt und damit Seine Weisheit offenbart. In der Vollendung wird dann auch alles von Satan bewirkte Böse durch Gottes Weisheit in lauter Segen und Freude umgewandelt sein, aus denen für immer Gottes Liebe und Weisheit heraus strahlt, zu Seinem Lobpreise.

Gottes Endziel mit Satan

Und nun bleibt noch die Frage offen, wie es denn um Satan selbst stehen wird, wenn die Schöpfung von lauter Licht und Glückseligkeit erfüllt sein wird? Denn wie soll ein solch widerspenstiges Geschöpf, welches mit aller Gewalt dem auch ihm von Gott bestimmten Ziel widerstrebt, in dieses hineingebracht werden? In der Beantwortung dieser Frage finden wir noch eine weitere und tief beeindruckende Weisheit. Satan wird am Ende der Äonen nicht nur in die Aussöhnung des Alls (Kol 1:20) mit eingeschlossen sein, sondern er bewegt sich seit seiner Erschaffung auf dieses Ziel hin.

Wie dies möglich ist, kann uns ein Naturgesetz andeuten. Die Wissenschaft erkennt in der Physik das Gesetz des Beharrungsvermögens, welche Gott in die Natur gelegt hat. Ein in Bewegung gesetzter Gegenstand hat im freien Raum das Bestreben, stets in der ihm gegebenen Richtung auf ein bestimmtes Ziel hinzueilen, ohne nach rechts oder links von seiner Bahn abzuweichen.

Dies wiederum ist nur ein Abbild eines ganz großen Gesetzes, welches Gott in die Schöpfung gelegt hat. Es ist die Vorwärtsbewegung, die Er dem All gab: von Sich aus wieder zu Sich hin. "Das All" ist ja nicht nur "aus" und "durch" Gott (Röm 11:36), sondern auch "zu Gott", wörtlich sogar "hinein in Gott". Das ist die Richtung, in welcher es sich vorwärts bewegt. Aber es ist ja nicht nur aus Gott, sondern in seiner Herkunft auch aus dem Sohn, da nach Kol 1:16 das All in Ihm und zu Ihm hin erschaffen ist. Von hier aus gesehen führt sein Weg aus der Gottferne zuerst wieder zurück "zum Sohn" und durch den Sohn zu Gott, dem Vater.

Wenn nun schon in der sichtbaren Schöpfung, auf der niedrigen Stufe physischer Kraft, sich das Gesetz des Beharrungsvermögens auswirkt, um wieviel mehr bewegt sich das All auf Gott zu. Diesem Urgesetz ist auch der Widerwirker unterstellt. Gerade sein fanatischer Widerstand hält ihn umso sicherer auf dem ihm von Gott gewiesenen Kurs. Mit seinem gewaltsamen Bestreben, sich immer mehr von Gott zu entfernen und zu lösen, steuert er dennoch mit dem gesamten All hin zu dem Sohn und hinein in Gott. So unmöglich es den Menschen ist, dem Lauf der Erde eine Richtung weg von der Sonne zu geben, so wenig vermag Satan an dieser ihm gegebenen Bewegung auf Gott zu etwas zu ändern. Soviel Bewegungsfreiheit ihm Gott auch gegeben hat, ihm sind Grenzen gesetzt. Er ist im Widerstand gegen Gott, doch auf dem Weg zu Gott! Wie anbetungswürdig ist doch Gott in Seiner Weisheit und Liebe! Wird man doch gedrängt, mit Paulus in den jubilierenden Lobpreis Gottes einzustimmen: "O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes". Wie unausforschlich sind Seine Urteile und unausspürbar Seine Wege! Denn wer erkannte den Sinn des Herrn, oder wer ward Sein Ratgeber? Oder wer gibt Ihm etwas zuerst und es wird ihm vergolten werden? Denn aus Ihm und durch Ihn und hinein in Ihn ist das All. Ihm sei die Herrlichkeit hinein in die Äonen der Äonen!" Amen! (Röm 11:33-36).

Das sind Wahrheiten, die als Erkenntnisgut zum größten Teil der herausgerufenen Gemeinde verloren gegangen sind. Wer sie am meisten hasst, ist Satan selbst. Die Schriftlehre, dass er nach Röm 11:36 auch durch und auf dem Weg hinein in Gott sei, verträgt er nicht. Denn damit wird ihm jede Selbstständigkeit abgesprochen. Was für eine Genugtuung muss ihn erfüllen, wenn aber Gläubige lehren, er sei eigenmächtig von der ihm von Gott gegebenen Richtung abgewichen, habe sich selbstständig gemacht und könne von Gott nie wieder in sein Ursprungsverhältnis zurückgebracht werden.

Wie befreiend ist aber die Erkenntnis, dass gerade dieses Geschöpf durch seine bösen Taten mitwirkt zur Offenbarung der Liebe und Weisheit Gottes. Für ein sieghaftes Glaubensleben ist diese Erkenntnis unerlässlich. Viele Gläubige, die es ohne diese unternommen haben, in die schier endlos scheinenden und entsetzlichen, von Satan in der Schöpfung bewirkten Leiden ohne Zahl zu schauen, mögen ob dieses "dunklen Rätsels" fast zur Verzweiflung gekommen sein. Einfach, weil ihnen das göttliche Licht fehlte, um die Auflösung alles Bösen in Gutes zu erkennen. Wer eben in Satan ein eigenmächtig von Gott getrenntes und dem Beschluss Gottes unkontrollierbar entgegenwirkendes Geschöpf sieht, muss ganz zwangsläufig in schwere, das Glaubensleben lähmende Anfechtungen geraten. Aber gewappnet mit der wahren Erkenntnis über ihn vermögen wir im Frieden Gottes den weiteren Verlauf der Menschheitsgeschichte zu verfolgen, weil wir in ihr, über allem satanischen Dunkel, das siegende Licht göttlicher Liebe leuchten sehen!

Eh' die Welten Er gegründet, stand Ihm fest Sein Liebesrat,
und Er hat es uns verkündet, was Er dort beschlossen hat.
Eher fällt der Himmel ein, eh' Sein Rat kann fraglich sein.
Ja es muss Ihm alles dienen, auch des Feindes Widerspiel.
Das zeigt schon das Kreuzversühnen, wie des Teufels Macht zerfiel.
Hier ist Weisheit ohne Grund mit der Liebe Macht im Bund.
Herrlich wird Sein Rat auch enden in der Fülle aller Zeit.
Alles Unheil wird Er wenden, allen Jammer, alles Leid.
Gottes Liebe wanket nicht, Er führt aus, was Er verspricht.

Lied 9 "Der feste Rat Gottes" aus "Schlichte Lieder" von C. Czerwinski
zu beziehen durch Konkordanter Verlag, Pforzheim.

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1. Satans Anfangs-Werke (Heft 2)