Das Fleisch

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Vom würdigen Wandel in der Körperschaft Christi
aus der Reihe „Christi unausspürbarer Reichtum“
von G. Groß 1987

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß
Als Schrift leider vergriffen.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Von würdigen Wandel in der Körperschaft Christi

1. Teil

b) Das Fleisch

Die Aufgabe des Fleisches

Wenn wir uns nun von dem Wissen her leiten lassen, dass Gott uns den fleischlichen Körper, den Körper des Todes, gab, um uns darin Finsternis und Gottesferne erleben zu lassen, so können wir leicht erkennen, dass unser Körper folglich eine ganz bestimmte Aufgabe an uns zu erfüllen hat.

Um nun diese Aufgabe auch voll und ganz erfüllen zu können, kann und darf sich dieser Körper nicht verändern; er muss in der (für uns vorerst noch leidvollen) alten Funktion erhalten bleiben.

Gottes Urteil über das Fleisch

Während unser Geist und unsere Seele heute schon lebendig gemacht bzw. erweckt wurden (als hinter uns liegende Tatsache) und wir uns im Glauben als Niedergesetzte in den Überhimmeln betrachten dürfen (Eph 1 u. 2), hat allein unser Körper eine zukünftige Erwartung. In Phil 3:21 spricht Paulus deshalb in Hinblick auf die Umwandlung unseres "Körpers der Erniedrigung" in der Zukunftsform.

Hören wir nun weiter eine Auswahl göttlicher Urteile über das Fleisch:

Bezeichnungen sein Wesen
a) Das Fleisch: Es wohnt nichts Gutes in ihm (Röm 7:18)
Es kann Gott nicht gefallen (Röm 8:8)
Es nützt überhaupt nichts (Joh 6:63)
Es ist in Feindschaft gegen Gott (Röm 8:7)
b) der seelische Mensch: vernimmt nichts von der Tiefe des Geistes Gottes (1Kor 2:14).
c) die alte Menschheit: bringt sich durch verführerische Begierden selbst ins Verderben (Eph 4:22).
d) der äußere Mensch: er verdirbt (2Kor 4:16).


Ein wichtiger Lehrsatz

Nachdem uns durch die genannten Schriftstellen ein vernichtendes Urteil über den fleischlichen Menschen ausgestellt wurde, ist es als Schlussbetrachtung dieses Abschnittes von Wichtigkeit, das Ende dieses fleischlichen Menschen zu erkennen. Auch hier soll uns das Wort Gottes führen und leiten:

"Denn Erdreich bist du, und zum Erdreich kehrst du zurück" (1Mo 3:19).

"Denn ebenso, wie in Adam alle sterben...." (1Kor 15:22)

"Denn die Gesinnung des Fleisches ist der Tod" (Röm 8:6)

"Der Sold der Sünde ist Tod" (Röm 6:23)

Diese vier Stellen geben uns eine klare Antwort. Das göttliche Urteil über den adamitischen Körper lautet: Zum Tode bestimmt!

Dieses Urteil steht über jedem Menschen (da ja jeder Mensch aus Adam ist), gleich welchen Standes oder Gesinnung er ist. Für uns ergibt sich daraus nun ein äußerst wichtiger Lehrsatz, der eine ganz entscheidende Bedeutung im Blick auf unseren Wandel hat:

Das Fleisch kann nie und nimmer geändert werden! Sein Ende ist immer der Tod!

Alle Versuche unsererseits, diesen alten Menschen zu bessern oder gar zu ändern, müssen fehlschlagen. Alles Mühen, das Fleisch zu einem frommen Wandel zu führen, ist nichts nütze. Es ist gegen jegliche Logik, wenn ich aus etwas, in dem nichts Gutes wohnt, Gutes holen möchte. Nur Tod kann diesen gottfeindlichen und verderbten Zustand beenden.

Gnade

Ein fast vergessenes Wort

Wir kehren zurück zu dem Aufschrei Pauli: "Ich elender Mensch, was wird mich bergen aus dem Körper dieses Todes?" (Röm 7:24). Bezeichnenderweise lautet die Wort-für-Wort-Übersetzung dieser Stelle aus dem Urtext hier: "Elender Ich Mensch" und führt uns damit ganz an die empfindlichste Stelle, die das Hauptübel darstellt: Unser "Ich"!

Aber nun entdecken wir noch etwas Köstliches in den Worten des Urtextes, wallender in den meisten herkömmlichen Bibeln entweder völlig sinnentfremdet oder überhaupt ganz weggelassen wurde. Es ist nur ein Wort und beinhaltet doch die ganze Antwort auf die Frage Pauli: "Was wird mich...? Es lautet: "Gnade"!

Hier finden wir ein Wort wieder, das uns schon in den voräonischen Zeiten als herrliche Gabe Gottes aufgeleuchtet ist. Und wie gar köstlich sehen wir seine Wirkung an dem verzweifelt mit sich ringenden Paulus.

Eine tragende Säule

Aller Kampf und Verzweiflung verstummt durch dies eine Wörtlein "Gnade", ja noch mehr: Nachdem Paulus diese Gnade erkennen durfte, stieg unmittelbar darauf ein heißes Dankgebet empor zum Vater: "Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn!" (Röm 7:25).

Nicht die Aufforderung, etwas zu tun oder an uns zu arbeiten, ist Gottes Antwort, sondern einfach und doch überwältigend ein Wörtchen: Gnade!

Paulus muss den Inhalt dieser Gnade schnell erkannt haben. Wie anders ist sonst der krasse Übergang von Verzweiflung einerseits zum Lobpreis andererseits zu erklären.

Diese Gnade stellt eine tragende Hauptsäule in der Botschaft Pauli dar. Wie wir im Verlauf dieser Schrift sehen werden, wird sie auch für unser neues Leben und unseren Wandel diese Trägerfunktion auf herrlichste Weise übernehmen.

Was bedeutet Gnade

Fragen wir nach dem Sinn der Bedeutung des Wortes "Gnade", dann finden wir eine vortreffliche Erklärung in der Stichwortkonkordanz der Konkordaten Übersetzung auf Seite 468: Gnade (Charts) als etwas, das Freude verursacht.

Gott möchte in Seiner unergründlichen Liebe, die Er über uns in Sünde und Tod verstrickte Geschöpfe ausgießt, Freude erwecken. Und wie groß war doch jene erste Freude in uns, als Gott mit dem Lichtglanz der Wohlbotschaft in unser Herz hineinleuchtet und all die Finsternis in uns zurückweichen musste. Diese Freude erfuhr stetige Nahrung durch zunehmende Vertrautheit mit Seinem Wort.

Wenn wir nun nochmals unser Beispiel betrachten, wo Paulus durch das Erkennen der Gnade von einem verzweifelt Rufenden in einen dankerfüllten Beter umgewandelt wurde, so sehen wir, dass Gnade auch eine Kraftwirkung entfaltet.

Gnade im Alten Testament

Auszug aus Ägypten

Wenn wir uns von dem Prinzip leiten lassen, dass Gnade etwas ist, das Freude verursacht, so erkennen wir leicht, dass auch das Alte Testament mit dieser freudespendenden Gnade ganz durchwoben ist. Aus der Fülle, die sich hier als Anschauungsobjekt anbietet, wollen wir ein Ereignis herausgreifen: Den Auszug des Volkes aus Ägypten.

Es ist für uns sehr wichtig, dass wir immer den Zusammenhang im großen Heilsplan Gottes im Auge behalten. Allzu schnell verlieren wir uns sonst in Einzelheiten, die uns, aus dem Zusammenhang gerissen, in die Irre führen können.

Hören wir also zuerst als Gesamtbild, warum Gott dieses kleine Volk überhaupt auserwählt hat und welche Ziele Er mit dessen Berufung verfolgt: "Und Jewe rufe ihm (Mose) vom Berg zu: So sollst du zum Hause Jakob sprechen und den Söhnen Israels verkündigen: Ihr habt gesehen, wie Ich mit den Ägyptern verfahren bin, als Ich euch auf Geiersflügeln trug und euch hierher zu Mir brachte. Wenn ihr nun auf Meine Stimme hören, ja hören und Meinen Bund halten werdet, dann sollt ihr unter allen Völkern Mir zum besonderen Eigentum sein; denn Mein ist die gesamte Erde. Und ihr, ihr sollt für Mich ein königliches Priestertum und eine heilige Nation werden" (2Mo 19:3-6).

Ein königliches Priestertum und eine heilige Nation, die ist also die göttliche Berufung an Israel. Leider hört man noch unter manchen Geschwistern, wir seien dieses königliche Priestertum. Man missachtet einfach, wem Gott diese Berufung zusprach, nimmt dem göttlich bestimmten Empfänger Sein Losteil weg oder spricht es ihm ab und setzt sich ganz einfach selbst in diese Berufung ein. Dies ist eine grobe Missachtung des Wortes der Wahrheit.

Zwar wissen wir aus der Geschichte, dass Israel dieser Berufung bis heute in keinster Weise nachgekommen ist. Störrisch und eigenwillig versuchte es immer wieder, in eigener Kraft und Stärke seinen Weg zu gehen. Und doch dürfen wir, wenn wir die Erfüllung dieser Berufung suchen, in völligem Vertrauen auf Sein glaubwürdiges Wort, Israel seine ihm zugesprochene Aufgabe im Tausendjahrreich erfüllen sehen. Mit welcher Hingabe wird es dann dort, zurechtgebracht durch Seine Gnade, seinem Gott dienen.

Aber noch eine andere Aussage entnehmen wir dem obigen Textwort:

Mit großem Nachdruck zeigt Gott auf, wie Er Sein Volk bis zu diesem Tag getragen hat und alles für dieses bewirkt hatte. Die Wanderung von Ägypten durch die Wüste war also ein Unterricht, den Gott Seinem Volk gab.

Was sollte nun dieses Volk lernen?

Israel in der göttlichen Schule

Es musste lernen, sich ganz Gott hinzugeben. So lesen wir in 2Mo 14:14: "Jewe wird für euch streiten, und ihr, ihr sollt stille schweigen."

Damit Gott die völlige Hingabe seines Volkes erreichen konnte, führte Er es in eine völlig hoffnungslose Lage:

a) Am Schilfmeer eine Übermacht ägyptischer Soldaten hinter sich,
b) dann die glutgetränkte Wüste, ohne Nahrung und Wasser
c) und zu allem noch der feindliche Überfall Amaleks!

Den Glaubenspfad, den Abraham 430 Jahre zuvor gegangen war, sollten jetzt auch seine Nachkommen durchwandern. Es war eine Schule des Glaubens und Vertrauens, aber auch - Gnadenzeit! Hier zeigte Jewe seinem Volk in jeder Weise, was Gnade ist. Es sollte sich Ihm ganz und gar hingeben, Ihm völlig vertrauen. Aber es sollte auch die eigene Schwachheit und sein Unvermögen erkennen.

Die Wüste

Noch ein Gedanke soll uns hier bewegen: Der Schauplatz dieser Gnadenerweisung.

Im bewegten Verlauf der bisherigen Geschichte Israels trat immer wieder das Versagen zutage, weil dieses Volk Seinem Gott nicht vertraute, sondern auf das Vermögen seines kraftlosen Fleisches baute. Nun wurde es buchstäblich in die Wüste geschickt. Hier, in dieser menschenfeindlichen Landschaft, gab es keine Ausweichmöglichkeiten. Sand, sengende Hitze und wasserlose Einöde machten jegliche Eigeninitiative zunichte, ja, sie wäre sogar zu einem tödlichen Unterfangen geworden.

Diese vollkommene Abhängigkeit von der Gnade ihres Gottes weist aber auch hin auf die spätere priesterliche Aufgabe Israels, nämlich den Dienst an den Nationenvölkern.

Das schwächste und geringste Volk unter allen Völkern hat sich Gott erwählt (5Mo 7:7). Aber wie soll gerade dieses geringste Volk den übrigen viel stärkeren Völkern dienen?

Unwillkürlich denken wir hier an Pauli Worte in 2Kor 12:9: "Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht!" Und genau dies musste Israel lernen. Was sie nie aus sich heraus vermocht hätten, nämlich in dieser erbarmungslosen Wüste zu überleben... in der Gnade Gottes wurden sie wie auf Geierflügeln hindurchgetragen, und genau in dieser Gnade werden sie dann auch später im Tausendjahrreich mustergültig ihren priesterlichen Dienst an den Nationen nachkommen.

Aber auch uns hat dieses Geschehen einiges zu sagen. Werden nicht auch wir von Gott durch solche Wüstenstrecken geführt? Sehen nicht auch wir immer wieder, von aller eigenen Kraft verlassen, weder Anfang noch Ende? Und wie herrlich dürfen wir dann Gottes Gnade auf diesen dürren Wegen erfahren!"

Gott gebraucht die Schwachheit des Fleisches, um Sich als Gott der Liebe und Barmherzigkeit zu offenbaren.

Hat Israel gelernt?

Leider muss diese Frage mit "nein" beantwortet werden. Nach all den Erfahrungen in der Wüste hätte man denken können, nun würde sich dieses Volk fortan ganz seinem Gott hingeben und sich Seiner Führung anvertrauen. Aber kaum hatten sie wieder festeren Boden unter den Füßen, wuchs auch wieder ihr altes Selbstvertrauen, schoss die eigene Kraft empor.

In dramatischer Weise zeigte sich dies am Fuße des Berges Sinai. Hier ließ Jewe durch Mose Israel Seine Erwählung und Berufung erkennen und zeigte ihm den Bund, den Er mit ihnen schließen wollte. Israel hatte nun zu wählen: Entweder wie ihr Vorvater Abraham und - eingedeckt der Lektion in der Wüste - in der Gnade Jewes zu bleiben, oder wieder in den alten Fehler zu verfallen, auf die eigene Kraft zu bauen.

Hören wir die denkwürdige Entscheidung des gesamten Volkes: "Da antwortete das ganze Volk mit einer Stimme und versichert: Alle Worte, die Jewe gesprochen hat, wollen wir tun!"

Damit war die Entscheidung gefallen; Israel verwarf die Gnade und stellte sich einmütig unter Gesetz!

Auch hierin dürfen wir wieder eine göttliche Offenbarungsstufe erkennen. Auf der unteren Stufe war es allein Israels Entscheidung. Steigen wir jedoch auf der Stufenleiter empor, so sehen wir nicht mehr den Menschen (das Volk) im Vordergrund, sondern Gottes weisheitsvolles Handeln und Walten. Denn wie sehr Gott schon vorher wusste, dass Sein Volk dieses Versprechen nie einhalten könnte, offenbarte Er Seinem Knecht Mose, als das Volk noch gar nicht das verheißene Land erreicht hatte: "...und es wird mich verlassen und meinen Bund brechen" (5Mo 31:16).

Hat Gott mit dieser Entscheidung Seine Gnade von diesem Volk abgezogen? Auch auf diese Frage können wir (diesmal mit frohem Herzen) nein sagen. Aber Israel musste nun mit dem angenommenen Gesetz - alles zu tun, was Jewe gesprochen hat - leben und sich ständig von diesem belehren lassen, wie untauglich es trotz großem Eifer ist, dieses zu halten.

Segen und Fluch

Im weiteren Verlauf der Geschichte sehen wir, wie sich diese Entscheidung auswirkte. Nach dem Bekenntnis "...wollen wir tun" empfangen sie, je nach ihrem Handeln, Segen oder Fluch.

So lesen wir in 5Mo 28:1: "Und es wird geschehen, wenn du der Stimme Jewes, deines Gottes, fleißig gehorchst, dass du darauf achtest, zu tun alle Seine Gebote, die Ich dir heute gebiete, so wird Jewe, dein Gott, dich zur höchsten über alle Nationen der Erde machen...."

Gnade in Form von Segnungen war also die unmittelbare Belohnung für ihren Gehorsam. Es besteht somit hier eine enge Beziehung zwischen Gnade und Werken.

Gegenteilig sah es dann allerdings aus, wenn Israels Eifer nachließ und sich Ungehorsam breitmacht. "Es wird aber geschehen, wenn du der Stimme Jewes, Deines Gottes, nicht gehorchst und nicht darauf achtest, zu tun alle Seine Gebote und Seine Satzungen, die Ich dir heute gebiete, so werden alle diese Flüche über dich kommen und dich treffen" (5Mo 28:15ff.)

Wollen wir drei wichtige Punkte für uns festhalten:

  1. Gnadenerweise in Form von Segnungen waren geknüpft an entsprechende Werke.
  2. Auf Ungehorsam folgte sofortige Strafe in Form von Fluch.
  3. Alle Segnungen, die Israel im Falle seines Gehorsams verheißen wurden, sind irdischer Natur (siehe 5Mo 28:1-13).

Nachdem wir nun wichtige Grundsätze dieser Gnade im Alten Testament anhand Israels Auszug aus Ägypten festgestellt haben, dürfen wir uns einer Gnade nähern, die uns auf eine weit höhere Stufe führt und die uns Paulus in seinen Briefen offenlegt.

Lies weiter:
c) Gnade in den Paulusbriefen