Abrahams letzter Lebensabschnitt

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Abschrift des Heftes:
Abraham, der erste Auserwählte - Band III
Abrahams Weg zur Glaubenshöhe

aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum“
von M. Jaegle und Mitarbeitern (1987)

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Inhaltsverzeichnis

Abraham, der erste Auserwählte

Band III

9. Abrahams letzter Lebensabschnitt

Saras Tod und Abrahams Grabkauf

Nachdem Abraham mit der Opferung Isaaks den Höhepunkt in seinem Pilgerleben erreicht hatte, könnte man meinen, dass nun sein Leben anfängt ereignislos zu werden. Doch dem ist nicht so. Im Gegenteil, er vollbringt nicht nur Gott wohlgefällige Handlungen, sondern erneut wird ihm eine außergewöhnliche Gnade von Gott zuteil.

Das erste Ereignis nach Isaaks Opferung war Saras Tod, der uns in 1Mo 23 mitgeteilt wird. Zu jener Zeit wohnte Abraham im Gebiet der Hethiter. An diesen Volksstamm trat nun Abraham mit der Bitte heran, ihm ein Grab für Sara zu geben. Die Verhandlung darüber bietet uns

ein erquickendes Bild

Diese Menschen begegneten Abraham mit aller Hochachtung und Ehrerbietung. Das wird uns ohne weiteres klar wenn wir vernehmen, wie sie ihn anredeten (1Mo 23:4): „Ein Fürst Alueims bist du in unserer Mitte.“ Dazu versicherten sie ihm, dass jedermann bereit ist, ihm sein eigenes Grab zu geben (Vers 6). Auf das hin bat er Ephron um die Doppelhöhle, die sich auf dessen Feld befand. Dieser war nicht nur bereit, seine Bitte zu erfüllen, sondern wollte ihm sein Grab sogar noch umsonst geben. Doch Abraham bestand auf Bezahlung, was auch das Richtige war.

Hier begegnen wir wieder einem Volksstamm in Kanaan, der sittlich auf guter Stufe stand. Jedenfalls waren diese Menschen in ihrer Gesinnung zu Abraham noch nicht gerichtsreif.

Ein prophetisches Bild

Dieser Kaufvertrag war aber nicht nur ein auf guter Freundschaft bestehendes Übereinkommen, sondern enthält sogar einen prophetischen Zug. Mit der Willigkeit und Untertänigkeit, wie die Hethiter dem Abraham ein kleines Stückchen vom Land Kanaan gaben, werden einmal, wenn Gottes Stunde gekommen ist, die Nationen Israel das gelobte Land willig überlassen, ohne Bezahlung dafür zu verlangen. Auch werden sie in aufrichtigem Frieden mit Israel zusammenleben. Israel selbst hat dann seine Wiedergeburt erlebt, und als in Gottes wahrem Volk werden sich die Nationen nach Jer 4:2 in ihm segnen. So haben dieses Hethiter in ihrer wohlwollenden Gesinnung zu Israel das künftige Zusammenleben mit Israel in kleinem Bilde dargestellt.

Als nächstes folgt eine Begebenheit, die wir überschreiben können:

Ein gesegnetes Unternehmen

Es geht bei dieser Handlung um einen Auftrag Abrahams an Elieser, dem Verwalter seines Gutes, in seiner Verwandtschaft für Isaak eine Braut zu suchen. Es ist auffallend, wie dieses Unternehmen im versreichen Kapitel 1Mo 24 bis in alle Einzelheiten geschildert wird.

Wenn Gottes Wort einer Sache so viel Aufmerksamkeit widmet, so muss schon ein Grund dafür vorliegen. Dieser ist darin zu erkennen, dass diese Begebenheit eine Handlung voller Segen ist. Einen ersten Segen dürfen wir darin sehen, dass Abraham mit seinem Auftrag an Elieser schon nach einem seinen Nachkommen gegebenen Gebot handelte. Es war Gottes Anordnung, dass sie sich nicht mit den Kanaanitern vermischen sollten. Somit stand schon der Anfang dieser bedeutungsvollen Begebenheit unter einem besonderen Segen.

Zudem ist auffallend, wie oft im weiteren Verlauf die Rede von „Segen“ und „segnen“ ist. Folgende Zusammenstellung der einschlägigen göttlichen Aussprüche kann uns diese Wahrheit vor Augen führen:

1Mo 24:1: Jewe segnet Abraham in allem
1Mo 24:27: Gesegnet ist Jewe Alueim
1Mo 24:31: Der Knecht Abrahams ein Gesegneter Jewes
1Mo 24:35: Jewe segnet meinen Herrn überaus
1Mo 24:48: Der Knecht Abrahams segnet Jewe
1Mo 24:60: Rebekka von ihrer Familie gesegnet

Welch ein wunderbares Kapitel haben wir hier vor uns, weil so ganz mit Segen durchwoben. Dies dürfen wir auch so deuten, dass Abrahams Unternehmen, dem Isaak eine Frau aus seiner Verwandtschaft auszuwählen, unter Gottes Wohlgefallen stand.

Wie richtig die Sendung des Elieser nach Syrien in Abrahams Verwandtschaft war, fand seine Bestätigung darin, dass in seiner dortigen Verwandtschaft noch Glaube und Gottesfurcht herrschte. Das beweisen einige Aussprüche, die von Gliedern dieser Familie getan wurden. Als Elieser seine Mission vorgebracht hatte (1Mo 24:49), antworteten Laban und Bethuel (Vers 50): „Von Jewe geht die Sache hervor.“ Und als sie Rebekka dem Elieser übergaben setzten sie hinzu: „wie Jewe spricht“ (V. 51), und daraufhin segneten sie Rebekka, ihre Schwester, mit einem Segensspruch (V. 60).

Noch ein Segen liegt in dieser erhebenden Begebenheit. Dies ist

Eliesers Glaube

Man lese nur sein Gebet (1Mo 24:12-14), und sofort erkennt man einen tiefen Glauben in diesem Manne. Als Gott ihm die Erhörung seiner Bitte gewährt hatte, heißt es von ihm (1Mo 24:26): „Und es beugte der Mann sein Haupt und betete an.“

Darauf kommen wir zu einer Glaubensfrucht des Knechtes Abrahams, die für uns vorbildlich ist und die man in der Herausgerufenen so selten findet. Diese besteht nach V. 27 darin, dass er von Gott sagt: „Gesegnet ist Jewe, der Alueim meines Herrn Abraham.“

Aber noch mehr wurde sein Herz mit Dank erfüllt, als er erleben durfte, dass Gott sein Gebet um rechte Führung erfüllt hatte. Ja, von der Beugung und Anbetung ging er jetzt dazu über, Jewe zu segnen, so wie er (1Mo 24:48) bezeugt: „Und ich beuge mein Haupt und bete an Jewe und segne Jewe, den Alueim meines Herrn Abraham.“

Wenn wir bedenken, dass zu Gott als dem gesegneten Gott zu beten und Ihn sogar noch zu segnen tiefste Anbetung ist, so ersteht dieser Knecht Abrahams als ein Glaubensmann von außergewöhnlicher Größe vor uns.

Ein vorbildlicher Hausvater

Und was für ein gutes Licht vom Knecht fällt auf dessen Herrn Abraham! In diesem Manne lernen wir Abraham wieder besser kennen. Ja, Gott hat mit ihm keine Enttäuschung erlebt, da Er im voraus von ihm sagte (1Mo 18:19): „Denn Ich kenne ihn um des willen, dass er gebiete seinen Söhnen und seinem Hause nach ihm“. Weiter wird ihm bezeugt, dass er allen gebot, im Wege Jewes zu wandeln und gerecht zu handeln.

Nun gehörte zu seinem Hause auch Elieser. Sagt er ja (1Mo 15:2), dass dieser sogar als sein Sohn im Hause umherläuft. Der Gedanke liegt sogar nahe, dass er in Abrahams Hause zum Glauben kam und durch seine Treue im Gauben sich diese hohe Stellung erworben hatte. Da wir ihn als einen entschiedenen Glaubensmann kennenlernten, hat er bestimmt auch das Gesinde, dem er vorstand, zu einem ordentlichen, Gott wohlgefälligen Wandel angehalten.

Welch ein erhebendes Bild zeichnet doch die Schrift von diesem Elieser! Er selbst war in dieser Begebenheit ein reicher Segensträger, sowohl als Empfänger als auch als Gebender.

Doch noch in etwas anderem nimmt Elieser eine vorbildliche Stellung ein. In seinem Suchen und Werben um die Braut für Isaak ist er ein Vorbild, wie auch Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, durch seinen Geist Seinem Sohne

die Braut aus Israel

zubereitet. Doch im Bericht über Elieser als Brautwerber fällt noch etwas anderes auf. Zuvor (1Mo 15:1) wurde uns dieser Mann Elieser von Damaskus vorgestellt. Damit wird betont, dass wir ein Glied aus einer anderen Nation vor uns haben. Dazu ist noch zu sagen, dass dies das einzige Mal ist, dass dieser Mann mit Namen und seiner Herkunft angeführt wird. Statt dessen redet die Schrift während der ganzen Brautgeschichte von ihm nur als „Knecht“ und „Mann“. Und wie oft geschah dies: zwölfmal wird er als „Knecht“ und achtmal als „Mann“ bezeichnet.

Mit diesem Übergehen des Namens Elieser ist uns gezeigt, dass als Mithelfer an der Zubereitung einer Braut aus Israel für den Bräutigam kein Ausländer von Gott dazu gebraucht wird. Übrigens gab es damals noch keine Israeliten, sondern Gott hatte erst mit Abraham, dem Stammvater, begonnen.

Die regelrechte Brautwerbung

Dieses Vorkommen sehen wir dann in Jesu Erdenleben. Das geschah durch Johannes, den Täufer, der den Ausspruch tat (Joh 3:29): „Der die Braut hat, ist der Bräutigam. Der Freund aber des Bräutigams, der da steht und ihn hört, freut sich mit Freuden um der Stimme des Bräutigams willen.“ Hier wird uns der Herr als der Bräutigam vorgestellt, die getauften Israeliten als Braut und Johannes als der Freund.

Bei Abraham hatte die Brautwerbung eine Lücke, weil der Brautwerber ein Ausländer war. Aber jetzt haben wir ein vollkommenes Bild vor uns, weil Johannes der Täufer als Brautwerber (Freund) ein Israelit war, was dem Willen Gottes entsprach.

Wenn nun schon Elieser nicht an die Stellung des Johannes heranreichte, so war er aber doch ein Vorläufer d e r Ausländer, die sich nach Jes 57:3-8 durch Unterstellung unter das Volk Israel im Königreich eine hohe Stellung mit dem entsprechenden Dienst erwerben können.

In Elieser haben wir einen Mann gefunden, der in diesem Segenskapitel sowohl ein Segensempfänger, wie auch Segensspender war, und dies auch sein konnte aufgrund seines vorbildlichen Glaubens und der treuen Ausführung des von seinem Herrn erhaltenen Auftrages.

Und dem Abraham selbst verbleibt das Lob, dass er seine Aufgabe: „Bestell dein Haus“ zum Wohle seiner Nachkommen durchgeführt hatte.

Und wie Gott reichen Segen zum Unternehmen Abrahams und zur Durchführung durch Elieser gab, wird durch den Schlussbericht (V. 67) offenbar. Isaaks Liebe zu Rebekka war Beweis, dass ihm Gott die rechte Frau schenkte. Und überdies wurde Isaak durch sie über den Verlust seiner Mutter Sara getröstet.

Nachdem Abraham für seinen ihm wiedergeschenkten Isaak eine so gute Vorkehrung getroffen hatte, begann für ihn ein neuer Lebensabschnitt - und zwar wieder ein ganz bedeutsamer. Wir können ihn überschreiben

Abrahams verbleibende Fruchtbarkeit

Was damit gemeint ist, bekommen wir mit dem kurzen Satz gesagt (1Mo 25:1): „Und hinzufügend nimmt Abraham noch eine Frau.“ Weiter wird berichtet, dass ihr Name Ketura heißt und sie Abraham sechs Kinder geboren hat. Mit V.3 erfahren wir aus dieser Chronik, dass sich diese Kinder zu ganzen Völkern entwickelten. So ist Abraham der Stammvater vieler Völker geworden und die Bedeutung seines Namens „Vater-hoher-Schar“ hat sich zu seinen Lebzeiten erfüllt.

Aber dies ist noch nicht alles. In V.6 ist sogar die Rede von Kebsweibern, die Abraham hatte, und dass ihm auch von diesen Söhne geboren wurden.

Und nun vergleichen wir dies mit einer früheren Begebenheit, als Abraham (1Mo 17:17) lachte und zweifelnd in seinem Herzen sagte: Einem, der hundert Jahre alt ist, soll ein Sohn geboren werden? Als dann der verheißene Sohn aus den beiden zerfallenen und abgestorbenen Körpern hervorgekommen war, muss dieses wunderbare Geschehen größtes Aufsehen erregt haben. Der heilige Geist hat sogar Paulus angeregt, dieses Wunder in den Römerbrief aufzunehmen (Röm 9:18-22). Aber nun vernehmen wir aus der Schrift von einem noch größeren Wunder. Ohne großes Aufsehen davon zu machen, berichtet Gottes Wort schlicht und einfach, dass Abraham weit über die hundert Jahre hinaus noch ein kinderreicher Vater wurde. Gott hat ihm die langen, kinderlosen Jahre reichlich erstattet.

Dies ist tatsächlich der Fall, der zum Staunen bringt! Das wunderbar große an dieser Sache dürfen wir darin sehen, dass Gott die dem Abraham verliehene Zeugungskraft zum Hervorbringen eines Sohnes so belassen hat, dass er weiter Leben hervorzubringen vermochte. Diese köstliche Wahrheit hat

ein gesegnetes Gegenbild

auf geistlichem Gebiet. Wir bekommen dieses liebliche Bild in Ps 92 zu schauen. Es wird dargestellt mit Gerechten, die sprossen wie der Palmbaum, wie eine Zeder auf dem Libanon (Ps 92:12). Dann heißt es weiter (V. 13): „Die gepflanzt sind in dem Hause Jewes, werden blühen in den Vorhöfen unseres Gottes.“ Und nun kommt mit dem Vers 14 die geistliche Parallele zu dem „jung gebliebenen“ Abraham. Und die heißt: „Noch im Greisenalter treiben sie, sind saftvoll und grün.“ Doch wie in der Natur Pflanzen Wasser benötigen, um saftvoll und grün zu bleiben und Früchte zu zeitigen, so ist es auch im geistlichen Leben. Das leben uns die Greise vor, die wir in Ps 92 finden. Diesen Aufschluss über ein solch gesegnetes Greisenalter erhalten wir aus Ps 1. Dort heißt es in Ps 2:1.2: „Glückselig der Mann, der seine Lust hat am Gesetz Jewes und über Sein Gesetz (als der damaligen Bibel) sinnt Tag und Nacht.“ Dann wird weiter (V. 3) das schöne Bild auf den angewandt, der solche Lust an Gottes Wort hat: „Der ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit und dessen Blatt nicht verwelkt; und alles was er tut, gelingt."

Lies weiter:
10. Abrahams rechte Verteilung seiner Güter