Verachtung und Erbarmen - Spr 14:21+31

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

aus WJS: "Das Buch der Sprüche - die Unterweisung des Vaters" (ausgelegt in 366 Tageslesungen)
zurück zu: 144. Die Bösen beugen sich im Gericht - Spr 14:19


145. Verachtung und Erbarmen - Spr 14:21+31

Wer seinen Nächsten verachtet, sündigt; wer aber der Elenden sich erbarmt, ist glückselig! - Wer den Armen bedrückt (erpresst) verhöhnt seinen Schöpfer; wer aber des Dürftigen sich erbarmt, ehrt ihn.

Hinter diesen Aussagen steht die Erfahrung, dass der Elende (E) Gedemütigte (BA), Zerbrochene und Niedergebeugte (DEL) leicht verachtet und unterdrückt werden kann, weil er weder Kraft noch Einfluss zur Selbstverteidigung besitzt; der Stolze und Einflussreiche hingegen wird hochgeachtet, mit ihm "muss man sich gut stehen". "Selbst von seinem Nächsten wird der Arme gehasst; aber derer, die den Reichen lieben, sind viele!" stellt Spr 14:20 fest.

Wer seinen Nächsten verachtet, sündigt; er verfehlt das Ziel, weil er vergisst, dass sowohl der Hochstehende als auch der Niedergebeugte und Dürftige im Bild Gottes erschaffen ist. Darum ist sein Handeln eine Verhöhnung, die Barmherzigkeit hingen, die dem Elenden erwiesen wird, eine Verherrlichung des Schöpfers. Dies ist auch der tiefe Sinn der Antwort Jesu auf die Frage der Pharisäer ob man dem Kaiser in Rom Steuerzahlen dürfe oder nicht. Jesus lässt sich von ihnen einen Denar zeigen, den sie ohne Bedenken in der Tasche mitführen, obwohl er das Münzbildnis des Cäsars Tiberius trägt, und antwortet ihnen: "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, aber Gott, was Gottes ist!" Die Münze trägt das Bildnis des Kaisers, wieso sollte das Geld also nicht dem Kaiser gehören? Was aber "ist Gottes"? Das Geringste, was dann noch übrig bleibt? Keineswegs! Es ist der ganze Mensch nach Geist Seele und Leib, der das Bildnis Gottes trägt, also völlig Gott gehört! So sagte Hiob: "Wenn ich das Recht meines Knechtes und meiner Magd missachtete, als sie mit mir stritten: was wollte ich dann tun, wenn Gott sich erhöbe; und wenn er untersuchte, was ihm erwidern? Hat nicht ER, der mich im Mutterleib bereitete, auch ihn bereitet, und hat nicht EINER im Schoß uns gebildet (Hi 31:13-15)?

Darum wendet sich auch der Apostel Jakobus so scharf dagegen, mit der Zunge einerseits den Herrn und Vater zu segnen, mit derselben Zunge aber dem Menschen zu fluchen, der nach dem Bild Gottes geworden ist (Jak 3:9).

Wer selbst die Barmherzigkeit erfahren will, die über das Gericht triumphiert, muss auch Barmherzigkeit üben (Jak 2:12-13) Verachtung und Unterdrückung stehen zum Erbarmen im absoluten, nicht zu vereinenden Gegensatz! "Werden nicht in die Irre gehen, die Böses schmieden, aber Güte und Treue erfahren, die Gutes schmieden?" fragt uns Spr 14:22.

Die Pharisäer sprachen geringschätzig von dem "Volk des Landes, welches das Gesetz nicht kennt". Sie "vermaßen sich selbst, dass sie gerecht seien und verachteten die anderen " (Lk 18:9-14); Verachtung besteht also darin, dass man einen falschen Maßstab an sich selbst anlegt, um wenigstens in den eigenen Augen über dem Mitmenschen zu stehen. Paulus empfiehlt uns: "Einer gehe dem anderen in Ehrerbietung voran und achte den anderen höher als sich selbst" (Röm 12:10 - Phil 2:3). Wie viel haben wir alle hierin noch zu lernen! Das Fleisch will seine Minderwertigkeit vor Gott damit verdecken, dass es sich eine künstliche Überwertigkeit in der Selbsterhöhung schafft, um wenigstens auf diesem Weg der Täuschung vor sich selbst gerechtfertigt zu sein! So steht hinter allem Hochmut eine tiefe Minderwertigkeit, die den Nächsten durch Verachtung und Erpressung erniedrigt, um sich selbst zu erhöhen. Doch "wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden!" Dies aber ist der Weg Satans und seiner Mächte und Knechte.

Gott selbst verachtet niemanden (Hi 36:5); Er verachtet das Gebet der Zerbrochenen nicht (Ps 102:17); Er verachtet Sein gerichtetes Volk nicht (3Mo 26:44); ja, Er verachtet keinen Seiner Gefangenen (Ps 69:33)! Vielmehr rettet Er, die zerschlagenen Geistes sind und isst denen nahe, die zerbrochenen Herzens sind (Ps 34:18). "Die Opfer Gottes sind ein zerbrochener Geist, ein zerbrochenes und geschlagenes Herz wirst Du, o Gott nicht verachten! (Ps 51:17-18)! Gott wohnt bei dem, der zerschlagenen und gebeugten Geistes ist (Jes 57:15); Er gibt ihm statt des verzagten Geistes ein Ruhmesgewand, einen Leib der Herrlichkeit (Jes 61:3); Er spricht: "Auf diesen will ich blicken, auf den Elenden und auf den, der zerschlagenen Geistes ist, und der da zittert vor meinem Wort" (Jes 66:2).

So beugt sich Gott herab zu dem Niedergebeugten. Auch wir erführen ihn als den Gott, der da reich ist an Barmherzigkeit, und singen: "Mir sit Erbarmung widerfahren, Erbarmung, deren ich nicht wert!" " Ein zerschlagener Geist - wer richtet ihn auf?" ist nun Gottes Frage an uns (Spr 18:14). Aus solchem barmherzigen Handeln strömen Glückseligkeiten (BA) zu uns selbst zurück, die uns zutiefst entspannen und uns teilnehmen lassen am Wesen des "glückseligen Gottes". Das "gottgemäße Fasten" von Jes 58:6-10 zeigt uns sowohl Gottes eigenes Wesen und Tun, als auch das von uns geforderte Handeln in Barmherzigkeit, das uns rückwirkend Heilung und Glückseligkeit verleiht. Wieviel gelöster könnte unser Leben sein, wenn wir solches "Fasten" (zu dem auch eine Enthaltung von Anmaßung, Hochmut, Verachtung und Geringschätzung gehört) praktizierten, und wenn wir den rat des Apostels befolgten: "Halten euch herunter zu den Niedrigen" (Röm 12:16)! Oder wie es Spr 16:19 sagt: "Besser niedrigen Geistes sein mit Demütigen, als Raub teilen mit den Hochmütigen!"

Lies weiter hier:

146. Eine Zufluchtsstätte für Kinder - Spr 14:26