Der 1. Korintherbrief - Kapitel 16

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Abschrift: Die Korintherbriefe Band I - IV (2007)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I, III und IV sind als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der 1. Korintherbrief - Kapitel 16

Verschiedene Anweisungen
Reisepläne des Apostels
Mitteilungen über Mitarbeiter
Grüße und Segenswunsch

Verschiedene Anweisungen

1Kor 16:1-2

"Was nun die Kollekte für die Heiligen betrifft, so haltet auch ihr es ebenso, wie ich es für die herausgerufenen Gemeinden Galatiens angeordnet habe: Jeweils an einem der Sabbattage lege jeder von euch für sich das zurück, worin es ihm gut gegangen sein mochte, und hebe es auf, damit die Kollekten nicht erst dann, wenn ich komme, vorgenommen werden."

Eigentlich hätte Paulus mit dem 15. Kapitel diesen Brief schließen können, aber er fügt noch einen kurzen Abschnitt an, der seine Ausführungen über die Berufung der Gemeinde zu einem Ganzen abrunden soll, es ist also auch in diesen letzten Versen durchaus Wertvolles enthalten.

Paulus hat auch in diesem letzten Kapitel und unseren heutigen Versen immer die Gemeinschaft, in die wir alle berufen sind, im Auge, hier vor allem das Zeugnis der Gesamtgemeinde. Dabei geht es ihm nicht um Vorschriften für den Klingelbeutel und Kollektenteller, sondern um den Dienst der Hilfe jener Heiligen in Jerusalem, die wirklich der Unterstützung bedürfen und von denen ja im Grunde das Evangelium ausgegangen ist. Und wie wichtig ihm diese Angelegenheit ist, zeigen die Kapitel 2Kor 8 und 9, die er diesem Thema widmet.

Entscheidend ist, dass nicht regelmäßig eingesammelt werden soll, sondern jeder. Einzelne für sich das zurücklegt, was er vermag, um es dann, wenn es gebraucht wird, zu geben. Freiheit und Ordnung, Freiwilligkeit und Verpflichtung sind hier eng miteinander verbunden.

Was sagen uns heute diese zwei Verse? Zuerst einmal, dass wir unser Bewusstsein darin schärfen, dass wir zwar viele berufene Einzelpersonen sind, dass aber die vielen trotzdem eine gemeinsame Körperschaft darstellen, dass ein Glied am Körper Christi Jesu auf das andere angewiesen ist, dass unser Zeugnis an unsere Beobachter auch ein Zeugnis der Gemeinschaft sein muss, in die wir berufen worden sind!

1Kor 16:3-4

"Wenn ich dann angekommen bin, werde ich die von euch als bewährt Erachteten mit Briefen nach Jerusalem senden, damit diese eure Gunsterweisung überbringen. Falls es aber der Mühe wert ist,

dass auch ich hingehe, sollen sie mit mir reisen."

Es geht, wie wir bereits sahen, um Unterstützung für die Heiligen in Jerusalem und heilig ist alles, was von Gott für einen bestimmten Zweck gebraucht wird, seien es Stätten oder Personen. In unserem Fall sind es wohl jene christlichen Heiligen, die wir als "Urgemeinde" bezeichnen können, obwohl diese einen irdischen Auftrag im Tausendjahrreich haben wird.

Paulus, dem zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Briefes noch nicht die letzten G eheimnisse enthüllt waren (dies geschah erst Jahre später in der römischen Gefangenschaft), fühlte sich eng mit seinen jüdischen Brüdern verbunden, er kannte seine geistlichen Wurzeln und bekannte sich stets zu ihnen. In unseren Kreisen ist heute leider nur zu oft zu beobachten, dass unsere überhimmlische Berufung als "höher und herrlicher" gegenüber der irdischen Berufung Israels eingestuft wird - solche Töne sind bei Paulus nicht zu hören, im Gegenteil. Gerade weil wir heute wissen, dass alle von Gott berufenen Heiligen, seien sie zum irdischen Königreich oder in die überhimmlischen Regionen berufen, einen gemeinsamen Auftrag haben: "... in Christus das All aufzuhaupten: beides, das in den Himmeln und das auf der Erde" (Eph 1:10b), sollten wir diesen gemeinsamen Auftrag nicht durch Überheblichkeit der einen Seite stören! Gemeinsam mit dem berufenen Israel werden wir eine große Aufgabe ausführen, und allein diese Aufgabe - sei sie auf eRden oder in den Himmeln - ist herrlich!

Paulus lag an seinen Geschwistern in Jerusalem so viel, dass er sogar selbst, falls es nötig wurde, die Mühe der Reise nach Jerusalem auf sich nahm, was dann auch tatsächlich geschah.

Reisepläne des Apostels

1Kor 16:5-6

"Ich werde aber zu euch kommen, wenn ich durch Mazedonien gezogen bin; denn ich komme über Mazedonien. Trifft es sich dann, so werde ich bei euch bleiben oder auch überwintern, damit ihr mir das Geleit geben könnt, wohin ich auch immer weiterreisen sollte."

Wir wollen zu den gestrigen Worten noch etwas anmerken: In Apg 20:4, wo wir mit großer Wahrscheinlichkeit jene Abordnung finden, die nach Jerusalem reiste, um die Hilfe zu übergeben, finden wir zwar viele Namen, aber keine Namen von Korinthern! Die Sammlung für die Heiligen in Jerusalem insgesamt war offensichtlich reichlich, der Anteil der Korinther allerdings schien so spärlich gewesen zu sein, dass keine Gemeindemitglied mitreiste. Diese Auslegung (die nicht bindend sein soll) passt allerdings in das Gesamtbild der Gemeinde in Korinth, wie wir es in diesem ersten Brief aufgezeichnet bekamen. Die Unwilligkeit der Korinther, sich an der Hilfe für die Armen in Jerusalem zu beteiligen, könnte in engem Zusammenhang mit den eigenen Nöten und Schwierigkeiten der Gemeinde stehen, von denen dieser Brief ja spricht. Erinnern wir uns an das Benehmen beim Herrenmahl, wo Reiche sich satt aßen, während neben ihnen andere darbten? Parteien sich gegeneinander über alles Mögliche ereiferten und sogar prozessierten? Da könnte wenige Bereitschaft vorhanden gewesen sein, im fernen Jerusalem zu helfen!

Pauli Reisepläne scheinen noch unbestimmt zu sein, er sprach zwar von seinem Kommen nach Korinth und wurde dort auch erwartet, wiewohl der Apostel sehr wohl das Misstrauen spürte, das ihm von Korinth aus entgegen gebracht wurde. Das Misstrauen kommt ja später im 2. Korintherbrief ausführlich zur Sprache.

Dass gerade diese Korinther ihn später für die Weiterreise ausrüsteten, ja ihm Geleit geben sollten, spricht dafür, dass Gott nur zu oft gerade das Geringe und Unwürdige für Seine Pläne einsetzt, weil Er Seine Kraft in unserer Schwachheit vollkommen machen und zeigen will - das ist auch ein Zuspruch für so manchen von uns!

1Kor 16:7-9

"Denn ich will euch jetzt nicht nur auf der Durchreise sehen; erwarte ich doch, einige Zeit bei euch zu bleiben, wenn es der Herr gestattet. Ich werde aber bis Pfingsten hier in Ephesus bleiben; denn eine große und wirksame Tür hat sich mir aufgetan, doch es gibt viele Widerstrebende."

Bei Pauli vielfältigen Reisediensten fällt immer wieder auf, wie er sich unter seinen Herrn stellt. So lesen wir in Apg 18:21 im Zusammenhang mit seinem Wunsch, das kommende Fest (Pfingsten) in Jerusalem zu feiern und dann zurückzukehren, den Zusatz: "Wenn es der Herr gestattet!" Wir lernen hieraus, dass der Apostel nichts aus eigener Kraft erzwingen wollte, sondern im Verlauf seines Glaubenslebens lernen musste, sich ganz unter die Führung Seines Herrn zu stellen. Überdenken wir doch einmal dieses Verhalten. unseres Apostels, liebe Geschwister! Ist dieses Verhalten für uns vorbildlich oder gehen wir nur zu oft unerbetene eigene Wege?

In Ephesus hat der Herr dem Paulus eine Tür geöffnet. Gläubige, die Evangelisation betreiben, denken hier meist an zahlenmäßigen Erfolg, doch Zahlen sind Paulus unwichtig, ihm geht es darum, sie vom erhöhten Herrn empfangenes Evangelium unverfälscht an die berufenen Heiligen weiterzugeben. Und wo immer auch dieses Evangelium verkündigt wird, ist der Widerwirker mit dabei, seine Werkzeuge sind, wie hier in Ephesus, die Widerstrebenden. So war es in Philippi (Phil 1:28) und so ist es auch bis heute! Der Widerwirker weiß, dass er unsere Rettung in der Gnade nicht antasten, wohl aber unser Glaubenswachstum hemmen kann! Und wie viele Gläubige gerade in der Erkenntnis des Evangeliums Pauli gehemmt sind, sehen wir leider überall um uns herum - wir sollten uns nicht darüber verwundern! Halten wir uns an 2Kor 10:3-5 und ergreifen wir dazu dei W affenrüstung in Eph 6:10-18 - so sind wir bestens gegen die Angriffe des Widerwirkers gewappnet!

Mitteilungen über Mitarbeiter

1Kor 16:10-11

"Wenn aber Timotheus kommt, so gebt Obacht, dass er furchtlos bei euch weilen kann; arbeitet er doch am Werk des Herrn wie auch ich. Keiner sollte ihn daher für nicht zuständig halten. Sendet ihn dann in Frieden weiter, damit er zu mir komme; denn ich warte auf ihn samt den Brüdern."

Im Zuge seiner Reisepläne beauftragte Paulus den Timotheus, nach Mazedonien zu reisen und dabei auch die korinthische Gemeinde aufzusuchen. Als Zweck dieses Auftrags nennt Paulus in 1Kor 4:17: "... er wird euch an meine Wege in Christus erinnern, so wie ich sie überall in jeder herausgerufenen Gemeinde lehre." Timotheus sollte also den speziellen Dienst in Korinth festigen. Und wie konnte der das? Timotheus konnte es nur derart, dass er

a) geradeso wie Paulus lehrte und
b) vorbildlich vorlebten, was es heißt, ein Leben in der Gemeinschaft mit Christus zu führen.

Uns wie sehr lag doch gerade dieser Timotheus dem Paulus am Herzen! Ohne Furcht sollte er in Korinth verweilen können, da er wie Paulus am Werk des Herrn arbeitet; und dieses Werk besteht darin, die Körpergemeinde Christi Jesu z u rufen und sie auf ihre überhimmlische Aufgabe zu schulen.

Für Timotheus war offensichtlich zu einem seine Jugend, zum anderen seine körperliche Schwäche ein Hindernis. So mutte ihm Paulus in 1Tim 4:12 zusprechen: "Niemand verachte deine Jugend" und in 1Tim 5:23 werden seine häufigen Schwächeanfälle genannt. Das sind Dinge, die tatsächlich oft zur Furcht führen. Aber welch ein treue Mitarbeiter war gerade Timotheus, und wie innig war er mit Paulus verbunden! Es mag bis heute gerade älteren Brüdern schwerfallen, jüngere Brüder zu achten, dass sie unbeschwert dienen können; doch gerade Timotheus ist uns ein Beispiel, dass auch ein junger Mensch im Sonnenschein der Gnade Gottes schnell reifen kann - achten wir also auch wir auf solche!

1Kor 16:12

"Was aber den Bruder Apollos betrifft, so habe ich ihm vielfach. zugesprochen, dass er sich mit den Brüder zu euch begebe. Doch es war durchaus kein Wille ersichtlich, dass er nun käme. Er wird aber kommen, wenn sich ihm eine Gelegenheit bieten sollte."

Die Korinther hatten offensichtlich weniger den Timotheus als vielmehr Apollos erwartet, deshalb zuvor die Ermahnung, auf Timotheus besonders "Obacht" zu geben, im nicht ihre Enttäuschung zu zeigen. Apollos hatte einen guten Ruf in Korinth, ja es gab sogar Anhänger innerhalb der Gemeinde für ihn (siehe 1Kor 3:4 ff.) Wenn nun auch innerhalb der Gemeinde diese Parteinahme einen oder anderen Bruder bestand, so bestand sie zwischen den betroffenen Brüdern nicht! Die Korinther erwarteten ja von Paulus, dass er Einfluss auf Apollos nähme, um diesen zur Reise nach Korinth zu bewegen! Und was tat Paulus?

Offensichtlich hatte er keine Sorge um sein eigenes Ansehen, auch war kein Neid in ihm, ob Apollos wohl mehr Ansehen haben könnte als er! Er wusste, dass die Korinther nicht "seine" Gemeinde war, sondern die des Herrn. So hielt er es auch für richtig und gut, wenn Apollos nach Korinth gereist wäre - "doch es war durchaus kein Wille ersichtlich, dass er nun käme". Hier ist der erste Eindruck: Apollos ist unwillig - doch das ist falsch! Hier ist von keinem menschlichen Eigenwillen die Rede, sondern vom Willen Gottes. Und Er bewirkte, dass Apollos noch in Ephesus zu dienen hatte und nicht in Korinth! Damit war seine Reise nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben, bis Gottes Zeitpunkt dafür kam.

Auch an diesen Kleinigkeiten sehen und lernen wir, dass nicht dem menschlichen Denken und Wünschen überlassen ist, sondern dass hinter allem Geschehen, sei es noch so unbedeutend, der Ratschluss Seines Willens steht, so wie es ja Eph 1:11 b klar und deutlich sagt.

1Kor 16:13-14

"Wachet! Steht fest im Glauben! Seid mannhaft! Seid standhaft! Alles soll bei euch in Liebe geschehen!"

Fünf Ermahnungen gehen an die Korinther als auch an uns; sie haben natürlich nichts mit der Erwähnung des Apollos zu tun, sondern weisen auf unser Verhalten in einem siegreichen Kampf gegen die Mächte des Todes hin.

An erster Stelle heißt es für uns: "Wachet!" und damit ist unsere volle Aufmerksamkeit angesprochen, Satan als Engel des Lichts samt seiner Diener zu erkennen und zu durchschauen (lies 2Kor 11:14-15). Und weil es ja eine seiner Taktiken ist, uns im Glauben zu erschüttern, uns wankend zu machen, steht an zweiter Stelle die Ermahnung, fest im Glauben zu stehen! Lesen wir doch hierzu Eph 4:13-14 - diese Verse sprechen für sich! "Seid mannhaft" - auch hier dient uns Eph 4:13, wo es heißt: "... bis wir alle zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zum gereiften Mann..."! Es ist nicht unser Glaube und unsere Erkenntnis, sondern die des Sohnes Gottes! Damit sind wir wieder bei dem schon so oft von uns zitierten herrlichen Vers 2Kor 3:18 angelangt: Ihn, unseren Herrn anschauend, und durch das "Ihn Anschauen" Ihn auch spiegelartig widerspiegelnd, wachsen wir immer tiefer in Seinen Glauben und Seine Erkenntnis hinein. Auch bei der vierten Eemahnung, "seid standhaft", hilft ein Wort aus Eph 3:16-19, nämlich standhaft zu werden am inneren Menschen, damit Christus durch den Glauben völlig in unseren Herzen wohne...., weiter! Christus soll in unseren Herzen wohnen, nicht als Gast, sondern als unser Herr und Haupt! Das harmoniert wunderbar mit dem Vers aus 2Kor 3:18! Und zum Schluss das herrliche Wort: "Alles soll bei euch in Liebe geschehen!" Wir können un shier. zwar anstrengen, Liebe zu üben, es wird aber nur ein kümmerlicher Versuch sein! Die volle Entfaltung dieser Ermahnung bewirken wir nur in jener Liebe, die gemäß Röm 5:5 bereits in unseren Herzen ausgegossen ist, der Liebe Gottes. Es gilt eben immer wieder der alte Vers: "Nichts hab ich zu bringen, alles Herr bist Du!"

1Kor 16:15-16

"Ich spreche euch nun zu, meine Brüder: Ihr seid mit dem Hause des Stephanas und Fortunatus vertraut, das die Erstlingsfrucht in Achaja ist; be4id haben sich selbst zum Dienst an den Heiligen verordnet. Ich spreche euch zu, dass auch ihr euch solchen unterordnet, wie auch jedem Mitarbeiter, der sich abmüht."

Paulus muss sein Kommen nach Korinth noch weit hinausschieben, auch hat er ja vergeblich Apollos zugeredet, der Einladung n ach Korinth zu folgen. Wenn nun Timotheus auch die Gemeinde an die Wege Paul8is erinnert, so muss die Gemeinde doch größtenteils selbst mit sich fertig werden, was ihr Paulus durchaus zutraut. Dabei kommt es nicht nur in Korinth, sondern bis heute in allen Gemeinden vor, dass sich Gemeindemitglieder in besonderer Weise herausheben, indem sie mitwirken und sich mühen. Hier ist, wie schon 1Kor 3:7 uns lehrte, nicht der Erfolg des Einzelnen das Ausschlaggebende, sondern Gott, der alles zum Wachsen bringt. Trotzdem soll die Mühe anerkannt werden, und jene, die sich weniger abmühen, wie es erforderlich wäre, sollten sich zumindest unterordnen, was in der Praxis bekannterweise nicht so einfach ist!!!

Bei den sich Mühenden blickt Paulus besonders auf Stephanas und Fortunatus, die Erstlingsfrucht in Achaja. "Achaja" war damals eine römische Provinz in Südgriechenland. Schon in 1Kor 1:16 taucht Stephanas und sein Haus auf, das sich von Paulus taufen ließ. Dabei schienen Stephanas und Fortunas begriffen zu haben, dass es im Glaubensleben nicht nur um die eigene persönliche Rettung geht, sondern auch um die Berufung in den Dienst des Herrn! Wer sich so abmüht, wie es die beiden offensichtlich taten, darf auch uns als Vorbilder gelten. Die Frage ist also gar nicht so verkehrt: Schauen wir immer nur auf uns, oder haben wir auch unsere Mitgeschwister im Blickfeld? Und sei es nur im "liebevollen" Umgang, im Sinn von Vers 14: "Alles soll bei euch in Liebe geschehen!"

1Kor 16:17-18

"Ich freue mich über die Anwesenheit des Stephanas, des Fortunatas und des Achaikus, weil diese den Mangel in eurem Dienst ausfüllen, beruhigen sie doch meinen Geist und den euren. Erkennt nun solche Mitarbeiter an!"

Wie oft wird solche ein Dienst, wie er durch die drein namentlich genannten Brüder hervorgehoben wird, in einer zerrissenen und eifersüchtigen Gemeinde wie Korinth missdeutet, und dies derart, als wollten sich hier Menschen aufdrängen und wichtig tu n! Gewiss gibt es solche "Wichtigtuer", und dies bis heute, deshalb ist es von besonderer Wichtigkeit, den Selbstlosen von dem Eigensüchtigen zu unterscheiden - in Korinth waren es offensichtlich die Letzteren.

Beachten wir hier besonders, wie damals ein echtes Gemeindeleben zustande kam: Die drei genannten Brüder waren weder von Paulus noch von der Gemeinde mit besonderen Aufgaben betraut, auch waren sie von der Gemeinde in kein Amt gewählt worden, genauso wenig hatten sie irgendwelche Titel oder Rechte. Sie sahen für sich ganz schlicht und einfach nur die Notwendigkeit zum Dienst - und das in freier und lebendiger Entscheidung! Stephanas und seine beiden Mitbrüder sahen, was in Korinth zu tun war, sie sahen den Mantel und griffen fröhlich die Arbeit an. Das, was Paulus in 1Kor 12 verordnet hatte, brachte hier seine Frucht, jedes Glied am Körper des Christus diente mit seiner Gabe und Kraft dem ganzen Körper, dabei immer die Abhängigkeit vom Ganzen im Auge habend.

Die Männer trugen also wesentlich zur Entspannung der Probleme in der Gemeinde bei, was Pauli Geist und den der Korinther beruhigte. Ja, auch unser Apostel konnte im Geist (in seinem Innenleben) beunruhigt sein, war er doch vielfältig um die jungen Gemeinden bemüht. Ihre Probleme waren auch seine und trotz dem Wissen um das göttliche Wirken war er "Mensch" wie wir alle und litt mit! Und wie wohltuend ist dann eine gute Nachricht für das Innenleben, für den Geist!

Grüße und Segenswünsche

1Kor 16:19-20

"Es grüßen euch die herausgerufenen Gemeinden der Provinz Asien. Es grüßen euch vielmals im Herrn Aquila und Priska zusammen mit der herausgerufenen Gemeinde in ihrem Haus. Es grüßen euch alle Brüder. Grüßt einander mit heiligen Kuss!"

Wie in seinen meisten Briefen richtet Paulus am Schluss Grüße aus, zuerst von den herausgerufenen Gemeinden in der Provinz Asien, was aber nicht das gesamte uns heute bekannte "Kleinasien" ist, sondern ebenfalls eine römische Provinz wie Achaja in Vers 15. In dieser Provinz liegen Städte wie Ephesus und die der Galater, es ist also interessant, dass die vielen Gemeinden, was den Inhalt dieses Briefes und die besonderen Anliegen des Apostels ausmachen, mit Paulus eins sind. Diese Grüße müssen also im Grunde einen starken Eindruck auf die Korinther gemacht haben, zumal wir davon ausgehen dürfen, dass zwischen dieser Gemeinden ein reger Verkehr bestand, so dass sich die Glieder beiderseits kannten. Die Grüße sollen also die Brudergemeinschaft zwischen den asiatischen und europäischen Gemeinden zum Ausdruck bringen.

Aquila und Priska sind auch uns keine Unbekannten, es ist jenes Ehepaar, welches Paulus bei seiner Ankunft in Korinth Unterkunft bot (Apg 18:1-3) und mit denen Paulus in Korinth seinen Dienst begann. Sie reisten mit ihm und spielten anscheinend auch in Ephesus eine Rolle bei der Gründung einer Hausgemeinde. Dort hörten sie den Apollos, den sie zu sich nahmen und ihm das Wort Gottes genauer erklärten (Apg 18:26).

Wahre Grüße müssen eine segnende Kraft haben und sollen keine höfliche Schlussfloskel sein. Sie sind das Symbol einer innigen Gemeinschaft in der Verbundenheit mit dem Herrn. Der heilige Kuss unterstreicht diese Verbundenheit, er drückt noch intensiver "das von der Liebe des Herrn Erfülltsein" aus. Möge es auch bei uns so sein !

1Kor 16:21-22

"Hier ist der Gruß mit meiner (des Paulus) Hand. Wenn jemand den Herrn Jesus Christus nicht lieb hat, der sei in den Bann getan! Maranatha!"

Der persönliche Gruß mit eigener Hand war für Paulus etwas Besonderes, da er ja offensichtlich an einem Augenleiden litt, das ihm alles Schreiben schwer machte. Aber er schloss damit auch den Ring der Bruderschaft untereinander und er garantierte die Echtheit dieses Briefes.

Die Anmerkung, die jetzt noch folgt, scheint zuerst etwas unpassend, ja irritierend zu sein, was soll diese schwere Mahnung hier am Schluss? Doch wenn wir auch in dem Schlusswort das Gesamtthema dieses Briefes sehen, nämlich die Berufung Gottes in die Gemeinschaft Seines Sohnes Jesus Christus, dann verstehen wir die Platzierung auch hier am Ende: Wer den Herrn Jesus Christus nicht lieb hat, wird in den Bann getan, das heißt, aus der Gemeinschaft mit Ihm ausgeschlossen. Wir erinnern uns hier an eine Begebenheit des auferstandenen Herrn, als Er dem Petrus einen wichtigen Dienstauftrag gab; dreimal fragte Er dabei: Simon, Sohn des Johannes, liebst du Mich (Joh 21:15-17). Es war eine zwingende Erfordernis, den Herrn zu lieben, wie anders hätte Petrus sonst Seine Schafe weiden können!

Und so sind auch wir gefragt, vor allem, wenn wir in einem Amt der Gemeinde stehen.

Das "Maranatha" weist darauf hin, dass der Herr kommt und dass wir Sein Erscheinen lieb haben sollen, wie es Paulus seinem Timotheus anbefiehlt (2Tim 4:5-8). Für unseren Herrn bedeutet unser "Liebhaben" dass Er uns auch tatsächlich der Erste und Liebste geworden ist und dass weit über all unseren irdischen Wünschen nur noch der eine Wunsch steht: Unsere Vereinigung mit Ihm! Marantha - komme bald!

1Kor 16:23-24

"Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit euch! Meine Liebe ist mit euch allen in Christus Jesus. Amen!"

"Die Gnade" steht am Schluss dieses Briefes, sie ist der absolute Stützpfeiler des paulinischen Evangeliums und ist der Kernpunkt unserer Rettung. Das in unserem Leitvers eingefügte Hilfswort "Die Gnade...sei mit euch! halten wir für unangebracht, es ist auch im Urtext nicht enthalten. Es geht ja hier nicht um ein unsicheres Wünschen im Blick auf die Gnade, sondern vielmehr um einen klaren uns sicheren Zuspruch: "Die Gnade (ist) mit uns!!!" Verstärkt wird dies mit der Aussage in 2Kor 12:9, wo der Herr seinem flehenden Apostel versichert: "Dir genügt Meine Gnade!" Was bedarf es einer Gemeinde und jedem von uns mehr, als die absolute Sicherheit, in dieser Gnade zu stehen, von ihr eingehüllt zu sein, ja zu wissen, dass sie sogar überströmend ist!

Und wie innig mögen die letzten Worte dieses Briefes in den Herzen der Korinther angeklungen sein: "Meine Liebe ist mit euch allen in Christus Jesus!" Paulus weiß nur zu gut, dass die menschliche Liebe allein nicht die nötige Kraft in sich hat, das zu bewirken, was sie bewirken soll! Nur in Ihm, unserem Herrn ist diese Liebe zu allem fähig, und sie kann auch all jene Gemeindemitglieder in Korinth von Herzen lieben, die sich kritisch gegenüber dem Apostel verhalten haben. Alle Korinther dürfen um die begleitende Liebe ihres Apostels wissen!

Die Liebe ist geduldig, sie ist gütig, die Liebe ist nicht eifersüchtig, die Liebe ist nicht ruhmredig und nicht aufgeblasen. Sie ist nicht unschicklich und sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht aufstacheln und rechnet das Üble nicht an. Sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber mit der Wahrheit. Alles gibt sie auf, alles glaubt sie, alles erwartet sie, alles erduldet sie. Die Liebe wird niemals hinfällig. Lasst uns, liebe Geschwister, zum Abschluss mit frohem Herzen dieser Worte aus 1Kor 13:4-8a erinnern.

"Amen!"
Die Botschaft Deiner Gnade fällt

wie Himmelsglanz in diese Welt,
in Christus ward ihr Licht geschenkt
von Dir, mein Gott, der alles lenkt.

Verhüllt dies alles Klugen ward,
Unmünd'gen aber offenbart
durchs Wort, das einst zu heilen schwört
die Schöpfung, weil sie Dir gehört.

Noch sieht sie nicht, in Nacht verwirrt,
dass Christus ihr zum Retter wird.
Die Schöpfung ist in Ihm gemacht,
durch Ihn wir die Dir heimgebracht.

Denn dort, als Ihm das Herz zerriss,
am Kreuz, in Schmach und Finsternis,
starb, als die Sünde ward verdammt,
die alte Menschheit ingesamt.

da Wr um ihretwillen litt, -
in ihrem Schöpfer stirbt sie mit.
In Adam erbt sie Fluch und Tod,
in Christus wendet sich die Not,

und Leben führt sie Dir ins Licht,
denn Gnade folgt auf das Gericht,
und nichts von allem Erdenleid,
entspricht dann jener Herrlichkeit.

(E.U.A.)



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Der 2. Korintherbrief - Kapitel 1