Aufdecken und Zudecken - Spr 11:12-13
aus WJS: "Das Buch der Sprüche - die Unterweisung des Vaters" (ausgelegt in 366 Tageslesungen)
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107. Aufdecken und Zudecken - Spr 11:12-13
Wer seinen Nächsten verachtet, hat keinen Verstand; aber ein verständiger Mann schweigt still. - Wer als Verleumder (mit Klatschkram) umherzieht, deckt das Geheimnis auf; wer aber treuen Geistes ist, deckt die Sache (das Wort) zu.
Was ist Verachtung oder Lästerung (BUB) des Mitmenschen? Lk 18:9 vermag es uns zu deuten: "Jesus sprach aber zu einigen, die sich selbst vermaßen, dass sie gerecht seien, und die anderen verachteten..."; hiernach legt jeder, der seinen Nächsten verachtet, einen falschen Maßstab an sich selbst an. Er will in seinem Selbstwertgefühl über dem anderen stehen und legt sich darum selbst "eines Hauptes Länge zu", was doch nach Jesu Aussage in Mt 6:27 unmöglich ist. So steht letztlich hinter allem Hochmut ein Gefühl der Minderwertigkeit, das man dadurch ausgleichen will, dass man den Mitmenschen durch Verachtung erniedrigt, um sich selbst zu erhöhen; indem man den Wert des anderen in den Schmutz zieht, hofft man, dass der eigene geringe Wert um so leuchtender erstrahle! Bei solchen Ausgleichsversuchen aber unterliegt man der Täuschung - wer sie vollzieht, hat keinen Verstand, kein Verständnis der wahren seelischen Zusammenhänge. Das beste Mittel zum Vollzug dieser Selbsttäuschung ist das Gerücht, der Klatschkram (BUB/BA), da die Schwächen, Geheimnisse und Worte des anderen gierig aufdeckt und weitergibt. Nur kurz ist dabei die Reststrecke zum Verleumder zu werden. Spr 1:7 - 1Mo 25:34 - Est 1:17 - 2Sam 6:10 - Mt 18:10 - 4Mo 15:31 - 2Kor 10:10 - 2Petr 2:10 - 1Tim 4:12 - 1Kor 11:22 und Röm 2:4 zeigen Beispiele der Menschen- und Gottesverachtung. 1Thes 4:8 aber warnt uns ernstlich: "Wer aber verachtet, verachtet Gott!"
In 1Mo 9:21-27 lesen wir, wie Noah seinen Sohn Ham und mit ihm Kanaan verfluchte, was war der Grund? Ham hatte die Blöße seines trunkenen Vaters seinen Brüdern offenbart, statt diese zuzudecken. Dies ist ein warnenden Beispiel für alle, welche "die Blöße" ihres Nächsten anderen gegenüber enthüllen! Wer aber Christi Weg geht, ist treuen Geistes; er deckt das verfängliche Wort und die anfechtbare Sache zu, oder klärt sie ins Angesicht hinein in einem offenen Gespräch. Dazu gehört allerdings die Fähigkeit, schweigen zu können, so sehr uns auch das Fleisch und mangelnde geistliche Disziplin zur Weitergabe des Klatschkrams drängen.
Gott selbst verachtet niemanden (Hi 36:5)! Er verachtet das Gebet derer nicht, die von allen Eigenmöglichkeiten entblößt sind (Ps 102:17). Er verachtet Sein Volk Israel auch im Gericht nicht (3Mo 26:44). Ja, Er verachtet keinen Seiner Gefangenen (Ps 69:33)!
Aber enthüllt Gott nicht auch, deckt Er nicht auf durch Seinen Geist, die nach Joh 16:8-9 "überführt von der Sünde, von Gerechtigkeit und vom Gericht"? Gibt in diesem Zusammenhang nicht das Christuswort aus Mt 10:26: "Es ist nichts verborgen, was nicht offenbar wird"? Aber das kann und darf nur der lebendige Gott! Er deckt unsere Schuld auf, indem Er Sein Angesicht über uns aufstrahlen lässt, und deckt sie dann gnädig zu (s. 1Petr 4:8). Ihm selbst stehen wir "Auge in Auge" gegenüber! Ehe Joseph sich seinen Brüdern zu erkennen gab, ihre schwere Schuld enthüllte und schließlich gnädig bedeckte, hat er alle anwesenden Ägypter aus dem Raum gewiesen (1Mo 45:1). Er war ein Mann des Verständnisses und treuen Geistes!
Alles, was wir vor dem heiligen Gott enthüllen, was wir an Sünde, Schuld und Verderbtheit ans Licht bringen, wird im Augenblick der Enthüllung Licht (Eph 5:11-13). "Es gibt Schwätzer, die sind wie Durchbohrungen des Schwertes, aber der Weisen Zunge ist Heilung" sagt Spr 12:18. Ja, wer treuen Geistes ist, verhüllt die Sache, das Wort; aber im Blick auf Gottes Selbstoffenbarung gilt das Gegenteil: Er, der im Vollumfang treuen Geistes ist, enthüllt Sein Wort und Seine herrlichen Pläne dem Liebenden.
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