1. Mose - Kapitel 29

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Abschrift: 1. Buch Mose (Band I -X) (2017/21)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Die Bände I-VIII sind als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

1. Buch Mose - Kapitel 29

Jakob kommt zu Laban
Jakobs Dienst und Heirat
Die Söhne der Lea

Jakob kommt zu Laban

1Mo 29:1-3

"Und es erhebt Jakob seine Füße und geht zum Lande der Söhne des Ostens, zu Laban, dem Sohne Bethuels, des Syrers, dem Bruder der Rebekka, der Mutter Jakobs und Esaus. Und er sieht auf, und siehe. ein Brunnen auf dem Felde. Und siehe, dort hatten sich drei Herden Kleinvieh bei ihm gelagerte; denn von jenem Brunnen tränken sie die Herden. Und der Stein auf dem Loch des Brunnens ist groß. Und dort versammeln sich all Herden. Und sie wälzen den Stein von dem Loch des Brunnens und tränken das Kleinvieh. Und sie wälzen den Stein zurück auf das Loch des Brunnens zu seinem Ort."

Wir haben gestern schon zu unserem neuen Kapitel übergeleitet, jetzt sehen wir also Jakob auf seinem Fluchtweg, der gleichzeitig ein Weg der Brautwerbung ist, nur dass, nicht wie bei seinem Vater Isaak , ein separater Brautwerber auftritt, sondern der Bräutigam persönlich.

Als Erstes wird uns das Ziel Jakobs genannt, Laban. Und Laban war ein Sohn des Bethuel, der wiederum einer der Söhne Nachors (und Milka) war. Nachor hatte noch zwei Brüder, nämlich Haran, der den Lot zeugte und früh verstarb, und Abraham, damals noch Abram. Alle drei Brüder hatten Tharah zum Vater, und Sem zum Urvater. Wie sehen also die gleiche Abstammung Labans von Sem, nur bei Tharah ging die Linie der Verheißung über Abram weiter. Soweit die Stammbäume.

Als Erstes lässt Gott den Jakob einen Brunnen auf dem Feld stehen, und dieser Brunnen enthält lebenserhaltendes Wasser oder "Wasser des Lebens" - Jakob sieht also, noch verhüllt, denjenigen, der von Sich sagt: "Ich gebe das Wasser des Lebens!"

"Und es erhebt Jakob seine Füße ..... Und sie wälzen den Stein zurück auf das Loch des Brunnens zu seinem Ort."

Wir haben unseren doch sehr langen Leitvers gekürzt wiedergegeben, um mehr Raum für unsere Gedanken zu. haben.

Es werden um den Brunnen in unseren Leitversen auffällig viele Worte gemacht, was wir zum Anlass nehmen, mehr darüber nachzudenken; dies führt uns im Sinne unseres gestrigen Schlusssatzes zu Joh 4:5-15, wo Jesus einen Dialog mit einer Samariterin führt. Die Kernaussage in Joh 4:14 ist, dass Er das lebendige Wasser gibt.

Und nun zu Jakob: Er sieht am Ziel seiner Reise als Erstes den Brunnen, der das Wasser des Lebens bedeutet, doch ein schwerer Stein verdeckt den Zugang zum Wasser und muss mühsam abgewälzt werden. Die symbolisiert den Weg Jakobs, der nicht so einfach an dieses Leben spendende Wasser heranführt, sondern erst mit größter Mühe freigemacht werden muss (was der Stein symbolisiert), und das bedeutet: Jakob muss erst viele Jahre dem Laban dienen, bevor er am Ziel ist. Anders ausgedrückt: Jakob muss noch schwer in die göttliche Schule genommen werden, bevor er, wie nach ihm Hiob in Hi 42:2 sagen kann: "Ich erkennen, dass Du alles vermagst, und nichts, das Du Dir vorgenommen, ist dir zu schwer."

Wenn wir jetzt auf uns schauen, stellen wir fest, dass auch bei uns immer wieder Steine auf dem Weg liegen, die es gilt wegzuräumen, ja wegzuwälzen; es sind die mehr oder weniger großen Steine der Anfechtungen, die uns aber mehr und mehr aufs Wort merken lassen, aber ... nicht so riesig sind, dass wir sie nicht tragen könnten, wie es uns 1Kor 10:13 verspricht!

1Mo 29:4-6

"Und es sagt Jakob zu ihnen: 'Meine Brüder, woher seid ihr?' Und sie sagen: 'Von Charan sind wir!' Und er sagt zu ihnen: 'Kennt ihr Laban, den Sohn Nachors?' Und sie sagen: 'Wir kennen ihn!'* und er sagt zu ihnen ' geht es ihm wohl?' Und sie sagen;: 'Wohl geht es. Und siehe Rahel, seine Tochter, kommt mit dem Kleinvieh.'"

Unser Leitvers führt uns weit zurück in die Kapitel 1Mo 11:10ff bis 1Mo 12, wo wir die Berufung Abrahams und seinen Auszug aus Ur miterleben durften, wobei dieser Auszug in unserem bekannten "Charan" stockte, weil Tharah, der Vater Abrahams, nicht weiterziehen wollte. Mit diesem Stehenbleiben von Tharah in Charan waren auch die zwei Söhne Tharahs, nämlich Abram und Nachor mit ihren Familien betroffen, wobei wir in 1Mo 11:8 lasen, dass Haran noch vor seinem Vater Tharah in Ur verstarb und nur noch sein Sohn Lot in Charan verweilte. Soweit für uns der geschichtliche Hintergrund. Aber was waren das nun für Menschen?

In jedem Fall gingen sie erst einmal ein Stück mit dem Auserwählten Abram und ihrem Vater Tharah mit bis Charan - es waren allesamt "Nichtauserwählte", die aber trotzdem gottesfürchtig waren, ohne zum lebendigen Glauben zu kommen. "Nachor" hatte inzwischen mehrere Söhne, darunter Bethuel, der wiederum der Vater von Rebekka und Laban war. Und auch Laban hatte eine Familie mit mehreren Töchtern, eine davon war "Rahel", und hier schließt sich unser Rundgang, der uns kurz zurück in die Geschichte der Nachkommen von Tharah führt - Jakob stößt während eines Zwiegesprächs mit den Hirten Labans auf Rahel, die Jakob von Anbeginn an liebte.

1Mo 29:7-8

"Und es sagt Jakob zu ihnen: 'Siehe, noch ist der Tag groß. Es ist nicht die Zeit, das Vieh zu versammeln. Tränket das Kleinvieh und geht und weidet es!' Und sie sagen: 'Wir können nicht, bis alle die Herden versammelt sind und sie den Stein wälzen von dem Loch des Brunnens. Sodann tränken wir das Kleinvieh.'"

Ebenso wie zuvor bei Eliesers Brautwerbung um Rebekka im Auftrag Isaaks wird auch hier bei Jakob klar und deutlich Gottes Führung erkennbar:

Offensichtlich vor der üblichen Zeit (der Tag war ja noch groß - also früh), tränkten die Hirten Labans drei Herden Kleinvieh. Jakob sprach dieses vorzeitige Tränken an und wollte sie wieder auf die Weide schicken - wobei hier angemerkt werden darf: Was ging denn dies den Jakob an? Er kommt in fremdes Gebiet, trifft erst einmal auf fremde Hirten. und will diese gleich besser wissend belehren, wie sie zu handeln hätten!

Die Hirten Labans verhalten sich auffallend geduldig dem sie belehrenden Mann gegenüber und verweisen darauf, dass noch eine Herde fehlt, die auch getränkt werden muss, und die von .... "Rahel" gehütet wird. Und genau in jenem Moment wo sie alle noch reden, taucht Rahel mit ihrem Kleinvieh auf!

Wenn wir dieses ganze Geschehen langsam auf uns einwirken lassen, erkennen wir auch, wie wunderbar Gottes Wege sind, selbst in kleinsten Einzelheiten, bis ins Detail - und man kann eigentlich nur staunen! Haben wir diese Wege ins Detail nicht auch schon auf unseren Wegen erleben und erkennen dürfen?

1Mo 29:9-10

"Als er noch mit ihnen spricht, kommt Rahel, die Tochter Labans, mit dem Kleinvieh ihres Vaters, denn Hirtin ist sie bei ihres Vaters Kleinvieh. Und es geschieht, als Jakob sieht Rahel, die Tochter Labans, des Bruders seiner Mutter, und das Kleinvieh Labans, des Bruders seiner Mutter, dass Jakob herankommt und wälzt den stein von dem Loch des Brunnens; und er tränkt das Kleinvieh Labans, des Bruders seiner Mutter."

Als Jakob noch mit ihnen spricht, vermutlich sind es die Hirten der drei Herden, taucht Rahel auf, und es scheint, als ob Gott hier für einen kurzen Moment ein helles Licht der Liebe aufleuchten lässt, denn Rahel wird ja nach langen Jahren der Unfruchtbarkeit Joseph zur Welt bringen, der zwar nicht die Verheißungslinie fortsetzt, aber den reichsten und längsten Segen seines Vaters erhielt. Aber soweit sind wir noch nicht.

Es fällt beim Lesen unseres Leitverses auf, dass wiederholt "Laban der Bruder seiner Mutter" (dreimal) erwähnt wird, einmal hätte ja auch gereicht! Hat diese nachdrückliche Erwähnung dieser Wortverbindung seine Bedeutung? Und in der Tat rückt jetzt ja Laban in unser Blickfeld, und da ist es nicht von ungefähr, dass er der Bruder seiner (Rebekkas) Mutter ist - und was haben wir zuletzt bei Rebekka festgestellt? Sie war ja die Drahtzieherin all der List und Tücke und des Betrugs, den Jakob an seinem Bruder Esau und an seinem Vater verübt hat! Und wie die Schwester, so auch der Bruder - dies will uns die Wortverbindung "... der Bruder seiner Schwester" sagen. Wir werden also bei Laban das gleiche Ränkespiel wie bei seiner. Schwester Rebekka miterleben, nur gilt es diesmal Jakob!

1Mo 29:11-12

"Und Jakob küsst Rahel und erhebt seine Stimme und weint. Und Jakob tut Rahel kund, dass er ihres Vaters Bruder (im Sinne von " Verwandter" hier "Neffe") sei und dass er sei Rebekkas Sohn. Und sie läuft und erzählt ihrem Vater diese Dinge."

Das Treffen an dem Brunnen von Jakob und Rahel ähnelt stark jenem in 1Mo 24:15, als Elieser, der Brautwerber Isaaks, auch an einem Brunnen auf Rebekka stieß; wir sehen auch hierin die wunderbare führung Gottes, der alles so arrangiert, wie es Seinem Willen entspricht.

Und Sein Wille war auch, dass Jakob, als er Rebekka mit ihrer Herde Kleinvieh kommen sah, sofort selber den stein vom Loch des Brunnens wälzte (siehe Vers 10), was ja eigentlich die übrigen Hirten hätten tun sollen. Es musste Jakob sein, der den Weg zum Leben spendenden Wasser freimachte. Und so dürfen wir schon hier an dieser frühen stelle erkennen, dass gerade Joseph, der Sohn Rahels, in. ganz besonderer Art und Weise den vorschattet, der das wahre Wasser des Lebens gibt, "Jesus"!

Unser Leitvers beschreibt nun etwas bewegendes: Jakob küsst Rahel und weint! Mit diesen zwei Handlungen bricht in Jakob endlich etwas Positives hervor, denn wir können in seinem ungewöhnlichen Verhalten (wer küsst schon eine fremde Frau) nur den Ausdruck seiner großen Dankbarkeit Gott gegenüber erkennen! "Dankbarkeit" für die Führung bis Charan und Dankbarkeit, dass er beim Anblick Rahels in seinem Herzen spürte:; Dies ist meine Frau! Und Rahel? Sie tut das, was eine gehorsame Tochter in jener Zeit tat: Sie läuft zu ihrem Vater und berichtet ihm alles, wissend, dass ihr Vater auch über eine Heirat das entscheidende Wort hat.

1Mo 29:13-14

"Und es geschieht, als Laban hört den Bericht über Jakob, seiner Schwester Sohn, dass auch er läuft, ihm zu begegnen. Und er umarmt ihn und küsst ihn und bringt ihn in sein Haus. Und er erzählt Laban alle diese Dinge. Und es sagt zu ihm Laben: 'Ja, mein Gebein und mein Fleisch bist du.' Und er wohnt bei ihm einen Monat von Tagen."

Laban ahnte, was den Sohn seiner Schwester Rebekka zu ihm trieb, schließlich machte er vor langen Jahren die ähnliche Erfahrung, als Elieser um die Hand seiner Schwester Rebekka bat. Damals lief Laban dem Elieser entgegen und er sah ... goldene Reifen und Spangen an den Händen seiner Schwester (1Mo 24:29-30). Es war damals nicht nur die Verwandtschaft, die ihn beeindruckte, sondern auch das Gold.

Jetzt steht erneute ein Mann aus seiner Verwandtschaft vor ihm, den er erst einmal herzlich aufnimmt und sich die ganzen Begebenheiten im Haus seiner Schwester Rebekka erzählen ließ. Ob Jakob dabei ehrlich war und alles so erzählte, wie es sich zugetragen hat, bleibt hier zwar offen, doch Jako9b muss damit gerechnet haben, dass andere die ganze Wahrheit über List, Lüge und Betrug im Hause Isaak weitergetragen haben oder dies noch tun. Laban dürfte also schon einen guten Überblick über alle Dinge erhalten haben, wobei er dann feststellt: "Mein Gebein und mein Fleisch bis du" .. und dies mit dem Hintergedanken, Jakob auch zu betrügen!

Laban war ganz offensichtlich ein Mann von schlechtem Charakter, den Gott jetzt benutzt, um Jakobs Selbstbewusstsein, sein List und Tücke über Jahre hinweg langsam zu zertrümmern, es begann ein Weg des Zerbruchs für Jakob.

Jakobs Dienst und Heirat

1Mo 29:15-18

"Und es sagt Laban zu Jakob: 'Wenn du auch mein Bruder (Neffe) bist, solltest du mir umsonst dienen? Sage mir, was dein Lohn sein soll.' Und Laban hatte zwei Töchter. Der Name der älteren war Lea, und der Name der jüngeren war Rahel. Und die Augen Leas waren Zart, aber Rahel ist schön von Gestalt und schön anzusehen. Und Jakob liebt Rahel. Und er sagt: 'Ich will dir dienen sieben Jahre um Rahel, deine jüngere Tochter.'"

Auf dem Weg des Zerbruchs, von dem wir gestern im Blick auf Jakob schrieben, gibt Gott Seinem Auserwählten etwas mit, was ihm die Kraft verleiht, den Weg auch zu gehen: "Liebe", wenn auch menschliche Liebe! Zwei Töchter Labans standen Jakob zur Verfügung, Lea mit den z arten Augen, was darauf schließen lässt, dass sie einen stillen und sanften Charakter hatte, Rahel hingen war schön von Gestalt und schön anzusehen, sie war also außerordentlich hübsch! Dass Jakob Rahel liebte, ist vordergründig also auf ihre Schönheit gegründet, hintergründig jedoch hatte Gott längst bestimmt, welche Frau Jakobs Liebe erringen würde, und das war eben Rahel. Ob sich Rahel auch schon dem Jakob zugetan fühlte oder ihn liebte, erfahren wir nicht, wir lesen nur, dass die Liebe erst einmal einseitig auf Jakobs Seite aufflammte. Jakob machte sich also Gedanken, wie er um Rahel werben könnte, denn eine einseitige Liebesbeziehung ist weder Glück bringend noch befriedigend!

An dieser Stelle müssen wir jetzt doich einen Moment stehenbleiben, und im Geist versuchen, ob wir hier an etwas erinnert werden, nämlich an Gottes Liebe, die auch erst einmal einseitig war?

Ganz am Anfang dieser Schriftreihe des 1. Buches Mose machten wir uns schon Gedanken, was wohl war, als das All noch "in Gott" war, und Gott, der ja Liebe ist, mit Seiner Liebe noch allein war! Und es war uns klar, dass Liebe allein Gott nicht genügen konnte, weswegen Er "im Anfang" begann, den Sohn Seiner Liebe zu z eugen. Das Nächste war dann der Schöpfungsakt des Alls, welches Er dem Sohn übergab und das dann gemäß Hebr 1:3 dieses All durch Sein machtvolles Wort trägt.

So gewaltig diese Vorgänge auch sind, geht es uns hier darum, dass Gott Sich ein gegenüber schaffte, dem er Seine Liebe zeigen und erweisen konnte, und - von dem Sein Herz ersehnt, wiedergeliebt zu werden, und dies ohne Zwang!

Und jetzt zu Jakob: Würde oder könnte er im stadium der Brautwerbung Rahels Liebe mit Zwang bekommen? Ein klares "Nein"! Also bestand seine Werbung um Rahel darin, eine Antwort auf sein Werben zu erhalten, er sehnte sich danach, dass sein Gefühl der Liebe erwidert wird. Er gibt also Rahel die Möglichkeit, zu einer eigenen Überzeugung zu gelangen, Jakob kennen zulernen und ... letztlich auch lieben zu lernen!

Wir sprechen von der Liebe, und wechseln dabei zwischen Gott und Jakob hin und her, denn Jakobs Weg ist nicht von. ungefähr! "Liebe" ist ja in ihrem Wesen auf gegwnseitiges Verstehen ausgelegt, auf die Freiheit zu lieben und auf die Freiheit, dem anderen alles. zu geben, einschließlich sich selbst. Dieses feine Bild sahen wir bereits bei Rebekka, als Elieser im Auftrag Isaaks um sie warb. Elieser war sich am Anfang seiner Sache so sicher, dass er Rebekka sofort im Triumph nach Hause mitnehmen wollte, aber Rebekkas Eltern erkannten, dass bei dieser schnwllen Handlungsweise die Grundlage einer Heirat fehlte - die freiwillige Liebe! Und so kam Rebekkas Familie erst einmal zusammen und beschloss, das junge Mädchen solle selbst Stellung zu Isaaks Werbung nehmen. Erst als Rebekka öffentlich bekannte, dass sie gerne bereit sei, zu Isaak zu gehen, war die Familie einverstanden.

Ein gegenteiliges Beispiel wird in 2Sam 13 vor unsere Augen gestellt, "Amnon und Tamara", wo Amnon rasend in Tamara verliebt war, aber nicht die Geduld aufbrachte, ihre Liebe durch zarte Werbung zu erbringen, aus Lieb e wurde Begierde und dann Missbrauch, was alles zerstörte.

Zwei grundlegende Punkte haben wir durch unsere bisherige Ausführung dargelegt: "Liebe" ist ihrem Wesen nach einmal auf gegenseitiges Verstehen angelegt, und zum anderen auf die Freiheit, dem anderen die ganze und ausschließlich Liebe zu schenken. Schauen wir jetzt auf Gott:

Im Verstehen (um auf den obigen ersten Punkt zu kommen) zweier Menschen ist dieses Verstehen von beiden Seiten her wichtig, bei Gott je doch muss nur der Mensch verstehen, nämlich Ihn, den Schöpfer von allem. Gott Selbst versteht Seine Schöpfung, ist diese doch ein teil von Ihm Selbst (siehe Röm 11:36). Alles aus Gott heraus geschaffene sollten wir uns danach ausstrecken, Gott in der Weise zu erkennen, dass wir Ihn von ganzem Herzen lieben können. Und Gott hat hierfür in liebender Vorsorge alle Voraussetzungen geschaffen, damit wir Ihn so erkennen und verstehen, wie Er von uns erkannt werden will, nämlich als uns unendlich liebender Vater!

Und als solchermaßen "liebender Vater" machte Er gemäß Hebr 1:3 die Äonen, riesige Zeitläufe, um und mit unendlicher Geduld zu zeigen, wozu Seine Liebe zu uns fähig ist!

Wir müssen noch auf den gestern zu Anfang angeführten zweiten Punkt zu sprechen kommen, "die Freiheit", weil erzwungene Liebe, wie wir bei Amnon und Tamara sahen, kein glückliches Ende findet. Und da Gott von seinen Geschöpfen keine erzwungene Liebe möchte, hat Er die Freiheit der Entscheidung in Seine Geschöpfe hineingelegt, wobei wir hier vorsorglich anmerken wollen, dass wir hier von keinem freien Willen des Menschen sprechen, den allein nur Gott hat! Aber - es entspricht Seinem Willen, dass die Liebesantwort auf sein Liebeswerben in völliger Freiheit getroffen wird, ohne Zwang.

Aus diesem Grund hat Gott einen Heilsplan aufgestellt, an dessen Anfang Christus, der Sohn Seiner Liebe steht, in dessen Mitte das Kreuz aufgerichtet wurde, und an dessen Ende wieder der Sohn steht, in dessen Namen "Jesus" sich freiwillig gemäß Phil 2:9-11 jedes Knie beuge und jede Zunge huldige, "Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters."

So wird das Kreuz auf Golgatha das sichtbare Zeichen der Liebe Gottes, "denn so liebt Gott die Welt, dass Er Seinen einzig gezeugten Sohn gibt, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht umkomme, sondern äonisches Leben habe (Joh 3:16).

Wir könnten. jetzt unser angefangenes Thema noch lange mit großer Freude und Leidenschaft fortsetzen, doch wir sind ja bei Jakob und seiner Liebe zu Rahel, die uns einen kleinen Abglanz davon gibt, wozu der Mensch fähig ist, Liebe zu gewinnen, wobei Jakob nur Menschliches tut, nämlich viele Jahre zu dienen, Gott hingegen das kaum Fassbare tut, den Sohn Seiner Liebe für uns hinzugeben, um uns erkennen zu lassen, einmal, was Gottesferne durch Sünde bedeutet, und zum anderen, was das Opfer Jesu Christi bedeutet, um Gottes Liebe aufleuchten zu lassen.

Aus Liebe ist Jakob erst einmal bereit, dem Laben sieben Jahre um Rahel. zu dienen - aus Liebe war Gott bereit, uns alles zugeben, was Er geben konnte; hierzu lesen wir die köstlichen Worte Jesu in Joh 17:26:

"Ich habe ihnen Deinen Namen bekanntgemacht und werde ihn bekanntmachen, damit die Liebe, mit der Du Mich liebst, in ihnen sei und Ich in ihnen."

Am Ende, von dem 1Kor 15:27-28 berichtet, wird Gottes Liebe alles einhüllen und auch Seine Liebe gestillt sein!

1Mo 29:19-20

"Und es sagt Laban zu ihm: 'Besser, ich gebe sie dir, als dass ich sei einem anderen Mann gebe. Bleib bei mir!' Und es dient Jakob um Rahel sieben Jahre. Und sie werden in seinen Augen wie etliche tage - in seiner Liebe zu ihr."

Laban erkennt gleich seinen Vorteil: Einmal bleibt seine Tochter innerhalb der Familie, zum anderen hat er einen billigen Diener, der ihm kostenlos sieben Jahre dienen möchte. Und Jakob?

Unser Leitvers zeigt, was Liebe bewirken kann: sieben Jahre Dienst fliegen dahin wie etliche Tage!

Und wieder möchten wir bei diesem Bild auf unseren Gott schauen, denn auch er wartet nunmehr grob sechstausend Jahre darauf, dass Er in Liebe "alles in allen sei"! Diese lange Zeit zeigt uns, mit wie viel Geduld Gott auf Seine Geschöpfe wartet, und was Ihm unsere Wiederliebe wert ist! Dabei muss es für ihn ein absoluter Höhepunkt gewesen sein, als Er gemäß 2Kor 5:19 in Christus war, die Welt mit Sich Selbst versöhnend. Das Opfer, also das Schwerste für Ihn, ist vollbracht. Nun geht es darum, Seinen Geschöpfen zu zeigen, was in diesem Opfer am Kreuz geopfert wurde, und was in dem Namen "Jesus" alles beinhaltet ist. Dabei muss ein weiterer Höhepunkt gewesen sein, als Er durch Paulus die Ersten sehen durfte, die in Jesus Christus Seine Liebe nicht nur erkannt haben, sondern auch begannen, Ihn zurück zu lieben - es ist die Körpergemeinde Christi Jesu, also wir, die gemäß 1Kor 15:23 als "die Christus Angehörenden" bezeichnet werden. Wir dürfen also mit unserer Gegenliebe Gottes Wartezeit verkürzen, vielleicht sogar versüßen...!

1Mo 29:21-25

"Und es sagt Jakob zu Laban: 'Gewähre mir mein Weib, denn erfüllt sind meine Tage, dass ich komme zu dir.' Und es versammelt Laban alle Leute des Ortes und macht ein Festmahl. Und es geschieht am Abend, dass Laban Lea, sein Tochter nimmt und bringt sie zu Jakob, und Jakob kommt zu ihr. Und Laban gibt SiIpa, seine Magd an Lea, seine Tochter, zur Magd. Und es geschieht am Morgen, und siehe, es ist Lea. Und es sagt Jakob zu Laban: 'Was ist dies, was du mir getan? Diente ich nicht um Rahel bei dir? Und warum betrügst du mich?'"

Jakob, der Betrüger, vertraute auf die Ehrlichkeit Labans, doch da hatte er sich verrechnet, mehr noch, er hatte seinen Meister im Betrügen gefunden. Und so kommt es, dass Jakob erst einmal seine wohl verschleierte Braut zu sich nimmt und erst am nächsten Tag feststellt, das es gar nicht die geliebte Rahel, sonder die ungeliebte Lea war. Menschlich gesehen ist diese Verwechslung kaum nachvollziehbar, Jakob hätte es merken müssen, mit wem er zusammen war! Und er hätte es eigentlich auch gemerkt, wenn alles nicht Gottes Wille gewesen wäre. Doch Gott hat viele Möglichkeiten, Seinen willen durchzusetzen, in unserem Fall werden wir an Röm 11:25-26 erinnert, wo Gott dem Paulus ein Geheimnis enthüllt: "Verstockung (bei Luther "Blindheit") Ist Israel zum Teil widerfahren, bis die Vervollständigung der Nationen eingehe."

Es geht uns hier nicht um den Inhalt des Geheimnisses, sondern um das göttliche Mittel "Verstockung" bzw. "Blindheit". Und so wie Gott einst den Jakob mit Blindheit schlug, damit er nicht erkennen konnte, so schlug Gott später Sein ganzes Volk Israel, damit - sie Jesus, ihren Messias, nicht erkennen konnten.

Wir gingen ja gestern der Überlegung nach, dass, menschlich gesehen Jakob hätte spüren müssen, dass er die Nacht über nicht mit der geliebten Frau geschlafen hat, dazu hätte sich ja auch Rahel zur Wehr setzen können! Doch alles lief so ab, wie es in Gottes Plan bestimmt war, und da haben wir gestern als Beispiel angeführt, wie Gott Seinem Volk Israel durch den Apostel Paulus schon in Apg 28:26 sagen ließ: "... Mit dem Gehör werdet ihr hören und doch nicht verstehen. Blickend werdet ihr erblicken und doch nicht wahrnehmen...".

Gott setzt also Mittel ein, um etwas wie hier in ein Geheimnis zu hüllen, nämlich dass Israel für eine bestimmte Zeit blind wird, nämlich blind zum Erkennen, wer Jesus ist. Während dieser Blindheit, di ja noch bis heute anhält, wird die Körpergemeinde Christi Jesu ins Leben gerufen und bis zu ihrer Vollzahl berufen, und erst wenn die Vollzahl erreicht ist, wird die Gemeinde entrückt und die Blindheit von Israel genommen. Ähnliches lesen wir in 2Kor 4:4 im Blick auf den Gott dieses Äons (= Satan), der die Gedanken der Ungläubigen blendet, damit ihnen der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus nicht erstrahle. Und bei Jakob?

Er durfte eine ungeliebte Frau nicht erkennen, und dies um der vielen. Söhne willen, die Jakob zum Stammvater des groen Volkes Israel ma chen sollten!

1Mo 29:26-27

"Und es sagt Laban: 'Man macht es nicht so an unserem Ort, die Geringere fortzugeben vor der Erstgeborenen. Erfülle dieser die sieben Tage, und ich werde dir überdies auch jene geben, um den dienst, mit dem du mir dienen sollst weiterhin andere sieben Jahre.'"

Wir Gläubigen tun uns schwer mit solchen texten, wie wir sie im Augenblick vor uns haben, denn wir verstehen kaum, warum Gott solche Umwege wie hier über Betruf oder Blindheit geht, wo es doch nach unserer Ansicht viel einfacher und schneller gehen könnte. Diese menschliche frage führt uns erneut zu Röm 9, wo in den Versen Röm 9:19 ff das Gebilde den Töpfer fragt: "Warum hast Du mich so gemacht?" Und dies mit dem Hintergedanken: Wäre es nicht einfacher gegangen, Du hättest mich gleich richtig gebildet?

Solche fragen sind berechtigt, weil sie zum Nachforschen anregen und, soweit es um die richtige Haltung Gott gegenüber geschieht, zum Erkennen Seiner Selbst dient, wozu Eph 1:15 ff anregt.

Im Römerbrief stellt Gott erst einmal klar, dass es Ihm obliegt, wie Er das Gebilde formt, in. unserem Fall: Welche Wege Er geht, auch mit Jakob! Dazu haben wir immer wieder versucht, darzulegen, dass Gott die Liebe Seiner Geschöpfe freiwillig bekommen möchte, und Er dazu lange Wege, mehrerer Äonen angesetzt hat, die dazu dienen. Sein Ziel zu erreichen. Und so geht Er auch mit Jakob Seine Wege, die uns aus menschlicher Sicht umständlich erscheinen mögen, in göttlichem Sinn aber sein müssen, und ... wenn wir beginnen, Ihn zu erkennen, wunderbar sind!

1Mo 29:28-30

"Und Jakob tut also und erfüllt dieser die sieben Tage. Und Laban gibt ihm Rahel, seine Tochter, ihm zum Weibe. Und Laban gibt Rahel, seiner Tochter, Bilha, seine Magd, ihr zur Magd,. Und er kommt überdies zu Rahel; und überdies liebt er Rahel mehr als Lea. Und er dient ihm weiterhin andere sieben Jahre."

Gott lässt nicht zu, sondern Er bewirkt, dass Jakob erst einmal zu Lea eingehen muss, und dies sieben Tage lang, erst dann bekommt er Rahel, die Frau seiner Liebe zum Weib. Überdies sorg Gott auch schon vor, dass jede der nunmehr beiden Frauen Jakobs ihre eigene Magd von Laban erhalten, Silpa für Lea und Bilha für Rahel. Auch dies geschieht nicht von ungefähr, denn auch dies zwei Mägde werden zu Müttern der späteren zwölf Söhne Jakobs, die wiederum die Stammväter des Volkes Israel werden.

Es wirs bei dem Feschehwn im Haus Labans selten daran gedacht, wie es wohl in den Herzen der beiden Schwestern ausgesehen haben mag! Was wird Rahel empfunden haben, als der ihr versprochenw Mann zu ihrer Schwester Lea einging? Und wie mag sich Lea in dem Wissen gefühlt haben, ungeliebt zu sein? Litt unter diesem Zustand nicht das wohl bisher gute Verhältnis der beiden Schwestern zueinander?

Bei unserem Geschehen. um Jakob hat Gott diesen negativ wirkenden schwesterlichen Zustand bewusst herbeigerufen, weil sich Jakob in seiner Schulde befand; später, als das Gesetz kam, wurden solche Ehen in 3Mo 18:18 verboten, eben um die Schwestern nicht in Bedrängnis zu bringen, weil solche Ehen zu starken Belastungen unter Schwestern führten.

Die Söhne der Lea

1Mo 29:31-32

"Und es sieht Ieue Alueim, dass Lea verhasst ist, und Er öffnet ihren Mutterleib. Aber Rahel bleibt unfruchtbar. Und Lea wird schwanger und gebiert einen Sohn für Jakob. Und sie nennt seinen Namen Ruben, denn sie sagt: 'Denn es sieht Ieue meine Demütigung und gibt mir einen Sohn; denn nun wird mein Mann mich lieben.'"

Wenn wir heute lesen, dass Lea "verhasst" ist, dann müssen wir diesen Hass genauso hinterfragen, wie wir es in [Röm 9:13] getan haben: "... Esau habe ich gehasst". Es ist ja hier von Jakob die Rede, in welchen wir uns jetzt einmal hineinversetzen müssen: Nach sieben Jahren Dienst für die geliebte Rahel muss er sich erst einmal mit Lea genügen lassen - wir selbst wären in diesem Fall wahrscheinlich eher "verbittert" als voll Hass, denn Lea konnte ja nichts für die Tücke ihres Vaters! Und Jakob ging ja danach noch sieben Tage zu Lea ein, was dazu diente, um den Nachwuchs sicherzustellen; mit Hass gegen Lea wäre dies sicher nicht möglich gewesen. Wir möchten mit dieser Aussage nur Klarstellen, dass, so wenig Gott den Esau in menschlicher Weise gehasst hat, auch Jakob die Lea nicht hasste; Lea aber war trotzdem traurig und bedrück, nur als Ersatzfrau gelten zu müssen!

Und in diesen Herzenszustand Leas hinein greift Ieue Alueim ein und es ist wie ein Lichtstrahl, den Er aufleuchten lässt, wenn die Bedrängnis zunimmt. Auf uns gesehen: Wenn in 2Kor 4:4 vom "Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus" die Rede ist, der den Ungläubigen heute noch durch das. Werkzeug "Satan" verwehrt ist, so ist dieser Lichtglanz uns heute schon hell erstrahlt und darf unsere Herzen täglich hell machen. und erfreuen!

Ieue Alueim tröstet Lea mit Fruchtbarkeit, für eine Frau damals das schönste Geschenk an ihren Ehemann; und dazu gebiert sie auch noch einen Sohn, den ersten der zwölf Stammväter des späteren Volkes Isarel. Zur gleichen Zeit wird Rahel in dieser weise zu rückgesetzt bzw. verschlossen - ihre Zeit war noch nicht gekommen.

Die Zahl "Zwölf", und mit dieser müssen wir uns jetzt kurz befassen, kommt im Wort Gottes vielfach vor, zuerst bei den zwölf Söhnen Jakobs, woraus die zwölf Stämme Israels entstehen, wir wissen auch, dass die zwölf Apostel einmal auf zwölf Thronen sitzen werden, das neue Jerusalem hat zwölf Grundfeste und zwölf Tore von zwölf Perlen, um nur einige zu nennen.

"Zwölf" bedeutet im Verlauf der Gottesoffenbarung das Symbol der Vollkommenheit, womit wir es bei diesem umfangreichen Thema belassen wollen.

Der Erste der vollkommenen zwölf Söhne wird nun der Lea von Gott gegeben, und sie nennt ihn Ruben" weil Gott ihre Demütigung sah, womit gleichzeitig ihre Hoffnung verbunden war, dass sie mit dieser Geburt doch noch die Liebe Jakobs er ringen könnte.

"Ruben" bedeutet wörtlich: "Siehe, ein Sohn", und mit dieser Namensgebung lenkt Gott den Blick erst einmal auf den Umstand der Geburt. Wenn wir jedoch im voraus einen kurzen Blick in die Zukunft Rubens werfen, sehen wir mehr: Er war der Erstgeborene nach dem Fleisch und hätte als solcher den Vorrang vor den anderen möglichen Söhnen gehabt (wie auch bei Esau)

Aber wie bereits bei Isaak und Ismael oder Esau und Jakob wurde Ruben zurückgesetzt, den Grund lesen wir in 1Mo 49:3-4, wo er als "überwallend wie Wasser" beschreiben wird, was wir als "aufbrausend" sehen dürfen, und er entweihte das Lager seines Vaters, was ihn den Vorrang kostete. Doch bei diesen negativen Seiten lesen wir auch Positives: Er rette später das Leben seines Bruders Joseph, als dieser von den anderen Brüdern in einem Brunnen dem Tode überlassen werden sollte.

Leas Demütigung wurde vielfach gutgemacht, denn sie schenkte ihm Verlauf dem Jakob weitere fünf söhne also insgesamt sechs, womit sie die Hauptträgerin der zwölf Söhne wurde. Insbesondere wurde einer ihrer Söhne, nämlich Juda, zum Träger der Verheißungslinie über Mose, David, hin zu Jesus, unserem Herrn und Haupt

1Mo 29:33

"Und Lea wird wiederum schwanger und gebiert für Jakob einen zweiten Sohn. Und sie sagt: 'Denn es hört Ieue, dass ich verhasst bin, und Er gibt mirüberdies auch diesen.' Und sie nennt seinen Namen Simeon."

Erneut, bzw. immer noch lesen wir, dass Lea verhasst ist, was wir derart umschreiben wollen, dass sie auch mit ihrem ersten Sohn Ruben die Liebe Jakobs nicht erringen konnte. Erstaunlich darf es sein, dass Lea offensichtlich an Gott glaubte, und Ihn auch anrief, und ... in ihrem zweiten Sohn die Antwort Gottes auf ihre weitere Demütigung sah! Ihre Namensgebung "Simeon" was im Hebräischen "Er (Gott) hat gehört" bedeutet, ist somit ein wunderbares Zeugnis, also ein Gebetserhörung!

Auch hier werfen wir einen Blick in die Zukunft Simeons und lesen in 1Mo 49:7 Schlimmes über ihn: Sein vorhandener Zorn, in dem er ein furchtbares Blutbad anrichtete (siehe Vers 6), wurde verflucht, was ihm später kein Losteil im Lande einbrachte, sonder vielmehr seine Zerstreuung bewirkte.

Wenn wir Gottes so wunderbare Antwort auf Leas Demütigung sehen, aber im Blick auf uns nur zu oft bei unseren eigenen Demütigungen (Erniedrigungen) leer ausgehen, mögen wir neidisch werden, was aber nicht sein sollte, denn: Was Lea nicht kannte und was ihr nicht verheißen war, gilt uns, die wir als Glieder am Körper Christi Jesu in ständigerErniedrigung leben: "Unser Bürgertum jedoch ist in den Himmeln, woher wir auch den Retter erwarten, den Herrn Jesus Christus, der den Körper unserer Erniedrigung umwandeln wird, um dem Körper Seiner Herrlichkeit gleichgestaltet zu werden..." (Phil 3:21) - diese Verheißung darf allen Schmerz vergessen lassen!

1Mo 29:34

"Und sie wird wiederum schwanger und gebiert einen Sohn. Und sie sagt: 'Nun, noch einmal ward mir mein Mann verpflichtet; denn ich gebäre ihm drei Söhne!' Deshalb nennt sie seinen Namen Levi."

In 1Kor 1:26 ff ruft Gott uns in Seinem geschriebenen Wort zu: "Seht doch nur eure Berufung an, Brüder; da sind nicht viele Weise dem Fleische nach, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme; sondern das Törichte ... Niedriggeborene der Welt ... erwählt Gott...!" Der Grund ist einfach: In unserer Schwachheit kann Gott Seine Kraft nicht nur entfalten, sondern auch vollkommen machen, was Paulus in 2Kor 12:8-10 bezeugt. Sein (Pauli) Fazit: "Sehr gern werde ich daher eher die Schwachheiten an mir rühmen, damit die Kraft des Christus über mir zelte." Wo also seine (Pauli) Schwachheit überhand nimmt, ist die Kraft des Christus über ihm - was wir noch tiefer gesehen in den Worten von Röm 5:20 finden: "Wo aber die Sünder zunimmt, das strömt die Gnade über...".

Wir leben heute in der gegenwärtigen verwaltung der Gnade, Lea hingegen lebte in der Verwaltung der Verheißung (an Abraham), und kann deshalb mit uns nicht verglichen werden. Wenn wir trotzdem einen Vergleich gestartet haben, dann deshalb, weil auch Lea sich als Verhasste (= Geringgeschätzte) sieht, und Gott sich auf seine weise offenbart, indem Er sie irdisch segnet (wir sind mit überhimmlischen Segnungen bedacht). Und diese Segnung bestand in Leas drittem Sohn "Levi", was Hebräisch "Verpflichtet" bedeutet,; Jakob fühlte sich ihr gegenüber als Mann verpflichte, auch wenn er sie nicht liebte. Obwohl Levi wie Simeon später in 1Mo 39:5 ff an dem Blutbad beteiligt war, wurde sein stamm später durch das ihm übergebene Priestertum gesegnet.

1Mo 29:35

"Und sie wird wiederum schwanger und gebiert einen Sohn. Und sie sagt: 'Nun noch einmal huldige ich Ieue.' Deshalb nennt sie seinen Namen Juda. Und sie hört auf mit Gebären."

Lea wird immer mehr zu einer äußerst bemerkenswerten Frau. Ungeliebt wird sie von ihrem Vater dem Jakob untergeschoben, sie fühlt sich gehasst und gedemütigt, Jakob geht nur aus Anstand vor der damaligen Sitte bei Lea ein, und diese gebiert ihm nunmehr vier Söhne, kann aber immer noch nicht Jakobs Liebe damit erringen. All diese Tiefschläge haben sie aber offensichtlich nicht verzweifeln lassen, sondern haben sie in geistlichem Sinn gestärkt, denn wir lesen heute, dass sie Ieue huldigt, Ihn als nicht nur anerkennt, sondern auch verehrt. Ihr schweres Schicksal hat sie also auf Ieue merken lassen, sie ist innerlich gereift.

Und nun kommt der vierte Sohn zur Welt, den sie Juda (= Huldiger) nennt - einen schöneren Namen hätte sie nicht finden können!

Aber nicht nur Lea ragt durch ihre innere Haltung bei all dem momentanen geschehen. um Jakob heraus, auch ihr Sohn Juda zeichnet sich damit aus, dass er später die Führerrolle unter seinen Brüdern einnimmt, indem Ruben, dem Erstgeborenen, sein Zepter genommen und Juda gegeben wurde (slehe 1Mo 49:8). Der spätere Stamm Juda wurde der höchste der zwölf Stämme, und als David den Thron bestieg, und als das Reich geteilt wurde, blieb Juda Gott treu. Das ganz Besondere an Juda war aber, dass er der Stammvater unseres Herrn wurde, weswegen ein besonderer Segen auf diesem Stamm liegt, unter anderem, indem er bis heute "sichtbar" existiert.

Lies weiter:
1. Mose - Kapitel 30