Sodom und Gomorra

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Abschrift des Heftes:
Abraham, der erste Auserwählte - Band III
Abrahams Weg zur Glaubenshöhe

aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum“
von M. Jaegle und Mitarbeitern (1987)

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Inhaltsverzeichnis

Abraham, der erste Auserwählte

Band III

3. Sodom und Gomorra

Jewes Vorhaben mit Abraham

Nachdem die drei Männer ihre Botschaft kundgetan haben, stehen sie auf, und spähen auf die Fläche von Sodom und Gomorra (1Mo 18:16). Was mögen sie dort gesehen haben? Bevor Jewe Sein Vorhaben mit diesen zwei Städten bekanntgibt, lesen wir in den Versen 17-19, wie Gott daran gelegen ist, Seinen Auserwählten in Seine Pläne einzuweihen: „Und Jewe sagt: Soll Ich verdecken vor Abraham, Meinem Knecht, was Ich tue, wenn doch Abraham erden, ja werden wird eine große Nation, groß und mächtig, und in ihm sind gesegnet alle Nationen der Erde? Denn Ich kenn ihn um des willen, dass er gebieten wird seinen Söhnen und seinem Hause nach ihm. Und halten werden sie den Weg Jewes, zu tun Gerechtigkeit und Gericht, auf dass Jewe bringe auf Abraham alles, was Er spricht, ihn betreffend.“ Aus diesen Worten spricht Gottes Wohlgefallen gegenüber Abraham, denn Er wusste im voraus, dass Abraham seinen Nachkommen ein gutes Vorbild sein würde.

Gottes Absicht mit allen Auserwählten

Was hier Jewe über Abraham aussagt, dient zur Lehre auch uns, die Er gleicherweise an Seinem Vorsatz teilnehmen lässt - sogar an solchen Plänen, die Er lange Zeit geheim und in Seinem Herzen verborgen hielt (Röm 16:25; Eph 39). Das die Herausgerufenen aus den Nationen (also uns) Betreffende hat Er dann durch Paulus in dessen Briefen geoffenbart und lässt uns dabei bis in den Abschluss Seiner Liebeswege, bis in die Vollendung schauen. Als Gesegnete im Herrn sollen wir wie Abraham ein Vorbild für unsere Umgebung und Nachkommen sein. Deshalb werden wir durch unseren Apostel Paulus ermahnt, einen Wandel würdig des Herrn zu führen.

Jetzt redet Jewe weiter mit Abraham und offenbart ihm, dass die Sünde von Sodom und Gomorra groß und überaus schwer ist. Doch ehe Er diese Frevler vertilge, steige er nun herab und werde nachsehen, ob es auch so sei (1Mo 18:21). Leuchtet hierin nicht Gottes Langmut, Tragkraft und Barmherzigkeit auf, zumal schon in 1Mo 13:13 (etwa 20 Jahre früher) von diesen Leuten gesagt wurde, dass sie böse und überaus große Sünder gegen Jewe Alueim waren?

Abrahams vorbildliche Gesinnung

Als Jewe Abraham mitteilt, dass Er nun vorhabe, diese in Sünde verkommenen Menschen auszurotten, mochte Abraham dies nicht so ohne weiteres hinnehmen. Er suchte nach einem Ausweg, damit dieses Gericht nicht vollzogen werden müsste. Er sah diese Möglichkeit in einer Anzahl von Gerechten, die sich noch unter der sündigen Masse befinden könnte. Abraham hatte demnach den in der Auserwählung waltenden Grundsatz erkannt: Auserwählte sind zum Segen und Nutzen für andere Menschen bestimmt.

Und siehe, Jewe geht langmütig auf die Vorschläge Abrahams ein (1Mo 18:23-32). Ein Zeichen dafür, wie hoch diese sich um Rettung bemühende Gesinnung Seines Auserwählten von Gott eingeschätzt wurde.

Doch kannte Abraham auch die Grenzen seiner Bitten, denn mit der Zahl zehn hörte er auf (1Mo 18:32) und hat damit Gottes Urteil über Sodom und Gomorra als gerecht anerkannt.

Da es Gott wohlgefällig war, dass sich Abraham um die Abwendung des Gerichts über Sodom und Gomorra bemühte, gibt Abraham mit seinem Einstehen einer besonderen Gruppe von Gläubigen eine wichtige Mahnung. Es sind dies die Vertreter der „ewigen Verdammnis“. Wollten diese ihren Glaubensvater nachahmen, so müssten sie Gott angehen, Er möge doch Seinen Gerichten die Endlosigkeit nehmen. Statt dessen aber bekämpfen sie d i e Gläubigen, die Gott danken, dass alle Seine Gerichte einen Abschluss finden werden.

Segen durch Auserwählte

Früh am Morgen steht Abraham auf und geht an den Ort, von wo er die Fläche von Sodom und Gomorra überblicken kann, und es steigt Rauch auf (1Mo 19:27.28). Gewiss macht sich Abraham Sorgen um Lot und dessen Familie. Auch wenn Abraham mit seinem Einstehen für Sodom und Gomorra das Gericht nicht abwenden konnte, so wird er sich bestimmt für Lot und seine Familienglieder verwendet haben.

Der folgende Vers 29 enthüllt uns denn auch Gottes tieferen Beweggrund für die Rettung Lots: „Und es geschieht, als Jewe Alueim alle die Städte des Rundtals verderbt, g e d e n k t Alueim auch A b r a h a m s und sendet Lot hinweg aus der Mitte der Umkehrung, als Jewe die Städte umkehrte, in denen Lot wohnte.“

Hier gewahren wir erneut den hohen Heilswert der Auserwählung. Gott befasste sich nicht unvermittelt mit der Rettung Lots, nein, Sein Gedenken an Abraham setzte Seinen Arm zur Rettung Lots in Bewegung. Somit ist der auserwählte Onkel schon zum zweiten mal Ursache der Rettung seines Neffen geworden.

Diese kleine Begebenheit ist das Abbild einer ganz großen Heilswahrheit, die wir folgendermaßen ausdrücken können: Wenn Gott Seiner Auserwählten gedenkt, so bedeutet dies Heil und Segen für Nichtauserwählte. Diese Zielsetzung Seines Wirkens bestätigt auch Jesus voll und ganz in Mt 24:22: „Und wenn jene Tage (der großen Drangsal) nicht verkürzt wären, so würde keinerlei Fleisch gerettet werden; jedoch u m der A u s e r w ä h l t e n willen werden jene Tag v e r k ü r z t werden.“

Folgender Grundsatz gilt ganz allgemein: Wenn Gott Auserwählungen vornimmt, so beinhaltet dies zugleich die Vorbereitung von Segen und Heil für die nichterwählten Menschen.

Lot, der Gerechte

Nachdem Abraham sein Bitten beendet hat „kommen zwei der Boten gen Sodom am Abend. Und Lot sitzt im Tore von Sodom“ (1Mo 19:1). Hier erfahren wir, dass Lot in Sodom zu Ehren gekommen war und eine führende Stellung innehatte. Über sein Leben gibt uns Gottes Wort selbst ein Urteil in 2Petr 2:7: „... Gott barg den gerechten Lot, der von dem Verhalten der Unsittlichen in ihrer Ausschweifung gepeinigt wurde (denn durch das Erblicken- und Hörenmüssen quälte der als Gerechter unter ihnen Wohnende Tag für Tag seine gerechte Seele mit ihren gesetzlosen Werken).“ Wenn Lot als Gerechter bezeichnet wird, so ist dies relativ zu verstehen. Gemessen am unsittlichen Verhalten seiner Zeitgenossen war er gerecht. Lots ablehnende Einstellung gegenüber dem Sündenleben der Sodomiter war eine Frucht seines früheren Weilens im Hause Abraham.

In jener Nacht, als er die beiden Männer in sein Haus aufnahm, wurde ein erschreckender Tiefstand unter der Bevölkerung offenbar (1Mo 19:4-12). Seine beiden künftigen Schwiegersöhne, die Lot auf die rettende Flucht mitnehmen wollte, hielten seine Warnung für Scherz (V. 14). Und er selbst, als er noch zögerte, wurde von dem Boten (fast gewaltsam) ergriffen und samt seiner Frau und zwei Töchtern aus Sodom hinausgeführt.

Für seine Frau verlief die Flucht tragisch, denn sie beachtete die Warnung des Boten nicht: „Blicke nur nicht hinter dich...“ (V. 17). Sie schaute zurück und wurde zu einem Standbild von Salz ((1Mo 19:26). Lot selbst wurde gerettet, aber wie durch Feuer, wurde doch all seine Habe, sein ganzes Lebenswerk, verbrannt. So steht er als warnendes Beispiel vor all jenen Gläubigen, die die Welt bis zur Neige gebrauchen, wovor uns der Apostel Paulus eindringlich warnt (1Kor 7:31).

Der Ursprung der Moabiter und Ammoniter

Lot weilte später mit seinen beiden Töchtern im Gebirge als Höhlenbewohner (1Mo 19:30ff.) Welch einschneidender und schmerzlicher Gegensatz zu früher, als er im Tore saß und ein Haus sein eigen nannte! Doch nicht genug damit. Hier wird ein weiteres dunkles Kapitel seiner ohnehin belastenden Lebensgeschichte hinzugefügt durch die Blutschande, welche die Töchter an ihrem alten Vater begingen. Dies zeigt uns nochmals ein Bild von der abgrundtiefen Verkommenheit jener Menschen, von deren Sündengift auch die Töchter Lots angesteckt waren.

Welches waren nun die Folgen? Aus dieser Blutschande gingen die zwei Volksstämme der Moabiter und Ammoniter hervor, die später zu den schlimmsten Feinden und Verführern des Volkes Israel gehörten (5Mo 23:3ff). Dies war der Ausklang der Geschichte Lots, die von Selbstsucht und Habgier geprägt war, bis wir in der Vollendung ein erhebenderes Bild zu schauen bekommen.

Die Heilsseite der Gerichte

Der Untergang von Sodom und Gomorra und das damit eng verbundene Geschick Lots ist nur die menschliche Seite dieses Geschehens. Über Gottes Heilsgedanken lesen wir in Hes 16:53-56, wo verheißen ist, dass die Sodomiter (als Nachkommen des verfluchten Kanaan) wieder zu ihrem früheren Stande zurückkehren werden. Diese Rückkehr findet ihre vorläufige Erfüllung durch die Auferstehung vor dem großen weißen Thron.

Weiter sagt Gottes Wort, dass diese Gerichteten als Beispiel für jene gesetzt sind, die ebenso ruchlos handeln (2Petr 2:6). Und zu diesen gehören auch die ganz in Sünde geborenen Moabiter und Ammoniter (Zeph 2:8-11). Sie alle werden in der allgemeinen Auferstehung der Toten vor dem weißen Thron stehen. Dann werden sie gerichtet nach ihren Werken. Und da sie überaus große Sünder waren, wird dementsprechend auch ein großes Gericht über sie ergehen. Interessant und höchst merkwürdig für uns ist nun die Tatsache, dass Jesus dieses Gericht in ein milderes Licht stellt mit den Worten, dass es den Menschen von Sodom und Gomorra erträglicher ergehen wird als vielen Bewohner von Städten in Israel (Mt 10:15; Mt 11:24; Mk 6:11; Lk 10:12).

So dunkel auch die Geschichte von Sodom und Gomorra ist, Gott lässt aus ihr zwei wichtige Wahrheiten über Seine Gerichte hervorleuchten. Als erste ist die anzuführen: Weil diese Menschen wieder in ihren früheren Stand zurückgebracht werden, ist die ewige Verdammnis als Irrlehre offenbar gemacht. Und weil diese Menschen ein Beispiel sind für alle, die in das Gerichtsfeuer kommen, so ist nochmals bezeugt, dass es keine endlos dauernde Feuerhölle gibt.

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4. Der verhängnisvolle Umzug