Der Assyrerkönig Sanherib versucht Hiskias Vertrauen auf Jahwe zu erschüttern - Jes 36:1-22

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aus HSA: "Verkündiger von Gericht und Heil nach Jesaja (1-39) Bd.1"

Der Assyrerkönig Sanherib versucht Hiskias Vertrauen auf Jahwe zu erschüttern - Jes 36:1-22 (Jes 36)

Ist es unpassend, ist es ein Fremdkörper, wenn wir nun im Jesajabuch in den Kapiteln 36-39 auf einen geschichtlichen Bericht stoßen, wie er sich ganz ähnlich in 2Kö 18:13 - 2Kö 20:19 findet? (Außer vielen kleinen Abweichungen gibt es zwei größere: 2Kö 18:14-16 - Hiskias Demütigung vor Sanherib und Tributzahlung - fehlt bei Jesaja, während umgekehrt Jes 38:9-20 - Hiskias Dankgebet - im 2. Königebuch nicht zu finden ist; man vergleiche auch 2Chr 32:1-23.) Nein, es ist nicht unpassend, vielmehr folgerichtig, wenn nun die Bedrohung Jerusalems durch das assyrische Weltreich und die Abwendung dieser Bedrohung ins Einzelne gehend eindrucksvoll dargestellt wird; war doch in den vorausgehenden Kapiteln in prophetischen Ankündigungen immer wieder von Assur die Rede: von seiner Macht und Eroberungswut, seinen Siegen über Nordisrael und andere Länder wie Ägypten und Äthiopien, von seinem erfolglosen Heranrücken gegen Jerusalem und von seinem Sturz (vgl. Jes 5:26-30 - Jes 7:18-20 - Jes 8:1-8 - Jes 10:5-19 - Jes 10:28-34 - Jes 14:24-27]] - Jes 20:1-6 - Jes 27:1 - Jes 28:11-13 - Jes 29:1-8 - Jes 30:30-33 - Jes 31:8-9 - Jes 33:1 - Jes 33:7-9). Was die Kapitel 36 und 37 schildern, ist somit erfüllte Prophetie - in Kapitel 39 ergänzt durch eine neue Prophetie: Der erfolglosen Bedrohung Jerusalems durch das assyrische Weltreich wird eine erfolgreiche durch das babylonische Weltreich folgen.

Der Assyrerkönig Sanherib erscheint im Jahr 701 mit einer großen Heeresmacht vor den Mauern Jerusalems. Hiskias erste Reaktion war die, sich vor Sanherib zu demütigen und die ihm auferlegte "Strafe" - die gewaltige Summe von 300 Talenten Silber und 30 Talenten Gold - zu bezahlen (2Kö 18:13-16). (Der Wert eines Silbertalents lag bei 9 000 Mark, der eines Goldtalents bei 160 000 Mark, Lutherbibel 1984.)

Wofür wurde Hiskia bestraft? F. Delitzsch erläutert den geschichtlichen Hintergrund so: "Als Sargon ermordet war und sein Sohn Sanherib im Sommer 705 den (assyrischen) Thron bestieg, erhoben sich die unterjochten Länder, obenan Chaldäa, dann die Völkerschaften im Osten und desgleichen die im Westen; Sidon und Ekron verweigerten den Tribut, die Ekroniten lieferten den von Sargon eingesetzten König Padi an König Hiskia aus, der ihn zwar nicht hinrichten ließ, aber einkerkerte. Die westländische Koalition gegen Assur, an der hierdurch Hiskia in hervorragender Weise beteiligt erscheint, verstärkte sich durch Alliierung mit Ägypten und Äthiopien; Sanherib aber schlug die Alliierten in einer Entscheidungsschlacht bei Altaku im Stammgebiet Dan; er züchtigte Ekron, ließ seinen entthronten Vasallen Padi aus Jerusalem nach Ekron zurückholen und schickte sich nun an, Hiskia gründlich zu bestrafen."

Als dann Hiskia seine "Strafe" in Gestalt von Silber- und Goldtalenten bezahlt hatte, geschah das, was Jes 33:8 mit den Worten beschreibt: "Man hat den Bund gebrochen" (vgl. die Erklärung zu Jes 33:1-16). Der siegverwöhnte Sanherib verlangt die Übergabe Jerusalems. Drei Abgesandte Sanheribs (Tartan, der Oberbefehlshaber der assyrischen Armee, Rabsaris, der Oberkämmerer, und Rabschake, der Obermundschenk oder Oberfeldherr (2Kö 18:17) verlangen eine Unterredung. Hiskia schickt drei hohe Beamte zu ihnen hinaus: den Hausminister Eljakim und den Schreiber Schebna (bekannt aus Jes 22:15-25) sowie Joach, den Berater (oder: vortragenden Rat). Inzwischen hatte bei Hiskia offenbar ein Umdenken eingesetzt, das dem Sanherib nicht verborgen geblieben war: ich will mein Vertrauen auf den HERRN - Jahwe, den Ewigseienden - setzen, nur er kann uns noch helfen! Dieses Gottvertrauen ist Sanherib ein Dorn im Auge, und Rabschakes Propagandarede zielt darauf, es zu erschüttern: Auf Jahwe kannst du dich ebenso wenig verlassen wie auf Ägypten! Hast du nicht selber seine Höhen und Altäre beseitigt? Hier wird dem Hiskia etwas zur Last gelegt, das durchaus im Sinne Gottes war (2Kö 18:3-5). F. Delitzsch bemerkt dazu: "Die Tatsache, dass Hiskia mit Beseitigung der andern Kultusstätten den Jahwedienst auf Jerusalem beschränkt hat, wird in echt heidnischer und zugleich (bei den immer noch im Volk vorhandenen Sondergottesdienstgelüsten) schlauer Weise gegen ihn geltend gemacht."

Weiter argumentiert der Rabschake: Seid doch Realisten und erkennt eure militärische Unterlegenheit (V. 8-9)! Außerdem hat euer Gott, Jahwe (von dem ihr doch behauptet, er lenke alles Geschehen), uns selbst hierher geschickt, euch zu verwüsten (V. 10).

Mit "Peitsche" und "Zuckerbrot" redet der Rabschake auf die drei Abgesandten Hiskias und das auf der Stadtmauer zuhörende Volk ein, teils unflätig drohend (V. 12), teils die drohende Deportation durch den Hinweis versüßend, die Weggeführten kämen in ein wunderschönes, fruchtbares Land, ja, die Kapitulation sei geradezu ein "Segen" (V. 16-17). Schließlich sagt er frei heraus: Euer Gott, Jahwe, ist genauso ohnmächtig wie die Götter der Heiden (V. 18-20). - Die Abgesandten Hiskias antworten ihm kein Wort.

Wie damals das assyrische Weltreich das Land Juda bedrohte, so bedroht heute der Feind Gottes, der Satan, die Gemeinde Gottes (vgl. Eph 6:10-20). Im Kampf gegen den Feind schenkt Gott den Seinen eine Waffenrüstung, zu der in hervorragendem Maße der "Schild des Glaubens" (oder: Vertrauens) gehört (Eph 6:16). Kein Wunder, dass der Feind es darauf abgesehen hat, den Glauben der Gläubigen, nämlich das Vertrauen des Herzens, zu erschüttern. Wo Menschen in jeder Lage - auf Höhen wie in Tiefen des Lebens, im Sieg wie auch nach einer Niederlage - ihrem Herrn und Retter vertrauen, da "verlöschen alle feurigen Pfeile des Bösen". Spricht nicht die ganze Wut des Feindes aus dem Assyrerwort (V. 4): "Was ist das für ein Vertrauen, womit du vertraust?" (Man beachte, wie oft in den Versen 4-9 von "vertrauen" die Rede ist!)

Man kann in den Argumenten des Rabschake geradezu die Argumente des Feindes Gottes im Kampf gegen die Gläubigen erkennen: Schau doch deine eigene Ohnmacht an - wie willst du gegen meine Macht (Eph 6:12) bestehen können? Der Glaube antwortet: In der Waffenrüstung Gottes vermag ich es! - Und wo der Feind gar "theologisch" argumentiert: "Es ist Gottes Weg und Wille, dass du für immer in meine Gewalt gerätst und in der Finsternis umkommst; es ist sein Auftrag an mich", da entgegnet der Glaube: "Es ist wohl wahr, dass der Herr dich geschickt hat, denn ohne ihn geschieht nichts; doch er hat dich nicht geschickt, um mich zu vernichten, sondern um mich zu erproben, ob ich auch jetzt den Schild des Glaubens festhalte."

Die Verse 16-17 könnte man "typisch antichristlich" nennen. Der Feind ahmt die Stimme Gottes nach! Hatte Gott nicht Israel ein wunderbares und fruchtbares Land als Erbbesitz verheißen? Ganz ähnlich klingen hier die verlockenden Worte des Rabschake. Es ist antichristlich, wenn das Geschöpf göttliche Ziele zu seinen eigenen macht und sie eigenmächtig zu erreichen sucht. Außerdem sind die Worte natürlich Lüge, denn ein Exil im Land des Feindes bedeutet in der Regel nicht Segen und Wohlbefinden, sondern Not und Grauen.

Der im Wort fest gegründete Glaube vertraut auf den Rettergott und seinen Sohn Jesus Christus. Indem er allezeit auf den Herrn blickt, wird er weder durch die Drohungen noch durch die Verlockungen des Feindes Gottes erschüttert. So ist der Glaube der Sieg, der die Welt überwindet (1Jo 5:4). Und so durfte auch Hiskia nach Jes 36 und Jes 37 in bedrängter Lage durch den Glauben siegen.


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