Wir warten auf die Zukunft Jesu Christi

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 1
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich

Siehe weitere Abschriften

Siehe: Inhaltsverzeichnis Band 1
und: Inhaltsverzeichnis Band 2

14. Wir warten auf die Zukunft Jesu Christi

Christen sind Wartende. „Sie haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen sie“ (Hebr 13:14). Wichtig ist, dass sie die richtige „Stadt“ suchen und erwarten. - Enttäuschungen sind schlimm!

Wie heißt die erwartete „Stadt“? Himmel? Kann auch Himmel heißen. Aber es muss von jedermann erkannt werden, dass vor dem Eingang in den „Himmel“ noch mancherlei Geschehnisse durchzustehen sind. „Welche? „...aufgefahren gen Himmel, sitzend zur Rechten Gottes, von dannen er wiederkommen wird zur richten die Lebendigen und die Toten.“ Gemeint ist das End-Gericht, auch „jüngster Tag“ genannt. Das ist das Gericht, in dem alles Sünden- und Todeswesen beseitigt, und ein neuer Himmel und eine neue Erde aufgerichtet werden. „Wir warten aber eines neuen Himmels und einer neuen Erde nach seiner Verheißung, in welchem Gerechtigkeit wohnt“ (2Petr 3:13). So sieht der „jüngste Tag aus“. Allerdings muss sich zunächst das davor liegende Geschehen verwirklichen: „Dass ihr wartet und eilet zu der Zukunft des Tages des Herrn, in welchem die Himmel vom Feuer zergehen und die Elemente vor Hitze verschmelzen werden“ (2Petr 3:12).

So hat nach Aussage des Glaubensbekenntnisses - das mit dem Petruswort begründet wird - die gesamte Christenheit eine doppelte Erwartung: Das Vergehen des Alten und das Erstehen des Neuen. Das Warten der Christen auf diesen doppelten Vollzug hat darum einen zweifachen Charakter: Sorge und Freude. Sorge über den Untergang der bisherigen Schöpfung Gottes, Freude über die neue Schöpfung, die im ewigen Triumph bestehen wird.

Ist das alles? Ja! Diese Meinung bezeugt man immer wieder auch von den Kanzeln: „Erst muss die Welt mit großem Krachen vergehen, und dann kommt der Herr!“ Stimmt das? Redet das prophetische Wort auch in dieser Weise?

„Und wenn tausend Jahre vollendet sind, wird der Satanas loswerden aus seinem Gefängnis, und...“ (Offb 20:7-11). Höre es genau: „Wenn tausend Jahre vollendet sind!“ Das tausendjährige Friedensreich geht dem End-Gericht, dem jüngsten Tag voraus.

Das tausendjährige Friedensreich

Diese Vor-Zeit von tausend Jahren ist nicht eine fixe Idee des „Phantasten von Patmos“. Er sieht nur das, was viele Propheten vor ihm auch gesehen haben. Wir müssen diesen Traktat zu einem Buch ausweiten, wenn wir alle diesbezüglichen Schriftstellen aufführen wollten. Man denke nur an folgende Aussagen: „Die Heiligen werden das Reich einnehmen.“ Oder: „Die Erlösten des Herrn werden wiederkommen und gen Zion kommen mit Jauchzen, ewige Freude wird über ihrem Haupte sein, Freude und Wonne wird sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen“ (Jes 35:10). Man lese aufmerksam in Jes 11 und Mi 4:1-5 die Beschreibung vom Millennium. Was sagen die heutigen „Propheten“ dazu? „Das tausendjährige Reich ist längst da.“ Oder: „Wir leben im tausendjährigen Reich.“ Oder: „Man darf mit dem Heilsgeschehen kein Rechenexempel machen.“ Wir dagegen nehmen das Wort ganz wörtlich und sagen: Vor dem End-Gericht - das ist das Gericht über den losgelassenen Teufel mit seinen neuen Dienern Gog und Magog (Offb 20:7-10) - besteht das tausendjährige Friedensreich! Das ist das Millennium, das schon im Alten Testament in vielfacher Weise bezeugt und hier genau festgelegt wird. Wir nehmen es ganz wörtlich auch mit den 1000 Jahren. Wir haben kein Recht und auch keine Veranlassung - die von Gott festgelegten Heils-Zeiten infrage zu stellen. Müssen wir uns denn schuldig machen nach jenen Aussagen: Mt 5:18.19; Jak 2:10?

Mit dem tausendjährigen Reich ist es aber noch nicht geschehen. Denn davor kommt der Herr (= Epiphania) als der Bräutigam zu seiner geschmückten Braut, um mit ihr Hochzeit zu halten (Offb 19:6-9). Hier ist im wahrsten Sinne des Wortes Hoch-Zeit! Hier ist der „Mittel-Punkt“ des Heilsgeschehens - Wie können wir uns erdreisten, diese hochwichtigen Geschehnisse in Abrede zu stellen?

Parusie und Epiphanie

Diesem erhabenen Geschehen geht noch ein weiteres Geschehen voraus. Gericht wird vollzogen an der anti-christlichen Welt. „Siehe, der Herr kommt mit vielen tausend Heiligen, Gericht zu halten über alle und zu strafen alle Gottlosen, um alle Werke ihres gottlosen Wandelns, damit sie gottlos gewesen sind, und um all das Harte, das die gottlosen Sünder wider ihn geredet haben“ (Jud 1:14.15) Beachten wir das Zweifache:

1. Bei der Epiphania (Wiederkunft) wird die gottlose Menschheit gerichtet (Offb 9:15.18).

2. In der Epiphania sind „viele tausend seiner Heiligen“ dabei. Sie haben mit ihm die Epiphania! Sie sind mit ihm die „Wiederkommenden“! Sie haben die Aufgabe, Gericht zu halten über die gottlose Welt (1Kor 6:2.3).

Wer sind die „Wiederkommenden“? Die „Glieder seines Leibes“, die zuvor mit den im Herrn Entschlafenen entrückt worden sind, „ihm entgegen in die Luft“ (1Thes 4:13-17). Das ist Parusie. Höre es genau: Die Entrückten erleben die Parusie (Luther gibt diesem Begriff den deutschen Ausdruck: „Zukunft Jesu Christi“). Die Parusie ist etwas anderes als die Epiphani. Parusie bedeutet Anwesenheit oder Gegenwart. In der Parusi sind Haupt und Leib in der absoluten Gegenwart oder Anwesenheit. Darum sagt Paulus: „Dass eure Herzen gestärkt werden und unsträflich seien in Heiligkeit vor Gott und unserem Vater auf die Zukunft (= Parusie) unseres Herrn Jesu Christi samt allen seinen Heiligen“ (1Thes 3:13). Die „Zukunft Jesu Christi“ gilt sowohl ihm wie auch allen seinen Heiligen. In dieser „Zukunft“ kommt der Christus den Seinen entgegen; und die Seinen gehen ihm entgegen. In der Begegnung - „in der Luft“ - sind sie sich gegenwärtig. Die Parusie hat es darum mit dem beiderseitigen Entgegen-Kommen zu tun. Das ist also kein Wieder-Kommen im Sinne der Epiphanie, sondern ein Entgegen-Kommen zur endgültigen Anwesenheit. „...und werden beim Herrn sein allezeit.“

Mit dieser Einsicht sind mindestens drei Probleme geklärt. Das erste ist die wesenhafte Unterscheidung zwischen Parusie und Epiphanie. Weithin macht man hier keinen Unterschied, - weil man zwischen den beiden Heilskörpern, Gemeinde und Israel, keinen Unterschied macht. - Sieht man sie gesondert, wie sie die Schrift sieht, dann weiß man, dass die gesonderten Körperschaften auch gesonderte Existenzverhältnisse, und gesonderte End-Verhältnisse haben. Israel wartet zunächst auf den kommenden, zuletzt auf den wiederkommenden Herrn. Die Epiphanie ist Sache Israels! Mit dem wiederkommenden Herrn sind aber „seine Heiligen“ dabei. Der „Heils-Fülle-Christus“ ist in der Epiphanie. Darum kann der „Leib Christi“ nicht auf die Epiphanie warten, sondern auf die Parusie. Parusie und Epiphanie sind um die Spanne der letzten Jahrwoche getrennt. Vor der Jahrwoche ist die Parusie; am Ende der Jahrwoche ist die Epiphanie. „Wir warten auf die Parusie unseres Herrn Jesu Christi.“ Diese Tatsache betont Paulus immer wieder.

Der Bräutigam kommt!

Das zweite Problem ist der wiederkommende „Heils-Fülle-Christus“. Der kommt wieder! Das prophetische Wort sagt uns darum sehr genau, wie und wozu er kommt. „Siehe, der Bräutigam kommt“ (Mt 25:6). Höre es genau: Der Heils-Fülle-Christus kommt wieder als Bräutigam. Genau wie die Braut, muss auch der Bräutigam eine Hochzeits-Zu-Bereitung haben. Die Zu-Bereitung des wiederkommenden Christus ist die Füllevereinigung mit seinem Leib. Der Leib Jesu Christi ist die „Fülle Christi“ (Eph 1:22.23). Nichts kann füllemäßig geschehen, - auch nicht die Hoch-Zeit - ohne das Pläroma (Fülle) Christi). Die Gemeinde kann darum niemals die Braut sein, sondern immer das bekehrte Israel, das auf das Kommen des Bräutigams sehnsüchtig wartet „Die Hochzeit des Lammes ist kommen, und sein Weib hat sich bereitet“ (Offb 19:7).

Das dritte Problem ist das gesonderte Erleben der beiden Heilskörper in der Endzeit. Da gibt’s Meinungsverschiedenheiten. Und das nur deswegen, weil man die Existenz Israels verneint und die Gemeinde als das „geistliche Israel“ ansieht. Rätselhaft deutet man die Endleidensgeschichte Israels, indem man sie auf die Gemeinde bezieht. Dabei steht so sonnenklar geschrieben: „Wenn ihr sehen werdet den Gräuel der Verwüstung davon gesagt ist durch den Propheten Daniel, dass er steht an heiliger Stätte, wer das liest, der merke darauf. Alsdann fliehe auf die Berge, wer im jüdischen Lande ist“ (Mt 24:14.16). Ist hier nicht genauestens von Israel die Rede? Können diese Tatsachen wegsymbolisiert werden? Aber nun kommen die Argumente: „Wir können doch nicht der Gemeinde die Leiden absprechen.“ Oder: „Die Gemeinde ist doch nicht leidensscheu“ usw.. Meine Frage: Sind der Gemeinde die Leiden nur für Endzeit aufgespart? Ist das Martyrium nicht der Ur-Begleiter der Gemeinde Jesu Christi? Man lese folgende Stellen: Mt 5:11; 1Petr 4:12-14; Jak 5:10 u.a.. Ich frage weiter: Haben wir vergessen, was uns die gesamte Kirchengeschichte über das unermessliche Martyrium zu sagen hat? Kann da die Leidensgeschichte der Gemeinde übersehen werden? - Freilich werden in der letzten Ausreifezeit des Antichristentums die Leiden der Gemeinde sich noch steigern. Denn dann ist sie in endgültiger Weise „das Aufhaltende“ (2Thes 2:7.8). Was dieses Skandalon noch für einen Skandal hervorrufen wird, werden die künftigen Tage lehren, Galgen, Scheiterhaufen, Folterkammer usw. werden noch Anwendung finden. Jedoch betreffs der „End-Zorn-Gerichte“, die im Bereich Israels liegen, - die Gemeinde ist dann entrückt - weiß Paulus für die Gemeinde die tröstenden Worte zu sagen: „Und zu warten seines Sohnes vom Himmel, welchen er auferweckt hat von den Toten, Jesum, der uns von dem zukünftigen Zorn erlöset.“ „Denn Gott hat uns nicht gesetzt zum Zorn, sondern die Seligkeit zu besitzen durch unseren Herrn Jesu Christ“ (1Thes 1:10; 1Thes 5:9).

Die Zukunft Jesu Christi

Wir aber warten auf die Zukunft unseres Herrn Jesu Christi. Nicht aus Leidensscheu, nicht zufolge einer spekulativen Heils-Zeit-Berechnung, sondern weil das Gottes Plan ist. Die „Zukunft Jesu Christi“ wird mit der Entrückung besiegelt. Darum warten wir mit heißem Begehren auf die Entrückung! Paulus sagt diesbezüglich: „So tröstet euch mit diesen Worten untereinander“ (1Thes 4:18). Denn die Zukunft Jesu Christi ist gleichzeitig die Zukunft der Gemeinde Jesu Christi. Haupt und Leib haben das gleiche Erleben, darum auch die gleiche Erwartung dieses Erlebens. Wenn das Haupt auf den „Posaunenruf“ zur Entrückung wartet, dann wartet auch der Leib auf diesen „Ruf“. Kann es da anders sein?

Wir warten auf die Zukunft Jesu Christi, weil das der Natur der Sache entspricht. „Unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten (Entrückung), der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leibe in Herrlichkeit nach der wirksamen Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen“ (Phil 3:20.21). Der Leib Jesu Christi sehnt sich in ganz echter Weise nach dem Pleroma (Vervollständigung) in Christus. Ihr Vor-dem-Ziel-sein weckt die Sehnsucht nach der Voll-Aus-Gestaltung. Pauli Wort gilt auch für das gemeindliche Leben: „Nicht dass ich schon ergriffen habe, oder schon vollkommen sei, ich jage ihm aber nach, ob ich’s auch ergreifen möchte, nachdem ich von Christo ergriffen bin“ (Phil 3:12). Die „Unvollkommenen" sprechen mit Johannes: „Meine Lieben, wir sind nun Kinder Gottes, und ist noch nicht erschienen was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, dass wir ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen, wie er ist“ (1Jo 3:2). Diese Erwartung ist also ganz naturgemäß.

Wir warten auf die Zukunft Jesu Christi, weil auch die notvollen Verhältnisse - innerhalb und außerhalb der Gemeinde - uns dazu die dringende Veranlassung geben. Nicht nur die Unvollkommenheit der „sichtbaren Gemeinde“ macht Sorge, sondern auch ihre ganze Umgebung. Die „Umgebung“ ist ja das Feld des ausreifenden Antichristentums! Merkmal „Die da haben den Schein eines gottseligen Wesens, aber seine Kraft verleugnen sie, und solche meide“ (2Tim 3:5). Wie schmerzlich ist da alle Halbheit und Oberflächlichkeit, alle Form und Tradition, dazu auch alles Bestreben zur endgültigen Veramtlichung dieser Dinge. Noch schmerzlicher ist der Abfall, der ja nur die wahren Christen betrifft. Und das ist leider nicht nur eine Möglichkeit, sondern eine sehr ernste Wirklichkeit, auf die Paulus mit besonderem Nachdruck aufmerksam macht (2Thes 2:3). Aus dem Abfall kommt der Anti-Christ! „Mach Ende, o Herr, mach Ende, mit...“

Wir warten auf die Zukunft Jesu Christi, weil dann der „Heils-Fülle-Christus“ wiederkommen kann (= Epiphania), um aller Bosheit ein Ende zu bereiten. Dann wird Er „die Tenne fegen“ (Mt 3:12). Dann wird er die Sehnsucht sogar der niederen Kreatur stillen. „Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet auf die Offenbarung der Kinder Gottes“ (Röm 8:19).

Wir warten auf die Parusie, weil auch die Braut (Israel) wartet auf die Epiphanie des Bräutigams, auf dass durch die Hoch-Zeit der Heils-Fülle-Haushalt (Millennium) aufgerichtet werden kann. Und dann geschieht's: „Alle Nationen werden kommen“ (Offb 15:4). Da wird auch der sieche Nationenkörper „gesunden“. „Halleluja, denn der allmächtige Gott hat das Reich eingenommen“ (Offb 19:6). - „Wir warten dein, o Gottes Sohn, und lieben dein Erscheinen. Wir wissen dich auf deinem Thron und nennen uns die Deinen. - Wer an dich glaubt, erhebt sein Haupt und siehet dir entgegen: Du kommst uns ja zum Segen.

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