Schauspieler oder Maskenträger - Spr 26:23-26

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304. Schauspieler oder Maskenträger - Spr 26:23-26

Seit dem Sündenfall ist der Mensch ein hervorragender Schauspieler und Maskenträger; dies begann mit dem Versteckspiel der Ureltern vor der Begegnung mit dem lebendigen Gott. Das "Maskentragende" ist im übrigen nach dem Hebräischen eine Bezeichnung für das Götzenbild, hinter dessen Bildnis sich dämonische Mächte verbergen. Je erwachsener nun der Mensch wird, umso geschickter wird er in der Vortäuschung falscher Tatsachen; erst im Alter, wo die Fähigkeit zur Verstellung mehr und mehr entschwindet, erfolgt eine Demaskierung, und es wird offenbar, was ein Mensch innerlich geworden ist - zum Guten oder zum Bösen. "Was der Mensch sät, das wird er ernten" gilt auch hierin. Bis in Mimik und Gestik und die Prägung der Gesichtszüge hinein wird Innerstes offenbar für den, der solches zu lesen versteht. "Denn es ist nichts verdeckt, was nicht aufgedeckt, und verborgen, was nicht kundwerden wird" (Mt 10:26). Wenn Jesus von Seinen frommen Feinden als von "Heuchlern" sprach, dann bedeutet dieses Wort nach dem Griechischen "Schauspieler", die es auch auf der Bühne der frommen Selbstdarstellung gibt. Noch einmal lesen wir Spr 26:23 (nach DEL):

Ein irdenes Gefäß, mit Schlackensilber glasiert: so sind liebensfeurige Lippen und - ein böses Herz.

Der irdene Ton des Keramikgefäßes weist in der biblischen Symbolsprache hin auf irdisch fleischliche Gesinnung, auf Wertlosigkeit und Vergänglichkeit, aber auch die zur Glasur verwendete Silberschlacke meint Wertloses, da sie von der ausgeschiedenen Schlacke stammt; sie bietet lediglich "eine Vortäuschung falscher Tatsachen." So kann sich hinter brünstigen, liebensfeurigen Lippen, die wie die "betrügerischen Geister" der Endzeit, "in Heuchelei Lügen reden", abgrundtiefer Hass und Bosheit des Herzens verbergen! Man misstraue allen "überfrommen" Worten mit falschen Zungenschlag; was mancher für einen "Heiligenschein" hält, ist in Wirklichkeit "Scheinheiligkeit"! Ehe unser Wort zum Gefäß des Wortes Gottes werden kann, umkleidet mit dem wesenhaften Silber der Erlösung, muss wenigstens ansatzweise die Gesinnung in uns sein, die auch in Christo Jesu war (Phil 2:5)! Ein männliches, klares und streng ermahnendes Wort kann durchaus von der Liebe Christi getragen sein und damit ein wahres "Silbergefäß" der Erlösung, ein weinerliches, gefühlsseliges und "liebes" Wort hingegen aus einem bösen Herzen quillen und nur der Selbstbestätigung und Selbstdarstellung dienen.

Der Hasser verstellt sich mit seinen Lippen, aber in seinem Inneren nährt er Betrug. Wenn er seine Stimme holdselig (lieblich) macht, so traue ihm nicht; denn sieben Gräuel sind in seinem Herzen! Sagt uns Spr 26:24-25.

Misstrauen ist geboten! Die sieben Gräuel im Herzen des frommen Schauspielers und Rhetorikers werden von Jesus in Mt 15:18-19 als "aus dem Herzen hervorgehend" genannt: böse Gedanken - Mord - Ehebruch - Unzucht - Diebstahl - Lügenzeugnis - Lästerung; und in Mk 7:21-23 fügt der Herr sieben weitere Gräuel hinzu: Habsucht - Bosheit - List - Ausschweifung - neidischer Blick - Hochmut - Narrheit. Wenn man solches bedenkt, dann könne die Worte von der "herzlichen Bruderliebe" schnell dahinwelken! Nur durch die Gnade Jesu und durch die Erziehung Seines Geistes können wir zur Wahrhaftigkeit befreit und von der Herrschaft unserer Herzenstriebe gelöst werden! Dies wird uns auch bestätigt in Spr 10:18: "Wer Hass verbirgt, hat Lügenlippen und wer Verleumdung ausbringt, ist ein Tor. "Dem fügt Spr 12:19-20 hinzu: "Die Lippe der Wahrheit besteht ewiglich, aber nur einen Augenblick die Lügenzunge. Trug ist im Herzen derer, die Böses schmieden; bei denen aber, die Frieden planen, ist Freude!" Möge das letztere sich mehr und mehr in unserem Leben erfüllen, damit wir als "Friedensstifter" Söhne Gottes genannt werden können (Mt 5:9). Das ist freilich mehr als das bloße Geschwätz der falschen Propheten, die "Friede, Friede" rufen, und damit Sünde und Verderbtheit des Volkes Gottes zudecken wollen (Jer 6:13-14). Aber das Verborgene wird offenbar, das Versteckte enthüllt!

Versteckt sich der Hass im Trug (in Heuchelei und Verstellung), seine Bosheit wird sich in der Versammlung enthüllen! bezeugt Spr 26:26.

Die Versammlung (hebr. kahal) ist die öffentliche Volksversammlung, vielleicht sogar die spätere Synagoge; ebendieses Wort liegt aber auch dem neutestamentlichen "ekklesia" (Gemeinde zugrunde. Ist es nicht wirklich so, dass im engen Verbund einer Gemeinde schließlich doch offenbar wird, was jemand in seinem Innersten denkt und fühlt? Dies kann auf zwiefache Weise geschehen. Mt 18:15-17 zeigt uns das wortgemäße Verfahren zur Regelung von Sünde und Schuld zwischen Gemeindegliedern. Ein Einzelgespräch zwischen beiden Beteiligten gehe voraus; wenn dies ergebnislos bleibt, sei ein Gespräch mit dem Schuldigen in Anwesenheit von zwei oder drei Zeugen zu führen; wenn wieder keine Überführung von Sünde geschieht, soll der Schuldige vor die Versammlung gestellt und sein Tun entlarvt werden; wenn er jetzt noch nicht in sich geht, solle er der Gemeinde "wie ein Heide" gelten. Dies ist gewiss ein schwieriges Verfahren von "Friedensstiftern", die sich nicht mit einem "Friedensgeschwätz" genügen, das den Schaden nur verschleiert!

Noch anders aber kann es geschehen, wenn der Heilige Geist als "Geist der Weissagung" aus dem Munde eines Bruders das Verborgene des Herzens eines Menschen offenbart. Wohl ihm, wenn er dann - überführt vom Geiste Gottes - auf sein Angesicht fällt, Gott anbetet und bekennt: "Gott ist wirklich unter euch" (1Kor 14:24-25). "Alles aber, was durch das Licht bloßgestellt wird, wird offenbar gemacht; denn alles, was offenbar gemacht wird, ist Licht" (Eph 5:13)! Wie viele Gotteskinder haben es schon im Bekenntnis ihrer Schuld erfahren, dass Gott der Herr Finsternis in Licht verwandelt!

Noch eines sei gesagt. Oftmals dient das heuchlerische Versteckspiel des Herzens und der Lügentäuschung frommer Sprüche nur als taktisches Mittel, um eine Anhängerschaft zu gewinnen und sich selbst in eine herrschende Stellung zu bringen. Denn "ein Mann, der seinem Nächsten schmeichelt, breitet ein Netz vor seinen Schritten aus" (Spr 29:5). "Diotrephes, der gern unter ihnen der erste sein will, nimmt uns nicht an... indem er mit bösen Worten wider uns schwatzt; und sich hiermit nicht begnügend, nimmt er selbst die Brüder nicht an und wehrt auch denen, die es wollen, und stößt sie aus der Versammlung" musste schon der Apostel Johannes beklagen (3Jo 1:9-10).

Bald kommt der Tag, wo alle Heuchelei und alles Maskenspiel ein Ende hat. Wer jetzt schon Gott und dem Christus "Auge in Auge gegenübersteht", wie es in 1Tim 6:13 wörtlich heißt, wird sich auf diesen Gottestag freuen, wo alles, was im Verborgenen der Finsternis ist, ans Licht gebracht wird, und wo wir IHN nach einem letzten Reinigungsgericht sehen werden von Angesicht zu Angesicht (1Kor 5:2-5)!


Lies weiter hier:

305. Wer andern eine Grube gräbt - Spr 26:27-28