Mund und Zunge bewahren - Spr 10:19 - Spr 20:25 - Spr 21:23 - Spr 24:28-29

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283. Mund und Zunge bewahren - Spr 10:19 - Spr 20:25 - Spr 21:23 - Spr 24:28-29

Wer seinen Mund und seine Zunge bewahrt, bewahrt vor Drangsalen seine Seele (Spr 21:23).

Dem fügt Spr 13:3 noch hinzu: "... wer seine Lippen aufreißt, dem wird's zum Untergang!"
Wir fassen unter diesem Leitwort mehrere Stellen zusammen, in denen wir zu Disziplin und Selbstbeherrschung im Umgang mit dem Wort aufgerufen werden. Sie wenden sich gegen alles ungesteuerte, unbedachte, vorschnelle und emotionale Reden, das in den Beziehungen zum Nächsten so viel nicht wieder gut zu machenden Schaden auslösen kann! Der Apostel Jakobus sagt darum in Jak 1:19: "Darum, meine geliebte Brüder, sei jeder Mensch schnell zum HÖREN, langsam aber zum REDEN, langsam zum Zorn!" Offensichtlich verbindet er mit der schnellen, unkontrollierten Rede den Zornerguss.

Worin bestehen nun die Drangsale, die der Seele des Menschen widerfahren, wenn er seine Zunge nicht bewahrt? Es können schlimme Folgen und äußere Verwicklungen sein, die durch das unbedachte Wort ausgelöst werden, für das die Geschädigten Rechenschaft fordern; es kann aber auch die Gewissensnot der inneren Selbstanklage sein wegen des Übels, das man angerichtet hat und das nicht wieder gut zu machen ist.

Jeder braucht einen getreuen Freund und Bruder, eine treue Schwester, mit denen er auch einmal geheime Not und Schuld besprechen kann - nicht nur eigene Seelennot, sondern auch Fehlentwicklungen bei Menschen und Gemeinden, denen er dient. Nur sollte er darauf achten, wem er solches anvertraut! Es gibt ja nur wenige wirklich getreue Menschen, die auch zu schweigen vermögen! So mahnt uns Spr 20:19:


Wer sich mit Klatschkram umhergeht, enthüllt das Geheimnis; und mit dem, der seine Lippen aufreißt (DEL: mit dem Plaudermaul), vermische dich nicht!

Meist ist es ja so, dass gerade die Gerüchteköche sich in unser Vertrauen einzuschmeicheln verstehen und sich als "echte Freunde" anbiedern, "die schweigen können". Doch sind sie gefährliche Freunde! In Windeseile weiß der ganze Ort, die Gemeinde oder Gemeinschaft, was verborgen hätte bleiben sollen! Der Drache des Gerüchts aber, von Mund zu Mund weiterwachsend, gewinnt immer neue Drachenhäupter, und am Ende kommt eine "Botschaft" heraus, die nie gesagt worden ist! Die Gefahr der Vermischung sieht Gott nicht nur zwischen Licht und Finsternis, Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit, zwischen Glaubenden und Nichtglaubenden, Christusbotschaft und Belialswort, sondern auch zwischen einem treuen Geheimnisträger und dem Klatschmaul, der Plaudertasche. Auch mit den Geheimnissen Gottes gilt es in treuer Haushalterschaft umzugehen und "die Perlen" nicht "vor die Säue" zu werfen (Mt 7:6 - 2Kor 6:14-16). Gott behüte uns vor dem vorschnellen unbedachten Wort!
Dies gilt auch von vorschnellen, unüberlegten Gelübden, wie es uns Spr 20:25 sagt:


Ein Fallstrick für den Menschen ist es, vorschnell zu sprechen "geheiligt"!" und erst nach den Gelübden zu überlegen!

Wie bald könnte dem religiösen Übereifer im Gelübde der Gedanke folgen, dass man "es nicht habe, hinauszuführen", und die Reue, dass man in einer Entscheidung so vorschnell war, die von Gott so nicht gefordert hat! In Lk 14:26-33 mahnt auch Jesus zu besonnener Überlegung in der Jüngerschaft; diese Haltung aber vermeidet das emotionale Herausplatzen (DEL). Nicht der Gedanke und Herzensvorsatz, sondern das im Gelübde ausgesprochene Wort bindet uns vor Gott. Pred 5:2-7 führt hierzu aus: "Sei nicht vorschnell mit deinem Mund, und dein Herz eile nicht um ein Wort vor Gott hervorzubringen, denn Gott ist im Himmel, und du bist auf der Erde: darum seinen deiner Worte wenige! Denn Träume kommen durch viel Geschäftigkeit und der Tor wird laut durch viele Worte. Wenn du Gott ein Gelübde ablegst, so säume nicht, es zu bezahlen, denn Er hat kein Gefallen an den Toren. Was du gelobst, bezahle! Besser, dass du nicht gelobst als dass du gelobst und nicht bezahlst. Gestatte deinem Mund nicht, dass er dein Fleisch sündigen mache; und sprich nicht vor dem Engel, es sei ein Versehen gewesen: warum sollt Gott über deine Stimme zürnen und das Werk deiner Hände verderben? Denn bei vielen Träumen und Worten verderben? Denn bei vielen Träumen und Worten sind auch viele Eitelkeiten! Vielmehr fürchte Gott!"
Das vorschnelle Wort gibt es auch in einem Gerichtsverfahren: Spr 24:28-29 führt dazu aus:


Werde nicht ohne Ursache Zeuge wider deinen Nächsten wolltest du denn täuschen mit deinen Lippen? Sprich nicht: Wie er mir getan hat, so will ich ihm tun, will dem Manne vergelten nach seinem Werke!

Zu einer grundlosen, nicht geforderten Zeugenschaft vor Gericht sollte man sich nicht drängen, schon gar nicht aus Rachsucht, die gar schnell aus dem Zeugnis ein Lügenzeugnis macht! Doch kann die Askese des Schweigens - auch einem Feind und Beleidiger gegenüber - nur der leisten, der in allem, was ihm angetan wurde, auf JAHWEH und Seine Rettung harrt. "Sprich nicht: Ich will Böses vergelten!" (Spr 20:22).

Zwar fordert 3Mo 24:19-23 von der Obrigkeit des Gottesstaates Israel, sie müsse jedes Vergehen juristisch so ahnden, dass "Auge um Auge, Bruch um Bruch, Zahn um Zahn" gefordert wird, was ein angemessenes Gerichtsurteil meint und eine übermäßige Bestrafung umgeht; doch darf der Einzelne im Gottesvolk das Gesetz des Handelns nicht in die eigenen Hände nehmen, vielmehr ist er aufgerufen, sittlich zu handeln, damit er Gott gleiche, der dem Sünder Gnade erweist. Auch das NT untersagt uns, dass wir Böses mit Bösem, Fluchwort mit Fluchwort vergelten, sondern gebietet uns, unsere Feinde zu lieben und zu segnen, damit wir uns als Kinder unseres Vaters im Himmel erweisen (Mt 5:44-45 - 1Petr 3:9 - 1Thes 5:15).

Gott schenke uns eine heilige Selbstkontrolle, dass wir uns des übereilten, vorschnellen, gefühlsbeladenen Wortes zu enthalten vermögen und in Weisheit erwägen und bedenken, was wir reden.


Lies weiter hier:

284. Der verderbte Weinberg - Spr 24:30-34