Welche Endzeitrechnung ist richtig?

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 1
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.


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52. Welche Endzeitrechnung ist richtig?

Es ist ratsam, dieser Frage sorgfältig auf den Grund zu gehen. Denn es gibt unzählige Endzeitberechnungen, die sich nicht ergänzen, sondern widersprechen. Dieser leidvolle Umstand besagt, dass die Zeitberechnungen unsachlich und unbiblisch sind. Denn wenn wenigstens eine Rechnung stimmen würde, müsste sie schließlich Anerkennung finden und auch vom Zeitgeschehen bestätigt werden. Das ist aber nicht der Fall. Also, die ganzen Rechnungen stimmen nicht!

Die sonderbare Folge ist, dass man bei der Steigerung der Irrtümer nicht besinnlich und vorsichtig wird, sondern umso fleißiger die Berechnungen anstellt und - die Irrtümer mehrt. Wohl hat man die gute Absicht, die Rechenfehler zu beseitigen. Aber mit einer verkehrten Rechnerei kann nur das Gegenteil erreicht werden. Die gegenwärtige Lage zeigt, dass man wie von einer Rechensucht befallen ist. Da ist in den zweitausend Jahren kaum ein Jahrzehnt, das nicht irgendwie mit endgeschichtlichen Deutungen ausgeschmückt ist. Auch ist in der ganzen Zeit kaum eine hervorragende Persönlichkeit, die nicht auf irgendeine Weise ins prophetische Blickfeld gezerrt wird. Alle diese Geschichtsmomente müssen für die „genaue Endzeitberechnung“ herhalten. Diese unrühmlichen Rechenkünste (richtiger gesagt: Dünste) sollte man ganz offen brandmarken. Es muss klar werden dass alle endgeschichtlichen Berechnungen, die unsere Zeit betreffen, nicht nur sinnlos, sondern auch äußerst verderblich sind. Bei dieser Einsicht würde dann die „hohe biblische Mathematik“ unterbleiben.

Ist diese Klarstellung möglich? Ja, aber nur mit dem prophetischen Wort. Es ist „ein Licht auf unserem Wege" (2Petr 1:19). Darum sollte man endlich ablassen von dem „ich meine“, oder „der Herr Professor so und so hat gesagt“, oder „weil ich soviel Bibelstellen als Begründung anführe, muss es stimmen“ usw. Nein, nein, nicht was wir meinen und sagen ist richtig, sondern was das prophetische Wort sagt. Das prophetische Wort muss aber objektiv gelesen werden. Subjektive Ergänzungen müssen wegbleiben. Denn sie bewerkstelligen das Gemenge und sind äußerst gefährlich.

In der vorliegenden Abhandlung kann auf das gesamte prophetische Wort nur verwiesen werden. Zu Rate sollen aber zwei Propheten herbeigeholt werden, die für die ganze Prophetie richtungsweisend und bestimmend sind. Der eine heißt Daniel. Er ist für das Alte Testament der Mann. Der andere heißt Paulus. Er ist für das Neue Testament der Mann. - Nebenbei gesagt: Es ist eine tragische Sache, dass gerade diese beiden Männer weithin als die größten Phantasten angesehen werden. Da liegt der große Irrtum begründet. Wenn man die ausschlaggebenden Propheten verneint, wie soll dann die prophetische Deutung stimmen?

Die Endweltschau Daniels

Daniel hat eine exakte Endweltschau aufzuzeigen in den Kapiteln Dan 2 und Dan 7. Man kann wohl sagen, dass diese Schau nicht nur total ist, sondern sie ist zu mindestens fünfundneunzig Prozent verwirklicht. Die Verwirklichung des letzten Prozentsatzes braucht nicht infrage gestellt zu werden. - Diese totale Endweltschau, beginnend mit dem babylonischen Weltreich, kann in dieser Abhandlung nicht erläutert werden. Darüber ein anderes Mal.

Was hier aufgezeigt werden soll, ist die Endschau im Blick auf das Weltspitzenvolk Israel. Israels Endgeschichte ist ohne Zweifel ebenfalls „ein Licht auf unserem Wege“. Wir lesen dazu folgendes Wort: „Siebzig Wochen sind bestimmt über dein Volk und über deine heilige Stadt, so wird dem Übertreten gewehrt, und die Sünden abgetan, und die Missetat versöhnet, und die ewige Gerechtigkeit gebracht, und die Gesichte und Weissagung versiegelt, und ein Allerheiligstes gesalbt werden. - So wisse nun und merke: Von der Zeit an, so ausgehet der Befehl, dass Jerusalem soll wiederum gebaut werden, bis auf den Gesalbten, den Fürsten, sind sieben Wochen und zweiundsechzig Wochen, so werden die Gassen und Mauern wieder gebaut werden, wiewohl in kümmerlicher Zeit. Und nach den zweiundsechzig Wochen wird der Gesalbte ausgerottet werden und nichts mehr sein. Und das Volk eines Fürsten wird kommen, und die Stadt und das Heiligtum zerstören, dass es ein Ende nehmen wird, wie durch eine Flut; und bis zum Ende des Streits wird’s wüst bleiben. - Er wird aber vielen den Bund stärken eine Woche lang. Und mitten in der Woche wird das Opfer und Speisopfer aufhören. Und bei den Flügeln werden stehen Gräuel der Verwüstung, bis das Verderben, welches beschlossen ist, sich über die Verwüstung ergießen wird“ (Dan 9:24-27).

Drei Endweltzeiten angezeigt

Drei Endweltzeiten sind von Daniel mit der Geschichte Israels genauestens angezeigt.

  1. Vom Beginn des Wiederaufbaus Jerusalems bis auf den Gesalbten (= Christus) sind sieben und zweiundsechzig Jahrwochen. Das sind 483 Jahre.
  2. Nach den sieben und zweiundsechzig Jahrwochen - also nach den neunundsechzig Jahrwochen bricht über Israel eine „streitige und wüste Zeit“ herein, die mit keiner Jahreszahl belegt ist. Das ist eine geheime Zeit. Israel wird auf eine unbekannte Zeit aus der Weltgeschichte ausgeschaltet. Nochmals: Die Länge dieser Zeit ist unbekannt, darum ein Geheimnis.
  3. Nach der geheimen Zeit bricht die siebzigste Jahrwoche an. Hier wird er, der Welt-Haupt-Mann, mit den „Vielen“ (= Israel) einen festen Bund schließen für eine Jahrwoche. In dieser nun wieder berechenbaren Zeit wird Israel nicht nur die alte völkische Bedeutung gewinnen, sondern zusätzlich das Spitzenvolk unter den vereinten Nationen werden. - Allerdings nur bis zur Mitte der Jahrwoche. Von da ab bricht über Israel eine Katastrophe herein, bis das Ende dieses Katastrophenmachers beschlossen wird. Das ist der Abschluss der siebzigsten Jahrwoche.

Merken wir uns die von Daniel angezeigte Tatsache, die auch vom bisherigen Weltgeschehen genauestens bestätigt ist, dass zwischen der neunundsechzigten und siebzigsten Jahrwoche Israels „wüste Zeit“ lieg, die in ihrem Ausmaß ein Geheimnis ist, darum unberechenbar bleibt. Hier ist jede Zeitrechnung verfehlt. Hier haben alle Rechenkünstler zu schweigen. Und wenn sie dennoch Jahreszahlen feststellen, dann stimmen sie nicht und sie verursachen eine Verwirrung. Es bleibt dabei: Die wüste Zeit Israels ist eine geheime Zeit, richtiger, ein Geheimnis.

Die geheime Zeit

Was mag das für eine geheimnisvolle Zeit sein? Im Blick auf Israel ist uns, von der geschichtlichen Seite gesehen, die „wüste Zeit“ verständlich, aber im Blick auf die Nationenwelt ein Rätsel. Dieses Rätsel löst Paulus. Er ist der Nationenmann. Übrigens: Die Nationengeschichte liegt in der Zeit des Neuen Testaments. Wir müssen also den neutestamentlichen Nationen-Propheten hören. Er hat Folgendes zu sagen:

„Ich will euch nicht verhalten, liebe Brüder, dieses Geheimnis, auf dass ihr nicht stolz seid. Blindheit ist Israel zum Teil widerfahren so lange, bis die Fülle der Heiden eingegangen sei. Und also das ganze Israel selig werde, wie geschrieben steht: Es wird kommen aus Zion, der da erlöse, und abwende das gottlose Wesen von Jakob“ (Röm 11:25-26).

Genau wie Daniel hat auch Paulus von der israelischen „wüsten Zeit“ zu sagen. Er gibt dieser Zeit den Namen “blinde Zeit“. Auch Paulus weiß zu sagen, dass über Israel eine geheime Zeit liegt. Was geschieht aber in der wüsten und blinden Zeit im Blick auf die Nationen? Die „Fülle der Heiden“ wird gesammelt. Israels wüste Zeit ist der Gemeinde Fülle-Zeit. Das ist die Zeit des Geheimnisses, das vor Grundlegung der Welt verborgen gewesen ist, nun aber durch Paulus offenbart wird. Lies Eph 3:1-8. Das ist die Zeit: „Und (Gott) hat alle unter seine (Christi) Füße getan, und hat ihn gesetzt zum Haupt der Gemeinde über alles, welche da ist sein Leib, nämlich die Fülle (Vollausgestaltung) des, der alles in allen erfüllt“ (Eph 1:22.23). Gemeindeauferbauungszeit! - Merken wir uns: Gott hat keine wüste und blinde Zeit. Die kann das abtrünnige Israel haben. Bei Gott ist diese Zeit die Füllewerdung des Christus!

Es bleibt die Tatsache, dass diese Zeit eine geheime Zeit ist. Wesensmäßig und zeitlich gesehen ein Geheimnis. „Das Geheimnis ist groß; ich sage aber von Christus und der Gemeinde“ (Eph 5:32). Diese Zeit darf mit keiner Jahreszahl errechnet werden.

Nach der „geheimen“ Zeit

Nach der „geheimen Zeit“ (= Gemeindezeit) sieht auch Paulus den Mann, der die siebzigste Jahrwoche einleitet und beherrscht: „Gedenket ihr nicht daran, dass ich euch solches sagte, da ich noch bei euch war? Und was es noch aufhält, wisset ihr, dass er offenbaret werde zu seiner Zeit. Denn es regt sich bereits das Geheimnis der Bosheit, allein dass der es jetzt aufhält, muss hinweggetan werden. Und alsdann wir der Boshaftige offenbart werden, welchen der Herr umbringen wird mit dem Geist seines Mundes, und wird sein ein Ende machen durch die Erscheinung (Epiphanie) seiner Zukunft (Parusie) (2Thes 2:5-8). Ganz deutlich erwähnt Paulus die Antichristen-Jahrwoche. Die Einzelheiten der Jahrwoche behandelt er freilich nicht, weil er als der Gemeindemann ausschließlich die Gemeindezeit, d.h. die geheime Zeit der Nationen zu behandeln hat. Den abschließenden Jahrwochen-Mann deutet er nur an, um die Umrahmung, d.h. den Abschluss der geheimen Zeit anzuzeigen. Es muss sichtbar werden, dass die unberechenbare geheime Zeit in die genau berechenbare Antichristenzeit übergeht. Deutlich genug sagt Paulus an, dass nach der Entrückung der Gemeinde, d.h. nach Abschluss der geheimen Zeit, die Zeit des Antichristen beginnt. Diese Zeit hat ein genaues Maß von sieben Jahren.

Der Seher Johannes hat den Auftrag, die siebzigste Jahrwoche in den Einzelgeschehnissen darzustellen. Auch er hat das angrenzende, d.h. das vorhergehende Geschehen anzuzeigen, in dem er die „Kirchen-Geschichte“ vorweg vermerkt (siehe die sieben Sendschreiben), und dann auf das ihm eigentliche zu sprechen kommt mit den Worten: „Danach (= Gemeindezeit) sah ich, und siehe, eine Tür ward aufgetan im Himmel; und die erste Stimme, die ich gehört hatte mit mir reden als eine Posaune, die sprach: Steig her, ich will dir zeigen, was nach diesem (= Gemeindezeit) geschehen soll“ (Offb 4:1). Und nun folgt eine genaue Darstellung der Jahrwoche mit dem zweifachen Geschehen zu je dreieinhalb Jahren. In der ersten Hälfte der Jahrwoche ist die beglückende und doch auch welterschreckende Zeugen-Geschichte. In der zweiten Hälfte ist die katastrophale Anti-Zeugen-Geschichte. In der zweiten Hälfte der Jahrwoche ist die beglückende und doch auch welterschreckennde Anti-Zeugen-Geschichte. Sie endet mit dem Krieg gegen das Lamm und mit dem totalen Gerichtseingreifen des Lammes. Paulus sagt hierzu: „Er wird ihn umbringen mit dem Hauch seines Mundes“.

Beginn der Zeitenberechnung

Achten wir auf die unumstößliche Tatsache: Die Zeitenrechnung beginnt mit der siebzigsten Jahrwoche. Bislang ist geheime Zeit. Das ist die Zeit des Geheimnisses welches ist die Gemeinde. Die ist unberechenbar. Mit der siebzigsten Jahrwoche beginnt die „Rechen-Zeit“. Diese Jahrwochenzeit ist ganz wörtlich zu nehmen. Sieben Jahre. Warum sollen wir das nicht wörtlich nehmen?

Wollen wir mit dem prophetischen Wort hadern? Wollen wir symbolisieren? Das ist Sünde.

Diese genaue Zeitenberechnung wird auch dem Antichristen und seinen Genossen bekannt sein. Sie alle werden wissen, dass Gott ihnen nur eine „kurze Zeit“ zugedacht hat (Offb 12:12). Darum wird der Welt-Haupt-Mann sich wohl die größte Mühe geben, um seinen Untergebenen etwas anderes vorzugaukeln und ihnen, zeitlich gesehen, das Gegenteil zu beweisen. Er wird nämlich „Zeit und Gesetz“ ändern (Dan 7:25). Dieses „hochwissenschaftliche Unternehmen“ wird sonderlich der Antichrist in der verbesserten Auflage durchführen. Die prophetisch angezeigte Zeit von sieben Jahren stimmt nicht. Das Gesetz von der Gerechtigkeit Gottes in Christus ist eine Fabel. Fort mit all diesen Märchen. Glaubt nicht dem, was die „falschen Zeugen“ bekundet haben. Und was ist das Resultat? „Sie werden glauben der Lüge“ (2Thes 2:11). Jauchzend werden sie bekennen: „Wer ist dem Tier gleich? Wer kann mit ihm kriegen?“ (Offb 13:4). Mag sein, dass das Ändern der Zeit und des Gesetzes Gottes mit den Sputnikflügen zum Mond und zum Mars „hochwissenschaftlich beweisbar“ sein wird.

Zeietlich gesehen gehen wir weiter und stellen fest, dass nach der antichristlichen Jahrwoche das tausendjährige Reich folgt. Wiederum eine genau bemessene Zeit. - Wir wollen nichts daran ändern, weil uns das prophetische Wort solches genau anzeigt. Sowohl für die Jahrwoche, wie auch für das tausendjährige Reich geht es genau auf die Stunden und auf den Tag, und auf den Monat, und auf das Jahr (Offb 9:15). Lassen wir doch die von Gott angegebenen Zeitangaben stehen. „Was Er sagt, das geschieht“.

Nun sollte uns die im Thema gestellte Frage „welche Endzeitrechnung ist richtig?“ klarsein. Nur die Rechnung des prophetischen Wortes ist richtig! Wir stellen sie uns nochmals vor. Vom Beginn des damaligen Wiederaufbaues Jerusalems bis auf das Golgathageschehen sind neunundsechzig Jahrwochen. Das ist eine festliegende und genau berechenbare Zeit. Ab Christi Kreuzigung (und Auferstehung) ist die wüste und blinde Zeit Israels. Diese Zeit ist absolut unberechenbar. In dieser Zeit ist auch das Geschehen des „Geheimnisses Christi“ in der Herausgestaltung der Ekklesia. In den Nationen und aus den Nationen ersteht die „Fülle des Christus“. Auch hier muss gesagt werden, dass alle Geschehnisse der Gemeinde zeitlich unberechenbar sind. - Falsch ist z.B. die Annahme, dass die Entrückung der Gemeinde mitten oder am Ende der Jahrwoche stattfinden werde Dann wäre ja die Entrückung haargenau berechenbar. Bis auf die Sekunde. Was sagt Paulus dazu? „Wir werden alle verwandelt werden; und dasselbe plötzlich, in einem Augenblick...“ (1Kor 15:51.52). Lies auch 1Thes 4:13-17.

Erst nach dem geheimen Fülle-Geschehen bricht wiederum die von Gott berechnete Zeit an. Diese Zeit wird in der Apokalypse dargestellt. Wie falsch ist wiederum, wenn die Geschehnisse der berechneten Zeit in die „geheime Zeit“ hineingetragen werden. Man lasse doch die Posaunen, Siegel und Wehen an der genau festgelegten Zeit stehen. Und dann wird man von den vielen „Wehen“ verschont bleiben, die man sich durch die spekulativen Rechnungen „anrechnet“. - Schweige (auch mit den Berechnungen) wo Gott schweigt. Rede, wo dich Gott zu reden heißt!

Lies weiter:
53. Wie ist die „gelbe Gefahr“ zu bewerten?