Wie ist die „gelbe Gefahr“ zu bewerten?

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 1
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.


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Inhaltsverzeichnis Band 1
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53. Wie ist die „gelbe Gefahr“ zu bewerten?

Weithin schätzt man die gelbe Rasse nicht gering ein. In weltgeschichtlicher Hinsicht wird sie als gefährlich angesehen. Ein Volk, das zahlenmäßig an der Spitze steht, wird, sobald es die Weltmacht erlangt, „allmächtig“! Das ist ein natürlicher Vorgang.

Es ist darum verständlich, dass man mit großer Sorge von der „gelben Gefahr“ spricht. Gefahr in erster Linie für die weiße Rasse. Wehe, wenn sie überflügelt wird. Dann ist sie nicht nur überflügelt, sondern wird zertreten bis zur Unkenntlichkeit.

Ist diese Annahme richtig? Sind nicht in der ganzen Weltgeschichte Vorgänge festzustellen, die das Gegenteil beweisen? Sind nicht oft kleine Nationen aus ganz anderen Gründen groß, sogar sehr groß geworden? - Allein diese Tatsache lässt fragen, ob die „gelbe Gefahr“ wirklich so groß ist. Denn Bevölkerungszahlen sind nicht immer ausschlaggebend

Wir werden in dieser kurzen Abhandlung festzustellen haben, dass die Annahme von der „gelben Gefahr“ nicht nur sinnlos ist, sondern auch für die Lebenshaltung der Menschen in der Endzeit keine neue, ganz große Gefahr bedeutet. - Wehe, wenn wir im Blick auf das Endgeschehen uns durch fragliche Dinge täuschen lassen, und von der gottgewollten Lebenshaltung abweichen. Dann kann es geschehen, dass man von einer Gefahr redet, und damit eine noch größere Gefahr verdeckt.

Freilich kann man zufolge der gegenwärtigen Weltverhältnisse nur von Konflikten reden, die sich fortgesetzt steigern und zum Weltchaos führen. Es soll aber hierbei gleich die Frage gestellt werden, ob die Zeitverhältnisse das Endgeschehen bestimmen, oder ob diese Bestimmung in eines anderen Hand liegt? Rechnen wir noch mit dem absoluten Walten Gottes? Diese Frage sei sonderlich den Bibelgläubigen gestellt. Gerade sie lassen sich immer wieder durch die Zeitgeschehnisse beeinflussen und vom prophetischen Wort abwenden. Schade! Sollte der, der das letzte Wort hat, die Seinen im Ungewissen lassen? Ist sein Wort nicht „ein Licht auf unserem Wege?“ (2Petr 1:19). - Ich höre, wie du hier mit einem bewussten Ja antwortest. Warum bleibst du nicht bei dem Ja? Warum ist dein Wenn und Aber fortgesetzt im Vordergrund? Bedenke, dass du auf diese Weise das Wort Gottes mindestens infrage stellst.

Endgeschichtlicher Weltkörper

Ganz entschieden müssen wir immer wieder auf die endgeschichtiche Geschehens-Tatsache hinweisen, dass die ganze Welt zunächst nicht einer Zersplitterung oder einem Untergang entgegengeht, etwa durch Einwirkungen von „gelb, schwarz, weiß“, sondern sie geht dem Gegensatz entgegen, nämlich einer höchst beglückenden Welteinheit! - Selbstverständlich werden auch da die „Farben“ unterschiedlich bleiben. Aber sie werden sich nicht beißen, sondern wunderbar ergänzen. Die einen (= Semiten) werden übergeordnet, die anderen (= Japhetiten) werden beigeordnet, die dritten (= Hamiten) zugeordnet. Alles wird aber ausgeordnet sein. Der Welt-Körper hat eben eine Ein- und Beiordnung. Aber er ist ein Weltkörper mit einer verblüffenden Gesamtordnung.

Wann wird diese Welteinheit Wirklichkeit werden? Hören wir die diesbezügliche älteste Prophetie: „Er (Welt-Haupt-Mann) wird aber vielen den Bund (Weltbund) stärken eine Woche lang“ (Dan 9:27). Merken wir uns die prophetische Anzeige: Am Anfang der siebzigsten Jahrwoche, d.h. der Antichristenwoche, wird ein totaler Weltbund erstehen. Das ist wahrhaftig ein ausgesprochener Welt-Bund. Da ist alles liniengetreu ausgerichtet. Da ist kein Gegner, vornehmlich kein Kriegsgegner. Paulus deutet dieses Verhältnis mit den Worten: „Friede und Sicherheit“ (1Thes 5:3). - In welcher jauchzenden Lebenslage die Welt dann sein wird, ist heute nicht zu erklären.

Die künftige Welteinheit

Diese Welteinheit wird ihre volle Verwirklichung finden in jeder Hinsicht. Politisch gesehen wird alles auf die großartige Welt-Staats-Kunst ausgerichtet sein. Endlich eine Politik im edelsten Sinne des Wortes: Staatskunst. In wirtschaftlicher Hinsicht wird es ebenfalls glorienmäßig zugehen. Die „nichtentwickelten Völker“ werden durch den dann vorhandenen Weltsozialismus eine hypnotisierende Erhebung erleben. Soziale Weltwirtschaft wird das sein.

Über alles hinweg wird aber in krönender Weise die Welt-Religion eingestellt sein. Sie wird die Welt mustergültig dirigieren. Paulus sagt hierzu: „Er wird sich erheben über alles, das Gottesdienst und Gottesverehrung ist. Er wird sich in den Tempel setzen als ein Gott“ (2Thes 2:4). - Was Paulus betreffs der vereinten Weltreligionshaltung zu sagen hat, geht ebenfalls über unsere Begriffe. Beachten müssen wir die Tatsache, dass es sich hier um eine höchst beglückende Welt-Religion handelt.

Bleiben wir bei der inspirierenden Weltreligionsangelegenheit und achten wir auf den Umstand, dass alle Vorgänge und alle Geschehnisse unter der „himmlischen Betreuung“ der Weltreligion stehen. Das ganze Weltgeschehen ist dann nach „oben“ ausgerichtet. Christliche Politik, christlicher Sozialismus, christliche Wirtschaft usw. Herrlich! - So wird es im Ende aussehen. Sollten im Vor-Ende (= unserer Zeit) nicht ähnliche Dinge im Werden sein? Darüber sprechen wir noch.

Erneuerung des Welt-Haupt-Mannes

Zunächst sind wir bei der Feststellung der Welteinheit. Sie geht in jauchzender Weise weiter. Weiter sogar durch eine schwere Bewährungsprobe. Mitten in der Antichristenwoche wird eine Haupt-Erneuerung stattfinden (Offb 13:13). Die Veranlassung für diese Haupterneuerung ist die fatale Zeugen-Geschichte. Das wirklich himmlische Zeugnis, eingeleitet durch die bekannten zwei Zeugen (Offb 11), wird die (anti)christliche Einheitswelt in eine Aufsplitterungsgefahr bringen. Das „Haupt aus dem Abgrund“ muss die blitzartig anbrechende Weltgefahr bannen. Die „judenchristliche Erweckungsbewegung“ muss weggeblasen werden. Beachten wir nun folgendes: Wenn das „Haupt aus dem Abgrund“ zu handeln beginnt, dann wird die Einheit der Welt nicht etwa erschüttert, im Gegenteil, unsagbar vertieft. Wir lesen: „Und beteten den Drachen an, der dem Tier die Macht gab, und beteten das Tier an und sprachen: Wer ist dem Tier gleich? Wer kann mit ihm kriegen?... Und alle, die auf Erden wohnen beten es an...“ (Offb 13:4ff.) Also, die Haupt-Erneuerung mitten in der Jahrwoche wird die Welteinheit nur vertiefen. Die Welteinheit erhält hier einen (anti)christlichen Tiefengrund, der nicht zu beschreiben ist. Ein Weltbundfanatismus ohnegleichen. - Der Weltbund geht hier durch Bewährung zur Verklärung.

Hier ist für die Welteinheit wahrhaftig eine Bewährungszeit. Obgleich der Welt-Haupt-Mann so auffällig erneuert wird, kann dieser Erneuerungsprozess die vereinte Welt nicht erschüttern, sondern nur befestigen. Sogar der Drache (= der Gott dieser Welt) wird „angebetet“. Welch eine Vertiefung der Welteinheit. Wir sehen auf's Deutlichste, dass die Welteinheit in der zweiten Hälfte der Jahrwoche tatsächlich eine Bewährung durchsteht, die nicht zu beschreiben ist.

Die Welteinheit geht noch weiter. Ab Mitte der Jahrwoche wird die vereinte Welt nicht nur Lästerreden führen gegen Gott, gegen seine Hütte, gegen die, die im Himmel wohnen usw., sondern sie werden zum Schluss einen offenen und gewaltigen Krieg provozieren gegen „das Lamm“, d.h. gegen den wiederkommenden Christus (Offb 17:14). Auch dann, nein gerade dann ist die Welt in einer Einheit, die nicht zu erklären ist. - Man wird wohl wissen, mit wem man den Krieg führt. Man wird doch mindestens ahnen, wer das Lamm ist. Man wird wohl nicht hundertprozentig des eigenen Erfolges sicher sein. Und doch wird man hundertprozentig zustimmend in den Krieg ziehen mit der vollen Bereitschaft des Ganzopfers für die Welteinheit. Die nunmehrige Welteinheit ist mehr wert als das eigene Leben. Diese Welteinheit wird wahrhaftig ein Wertstück sein. - Etwas ähnliches hat das deutsche Volk in seinem „tausendjährigen Reich“ erlebt. Jemand sagte. „Mit mir stirbt ein achtzig Millionenvolk“. Tatsächlich waren viele bereit, um der „guten Sache willen“ das Opfer zu bringen. Ein nettes Vorbild.

Die Welteinheit, die in ihrer Größe hier angedeutet werden kann, wird selbstverständlich nicht plötzlich in die Erscheinung treten. Sie hat ihre Werdegeschichte. Dieses Werden liegt zweifellos in unserer Zeit. Sehen wir das? Sind wir davon überzeugt? Haben wir davon wenigstens einen blassen Schimmer?

Dass diese Entwicklung von der Allgemeinheit nicht gesehen wird, ist verständlich. Denn die Allgemeinheit ist das Element dieser Entwicklung. Wie soll sie etwas anderes verstehen als das was sie ist. Sie kann in ihrem elementaren Geschehen keineswegs zurückhaltend sein, sondern nur bejahend und fördernd. Die Allgemeinheit ist nun einmal hierfür die Triebfeder. Sie wäre tief unglücklich, wenn das, was ihr Lebenselement ist, nicht geschehen sollte.

Die biblische Sichtweise

Aber die Bibelkenner sollten diese Entwicklung sehen. Ist das der Fall? Erkennen sie die einerseits glücklichen, andererseits unglücklichen Geschehnisse? Verneinen sie dieselben? Sind sie die „Aufhaltenden“, von denen Paulus in 2Thes 2:5-8 spricht? Vielfach nicht. Leider. Eine ganze Anzahl bejaht diese Geschehnisse, wenn auch in unbewusster Weise. - Was heißt „in unbewusster Weise“? Es braucht jemand nur in harmloser Weise zu sagen, er glaube nicht an die bevorstehende Welteinheit. Schon ist er ein Bejaher, weil er kein „Aufhaltender“ ist.

Das Nichtsehen oder Nichtsehen-wollen der Entwicklung zu dieser Welteinheit hat noch andere Begleiterscheinungen. Wir vergessen nicht die Feststellung, dass der Drang zur Welteinheit unter der religiösen Direktion steht. Die Politiker, Wirtschaftler, und Sozialisten werden ihren Welterfolg nur mit der „himmlischen“ Unterstützung der Religionsführer erreichen. Sie fangen jetzt schon an einzusehen, dass die Religion vorne und hinten sein muss. Wer also dieses religiöse, besser gesagt antichristliche Welteinheitsbemühen verneint, der verneint mehr als er meint. Hier sei die Frage an die Bibelkundigen gerichtet, ob sie sich dessen bewusst sind? Höre. Wer die jetzt erstrebte „fromme“ Welteinheit verneint, verneint damit alle Dinge, die der Einheitsentwicklung unbedingt dienlich sind.

Merken wir uns: Es geht nicht nur um das endgeschichtliche „Wissen“, sondern um die endgeschichtliche Haltung. Das Wissen an sich ist nicht so wichtig. Aber es gibt keine klare Haltung ohne ein klares Wissen. Wer ein „Aufhaltende“ sein will, der muss schon wissen, was und wen er aufhalten soll. - Auch unter den Gläubigen ist man weithin der Meinung, dass die endgeschichtlichen Dinge für uns so nebensächlich sind. „Was können wir schon daran ändern?“ Diese Frage ist richtig, soweit sie die Haltung der Christen nicht hemmt. Wenn aber die christliche Lebenshaltung und der christliche Auftrag belastet wird, dann ist diese Passivität sehr gefährlich.

Erlösung ohne Christus

Was nun bei der endgeschichtlichen Entwicklung, in der wir zweifellos stehen, ganz groß werden sollte, ist die Tatsache, dass alle menschlichen und weltlichen Belange auf einen Nenner gebracht werden müssen. Vor allem muss das höchste und heiligste „Bundes-Mittel“ gesehen werden. Das heißt Religion! Das Religionsgeschehen ist im Endgeschehen ganz zentral.

Zwischendurch müssen wir noch ein Problem erwähnen. Weithin löst die Feststellung, die erstrebte Weltreligionseinheit sei auf der antichristlichen Linie zu suchen, ein Entsetzen aus. Man fragt: Wieso? Ist Religion nicht Gottesverehrung? Kann eine gottverehrende Welt antichristlich sein. Ist das überhaupt denkbar? Das ist doch eine Utopie! Wir antworten: Jawohl, die ganze Welt wird nach Aussage des prophetischen Wortes in einer jauchzenden Gottesverehrung stehen. Gott, Gott und nochmals Gott! Nur nicht Christus, richtiger gesagt „das Lamm Gottes, welches der Welt Sünde trägt“. Was will und was soll dieses Lamm Gottes? Erlösen (Er-lösen) versöhnen! Das ist nicht nötig, weil die Welt (nicht nur im Ende) in der Selbsterlösung lebt. Die „göttliche Welt“, dessen Führer sich zuletzt in den Tempel setzt als Gott, hat soviel „Mittel“ zur Erlösung. Sie reichen wahrhaftig aus und reichen wahrhaftig hin. Sie sind so sakral (heilig), dass sie nur mit höchster Verehrung verwandt werden. Und nun sagt dieses Lamm: „Ohne mich könnt ihr nichts tun“! Was soll denn das? Weg mit diesem Lamm, das uns so missachtet! Wir lesen dazu: „Und alle, die auf Erden wohnen, beten es (das Tier) an, deren Namen nicht geschrieben sind in dem Lebensbuch des Lammes, das erwürget ist, von Anfang der Welt“ (Offb 13:8).

Das Lamm Gottes

Wozu ist das Lamm Gottes? Zur Erlösung und Versöhnung. Diese Erlösungslehre ist missachtet. Die Selbsterlösungslehre wird geachtet. Dagegen die Erlösung durch das Lamm bleibt verachtet. Der Erlöser ist nicht „das Lamm, welches der Welt Sünde trägt“, sondern jenes Lamm: „....und hatte zwei Hörner gleichwie ein Lamm und redete wie ein Drache“ (Offb 13:11). Das ist das Lamm, welches „der Welt Gerechtigkeit trägt“. Das ist das „ehrwürdige Lamm“! - Darum Krieg dem Lamm mit den entgegengesetzten Ansprüchen. Die Welt, sonderlich die End-Welt, liebt den Höhen-Gang, und nicht den Tiefen-Gang.

Das ist das Verhältnis, das heute im flotten Werden ist, nämlich die "vereinte Gotteswelt“, ohne Christus, den Erlöser und seine Erlösung. Das Wort Erlösung wird zwar viel gebraucht und viel gefordert. Aber in welchem Sinn? Sprich: Selbsterlösung. Das ist die herrliche Erlösung, die heute schon, und einst erst recht, zum Evangelium wird. Siehst man das? Sehen das die Gläubigen? Höre: Nicht die „gelbe Gefahr“ bedroht heute die Welt, sondern die „religiöse Gefahr“.

„Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallet“ (Mt 26:41)

„Wachet, steht im Glauben, seid männlich und sei stark“ (1Kor 16:13).

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