Die Endweltschau des Propheten Daniel

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 1
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.


Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

55. Die Endweltschau des Propheten Daniel

Bei Daniel muss zunächst festgestellt werden, dass er zu seiner grundlegenden und richtungsweisenden Prophetie nicht aus eigenem Wollen und Vermögen gekommen ist, sondern durch einen klaren göttlichen Auftrag. Die danielische Prophetie ist also göttliche Prophetie. Restlos objektiv.

Weiter muss berücksichtigt werden, dass die Prophetie nicht den Juden Daniel zum Anlass hat, sondern den Nationen-Mann Nebukadnezar. Nicht jüdische Interessen und Belange prägen diese Schau, sondern Weltbelange, die von da ab zur Ausgestaltung gelangen. Darum ist dieser „prophezeiende“ Nebukadnezar bereits ein totaler Weltherrscher, ein Weltdiktator hohen Ranges. Man lese aufmerksam im Danielbuch das zweite Kapitel. - Mit Nebukadnezar beginnt Welt-Endgeschichte. Mit seinem Weltreich ist die Weltvereinigung im ersten Stadium bereits da. Viel zu wenig hat man bisher die Tatsache beachtet, dass die Endweltgeschichte eine lange Geschichte hat. Auch ist zu berücksichtigen, dass die lange Endgeschichte zu mindestens fünfundneunzig Prozent verwirklicht ist.

Deutung der Nebukadnezar-Schau

Auf eine weitere Tatsache sei noch hingewiesen. Zur Klärung und Durchführung der Endweltgeschichte wird ein Jude hinzugezogen. Ohne den Juden keine Einsicht und Durchsicht. Ohne den Juden keine Einführung und Durchführung . - Merken wir uns: Die Entwicklungsgeschichte wird besiegelt durch das Hinzutun der Juden. Ohne dem aktiven Beisein der Juden keine Endgeschichte. Darauf kommen wir noch zu sprechen.

Lasst uns beim Lesen des prophetischen Wortes sehr darauf achten: In der Nationen-Welt geschehen umfassende Ereignisse, die im Beisein der Juden (Israeliten) sich klären und vollenden. Nationengeschehen mit dem jüdischen Gipfelgeschehen. - Alles unter der absoluten Zulassung und Waltung Gottes. Daniel hat bei der Deutung der "Nebukadnezar-Schau“ nur auf Gott hinzuweisen. Letzten Endes ist es Gott, der alle irdischen Verlegenheiten zu Gelegenheiten verwendet. „Was er sich vorgenommen, und...“ Wir habe es also im Buche des Daniel nur mit der objektiven Prophetie zu tun.

Bei der Schau des Nationenmannes Nebukadnezar, und der Deutung durch den Juden Daniel, ersteht die End-Welt. Das Wesenhafte dieser Endwelt ist die totale Verkörperung, anders gesagt die Welt-Körperschaft. Ein „Personen-Körper“ ersteht. Also im Endgeschehen ist alles persönlich-kollektiv und kollektiv-persönlich ausgerichtet. Eine restlose Zusammenfassung und Vereinheitlichung in einer Spitzenpersönlichkeit. - Das ist offensichtlich eine Nachäffung des göttlichen Geschehens. Gleich wie Christus eine totale Verkörperung durch seine Ekklesia erlangt, so auch der Widersacher.

Die Werdegeschichte der Endwelt-Körperschaft

In vier Stufen bildet sich die Endweltkörperschaft heraus. - Die Zahl Vier besagt das weltumfassende Geschehen. - Die erste Stufe ist das Haupt. Das Haupt-Geschehen begann mit dem babylonischen Weltreich. Es war so wichtig, weil es schon im Anfang die Endmerkmale aufweist. Man beachte die Totalität und die Diktatur. Es war so wichtig, dass es seine Bedeutung beibehält bis zum Ende der Tage. Siehe die Babelgeschehnisse nach Offb 14:8. Also, Babylon von Anfang bis Ende. - Und doch ist die erste Stufe des Endweltgeschehens noch ganz goldig. Wesensmäßig gesehen ist hier das goldige Haupt. Diese „Gold-Spuren“ werden freilich bleiben bis zum End-Babylon. Aber es geht auch abwärts. Es ersteht ein Gemenge.

Die zweite Stufe ist das Brust-Geschehen. Die Brust ist das medo-persische Weltreich. Es bringt schon eine gewisse Entwertung bis hin zum Silber. - Aber es ist silbern. - Auch dieser Wert-Vorgang bleibt weiterhin bestehen.

Die dritte Stufe ist das Leibes-Geschehen. Das stellt das griechische Weltreich dar. Ein Absinken bis zu der „Materie“ Kupfer. Auch hier ist noch wertvolle Materie. - Obgleich der „Materialismus“ stark im Absinken begriffen ist, zeigt er immer noch ein gewisses Wert-Gemisch.

Das vierte Weltgebilde läuft aus in die zwei Beine. Der Wesenswert zeigt sich hier im Gemisch von Eisen und Ton. Ein Gemisch, das man nicht binden kann. Unverbindliche Verhältnisse werden angezeigt. Teilungsgeschehnisse werden offenbar. Die Teilung geht in die zwei Beine. Das römische Weltreich liefert dieses Gebilde. Schon in den früheren Jahrhunderten kam es zu der verhängnisvollen Teilung in „Ost und West“. - Was in dem vierten Gebilde sonderlich beachtet werden muss, ist die Zwei-Teilung und der Zerfall. Starker Wirrwarr.

Damit ist aber das vierte Weltgebilde noch nicht beendet, im Gegenteil, es beginnt ein End-Auswuchs, wie er in beispielhafter Weise am menschlichen Körper festzustellen ist. Die beiden Beine stehen auf zwei Füßen. - Das damalige „Ost und West“ hat eine Fortsetzung gefunden in dem heutigen „Ost und West“. Die Füße sind (praktisch gesehen) die „Geh-Instrumente“. Sie gehen und tragen den Körper. Sie gehen und tragen, bis ihre Aufgabe erfüllt ist.

Auch die Füße ergeben noch nicht das Ende. Ihr letztes Ende sind die Zehen. Daniel darf aber dem Nebukadnezar deuten und erklären, dass die Zahl der Zehen nicht je fünf sind, sondern im „Ganzen“ zehn. Damit wird die Tatsache angedeutet, dass im Ende der Weltkörper seine ausschlaggebende Bedeutung hat in den ausgewachsenen zehn Zehen. - Bedenke: Solange der Körper im Gehen ist, sind die fünf Zehen an jedem Fuß von großer Bedeutung. Sobald aber der Körper zum Stehen kommt, sind dann nicht mehr je fünf am Platze, sondern zehn Zehen. Auf die ausgewachsenen zehn Zehen kommt es im Ende an.

Ende der vierstufigen Endweltkörperschaft

Das ist die Werdegeschichte der End-Welt-Körperschaft. Sie beginnt mit dem Haupt des babylonischen Weltreiches und endet mit dem Zehnstaaten-Weltgebilde, das sich aus dem altrömischen und neurömischen Weltreich in zweimal „Ost und West“ ergibt. Hier ist die vierstufige Endweltkörperschaft am Ende.

Und doch ist auch hier noch nicht das Ende da. Denn Zehn bleiben Zehn, und sind nicht Eins. Die totale Welt-Verkörperung ist erst dann da, wenn die Zehn „ihre Kraft und Macht geben dem Tier“ (Offb 17:13). Darüber reden wir noch.

Im Blick auf den Auswuchs des Weltkörper stellen wir nunmehr die ernste Frage: Wo stehen wir heute? Antwort: Nicht beim „goldenen babylonischen Haupt“, - obgleich diese Goldspuren bis zum Ende weitergehen, - auch nicht bei den in der Entwertung begriffenen silbernen und kupfernen Gebilde. Wir stehen bei den zwei Beinen (Ost und West neuer Prägung), die auf ihren zwei Füßen (Ost und West neuer Prägung) nicht mehr weiterkommen, sondern zu einem kategorischen „Halt“ gerufen werden, um der nächsten Heraus-Bildung die Möglichkeit zu geben, ein Zehnstaaten-Weltgebilde zu werden. Wir stehen also heute zwischen den „unmöglichen"- Zwei und dem bevorstehenden Zehn. - Die Zehn wollen sich bereits abzeichnen, sind aber noch zu stark im Eisen und Tongemenge. Siehe Genf.

Zu beachten ist aber, dass der Übergang von der Zwei zu den Zehn nicht zufolge einer gewollten Vereinbarung stattfinden wird, sondern aufgrund des Nicht-einig-Werdens. Die so dringende Erkenntnis muss verwirklicht werden: „Es geht nicht so weiter“. - Dieser eben genannte Zustand kennzeichnet die heutige Lage. Wir müssen zum totalen Frieden kommen. Andernfalls „donnert's“ nicht nur ohrenbetäubend, sondern welterschütternd, sogar weltvernichtend. Also: Helft uns.

Unter den Zwei muss der Zustand der Zurückhaltung und des Schweigens eintreten. Alle bisherigen gegenseitigen Ansprüche müssen ad acta gelegt werden. Die beiden Füße (neuzeitliches Ost und West) müssen schweigend danebenstehen. Wohlgemerkt, nicht in Einmütigkeit, sondern im bitteren Hinnehmen der Unmöglichkeit. Der Stillstand ist zwingend aus politischen und wirtschaftlichen Gründen. Politisch gesehen sind die gegenseitigen Ansprüche nicht realisierbar. Sie haben Blitz und Donner im Gefolge. Wirtschaftlich gesehen sind die Kosten, die die Sputniks verursachen, untragbar. Sie treiben nicht nur die betreffenden Länder in die nackte Pleite hinein, sondern verhindern auch die so dringende soziale Hilfe für die unentwickelten Länder. Das ist nicht mehr zu verantworten, zumal der Hilferuf der bedürftigen Länder so groß ist.

Die Zehn müssen kommen

Die Zehn müssen kommen, damit sie die ganze Welt aus dem „gelähmten Zustand“ herausholen. Zu beachten ist aber die Tatsache, dass auch die Zehn nicht gleich einig sein werden. Sie sind zuerst noch je fünf von zwei Seiten. Der Seher Johannes weiß über den Endzustand Folgendes zu sagen: Die Zehn „sowie Könige“ haben das „Reich“ noch nicht angefangen. Aber sie werden handeln und verhandeln solange, bis sie einer Meinung werden und dann „ihre Kraft und Macht dem Tier“ geben (Offb 17:13).

Und jetzt ist die Welt-Körperschaft da. Jetzt ist der Welt-Haupt-Mann da. Jetzt kann er handeln. Wie wird er handeln? Indem er das Fülle-Leben der total vereinten Welt bezeugt? Nein, noch ist es nicht soweit. Sein erstes Handeln ist: „Er wird aber Vielen den Bund stärken eine Woche lang“ (Dan 9:27). Was ist das? Schlicht und kurz gesagt: Der Reiter (Israel) wird in den Sattel gesetzt, der von dem Tier (verkörperte Welt) willig und treu getragen wird. - Hier kommt das letzte „Welt-Natiönchen“ zum Weltbundesgeschehen und zur Weltbundesbesiegelung. Am Anfang der Jahrwoche wird Israel zum „Feldmarschall“ gerufen und berufen. Höre: Ab jetzt reitet die Hure auf dem Tier. Ab jetzt ist Israel in der vereinten Welt nicht nur dabei, sondern darüber. Ab jetzt erhält der Welt-Körper ein weltisraelisches Gepräge.

Zwei Verkörperungen

Was wir noch beachten müssen, ist die Tatsache, dass vor Anbruch der Jahrwoche, d.h. vor dem Offenbarwerden des Welt-Haupt-Mannes die Nationenzeit besteht. Nationenzeit und die folgende Antichristenzeit sind zu unterscheiden. Vor der Antichristenzeit ist eben noch die vierstufige Weltnationenzeit. In dieser Zeit sind zwei bestimmte Vorgänge in der Ausreife. Wir wollen sie hier ganz klar herausstellen:

  1. Verkörperung der anti-christlichen Welt im Antichristen
  2. Verkörperung der Herauswahlchristen in ihrem Christus

Beide Verkörperungen gehen zur Vollendung. Beide Verkörperungen finden im gleichen „Augenblick“ ihre Vollendung. Die „Aufhaltenden“ werden hinweggerückt zu dem Fülle-Christus. Die gleichen „Aufhaltenden“ sind durch ihre Hinwegnahme eine beglückende Entlastung und Befreiung für den Fülle-Anti-Christus. Für beide Vorgänge ist die Entrückung der Abschluss und der Beschluss.

Wo stehen wir heute?

Nochmals die Frage - denn sie soll uns klar werden: - Wo stehen wir heute? Weltgeschichtlich gesehen im flotten Werden von den „unmöglichen“ und nun zum Stehen gekommenen Zwei. Und dann hin zu den bereits bemerkbaren Zehn, die nach gewissen Ver-Handlungen den Welt-Haupt-Mann wählen werden. Heilsgeschichtlich gesehen: „Unser Wandel aber ist im Himmel, von dannen wir warten des Heilandes Jesu Christi, des Herrn, welcher unseren nichtigen Leib verklären wird, dass er ähnlich werde seinem verklärten Leibe nach der Wirkung, damit er kann alle Dinge sich untertänig machen“ (Phil 3:20.21). „Und zu warten seines Sohnes vom Himmel, welchen er auferweckt hat von den Toten, Jesum, der uns von dem zukünftigen Zorn erlösest (1Thes 1:10). “Und warten auf die selige Hoffnung und Erscheinung des großen Gottes und unseres Heilandes Jesu Christi“ (Tit 2:13). „Dass eure Herzen gestärkt werden und unsträflich seien in der Herrlichkeit vor Gott und unserm Vater auf die Zukunft unseres Herrn Jesu Christi samt allen seinen Heiligen“ (1Thes 3:13). „Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch, und euer Geist ganz samt Seele und Leib müssen bewahrt werden unsträflich auf die Zukunft unseres Herrn Jesu Christi“ (1Thes 5:23). - Beachten wir die Tatsache: Die Ekklesia hat es mit der Zukunft (Parusie) Jesu Christi zu tun; nicht mit der Wiederkunft (Epiphanie). Die Zukunft Jesu Christi ist in den himmlischen Regionen (in der Luft) (1Thes 4:13-17). Erst nach der Parusie kommt der Fülle-Christus (mit seinen Heiligen) und wird den „Boshaftigen“ umbringen durch die Erscheinung seiner Zukunft. Erst auf Parusie folgt Epiphanie. Die Ekklesia wartet auf die Parusie Jesu Christi.

So hat uns Gott durch Nebukadnezar und Daniel wissen lassen, dass die Welt sich zu einer Körperschaft herausbildet, die von dem Welt-Haupt-Mann regiert wird und, von dem Zu-Spruch der im Sattel sitzenden Juden die Prägung erhält. Diese Totalherausbildung durchläuft - wie beim menschlichen Körper - die Stufen: Haupt - Brust - Leib - Beine - Füße - Zehen. Wenn die zehn Zehen (nicht je fünf) da sind, dann ist die Welt-Körperschaft akut und aktuell. Dann ist das Ende da.

Durch Paulus hat uns Gott wissen lassen, dass vor dem Offenbarwerden des ausgereiften Weltkörpers die Herauswahl aus den Nationen (Ekklesia) ausgestaltet wird, und zu ihrem höchsten Zeugendienst sich bereit findet. Ihr letzter Zeugendienst trägt das Gepräge: Aufhaltende. Wenn der letzte Dienst der Ekklesia getan ist, dann erfolgt gleichzeitig das Pläroma beider Körper.

Durch Daniel, Paulus und Johannes hat Gott uns wissen lassen, dass Israel zu gleicher Zeit in Aktion tritt und zwar in doppelter Weise:

  1. Im Bund mit der verkörperten Nationenwelt als „Reiter auf dem Tier.“
  2. Als zubereitende Braut, die ihrem Bräutigam entgegengeht.

Berwerkstelligt durch die zwei Zeugen, die erweckten 144 000 aus den zwölf Stämmen Israels, das Sonnenweib usw. Das sind Geschehnisse der nahen Zukunft.

Lies weiter:
56. Die Heils- und Unheilsvorgänge in der Jetztzeit