Die Heils- und Unheilsvorgänge in der Jetztzeit

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.


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Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

56. Die Heils- und Unheilsvorgänge in der Jetztzeit

Die im Thema genannten Dinge sind sehr umstritten. Das ist sehr bedauerlich und von großem Schaden. Für die Heilsgegner sind solche Auseinandersetzungen Wasser auf die Mühle. Sie sagen „Wo und was ist euer Heil, wenn es so zanksüchtig macht? Verschont uns bitte mit solchem unheilvollen Heil“. Ein noch größerer Schaden ersteht unter den Heilszeugen, weil sie zufolge der unklaren Heilslinie einfach dem Unheil verfallen. Es steht fest: Ein wenig daneben ist ganz daneben. „Wer nicht für mich ist, der ist wider mich.“ Falsche Heilserkenntnisse führen zu falschen Heilsbekenntnissen, schließlich zu falschen Heilserlebnissen.

Der gegenwärtige Heilsvorgang

Im Blick auf den gegenwärtigen Heilsvorgang sei ganz kurz auf das biblische Zeugnis hingewiesen, dass wir nicht in welterfassenden und weltumfassenden Heilsgeschehnissen stehen, sondern in einem Herauswahlgeschehen. Als der Welt, d.h. aus allen Nationen wird herausgewählt eine erwählte Schar, die den „Leib Christi“ bildet. Also, um Christi willen die Herauswählung. „Und (Gott) hat alle Dinge unter seine (Christi) Füße getan, und hat ihn gesetzt zum Haupt der Gemeine über alles, welche da ist sein Leib, nämlich die Fülle des, der alles in allen erfüllt“ (Eph 1:22.23).

Erkennen wir die unumstößliche Tatsache: Christus muss sein Pläroma, d.h. seine Heilands-Fülle erlangen; dann erst wird er die Heilsfülle vollführen. Seine Heilands-Fülle ist die Ekklesia! Diese Herauswahl muss erst zur Vollendung mit Christus geführt werden. Und dann wird der Fülle-Christus alles in allen (und allem) erfüllen. - Darum ist die Ekklesia für die Heils-Dienste nicht nur jetzt, sondern auch in den kommenden Zeiten erstrangig berufen. „Wisset ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? ... Wisset ihr nicht, dass wir über die Engel richten werden?“ (1Kor 6:2.3). Wohlgemerkt: Der Fülle-Christus wird alles vollführen. Also: Erst die Heilands-Fülle, dann die Heils-Fülle.

Wer diese Tatsache begriffen hat, der wird für die gegenwärtige Zeit nicht vom Heil der ganzen Welt sprechen. Der ist auch nicht enttäuscht, wenn jetzt nicht die ganze Welt vom Heil ergriffen wird. Der spricht nicht von der Pleite des Evangeliums oder der Evangeliumsverkündigung. Der ist dankbar, dass die Herauswahl ständig im Vollzug ist. - Der ist selbstverständlich mit seinem Sinnen und Trachten auf die Herauswahl ausgerichtet.

Erbauung des Fülle-Christus

Weiter muss gesagt werden, dass die klare Erkenntnis der Heilsvorgänge auch eine klare Erkenntnis der Heilsbestimmung gibt. Die Heilsbestimmung der Ekklesia ist nicht Selbstzweck, sondern: „...dass der Leib Christi erbauet werde“ (Eph 4:12). Nochmals gesagt: Es geht hier um den Fülle-Christus! Mit anderen Worten: es geht um die Verkörperung der Heilands-Fülle. Merken wir uns: Dieser Fülle-Heiland hat nicht eine gewisse Heilsmenge oder Heilssumme, sondern eine höchst kompakte Heils-Körperschaft!

Wenn die Gemeinde Jesu Christi als Christi Körper begriffen wird, dann schwinden all die komischen Meinungen und Deutungen, die den Korpus Christi unterscheiden und zerschneiden. Dann wird man die verkörperte Ekklesia nicht zergliedern in Entrückungsfähige und Nichtentrückungsfähige, oder in Herausauferstandene und Nichtauferstandene. „Lässt auch ein Haupt sein Glied, welches es nicht nach sich zieht?“ Dann weiß man, dass der Leib dem Haupte gleichgestellt ist in der Auferstehung (= Erstlingsauferstehung), in der Himmelfahrt (= Hinrückung), auch im „Sitzend zur Rechten Gottes“. - Dann wird man nicht biologische Fragen oder Nationalfragen, oder Gradierungsfragen gelten lassen. „Hier ist kein Jude noch Grieche, hier ist kein Knecht noch Freier, hier ist kein Mann noch Weib, denn ihr seid allzumal Einer in Christo Jesu“ (Gal 3:28). Beachten wir: Der Körper Christi kann nicht nach menschlichen Begriffen aufgeteilt werden. Wohl hat jedes Glied am Leibe Christi seinen Platz und seine Bestimmung. Aber, wer bist du Mensch, der du hier Urteile fällen willst? Kannst du Platz und Wert der Glieder am Leibe Christi bestimmen? Bist du in der Lage, über die Körperschaft Christi Werturteile auszusprechen, oder sogar zu verurteilen? Unterlasse das, denn solches steht dir nicht zu. Den verkörperten Fülle-Christus beurteilt nur Gott! „O welch eine Tiefe des Reichtums, beide der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege. Denn...“ (Röm 11:33-36).

Mit großer Betonung darf Paulus sagen: „Das Geheimnis ist groß; ich sage aber von Christo und der Gemeinde“ (Eph 5:32). Lassen wir das göttliche Geheimnis ein Geheimnis sein. Dann stehen wir in heiliger Ehrerbietung vor dem ersten und höchsten Heilsgeschehen Gottes: Christus und seine Gemeinde. Deutlicher Fülle-Christus!

Das Unheilsgeschehen

Weiter betrachten wir kurz das Unheilsgeschehen. Dieses Geschehen dürfen wir nicht meilenweit entfernt sehen. Obgleich man beim Unheil das Gegenteil vom Heil sehen sollte. Wir wollen aber nicht übersehen, dass im Endgeschen die religiös vereinte Welt kriegsmäßig gegen „das Lamm“ marschieren wird. Man stelle sich das vor. Dazu wird noch vom Wort gesagt, dass in diesem Kampf mit dem Lamm ein Drittel der Menschheit umkommen wird. Lies Offb 9:15.18. An der Spitze der kämpfenden Welt stehen die Religionsträger. Die, und nur die werden zur Verantwortung gezogen. - Sehr merkwürdig ist die Zahl der dann gerichteten Menschen: ein Drittel, etwa eine Milliarde. - Macht nicht das sogenannte Christentum diese Summe aus?

Wir haben also das Unheilsgeschehen nicht nur im atheistischen Raum zu suchen, sondern vielmehr im Lebensbezirk der Christen. Wohlgemerkt: Im Heilsgeschehen steht die Herauswahl. Und wo steht das Auch-Christentum? Im Unheilsgeschehen! Das ist ein tragisches Anliegen, das Entsetzen erregt. - Gott bewirke noch bei vielen dieses Entsetzen.

Die Not des Scheinchristentums

Wo ist die Not des Scheinchristentums begründet? Im Nicht-Heraus-Gerufensein! Umgekehrt gesagt: Im blinden Gebunden-Sein am Schein-Christentum. Beachten wir: Bei beiden Richtungen liegt eine Berufung vor. Bei der Herauswahl ist Christus der Rufer und Berufende. Bei dem Massenchristentum ist der Mensch (sonderlich der „fromme“ Mensch, oder die fromme Institution) der Berufende. - Hier ist die Linie des Antichristentums. Klares Unheilsgeschehen; aber ganz versteckt und verdeckt. Darum so gefährlich und verhängnisvoll.

Diese Unheilsvorgänge sind nicht neu. Schon in der Urgemeinde waren sie bemerkbar. Wir lesen: „Kinder, es ist die letzte Stunde; und wie ihr gehört habt, dass der Widerchrist kommt, so sind nun viel Widerchristen worden; daher erkennen wir, dass die letzte Stunde ist. Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns; denn so sie von uns gewesen wären, wären sie ja bei uns geblieben; aber es sollte offenbar werden, dass sie nicht alle von uns sind. Und ihr habt die Salbung von dem, der heilig ist, und wisset alles. Ich habe euch nicht geschrieben, als wüsstet ihr die Wahrheit nicht, sondern ihr wisset sie, und wisset, dass keine Lüge aus der Wahrheit kommt. Wer ist ein Widerchrist, der den Vater und den Sohn leugnet. Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, der hat auch den Vater“ (1Jo 2:18-23). - Meine ja niemand, dass die Leugnung des Christus nur im „Osten“ zu suchen ist. Wer nur das sieht, der ist blind für die Unheilsvorgänge im christlichen Raum. Denn da sind die Unheilsregungen am schlimmsten. Man sollte bedenken, dass jeder Christ, der den Christus nicht als seinen Sündenheiland in Anspruch nimmt, ihn leugnet. Er kann ihn dann noch als einen großartigen Sittenlehrer sehen, oder als einen großartigen Religionsstifter usw., aber wenn der Christus nicht sein Heiland ist, dann ist er eben nicht sein Christus. Wer kein Sünder ist, der braucht den Heiland nicht. Und wer ihn nicht braucht, der liebt ihn nicht. Und wer ihn nicht liebt, der - hasst ihn“. Das war das Merkmal von je her, ist es auch heute, und wird das erschreckende Ergebnis der letzten Tage sein. „Sie werden streiten mit dem Lamm.“

Die sogenannten Heilsmittel

Das sind die Unheilsvorgänge in der heutigen Zeit. Man braucht das Lamm nicht, welches der Welt Sünde trägt. Wie soll aber das Heil erstehen, wenn der Heiland verneint wird? Wohl gibt man im gewissen Sinne zu, dass ein Heil in dieser Welt notwendig ist. Wie stellt man sich aber zu dieser Heilsnotwendigkeit? Etwa mit dem klaren Hinweis auf das persönliche Leben des Heilandes? Nein, man hat unzählige „Heilsmittel“ (Sakramente), die man zum vollen Heil verwendet. Man sagt sogar: Wer die Heilsmittel nicht empfängt, ist kein Christ. Also, nicht der Christus steht im Mittelpunkt des Heilsgeschehens, sondern die von Menschen bereiteten Heilsmittel. Höre: „Es ist in keinem anderen Heil, ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, darinnen wir sollen selig werden“. (Apg 4:12). Christus sagt: „Niemand kommt zum Vater, denn durch mich“. Oder: „Kommt her zu mir alle, die...“ - Buße, Bekehrung, Wiedergeburt, so heißen die Grundvorgänge des Heilserlebens. Leider sieht man sie nicht in Christus, sondern in den Sakramenten und in den Verwaltern der Sakramente. Wird auf diese Weise nicht Christus geleugnet? Bitte, wie sehen diese Heilsergebnisse heute aus? Das sind nackte Unheilsgeschehnisse. Was sagt Christus dazu? „Ihr Heuchler!“ Und was sagen die Heuchler? „Kreuzige ihn!“ Diese alten Vorgänge, die sich laufend wiederholen, werden die markantesten Vorgänge der Endgeschichte sein. Dazu behilflich war und ist das „von Kindesbeinen“ angepriesene Heil, das zum nackten Unheil ausartet. - Schließlich wird man Heil gegen Heil, Lamm gegen Lamm präsentieren. Lies Offb 13:11.

Vom Kampf des Glaubens

Diese Heils- und Unheilsvorgänge laufen nicht schweigend nebeneinander, sondern begegnen sich laufend im Kampf. Richtig, denn „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens“. Kampf liegt in der Natur der Sache. Im Endgeschehen wird dieser Kampf mit größter Heftigkeit ausgetragen, weil dann nicht nur die zweifachen Christen sich in ihrer Entschiedenheit zum Kampf herausfordern, sondern auch der wiederkommende Fülle-Christus. Entscheidungen (End-Scheidungen) müssen dann fallen. Der wiederkommende Fülle-Christus wird die Halbheiten, Leichtfertigkeiten, Selbstherrlichkeiten, Ruhmseligkeiten usw. beseitigen. Er wird die „Boshaftigen“, die sogar die Spitze der Gottesdienste und Gottesverehrung ausmachen, dazu sich in den Tempel setzen, zur Rechenschaft ziehen. Er wird sie „umbringen mit dem Hauch seines Mundes“ (2Thes 2:8).

Nochmals sei gesagt, dass auf der Seite des Heils nur eine Herrauswahl vorhanden ist. Die Schrift sagt: „wenige“. Die Wenigen tragen Hohn, Spott und Schande. Richtig, denn: „ihr werdet um meines Namens willen viel leiden müssen“. Dagegen auf der Seite des Unheils ist die Menge, die Masse. Massenchristentum! Es hat viel Zuspruch, Anerkennung, Gunst, Ehre usw. - Diese Massenhaltung und dieser Massencharakter wird es bewerkstellingen, dass im Ende eine tiefe Anbetung zugetragen wird jenem Welt-Haupt-Mann, der „seinen Mund auftut zur Lästerung gegen Gott, zu lästern seinen Namen und seine Hütte und die im Himmel (= Entrückte) wohnen“ (Offb 13:6). Soweit steigert sich das Unheilsgeschehen der Schein- und Auchchristen. Höhepunkt: Anbetung des Drachen (Offb 13:4).

Eine Zwischenbemerkung. Auch die Unheilsträger werden zuletzt total verkörpert, d.h. eine Körperschaft sein. Was zuletzt sein wir, ist jetzt im Werden. Diese Unheilsträger aufteilen wollen in „Volk Gottes“ und „Noch-Nicht-Bekehrte“ usw. ist eine Verharmlosung, die schwere Folgen hat. Man verschleiert das gegenwärtig ausreifende Antichristentum, und verneint damit die große Gefahr, die heute die Christen bedroht. Tatsächlich sieht man weithin das werdende Antichristentum nicht in seiner höchst gefährlichen Totalität, sondern stelle es als „östliches“ Ergebnis hin. - Überwindet den „Osten“, und ihr habt das Antichristentum überwunden. Welche Verblendung.

Christuserlösung oder Selbsterlösung

Es kommt die Zeit (sie ist nicht fern), in der der frontale Marsch der Heils- und Unheilsträger unmöglich sein wird. Je näher die Letztausgestaltung der beiden Körperschaften, umso kategorischer wird das gegenseitige Überwindungsbestreben sein. a, auch dann werden viele, sogar ernstmeinende Christen, sagen: „Ich muss in den Reihen der Scheinchristen bleiben, weil ich da meine Aufgabe sehe.“ Ob ihnen das nicht zum Verhängnis werden kann? Jesus sagt diesbezüglich: „Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr! Haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Taten getan! Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie erkannt; weichet von mir ihr Übeltäter“ (Mt 7:22.23). Wir sollen die Frage ernstlich erwägen, ob es möglich ist, in Reih und Glied mit dem Antichristen zu marschieren, ohne selbst Schaden zu erleiden. - Heute kann man die Frage vielleicht noch erwägen. Bald wird das Erwägen unmöglich sein, weil dann gehandelt werden muss. Wehe dem, der dann im Handeln keine Klarheit hat.

Gesagt muss auch werden, dass die nebenhergehenden Heils- und Unheilsgeschehnisse vielen ganz unbekannt sind. Man lässt sich blenden von dem Lippenbekenntnis: „Wir sind auch Christen“. Gilt das: „Wir sind auch etwas“ vor dem Herrn? „Es werden nicht alle, die zu mir Herr, Herr! sagen in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel!“ (Mt 7:21). „Ach, dass du kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist, und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde“ (Offb 3:15.16). Beachten wir: Der große Blender ist der „Vater der Lüge“. Er bringt es fertig, dass „Viele werden glauben der Lüge“ (2Thes 2:11).

Der eigentliche Unterschied zwischen den Heils- und Unheilsvorgängen besteht in den zwei Begriffen: Christuserlösung und Selbsterlösung. Auch bei der Selbsterlösung wird viel von Erlösung gesprochen, und viel auf den Erlöser hingewiesen. Hier ist aber nicht Christus der Erlöser, sondern der religiös-moralische Mensch. Diese Selbsterlösung steigert sich derart, dass sie schließlich die im Paradiese besprochene Versuchungsthese bestätigt: „Ihr werdet sein wie Gott“. Im Ende: „Er gibt sich aus als Gott“.

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