Was müssen wir verteidigen?

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Die Waffenrüstung Gottes
aus der Reihe „Christi unausspürbarer Reichtum“
von G. Groß 1989

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß, Balingen
Als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Die Waffenrüstung Gottes

Einleitung

"Daher also laufe ich nicht wie ins Ungewisse; vielmehr führe ich den Faustkampf so, dass ich nicht in die Luft schlage, sondern ich verbleie gleichsam meinen Körper und führe ihn in die Sklaverei..." (1Kor 9:26-27)

In dem obigen Vers samt seinem Umfeld zeigt uns Paulus am Bild eines Sportlers zwei bemerkenswerte Dinge:

  1. Kämpfen alleine genügt nicht, es muss ein festes Ziel anvisiert werden, und
  2. der Sportler bereitet sich und seinen Körper auf die entsprechende Kampfart vor.

Was dem sportlichen Wettkämpfer gilt, hat im selben Umfang für den kriegsmäßig Kämpfenden Gültigkeit, ja, für letzteren verstärkt, da sein Kampf kein Spiel, sondern bitterer Ernst ist und eine Niederlage meist schwere Konsequenzen nach sich zieht.

Nun sehen wir zwar ein Heer von Gläubigen, aber es ist zu fragen, wie es mit der Kampfbereitschaft aussieht? Man kann sehr schnell feststellen, dass ein gewisser Teil dieser Gläubigen gar nicht kämpft, weil sie sich gegen jegliche Angriffe des Widerwirkers gefeit wähnen. Ein anderer Teil hat zwar erkannt, dass die uns im Epheserbrief angebotene Waffenrüstung mit Sicherheit ihre Bedeutung hat, und sie haben diese folglich auch - allerdings mehr oder weniger vollständig - angelegt. Ihr Verhalten gleicht aber jenem Sportler, der ins Ungewisse läuft; sie schlagen zwar um sich, wissen aber nicht wohin und wofür sie schlagen.

Wir haben diese Schrift in 4 Punkte aufgeteilt, die uns schrittweise an dieses Thema führen sollen:

  1. Was müssen wir verteidigen?
  2. Gegen wen ist unser Kampf gerichtet?
  3. Warum müssen wir kämpfen?
  4. Wie kämpfen wir?

1. Was müssen wir verteidigen?

Rechte Handhabung des Wortes Gottes

Die überlieferten Briefe des Apostels Paulus stellen für uns einen unermesslichen und unausschöpfbaren Reichtum dar. In weisester Art führt uns der Geist Gottes über die Anfangsgründe der Herausgerufenen - z. B. in den Thessalonicher- und Korintherbriefen - hinweg, bis hin zu den tiefsten Aussagen in den sogenannten Gefängnisbriefen an die Epheser, Philipper und Kolosser. Jeder dieser Briefe beinhaltet bestimmte Wahrheiten und hat somit sein bestimmtes Thema. Im Kolosserbrief können wir "Christus in Seinen höchsten Würden als Haupt des Alls" als Thema erkennen, der Epheserbrief beinhaltet "die gnadenvolle Stellung der Körperglieder", die Thessalonicherbriefe sind von der "Erwartung des Herrn" geprägt usw.

Dem Thema eines Briefes ordnen sich auch immer die jeweiligen Verse unter. Hierzu ein Beispiel aus Phil 2:12b. Dort lesen wir: "Daher, meine Geliebten, so wie ihr allezeit gehorcht habt ... mit Furcht und Zittern, wirket eure Rettung aus!" Paulus meint hier mit Sicherheit nicht, dass unsere Rettung von uns abhängig ist bzw. von uns bewirkt werden muss. Dieser Eindruck wird nur dort erweckt, wo dieser Vers aus seinem Zusammenhang herausgerissen wird. Da der Philipperbrief aber unter dem Hauptthema "Wandel und Dienst" steht, ordnen sich auch die besagten Worte hier ein, und es ergibt sich ein ganz anderer Sinn, nämlich, dass sich unsere Rettung (die wir ja in der Gnade erhalten haben) in unserem Wandel und Dienst auswirken, d. h. sichtbar werden soll.

Eine weit verbreitete und irreführende Gewohnheit ist es ja, anstatt einen Brief (oder sonst einen Teil der Schrift) fortlaufend von Anfang an zu betrachten, immer nur einige Verse herauszugreifen, und dann meist auch noch solche, die uns menschlich/seelisch liegen oder leicht verständlich sind. Auch hierzu soll uns ein Beispiel dienen und aufzeigen, wie dies dann in der Praxis sehr häufig aussieht. Man greift einzelne Verse z.B. aus der Apostelgeschichte heraus, die das Geschehen an Pfingsten beschreiben. Die dort empfangenen Geistesgaben werden ausführlich erörtert und letztlich auf sich bezogen, indem man diese mit allen Mitteln anstrebt (Apg 2:38-43). Jene Verse aber, die weniges weiter stehen (Apg 2:44-45) und die berichten, wie all jene Gläubige ihren gesamten Besitz verkauften und den Erlös verteilten, diese Verse übergeht man großzügig. Nun, welcher Gemeindeleiter würde es auch wagen, alle Sparbücher, Häuser usw. zu erbitten und diese dann als Gemeinschaftsgut zu deklarieren!

Wir sehen, wie solche Handhabung des Wortes Gottes zu Unehrlichkeit und Inkonsequenz führt, ja mehr noch, hier liegen die Wurzeln zum Sektentum.

Meiden wir also das Betrachten von wahllos herausgegriffenen Versen und befleißigen uns umso mehr, in fortlaufender Folge - und hier in besonderer Weise die uns betreffenden Briefe des Apostels Paulus - Vers für Vers zu betrachten. Wie wichtig dies auch zum Verständnis und zur Handhabung der Waffenrüstung Gottes ist, wollen wir versuchen im Folgenden aufzuzeigen.

Der Epheserrundbrief

Die Verse, welche diesem Schriftlichen zugrunde liegen, stehen in Eph 6:10-17. Wenn wir hier ein recht langes Sprungbrett bauen, bevor wir direkt in diese Verse einsteigen, so wollen wir an dieser Stelle unsere lieben Leser ermuntern, in der Aufmerksamkeit nicht nachzulassen, bedenkend, dass ein gutes Sprungbrett auch einen guten Sprung ermöglicht.

Beginnen wir also, indem wir versuchen, das auch für unsere Abhandlung wichtige Thema dieses Epheserrundbriefes zu finden. Dieser teilt sich groß in zwei Hälften. Die 1. Hälfte setzt sich aus den Kapiteln 1-3 zusammen und beinhaltet unsere überhimmlische Stellung in Christus. Diese Stellung ist ein Geschenk des Vaters an diejenigen, die Er schon vor dem Niederwurf der Welt als Glieder am Körper des Christus erwählt hat (Eph 1:4). Niemand kann sich diese Stellung aus eigener Kraft mit guten Werken verdienen. Es ist dies das reine Wirken der göttlichen Gnade.

Erst wenn wir diese Tatsache im Glauben voll erfasst haben, sind wir zu dem nächsten Schritt fähig und gehen zu der 2. Hälfte des Briefes über, den Kapiteln 4-6. Hier steht dann auch gleich im ersten Vers, sozusagen als Eingangspforte in diese Kapitel, die Generalermahnung: "Ich spreche euch nun zu - ich, der Gebundene im Herrn, würdig der Berufung zu wandeln, zu der ihr berufen wurdet."*

*Siehe hierzu unsere Schrift "Vom würdigen Wandel in der Körperschaft Christi"

Wir sehen einmal als primäre Aussage unsere überhimmlische Stellung, die wir schon heute im Glauben einnehmen dürfen, und dann, als Folge hiervon, einen würdigen Wandel, in welchem auch, als ein gewichtiger Teil, die Waffenrüstung Gottes eingebettet ist. Beide Hälften stehen in engem Zusammenhang und müssen darin auch betrachtet werden. Damit ergibt sich unser nächster Schritt: die Betrachtung unserer überhimmlischen Stellung.

Unsere überhimmlische Stellung

Drei Bibelstellen werden uns Wegweisung geben:

  1. "Gesegnet sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns mit jedem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen segnet" (Eph 1:3)
  2. "...in Ihm seid auch ihr, die ihr glaubt, versiegelt mit dem Geist der Verheißung, dem heiligen (der ein Angeld unseres Losteils ist bis zur Freilösung des uns zugeeigneten) zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit" (Eph 1:14).
  3. "Er erweckte uns zusammen und setzt uns zusammen nieder inmitten der Überhimmlischen in Christus Jesus... " (Eph 2:6).

Im Hinblick auf unsere überhimmlische Stellung wird aufgezeigt, was wir in Christus sind und was wir in Ihm haben. Wir beschränken uns hier auf das, was wir in Ihm haben, und so entnehmen wir den obigen Versen unter anderem folgende wichtige Aussagen:

a) Unser Segensgut ist geistlicher Natur,
b) es ist inmitten der Überhimmlischen,
c) es handelt sich u. a. u m ein Losteil, und
d) dieses Losteil muss erst freigelöst werden.

Zu a) Unser Losteil ist geistlicher Natur

Das Gegenteil unserer geistlichen Segnungen in den Überhimmeln stellen die irdischen Segnungen dar. Diese sind aber der Königreichsgemeinde aus Israel vorbehalten. Im ganzen AT, in allen 4 Evangelien sowie in den Briefen an die Beschneidung, finden wir das Segensgut Israels immer wieder angeführt. Es umfasst irdisch-materielle Güter wie Wohlstand, Gesundheit, Besitz und gipfelt in der Verheißung des kommenden irdischen Tausendjahrreiches.

Unsere geistlichen Segnungen sind nicht irdisch oder materiell, sondern geistlich und damit nur im Glauben fassbar. Was uns Gott in seinem Wort verheißt, soll und darf also von uns geglaubt werden, d.h. wir bewegen es in unserem Denksinn und Herzen und erfassen es im Geiste.

Der Inhalt unseres Segensgutes ist in Eph 1 niedergeschrieben und wird für uns dort deutlich in der mehrmaligen Wortverbindung "in Ihm".

Zu b): Es ist inmitten der Überhimmlischen

Wer schon einmal in sternenklarer Nacht zu den funkelnden Sternen aufgeschaut und dabei versucht hat, gedanklich den über sich erschaubaren Raum nach irdischen Maßstäben einzugrenzen, ihm Anfang und Ende zu setzen, der hat schnell erkannt, wie aussichtslos solch Ansinnen ist, ja, wie schnell uns die Grenze irdisch/menschlichen Begreifens erfahrbar wird. Aber gerade jene unfassbare Weite enthält ja unsere Segnungen und stellt den Raum unseres zukünftigen Wirkens dar.

Wenn unser Segensgut inmitten der Überhimmlischen liegt, so ist es notwendig, sich mit dem Begriff "überhimmlisch" vertraut zu machen. In Kol 3:2 fordert uns Paulus auf, auf das, was droben ist, zu sinnen. Es ist also nicht so, dass uns diese Räume verborgen oder gar verschlossen sein sollen, im Gegenteil, wir müssen ein von Gott zugelassenes Wissen von dem "droben" haben.

Als Alueim in 1Mo 1 aus dem Chaos einer niedergeworfenen früheren Schöpfung (Erde) einen Wohnraum für die Menschheit zu bilden begann, schuf Er diesen aus zwei Teilen: 1. Die Himmel und 2. die Erde (1Mo 1:1). Beide Teile sind somit für das Leben auf der Erde erforderlich.

In 1Mo 1:6 lesen wir weiter, dass Alueim eine Luftschicht schuf, die das Wasser unten und oben schied. "Und es nennt Alueim die Luftschicht die Himmel" (Vers 8).

Aus diesem knappen Bericht geht hervor, dass die Himmel kein weit entfernter Ort irgendwo im weiten Weltenraum sind, in welchen die Frommen einmal hineinkommen werden (diese kindliche Meinung ist leider noch recht weit unter den Gläubigen verbreitet), nein, die Himmel (in der Mehrzahl) sind klar als Luftschicht bezeichnet, die unsere Erde umgeben und gewisse Funktionen haben, wie z.B. hier im Anfang die Trennung der oberen und unteren Wasser. (Nach der Sintflut, als die oberen Wassermassen auf die Erde herabstürzten, gab es dann gewaltige Änderungen im Gefüge der Zusammensetzung dieser Luftschichten mit gravierenden Lebensveränderungen auf der Erde - wenn wir hier nur an das Lebensalter der Menschen vor und nach der Sintflut denken - ).

Wenn wir bedenken, dass diese Luftschicht, zumindest in ihrem unteren Teil, den für die Menschen so lebensnotwendigen Sauerstoff enthält, so erkennen wir hier leicht, dass die Erde und die Himmel in der Tat zusammengehören und auch zusammen die Lebensgrundlage auf Erden bilden.

Wissenschaftlich gesehen werden Himmel und Erde wiederum 6-fach gegliedert, und zwar nach festen, flüssigen und gasförmigen Stoffen, die jeweils ihrem Gewicht entsprechend übereinander angeordnet sind:

  1. Als unterste und schwerste Form sehen wir das Festland, also die Erde, auf der wir stehen.
  2. Auf dem Festland befinden sich die flüssigen Stoffe - das Wasser - und zwar in Form der Meere und Ozeane (auch wenn große Teile der Landmassen über die Meere emporragen).
  3. Als dritte und leichteste Form folgen die gasförmigen Stoffe und hier als unterste Schicht die Troposphäre, bis in eine Höhe von ca. 12 km reichend.
  4. Darüber liegt eine weitere Gashülle, die Stratosphäre.. Sie reicht bis zu einer Höhe von ca. 80 km und enthält das gerade in unseren heutigen Tagen so oft erwähnte Ozon.
  5. Die ionisierenden oberen Schichten der Atmosphäre nennt man Ionosphäre, sie reicht bis ca. 800 km Höhe.
  6. Als höchste und äußerste Schicht kennen wir die Exosphäre; sie bildet den Übergang der Erdatmosphäre zum interplantetarischen Raum (über 1000 km Höhe).

Die wissenschaftlichen Angaben sind aufgrund sich ständig verfeinernder Messungen auch dauernden Änderungen unterworfen. So nennen jüngere wissenschaftliche Bücher noch zusätzliche Sphären wie die Mesosphäre, Thermosphäre, und Suprasphäre. Die von uns genannten Sphären sind jedoch in allen von uns benutzten Nachschlagewerken angeführt und können somit als Grundaufteilung angesehen werden.

Himmel und Erde sind also nur ein winziger Teil des gesamten Weltenalls, aber... sie sind jener Teil, auf dem sich Gott der ganzen Schöpfung offenbarte, indem Er Seine Liebe auf dem dunklen Hintergrund von Chaos, Übel und Hass aufzeigte.

Alles, was sich außerhalb dieser Himmel (= der vier Gashüllen) befindet, ist überhimmlisch. Die Wissenschaft nennt es den interplanetarischen Raum. Der überhimmlische Raum umfasst also die gesamte Weite des Alls. Auch alle Geschöpfe, die sich außerhalb dieser Himmel befinden, sind für uns Überhimmlische. Schon etwaige Mondbewohner müssten solchermaßen bezeichnet werden.

Um nun Missverständnissen vorzubeugen, möchten wir hervorheben, dass es sich hier um die örtlichen Himmel handelt. Nicht verwechselt werden darf dies mit den in zeitlicher Folge genannten Himmeln, deren Zahl drei sind. So ist uns aus der ersten Schöpfung ein Himmel von alters her bekannt (2Petr 3:5), dann die gegenwärtigen Himmel (die ja am Ende des Tausendjahrreiches gem. Offb 21:1 im Feuer vergehen werden), und dem Seher Johannes wird auf der Insel Patmos ein zukünftiger neuer und damit dritter Himmel gezeigt. In diesem zeitlich dritten und zukünftigem Himmel befand sich auch Paulus nach 2Kor 12:2.

Außerhalb dieser örtlichen Himmel liegt also unser Segensgut, es ist überhimmlisch, ja, es liegt inmitten der Überhimmlischen. Es ist für uns im Hinblick auf unsere künftigen Aufgaben ein bedeutsames Wissen, dass das All kein toter, starrer Weltraum, sondern voll Leben ist. Hierbei dürfen wir davon ausgehen, dass die sich darin befindlichen Gestirne bewohnt sind, nur haben diese Bewohner einen Körper, der jeweils ihrem Element angepasst ist. Paulus gibt uns hierzu Anschauungsunterricht in 1Kor 15:35-41. Auch unsere eigenen Körper werden ja bei der Wiederkunft Christi verwandelt werden und damit dem neuen Element, unserer künftigen Heimat, angepasst.

Wenn wir mit dem bis hier dargelegten Wissen um die Himmel die Schrift lesen, so sind wir vielleicht erstaunt, dass die große Mehrzahl der entsprechenden Schriftstellen unter dem Begriff "Himmel" nicht nur die Gashüllen um den Erdball meint. Bei der Klärung dieser etwas verwirrenden Tatsache hilft uns ein Blick in die Stichwortkonkordanz der Konkordanten Übersetzung.

Zuvor aber müssen wir bedenken, dass der Begriff "überhimmlisch" für Israel, als Herausgerufene für das irdische Königreich, keine große Bedeutung hatte. Sie wussten zwar um die außerirdischen Räume, aber ihr Interesse konzentrierte sich ja auf ihr irdisches Segensgebiet, das verheißene und kommende Tausendjahrreich.

Erst mit der Enthüllung des Geheimnisses der Herausgerufenen aus den Nationen wurde auch der außerirdische Raum wichtig und bedurfte genauerer Beschreibung, da er ja das geistliche Segensgebiet der Körperglieder Christi enthält.

So ist es also keinesfalls verwunderlich, wenn wir in der Stichwortkonkordanz (S. 488) feststellen, dass die meisten Stellen, die von "Überhimmeln" oder "überhimmlisch" berichten, bei Paulus zu finden sind. Einmal jedoch benützt auch Johannes diesen Begriff, als er Jesus zitiert: "Wenn Ich vom Irdischen zu euch sprach, und ihr nicht glaubt, wie werdet ihr glauben, wenn Ich vom Überhimmlischen zu euch spreche" (Joh 3:12). Wir sehen hier deutlicher dass gerade bei Israel gar kein Verständnis für diese Bezeichnung erwartet wird - weil sie eben dieser Raum wenig interessiert. Ein weiteres und letztes Vorkommen des Wortes "überhimmlisch" finden wir mehrfach im Hebräerbrief. In Hebr 3:1 wird den angeschriebenen Hebräern sogar ihre überhimmlische Berufung vor Augen gestellt. Wenn wir jedoch bedenken, dass der Hebräerbrief an solche Israeliten geschrieben wurde, die als Glieder zum Körper Christi berufen wurden und die damit den erschwerten Prozess des Umdenkens aufbringen müssen (nämlich umdenken von der irdischen Königreichserwartung zur überhimmlischen Berufung), so wird uns die Sonderstellung dieses Briefes klar werden.

Der überhimmlische Raum ist also nur für diejenigen wichtig und bedeutungsvoll, die dort ihre Aufgabe und Berufung haben - und dies ist die herausgerufene Körperschaft Christi. Für alle anderen ist die Definition des Begriffes "Himmel" völlig ausreichend. "Was man sieht, wenn man aufblickt" (und hier ist dann das ganze All gemeint).

Es erweist sich wiederum, wie gewichtig sich die genaue Wortteilung gemäß 2Tim 2:15 auch auf den Begriff "Himmel/Überhimmel" auswirkt. Für die Königreichsgemeinde genügt der allgemeine Begriff "Himmel", er umfasst einfach alles, was außerhalb der Erde ist. Ihr Interesse und ihre Verheißungen sind ja auch irdisch. Für die herausgerufene Körperschaft Christi jedoch ist diese vage Erklärung zu wenig. Sie, die eine überhimmlische Berufung hat, wird besser und näher mit diesem Gebiet vertraut gemacht, und dies geschieht durch Paulus sowie auch den Schreiber des Hebräerbriefes (letzterer ausschließlich an Hebräer gerichtet).

Mit diesem überhimmlischen Raum sollen wir schon heute vertraut gemacht werden und ... sollen darin stehen! Dieses "Stehen" wird der Schlüssel zum Verständnis der Waffenrüstung werden.

Nachdem wir nun diesen überhimmlischen Raum betrachtet haben, kommen wir

zu c): Es handelt sich um ein Losteil..

Der Besitzer des ganzen Alls ist Gott, ja es ist ein Teil von Ihm. Dieses All aber hat Gott dem Sohn übergeben: "...den Er (Gott) zum Losteilinhaber von allem gesetzt..." (Hebr 1:2). Alle, die heute vom Geist geführt werden, diese sind Söhne Gottes (Röm 8:14), und von denen heißt es in Gal 4:7: "Wenn aber Sohn, dann auch Losteilinhaber Gottes durch Christus".

So, wie wir alle in Adam eingeschlossen sind und deshalb auch Teil an den Folgen seines Ungehorsams haben, so sind wir auch alle in die Erlösung Christi eingeschlossen und haben Teil an seiner Sohnschaft, welche wiederum aus uns Losteilinhaber Gottes macht. Losteilinhaber Gottes zu sein, ist generell allen Kindern Gottes verheißen (Röm 8:17).

Ein weit bedeutsameres Losteil, nämlich Losteilinhaber Zusammen mit Christus, ist allerdings nur denen verheißen, die auch mit Ihm leiden* (Röm 8:17b)

*Siehe hierzu : "Vom Leiden in der Körperschaft Christi".

Israels Losteil ist irdisch und deshalb leicht verständlich zu beschreiben. Es ist mit den Sinnen wahrnehmbar. Unser Losteil ist geistlicher Art, mit den Sinnen nicht wahrnehmbar und deshalb nur im Glauben zu fassen. Es muss uns durch den Geist Gottes im Herzen lebendig gemacht werden. Fest steht sicherlich, dass es alle unsere Erwartungen und Vorstellungen übertreffen wird.

Zu d): Dieses Losteil muss erst freigelöst werden.

Noch ein weiterer Punkt gibt uns Aufschluss und Stoff zum Nachsinnen über das, was droben ist: Unser Losteil ist heute noch nicht frei!

In Eph 3:10 wird uns von Fürstlichkeiten und Obrigkeiten inmitten der Überhimmlischen berichtet. Wo es solche Obrigkeiten gibt, da müssen auch die dazugehörigen Völker sein, die von den entsprechenden Obrigkeiten regiert werden. Viele Schriftsteller berichten von Entfremdung und Kampf in jenen Überhimmeln (Ri 5:20). Das Leben in diesen Räumen wird also vor unseren geistigen Augen immer bewegter.

In Eph 6:12 lesen wir von geistlichen Mächten der Bosheit inmitten der Überhimmlischen. Wenn wir hierzu weiter bedenken, dass Satan, der Fürst unserer Erde, ganz selbstverständlich Mitten unter den Kindern Gottes vor Gott erscheinen kann (siehe Hiob), so ahnen wir etwas von dem, was sich heute noch in unserem verheißenen Losteil abspielt.

Mit dem Geist der Verheißung, dem heiligen, haben wir ein Angeld auf unser Losteil erhalten, bis dieses freigelöst ist. Er, der Geist, ist gleichsam unsere Garantie. Folglich besteht ein Zustand, der besagt, dass uns etwas rechtmäßig zusteht, wiewohl wir es noch nicht innehaben. Vergleichbar wäre dies auch mit dem Beispiel eines Hauseigentümers, der uns eine Wohnung zugesagt und garantiert hat; aufgrund des vollzogenen Mietvertrages sind wir bereits rechtmäßige Mieter, obwohl wir noch nicht eingezogen sind.

Es ist uns bekannt, dass in der kommenden Verwaltung des Zornes Satan aus den überhimmlischen Räumen verdrängt und auf die Erde geworfen wird (Offb 12:7). Ihm wird das Heer seiner Diener und Boten folgen. Hier dürfen wir die machtvolle Freilösung unseres Losteiles erkennen und sehen.

Auf das droben sinnet

Wir schließen den etwas länger gewordenen Abschnitt mit einem Wort aus Kol 3:1-2: "Wenn ihr nun zusammen mit Christus auferweckt wurdet, suchet das droben, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend! Auf das droben sinnet, nicht auf das auf Erden!"

Wenn wir an unsere Hauptüberschrift über diesen Abschnitt zurückdenken: "was müssen wir verteidigen?", so geben uns obige Worte die klare Zielrichtung: Nicht die Erde, sondern das, was droben ist, soll unsere Sinne beschäftigen. Dort ist unser Platz, dort ist unser verheißenes Losteil, und dieses gilt es, mit allen Mitteln, die Gott uns gibt, zu verteidigen und darin zu stehen.

Solange unsere Sinne mit dem Irdischen beschäftigt sind, wird sich der Widerwirker freuen; sobald wir aber nach oben streben, über die Himmel hinaus, greift er uns an und versucht alles, um uns wieder irdisch gesinnt zu machen.

Wir wollen also mit aller Deutlichkeit und Eindringlichkeit unsere Leser dahin führen, dass uns die Waffenrüstung Gottes gegeben wurde, um in diesem überhimmlischen Raum zu stehen und notfalls - zu widerstehen. In Eph 2:6 lesen wir, das wir in Christus Jesus inmitten der Überhimmlischen niedergesetzt sind. Dieses "setzt uns nieder" ist in der griechischen Zeitform des Aorist niedergeschrieben worden, einer Zeitform, die fortlaufend Gültigkeit hat. Für uns ergibt sich hieraus die Aufforderung, sich des Zustandes des "Niedergesetzt-Seins in den Überhimmeln" im Glauben vollgewiss zu sein und sich diese Vollgewissheit immer wieder neu zu vergegenwärtigen und ... diese im Glauben festzuhaltende Gewissheit auch gegen alle Angriffe zu verteidigen.

Erschreckend wenig wird gerade dieses "Stehen in unserem überhimmlischen Losteil" von den Gläubigen praktiziert; ein Grund hierzu ist sicherlich der, dass diese Botschaft fast völlig übergangen wird. Aber gerade darin bestehen ja die Schliche des Widerwirkers, dass er die Gläubigen auf "irdischem" Gelände ständig im Kreis herumführt, obwohl ihnen diese Gelände überhaupt nicht zugesagt wurde.

Die größte christliche Kirche beansprucht die Oberhoheit auf Erden, die meisten anderen Kirchen nennen ebenfalls ausgedehnten Grundbesitz hienieden ihr eigen. Freie Gemeinden übertreffen sich an irdischen Aktivitäten - aber nur wenige einzelne stehen auf überhimmlischem Boden.

Möge es unser treuer Gott und Vater geben, dass uns mit dem bisher Gesagten unser überhimmlisches Losteil näher, liebenswerter, kostbarer und damit auch verteidigungswürdig geworden ist.

Lies weiter:
2. Gegen wen ist unser Kampf gerichtet?