Noah als Prophet

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Abschrift des Heftes:
Abraham, der erste Auserwählte - Band I
Gottes Vorsatz mit den auserwählten und nichtauserwählten Menschen

aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum“
von M. Jaegle und Mitarbeitern (1985)

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Inhaltsverzeichnis

Abraham, der erste Auserwählte

Band I

2. Noah als Prophet

Ham

Wieder stehen wir vor der tief beeindruckende Tatsache, wie Gott das Versagen Seiner Geschöpfe erneut zum Anlass nimmt, um durch prophetische Aussprüche die Menschheitsgeschichte zu enthüllen. Es sind Fluch und Segen, die durch Noahs Voraussage dem Menschentag das Gepräge geben, vorgeschattet durch das grundverschiedene Handeln Seiner Söhne.

Nachdem Noah von seinem Wein erwachte und ihm bekannt wurde, was sein jüngster Sohn ihm angetan hatte, da tat er folgenden Ausspruch (1Mo 9:25): „Verflucht sei Kanaan, ein Knecht der Knechte werde er seinen Brüdern.“

Auffallend ist, dass Noah nicht den fehlbaren Ham selbst, sondern dessen Sohn Kanaan verflucht. Aber Ham war eben sein Sohn, den er trotz allem liebte. Dennoch musste Hams Herz durchbohrt worden sein, als er den harten Gerichtsspruch über Kanaan hörte, und gewiss hat sich dieser Fluch leidvoll im Dasein Hams ausgewirkt, auch wenn er nicht direkt von seinem Vater verdammt wurde; auch empfing er keinen väterlichen Segensspruch wie seine beiden Brüder.

Der Name „Ham“ bedeutet „warm, erhitzt“ und bezieht sich auf sinnliche Gesinnung.

Mit prophetischem Vorausblick sah Noah bereits die abgrundtiefe Verderbnis und das weitere Schicksal der kanaanitischen Völker zur Zeit der Eroberung ihrer Wohnsitze durch das auserwählte Volk Israel unter Josua (Apg 7:45). „Ein Knecht der Knechte werde er seinen Brüdern“, wurde Kanaan und damit allen seinen Nachkommen vorausgesagt. Und in welch erschreckendem Ausmaß wurde dies Wirklichkeit in den vergangenen Jahrhunderten und dauert bis heute an. Selbst die übrigen Nachfahren Hams, die dunkelhäutigen Menschen, blieben davon nicht verschont. Wie oft schon wurden sie missbraucht und ausgenützt, vor allem von ihren weißen Brüdern, den Nachkommen Japhets. Diese scheuten sich nicht, mit ihnen den schändlichsten Sklavenhandel zu betreiben. Selbst heute werden sie trotz aller Entwicklungshilfe noch ausgebeutet. Und dort, wo sich die Völker aufmachten, um das Joch des weißen Mannes abzuschütteln, bleiben sie dennoch diesen hochentwickelten und technisch wohl ausgerüsteten Riesen unterlegen. Diese Knechtschaft wird erst ihr Ende finden, wenn Christus Sein Königreich auf der Erde aufrichten wird. Dann werden die Völker nach anderen Grundsätzen regiert werden.

Ein Problem und seine Lösung

Ist Gott gerecht? mag der eine oder andere fragen, angesichts der Tatsache, dass alle Nachkommen Kanaans und auch der übrige Same Hams die Folgen der üblen Tat ihres Stammvaters erdulden müssen. Auf diese und ähnliche Fragen gibt uns Sein Wort eine befriedigende Antwort durch Seinen Apostel Paulus. In Röm 11:23 bezeugt er, dass Gott Sich noch aller erbarmen wird und noch alle zur Aussöhnung führt, gemäß Kol 1:20 als Rettergott aller Menschen (1Tim 2:4; 1Tim 4:10). Weiter hält Gott den Menschen, die mehr und tiefere Leiden erdulden mussten, auch eine dementsprechend vermehrte Herrlichkeit bereit. In der Vollendung werden einst noch alle in die Worte des Apostels Paulus mit einstimmen, dass die Leiden der Jetztzeit nicht wert waren, der nun empfangenen Glückseligkeit (Röm 8:18). Voll und ganz werden auch sie noch die hehre Wahrheit von 2Kor 4:17 erfahren, dass die ausgekostete Einengung in der Knechtschaft leicht und augenblicklich war, im Gegensatz zur Gewichtigkeit der empfangenen Herrlichkeit. Nicht allein wir, als Glieder der Körperschaft Christi, dürfen die gesegnete Erfahrung von obigem Schriftwort machen - einst werden noch alle an Christi unvergänglicher Herrlichkeit teilhaben.

Im übrigen haben wir das gleiche Bild vor uns, wie es sich durch Adams Fehltritt ergab, der zur Folge hatte, dass alle als Sünder eingesetzt wurden, obgleich er allein gesündigt hatte. Doch gleichwie nach Röm 5:19 diese einst alle noch als Gerechte eingesetzt werden, so wird auch noch allen Hamiten Gottes Gerechtigkeit geschenkt werden.

Japhet

Noahs Weissagung über seinen ältesten Sohn Japhet, den Stammvater der weißen Rasse, lautet: „Es locke Alueim Japhet hinaus, und er weite in den Zelten Sems, und Kanaan werde seine Knecht“ (1Mo 9:27).

Staunend gewahren wir im Rückblick, wie sich auch diese Voraussage erfüllt hat, wie waren doch die Nachfahren Japhets im Laufe der vergangenen Jahrtausende vom Drang zur Ausbreitung erfüllt als einer ihnen unbewussten Nötigung von Seiten Gottes. Martin Buber übersetzt diese Stelle mit : „Japhet - ausdehne Gott es dem Japhet...“ was auch geschehen ist. Und wie haben sie es dabei verstanden, sich ihre farbigen Brüder dienstbar zu machen!

Sem

„Gesegnet ist Jewe, der Alueim Sems, und Kanaan werde sein Knecht“ (1Mo 9:26), ruft Noah für seinen jüngsten Sohn, den Stammvater der Semiten, aus.

Die Prophezeiung hat eine große heilsgeschichtliche Bedeutung. Mit Sem tritt der Stammvater Israels in Erscheinung. Im Zusammenhang mit den Nachkommen von Japhet und Kanaan wird bereits die Hauptstadt und Vorherrschaft Israels auf politischem wie religiösem Gebiet über all diese Völker angezeigt. Damit verbindet Gott in Seiner Weisheit den ersten Anfang Israels mit dessen Zielerreichung.

Doch das allergrößte an dieser Weissagung ist dies, dass Noah erstmalig den Retternamen Jewe mit dem Gott Sems in Verbindung bringt. Sem bedeutet „Name und Platz“. Beides trifft auf ihn zu. Sems Nachkommen sind nach Jewes Namen unauflöslich als ihrem Gott verbunden. Schon auf den ersten Blättern der Bibel wird die hohe Heilsstellung der Nachkommen Sems in der Völkerwelt offenbart, durch die Er Selbst noch einmal reich gesegnet sein wird. Diese, Gott zur Verherrlichung gereichende Tatsache ist mit Noahs Ausspruch bezeugt: „Gesegnet ist Jewe, der Gott Sems.“

Weiter strahlt aus diesen Worten schon die andere Wahrheit auf, dass Gott zuerst der Gott Israels sein wird, bevor Er der Gott aller Völker genannt wird (Offb 21:3).

Dass Kanaan Knecht Sems sein wird, hat sich später in Israels Geschichte erfüllt. Beim Einzug ins verheißene Land unter Josua unterjochten die Nachfahren Sems die Kanaaniter. Gemäß 2Chr 2:17 und 1Kö 9:21 zählte Salomo alle Fremdlinge, die in Israels Toren weilten, 153 600 an der Zahl. Sie wurden als Lastträger und Steinhauer beim Tempelbau eingesetzt. Doch in Zeiten von Israels Ungehorsam war es dann gerade umgekehrt, da herrschten die Fremdlinge über sie.

Japhet in Sems Zelten

Wie ist nun das zu verstehen, dass Japhet, dessen Nachkommen sich weiten Raum auf Erden schafften, in den Zelten Sems wohnen sollten? Die Antwort gibt uns der Apostel Paulus in Röm 3:1.2, wo er das besondere Vorrecht der Juden aufzeigt: Sie wurden mit den Aussagen Gottes betraut! Ja, ihnen verdankt die ganze Menschheitsentwicklung ihre höchsten geistlichen Güter aufgrund der Aussagen Gottes, die Israels Söhne zum Heil ihres Volkes und der ganzen Welt empfingen.

Nun dürfen wir Gottes Wort bildlich als ein großes Zelt schauen. Aber nicht dem erstgeborenen Japhet (1Mo 10:21) wurde dieses Vorrecht zur Aufnahme anderer Völker anvertraut, sondern Sem, dem Jüngsten, wenn wir die Reihenfolge der Völkertafel in 1Mo 1. und 1Chr 1. berücksichtigen. Damit enthüllt uns Gott seinen die ganze Schrift durchziehenden Grundsatz, dass auf der Linie des Glaubens fleischlicher Vorrang (z.B. Erstgeburt) vor Ihm nichts gilt! So konnten die Japhetiten nur als Gäste im Zelte Sems weilen. Die Völker mussten ihre geistliche Nahrung, insoweit Verlangen danach war, im Zelte Sems holen. Über diese Vorrangstellung Israels sprach Jesus zur Samariterin mit den Worten (Joh 4:22): „Die Rettung (das Heil) ist aus den Juden.“ Auch von den Propheten Jesaja (Jes 2:3) und Micha (Mi 4:2) wird diese geistliche Wahrheit bezeugt: „Denn von Zion geht hervor das Gesetz und das Wort Jewes von Jerusalem.“ Ferner wird gesagt, dass die Völker dorthin strömen werden, welches eine Weissagung für das kommende Tausendjahrreich ist. Selbst auf der neuen Erde werden die Nationen noch durch das Licht des neuen Jerusalem wandeln (Offb 21:24).

Doch es ist wunderbar, was Noah aussprechen musste unter der Inspiration des heiligen Geistes: „Es locke Alueim Japhet hinaus, und er weile in den Zelten Sems ...“ (1Mo 9:27).

„Japhet“ bedeutet nach anderer Erklärung „Zugang“. Ja, Gott hat den Nachkommen Japhets den Zugang eröffnet, damit sie an den geistlichen Gütern Israels teilnehmen können (Röm 15:27).

Japhet als Verwalter der Aussagen Gottes

Doch infolge von Israels Ungehorsam sind es heute die Nachkommen Japhets, die Gottes Aussagen, Sein Wort, in Händen haben und dieses unter den Völkern verbreiten, sogar unter den Hamiten. Millionen von Bibeln gehen durch die Nachkommen Japhets alljährlich hinaus in die Welt, während sich die Leuchte Sems, mit der Decke Moses vor den Augen, in der Nacht der Verstockung befindet. Doch es naht die Stunde, wo das Wort Gottes den Japhetiten, infolge ihres Abfalls entzogen wird und wieder Israel nach seiner geistlichen Wiedergeburt zufällt. Dann erfolgt die Wiederaufrichtung des verfallenen Zeltes des Hauses Davids.

Doch wie schon früher in Zeiten des Gehorsams Israels dieses kleine Völkchen die Hauptschaft über die Nationen innehatte, und diese Nationen gleich dem äthiopischen Verschnittenen (Apg 8.) das Wort Gottes bei Israel holen mussten, so wird Israel nach seiner Wiederannahme erneut diese hohe Segensstellung innehaben. Dann werden wieder alle Völker zu den Zelten Sems gewiesen. Dies geschieht vor allem deshalb - und dies auch wieder bildhaft geschaut -, weil Gott Seinen Sohn im Zelt Sems der ganzen Menschheit geschenkt hat! Ja, „dieser ist wahrhaftig der Retter der Welt, der Christus, bezeugten bereits jene Samariter in Seinen Tagen der Niedrigkeit (Joh 4:42b).

Der Antisemitismus

Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass sich die Nachfahren Japhets nicht immer korrekt gegen Sems Kinder, die Israeliten, benommen haben. Sie fügten den Juden viele Leiden zu, die sattsam unter dem Namen „Antisemitismus“ bekannt sind. Die Nachkommen Japhets haben nie bedacht, dass sie nach Röm 11:11-22 nur aufgrund von Israels Unglauben und Untreue von Gott in ihre heutige Stellung eingesetzt wurden um Seiner großen Güte willen. Doch wir sind gewiss, dass auch der feindlichste Antisemitismus, der in der großen Drangsal noch über das auserwählte Volk hereinbrechen wird, sofort verschwindet, wenn der Herr zu Seinem Volk kommt (Sach 12:10ff.; Sach 14:4)

Das Wunder der Völkergeschichte

Von welcher Reichweite sind doch die Prophetenworte Noahs. Sie beinhalten beides, Fluch und Segen für die Völker während des gegenseitigen argen Äons. Denn wenn wir bedenken, wie sich das Geschick der verschiedenen Rassen seit der Sintflut bis heute übereinstimmend mit Noahs Aussagen über seine Söhne vollzieht, so ist das tatsächlich ein Wunder - ein Beweis für die Inspiration des Wortes durch Gottes Geist.

Welch eine Offenbarung schenkt uns Gott mit wenigen Worten über Anfang und Verlauf der Menschheitsgeschichte nach der Sintflut! Und welches war der Anlass dazu? Das Versagen Noahs und die Unfrömmigkeit des Ham. Taten, mit denen nach unserem Ermessen nichts mehr anzufangen ist. Aber Gott gebraucht gerade diese als dunklen Hintergrund, um den Fortgang der Menschheitsgeschichte nach der Flut für die Söhne Noahs und deren Nachkommen festzulegen.

Zuerst war Adam der Stammvater der Menschheit, doch nun hat Gott mit den Söhnen Noahs drei weitere Stammväter für die ganze Dauer des Menschentages gegeben. Solange wie dieser Tag andauert, wird er von dieser Dreiteilung geprägt. Im Vorausblick auf die Auserwählung nimmt sie bei Sem schon deutlichere Umrisse an als bei Noah. Fortschreitend macht uns Gott mit der Erwählung bekannt, bis sie vollends, wie das helle Sonnenlicht mit dem ersten Auserwählten aufleuchtet.

Bei unserem Vorwärtsschreiten in den ersten Blättern der Bibel kommen wir zum Kapitel der Geschlechtsregister.

Herzlich möchten wir unsere werten Leser ermuntern, in die weniger beachteten Geschlechtsregister mit einzusteigen, um die dort versteckten Kostbarkeiten zu betrachten. Auch empfehlen wir diesen besondern Abschnitt selbst in der Bibel zu verfolgen; so wird sich hier die dargelegte Wahrheit besser einprägen.

Weiter weisen wir darauf hin, dass wir die Konkordante Übersetzung des 1. Buches Mose benützen, die von den herkömmlichen Übersetzungen (Luther, Elberfelder usw.) in manchen Alters - und Namensangaben abweicht

Lies weiter:
3. Die Geschlechtsregister