Leiden, Erhörung und Siegeshoffnung des Gesalbten Gottes nach Psalm 22

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aus HSA: "Die Psalmen Israels"

Leiden, Erhörung und Siegeshoffnung des Gesalbten Gottes (David schaut Christus) (Ps 22)

"Ps 22 durchläuft unfassliche Dimensionen. Aus der Tiefe der Gottverlassenheit erhebt sich der Gesang des Erretteten zu einem weltweiten Hymnus, der auch die Toten in eine große Huldigung Jahwehs einbezieht" (H-J. Kraus). - Ein anderer Kommentator schrieb: "In Ps 22 steigt David mit seinen Klagen in eine Tiefe hinab, die jenseits der Tiefe seines Leidens liegt, und er steigt mit seinen Hoffnungen in eine Höhe hinauf, die jenseits der Höhe seines Leidenslohnes liegt" (Delitzsch).

Damit ist zu Recht erkannt, dass dieser Psalm unmöglich das Erleben Davids - oder eines anderen Menschen - schildern kann. Es handelt sich um eine Prophetie auf Jesus Christus. David war ja u. a. auch Prophet (Apg 2:30). In Ps 22 schaut er Christi Kreuzesleiden, sein Vertrauen und seine Siegeshoffnung, in Ps 16:8-11 und Ps 18:5-8; Ps 18:17,18 Christi Auferstehung (Apg 2:24-31). In Ps 22 wie auch in Jes 53 werden wir als Leser direkt unter das Kreuz unseres Retters geführt, und beide Texte finden ein großes Echo im NT. Sieben Kreuzesworte werden uns im NT überliefert (Lk 23:34 - Joh 19:26,27 - Lk 23:43 - Mt 27:46 - Mk 15:34 - Joh 19:28 - Joh 19:30 - Lk 23:46). Das mittelste, vierte, bringen sogar zwei Evangelien (Mt u. Mk): "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" (besser: wozu hast du mich verlassen - so übersetzt Rabbiner Hirsch auch Ps 22:2). -

Die größte Not am Kreuz unseres Herrn waren nicht die furchtbaren körperlichen Schmerzen, sondern die zeitweilige Gottverlassenheit, bedingt durch die Tatsache, dass er die Sünde der ganzen Welt auf sich genommen hatte, ja "zur Sünde gemacht wurde" (Joh 1:29 - 1Jo 2:1,2 - 2Kor 5:21). Diese Gottverlassenheit war nach Karl Geyer "schlimmer als der Feuersee" (Offb 20:13,15), denn dort büße jeder nur für seine eigene Sünde und nicht für die Sünde der Welt. - Den Schluss von Ps 22 übersetzt Kraus mit "denn er hat's vollbracht". Dies weist hin auf das vorletzte Kreuzeswort (Joh 19:30). Auch die Klage über den Durst und den Spott der Leute finden wir in Ps 22 wie auch im NT. Und Ps 22:19 erfüllte sich ebenfalls buchstäblich, was alle vier Evangelien bezeugen (vgl. Anmerkung 10).

Doch plötzlich heißt es in Ps 22:22: "Du hast mich erhört." Dies kann nur, wie Kautzsch richtig bemerkt, als ein "plötzliches Gewisswerden der Erhörung" verstanden werden. Irgendwann fanden die Minuten oder Stunden der Gottverlassenheit ein Ende, und Jesus starb nicht in Verzweiflung, sondern in völligem Vertrauen (Lk 23:46). Danach aber wurde er von seinem Vater erhört durch die Auferweckung aus den Toten am dritten Tag.

Der Gekreuzigte denkt in seinem Leiden nach Ps 22:23-32 an seine Brüder, an sein Reich und die Umkehr und Anbetung aller Nationen (vgl. Ps 86:9; Offb 15:4) und sogar an die Toten und die noch ungeborenen Geschlechter. Ihnen allen gilt: "Es ist vollbracht."

So dürfen auch wir mit Dora Rappard singen: "O du Lamm Gottes, du hast auf Golgatha herrlich gesieget. Amen, Halleluja! Du hast erworben Heil für die ganze Welt und hast aufs Völligste gezahlt das Lösegeld. Du riefst mit lauter Stimm' durch's Todes Nacht: Es ist vollbracht! Es ist vollbracht!"


Siehe auch:
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✏️ Kommentare aus Biblebub - Ps 22
📕 Leiden, Erhörung und Siegeshoffnung des Gesalbten Gottes nach Psalm 22 (H.Schumacher)
📕 Gottesverlassenheit (R. Nies)
📕 Die Prophetie auf Leiden (D. Muhl)
📕 Der Leidenspsalm und das Judentum (D. Muhl)
📕 David und Psalm 22 (D. Muhl)