Die letzte Jahrwoche

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 1
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich

Siehe weitere Abschriften

Siehe: Inhaltsverzeichnis Band 1
und: Inhaltsverzeichnis Band 2

4. Die letzte Jahrwoche

Eine Jahrwoche hat nach jüdischer Rechnung sieben Jahre und wird „Sabbatjahr“ genannt (1Mo 25:8). Die letzte Jahrwoche ist nach Daniel (Dan 9:24-27) die 70. Jahrwoche, die die „wüste Zeit“ Israels beschließt. Vor dieser Zeit liegen die 7 und 62 Jahrwochen. Mit dem Ende der „wüsten Zeit“ (Paulus nennt sie „blinde Zeit“) (Röm 11:25) beginnt Israels Heilsgeschichte!

Israels wüste oder blinde Zeit, die zwischen der 69. und 70. Woche liegt, betrifft also nur Israel. Die Nationen-Welt dagegen steht in dieser Zeit unter einem „Geheimnis“. „Das Geheimnis ist groß, ich sage aber von Christus und der Gemeine“ (Eph 5:32).

Die „geheime“ Heils-Körperschaft - Haupt-Leib-Glieder - wird darum in der „geheimen Zeit“ zum Abschluss gelangen. Der Abschluss heißt: Entrückung! Alsdann kann die neue (oder auch die alte) Heils-Körperschaft, Israel, den Heilsdienst antreten. „Blindheit ist Israel zum Teil widerfahren so lange, bis die Fülle der Heiden eingegangen sei und alsdann ganz Israel...“ (Röm 11:25). - Achten wir auf die Vorgänge: Der „geheime“ Heils-Körper muss entrückt sein, wenn der „offenbare“ Heils-Körper seine Wirksamkeit antreten soll.

Beginn der Heilsgeschichte Israels

Diese Jahrwoche hat aber auch eine markante Kehrseite: die eilige Ausreife des Unheils-Körpers! Dieses Geschehen ist offen und weltweit, und wird für die ganze Menschheit zur Lebens-Grundlage. Diese Vorgänge wollen wir jetzt sehen.

Daniel kennzeichnet dieses Welt-End-Geschehen so: „Er wird aber vielen den Bund stärken eine Woche lang (Dan 9:27a). Wer ist der Er? Der Anti-Christ! Der „antichristliche Welt-Führer“ kann nunmehr offenbar werden, weil das „ihn Aufhaltende“ hinweggetan sein wird (2Thes 2:7.8) Die letzte Jahrwoche ist also der Beginn der Heilsgeschichte Israels. Freilich ist dieser Beginn zunächst sehr verborgen. Er muss für sein Regiment die „christliche Freiheit“ haben. Mit den anderen, nämlich den „Vielen“ kann er dann einen festen Bund schließen.

Hören wir: des Antichristen Regiment benötigt „Einheit und Freiheit“! Das ist nicht etwa nur sein Bestreben, sondern vielmehr seine „Begabung“! „Sie haben eine Meinung und geben ihre Kraft und Macht dem Tier“ (Offb 17:13.14a). Die vereinte Welt schenkt sich dem Tier; und das Tier ist der Welt ein Geschenk. Das ist also das untrügliche Merkmal am Anfang der Jahrwoche: „Viel-Welt-Bund“!

Dass dieser Welt-Bund eine weltbeglückende Sache sein wird, ist klar. Ebenso klar ist, dass dann eine nie dagewesene Sicherheits-Norm vorhanden sein wird. Mit vollem Recht wird die ganze Menschheit triumphierend sagen: „Friede und Sicherheit“! (1Thes 5:3). Wir können darum mit guter Begründung der letzten Jahrwoche die Überschrift geben:

Triumphale Weltzeit!

Diese triumphierende Welt kann wirklich triumphieren, denn sie ist eine „Körperschaft“ geworden, und hat ein geniales „Haupt“ erhalten. Diesen Welt-Triumph deutet das prophetische Wort wiederholt an mit der Tier-Anbetung des ganzen Erdkreises. Man sollte überlegen, was der Ausdruck Anbetung bedeutet. Religiöse Prinzipien durchpulsen die verkörperte Welt. Sie ist eins in jeder Hinsicht und auf der ganzen Linie. Die geistig-religiöse kirchliche Einheit ist das tragende Element. Hier ist Friede und Sicherheit im Voll-Maß!

Es ist gut, dass wir uns die Werde-Geschichte der letzten Jahrwoche nochmals vergegenwärtigen. Wir dürfen nämlich den Haupt-Mann der Woche nicht als eine urplötzliche Erscheinung sehen, sondern müssen bedenken, dass die Welt-Jahr-Woche, samt dem Spitzen-Mann, eine fundierte Werde-Geschichte hat. Woher kommt die Antichristen-Woche? Woher kommt der Antichrist? Aus dem „reichen“ Antichristentum! Die im Ende christlich verkörperte Welt wählt ihren Präses! Somit ist die Haupt-Sache der letzten Jahrwoche nicht nur die „Woche und sein Mann“, sondern auch die davor liegende Wochen-Geschichte! Das Fundament für die Antichristen-Jahr-Woche ist das in der Gegenwart ausreifende Antichristentum!

Der letzte Beitrag zur Ausreife des Antichristentums ist die Hinwegnahme der „Aufhaltenden“. Ohne ihr „Verschwinden“ wäre die Voll-Offenbarung des Antichristen nicht möglich. Sie haben den „Schein des gottseligen Wesens“ immer noch irgendwie entkräftet. Wenn aber das „Aufhaltende“ hinweggetan sein wird, alsdann kann der verchristlichte Welt-Körper sein Haupt nicht nur empfangen, sondern ihn sogar in voller „Freiheit“ wählen. „Sie geben ihre Kraft und Macht dem Tier“!

Und dann ist der angezeigte Triumph auf dem Höhepunkt. Dann geht's jauchzend, ehrend, anbetend unter der einzigartigen Leitung des Welt-Führers, und zwar ohne „Aufhalten“.

So ist der Anfang der Jahrwoche in einer beglückenden Konzentration. Alle Lebensgebiete sind zentral erfasst: Politik, Wirtschaft, Sozialismus, Humanität, und nicht zuletzt die Religion! Der Welt-Führer ist ja gleichzeitig auch das Kirchen-Ober-Haupt. Er sitzt über allem, was Gott oder Gottesdienst heißt. Selbst die anderen Religionsrichtungen sind mit ihm „einer Meinung“. Ihretwegen gibt er sich aus „als Gott“! Im Gott-Glauben-Eins! Er ist die inkarnierte (fleischgewordene) Gottheit. Darum: „All-Anbetung“!

Die letzte Jahrwoche hat aber nach der prophetischen Aussage keinen ungestörten Verlauf. Schon Daniel weiß zu sagen, dass „mitten in der Woche“ (Dan 9:27) eine

Brutale Weltzeit

erstehen wird. Diese Brutalität wird sich zunächst an der „heiligen Stätte“ ereignen. Das besagt, dass in erster Linie religiöse Motive bestimmend sein werden. Wer fordert eine so religiöse Welt zu solchen „Verwüstungen“ heraus?

Die „zwei Zeugen“ sind’s, die mit ihrem Zeugnis ganz klein beginnen, aber in Kürze aufsehenerregende Erfolge erzielen. Dazu werden sie auch geheimnisvolle Kräfte anzuwenden haben (Offb 11:1-6). Ihr Zeugnis und ihre Erfolge liegen im völligen Gegensatz zu der jubilierenden religiösen Welt. Das prophetische Wort sagt sogar, dass die Zeugen die Welt „quälen“ werden (Offb 11:10). „Mitten in der Jahrwoche“ wird man diese „Quäl-Geister“ ausrotten! (Offb 11:7).

Das sie aber bis zu dieser „Mitte“ in solcher quälenden Weise bestehen können, ist unverantwortlich. Das ist wahrhaftig eine unverzeihliche „Regierungs-Schuld“. Wer hat das zu verantworten? Doch nur der „Führer“. Er hat die „Zeugen“ zu lange geduldet. Er ist zu human. Er hat für sie zu viel Sympathie. - Welch Wunder, er ist ja ihr Blutsverwandter. Er kommt aus dem „Völker-Meer“ (Offb 13:1). Weg mit ihm! und das sofort!

Nach Anzeige des prophetischen Wortes erleidet das „Tier“ eine Todes-Wunde. Die näheren Umstände erklärt das Wort nicht, sondern gibt den nüchternen Bericht von dem zum Tode verwundeten einen Haupt, von sieben Häuptern und zehn Hörnern (Offb 13:3). Obwohl die Todesursache nicht genannt wird, kann doch die ganze Situation erkannt werden durch die Bezeichnung: Todes-Wunde. Das sind zwei Begriffe, die miteinander verwandt, aber nicht gleich sind. Denn Tod ist nicht Wunde, und Wunde ist nicht Tod. Sie haben folgende unterschiedliche Bedeutung: Das Haupt ist tot. Eine Verwundung kommt für dasselbe nicht infrage. Aber durch die Tötung des „Hauptes“ ist sein „Körper“ schwer verwundet.

Das „Tier“ (Ober-Haupt) wird sogleich wieder „heil“. - Der „Heiland“ wird wohl auch der Totschläger gewesen sein. Der „Gott dieser Welt“ hat das größte Interesse, durch ein absolut höriges und williges Werkzeug, sein eben erstandenes „Gottes-Reich“ bewahren zu lassen.

Das Tier aus dem Abgrund

Das „Tier aus dem Abgrund“ hat eine ganz andere Art. Es hat eine andere „Blutsverwandtschaft“. Dieses Tier greift nach den Abgrundsdirektiven radikal ein, und greift radikal durch. Es fragt nicht mehr nach Religionsgleichheit, nach christlicher Ähnlichkeit usw. „Es tut seinen Mund auf zur Lästerung gegen Gott, zu lästern seinen Namen, und seine Hütte, und die im Himmel wohnen. Und ihm ward gegeben zu streiten mit den Heiligen, und sie zu überwinden....“ (Offb 13:6.7)

Das Maß der brutalen Dinge ist voll. Jetzt antwortet Gott! Er lässt zunächst zunichte werden jenen Jubelschrei: „Wer kann mit ihm „kriegen“ durch die Auferstehung der zwei Zeugen. Ein entsetzliches Erschrecken geht durch die Welt. Es führt aber nicht zur heilsamen Besinnung, sondern reizt zu neuen Brutalitäten. Nunmehr Kampf auch den „Heiligen“! Gott antwortet mit der Bewahrung des Weibes in der Wüste (Offb 12:6). Zu noch größerer Raserei lässt sich die Menschheit hinreißen. Sogar überweltliche Mittel werden ausgiebig angewandt (Offb 13:11-15). Gott antwortet dementsprechend. Darum die letzten Entschlüsse: Kampf gegen den Himmel, Kampf gegen Gott, sogar Kampf dem „Lamm“ (Offb 17:14).

Gottes Antwort

Gottes Antwort ist aber gründlich, und wird von Fall zu Fall schwerwiegender. Wehen, ausgegossene Zornschalen, „Posaunen“, dramatische Gerichte, Katastrophen, Katastrophen! Die Brutalitäten der Menschen fallen auf sie zurück. Schlagartig ersteht eine Katastrophe-Kette. Die ganze Apokalypse geht in den „Katastrophen-dreieinhalb-Jahren“ in Erfüllung. Beachten wir die Tatsache: Ab dieser „Mitte“ geht die ganze Apokalypse (ausgenommen die „Kirchen-Geschichte“) in Erfüllung. Ab dieser „Mitte“ bricht „der Tag des Herrn“ an. Ab dieser „Mitte“ laufen die zweiundvierzig Monde (Offb 13:5), oder die tausendzweihundert und sechzig Tage (Offb 12:6), oder die Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit (Offb 12:14). Ab dieser „Mitte“ sind die brutalen dreieinhalb Jahre mit einem Über-Maß von Katastrophen ausgefüllt. Höhepunkt ist Harmagedon.

Diese Katastrophen-Gänge werden noch klarer, wenn wir die derzeitigen Vorgänge in den himmlischen Regionen berücksichtigen. „Und es erhob sich ein Streit im Himmel, Michael und seine Engel stritten mit dem Drachen; und der Drache stritt und seine Engel, und siegten nicht. Auch ward ihre Stätte nicht mehr gefunden im Himmel. Und es ward rausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt der Teufel und Satanas, der die ganze Erde verführt, und ward geworfen auf die Erde, und seine Engel wurden auch dahin geworfen.“ (Offb 12:7-9). Verstehen wir jetzt etwas die satanische „Mitte“? Das ist die „Mitte“ der Unheils-Zeiten und der Unheils-Träger!

Was Wunder, dass diese „satanische Welt“ gegen das „Lamm“ marschiert. In diesem Streit mit dem Lamm liegen zwei Prinzipien zugrunde: Bosheit-Furcht und Existenz-Sorge. Die Bosheit mit dem Kampf gegen das „Lamm“ kann wahrhaftig nicht mehr überboten werden. Nun muss es sich entscheiden, ob sie verewigt werden kann. Dazu ist die Überwindung des „Lammes“ nötig. Hier liegt eine Kampfes-Spannung in nie da gewesener Weise! Resultat? „ER wird ihn umbringen mit dem Geist seines Mundes“. Zu dem „Ihm“ gehört „ein Drittel der Menschen“ (Offb 9:15.18). Dieses „Drittel“ gehört zu der Anti-Körperschaft. Es trägt die gleiche Schuld, die gleiche Verantwortung und die gleiche Verdammnis! Das ist das „Christliche-Katastrophen-Drittel“!

Her-Richtung der Braut

Die letzte Jahrwoche hat noch mehr Ereignisse. Ab der „Mitte“ wird gerichtet. Zum Richten gehört ein Richter! Im prophetischen Sinne ist er ein Her-Richter. Her-gerichttet wird die Braut des Lammes! In den Drangsalen wird sie zu-gerichtet (= geschmückt). Und das in Eile. Denn die „Hoch-Zeit“ steht bevor. Wenn der „Bräutigam“ erscheint (Haupt-Leib-Glieder), muss ihm die „zubereitete Braut“ entgegengehen (Offb 19:6-10).

Die Hoch-Zeit ist allerdings nach der Woche. Aber die Hochzeitsvorbereitung liegt in der Woche. Ja sogar vor der Woche, denn zur Hochzeit gehören „Mann und Weib“! In der Hoch-Zeit werden sie „ein Fleisch“, und begründen einen „neuen Haushalt“. - Behalten aber dennoch getrennt und unterschiedliche Dienste. (Darüber im besonderen Aufsatz).

Die letzte Jahrwoche hat also folgendes Aussehen:
Davor ist die Entrückung des „Leibes Christi“.
Darin wird her-gerichtet das „Weib Christi“. Bei dieser Her-Richtung werden hin-gerichtet alle Feinde des Lammes.
Danach ist die „Hoch-Zeit des Lammes“!

Lies weiter:
5. Monarchie, Demokratie, Autokratie im Lichte der Prophetie