Monarchie, Demokratie, Autokratie im Lichte der Prophetie

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'Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 1
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich

Siehe weitere Abschriften

Siehe: Inhaltsverzeichnis Band 1
und: Inhaltsverzeichnis Band 2

5. Monarchie, Demokratie, Autokratie im Lichte der Prophetie

Befasst sich das prophetische Wort auch mit den weltlichen Regierungs-Prinzipien? Ja, denn das sind Direktiven, die die Welt verwalten und gestalten. Solches hat nicht nur geschichtliche, sondern auch endgeschichtliche Bedeutung. - Und die End-Geschichte klärt das prophetische Wort.

Beachtlich ist, dass es drei Welt-Gestaltungs-Prinzipien sind. Die Dreifaltigkeit hat im geschichtlichen und übergeschichtlichen Leben große Bedeutung. Im Obergeschichtlichen ist alles in der Aus-Bildung, im Geschichtlichen in der Nach-Bildung. Jede Nachbildung ist aber nicht in der Vorwärts-Entwicklung, sondern in der Rück-Entwicklung bis hin zum Untergang.

Wir werden hier die Welt-Gestaltungs-Prinzipien ganz kurz uns vorzustellen haben, und zwar in politischer, religiöser und christlicher Hinsicht.

Politische - Welt - Gestaltung

Die Monarchie (Alleinherrschaft) hat eine lange Geschichte. Die Autokratie (unbeschränkte Selbstherrschaft) ist wie ein Blitz: grelles Aufleuchten und Verlöschen.

Was die lange Geschichte der Monarchie auszeichnet, ist ihre Nachahmungsfähigkeit. Monarchie passt sich in geschickter Weise der Theokratie (Gottesherrschaft) an. Sie ahmt die Gottesherrschaft nach! Die Monarchisten haben es Jahrtausende hindurch der Menschheit klarzumachen gewusst, dass ihr Amt göttlich ist. „Von Gottes Gnaden“ hieß das einprägsame Leitwort. Mit theologischer und dogmatischer Gründlichkeit wurde solche den Menschen eingehämmert. Ob „Gottes Gnaden“ immer dabei waren? Das verhängnisvolle Ende sagt: Nein! - Überdies hat Gott sein „theokratisches Volk“ vor der Monarchie gewarnt. Man lese 2Sam 8:6-18. Gerade mit „seinem Volk“ wollte Gott der Welt beweisen, dass das Welt-Gestaltungs-Prinzip nur in der Theokraktie liegt. In der Monarchie hat sich zweifellos eine geschickte Nachahmung erwiesen. Sie war aber begründet in der Ur-Versuchungs-These: „Ihr werdet sein wie Gott!“ Diese antigöttliche Nach-Bildung kann nur im Untergang enden. Aus der Monarchie erstand weithin eine knechtende Desoptie (Willkürherrschaft), die eine bestimmte Reaktion herausforderte.

Die scharfe Reaktion heißt Demokratie. Das „Volk“ will die Tyrannei loswerden und „wählt“ die Volksherrschaft. Nun gebietet das Volk! Aber welches Volk? Etwa ein Volk, das nach theokratischen Grundsätzen ausgerichtet ist? Keineswegs! Die Volksverwaltung und Gestaltung liegt genau auf derselben Linie, nur am anderen „Ende“. Dazu erwies sich bald der Übelstand, dass auch das „jemand“ herrschte, nur nicht das Volk. - Täuschung!

Vulkanartig brach ein neues reaktionäres Regierungsprinzip auf: Autokratie! Wenn das „Volk“ versagt, dann muss einer des Volkes es schaffen. Eine Lösung, die die bisherigen Welt-Probleme lösen sollte. Auch dieser Faktor zerbrach ganz schnell, obgleich er lobenswerte Ansätze aufzuweisen hatte. Es war auch das nur eine Lösung in der Auf-Lösung.

Was nun? Eine Lösung muss gefunden werden! - Und sie wird gefunden, sie ist bereits im Werden. Was jetzt wird, muss eine Dauerlösung, eine Zentrallösung, einen Universal-Lösung sein.

Darum ist man dabei , um eine UNO; UNA, UNI; UNION, UNIERT usw. zu schaffen. Was bislang fehlte, war das Weltumfassende, Weltbestimmende. - Damit sind wir in der End-Geschichte.

Was sagt das prophetische Wort von den bislang sich heftig widerstrebenden Welt-Gestaltungs-Prinzipien? „Und die zehn Hörner, die du sahst, sind zehn Könige, welche noch kein Königreich empfangen haben, aber Gewalt wie Könige empfangen eine Stunde mit dem Tier. Diese haben einen Sinn und geben ihre Kraft und Macht dem Tier (Offb 17:12.13). „Und ich trat an den Sand des Meeres und sah ein Tier aus dem Meer steigen, das hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf seinen Hörnern zehn Kronen...“ (Offb 13:1). Deutlich besagen diese Worte, dass im Ende die Welt von zehn Machthabern regiert wird, die „wie Könige“ zu sehen sind. Damit ist ihre monarchische Gestaltungsweise angezeigt. Weiter wird gesagt, dass diese „wie Könige“ einer Gesinnung sind. Das ist die demokratische Gestaltungsweise. Schließlich wird gesagt, dass die Zehn ihre Kraft und Macht geben dem Tier. Das ist Autokratie. Das nächste Wort zeigt das „majestätische Tier“ mit sieben Häuptern und zehn Kronen! Achten wir darauf: im letzten Welt-Macht-Haber sind die drei Gestaltungsprinzipien in genialer Weise vereint! Aus dem quälenden Prinzipienstreit ersteht die langersehnte Prinzipienharmonie!

Der letzte Weltregent hat die dreifache Weltgestaltung in einer beglückenden Zentralisation. Kein Widereinander mehr, sondern nur noch ein Miteinander. „Er wird einen festen Bund den Vielen schließen für eine Jahrwoche“ (Dan 9:27). Herrlich! Endlich ist die Welteinheit da! Nun kann die ganze Menschheit jauchzend rufen „Friede und Sicherheit“ (1Thes 5:3). Ist das nicht der Zustand, den die Monarchen, Demokraten, Autokraten zu ihren Zeiten sehnlichst erstrebt haben? Einzeln war’s unmöglich, jedoch gemeinsam ist’s erreichbar. Es ist da und er ist da. - Und sie werden ihn alle anbeten!

So endet die politische Weltgestaltung. In ebenso überraschender Weise verläuft die

Religiöse - Welt - Gestaltung

Im „königlichen“ Zeitalter ist die Religions-Welt-Gestaltung mit höchstem Schwung betrieben worden. Die Monarchen haben zur Religions-Begründung nicht wenig beigetragen. „Wie der Fürst, so die Religion“! Hier und da hatten die Monarchen zum Zwecke der Totalität auch den „Kirchen-Stuhl“ inne. - Siehe Zarentum. Königliche Hierarchie!

Und das Resultat? Im Monarchenzeitalter lief die Religionsgestaltung auf den nackten Rationalismus und Materialismus hinaus. - Siehe das „Rationalistische Zeitalter“! Auf der Höhe der Monarchie war die krasseste Religionsverwirrung. Gerade die absolutesten Monarchen erlebten die größte Religionspleite. - Siehe Russland.

Bei dieser verhängnisvollen Rück-Entwicklung sollte man in der nächsten Ära ein Religionschaos erwarten. Das war auch die allgemeine Erwartung. Was traf jedoch ein? Eine Religions-Wende! Bald durfte man überzeugt und überführt sagen: „Der Rationalismus ist überwunden“. Merkwürdigerweise begann die Überwindung mit dem Aufbruch der Demokratie. Äußerlich gesehen schien sie den Rationalismus besiegeln zu wollen. Das Gegenteil kam.

Mit dem Offenbarwerden des dritten Welt-Faktors haben die Religionsvertreter erst recht alle Hoffnung aufgegeben. Man befürchtete eine Religions-Katastrophe. Und das Resultat? Die Gottlosenverbände lösen sich auf, weil sie keinen Zuspruch mehr finden. Ihre Mitglieder schließen sich reihenweise den Kirchen an. Kirchenzugehörigkeit, Kirchenbejahung ist an der Tagesordnung! - Was sich gegenwärtig im „Osten“ tut, ist in der Liquidation. Bald ist’s vorüber. Wenn da erst der politische Umbruch kommt, dann ist der „Osten“ in der Religionsgestaltung an der Spitze. Tatsache ist, dass der Osten religiöser ist als der Westen.

Die Welt-Religions-Gestaltung erhielt zweifellos eine Wende. Ob zur Gottesherrschaft hin? Leider ist die Wende nicht um 180 Grad, sondern nur um die Hälfte. Die Religionsentwicklung ist im raschen Tempo auf das Quer-Ziel ausgerichtet: Theismus! (= Gottglaube ohne Glauben an die Offenbarung). Beachten wir den Verlauf der Religionsgestaltung: Der Theismus fand in der Monarchenzeit den Nährboden, in der Demokratenzeit den Wuchs, in der Autokratenzeit die Ausreife. Die Frucht zeigt das prophetische Wort. „Er gibt sich aus als Gott“ (2Thes 2:4)! Übrig bleibt uns noch festzustellen die:

Christliche - Welt- Gestaltung

Damit sind wir am endscheidenden End-Welt-Punkt angelangt. Denn an der christlichen Welt-Gestaltung sind nicht die weltlichen Faktoren beteiligt, sondern Christus! Nur wer durch den Ewigen gestaltet wird, ist ewig. Alles andere gehört der Vergänglichkeit an. Außer Christus sind alle Gestaltungsdinge - sagen wir es kurz und klar - antichristlich. Sie sind weltgebunden und sind im Dienste des Fürsten dieser Welt. Wenn sie christlich verbremt sind, dann sind sie erst recht gegen Christus!

Übersehe doch niemand die prophetische Anzeige, dass diese „christliche Welt“ gegen Christus marschieren wird und im Gericht endet (Offb 17:14). Warum? Weil sie mit dem Antichristen eins wird. Sie wird ihn sogar „anbeten“ (Offb 13:8). Das sollte wahrhaftig zu denken geben. Ist es nicht an der Zeit, diese „christliche Welt-Gestaltung“ ganz ernsthaft zu überprüfen? Wo liegen die Fehl-Gänge?

Die erste verkehrte Vor-Richtung liegt in dem alten Vorhaben, diese Welt zu „christianisieren“. Ist solches möglich? Diese Welt gehört doch dem „Fürsten dieser Welt“, dem „Durcheinanderwerfer“! Erst wenn er „gebunden in den Feuersee geworfen wird“, kann diese Welt dem Christus zugeführt werden. Dann werden „alle Heiden kommen“. Solange aber diese Welt vom Vater der Lüge beherrscht wird, gilt Jesu Wort: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“ (Joh 18:36). Wer gibt uns denn den Auftrag, die satanische Welt zu „verchristlichen“? Hat Jesus mit dem Jünger-Sendungs-Befehl eine Weltverchristlichung gemeint?

Die zweite verkehrte Ein-Richtung ist, den Menschen zum Christen zu „machen“. Man hat eine Fülle von Mitteln „erfunden“, die den Menschen zu verchristlichen vermögen. Dieses Machwerk ist auch sehr sympathisch, weil der „alte Adam“ ohne Veränderung ein fertiger Christ wird. Was sagt Christus? „Es sei denn, dass jemand...“ (Joh 3:5). Wie verstanden das die Urchristen? „Ist jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur, das Alte...“ (2Kor 5:17).

Die dritte verkehrte Aus-Richtung liegt in der Kirchen-Bildung. Was sollte die Kirche in Wahrheit sein? Die Christus-Leibes-Einheit! Lies Eph 1:22.23; 1Kor 12:27 u.a.. Tote Glieder kann es an diesem „Körper“ nicht geben! Wie sieht es aber in Wirklichkeit aus? „Millionen getaufter Heiden füllen die Kirchen aus“. - So sagte unlängst ein namhafter Kirchenmann. - Und das soll dann die Kirche Jesu Christi sein?

Ekklesiale Welt-Gestaltung

Gott sei Dank es gibt noch eine Kirche! Ihre Aus-Gestaltung in dieser Welt muss aber heißen: Ekklesiale-Welt-Gestaltung. Da ist keine Welt-Verbrüderung, sondern eine unbedingte Welt-Absonderung! „Sie sind nicht von der Welt, wie denn auch ich nicht von der Welt bin“ (Joh 17:14). Die Ekklesia ist, - sagen wir ganz landläufig und modern - sektenhaft. Damit soll nicht den Sekten ein Wort abgesprochen sein. Wie weit sie Ekklesia (Herauswahl) sind, möge Gott beurteilen. Allemal sind sie aber ein unüberhörbarer Protest gegen die „christliche Welt-Gestaltung“, die immer mehr gerichtsreif wird. Soweit sie auf dieser Linie „Protestanten“ sind, haben sie alle Beachtung verdient. Ob Paulus sich auch auf ihre Seite stellen würde, wenn er sagt: „...und solche meide“ (2Tim 1:5)? Er würde wohl vor die heutigen Kirchen treten und sie unmissverständlich fragen: Merkt ihr nicht, was euch die Sekten allein durch ihr Dasein zu sagen haben? - Wahrhaftig, es geht in diesem Äon um die Auferbauung des „Leibes Christi“! Diese „Auferbauung“ vollzieht sich wohl in der Welt, hat aber nichts gemein mit dieser Welt. Nur in dem Heraus-gerufen-sein ist der Leib“ Licht der Welt. Niemals kann das „Licht unter dem Scheffel“ stehen. Der Leuchter muss erhaben sein!

Die christlich imperialistische (willkürliche) Weltgestaltung endet bei Harmagedon. Da gibt's kein wenn und aber. Das Christentum sei gewarnt. Möge sich der eine und der andere - wenige werden es sein - herauswahlmäßig gestalten lassen. Der gehört dann zu den „Aufhaltenden“ (2Thes 2:7). Seine Merkmale: Lk 21:17; 1Petr 4:12-19.

Beachten wir: Die politische Weltgestaltung endet in der Autonomie (Selbstständigkeit). Die religiöse Weltgestaltung findet ihr Ende in der weltumfassenden Hierachie (Priesterschaft). Die christlich ekklesiale Weltgestaltung durchlebt die Passion (Leiden Christi) „durch Kreuz zur Krone“.

Lies weiter:
6. Atombombe und Atomkontrolle in prophetischer Sicht