Der 2. Korintherbrief - Kapitel 7

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Abschrift: Die Korintherbriefe Band I - IV (2007/08)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I, III und IV sind als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der 2. Korintherbrief - Kapitel 7

Aufforderung zur Reinigung
Der Dienst der Versöhnung
Paulus erfährt Trost durch Titus

Aufforderung zur Reinigung

2Kor 7:1

"Da wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, wollen wir uns von jeder Besudelung des Fleisches und auch des Geistes reinigen und unsere Heiligkeit in der Furcht Gottes vollenden."

"Da wir nun diese Verheißungen haben" (sie hat sich bei u ns, der Körpergemeinde Christi Jesu erfüllt) , muss sich dies auch in unserem Wandel und Dienst niederschlagen, und wie das aussieht, zeigt der heutige Leitvers.

Doch zuerst ein Wort an jene, die ihre eigene Beziehung für oder gegen Israel haben: Die im letzten Vers genannte Verheißung, die ja in Jer 31:6 ihren Niederschlag hat, nimmt Paulus keinesfalls Israel weg, vielmehr belässt er durchaus alles seinem Volk, was ihm gehört! Nur - an uns hat sich heute schon diese Verheißung erfüllt; so will es Paulus den Korinthern und uns sagen!

Diese Vater - Söhne - Gemeinschaft, die in Christus besteht, stellt große Anforderungen, die es fast schon zu einem Wagnis machen, darüber zu reden (weil es gesetzlich klingt); und so beginnt Paulus auch nicht mit der Ansprache "Brüder", sondern "Geliebte", weil es hier um die Durchführung von Gottes Liebesratschluss mit allen "Geliebten Gottes" (siehe Röm 1:7) geht. Es muss also eindringlich betont werden, dass Paulus keinen gesetzlichen Zwang ausübt, sondern dass all seine Aussagen "Zusprüche" sind, die mit anderen Worten so lauten könnten: "Wenn ihr wüsstet, wie lieb euch Gott hat und wie köstlich es ist, in dieser Liebe zu ruhen, würdet ihr nicht. mehr die geringste Neigung zu jenem verspüren, was dieses Verhältnis besudeln könnte!"

Wenn wir also in uns tatsächlich etwas von dieser unausforschlichen Liebe Gottes verspüren, dürfen wir uns auch trotz unserer tiefen Erkenntnis wieder so richtig als "Kind" fühlen, uns fallen lassen, alle unsere Sorgen vor Ihn bringen und für alles Dank sagen - dann wir das eintreten, was wir in Phil 4:7 lesen!

Paulus fordert die Korinther zur Reinigung des Fleisches und des Geistes von jeder Besudelung auf - das muss unbedingt richtig verstanden werden!

Wir wissen alle, dass wir von Adam her mehr als besudelt sind, und dies den ganzen Menschen umfassend, also nach Geist, Seele. und Körper. Und wir wissen weiter, dass wir auch als Gläubige nie aufgehört haben, Gottes Herz zu kränken! Dabei sollten wir eigentlich alle die Erfahrung gemacht haben, dass, je mehr wir dagegen ankämpfen, wir umso mehr sündigen! Mit anderen Worten: Eine "Selbstreinigung" durch oder aus eigener Kraft ist ein hoffnungsloses Unterfangen! Den ehrlich Kämpfenden führt es zu Röm 7, hier versuchte Paulus auch den eigenen Kampf und endet kläglich mit dem Aufschrei (Röm 7:24): "Ich elender Mensch! Was wird mich aus den Körper des Todes bergen?" Und die Antwort in Vers 25 ist kurz: "Gnade!" Damit haben wir die Grundlage, Pauli Worte zu verstehen: Die Reinigung kann nie von uns bzw. aus uns kommen, sondern kommt von außen in uns hinein, und dies - wie könnte es auch anders sein - allein "in Ihm, unserem Herrn und Haupt!"

Und jetzt lesen wir Eph 1:7, wo uns gesagt ist: "In Ihm haben wir

a) die Freilösung durch Sein Blut, und
b) die Vergebung der Kränkungen nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überließen lässt" -

und die "Kränkungen" sind all unsere täglichen Besudelungen, die Gott kränken. "Reinigung" heißt also; auf Ihn schauen, sich dem Fleische nach als mit Ihm gestorben wissen, sich in Seinem Wort bewegen, und dies so viel wie möglich!

Für manchen mag unsere gestrige Auslegung zu mager oder zu einfach gewesen sein; ihr Argument: Paulus fordert uns doch auf, etwas zu tun - und hier wird gesagt, wir können nichts tun! Da stimmt doch etwas nicht!

Ja, liebe Geschwister, es ist tatsächlich so: Wir sollen etwas tun, wie sollen uns mühen, und dies so lange, bis wir vor uns eingestehen müssen, dass uns nichts, aber auch gar nichts gelingt! Und dann, aber auch erst dann, suchen wir, wenn wir es ehrlich meinen, einen anderen Weg der Hilfe, und der kommt von außen, von Gott! Somit erfüllt unser eigenes Mühen auch seinen Zweck, es führt uns von uns weg hinein in die Gnade! Allerdings muss diese Gnade in unserem Leben auch etwas bewirken: Unser Blick richtet sich weg von unserem Fleisch (lies hierzu Röm 8:3-4), damit wir nichtmehr fleischgemäß, sondern "geistgemäß" wandeln. Auch hier möchten wir dies vereinfacht so sagen: Wenn wir. uns mit Gottes Wort beschäftigen, wenn dadurch Sein geist in uns wirken kann, können wir zur selben Zeit nicht etwas tun, das Gott kränkt- niemand kann gleichzeitig zwei Herrn dienen. Wir sehen also, dass wir doch insoweit mitwirken können, als wir unsere Sinne und Gedanken auf Sein Wort richten, dass wir uns im Geist mit dem beschäftigen, der uns lieb hat und alles für uns gegeben hat!

Und so vollenden wir in der Furcht Gottes (= heilige Scheu) unsere Heiligkeit (es heißt nicht "Heiligung"), was ein Zustand des "Gott Geweihten" ist, sie sondert uns von der sündigen Welt ab. Und diese Absonderung soll derart vollendet werden (ans Ziel führen), dass wir in der kommenden Herrlichkeit unserer Aufgabe, "Schaugefäße Seiner Gnade zu sein" gerecht werden können.

Der Dienst der Versöhnung

2Kor 7:2

"Gebt uns Raum in euren Herzen! Niemandem haben wir Unrecht getan, niemanden ins Verderben gebracht, niemanden übervorteilt."

Mit diesem Abschnitt, der bis ans Ende dieses Kapitels geht (und damit auch diesen 3. Band abschließt), schließt Paulus den Kreis seiner Ausführungen über den Dienst der Versöhnung und die zweite Gnade, nämlich auch Teilhaber der Leiden und des Trostes zu werden. Dieser Kreis wird ab 2Kor 8 mit seinen persönlichen Erlebnissen auf der Reise von Ephesus nach Mazedonien eingerahmt.

Paulus kommt also wieder zurück auf sein persönliches Anliegen in diesem Brief, nämlich die Korinther darin willig zu machen, ihn als ihren Apostel in seinem besonderen Dienst freudig anzunehmen.

"Gebt uns Raum in euren Herzen!" Haben die Korinther einen Grund, diesen Raum zu verweigern? Nein, denn der Apostel bekennt sich und seine mitreisenden Brüder, dass sie niemandem Unrecht getan, niemand ins Verderben gebracht und niemand übervorteilt haben. Bezieht sich Paulus hier auf konkrete Vorwürfe von Seiten der Korinther? Suchen wir einmal nach dem krassesten Fall in 1Kor 5:1-5, wo Paulus, zwar abwesend, im Geist aber in Korinth anwesend, einen Übeltäter dem Satan zum Ruin des Fleisches übergeben hat. Machte man ihm nun Vorwürfe, er habe jenem Mann doch Unrecht getan? Seine Auslieferung an Satan wäre übereilt gewesen? Oder war es mehr ein "sein Evangelium" betreffender Vorwurf?

Es lässt sich im Nach hinein über vieles reden und streiten, auch mag manche Unruhe in die Herzen. hineinkommen: "Habe ich alles wohl recht gemacht?" Das alles ist müßíg, wenn wir in all unserem Tun vor Gott stehen - nicht mehr wir tragen dann Verantwortung, sondern Er! Und da Gott alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt, hat auch alles Tun seine Richtigkeit, egal ob es richtig oder falsch aussieht.

2Kor 7:3

"Nicht um zu verurteilen sage ich dies; denn ich habe schon zuvor betont, dass ihr in unseren Herzen seid, mitzusterben und mitzuleben."

Die Art uns Weise, wie Paulus sich bei all den Verdächtigungen, Anschuldigungen und Verleumdungen verteidigt, ist für uns ganz einfach nur "vorbildlich"! Anstatt jene, die ihn in seinem Dienst hindern anzugreifen, sie mit ihren eigenen Argumenten bloßzustellen, bezeugt er schlicht und einfach seine positive Einstellung: "Nicht um zu verurteilen sage ich dies!" Und er geht noch weiter: "Ihr seid in unseren Herzen!"

Paulus fügt aber noch etwas an, "mitzusterben und mitzuleben" - wie dürfen wir das verstehen? Wir können diese Worte nur im Zusammenhang des Hauptthemas dieses zweiten Briefes sehen, und den finden wir in 2Kor 1:7: "So wird unsere Zuversicht im Blick auf euch bestätigt, weil wir wissen, dass ihr, wie an den Leiden, so auch am Zuspruch, Teilnehmer seid." Und wenn wir jetzt zurückblicken, dann merken wir, dass dieses Hauptthema tatsächlich all die bisherigen Verse durchzogen hat und weiter durchzieht - auch den heutigen Leitvers! Mancher Leser könnte sagen: "Jetzt habe ich aber genug von diesen ständigen Leiden gehört - ich brauche etwas Aufbauendes!

Es ist in der Tat ein Mangel in unseren Gemeinschaften, dass so wenig oder fast nichts von diesem zweiten Gnadenerweis, von dem wir in 2Kor 1:15 lesen und der so feinsinnig (aber nicht urtextgemäß) in "Gunsterweis" übersetzt wurde, hören! Ist es die Angst in uns vor Leiden? Hängt dies mit unserem heutigen Wohlstand zusammen, der uns fast alles erlaubt und der es uns im Gegenzug schwer macht, uns von etwas zu trennen? Ja, Paulus kommt auch heute wieder auf dieses Thema, denn nichts anderes meint er mit "mitsterben und mitleben", also Teilhaber dieses zweiten Gnadenerweises - Leiden und Trost - zu sein. Wie lasen wir doch in 2Kor 6:9: "... als sterbend, und siehe, wir leben..."!

2Kor 7:4

"Groß ist mein Freimut euch gegenüber, groß ist mein Rühmen über euch, ich bin erfüllt mit Zuspruch, Freude strömt in mir über bei all unserer Drangsal."

Sehr offen hat Paulus die Missstände in Korinth angeprangert und sehr offen ist ihm dafür auch Misstrauen, Skepsis, ja Ablehnung entgegen gekommen. Die Gemeinde hat also sehr viel an der Betrübnis in Pauli und seiner Mitarbeiter Herzen verursacht. Umso bemerkenswerter ist es, wenn wir jetzt von seinem Freimut, Rühmen und seiner Freude hören, die ihn erfüllt. Das ist aber hier kein Widerspruch, sondern trotz aller Sorgen u m die Gemeinde die positive Liebe.

Mit "Freimut" möchte Paulus sagen, dass er keine inneren Hemmungen hat, auch über unangenehme Dinge zu sprechen. Dies passt auch zu dem Zeugnis in 2Kor 6:11: "Unser Mund hat sich euch gegenüber aufgetan, ihr Korinther"! Da dürfen auch wir uns fragen, liebe Geschwister, wie es mit unserem Freimut bei unangenehmen Dingen aussieht? Groß ist Pauli Rühmen, und er meint dies nicht derart, dass er den Korinthern jetzt schmeicheln wollte, vielmehr sieht er die Gnade Gottes, die auch in ihnen wirkt und Frucht bringt, und so gilt sein ganzer Ruhm dem, der dies alles bewirkt, "Ihn allein" soll sein Ruhm verherrlichen. Und wenn Pauli Herz voll dabei wird, wenn er trotz Rückschläge sehen darf, wie die Gemeinde wächst, dann wächst auch sein Zuspruch, ja er ist erfüllt davon , und Freude strömt in ihm über, und dies trotz aller Drangsal.

Wir sehen, liebe Geschwister, wie unser Dienst am Nächsten durch "Geben" belohnt wird, weil "Freude" immer ein Produkt der Gnade ist ("charis" bedeutet ja wörtlich übersetzt "etwas, das Freude verursacht"). Und wenn Paulus dabei auch "die Drangsal" erwähnt, so ist das nicht beiläufig zu sehen, vielmehr ist gerade diese Drangsal die Grundlage all dieser Erfahrungen. Die genauere Übersetzung müsste eigentlich lauten: "... Freude strömt in mir über aufgrund (oder gestützt) all unserer Drangsal - eine doch etwas andere Sicht!!

Paulus erfährt Trost durch Titus

2Kor 7:5

"Denn auch als wir nach Mazedonien gekommen waren, hatte unser Fleisch keine Entspannung, sondern wir wurden in allem bedrängt, von außen Kämpfe, inwendig Befürchtungen."

Unser Leitvers erinnert uns an die Worte in 2Kor 2:12, wo Paulus auch von "keiner Entspannung" sprach, hier aber im Bezug auf seinen Geist - jetzt bezieht er das "nicht Entspanntsein" auf sein Fleisch, die Kämpfe kamen also von außen. Wir könnten hier durchaus an die wachsende Feindschaft der Juden gegen ihn denken, denen ja nicht nur die Tatsache missfiel, dass das Evangelium mehr und mehr an die Nationen überging, nein, es erregte auch ihren Zorn, dass Pauli Botschaft nicht auf dem Gesetz, sondern auf der Gnade beruhte.

Von diesen Spannungen und Kämpfen wurde weniger der Geist Pauli gestört, als vielmehr sein Fleisch, was auf die schwache menschliche Natur hinweist. Dazu bekennt sich der Apostel auch zu "inwendigen Befürchtungen", die ja auch durchaus den Korinthern galten, wie die nächsten Verse noch zeigen werden, und dies, obwohl er im vorigen Vers von überströmender Freude sprach.

Uns darf es heute erstaunen, dass auch ein "Paulus" von fleischlichen Dingen spricht und uns damit zeigt, wie hart und notvoll sein Leben nach außen und innen war. Durch wie viel Bedrängnis ist er auf all seinen Reisen gegangen! So mancher muss wohl sein falsche Bild eines von Gott bewahrten frommen Apostels ablegen - der wirkliche Paulus steht hier vor uns, sehr zu unserem Trost, denn er lässt die Korinther und uns an seinem Leben teilnehmen.

Das alles soll auch uns zum Zuspruch dienen, nicht verzagt zu sein, wenn von außen Bedrängnis auf uns zukommt, wenn innere Sorge an uns nagt - wir haben. unseren Schatz einfach noch in irdenen Gefäßen!

2Kor 7:6

"Doch Gott, der den Demütigen zuspricht, hat auch uns durch die Anwesenheit des Titus zugesprochen,"

Viel haben wir bisher von Drangsal und Tröstung gehört, für Paulus gehört beides nicht nur zusammen, er möchte diese Erlebnisse auch den Korinthern aufs Herz legen, mehr noch, er möchte sie (und uns) zu Teilhabern der Leiden und des Trostes machen.

Schon in 2Kor 1:3 ff bezeugte Paulus seinen Gott als "der Vater des Mitleids und Gott allen Zuspruchs, der uns in all unserer Drängnis zuspricht ...." nun darf er erneut diesen göttlichen Zuspruch empfangen: Titus kam zu ihm nach Wochen der Sorge und Ungewissheit und brachte die lang ersehnte Kinde über die korinthische Gemeinde. Auch hier offenbart sich uns ein Paulus, der innerlich nicht so weit war, wie er später aus der römischen Gefangenschaft an die Philipper schreiben konnte: "Sorgt euch um nichts...."! Es bedarf wohl eines Menschenlebens, dahin geführt zu werden, damm man erkennt, dass Gott wirklich alles vermag. Auch Hiob musste schwerste Wege durchlaufen, bis diese Erkenntnis und sein anschließendes Zeugnis tief aus seinem Herzen kam (Hi 42:2). So darf es auch uns nicht traurig machen, wenn es uns nicht gelingt, unsere Sorgen abzugeben, ü´ber unsere innere Unruhe Herr zu werden, und vieles mehr! Bedenken wir immer, dass wir hier auf ERden in der göttlichen Schule sind, dass alles seine Zeit hat, dass unser Wandel nie perfekt sein wird, dass wi reinem solchen aber wohl nachjagen dürfen.

Hiob wurde durch seine Leiden demütig, und Paulus bezeugt dies auch. Jene Gläubigen, die immer oben sind, denen scheinbar (!) alles gelingt, werden kaum in die Demut geführt und erfahren so auch kaum jenen Trost, mit dem Gott zuspricht - lassen wir uns also demütigen, in die Demut führen - wir haben einen wunderbaren Gott und Vater!

2Kor 7:7

"nicht allein aber durch seine Anwesenheit, sondern auch durch den Zuspruch, mit dem ihm bei euch zugesprochen wurde. Er tat uns eure Sehnsucht nach mir kund, euer Wehklagen, euren Eifer für mich, so dass ich mich umso mehr freute."

Die bloße Anwesenheit des Titus genügte nicht zu einem Trost, den unser Leitvers enthält, auch wenn dieser bewährte Mitarbeiter dem Apostel Paulus eine gewaltige Stütze war. Wahrhaft getröstet wurde er vielmehr dadurch, dass dem Titus in Korinth zugesprochen wurde, dass sein Aufenthalt in Korinth in jedem Fall positiv war. Ware Titus ergebnislos. zu Paulus gestoßen, hätte es kaum Trost gegeben.

Nun aber darf Titus überglücklich berichten, wie ein Wandel in der korinthischen Gemeinde eingetreten ist, er hat nur Gutes zu erzählen: Sie hat Sehnsucht nach Paulus, ja es ist Wehklagen über seine Ferne zu hören und sie eifert für ihn - es wart tatsächlich ein totaler Wandel eingetreten! Statt Entfremdung ist Sehnsucht eingetreten, statt Beschimpfung und Verdächtigung gab es Wehklagen und statt Ignoranz der Botschaft Pauli trat nun Eifer. zutage, seine Wohlbotschaft auch im Alltag umzusetzen, und dies scheinbar auch im Blick auf den zweiten Gnadenerweis, auch mitzuleiden, um danach getröstet zu werden - es war zu einer gottgewirkten Hinwendung zu dem besonderen Dienst der Gnade gekommen, die Gemeinde war damit innerlich bereit, auch diesen zweiten Gnadenerweis anzunehmen!

Kann man sich freuen, wenn Geschwister bereit sind, Drangsal und Leiden auf sich zu nehmen? Paulus bezeugt seine Freude und er möchte damit sagen: Wenn wir Leiden. und Zuspruch erfahren haben, können wir auch anderen zusprechen und uns über ihrer Trost freuen; man muss einfach auch einmal über die Wechselwirkung dieses gemeine "Leiden" und gemeinsame "Getröstet werden" nachdenken.

2Kor 7:8

"Denn wenn ich euch auch im vorigen Brief betrübt habe, so bereue ich es nicht, wenn ich es auch bereute. Denn ich sehe, dass euch jener Brief, wenn auch nur für eine Stunde, betrübt hat."

Es wird angenommen, dass Paulus sich in unserem Leitvers auf einen Brief bezieht, der für uns verloren ging, also von Gott her für die Korinther bestimmt war. In 2Kor 2:4 bezieht sich Paulus auf ein Schreiben, dass er unter vielen Tränen geschrieben hat - es könnte dieser Brief gewesen sein. Für uns ist hier interessant, dass solch ein schmerzvoller Brief verfasst wurde und offenbar eine klare Entscheidung von der Gemeinde in Korinth verlangte - Näheres wissen wir nicht! Aber wir spüren aus seinen Worten heraus, wie sehr er nach den richtigen Wortgen ringt, um der Gemeinde sein Empfinden auszudrücken. Er hat sie betrübt, das schmerzt ihn auch noch im Nachhinein, er bereut aber nichts, obwohl er es auf eine andere Art doch bereutet.

Es war damals schwer und ist es auch heute, Menschen, die einem nahe sind, also Glaubensgewister zurechtzuweisen, ihnen zu helfen, sie, falls nötig, neu auf ihr Ziel auszurichten - das kann ,wenn noch eine fleischliche Gesinnung vorliegt, durchaus zu Betrübnis, im schlimmsten Fall zu Zerwürfnis führen. Wir lernen aber gerade an dieser jungen korinthischen Gemeinde, wie sie von Paulus geführt wurde, wie es Auflehnung und Betrübnis gab, und all das war offensichtlich notwendig, um die Gläubigen auf den gottgewollten Weg zu bringen. Doch Paulus wusste, was sein musste; einerseits taten ihm seine harten Worte weh (wenn ich es auch bereue), doch andererseits bereute er nichts, weil er das tat, was er durch die Führung des Geistes Gottes tun musste. Wir selbst dürfen (müssen) uns aber auch immer wieder fragen, wie wir uns verhalten, wenn uns unangenehme Dinge gesagt werden -sind wir beleidigt? Verteidigen wir uns sofort? Steigt gar Zorn in uns auf, weil uns jemand etwas sagen möchte?

2Kor 7:9

"Nun freue ich mich, nicht weil ihr betrübt wurdet, sondern dass ihr zur Umsinnung betrübt wurdet. Denn ihr wurdet nach dem Willen Gottes betrübt, so dass euch in keiner Weise etwas durch uns verwirklicht wurde."

Wir können auch heute noch die Freude des Apostels Paulus spüren und nachempfinden, als er hörte, dass sich alles zum Guten gewandt hat, dass die Gemeinde nicht in ihrer Betrübnis stehenblieb und sich mit sich selbst beschäftigte, sondern mehr und mehr erkennen durfte, dass sie im tiefsten Grunde immer von Gott geführt wird, und dass ihr das, was durch Paulus gesagt oder geschrieben wurde, nichts wegnahm, sondern sie bereicherte.

Etwa drei Jahre später nach diesem Brief schrieb Paulus an die Epheser, den Willen Gottes betreffend: "Gott... der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt" (Eph 1:11b)! Die Betonung liegt auf "alles"! Haben wir schon über die ungeheure Konsequenz nachgedacht, der in diesen Worten liegt? Wie oft sagen wir in einer bestimmten Situation: "Na ja, das hat Gott eben zugelassen!" Aber "etwas zulassen" ist nicht dasselbe wie "bewirken"! Das Erstere kann auch "nachgeben" heißen, also in einer unerwarteten Situation letztendlich etwas "zulassen". Und wie war das dann schon ganz am Anfang beim ersten Menschenpaar im Paradiesgarten? Hat es Gott zugelassen, dass die Schlange Zutritt in diesen Garten Eden hatte? Das sie an Eva herankam und sie (und Adam) letztendlich zum Ungehorsam verführen konnte? Oder hat es Gott gewirkt, dass sich alles so zugetragen hat, wie es Seinem Ratschluss entsprach?

Es gibt in unserem Glaubenswachstum Offenbarungsstufen, die wir mit einer Leiter vergleichen können. Ganz unten ist unser Blickfeld noch stark eingeengt, Gott schaut anscheinend bei vielem noch ohnmächtig zu! Doch je höher wir klettern, je weiter wird unsere Sicht, je größer wird uns Gott! Und weit oben dürfen wir dann auch erkennen, dass eR wirklich der alles Wirkende ist, dass nichts im ganzen All geschieht, was nicht dem Ratschluss Seines Willens entspricht!

2Kor 7:10

"Denn die Betrübnis nach dem Willen Gottes bewirkt Umsinnung zu einem unbereubaren Heil, die Betrübnis der Welt aber bewirkt Tod."

Die göttlichen Offenbarungsstufen, von denen wir gestern sprachen durchziehen die ganze Schrift, wiederholt. haben wir in unseren Schriften Beispiele aufgezeigt. Im Grunde haben wir auch in unserem heutigen Leitvers solch eine Offenbarungsstufe: Der Text spricht von einer Betrübnis nach dem Willen Gottes und lässt damit z u, dass es auch ein Betrübnis "ohne" Gottes Willen gibt! Das wäre die untere Stufe der Offenbarungsleiter - der Mensch kann sich selbst noch Betrübnis zufügen. Doch wenn wir von diesem Wort an die Korinther zu Eph 1:11 wechseln, dann gibt es überhaupt keine Betrübnis, die Gott nicht bewirkt! Und wer diese Glaubenshöhe erreicht hat, der wird auch erkennen, wozu: "... damit wir zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit seien"!

Die Korinther waren noch nicht so weit, dass sie in Gott den wirklich "alles" Bewirkenden erkennen konnten, doch sie waren auf dem besten WEg. Alles, was sie zuvor betrübt, eingeengt, in Aufruhr und Auflehnung gegen Paulus gebracht hatte, dürfen sie nun als göttliche Führung erkennen, mit dem klaren Ziel der Umsinnung zu einem unbereubaren Heil. Und welch ein Heil wird denen erschlossen, die wie Paulus auf den Zerbruchswegen die Tiefen der Gnade und des Erbarmens Gottes erfahren dürfen.

"Die Betrübnis der Welt aber bewirkt Tod" - was möchte Paulus mit diesem Gegensatz sagen? Tatsächlich war die Möglichkeit gegeben, dass sich die Korinther nicht zur Umsinnung, sondern zur Verbitterung gegen Paulus hätten treiben lassen können -das wäre dann "die Betrübnis der Welt" - sie bewirkt Tod! Der "Tod" ist nicht als Gegensatz zum "Heil" zu begreifen, er führt ins Verderben, das heißt, er führt zum Verlust, in diesem Fall zum Verlust der zweiten Gnade, für die sich Paulus doch so leidenschaftlich einsetzt! Wir können jetzt etwas ermessen, in welch ungeheurer Spannung Paulus stand, als er die Entscheidung der Korinther erwartete!

2Kor 7:11

"Denn siehe, gerade dies, euer gottgemäßes Betrübtsein, wieviel Fleiß hat es in euch bewirkt, sogar Verteidigung, sogar Entrüstung, sogar Furcht, sogar Sehnsucht, sogar Eifer, sogar Rache! In allem habt ihr euch in dieser Sache als lauter erwiesen."

Wi rmöchten zuerst noch etwas zur gestern ausgelegten "Betrübnis der Welt" sagen, weil wir auch hier sehen, dass ein Wort oft nur im Zusammenhang richtig verstanden werden kann. Die Betrübnis der Welt kann ja nicht den buchstäblichen Tod bewirken, das hat längst die Sünde von Adam her verursacht. "Tod" im Sinne von Verderben oder Verlust ist hingegen verständlich, denn , hätten sich die Korinther gegen Paulus entschieden und wären entsprechend der Welt beleidigt, verbittert und bockig geworden, hätte ihnen dies bestimmt einen schmerzvollen Verlust vor der Preisrichterbühne des Christus eingebracht, denn um eines kommen wir nicht herum (und das wird leider kaum deutlich gesagt): "Losteilinhaber aber zusammen mit Christus, wenn wir nämlich mit Ihm leiden, damit wir auch mit Ihm verherrlicht werden (Röm 8:17)!!! Und in diese Teilhaberschaft Seiner Leiden wollte doch Paulus seine geliebten Korinther führen, um ihnen auch den Zugang zur obigen Verheißung zu ermöglichen!

Die Spannung in Paulus ist gelöst, die Freude überschäumend - seine Gemeinde ist wunderbar geführt worden! Wo vorher Resignation (Stillstand) war, ist jetzt Fleiß eingetreten, vehement verteidigen sie das Evangelium der Gnade, zurückschauend sind sie entrüstet über sich selbst, wie lange sie zu diesem Schritt gebraucht haben, und Furcht befällt sie, ja keine ähnlichen Fehler mehr zu machen; Sehnsucht ist in ihnen, die Gemeinschaft mit ihrem Apostel zu halten, was sie auch mit Eifer betreiben, nur: "Rache" kann es nicht sein! Das Wort "ekdikäsis" übersetzt Baader mit "herausrechten", was so viel wie "das Recht wieder herstellen" oder "Wiedergutmachtung" bedeutet - und diese Übersetzung fügt sich dann auch harmonisch in das Bisherige ein, denn die Heiligkeit der Gemeinde wird mit ihrem Entschluss "für Paulus " herausgerechtet, also wieder hergestellt.

2Kor 7:12

"In allem habt ihr euch in dieser Sache als lauter erwiesen. Wenn ich euch schrieb, so war es demnach nicht wegen des Unrechttuenden, ja nicht einmal wegen des Geschädigten, sondern deswegen, damit euer Fleiß für uns bei euch vor den Augen Gottes offenbar werden."

Wir haben mit unserer gestrigen Auslegung einen guten Grund für das gelegt, was Paulus der Gemeinde in Korinth weiter schreibt: "Ihr habt euch in dieser Sache als lauter erwiesen"! Schauen wir wieder auf den großen Zusammenhang, um den es hier geht: Zuerst durch eine gottgewirkte Betrübnis zu einer unbereubaren Sinnesänderung zu kommen, und das auf dem Zerbruchsweg, der dann im weiteren die Tür zur Teilhaberschaft an den Leiden für Christus ist, was dann letztendlich die herrliche Verheißung der "Losteilinhaberschaft mit Christus" und das "mit Ihm Verherrlichtwerden" zum Inhalt hat!

Wenn wir das alles jetzt im Herzen bewegen, liebe Geschwister, sollte uns eigentlich dieser zweite Brief an die Korinther immer wichtiger werden, auch wenn wir ihn als Übergangsbrief betrachten; denn: "widerrufen" oder "abgetan" ist von alledem nichts, was hier wichtig geworden ist! Und so kann Paulus seine Korinther voll (richtig verstandenem) Stolz loben! Im Grunde ging es um keine Unrechttuenden oder Geschädigten, sondern darum, ob sie einmal als "Bewährte" vor der Preisrichterbühne offenbar werden oder als solche, die zwar gerettet sind, jedoch nur so wie durch Feuer hindurch (siehe 1Kor 3:15).

Die wiederhergestellte Geistesdisziplin welche die Korinther mit Fleiß und Lauterkeit betrieben haben, soll vor den Augen Gottes offenbar werden, mehr noch, soll Ihn und Sein Wirken verherrlichen; und so werden auch die Korinther zu dem, was Paulus in Eph 1:12 schreibt:

"... damit wir zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit seien!"

2Kor 7:13

"Deshalb wurde uns zugesprochen: doch bei dem, was uns zum Zuspruch gereichte, haben wir uns umso mehr und besonders über die Freud des Titus gefreut, weil sein Geist von euch allen beruhigt wurde;"

Im Grunde knüpft unser heutiger Leitvers an Vers 7 an, die dazwischen liegenden Verse können als Zwischensatz gesehen werden, in welchem Paulus den Zweck seines speziellen Briefes erläutert hat.

Titus kam von Korinth und überbrachte die gute Botschaft, dass die Korinther einen Sinneswandel vollzogen haben, hin zu Pauli Evangelium. Das waren der große Zuspruch und die Freude des Apostels. Doch unser Vers zeigt uns mehr: Die reinste Freude ist die Mitfreude über das, was dem Nächsten an Gutem widerfahren ist, in diesem Fall dem Titus. Die Freude des Titus steht also hier im Mittelpunkt, sie bestand in der Beruhigung seines Geistes. Wie Paulus stand ja auch er in der großen inneren Anspannung, was wohl in Korinth geschehen würde.

Unser menschlicher Geist unterliegt vielen Einflüssen, diese können positiv wie negativ sein. Der Geist des Titus war von den Geschehnissen in Korinth gefangen und in Spannung versetzt, er konnte erst loslassen, als er buchstäblich die Wendung der Korinther sah. Hätte er auch schon früher "Entspannung" haben können? Ohne sichtbare Beweise? Hier stellt sich heute uns allen eine wichtige Frage, es ist das "Loslassen im Geist" (wenn sich die Gedanken immer wieder nur um eine gewisse Sache drehen und uns quälen), und das vertrauensvolle "in die Hände des Herrn legen"! Gelingt uns das?

Mit Sicherheit nur wenigen unter uns, darum dürfen wir uns heute derart zusprechen, dass wir uns auch darin üben, Probleme, die unseren Geist in Beschlag nehmen, loszulassen, sie in unserem Herrn dem Vater zu übergeben, denn : "Alle die vom Geist geführt werden (es Ihm übergeben), sind Söhne Gottes" (Röm 8:14).

2Kor 7:14

"denn wenn ich ihm gegenüber etwas von euch gerühmt habe, bin ich nicht zuschanden geworden, sondern wie wir alles zu euch in Wahrheit gesprochen haben, so hat sich auch unser Rühmen vor Titus als Wahrheit erwiesen."

Da Titus in diesen letzten Versen doch häufig genannt wird, wollen wir heute doch einen kurzen Blick auf seine Person werfen: Er wird zwar in der Apostelgeschichte nicht genannt, ist aber trotzdem ein wichtiger Mitarbeiter von Paulus gewesen. Er wurde von Paulus mit solchen Aufgaben betraut, die Verantwortung und Verschwiegenheit forderten (siehe Tit 1:5); so war er, wie wir jetzt gerade sehen, der Gesandte des Paulus nach Korinth, er wurde weiter mit der Kollekte für die Armen in Jerusalem betraut und er wurde über die Gemeinde der Insel Kreta gesetzt, einer Insel, deren Bewohner sprichwörtlich von niederem Charakter waren (Tit 1:12). Später sandte ihn Paulus bis nach Dalmatien, dem heutigen Kroatien. An Titus ist auch der gleichnamige Brief des Paulus gerichtet.

Unser Leitvers zeigt uns, dass Paulus die Korinther sehr gelobt hatte, bevor er Titus zu ihnen sandte, er wollte diesen wohl damit ermutigen. Wir würden heute vielleicht sagen, dass Paulus vorab "den Mund sehr voll genommen hat" und sich hernach Sorgen machte, ob er mit diesem Rühmen zu weit gegangen sei und damit von der Wahrheit (des inneren Zustandes der Korinther) abgewichen sein könnte. Wie hätte er da vor Titus ausgesehen!

Pauli Rühmen war also ein Vorwegnehmen dessen, wie sich die Korinther entscheiden - konnte Paulus das? Tatsache war, dass er die Korinther geliebt hatte und bezeugte ja selber in 1Kor 13, zu was "Liebe" alles fähig ist, in unserem Fall: Die Liebe Pauli zu den Korinthern wartet nicht, bis sie Tatsachen sah, sondern glaubte alles, wartet nicht bis zum "Schauen"! Das "Rühmen" des Apostels war also keine Vorwegnahme, sondern eine Glaubenshaltung!

2Kor 7:15

"Und seine innerste Freude strömte in besonderer Weise zu euch über, wenn er sich an euer aller Gehorsam erinnert, wie ihr ihn mit Furcht und Zittern aufgenommen habt."

Wir Menschen brauchen "Freude", ohne diese gehen wir kaputt! Diese Erfahrung haben wir wohl alle schon gemacht! Nun haben wir aber nur zu oft an uns selbst keine Freude, doch. unser Leitvers zeigt, dass. uns "Freude" auch von anderen Personen zuströmen kann. Und trotzdem ist dies nur eine menschliche Freude (die wir uns alle von Herzen gönnen möchten), doch aber von der "Freude im Herrn" vollkommen gemacht wird. Sol sind wir denn auch in Phil 4:4 aufgefordert, uns in dem Herrn allezeit zu freuen, und das Rezept folgt in den weiteren Versen:

a) Lasst eure Lindigkeit allen Menschen bekannt werden, u nd dies in dem Bewusstsein: Der Herr ist nahe!
b) Sorgt euch um nichts;
c) lasst in allem eure Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott bekannt werden!

Und die Freude, die wir ja allezeit haben sollen, ist das Ergebnis der Tatsache, dass dann der Friede Gottes, der allem Denksinn überlegen ist, unsere Herzen un dGedanken wie in einer Feste in Christus bewahrt. Das ist, wie wir alle wissen, eine Lebensaufgabe!

Titus Freude strömte zu den Korinthern über, er war zutiefst von ihrem Verhalten bewegt. Der Gehorsam, den die Korinther durch die Aufnahme des Titus bewiesen haben, ist als "Gehorsam gegenüber der Wahrheit des Evangeliums". zu verstehen, sie erkannten den tieferen Sinn dessen, was Paulus ihnen vermittelt hat und mühten sich, mit Furcht und Zittern diesen zweiten Gnadenerweis auszuleben. "Furcht und Zittern" ist hier nicht mit der weltlichen Angst zu vergleichen, es ist vielmehr die heilige Scheu, ja richtig zu wandeln. Ähnliches lesen wir in Phil 1:12, wo Paulus im Blick auf das herrliche Gnadengeschenk der Rettung schreibt: Mit Furcht und Zittern wirket eure Rettung aus!" Und dieser Aufforderung folgt dann noch ein erlösendes Wort: "Denn Gott ist es, der beides in euch bewirkt: das Wollen wie auch das Wirken nach Seinem Wohlgefallen!"

2Kor 7:16

"Ich freue mich, dass ich durch euch in allem ermutigt werde."

Gefürchtet haben sich die Korinther nicht vor Titus, genauso wenig, wie sie, wie wir gestern sahen, vor ihm gezittert haben - aber sie haben den weiteren tieferen Sinn des Wortes der Wahrheit erkannt und angenommen; und Titus durfte von diesem inneren Zustand profitieren, er wurde von ihrer Liebe getragen! so konnte Paulus diesen Abschnitt seines Briefes mit den Worten unseres heutigen Leitverses schließen, der mit anderen Worten auch so lauten könnte: "Ich freue mich, dass ich mich in allem auf euch verlassen kann! Und damit sind wir wieder bei der "Freude" angelangt, die wir schon gestern haben anklingen lassen, sie soll auch zum Ausklang dieses dritten Bandes zum Ausdruck kommen.

"Freude" auch im Leid? Wir wissen alle darum, liebe Geschwister! Aber nur, wenn wir Gottes herrliches Endziel mit uns vor Augenhaben (und dies gerade auch in der Erprobung hier auf Erden), können wir wirklich mit Freude ausharren. Es ist ein Irrtum, wenn viel Charismatiker meinen, unser Glaube würde uns vor Leid jeglicher Art verschonen; doch wenn wir nicht mehr über so manche Schwere in unserem Leben weinen könnten, wäre der Zweck der Leiden nicht erreicht! Unsere Kümmernisse und Ächzen unserer Herzen sind von Gott gewirkt und notwendig, weil wir immer wieder auf das herrliche Ziel hingeführt werden sollen, und dies zukünftige tränenlose Herrlichkeit ist das Gegenstück unseres irdischen Lebens, wir sollen u ns darauf freuen!

Wir können uns also durchaus "im Geist" freuen, während unser Körper ächzt und unser Seele weint; da wir im Geist mit. Christus auferweckt sind, dürfen wir allezeit das suchen, was droben ist; so können wir im Geist unverzagt auf die Freude ausgerichtet sein, auch wenn geistliche Mächte der Bosheit uns bedrängen. Lasst uns diese Freude täglich neu erleben, dazu gebe der Herr uns viel Gnade!

Gedicht

Ich gedenke aller Wege,

all der vielen, die ich ging, -
Dass ich mich noch tiefer lege
Dir zu Füßen, Herr, ich bring
Dir zum Opfer all mein Leben!
Lasse es wohlgefällig sein
Deinen Augen. Dir allein
will ich ganz mich übergeben,
Dir den Körper und den Sinn
darzustellen, wo ich bin.

Dass ich mich nicht sollt vermessen
selber Weg und Ziel zu sehn, -
dass ich Dich nicht könnt vergessen
lässt Du mich in Schwachheit gehen.
Mein Herz soll sich nicht erhaben,
dass ich denk, ich helfe mir
schon allein. - Sieh mich hier:
Nichts ist, as in meinem Leben
irgendwie von Wert für Dich
als allein: Du heiligst mich.

Demut sollen sie mich lehren
alle Wege, die ich ging.
Lass in deinem Licht verzehren,
was nicht niedrig und gering.
Lass mich noch geringer werden
von mir selbst und vor der Welt,
dass es mir nur n och gefällt
nichts zu sein auf dieser Erden.
Sieh, der Du mein Retter bist,
was in meinem Herzen ist.

(E. U. A.)

Mel. Sollt ich meinem Gott nicht singen.


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Der 2. Korintherbrief - Kapitel 8