Das Geheimnis der Frömmigkeit

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Geheimnisse Gottes
aus der Reihe „Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (1988)

Diese Schrift ist vergriffen und nicht mehr erhältlich

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Geheimnisse Gottes

11. Das Geheimnis der Frömmigkeit

Was ist Frömmigkeit?

In unserer Stichwortkonkordanz Seite 443 finden wir eine treffende Antwort auf obige Frage: euesebeia und eusebes heißt „Wohl-Verehrung/wohl-verehrend“ Dieser wörtlichen Übersetzung ist eigentlich kaum etwas hinzuzufügen, wenn wir sie in unseren Herzen überdenken, Verehrung gilt ja alleine unserem Gott und Vater, und dies durch und in unserem Herrn Jesus Christus.

So sei nur ein kurzer Gedanke geäußert, der uns in zweifacher Weise dienlich sein kann, er betrifft das Vorwort „wohl“. Einmal fallen hierunter Begriffe wie „wohltuend/gut/verherrlichend“, und zum zweiten „richtig/wohlbedacht“ (im Gegensatz zu falsch).

Damit öffnet sich uns die Frömmigkeit wie ein duftender Blütenkelch, der seinen Duft in wohlbedachter und wohltuender Weise emporsteigen lässt.

Schaustellung der Wahrheit

Das Geheimnis der Frömmigkeit ist eng mit dem des Glaubens verknüpft, steht doch auch hier in besonderem Maß unser Wandel im Vordergrund. Wenn uns in der Zukunft die verherrlichende Aufgabe zukommt, Schaugefäße Seiner Gnade an uns zu sein (Eph 2:7), so dürfen wir heute schon in unseren sterblichen Körpern Schaugefäße Seiner mannigfaltigen Weisheit sein, und zwar vor den Fürstlichkeiten und Obrigkeiten der Überhimmel (Eph 3:10). Diese erkennen an unserm gleichsam öffentlich zur Schau gestellten Wandel, was Gnade heute schon an uns bewirken kann.

Wohlgemerkt, es geht bei dieser Zurschaustellung nicht um Erkenntnisfragen, was denn nun Wahrheit ist und was nicht. In diesem Punkt bieten die Gläubigen eher ein beschämendes Bild, welches in keinster Weise zur Ehre Gottes gereicht. Zerstritten wegen oft nur winzigen Nuancen, egoistisch und rechthaberisch, wenn es sein muss bis vor den weltlichen Richter, so wird um die rechte Erkenntnis gerungen und gekämpft. Jedoch - der Wandel ist unbestechlich und offenbart die Wahrheit von selbst.

Somit wird die Frömmigkeit, beinhaltend unseren Wandel, zu einem Geheimnis, indem sie die Wahrheit ans Licht bringt und dadurch Gottes Weisheit verherrlicht.

Zuspruch zur Frömmigkeit

Wenn wir die Stellen in der Schrift heraussuchen, die von der Frömmigkeit reden, so fällt uns auf, dass diese überwiegend in den Briefen an Timotheus zu finden sind. Ein kurzer Streifzug durch diese Stellen wird sich als überaus lehrreich und helfend erweisen.

So spricht Paulus seinen geliebten Timotheus in 1Tim 2:1-4 zu, eine ruhige und stille Lebensweise zu führen „in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit; denn dies ist schön und willkommen vor den Augen Gottes, unseres Retters...“.

Wenn Paulus eingangs dieses Briefes in Vers 5 die Liebe aus reinem Herzen als Vollendung der Anweisung preist und auch sein sonst übliches Eingangswort zu jedem seiner Briefe „Gnade sei euch und Friede von Gott ...“ einzig in diesen beiden Briefen um das Wort „Erbarmen“ erweitert, so öffnet sich hier vor uns ein großes Betätigungsfeld, denn Erbarmen und Liebe aus reinem Herzen sind gar köstliche Früchte unseres Wandels.

Die Lebenswurzeln der Frömmigkeit

In 1Tim 3:16 wird das Geheimnis der Frömmigkeit buchstäblich ausgesprochen. Es steht in dem Zusammenhang wie man sich im Hause Gottes verhalten soll. Im weiteren Verlauf des Verses werden wir dann zum Opfergang unseres Herrn und zu Seiner darauf folgenden Verherrlichung geführt.

Nicht von ungefähr hat Gott in seinem Wort diese Verbindung niederschreiben lassen, zeigt sie uns doch in herrlicher Weise, wo die Wurzeln zu einem Leben in Frömmigkeit liegen: In Ihm, unserem Herrn und Haupt! Hier saugen wir unsere Nahrung ein und erhalten die Fähigkeit zu einem kraftvollen Wandel.

„Denn so liebt Gott die Welt, dass Er Seinen einzig gezeugten Sohn gibt ...“ (Joh 3:16). Diese Liebe sucht Widerhall, sucht Herzen, die in dankbarem Erkennen Ihn „wohl-verehren“.

Übe dich!

Nun, nach dem Erkennen, folgt das Praktizieren. In 1Tim 4:7 heißt es deshalb: „...doch übe dich selbst in der Frömmigkeit“.

Der Wohlstand in unserer westlichen Welt bringt für uns viele Hindernisse mit sich, die auch unseren Wandel beeinflussen können. Alles ist auf Bequemlichkeit und Konsum ausgerichtet. Dies aber ist gerade das Gegenteil von dem, was wir üben sollen - Demut und Bescheidenheit. Nehmen wir Paulus als Vorbild und weiter diejenigen, die gleich ihm wandeln (gemäß Phil 3:17), so stehen Vorbilder vor uns, die in äußerster Armut und unter Verzicht auf sämtliche Bequemlichkeit ihren Dienst für den Herrn unter Drangsal und Leid ausführten. Es war der Weg herab von den Höhen des „Ich“ bis in die Tiefen zum „Auskehricht der Welt“ (1Kor 4:13).

Fangen wir an zu üben, indem wir uns Kol 3:2 und 1Tim 6:8 vor Augen stellen. Dann werden wir vieles, das in unserer Gesellschaft teilweise als selbstverständlich oder erstrebenswert gilt (z. B. nach Reichtum trachten, in Häusern oder Gaststätten schlemmen, raffinierte und teure Mode mitmachen, den teuersten Wagen fahren usw. usw.) nicht mehr tun; all dieses wird uns unwichtig oder gar abstoßend erscheinen und die Freude, die dabei über und in uns kommt, in Dank und Lobpreis umwandeln.

Gesunde Lehre

Eine Ermahnung finden wir in dem nächsten Schriftwort, in 1Tim 6:3: Ungesunde Worte und eine andere Lehre, die nicht der Frömmigkeit entspricht, prangert Paulus hier an.

Gemäß 2Tim 2:15 sollen wir uns befleißigen, das Wort der Wahrheit richtig zu schneiden (siehe unsere gleichlautende Schrift). Hier liegt der große Scheidepunkt im Erkennen vieler Gläubiger. Wer Gnade und Gesetz mischt, und damit die beiden Berufungen - nämlich einmal Israel mit irdischer Berufung ins Tausendjahrreich und zum anderen die herausgerufene Körperschaft Christi mit überhimmlischer Berufung - auf ein und dieselbe Ebene stellt, der hat Pauli Botschaft nicht begriffen.

Nun sollen diejenigen, die in der Lehre des Apostels Paulus stehen, auch lernen, die Worte zu gebrauchen, die der Geist Gottes dem Schreiber eingegeben hat, sie werden als gesunde Worte bezeichnet. Ein Wort wird aber ungesund, wenn es z.B an Israel gerichtet ist und dann so lange gedreht wird, bis es auch in die heutige Verwaltung passt. Dies geschieht ja heute fast ausnahmslos in den Kirchen und geht bis weit hinein in die Gemeinschaftskreise. Meist sind es die vier sogenannten Evangelien, die dann auf für heute passend präpariert und gebogen werden.

Es muss aber auch vor einem entgegengesetzten Extrem gewarnt werden, welches sich darin äußert, dass in übertriebener Weise Worte auf angeberische Art angewandt werden, wo diese gar nicht mehr verstanden und dadurch zu leeren Worthülsen werden. Hier erwächst der Eindruck, dass der Redende mehr sein „Ich“ herauskehren und dem anderen zeigen möchte, was er alles weiß, nur ... dienlich wird es diesem nicht sein, eher abstoßend.

Lassen wir uns doch nochmals eindringlich sagen, dass die Vollendung der Anweisung die Liebe aus reinem Herzen ist.

Unser Kapital

„... die einen durch und durch verderbten Denksinn haben und um die Wahrheit geprellt worden sind und meinen, die Frömmigkeit sei ein Kapital. Wohl ist die Frömmigkeit ein großes Kapital, wenn sie mit Genügsamkeit verbunden ist...“ (1Tim 6:5-6).

Frömmigkeit kann zu einer reinen Farce werden, wenn sie zu einer frommen Übung degradiert wird, um mit ihr dereinst in den Himmeln, und manchmal schon sichtbar in dieser Welt Gewinn zu machen. Hier steht dann nicht mehr die Wohl-Verehrung Gottes im Mittelpunkt, sondern das Trachten nach Gewinn, nach Kapital. Solchen Gläubigen bescheinigt Paulus einen verderbten Denksinn, und er bezeichnet sie als „um die Wahrheit Geprellte“. Satan ist es, der diesen kapitalistischen Denksinn in das Glaubensleben mixt und dadurch die Gier und Lust immer mehr weckt, so dass letztendlich der Betroffene nicht mehr in der Lage ist, klar und nüchtern zu denken, vielmehr ist sein Denksinn völlig verderbt.

Wie gegensätzlich leuchtet doch die andere Form der Frömmigkeit auf, die in der Tat ein Kapital darstellt, wenn sie aus dem Glauben an Gottes Wort ruht und uns erkennen lässt, dass wir doch allem Irdischen in Christus gestorben sind und hier unten in Genügsamkeit und im Frieden mit Gott auf das Erscheinen unseres Herrn warten sollen.

Kraftlos

In der Fortsetzung beschreibt Paulus Gläubige, „die eine Form der Frömmigkeit haben, die Kraft derselben aber verleugnen“ (2Tim 3:5).

Unsere Kraftnahrung sind die Worte des Glaubens und die köstliche Lehre (1Tim 4:6). Die Quelle ist Christus, unser Herr. Wieviel Freude kann unser Herz erfüllen, wenn wir in der Stille über Seinem Wort sitzen und dieses auf uns einwirken kann. Nur diese Nahrung gibt uns die so nötige Kraft.

Die Kraftlosigkeit so vieler Gläubigen kommt daher, dass sie keinen Zugang zum Wort selbst haben. da werden lieber fromme, romanhafte Bücher gelesen, oder es wird zu sonstigen geistlichen Hilfsmitteln gegriffen. Aber zu der Schrift selber ... nein danke, die ist mir zu schwer, die verstehe ich nicht!!

Wenn Paulus uns auffordert, uns von denen abzukehren, die irdisch gesinnt sind, die also mehr Freunde des Genusses als Freunde Gottes sind, so fällt uns dies insofern leicht, weil wir uns in deren Gesellschaft sowieso nicht wohlfühlen.

Leider wächst in der heutigen so gefährlichen Frist die Zahl derer, die sich mit einem Schein der Frömmigkeit umgeben. Das Schlimme daran ist, dass diese Gläubigen ihr dünkelhaftes Wesen gar nicht mehr merken. Sie brüsten sich zwar, Nachfolger Jesu zu sein, haben aber ihr altes Leben mit all den damit verbundenen Genüssen und Begierden nie dem Herrn ausgeliefert, sind nie mit in den Kreuzestod gegangen und wurden somit zu Feinden des Kreuzes (Phil 3:18-19).

Wenn wir jedoch losgelöst sind von dem irdischen Streben, im Geiste nach dem Oberen trachten, wenn wir das uns in Gnaden zugefallene Losteil betrachten dürfen, heute in der Vorfreude, vielleicht schon recht bald als Realität, wenn wir uns an den geistlichen Segnungen laben dürfen, so rückt doch all das Irdische immer weiter zurück, und wir dürfen mit einem freudigen Wandel das Geheimnis der Frömmigkeit in Wohl-Verehrung unseres Vaters ausleben.

Möge uns doch diese Frömmigkeit mit Genügsamkeit in diesen letzten Tagen sehr wichtig werden.

...groß ist das Geheimnis der Frömmigkeit!

Als Er uns stellte auf den Grund,
der CHRISTUS ist, SEIN lieber SOHN,
und ER durch des Apostels Mund,
nun fromm zu leben, frei von Frohn.
Wir seh’n, wie Satan uns verstrickte
in Lügen, die wichen, sie wurden zum Traum.
Die Frömmigkeit nun ein jeder erblickte;
ER führte zur Wahrheit, ER schuf ihr Raum.
Die Menschen draußen verstehen uns nicht
weil wir, wenn wir wahr sind in dieser Welt,
fröhlicher leben durch der Lüge Verzicht,
da SEIN GEIST in uns dies Geheimnis erhellt!
ER enthüllt nun des Geheimnisses Tiefen,
wie deren Auswirkung sei im Gotteskind.
In uns’res geliebten Paulus Briefen,
wenn wir in Wahrheit beständig sind!
Wenn Frömmigkeit sich zeigt an der Liebe zum HERRN,
zu den Geschwistern, besonders Einsamen, Schwachen,
nicht ruhmredend seiend, nur tröstend und gern,
so wird SEIN GEIST über’m Wahr-Bleiben wachen!
Dank VATER DIR, DU GOTT im Licht,
DU hast uns Ärmste nicht verachtet.
Der Weisheit der Welt galt DEIN Verzicht,
wir sind des Geheimnisses würdig geachtet!
So lasst uns beständig bleiben,
bis ER abruft aus dieser Welt.
Lasst fromm uns leben, auch in Leiden,
Er holt uns bald ins Himmelszelt!
J. S.

Auslegung von Bruder A. E. Knoch

In dem „Concordant commentary on the New Testament“ von A. E. Knoch fanden wir eine etwas von der unsrigen abweichende Auslegung, die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Es handelt sich um 1Tim 3:16 und hier speziell um das Wort Er, der geoffenbart wurde .... Bruder Knoch bezieht diesen Teil des Verses nicht auf Christus, sondern auf die Frömmigkeit. Grundlage ist hier die ältere nicht revidierte Ausgabe der Konkordanten Übersetzung bzw. das „Concordant Literal New Testament - The Memorial Edition“.

Wir geben im Folgenden die Übersetzung aus dem oben genannten Kommentar wieder, der ja leider nur in englischer Sprache vorhanden ist:

1. Timotheus 3
1Tim 3:15:
In diesem Brief ist die Herausgerufene der öffentliche Darsteller der Wahrheit. Sie wird „Gottes Haus“ genannt. Wie ein Pfeiler im Tempel hielt sie die Wahrheit Gottes aufrecht und offenbarte sie.

In Pauli 2. Brief an Timotheus geschrieben, nachdem der Abfall eingesetzt hatte, nennt er die Herausgerufene ein „großes Haus“, in dem sowohl Geräte zur Ehre, als auch andere sind. So ist es heute der Fall. Die Gemeinde ist nicht mehr der Pfeiler und Untergrund der Wahrheit“.

1Tim 3:16:
Nicht nur die Aussage des Manuskripts ist gegen die Lesart „Gott geoffenbart im Fleisch“, sondern andere Erwägungen zwingen uns zu demselben Schluss.

In der typischen Lehre von der Stiftshütte stellte der Vorhang Sein Fleisch dar (Hebr 10:20). Nun enthüllte der Schleier nicht die göttliche Gegenwart, sondern er verbarg sie vielmehr. Es konnte nicht gesagt werden, dass er sie offenbarte. Der Ausdruck „gerechtfertigt im Geiste“ ist auch unpassend, wenn er auf Christus angewendet wird. Die Verkündigung unter den Nationen ist fehl am Platze, da solche in dienst erst versucht wurde, ??? lange nachdem Er „in Herrlichkeit aufgenommen“ worden war.

Der ganze Abschnitt handelt vom Wandel. Das Geheimnis des frommen Menschen wird aufgezeigt in seinen mannigfachen Offenbarungen in denjenigen, in denen er sich auswirkt (wörtlich: die sein - des frommen Wandels - Gegenstand sind).

Er (der fromme Wandel) sollte geoffenbart werden im Fleisch durch die vorbildlichen Taten, die er hervorbringt, er erfreut sich der Rechtfertigung im Geist, ist der Gegenstand der Betrachtung durch die Boten (Eph 3:10), wird unter den Nationen verkündet und wird von der Welt hinweggenommen werden, ehe der Herr zum Gericht erscheint.

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