Adam und Abel

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Abschrift: Wer ist Satan?
Satans Ursprung, Werke und Ziel (Heft 4)
aus der Reihe „Mannigfaltige Weisheit Gottes“
von M. Jaegle 1977

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß
Als Schrift noch erhältlich.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

2. Adam und Abel

Beginn der Heilsgeschichte der Menschheit

Der neue Inhalt des Lebens unserer Ureltern

Als Gott das Gerichtsurteil über Satan aussprach (1Mo 3:15) wurde dem ersten Menschenpaar etwas ganz Neues über ihr Zusammenleben offenbart: Das Weib sollte Nachkommen gebären. Diesem Samen war die Verheißung zugeeignet, dass er dem Verführer den Kopf zermalmen und des Weibes Retter sein werde. Folglich war es ganz selbstverständlich, dass Eva meinte, ihr Erstgeborener wäre der Verheißene. Das bezeugt sie bei seiner Geburt mit dem Ausruf: "Ich erwerbe einen Mann, Jewe!" (1Mo 4:1). Der Name dieses Erstgeborenen, Kain, heißt "Erworben".

Der böse Sohn

Danach gebar das Weib einen zweiten Sohn (1Mo 4:2). Dessen Namen verrät uns, dass die Eltern mit Kain keine guten Erfahrungen gemacht hatten; denn Eva nennt den zweiten Sohn Abel, verdolmetscht "Eitelkeit", was den unbefriedigenden und enttäuschenden Charakter falscher Hoffnungen bezeichnet. Mit diesem Namen bringt Eva zum Ausdruck, dass ihr erster "erworbener" Sohn der Eitelkeit und damit der Sünde unterworfen war und niemals der verheißene Retter sein konnte. Entgegen ihrer Erwartung mussten die Eltern bei Kain schon früh einen bösen Charakter erkennen. Die Art seiner Opfer offenbarte ihn als einen ungehorsamen, widerspenstigen Sohn. Denn seine Nahegabe war das Gewächs des verfluchten Erdbodens und nicht das geforderte Tieropfer.

Mit dem Schlachten der ersten Tiere im Paradies (1Mo 3:21) unterrichtete Gott die ersten Menschen, dass man sich Ihm nur mit blutigen Opfern nahen durfte, denn allein solche dienten Ihm als Vorbilder für die Opferung Seines Sohnes. Diese Lektion hat Adam dann im Gehorsam nachvollzogen, wodurch er Gottes Nachahmer wurde. Dass die Eltern in der Folge auch ihre Söhne anwiesen, sehen wir an Abels Tieropfern (1Mo 4:4).

Nicht so Kain. Er opferte Gott von der Frucht des fluchgetroffenen Erdbodens, dessen Erzeugnisse er im Schweiße seines Angesichts erarbeitet hatte. Das bedeutete bewussten Ungehorsam gegen Gottes Anordnung. Kain hatte nicht ausgeführt, was vorbildlich auf Gottes allein rettendes Opferlamm hinwies, sondern hatte den Grund "zur Aufrichtung eigener Werkgerechtigkeit" gelegt.

Wie müssen doch Adam und Eva unter diesem ungeratenen Sohn gelitten haben! Wohl ähnlich wie Isaak und Rebekka durch die heidnischen Frauen ihres Sohnes Esau; denn es heißt (1Mo 16:35): "Und sie werden zur Bitterkeit des Geistes für Isaak und Rebekka."

Hier muss noch erwähnt werden, dass Eva selbst den Kain zur Werkgerechtigkeit gelegt hat. Das geschah, als sie ihrem Erstgeborenen den Namen "Erworben" gab. Hätte sich dieser zum guten Sohn entwickelt, so würde sie ihn als ihr eigenes Werk angesehen haben. Vor diesem Irrtum bewahrte sie aber Gott durch die Boshaftigkeit Kains. Wie gründlich sie davon überführt wurde, dass eigene Leistungen und Werke für die Errettung gänzlich unbrauchbar sind, bezeugte sie mit dem ihrem zweiten Sohn gegebenen Namen "Eitelkeit". Durch diesen Namen brachte sie ihren Glauben zum Ausdruck, dass der Retter von Gott kommen muss und nicht von Menschen hervorgebracht werden kann. Und jetzt, nachdem sie alles von Gott erwartete, konnte Er ihr einen gehorsamen Sohn schenken!

Der gute Sohn

Während sich bei Kain zu seinem Gott missfälligen Opfern (1Mo 4:5) auch noch sein Ungehorsam gegen die Eltern gesellte, gehorchte ihnen Abel, indem er wie sie Gott wohlgefällige Opfer darbrachte (1Mo 4:4). Daraus können wir schließen, dass Abel in allem den Eltern ein gehorsamer Sohn war und ihnen auch in ihrem Glauben an den verheißenen Retter folgte. Zu welch einer Erquickung und Freude muss deshalb den Eltern ihr gehorsamer und frommer Sohn Abel geworden sein! Wie mag ihr Herz an ihm gehangen haben, dies besonders bei Adam, der in ihm solch einen viel versprechenden Nachfolger besaß. Die Wonne an Abel muss bei Adam aufs höchste gestiegen sein, so dass er sagen konnte: "Dies ist mein gehorsamer, lieber Sohn, an dem ich meine Lust und Freude haben kann!" Jesus Selbst nennt ihn "Abel, den Gerechten" (Mt 23:35). Dann finden wir ihn, um seines vorbildlichen Glaubens willen, in der "Wolke der Zeugen" (Hebr 11:4; Hebr 12:1). Und in Hebr 11:3 wird ihm Gottes Wohlgefallen bezeugt. Ein solcher Sohn konnte seinem Vater wahrlich ans Herz wachsen!

Hier hatte Gott im ersten Familienleben eine überaus günstige Lage und Voraussetzung für die auf Christus hinweisende Dahingabe des Sohnes Gottes geschaffen. Aber mit welch furchtbarem Trauerspiel geschah dies! Es war eine Stunde der Vollmacht der Finsternis.

Der Brudermord

Im Paradies wirkte Satan, der Verführer, durch die Schlange, sein Medium. Nun aber erhob er sich als der Menschentöter, wozu er Kain als Werkzeug benutzte. Und so brachte er das Furchtbare zustande: Kain erschlägt seinen Bruder Abel! Der Apostel Johannes berichtet diese Tat mit den Worten: "Kain, der von dem Bösen (Satan) war, schlachtete hin seinen Bruder" (1Jo 3:12). Kain war also ein ausgesprochener Sohn des Widerwirkers; denn er war wie dieser ein Menschenmörder von Anfang an!

Mit dieser traurigen Szene hat Gott ein klar erkennbares Vorbild des Todes Seines Sohnes gegeben. Überraschend deutlich liegen diese Züge in Abels Ermordung durch seinen Bruder. Denn ebenso haben die Pharisäer, Schriftgelehrten und Obersten als Samen des Bösen (Mt 13:38-39; Joh 8:44) ihren Bruder Jesus, den Gerechten, erschlagen.

Überdies hat Gott mit der Ermordung Abels eine anschauliche Auslegung über die Zermalmung der Ferse des Retters durch Satan gegeben. Mit diesem Bild ist der Tod des Sohnes Gottes angezeigt.

Adams vorbildlicher Schmerz

Zu dem Verlust Abels gehört noch ein ergreifendes Bild, über das zwar nichts berichtet wird, das aber dennoch Wirklichkeit war. Das ist der leidtragende und schmerzerfüllte Vater Adam. Es kann ja nicht anders sein, als dass er nun, seines Liebsten auf so schreckliche Art beraubt, unsäglich litt.

Hier haben wir einen stummen, aber vielsagenden Hinweis, wie tief Gott gelitten hat, als die Feinde Seinen Sohn so schmählich und auf die grausamste Art hinmordeten. Das kommt in Röm 8:32 mit den Worten zum Ausdruck: "Er, der doch Seines eigenen Sohnes nicht verschont, sondern Ihn dahingibt für uns alle...." Die beiden Worte "nicht verschont" und "dahingibt" lassen erkennen, dass Gott Seinen Sohn sozusagen von Seinem Herzen reißen musste, um Ihn in Feindes- und Mörderhände, ja, sogar unter die Vollmacht der Finsternis zu geben. Und das ist das ergreifende Merkmal des ersten Vorbildes: die Vorschattung der Ermordung des Sohnes Gottes durch den Widerwirker. Kein Lichtblick strahlt aus dieser ruchlosen Tat, nur das Böse starrt uns an. Deshalb waren für den Anfang der Heilsgeschichte weitere Vorbilder nötig, mit denen der unermessliche Segen des Opfertodes des Sohnes Gottes prophetisch gezeigt wird.

Ein solcher ist das nächste:

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3. Abraham und Isaak