Die Heimat des neuen Menschen

Aus Bibelwissen
Version vom 29. März 2016, 14:51 Uhr von MI (Diskussion | Beiträge) (Der Himmel ist offen)

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nach dem gleichnamigen Buch von Andrew Jukes

"Der neue Mensch und das ewige Leben"

Gedanken über das zwölffache "Wahrlich, wahrlich!" des Sohnes Gottes im Evangelium Johannes


in Bearbeitung


1. Der "Amen" und "der Jünger der da zeugt" - Einleitung
2. Die Heimat des neuen Menschen - Das erste "Wahrlich, wahrlich"
3. Die Geburt des neuen Menschen - Das zweite "Wahrlich, wahrlich"
4. Das Gesetz des neuen Menschen - Das dritte "Wahrlich, wahrlich"



Das erste "Wahrlich, wahrlich"

2. Die Heimat des neuen Menschen

Joh 1:50 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Weil ich dir sagte: Ich sah dich unter dem Feigenbaum, glaubst du? Du wirst Größeres als dies sehen.
Joh 1:51 Und er spricht zu ihm: W a h r l i c h, w a h r l i c h, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel offen sehen und die Engel Gottes auf- und niedersteigen auf den Sohn des Menschen.


Wo bist Du?

Die erste große Frage im Alten Testament lautet: "Wo bist Du? (1Mo 3:9). Dies ist Gottes Frage an den gefallenen Menschen, und hiermit drängt Er ihn, sich zu besinnen, wo er sich jetzt befindet, ob sein gegenwärtiger Zustand der rechte sei, und warum er nicht mehr bei Dem ist, der ihn gemacht hat. Die erste Frage des Neuen Testaments ist diese: "Wo ist Er?" (Mt 2:2), und zwar wird sie von Menschen gestellt, welche soeben durch das himmlische Licht aufgeweckt worden sind zu dem Gefühl, dass sie einen Gott und Heiland brauchen, und welche zu wissen begehren, wo sie denselben finden können. Und hierauf gibt der Evangelist sogleich eine Antwort: - "Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, und sie werden Seinen Namen Immanuel heißen, das ist: "Gott mit uns". Die Frage Gottes bekundet den Zustand des Menschen, dass er nämlich nicht da ist, wo Gott ihn hingestellt hat. Des Menschen Frage lockt der Vorsatz, der in Gottes Herzen war, hervor, dass "Gott mit uns ist", so tief gefallen wir auch sind, und dass unsere Natur trotz unserem Fall Seine Wohnstätte ist.

Das erste der verdoppelten Amen berührt diese beiden Wahrheiten. Unser Herr eröffnet die ganze Reihe von Amen, indem Er sagt: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, von nun an werdet ihr den Himmel offen sehen und die Engel Gottes auf- und niedersteigen auf des Menschen Sohn", und diese Worte bezeugen, dass der Himmel des Menschen lang verschlossene Heimat, jetzt wieder geöffnet werden soll und dass alles, was der Mensch verloren hat, in und durch seinen Erben, das heißt, durch "des Menschen Sohn", zurückgebracht werden wird. Davon zeugt das erste "Wahrlich, wahrlich" von der Heimat des Neuen Menschen. Der Himmel ist seine Heimat und der Himmel ist ihm wieder geöffnet. Durch Ungehorsam verlor der alte Mensch diese Heimat, jenes Paradies, wo er als Sohn Gottes mit Gott umgehen und Ihn sehen konnte, und jetzt ist er ausgeschlossen und in die Knechtscahft der äußere Natur gezwängt und, da er Gottes Leben verloren hat, ist er auch für den Himmel unfähig geworden.

Der Neue Mensch, der durch die Innewohnung des Wortes Gottes gebildet wird und "der Erkenntnis nach erneuert wird noch dem Ebenbild Dessen, der ihn geschaffen hat" (Kol 3:10), kommt durch das notwendiges Gesetz seines Lebens, welches vom Himmel und von Gott ist, durch das Ablegen und Sterben des alten, fleischlichen Lebens zu dem geöffneten Himmel und zu dessen Engescharen zurück als zu seiner wahren Heimat und Wohnstätte. Dies ist das Zeugnis, welches das erste wiederholte Amen ablegt: "Wahrlich, wahrlich, von nun an werdet ihr den Himmel offen sehen und die Engel Gottes auf- und absteigen auf des Menschen Sohn".

Die Taufe Jesu

Diese Worte wurden von einem gesprochen, dem sich der Himmel soeben geöffnet hatte, der, welcher als Mensch erfunden, sich selbst erniedrigte und gehorsam wurde, und zwar nicht nur zum Tod, ja zum Tod am Kreuz, sondern auch zu jenem Tod in der Taufe, der dem Menschen den einzigen Weg zeigt, auf welchem er als gefallenes Geschöpf zum Könighaus Gottes zurückkehren kann. Als daher im Gehorsam zu des Täufers Zeugnis alles Volk getauft war, - und somit des Menschen Zustand als von Natur tot für Gott, bekannt hatte (obgleich das Volk selbst dies nicht verstand) und auch bekannt hatte, dass man nicht anders als durch den Tod Befreiung finden könne - da geschah es, dass, "als Jesus getauft war und Er aus dem Wasser stieg, sich der Himmel auftat und der heilige Geist in leiblicher Gestalt hernieder fuhr auf Ihn wie eine Taube, und eine Stimme aus dem Himmel kam, die sprach: Du bist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe". (Lk 3:21.22).

Auf diese Weise wurde dem Menschen der Himmel wieder eröffnet. Dann trat der, welchem er sich öffnete, hervor, um den Menschen von der wahrhaftigen Heimat zu verkünden, und auf welches Weise sie erreicht und in Besitz genommen werden kann; nicht indem wir unseren gegenwärtigen Zustand verbergen, dass wir nämlich für Gott tot und von Ihm abgefallen sind, sondern indem wir bekennen, durch einen Tod in dem Wasser der Taufe, da wir mit unerem Haupt begraben werden, sodann indem wir mit Ihm durch jene zweite, größere Taufe sterben und begraben werden, wovon Er redete, als Er sagte: "Ich muss mich taufen lassen mit einer Taufe, und wie ist mir so bange, bis sie vollendet werde" (Lk 12:50), indem wir gewiss sind, dass, wenn wir dergestalt unseren rechten platz einnehmen, als tot für Gott und als Seinem Gericht verfallen, Er auch Seinen Platz als Heiland einnehmen muss und auch zu uns wie zu Christus sagen wird, als deresebe unsere Stelle einnahm: "Du bist mein lieber Sohn"

Freilich tritt alles da, was den Weg der Rückkehr des Menschen zu seiner wahren Heimat, aus welcher er durch Ungehorsam fiel, anbelangt, - wenn es auch durch Christi Taufe vorgebildet wird - dem Wortlaut nach nicht hervor, bis jenes zweite "Wahrlich, wahrlich" erschallt, welches uns sagt, dass der Weg zu dem Königreich durch jene tiefen Wasser führt, welche der Jordan darstellt. Dieselbe Tatsache aber, dass der Himmel dem Menschen von nun an offensteht - dass er jene Welt des Lichts und der Liebe, für welche er geschaffen wurde und aus der er so lang verbannt war, wiedersehen soll - dass er zu einer neuen Kreatur gemacht werden soll, bestätigt, mit geistlichen Dingen umzugehen, nicht nur als Mensch, sondern als "Menschensohn" wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung durch Jesus Christus - und dass er sich auf seinem Weg zu seiner wahren Heimat himmlischer Gesellschaft bewusst werden soll, der auf- und niedersteigenden Engel nämlich - von diesem Allen gibt dieses erste "Amen, Amen" Zeugnis, und daher wird uns hier die rechte Heimat des neuen Menschen gezeigt, das heißt des Menschen, der durch Christus Jesus erneuert ist. Der alte Mensch ist von der Erde, ihr ähnlich und an die Erde gekettet, er sieht und achtet die himmlischen Dinge nicht. Der neue Mensch aber ist vom Himmel, und da er himmlischer Geburt ist, kann er schon hienieden in dem Licht des Himmels wandeln und dasselbe darstellen. Dies ist der Inhalt dieses wiederholten Amen: "Ihr sollt den Himmel offen sehen und die Engel Gottes auf- und niedersteigen auf des Menschen Sohn.

Der echte Kern Israels

Ich sagte, dass dieses Zeugnis gleich nach Seiner Taufe von Christus abgelegt wurde, und zwar den zuerst um Ihn versammelten Jüngern gegenüber. Das waren alles Leute, die aus dem echten Kern Isrels entsprungen waren, aus dem Israel, welches damals, wie auch jetzt die Kirche, unter eine Fremdherrschaft verfallen und innerlich von endlosen Trennungen zerrissen war. Aber obgleich gefallen, waren sie nicht verlassen. Ein von Gott gesandter Zeuge hatte Buße gepredigt, und nicht wenige hatten es erkannt, dass seine Worte Wahrheit sind, und nachdem sie eine zeitlang seine Jünger gewesen, wurden diese bald durch Seine Lehre Jünger eines höheren Meisters. Etliche waren wie Andreas durch ihren irdischen Lehrer zu dem Herrn selbst gekommen (Joh 1:35-37. Andere werden wie Petrus durch einen Bruder nach dem Fleisch "zu Jesus gebracht", welcher jetzt dem Herrn nachfolgt, nachdem er zuerst einem folgte, der von Gott gesandt war (Joh 1:40-42). Noch andere werden wie Philippus von dem Herrn selbst "gefunden" und "gerufen", wie geschrieben steht: "Jesus findet Phillipus" (Joh 1:43), während wieder andere wie Nathanael von denen gerufen werden, welche Jesus rief (Joh 1:45) und diese sind wohl das gewöhnliche Vorbild wahrhaftiger Jünger. An einem dieser Letzeren, und nicht an Johannes oder Petrus richtet Jesus dieses "Amen, Amen" und sagt: Von nun an werdet ihr sehen", denn die Verheißung gilt allen, auch den schwächsten und am wenigsten ausgezeichneten Seiner Jünger.

Doch es muss zuerst etwas gelernt werden, ehe man dorthin kommt. Der Jünger muss zuerst lernen, dass er gesehen wird, ehe er hört, was er sehen soll. Daher spricht unser Herr: "Ehe dich Philippus rief, sah ich dich" (Joh 1:48), beor er das Wort sagt: "Ihr werdet den Himmel offen sehen". Denn zuerst müssen wir lernen, dass uns unser Herr durch und durch kennt, ehe wir erfahren können, was wir selbst seinerzeit schauen sollen. Sodann folgt das Bekenntnis, die Frucht davon, dass wir uns also durchschaut fühlen: - "Rabbi, Du bist der Sohn Gottes, Du bist der König Israels". Danach folgen die Worte: "Du glaubst, weil ich Dir gesagt habe, dass ich Dich gesehen habe unter dem Feigenbaum, Du wirst noch Größeres als das sehen. Wahrlich, Wahrlich, ich sage dir, von nun an werdet ihr den Himmel offen sehen udn die Engel Gottes hinauf- und herabfahren auf des Menschen Sohn".

Die Verheißung Christi

Diese Verheißung Christi aber bezieht sich auf das, was vor Zeiten in einer Vision geoffenbart worden war, als Jakob zu Bethel eine Leiter sah, welche die Erde mit dem Himmel verknüpfte, auf welcher die Engel Gottes auf- und niedersteiegen, und da der Herr selbst an der Spitze stand und zu dem müden Pilger sagte: "Siehe, ich bin mit dir", so dass Jakob veranlasst wurde zu bekennen: "Der Herr ist an diesem Ort und ich wusste es nicht; dies ist nichts anderes als das Haus Gottes, und hier ist die Pforte des Himmels (1Mo 28:12-17). Dies alles wird hier kundgetan, und war nicht nur im Gesicht, sondern als gegenwärtige Tatsache, welche, obschon wir sie nicht sehen, fest durch dieses wiederholte Amen des treuen Zeugen verbürgt wird, indem er uns sagt, dass die Gemeinschaft mit der unsichtbaren Welt für den Menschen in Christo wieder hergestellt ist, dass der lang verschlossene Himmel ihm wieder offensteht, weil unsere Natur nichts anderes ist als Gottes Haus und dieses Fleisch durch Seine Gnade die Pforte des Himmels geworden ist, ja dass der Herr selbst an diesem Ort ist, obschon wir es nicht wussten, sondern uns zum Schlaf hingelegt haben wie Jakob auf einem Stein statt Kopfkissen, als ob es keinen gegenwärtigen Gott gäbe.

Christi Fleisch ist die Leiter, welche Himmel und Erde verbindet. Indem es dieses kundmacht, bezeichnet dieses erste "Wahrlich, Wahrlich" auch weiterhin des Menschen eigentlichen Namen, der zwar in Adam verloren ging, aber in Christo wieder hergestellt wurde, dass Er nämlich nicht nur der "Weibersame" ist, so groß auch die Herrlichkeit ist, welche mit diesem Namen in Verbindung steht, sondern auch des Menschen Sohn", das heißt der Erbe des unzertrennten Menschen, ehe noch irgendwelche Scheidung eingetreten war. Doch ich will hier nicht auf die volle Bedeutung des Namens Menschen-Sohn eingehen, da derselbe bei dem Zeugnis betreffs der göttlichen Natur des neuen Menschen in Christo Jesu noch klarer vor unsere Augen tritt (in dem sechsten "Wahrlich, Wahrlich"). Jetzt wende ich mich zu der Verheißung, dass wir "von nun an den Himmel offen sehen sollen und die Engel Gottes auf- und niedersteigen auf des Menschen Sohn". In erster Linie bedeutet die Verheißung dies, dass der Mensch von nun an seine längst verlorene himmlische Heimat wieder sehen soll. Ist es denn möglich, dass wir hienieden den geöffneten Himmel schauen sollten? Ist der Himmel nicht noch weiter von uns entfernt als die Sonne? Und ist es daher nicht einfach unglaublich, dass wir denselben sehen oder Gemeinschaft mit ihm haben solten?

Nein - Christi Worte sind wahr. Durch Ihn können wir hinieden in den Himmel eingehen und Gottes Gemeinschaft ebenso wahrhaftig genießen wie die Heiligen von Adam im Paradies an bis auf Johannes in Patmos. Der Himmel ist nicht weit weg. Der Himmel ist unsere Heimat. Es ist nur unser Fleisch mit seinem gefallenen Ich und seinem Unglauben, das uns hindert, das Königreich zu sehen, welches nahe herbeigekommen ist (Mt 3:2). Denn was ist der Himmel anderes als die lichte Geisterwelt, welche für den natürlichen Menschen nur darum verloren gegangen oder verschlossen ist, weil das Leben Gottes durch den Sündenfall erstickt ist und das geistliche Gesicht und Gefühl verloren sind, so dass der Mensch, der doch Geist ist, zufrieden sein mag in diesen irdischen Dingen zu weilen, zwar nicht ohne Sehnsucht nach einer Geistesheimat, wofür jede falsche Religion und aller Aberglaube ein beweis ist, auch noch ohne fortwährenden Protest durch sein Sehnen, Hoffen, Fürchten, ja auch durch seine Träume, dass diese äußere Welt nicht die einzige ist. Denn der Mensch ist Geist in einem irdenen Gefäß und daher ist er, ohne es zu wissen, der Bewohner einer inneren sowohl als einer äußeren Welt.

Nach außen befinden wir uns freilich durch den gegenwärtigen Leib und seines Lebens in der Welt, welche durch die natürliche Sonne erleuchtet wird; aber nach innen befindet sich unser Geist schon jetzt in in der Himmelswelt, welche nur aus dem Grund dem natürlichen Menschen nicht aufgeschlossen ist, weil dies so viel bedeutete, ihm die finstere Welt zu erschließen, in welche wir alle durch die Sünde verfallen sind. Wenn aber der Mensch durch die Gnade im rechten Verhältnis zu Gott steht - wenn er durch Christus dem Geiste nach vom Eigenwillen und von der Eigenliebe zum Vertrauen auf Gott zurückgeführt ist - so erschließt das Auftund des Unsichtbaren uns wiederum jene Welt des Lichtes und der Liebe, welche des Menschen wahrhaftige Heimat und eigenliche Wohnstätte ist. Was daher einem jeden bei seinem Tod kungemacht wird, kann schon hier und jetzt vorgeschmeckt und mehr oder weniger in Besitz genommen werden, und dies in dem Maße, in welchem wir in Christo leben und Christus in uns. Das Auftun des Himmels ist nichts anderes, als das Auftun der inneren, geistigen Welt, welche uns in Gnaden verschlossen bleibt, bis wir zum Frieden mit Gott durch Christus Jesus zurückgebracht sind.

Der Himmel ist offen

Betrachen wir etliche Beispiele dieses "offenen Himmels" aus dem Leben Christi, sodann aus der Erfahrung Seiner Jünger!

In erster Linie steht das Auftun des Himmels, welches bei der Taufe Christi stattfand. Es wird uns nichts Näheres von dem berichtet, was Er hier sah. Es wird nur die Tatsache erwähnt, dass, "als alles Volk getauft war und Jesus auch getauft war und betete, da geschah es, dass sich der Himmel auftat undder Heilige Geist fuhr herab in leiblicher Gestalt auf Ihn wie eine Taube, und eine Stimme kam aus dem Himmel, die sprach: "Du bist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe" (Lk 3:21.22), und dass Er fast als augeblickliches Resultat hiervon in besonderer Weise vom Teufel versucht wurde, indem eine Stimme aus der Hölle sofort jene Wahrheit, welche von der Stimme aus dem Himmel bezeugt worden war, in Zweifel zog und wieder und wieder sprach: "Bist Du Gottes Sohn?" (Lk 4:3.9). Alles dieses geht in Wahrheit noch immer bei den Gliedern Christi in Erfüllung. Was sie eigentlich zu sehen bekommen, mag nicht ganz klar sein.

Vielleicht sehen sie nicht mehr von dieser Geisterwelt, welche ihnen erschlossen wird, wie ein neugeborenes Kindlein von der äußeren Welt erblickt, in welche es eintritt. Ja, vielleicht sehen sie die Dinge, die sie umgeben falsch, wie wir dies Jahre lang auf Erden tun: vieleicht sehen sie "Menschen gehen, als sähen sie Bäume (Mk 8:24). Vielleicht haben sie noch keine Worte, um von dem zu reden, was sie sehen, ja die eigentliche Bedeutung davon mag ihnen noch verborgen sein. Trotzdem ist ihnen der Himmel aufgeschlossen; die Augen anderer können dies erkennen, denn der Geist ruht jetzt auf ihnen wie eine Taube - sie tragen nicht länger "Das Malzeichen des Tieres" (Offb 13:17), sei es der Schlange, des Hundes oder des Fuchses an sich, sondern "den Geist wie eine Taube", der stetigen Liebe und Sanftmut nämlich; - und (was sie nicht vergessen können) eine Stimme hat in ihren Ohren geklungen: "Du bist mein geliebtes Kind".

Bis bisher mögen wir wir uns nicht von einem Knecht unterschieden haben (Gal 4:1-3) obgleich wir zu Gottes Auserwählten gehören, welchen, obschon sie noch im Fleisch sind, "die Kindschaft und die Herrlichkeit und der Bund und das Gesetz und der Gottesdienst und die Verheißungen gehören (Röm 9:4), weil wir nämlich nur Kinder im Glauben waren, obwohl wir berufen sind, in Christo alles zu erben. Jetzt aber haben wir das himmlische Zeugnis unserer Taufe versiegelt, dass nämlich unser Vater uns liebt und Wohlgefallen an uns hat. Jetzt wissen wir, dass wir Söhne sind. Es mag freilich eine Stimme aus der Hölle diese Wahrheit in Zweifel ziehen, und uns zu verführen such, unsere Kindschaft durch dasjenige zu beweisen, was wir zu tun vermögen, anstatt durch die Tatsache, dass wir als Kinder unserem Vater in allen Stücken vertrauen können. Doch die Stimme aus der Hölle kann nicht siegen. Der Himmel hat sich für uns erschlossen, und wenn es auch nur ein Lichtblick war, so kann doch dieser Blick nie vergessen werden.

Die Verklärung Jesu

Als zweites Beispiel für den geöffneten Himmel wollen wir jene Sterne betrachen, wie gewöhnlich die Verklärung genannt wird, welche auch ein Beweis für dasjenige ist, wozu Christi Glieder hier in diesem Leben gelangen können. Denn Christi Verklärung ist ebenso gewiss eine Stufe der Erfahrung eines Christen, wie es Seine Taufe, Sein Fasten oder Seine Versuchung ist; vielleicht ist es keine so frühe Erfahrung, denn die Verklärung tritt erst kurz vor Seinem Tod ein, doch kann dieselbe ganz gewiss erfahren werden, wenn wir Ihm nachfolgen bis zur Gemeinschaft Seiner Leiden. Denn diese Begebenheit wird nicht in jedem Evangelium erzählt, welches Christus als das ewige Wort darstellt, sondern in denjenigen, welche Ihn als Abrahams Same und als Sohn des Menschen kundtun, damit alle Söhne Abrahams, ja sogar alle Söhne Adams lernen, dass sie nicht nur zu dem geöffneten Himmel oder zu jener Stimme gelangen können, welche spricht, "Du bist mein lieber Sohn", sondern auch zu einer Gemeinschaft der Heiligen, wie sie hier beschrieben ist, so dass sie mit solchen reden und umgehen können, welche wie Mose und Elias, obgleich seit Jahrhunderten von hier geschieden, doch sehr nahe sind und sogar für uns Sorge tragen und mit uns reden.

Ja dürfen wir nicht fragen, ob diese Verklärung eigentlich eine Veränderung bei dem geliebten Sohn war, so dass Er in einer Gestalt erschien, in welcher Er bis dahin nicht gewandelt war, oder ob die Veränderung nicht vielmehr bei Seinen Jüngern war, so dass sie Ihn jetzt erkannten, wie Er immer gewesen, dass Er nämlich in zwei Welten lebt, in der sichtbaren und unsichtbaren, auf Erden wandelt und doch zugleich "des Menschen Sohn, der im Himmel ist" (Joh 3:13), mit Menschen sich unterredend und doch zugleich mit den Abgeschiedenen in dem Lichte Gottes verkehrend? Welche Anschauung wir auch zu der unseren machen, die Lehre, die wir daraus ziehen, bleibt dieselbe: "Wir können kommen" - ja, "wir sind gekommen zu den Geistern der vollendeten Gerechten" (Hebr 12:22-28).

Ich scheue mich beinahe von dem zu reden, was hier erschlossen wird. Aber die Evangelien reden von diesen Dingen, und daher müssen dieselben früher oder später als ein Stadium in Christi Leben eine Stufe in unserer Erfahrung werden, wenn Christus unser Leben ist. Denn Er ist derselbe, gestern, heute und in alle Ewigkeit. Wenn Er daher in uns lebt, so müssen wir, wie Er vom Heiligen Geist empfangen sein, und sodann wie der Mann der Schmerzen mit Leiden und Kummer vertraut werden. Lebt Er in uns, so werden uns die Leute als von Gott geschlagen und gemartet halten: ja wenn wir Ihm gleich sind, so müssen wir unter die Übeltäter gerechnet werden (Jes 53:2.4.12). Doch gibt es noch anderes, was mit dieer Erfahrung zusammenhängt, und darunter ist auch dieser Vorschmack der Herrlichkeit, welche in uns geoffenbart werden soll, dass nämlich, während wir beten (Lk 9:28-30) mit etlichen derer, die uns am meisten lieben, die Gestalt unseres Angesichts anders wird und himmlische Gefährten mit uns in Gemeinschaft gesehen werden, welche mit uns von dem Ausgang (oder Auszug) reden, den wir erfüllen sollen, aus jener Stadt nämlich, welche geistlich Sodom und Ägypten heißt, wo auch unser Herr gekreuzigt wurde (Offb 11:8) wenn wir durch die enge und schmale Pforte des Todes für immer aus dem Haus der Knechtschaft gehen werden. Gewiss ist es eine wunderbare Sache, dass der Mensch noch hier auf Erden und noch mit dem Leib der Erniedrigung bekleidet, im Gesite unmittelbaren, bewusten Umgang mit den Heiligen vergangener Zeiten, die doch hinter den Vorhang eingegangen sind, haben sollte. Doch ist auch dies ein Teil der Verheißung: "Ihr werdet den Himmel offen sehen und die Engel Gottes auf- und niedersteigen auf des Menschen Sohn".

Segen birgt auch Gefahr