Verheißungen für das verstockte und bedrängte Israel

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Abschrift der Schrift: Der ismaelitisch-israelische Konflikt:
von M. Jaegle (1968)

Mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß (+ Dez. 2022), Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

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Inhaltsverzeichnis

Der ismaelitisch-israelitische Konflikt und seine göttliche Lösung

II. I S R A E L

4. Verheißungen für das verstockte und bedrängte Israel

Mit den Hinweisen auf falsch platzierte Verheißungen ist keineswegs gesagt, dass überhaupt keine für Israel in seinem jetzigen Zustand bestünden Es steht sogar unter einer ganz großen, die sich besonders in unseren Tage sehr merklich und segensvoll auswirkt. Für seine schwersten Gerichte und größten Bedrängnisse hat Gott Seinem Volk je und je mit 3Mo 26:44; Jer 5:18 und Hes 20:17 die bestimmte und wiederholte Zusage gegeben, 'dass Er sie vor der völligen Ausrottung bewahren werde.’

Diese mehrfache Verheißung gründet sich vor allem auf Seine, ihrem Stammvater Abraham gegebene Zusage (1Mo 12:2) und Seine unwandelbare Treue. An diese schließt sich Sein weiterer Vorsatz von Jer 31:31-34 an. Mit diesem Ausspruch hat Gott verheißen, einen Neuen Bund mit Israel und Juda zu machen. Deshalb hat Er Sein Volk nach Röm 11:1-3 trotz seiner Verstockung (Apg 28:26-27) nicht verstoßen, sondern wacht über ihm, dass auch dem stärksten Feind Israels Ausrottung nie gelingen wird. Deshalb durften nach göttlichem Willen jene gewaltigen Raketen, welche Land und Volk in Israel hätten vernichten können, nicht abgeschossen werden.

In Röm 11 sagt aber Paulus noch ein tieferes Wort über Israel. Röm 11:28 lesen wir „Zwar nach dem Evangelium sind sie Feinde um euretwillen, nach der Auserwählung aber sind sie Geliebte um der Väter willen."

Israels Feindschaft gegen das von Paulus verkündigte Evangelium, durch welches eine Auswahl aus den Nationen für die Himmelswelt berufen wird, wird uns Apg 22:22 drastisch gezeigt. Jene Menge der Juden, welche bei Paulus Verteidigungsrede anwesend waren hörte still den Bericht seiner Berufung durch den Auferstandenen an. Als er aber den vom Herrn erhaltenen Auftrag aussprach (V. 21): „Gehe hin, da Ich dich fern unter die Nationen ausschicken werde“, da ging der Tumult los. Dass jetzt dieses Evangelium nicht mehr ausschließlich ihnen, sondern auch den Nationen gebracht werden sollte, ertrugen sie nicht. Nach den Versen 22-23 waren sie mit einem außergewöhnlichen Hass und einer Feindschaft ohnegleichen gegen diesen göttlichen Vorsatz erfüllt. Ja, um unser willen sind sie nun Feinde! Und wenn noch gar etliche von ihren Volksgenossen dieses Evangelium annehmen, bekommen diese besonders ihre Feindschaft zu spüren. Leider wurden sie nun aber durch die Verfolgung der christlichen Nationen in ihrer Feindschaft noch bestärkt.

Doch trotz dieser Feindschaft sind sie von Gott Geliebte - um der Väter willen. Als Ieue damals herabstieg, um Sein Volk aus der Sklaverei in Ägypten zu retten, kam Er als der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs (2Mo 3:6).

Welch einen Segen genießen doch alle Juden aller Zeiten ..., unbewusst ..., durch den Bund, den Gott mit ihren Stammvätern schloss, indem sie von Gott Geliebte sind. Aufgrund desselben darf daher Israel in allen Bedrängnissen die Gewissheit haben, nicht ausgerottet zu werden. Noch mit einer weiteren Verheißung wird der Grund ihrer göttlichen Bewahrung unterbaut:

Denn unbereubar sind die (Israel verheißenen) Gnadengaben und die (seine) Berufung Gottes“. (Röm 11:29).

Israel ist berufen, um nach 2Mo 19:5-6 ein Königreich von Priestern und eine heilige (aus allen Völkern ausgesonderte) Nation zu sein. 1Petr 2:9 ruft der Apostel den gläubigen Juden ihre Berufung in Erinnerung mit der dazu gehörenden Aufgabe: „... damit ihr verkündigen solltet (unter den Nationen) die Tugenden dessen, der euch beruft aus der Finsternis zu Seinem erstaunlichen Licht ...“ Weil sich das im kommenden Königreich noch erfüllen muss, lässt Gott keinem Feind die Ausrottung Israels zu.

Zu diesem Unterschied zwischen beiden Verheißungen muss n och eine weitere Erklärung gegeben werden. Die für die Segnungen im Königreich gültigen Zusagen sichern Israels Schutz vor allen Leiden und jedem Schaden, welche ihm auch dort noch Nationen zufügen möchten. Erst dann wird es grundsätzlich, trotz ihm drohender schwerer Bedrängnisse, keiner Waffe mehr gelingen, ihnen Wunden zu schlagen, Jes 54:17.

Von einem solchen (Schutz) berichtet Hes 38 und 39. Der Gog vom Lande des Magog-Volkes wird mit vielen Völkern gegen Israel vorgehen. Aus den Versen Hes 38:8.11.12.14 geht klar hervor, dass dies geschehen wird, wenn Israel als wiederhergestelltes und seinem Gott dienendes Volk sicher in seinem Lande wohnen wird. Wie rasch Gott Sein Volk vor diesem Angriff schützen wird, ist V. 18 zu lesen. Dort heißt es:

“Und es wird geschehen an selbigem Tage, an dem Tage, wenn Gog in das Land kommt, spricht der Herr, Ieue, da wird Mein Grimm in Meiner Nase aufsteigen.“

Wie furchtbar dieses sofortige Gottesgericht über die Angreifer ergehen wird, ist im Vers 22 beschrieben.

Noch einmal wird es darauf Gott mit den Nationen unternehmen, von mSatan irregeführt, die geliebte Stadt und das Lager der Heiligen zu vernichten. Aber auch diesen letzten Überfall wird Gott sofort mimt Feuer vom Himmel im Keime ersticken, wie dies Offb 20:7-10 berichtet ist.

Zu dem Dienst Israels im kommenden Königreich gehört nach Ps 149:6-9 auch die Durchführung „des geschriebenen Gerichtes“ an den Völkern: Rache auszuüben an den Nationen und Bestrafungen an den Völkerschaften. Aber sie werden bei diesem kriegerischen Vorgehen keine Verluste erleiden. Dafür haben wir ein Vorbild aus der Frühzeit Israels.

In 4Mo 3 wird berichtet, dass Israel die Rache Gottes an den Midianitern vollziehen musste. Nach 4Mo 31:16 war dies wegen der Verleitung zur Unzucht. Zwölftausend zum Heere Gerüstete mussten mit Midian streiten (4Mo 31:5-7). Als nach der Rückkehr aus diesem Streit die Obersten Appell hielten, stellten sie fest, dass von den Kriegern Israels kein einziger Mann fehlte. Dieses Heer hatte die Verheißung von Ps 91:7 erfahren. - So wird es auch im Tausendjährigen Königreich wieder sein, als Auswirkung der dem gehorsamen Israel gegebenen Verheißungen.

Ganz anderes ist es mit den göttlichen Zusagen, wenn Israel noch im Unglauben steht. Sie schützen es erst, und dann äußerst wirksam, wenn ihm tatsächlich Ausrottung droht. Sie verhindern aber keinesfalls Verluste an Menschen und Material, wie es beim kürzlichen sieg Israels und nachher auch geschehen ist und wird.

Eine göttliche Richtigstellung

2Thes 2:1-5
Durch die Deutung des Sieges Israels aufgrund von noch außenstehenden Königreichsverheißungen ist eine Situation geschaffen, welche der der Herausgerufenen in Thessalonich gleichkommt. Dort wurden die Gläubigen durch Lehren beunruhigt, als ob der Tag des Herrn schon angebrochen wäre. Deshalb ist Paulus Zurechtweisung auch für das gegenwärtige Geschehen anwendbar. Sehr eindrücklich mahnt der Apostel die dortigen Gläubigen, dass sie nicht so schnell bestürzt und erschüttert sein sollten „aus ihrem Sinn“ ob dieser falschen Belehrung. Dann folgt die Richtigstellung, die auch heute sehr zu beherzigen ist: „Niemand sollte euch täuschen auf irgendeine Weise (als ob der Tag des Herrn gegenwärtig sei), denn sollte nicht der Abfall kommen zuerst und enthüllt werden der Sohn der Gesetzlosigkeit ...“ Mit diesen klaren Worten warnte der Apostel schon die damaligen Gläubigen vor übereilten Folgerungen, die zur Entstellung von biblischen Wahrheit führen, wie sie auch Eph 4:14 angedeutet ist.

Wohl gibt es auch Auslegungen, welche darauf hinweisen, dass Israel heute noch nicht im Glauben zu Christus steht. Ja, es wird dazu offen gesagt, dass es sogar den Antichristen und dessen Scheinfriedensreich annehmen wird und deshalb schweren Gerichten entgegen geht. Das stimmt, denn dies ist die rechte Reihenfolge in der Entwicklung Israels.

Aber dieses richtig Gesagte wird wieder aufgehoben, indem solche Schriften zugleich den Sieg Israels und was sonst noch im dortigen Aufbau geschieht, als Erfüllung von Königreichsverheißungen erklären. Das ist aber ein schreiender Widerspruch! Denn dem heutigen Israel Abfall und Gericht voraussagen und ihm zugleich Erfüllung zuzuschreiben von Segensverheißungen im wiederhergestellten, erneuerten Zustand, ist eine solche Vermengung und Entstellung von göttlichen Wahrheit, dass sich der denkende oder uneingeweihte Leser gar nicht mehr zurechtfindet.

Sobald von Königreichsverheißunngen gesagt wird, sie erfüllten sich vor unseren Augen, ist damit ungewollt vorausgesetzt, der noch ausstehende Abfall sei schon vollendet. Damit wird aber der Eindruck erweckt, der Tag des Herrn wäre schon angebrochen - auch wenn das nicht direkt gelehrt wird. Mit solchen Deutungen heutiger Vorgänge in Israel wird aber die heutige Ekklesia ähnlich und damit verkehrt ausgerichtet, genau wie damals die Thessalonicher, die gelehrt wurden, der Tag des Herrn sei schon gegenwärtig. Grundsätzlich können und dürfen wir deshalb heute noch keinen Vollzug von Verheißungen erwarten, welche erst dem geretteten und zurechtgebrachten Israel gelten, und - wenn der Messias zu ihnen gekommen sein wird. Demzufolge hätte entsprechend der von Gott angewiesenen Schriftteilung keine einzige Königreichsverheißung auf Israels damaligen Sieg im Juni 1967 angewandt werden dürfen.

Auch durch die in Israel n eu aufgelebte Erwartung, dass in Bälde ihr Messias kommen werde, dürfen sich Gläubige aus den Nationen nicht von ihrem Erwartungsgut fortbewegen lassen: des Kommen des Herrn zu ihrer Entrückung. Denn erst nach diesem, der Körperschaft Christi geltenden und nächst bevorstehenden Ereignis und nach der ihm folgenden Drangsal, der großen, für Israel, wird der Messias Seinem Volk erscheinen. Heute ist ihnen aber noch die Weissagung verborgen, nach der sie dann Den erkennen, Den sie einst durchstochen haben (Sach 12:10; Offb 1:7).

Falsch platzierte Erfüllungen göttlicher Verheißungen gleichen dem versetzen edler Pflanzen in ungeeignet Böden, so dass sie verkümmern müssen. Dies ist ein Bild aller nur lücken- und dadurch fehlerhaft wortgebundenen Auslegungen.

Selbst nach seinem Sieg geht Israel in seinem Land noch durch mancherlei Nöte. Dazu ist der Feind weiterhin wirksam und wird ihnen noch manchen Schaden zufügen. Sehr enttäuschend werden deshalb die unweigerlich für Israel noch folgenden, schweren Rückschläge für die sein, die nun schon in falsch begründeter Beharrlichkeit das abschließende mächtige Eingreifen des Messias zur Rettung Seines Volkes erwarten. Solche setzen sich dem Aufkommen von großen Zweifeln aus, sobald sie erkennen werden müssen, dass sich die angeführten Königreichsverheißungen in Wirklichkeit noch gar nicht erfüllt haben.

Aber dazu müssen wir noch auf eine andere große Gefahr hinweisen. Wenn nämlich Israel auf seinem heutigen Wege schon zum durchschlagenden Aufstieg gelangte, müsste ja durch diese fälschlich angeführten Verheißungen das ihnen dann folgende antichristliche Scheinfriedensreich „folgerichtig“ als das wahre Königreich angesehen werden! Das wird aber sowieso der Fall sein. Nach der Schrift wissen wir ja, dass dann die gesamte Wohnerde auch diesem „Betrug“ verfallen wird. Wie schmerzlich und beschämend muss aber das Erwachen solcher Ausleger sein, die im Laufe der Ereignisse erkennen müssen, dass auch sie aus Mangel an Erkenntnis die Erfüllungen göttlicher Verheißungen falsch platziert hatten!

Wenn heute solche Auslegungen Israeliten unter die Augen kommen, müssen sie ja zum Irrtum verführt werden, sie befänden sich schon ganz nahe am Ziele ihres Weges in das ihnen verheißene Messias-Reich, während zuvor noch das Reich des Antichristen aufkommen muss.

Aber nun ist bezeichnend, dass gerade aus Israel ernüchternde Stimmen sich erheben, welche die Begeisterung der Gläubigen im Westen, die im heutigen Geschehen die göttliche Einlösung von Verheißungen sehen wollen, stark dämpfen. Sie geben diesen zu verstehen, dass die Sache bei ihnen in Israel gar nicht so glänzend aussieht. Dafür sprechen die augenscheinlich abnorm großen Schwierigkeiten zu deutlich als dass man sie übersehen könnte. Auch sehen sie mit Bangen, dass ihre Feinde schon wieder gegen sie aufrüsten, denn im Grunde ist Israel als Volk noch ungläubig und deshalb ohne wahres Vertrauen zu Gott.

Das ist der heutige Zustand Israels in ihrem Land. Noch sind sie tot für Gott und wirken im Unglauben und in eigener Kraft. Wie alle anderen Ungläubigen stehen auch sie und Eph 2:2. Nach diesem göttlichen Urteil wandeln auch sie nach dem Äon dieser Welt.

Von diesem Äon sagt die Schrift (Gal 1:4), dass er böse ist; denn nach Gottes Vorsatz ist Satan als Widerwirker der Gott dieses gegenwärtigen Äons (2Kor 4:4). Als solcher wirkt er in den Söhnen der Widerspenstigkeit (Eph 2:2b). Somit steht auch Israel noch unter der Obrigkeit der Finstern (Kol 1:13), weil es noch nicht den Odem (Geist) Gottes besitzt. Denn noch ist nicht der Geist der Gnade über Israel ausgegossen und deswegen sind sie auch noch nicht vom Geist Gottes Geführte. Sie werden deshalb zunehmen mehr von listigen Mächten der Finsternis beherrscht werden.

Nun liegen schon vom Kampf im Jahre 1953 Berichte vor, nach welchen an der Front übermenschliche, weiße Gestalten zur Hilfe Israels erschienen seien. Solche Wundererscheinungen sind auch im letzten Kampf wieder beobachtet worden. Doch dürfen wir in diesem nicht ein göttliches Eingreifen sehen. Die Klarsicht über diesen Punkt erhalten wir von der biblischen schau über den heutigen Zustand dieses Volkes. Denn nicht Gott hat die Führung Israels auf diesem dunklen antichristlichenm Weg übernommen, auf dem die Vielen noch Satan ganz als Werkzeug dienen werden bei der Aufrichtung seines Scheinfriedensreiches. Die Erfüllungen der Weissagungen dieser letzten und traurigsten Phase Israel lässt Gott durch Seinen Feind, den Widerwirker, ausführen.

Da sich nun Israel auf dem Wege seines tiefsten Abfalls befindet, kann es auch gar nicht anderes sein, als dass Satan mehr Interesse an seinem heutigen Aufstieg hat, als an seiner Vernichtung. Denn das wird für ihn mein Triumph sein, wenn es ihm gelingt, Israel zu einem noch nie da gewesenen Fluch für die Völker zu machen. Am meisten geht er aber darauf aus, vom abtrünnigen Israel als ihr Messias anerkannt zu werden und die Christus gebührende Huldigung für sich entgegenzunehmen.

Die heutigen Erklärungen über Israels Sieg mit Königreichsverheißungen bilden ein Gegenstück zu einer früheren unbiblischen Einstellung zu Israel. Bekannt ist ja die Meinung, Israel habe sich mit seinem Ungehorsam alle göttlichen Zusagen verscherzt und wäre daher für immer von Gott verworfen. Heute nun schlägt man in das gegenteilige Extrem um. Man greift Gott vor, indem man Erfüllungen von Verheißungen in unsere Zeit vorverlegt, die Gott aber erst im Königreich einlösen wird.

Noch ein Drittes und ganz stark abweichendes Urteil ist anzuführen: Ein Theologe, der mehrere Israel-Reisen unternahm, zwecks Studium der derzeitigen Verhältnisse, kam zum Urteil: „Was in Israel geschieht, hat nur politischen Charakter und absolut keine Beziehungen zur Endgeschichte!“ - Wie kann man aber als „Theologe“ = „Gottes (Wort) Sprechender“ auch nur so erkenntnislos urteilen, wo uns doch Gott gerade mit Israel eindrücklich zeigt, wie weit die Weltenuhr vorgerückt ist! Deshalb wird wohl kein Gläubiger auf dieses Urteil eingehen.

Jeder recht denkende Mensch freute sich über den Sieg Israels, weil es auf die gehässigste Weise vernichtet werden sollte. Wir aber, als Gläubige, sollten uns durch Gottes Wort auch vor ungnüchternem Siegestaumel bewahren lassen. Denn Gott zeigt uns in Seinen Weissagungen die tragischen Entwicklungen der heutigen Anfänge in Israel.

Diese Erklärung soll in keiner Weise einer Abneigung gegen Gottes irdisches Volk das Wort reden. Sie soll vielmehr unsere Herzen mit noch brünstigerer und erbarmender Liebe zu ihm erfüllen... Haben wir diese wahre Liebe zu Israel, so werden uns angesichts seines Abfallweges Wehmut und Trauer erfassen.

Das hehrste Vorbild für diese Gesinnung ist unser Herr Selbst. Ähnlich wie wir heute, sah auch Er damals Sein geliebtes Volk im begriff die schwerste Sünde zu begehen. Da erfasst Sein Herz ein solch unbeschreiblicher Schmerz, dass Er über sie schluchzte (Lk 19:41). Möchten wir uns doch nicht Seinen Regungen entfremden!

Diese Liebe glühte auch in Paulus Herz zu seinem Volk. Unablässiger Schmerz erfüllte sein Herz und er wünschte selber von Christus weg in den Bann getan zu sein - für seine Brüder, seine Verwandten dem Fleische nach (Röm 9:1-3).

Daher sollten auch wir mit leidtragendem Herzen um Seines irrenden Volkes willen vor Gott stehen und gleich unserem Apostel Paulus für sie um Rettung zu Gott flehen (Röm 10:1). Doch zugleich wollen wir Ihm danken, dass Er Sein Volk nicht für immer verworfen hat, sondern zu der von Ihm bestimmten Zeit herrlich retten wird!

Ganz besonders nahe stehen uns aber heute die Israeliten, welche gemäß der Auswahl der Gnade (Röm 11:5-6) als Glieder der himmlischen Körperschaft Christi berufen sind. Dieser sollten wir im Gebet besonders gedenken, weil sie um ihres Glaubens willen viele Leiden zu tragen haben, und auch deshalb, weil die Erstlingsfrucht aus Israel uns Gewähr ist, d,ass noch ganz Israel, in diesem Bilde die Knetmasse, gerettet wird (Röm 11:16+26).

Zu den Verheißungen aber, die sich auch heute in Israel erfüllen, hat Gott sogar in Seinem Wort ein prophetisches Bild vom heutigen Israel gegeben.

Ein prophetisches Bild vom heutigen Israel

Und zwar in der Rolle des Propheten Hesekiel. (Hes 37:1-10) zeigte ihm Ieue eine ganze Tal-Ebene voll verdorrter Gebeine, welche das ganze Haus Israel sind (Hes 37:11). Er fragt dann den Propheten (V. 3): „Werden diese Gebeine lebendig werden?“ Ach, manche Gläubige haben in den vergangenen Zeiten mit einem strikten „Nein“ geantwortet, indem sie die Wiederherstellung Israels in Wort und Schrift ablehnten.

Der Seher antwortete weislicher. Er erwiderte einfach (V. 3): „Herr, Ieue, Du weißt es!“ Darauf erhielt der Prophet (V. 4-6) die Weisung, über diese verdorrten Gebeine zu weissagen, dass sie wieder lebendig werden. Und tatsächlich, als der Prophet weissagte, wie ihm geboten war (V. 7), da entstand ein Geräusch und ein Getöse, und zwar dadurch, dass die Totengebeine zusammenrückten, Gebein an Gebein. Aber noch mehr. Über diese Gebeine kamen Sehnen; und Fleisch wuchs und Haut zog sich darüber her (V. 8).

Ein wunderbares, ergreifendes Bild von ganz Israels Wiederherstellung. Und doch kommt dann ein „aber“: „Aber es war kein Odem (Geist) in ihnen.“ Die Hauptsache fehlte: der Geist des Lebens aus Gott! Also trotz der wunderbaren Zusammenfügung der Sehnen und des Fleisches, die mit Haut überzogen wurden, waren es noch tote Körper.

Wie deutlich erkennbar ist doch dieses prophetische Bild schon im heutigen Israel. Jahrhunderte lang lagen sie wie tote Gebeine außerhalb ihres Landes zerstreut. Aber das war doch wirklich ein Geräusch und Getöses, welches auf der ganzen Erde vernommen wurde, als Glieder des Volkes in ihrem Land im Jahre 148 zu einem Staat zusammenrückten und diese Gebeine so mit Sehnen,Fleisch und Haut überzogen wurden, dass sie ihr Land erfolgreich verteidigen konnten.

Von dieser Weissagung können wir sagen, dass sie sich vor unseren Augen erfüllt! Aber noch fehlt die Hauptsache: Der Odem des Lebens - Gottes Geist, durch Den sie allein für Gott lebendig gemacht werden (V. 9).

Doch liegen zwischen dem heutigen Zustand Israels und dem seiner Lebendigmachung durch Gottes Geist ganz bedeutungsvolle Ereignisse. Wir können sagen,d ass dies die gewaltigen Geschehnisse des nun zur Neige gehenden Menschentages sein werden. In diesem Trauerspiel wird Israel die Hauptrolle spielen. In ihm wird seine Selbsthilfe den Höhepunkt erreichen. Über diesen so wichtigen Zeitabschnitt der Geschichte Israels und der der Völker, in den wir nun eintreten, gibt uns die Schrift ausführliche Offenbarungen.

Israel hat nun selbst den ersten Schritt in jene Zeit schon getan und zwar mit dem Gebet um einen Tempel. Lassen wir uns deshalb mit dem oben erwähnten, kürzlich von einem ihrer siegreichen Soldaten gesprochenen Gebet in jenen Zeitabschnitt einführen und nun dieses Heiligtum betrachten.

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5. Der Tempel der Endzeit