Satans Ursprung

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Abschrift: Wer ist Satan?
Satans Ursprung, Werke und Ziel (Heft 1)
aus der Reihe „Mannigfaltige Weisheit Gottes“
von M. Jaegle 1965

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß
Als Schrift nicht mehr erhältlich.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Vorschau auf Anfang und Vollendung

2. Satans Ursprung

Satan aus Gott

"Aus Ihm und durch Ihn und zu Ihm ist das All" (Röm 11:36). In wuchtvoller Sprachgewalt und meisterhaftem Zusammenschluss offenbart uns Gott mit diesen wenigen Worten des Universums Ursprung, Erschaffung und Ziel. Der Ausdruck "das All" umschließt die gesamte Schöpfung ohne jegliche Ausnahme. Die tiefe Frage nach der Herkunft alles Bestehenden, die immer wieder große Denker bewegt, wird hier dem kindlichen Glauben so einfach, klar und leicht fasslich beantwortet: "Das All ist aus Gott!"

Dieser, den Ursprung des Alls offenbarende, göttliche Ausspruch enthält damit auch die erste Kunde über Satan. Nicht war er wie Gott einst vor und außerhalb der Schöpfung, sondern wie jedes andere Wesen war auch er von Anfang an ein Teil derselben. Sein Ursprung wird durch Gottes Wort in ein Licht gerückt, vor dem er sich nicht verbergen kann. "Aus Gott!" ist die alleinige Wahrheit auch über ihn.

"Satan aus Gott!" Wie wird doch mit diesem Wort die Wurzel seines Lebens und Daseins bloßgelegt! Schon allein diese Tatsache, dass sein Ursprung auf Gott zurückführt, spricht ihm jede Selbstständigkeit ab. Er ist wie jedes andere Geschöpf abhängig von seinem Schöpfer und von Anfang an Gottes Allmacht untergeordnet. Diese bestimmt auch seine gesamte Laufbahn, deren Richtung damit festgelegt ist.

Diese uneingeschränkte Macht Gottes ist schon in Seinem griechischen Titel "Theos" = Gott erkenntlich. Nach dessen Bedeutung ist Er der Platzanweiser und Verfüger, der alles anordnet, alles an den von Ihm vorgesehen Standort stellt, und der in unumschränkter Vollmacht über alle und alles verfügt. Mit diesem unanfechtbaren Bestimmungsrecht hat Gott über Satan Seine Anordnungen getroffen, bevor dieser erschaffen war und Selbstbewusstsein besaß. Er hat diesem Wesen in Seinem Vorsatz seinen Standort so bestimmt, dass ihm keine Wahl bleibt. Diese Wahrheit zeigt uns den Widerwirker Gottes mit seinen Werken im Rahmen göttlicher Vorherbestimmung und als einen Bestandteil des göttlichen Schöpfungsplanes. Dass sich der Widerwirker an dem ihm gewiesenen Platz ganz in Gottes Hand befindet, der er sich nicht entwinden kann, liegt auch darin begründet, dass Gott der Pantokrator = Allgewaltige (wortgetreu "Alles-Halter") ist (Offb 21:22).

Diese Wahrheit erhärten auch in beschränktem Umfang die in Eph 6:12 angeführten Weltbeherrscher, wörtlich Welt-Halter (griechisch "Kosmokrator"). Nach der Urtextbedeutung von "krateo", sind also auch diese Mächte "Halter" und zwar der Finsternis dieses Zeitlaufs, der sich niemand aus eigener Kraft entziehen kann. Als solche wirken sie herrschend ein auf den Gang dieses gegenwärtigen, bösen Äons und halten dessen System, die Welt der Finsternis, gemäß dem Fürsten der Vollmacht der Luft, des Geistes, der nun wirkt in den Söhnen der Widerspenstigkeit (Eph 2:2). Da nun die die Erde umgebenden Lufthimmel nur ein ganz winziger Teil des großen Alls sind, welches von Gott, dem Pantokrator (ta panta = das All) gehalten wird, so befinden sich daher auch diese Ihm untergeordneten Halter des gegenwärtigen Systems zusammen mit dem Satan, in der alles und alle haltenden Hand Gottes.

Noch mehr über Gottes Vorsatz mit dem Widerwirker offenbart ein anderer Titel Gottes. Nach den Forschungen von A. E. Knoch hat Sich Gott in den hebräischen Schriften den Titel "Al" , verdeutscht: Unterordner, zugelegt. Mit diesem Titel lehrt und enthüllt Er uns schon im Anfang Seines Wortes das Ziel Seines Wirkens, Sich einmal alle und alles zu unterordnen. Natürlich ist dabei nicht an eine gewaltsame Unterordnung, eine Unterwerfung, zu denken. Zwar gibt es solche auf dem Wege zum Ziel; aber in der Vollendung werden Ihm Seine Geschöpfe ausnahmslos willig und freudig dienen, in danksagender Huldigung (Phil 2:10-11).

Um dieses Ziel zu erreichen, musste die Unterordnung auch bereits im Schöpfungsakt wirksam sein. Der hebräische Titel "Al" schließt demnach auch Satan von seinem Anfang an in die Unterordnung ein. Nach göttlicher Vorkenntnis und Beschluss wird und kann er also nicht für immer in ungebrochenem Widerstand Gottes Widerwirker bleiben. Letztlich wird auch er Ihm untergeordnet sein. So wenig sich nun der Widerwirker, Gott als dem Verfüger zu entziehen vermag, ebenso unmöglich ist es für ihn, sein von "Al", dem Unterordner, bestimmtes Vollendungsziel der Unterordnung zu umgehen. Dafür bürgt Sein Titel "Unterordner". Ja, treu ist Er, ohne Trug, und glaubwürdig Sein Wort - jeder Annahme wert. Dieses allein soll Prüfstein und Richtschnur sein, an dem sich Lehren und Ansichten über Satan auszurichten haben.

Satans Vorerschaffung im Sohn

Weitere Offenbarungen über Satan finden wir in Kol 1:16: "Denn in Ihm (dem Sohn Seiner Liebe) ist erschaffen das All, das in den Himmeln und das auf der Erde, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstlichkeiten oder Obrigkeiten..." Da das All aus Gott ist (Röm 11:36), muss es auch vorher in Ihm gewesen sein. Vor der Erschaffung des Alls muss folglich eine Verlegung desselben aus Gott in den Sohn stattgefunden haben. Dies war der göttliche Akt der Übergabe des Alls an den Erstgeborenen. Nicht nur durch Ihn wurde das All erschaffen (1Kor 8:6), sondern wie uns Kol 1:16 sagt, wurde es sogar im Sohne Seiner Liebe erschaffen. Gott kann ja in Seiner Wundermacht alles erstehen lassen, bevor Er es erschaffen hat. Davon haben wir kleine Muster in der Schrift. Den Propheten Hesekiel ließ Gott durch alle Räume des noch zukünftigen Tempels führen (Hes 40). Darauf musste der Prophet in den Strom steigen, der im tausendjährigen Reich aus dem Tempel fließen wird (Hes 47). Dem Apostel Johannes zeigte Er alle Geschöpfe in williger Unterordnung und ließ deren Lobpreis auf das Lämmlein hören (Offb 5:13).

So hat Gott das ganze All im Sohn erstehen lassen, längst bevor es erschaffen ward. Weil es heißt, dass dies im Sohne Seiner Liebe geschah, befand sich schon damals das All im Bereich der Liebe Gottes. Alle standen schon unter dem Ausfluss der Liebe zu Seinem Sohn. Damit hatte Sich Gott ein vollkommenes Bild des Endsieges Seiner Liebe im Sohn gebildet und schon alle Geschöpfe ausgesöhnt an Seinem Herzen gesehen.

Mit dieser Tat setzte Gott Seinen Sohn als das Haupt über das All und ließ Ihn an Seiner eigenen Würde und Herrlichkeit teilhaben. Dem Sohn wurde dadurch die Gottgleichheit zuteil, wie keinem von den übrigen Geschöpfen. Denn wie Sein Vater, als der höchste Unternehmer (hebr Al*), so wurde der Sohn der Träger des Alls. Es wurde Ihm untergeordnet, damit Er es als Zu-Unterordner (hebr. Alue*) wieder Seinem Gott unterordnet (1Kor 15:27-28). Nach Kol 1:17 besteht das All zusammen in Ihm und Hebr 1:34 offenbart uns, dass Er das All trägt durch den Spruch Seiner Kraft.

Der Vollmacht Seines Sohnes wurde auch Satan (Kol 1:16) unterstellt. Denn auch er ist erschaffen im Sohne Seiner Liebe, das heißt, so vorgebildet, wie er einst werden sollte. Auch über ihn wurde der Sohn als Herr und Haupt gesetzt. Gott hat also Satans Lebensfäden in die Hände Seines Sohnes gelegt. Dies verbürgt eine feste Verankerung in Gottes Willen.

Nun befasst sich die erwähnte Erforschung der Namen und Titel Gottes auch mit denen Seines Sohnes. Auch Ihm ist in den hebräischen Schriften ein Titel beigelegt, der Sein Amt und die damit verbundene Aufgabe kennzeichnet, die Ihm Sein Vater zur Ausführung Seines Willens auftrug. Dieser Sohnestitel heißt "Alue"*, in wörtlicher Übersetzung: Zu-Unterordner. Er offenbart uns die große Wahrheit, dass der Sohn das All in die rechte Unterordnung unter den (oder zu dem) Vater bringen wird, auf dass Gott sei alles in allen. In diesem gewaltigen prophetischen Zukunftsbild von der Unterordnung des Alls, sehen wir auch den Widerwirker durch die erfolgreiche Wirksamkeit des Sohnes in die rechte Stellung vor Gott gebracht. Damit ist der vollkommene Sieg Christi über den Widerwirker Gottes im Voraus schon vorgezeichnet und endgültig festgelegt.

Dies alles ist der Anfang Satans im Lichte der Heiligen Schrift. Gottes Verfügung über ihn, bevor er erschaffen wurde, ist bestimmend für seine spätere Laufbahn.

Schon aus diesen frühen Offenbarungen erkennen wir: Satan ist ein Geschöpf Gottes, das nur tun kann, was Gott geplant hat.

*Den Lesern, denen die in diesem Kapitel vorkommenden Titel: Al, Alue, Alueim und Ieue unbekannt sind, möge auszugsweise folgende Erklärung aus der Einführung der konkordanten Wiedergabe des 1. Buches Mose dienen: "Alle uns bekannten Bibeln bezeichnen Alueim (Zu-Ordner) über zweitausendmal als "Gott". Aber sie machen auch etwa zweihundertmal "Götter" (Plural) daraus. Sie übersetzen Al (Unterordner) mehr als zweihundertmal ebenfalls mit "Gott". Einige haben dazu El in der Fußnote. Ieue (wörtliche Bedeutung: Wird-sei-end-war) wird meist mit "Herr" wiedergegeben, was der Bedeutung des Namens durchaus nicht entspricht. Zumal ist es irreführend, wenn ein anderes Wort, Adun, schon "Herr" bedeutet. Darum haben mehrere neuere Übersetzungen Jehova oder, was richtiger ist, Jahweh. Dies alles muss den Bibelleser verwirren und im Unklaren lassen. Halbe Maßnahmen könnten die Sache noch verschlimmern. Darum ist es der beste Weg (um denen zu helfen, die wirklich Gott, ihren Unterordner, erkennen möchten), zu den inspirierten Titeln des Urtextes zurückzugehen, und, wie es ja mit fast allen anderen Namen geschieht, auch die richtige Aussprache anzugeben, sowie die Bedeutung in der Randspalte zu vermerken." Diese Unterschiede, sowie eine tiefgründige Einführung in dieses überraschend reiche, biblische Gebiet, gibt die aufgrund des Urtextes bearbeitete empfehlenswerte Abhandlung "Der Gottesname und die göttlichen Titel" von A. E. Knoch. Zu beziehen durch: Konkordanter Verlag, Pforzheim.

Satans Erschaffung

Nun erhebt sich die Frage nach der Entstehung seiner feindseligen Gesinnung und seiner aktiven Bekämpfung des Wirkens Gottes. Ja, wie ist er denn eigentlich aus des Schöpfers Hand hervorgegangen? Zur Beantwortung dieser Frage sind wir nicht auf eigene Gedanken, noch Folgerungen irrender Menschen angewiesen, sondern Gott Selbst gibt in Seinem Worte Aufschluss über dieses allumfassende Geschehen. Da es Sein Wille ist, dass Seine Offenbarungen von den Seinen auch geglaubt und in ihre Erkenntnis aufgenommen werden, so sollen wir jetzt ein aufgeschlossenes Herz für diese haben.

Zur Einführung in diese Wahrheit wollen wir die Erschaffung des gesamten Alls noch einmal kurz überblicken. In 1Mo 1:1 werden als Erstgeschaffenes die Himmel genannt. Diese wurden als Wohnstätten für die himmlischen Wesen bestimmt. Dass sie schon da waren, ehe die Erde erschaffen wurde, geht aus dem Bericht Hi 38:4-7 hervor. Diese Stelle redet von der Gründung der Erde und erwähnt im gleichen Zusammenhang auch die Söhne Gottes, die ob der strahlenden Schönheit dieser neuen Schöpfung in Jubel und Jauchzen ausbrachen. Ihre einzeln dastehende und nachträglich erfolgte Erschaffung deutet an, dass Gott im Zusammenhang mit diesem Planeten einen besonderen Plan vorhatte.

Satan die Schlange

Es ist auffällig, dass Gott nur über die Erschaffung eines einzigen himmlischen Wesen ausführlich Bescheid gibt. Unter der Inspiration des Geistes Alues stehend, berichtet uns Hiob (Hi 26:13): "Seine Hand litt Geburtswehen um die flüchtige Schlange" (wortgetreue Übersetzung des Urtextes). In den bisherigen Betrachtungen sahen wir Satan nur indirekt in Verbindung mit den übrigen Geschöpfen. Mit dem Bericht von seiner Erschaffung wird er jedoch von Gott in den Vordergrund gerückt. Aus jedem Wort dieser Schriftrolle geht hervor, dass es sich tatsächlich um die mit Leiden verbundene Erschaffung Satans, als Gottes Widerwirker, handelt.

Wen die Schlange darstellt ist leicht zu erkennen. In dem Reptil im Garten Eden (1Mo 3:15) sehen wir Satan. Johannes gibt uns in Offb 12:9 und Offb 20:2 die buchstäbliche Erklärung dieses Bildes: "...der Drache, der große, die uralte Schlange, die da heißt (ist) der Widerwirker und der Satan". Auch Jesaja redet von der flüchtigen Schlange (Jes 27:1). "In jenem Tage sucht Ieue heim mit Seinem Schwert, den heiligen und großen und gewaltigen, den Drachen, die flüchtige Schlange, und den Drachen, die gewundene Schlange..." "Jener Tag" ist der Tag des Herrn, an dem Er mit königlicher Herrschaft Sein Reich auf dieser Erde aufrichtet. Bei dessen Anbruch wird Satan gebunden (Offb 20:1-3). Im Blick auf diese, ihn besiegende Macht, ist es passend, von ihm als "flüchtig", d. h. sich auf der Flucht befindend, zu reden. Ja, als flüchtige Schlange ging er schon aus Gottes Hand hervor und flüchtig vor Gott sind ausnahmslos alle geworden, die seinen Einflüsterungen Gehör schenkten! Somit ist es klar, dass der Drache oder die Schlange, von der Hiob redet, niemand anders ist als Satan, der Widerwirker.

Bevor wir zu weiteren Einzelheiten aus dem Buche Hiob übergehen, erinnern wir noch einmal an den Vorgang der Erschaffung des Alls. Nach Joh 1:3-4; 1Kor 8:6; Kol 1:16 hat Gott alles durch den Sohn ausgeführt. Derselbe nahm somit wesentlichen Anteil an Gottes Schöpfertaten. In solcher Beziehung steht der Sohn auch zur Erschaffung Satans, und das verleiht Seiner Vollmachtsstellung als Herr und Haupt über ihn sichtbaren Ausdruck. Der wusste, für welchen Zweck Sein Vater dieses Wesen bestimmt hatte. Dementsprechend nahm nun Gott durch Seinen Sohn Satans Erschaffung vor. Er gab ihm die Anlagen und den Charakter, die der Widerwirker für die Erfüllung seine besonderen Aufgabe brauchte.

Wollte man aber behaupten, Satan und seine Werke hätten nicht in Gottes Ratschluss gelegen, so würde ja zu dem Höchsten auch Christus, das Haupt der ganzen Schöpfung, von Anfang an dem Widerwirker als unfähig und machtlos gegenüber gestellt, weil auch Er die bösen Taten Satans nicht hätte verhindern können. Angesichts dieser Schlange, wie sie sich aus gesunder Erwägung ergibt, ist kein Ausweichen möglich. Der Bericht von Satans Ursprung ist wohl mit Absicht so abgefasst, dass man erkennen muss, wie er durch Christus bewusst so geformt wurde, wie er tatsächlich ist und bleiben wird, so lange Gott es bestimmt hat; denn Er hat das All nach Seinem Vorsatz gebildet (Jer 10:16; Jer 51:19) und als der Töpfer hat Er im All nicht nur das Herz eines jeden Menschen nach Seinem Willen geformt (Ps 33:15, Röm 9:20), sondern auch der aller anderen Geschöpfe, Satans Gesinnung mit inbegriffen.

Ein Geistwesen als Widerwirker erschaffen

Das ist keine isoliert bezeugte Wahrheit. Sie wird vielmehr durch weitere göttliche Aussprüche über Satans Anfang bestätigt. Schon die hebräischen Schriften sprechen diese Tatsache offen aus. Jes 45:6-7: "Ich bin Ieue-Alueim und da ist sonst keiner. Der Ich bilde das Licht und erschaffe das Finstere, bewirke das Gute und erschaffe das Böse, Ich, Ieue-Alueim, mache all dieses." In diesem Ausspruch kann das "Böse" auch mit "Übel" übersetzt werden. Jedoch, wie hier, so muss auch an anderen Stellen, wo "Übel" steht, diese noch nicht unbedingt etwas Böses sein. Da aber das Böse immer das Übel als Folge hat, so steht es mit demselben in enger Verbindung. Auch die Aussagen, die Sein Sohn über Satan machte, als Er in Niedrigkeit auf Erden wandelte, stimmen ganz mit den zitierten Schriftworten überein und sind aus Seinem Munde von größter Bedeutung. So sagt Er über den Anfang Satans: "Derselbe war ein Menschenmörder von Anfang an und hat nicht gestanden in der Wahrheit, denn Wahrheit ist nicht in ihm" (Joh 8:44). Aufgrund dieser Offenbarung schreibt Johannes später: "Von Anfang an sündigt der Widerwirker" (1Jo 3:8).

Wie der Anfang eines jeden Geschöpfes mit seiner Erschaffung beginnt, so auch derjenige Satans. Wenn er von Anfang an sündigte, log, und ein Menschenmörder war (Joh 8:44), so ward er eben als solcher erschaffen. Wie wichtig bei solchen Untersuchungen die wortgetreue Wiedergabe ist, geht aus dem Satz hervor: "... und hat nicht gestanden in der Wahrheit". Fast ausnahmslos schreiben hier alle Übersetzer "bestanden". Dies führt zur Annahme, dass Satan zuerst in der Wahrheit stand, dann auf eine Probe gestellt, diese nicht bestand, sondern aus der Wahrheit fiel. Demnach hätte er nicht von Anfang an gesündigt; damit aber würde ein offener Widerspruch in die Schrift hineingetragen. Die konkordante Wiedergabe hat dem Urtext gemäß "gestanden". Das entspricht auch dem wahren Sachverhalt, denn von Anfang an war Satan ein Lügner und Widerwirker, weil er als solcher erschaffen worden war.

Diese Wahrheit, dass Satan von seinem Anfang, also von seiner Erschaffung an, ein Lügner, Widerwirker und Menschenmörder war, wird auch mit dem ihm von Gott gegebenen Namen "die uralte Schlange" geoffenbart. "Ur"griechisch "archaion", ist ein Eigenschaftswort, welches vom Hauptwort "Arche" abgeleitet ist. Dieses Urtextwort wird mit "Ursprung", "Anfang" und "von Anfang an" übersetzt. Unter anderem finden wir dies auch auf Christus angewandt, als dem Ursprung oder Anfang der Schöpfung Gottes (Offb 3:14). Folgerichtig wird daher das Eigenschaftswort "ur" mit "anfangs" wiedergegeben. Wo diese beiden Wörter vorkommen, bezeichnen sie den Ursprung oder den Anfang dessen, mit dem sie zusammen genannt werden.

Das trifft auch auf den Ausdruck "die uralte Schlange" zu. Er führt zum Anfang Satans zurück und besagt, dass dieser von seinem Anfang an eine Schlange war. Seine Gesinnung wurde offenbar, als er im Paradies durch sein Medium, die Schlange, die ersten Menschen verführte.

Eine falsche Lehre

Wie schwach und nichtig und dazu dem klaren Schriftzeugnis widersprechend, sind dagegen die Argumente, welche einen angeblichen "Fall" Satans beweisen wollen. So wird die Überhebung zweier Mächtiger der Menschheit, des Königs von Babel (Jes 14) und des Königs von Tyrus (Hes 28) in eine Lehre umgedeutet, nach der Satan aus der Hand des Schöpfers als makelloser, mächtiger Engelfürst hervorgegangen sei. Später aber hätte sich sein Herz mit Neid gegen Gott und Christus erfüllt. In eigenmächtigem Trotz hätte er sich der Macht Gottes entzogen, eine unzählbare Schar anderer himmlischer Wesen und schließlich die ganze Menschheit mit in diesen Fall hineinreißend. Dies alles soll gegen Gottes Willen und Vorsatz geschehen sein, ohne dass Er es hätte verhindern können.

(Auf die zwei erwähnten Könige wird später noch ausführlicher eingegangen).

Diese Auffassung gilt weithin als rechtgläubige Lehre. Gewiss wird Satan mit List das Seinige tun, dass es geglaubt und verkündet wird. Es ist sein Ehrgeiz, dass man recht groß, ja sogar dem Schöpfer überlegen, über ihn denke. Mit einem sogenannten "Fall" wird ihm ja ein Sieg über Gott zugeschrieben.

Jedoch was fälschlich an göttlicher Größe auf Satan übertragen wird, bedeutet eine Verkleinerung und Beschneidung der Allmacht und Weisheit Gottes. Damit wird Er auf die Stufe eines Geschöpfes erniedrigt, welches nur Pläne fassen, sie aber nicht oder nur teilweise zur Durchführung bringen könnte. Und dieses Dogma ist schuld, dass dem Bösen eine Macht zugeschrieben wird, welcher Gott wie einem unüberwindlichen Hindernis gegenüber stände. Satans Dasein im All wird zu einem dunklen, grauenhaften und unlösbaren Rätsel. Aber nicht ist der Widerwirker wie Gott. Er ist nur Ton in des Schöpfers Hand, geformt nach des Bildners Willen (Röm 9:21), als flüchtige Schlange (Hi 26:13).

Lies weiter:
3. Gottes Vorsatz mit dem Bösen