1. Mose - Kapitel 48: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 15. April 2024, 13:43 Uhr

Abschrift: 1. Buch Mose (Band I -X) (2017/21)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Die Bände I-VIII sind als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

1. Buch Mose - Kapitel 48

Jakob segnet Ephraim und Manasse

Jakob segnet Ephraim und Manasse

1Mo 48:1-2

„Und es geschieht nach diesen Dingen, dass Joseph gesagt wird: 'Siehe, dein Vater ist krank.' Und er nimmt seine zwei Söhne mit sich, Manasse und Ephraim, und kommt zu Jakob. Und es wird dem Jakob berichtet und gesagt: 'Siehe, dein Sohn Joseph kommt zu dir.>' Und Israel kräftigt sich und sitzt auf seinem Bett.“

Der Tod Jakobs, dem Letzten der so genannten Patriarchen, rückt für uns näher und Jakob tut das, was schon seine Vorväter Abraham und Isaak getan haben, nämlich ihre Söhne zu segnen. Hierbei rücken die zwei Söhne Josephs in unser Blickfeld, und dies in der Reihenfolge ihrer Geburt, Manasse als der Erstgeborene, danach Ephraim; warum dies hier wichtig ist, werden wir noch sehen.

In 1Mo 41:50ff lasen wir ja schon von der Geburt dieser beiden Söhne, wobei interessant ist, dass sie Söhne einer ägyptischen Frau waren, nämlich Söhne von „Asnath“, der Tochter Potipheras, eines Priesters der Stadt On. Es darf uns an dieser Stelle schon verwundern, dass Joseph (auf Geheiß des Pharao) die Tochter eines Götzendieners geheiratet hatte, und dies unter dem Aspekt, dass Abraham seinen Sohn Isaak unter keinen Umständen mit einer Kanaaniterin verheiratet sehen wollte (siehe 1Mo 24:2 ff). Josephs Söhne waren damit keine reinen Abkömmlinge von „Sem“, sondern von Asnaths Seite Abkömmlinge von „Ham“ (von dem ja hier interessanterweise auch die Kanaaniter abstammen). Manasse und Ephraim waren somit abstammungsmäßig Mischlinge von Sem und Ham!

Wir sollten, liebe Geschwister, hier gedanklich innehalten, um uns des obigen Sachverhalts auch klar bewusst zu werden!

Ist es nicht ungemein spannend, dass Joseph zwei Söhne von einer ägyptischen Frau hatte, die ja eindeutig von „Ham“ abstammt, wobei „Ham“ ja auch der Vater Kanaans war, von dem die Sippen der Kanaaniter abstammen, und ... Abraham auf keinen Fall eine Frau von diesen Kanaanitern für seinen Sohn Isaak wollte! Was Abraham vermeiden konnte, trat ausgerechnet bei Joseph ein, eine Vermischung von Semiten und Hamiten! Und Joseph wusste sehr wohl um diese Sache, denn, obwohl es damals noch keine Geschichtsbücher gab, wurde die Familiengeschichte wortgetreu von einer Generation auf die andere mündlich weitergegeben.

Als nun Joseph hörte, dass sein Vater (sterbend) krank war, eilt er nicht allein zu seinem Vater Jakob, um vermutlich mit seinen elf Brüdern den väterlichen Segen zu erhalten – nein! Wir lesen: „Und er nimmt seine zwei Söhne mit sich, Manasse und Ephraim, und kommt zu Jakob.“

Obwohl lange in Ägypten gelebt, war Joseph sich seiner Abstammung bewusst, aber wie würde sein Vater die beiden Söhne aufnehmen, deren Mutter von Ham abstammt? Würde er sie gewissermaßen in die Familie adoptieren oder ablehnen? Wir können an dieser Stelle Josephs väterliche Sorge gut nachfühlen ... aber - wie wird sein Vater Jakob handeln?

1Mo 48:3-4

„Und es sagt Jakob zu Joseph: 'Al, der Allgenugsame, erschien mir in Lus im Lande Kanaan und segnete mich und sagte zu mir: ‚Siehe Mich, wie Ich dich fruchtbar mache und dich vermehre. Und Ich gebe dir, zu sein eine Versammlung von Völkern. Und Ich gebe dies Land dir und deinem Samen nach dir, zum äonischen Besitz.’“

Wir sind bei der familiären Problematik, ob Jakob die zwei Söhne von Joseph als vollwertige Familienmitglieder wohl anerkennt. Dazu ist zuerst festzustellen, dass Jakob im Blick auf die Zusagen Gottes die größere Autorität hatte – Joseph konnte nicht verfügen, inwieweit seine Söhne integriert wurden ... wohl aber Jakob! Jakob zählte ja zusammen mit Abraham und Isaak zu den Erzvätern, denen sich Gott in besonderer Weise offenbarte, wie es auch unser Leitvers berichtet. Joseph selbst hatte nur Träume, die er auch deuten konnte, sogar Träume anderer Personen, aber er wurde nie von Gott direkt angesprochen; Abraham, Isaak und Jakob hingegen hatten direkte Zusagen von Gott bekommen, die nun Jakob, als Letzter der Erzväter, hier, in unserem Leitvers an Joseph weitergibt.

Es darf uns heute bewegen, wie der im Grunde sterbenskranke Jakob in diesem Moment gekräftigt in seinem Bett sitzt und seine Augen zuerst zu seinem Gott erhebt, der ihm bereits früher als „Al, der Allgenugsame“ erschienen ist. Natürlich wusste Jakob um die ägyptische Frau des Sohnes seiner Liebe, und er wusste auch, was jetzt von ihm gefordert wird – und Jakobs vertrauensvoller Glaube führte ihn deshalb zuerst zu dem Einen, der längst entschieden hatte, was mit den beiden Söhnen Josephs geschehen sollte.

Nur wer sich so intensiv wie möglich in die damalige Lage Jakobs und Josephs hineinversetzt, merkt, wie ungemein wichtig das folgende Verhalten Jakobs ist! Immerhin geht es ja jetzt erst einmal nicht um die Söhne, sondern um zwei Enkel von Jakob!

Und so lässt Jakob erst einmal Gott sprechen und hebt hervor, dass Er ihn in Lus segnete und ihm verhieß, dass Er ihn fruchtbar machen und vermehren wird, was ja auch in den 12 Söhnen Wirklichkeit wurde. Und jeder dieser Söhne wird mit seinen Nachkommen einen eigenen Stamm bilden, woraus dann das eine Volk Israel wird. Unser Leitvers führt uns dahingehend in die Irre, da er von einer „Versammlung von Völkern“ spricht, was ja auf viele Völker hinweist ... doch Israel war und ist nur „ein Volk“! Die Lösung finden wir in der Übersetzung von F. H. Baader, der hier so übersetzt: „Und gebe dich zur Stimmvereinten (Stimmerhebenden) der Völker zu werden,“ was bedeutet, dass das eine Volk Israel zum Kopf der anderen Völker wird, was sich im Tausendjahrreich auf Erden erfüllen wird. Und das verheißene Land, das Israel bis heute noch nicht in völligem Besitz hatte, wird es dann für den Äon des Königreiches, der unserem gegenwärtigen bösen Äon folgt, dann tatsächlich zu äonischem Besitz erhalten.

1Mo 48:5

„Und nun deine zwei Söhne, dir geboren im Lande Ägypten bis zu meinem Kommen zu dir gen Ägypten, mein sind sie, Ephraim und Manasse; wie Ruben und wie Simeon werden sie mein.“

Mit den Worten „Und nun ...“ stellt Jakob klar, dass erst nach dem Blick auf Al, den Allgenugsamen sein innerer Blick (beachte hier Vers 8) auf die Söhne Josephs geht – und seine Worte sind mehr als erstaunlich! Ohne viele Beiworte erklärt Jakob Ephraim und Manasse als „mein sind sie“!

Welch eine Last muss hier von Joseph abgefallen sein! Trotz seines tiefen Glaubens konnte er nicht wissen, wie sich sein Vater bei Mischlingen (von Ham und Sem) verhalten würde. Und nun geht Jakob sogar noch einen Schritt weiter: Ephraim und Manasse werden nicht nur in Jakobs Familie aufgenommen, sondern auch noch seine beiden erstgeborenen Söhne Ruben und Simeon gleichgestellt – mit gravierenden Folgen, denn: Beide Söhne Josephs sollen zu je einem Stammvater des zukünftigen Israels werden, wobei dann der Name „Joseph“ als Stammvater wegfällt!

Im Normalfall wären Ruben die Rechte des Erstgeborenen zugestanden, doch Ruben erwies sich als unwürdig, er stieg ja bekannterweise auf das Lager seines Vaters und entweihte es. Und auch Simeon, der in diesem Fall Ruben beerbt hätte, erwies sich wegen seines Zorns und Mutwillen als unwürdig, so dass Jakob nun unter der Führung seines Gottes die beiden Söhne Josephs an Rubens und Simeons Stelle setzte – „wie Ruben und Simeon werden sie mein!“

1Mo 48:6

„Aber deine Nachkommen, die du zeugst nach ihnen, sind dein. Genannt sollen sie werden mit dem Namen ihrer Brüder beim Verlosen ihres Losteils.“

Beachten wir heute zuerst, dass nicht Jakob die Entscheidung traf, was mit den beiden Söhnen Josephs geschehen sollte, sondern „Al, der Allgenugsame“! Man könnte nun (sogar berechtigterweise) fragen, warum Gott bei Abrahams Sohn Isaak eine Frau der Kanaaniter (die ja von Ham abgestammt hätte) per Schwur des Eliesers klar verbot, bei Joseph aber gerade dies bewirkte - doch im Römerbrief haben wir längst gelernt, dass Gott solche Fragen gar nicht aufkommen lässt, weil es Ihm allein vorbehalten ist, gemäß dem Ratschluss Seines Willens zu wirken (siehe hierzu die hochinteressanten Verse Röm 9:14 ff). Da Gott aber nichts per Zufall erschafft, habe ich, der Verfasser dieser Zeilen, mir Gedanken gemacht, und mancher meiner in Christus geliebten Geschwister mag diese als weit hergeholt ansehen:

Könnte man hier nicht folgendes Bild in groben Umrissen erkennen: Joseph, als Abschattung des Christus, wurde ja schon durch den Pharao „hoch erhöht“; nun wurden ihm zwei Söhne gegeben, die nicht direkt in der Abstammung Israels stehen, also zumindest zum Teil den Nationen entstammen; nun werden diese Söhne vom Vater anerkannt und den beiden Erstgeborenen aus der Stammeslinie Abrahams nicht nur gleichgestellt, sondern sogar vorgezogen (indem Ruben und Simeon das Erstgeburtsrecht abgesprochen wurde). Für mich schimmert da etwas von dem Christus und seinen Körpergliedern durch, wobei wir, die Letzteren, gemäß Eph 1:12) ja auch eine vorgezogene frühere Erwartung als Israel erhalten haben! Bewegen wir dies einmal in unseren Herzen!

Es ist so viel zwischen den Zeilen in Gottes Wort zu erkennen, wenn wir uns nur die Zeit und Ruhe gönnen, darüber nachzusinnen. Dabei soll uns ja das, was uns Gott erkennen lässt, erfreuen – zutiefst erfreuen!

Da wir ja, wie es Eph 1:4 bezeugt, schon vor dem Niederwurf der Welt von Gott in Christus auserwählt wurden, waren wir auch längst bei allem Handeln Gott, auch hier bei Jakob und Joseph, in Seinem Herzen vorhanden! Bedenken wir dies einmal! Und obwohl Gott unsere schon damalige Existenz in ein Geheimnis gehüllt hatte, das erst Paulus als Apostel der Nationen enthüllen durfte, lässt Gott uns heute in bestimmten Geschehnissen in Sein Herz schauen – wir sind ja in Christus Jesus Seine geliebten Söhne. Mit diesem inneren Blick könnten wir also auch in der doch bemerkenswerten Bevorzugung der zwei Söhne Josephs ein Bild des Christus sehen, der Seine Körpergemeinde vom Vater bekam, die dann eine frühere Erwartung zugesprochen bekamen, nämlich vor Israel!

Einige Worte noch zu unserem Leitvers: Joseph hatte noch mehr Nachkommen, die nicht namentlich aufgezählt werden, weil ihre Stellung im Vergleich zu Manasse und Ephraim unbedeutend ist. Doch beim Tod Josephs sollen sie im Blick auf das Losteil ihres Erbes ihren zwei Brüdern gleichgestellt werden – für Jakob/Israel jedoch spielten sie im Blick auf das zukünftige Volk Israel keine Rolle ... deshalb sagt Jakob zu Joseph auch: „sie sind dein!“

Es ist mir ein inneres Bedürfnis, noch etwas zum gestrigen Tag zu sagen, da mancher meine Gedankenführung als zu gewagt oder gar abwegig ansehen mag. Aber bedenken wir doch einmal folgendes: Wir sind gemäß Röm 8:15-16 „Kinder Gottes“ und dürfen Ihn „Abba, Vater“ anrufen! Im Normalfall besteht unser Kontakt im Gebet zu unserem himmlischen Vater doch fast ausschließlich aus Bitten und Vorschlägen, wie Er uns helfen könnte ... was ja auch alles seine Berechtigung hat! Aber – haben wir schon einmal versucht, mit unserem himmlischen Vater auch über andere Dinge als nur Bitten zu reden? Ist Er uns innerlich denn so fern, dass wir nicht „ganz normal“ mit Ihm reden können?

Können wir uns vorstellen, dass Gott unser Herz beim Lesen Seines Wortes erfreuen möchte? Dass Er uns, wie jetzt in unserem ganz konkreten Fall sagen möchte: „Schau mal, Mein Sohn oder Meine Tochter, hier habe Ich an dich gedacht und dich im Textwort etwas durchschimmern lassen? Etwas, womit Ich Freude in dir erwecken möchte, weil Ich dich doch schon lange vor Jakob und Joseph in Christus auserwählt habe und in meinem Herzen trage?

Wir sehen ja gerade Joseph als denjenigen an, der den Christus am meisten vorschattet, warum sollte heute, wo das Geheimnis der Körpergemeinde längst enthüllt ist, dieser Teil des Christus, der wir ja sind, in unseren Herzen nicht auch zumindest kurz aufleuchten, und dies zu unserer Freude - zumal unser Text ja, wie wir gesehen haben, doch etliche Fragen aufwirft?

1Mo 48:7

„Und ich – bei meinem Kommen von Phadan, Syrien, starb mir Rahel, deine Mutter, im Lande Kanaan, auf dem Wege, als es noch etwas weiter war, über Land zu kommen gen Ephrath. Und ich begrub sie dort auf dem Wege gen Ephrath.' (Es ist jetzt Bethlehem.)“

Wir kehren zurück zum Geschehen: Ist es Zufall, dass Jakob jetzt so plötzlich seine Gedanken vor Joseph zurückführt zu Rahel, der Frau seiner Liebe? Dass er Joseph gerade hier an seine Mutter erinnert, welche dieser im Vergleich zu seinen Brüdern nur wenig kennen gelernt hat? Wir dürfen davon ausgehen, dass Jakob seinem Sohn Joseph viel von dessen Mutter Rahel erzählte, wie sehr er sie geliebt hat, und wie lange er bei seinem Schwiegervater Laban auf sie verzichten musste, bis ihm dann doch endlich der Sohn seiner Liebe geschenkt wurde, allerdings erst an elfter Stelle in der Rangfolge der Söhne. Und wir, liebe Geschwister, dürfen hier, an dieser Stelle, in Jakobs Augen Tränen sehen, als er gerade Joseph vom Tod und Begräbnis seiner geliebten Rahel erzählt. Wie wunderbar muss diese Liebe zu Rahel gewesen sein!!!

Und gerade jetzt stellt Jakob die zwei Söhne Josephs, seine und Rahels Enkelkinder, seinen erstgeborenen Söhnen Ruben und Simeon gleich, ja er erhob sie damit in den Rang von zukünftigen Stammvätern des Volkes Israel – Joseph rückt damit in der Rangfolge der 12 Brüder von der elften an die erste Stelle. Was Joseph einst im Traum sah, dass sich alle vor ihm beugen, wird Wirklichkeit!

Interessanterweise lesen wir später in 5Mo 21:17, dass dem erstgeborenen Sohn „zwei“ Losteile gegeben werden mussten, was sich hier schon bei Manasse und Ephraim zeigt.

1Mo 48:8-9a

„Und es sieht Israel die Söhne Josephs. Und er sagt: 'Wer sind diese?' Und es sagt Joseph zu seinem Vater: 'Meine Söhne sind sie, die Alueim mir gegeben hat in diesem Land.'“

Wir dürfen davon ausgehen, dass Joseph erst einmal allein vor seinen Vater trat, der gekräftigt auf seinem Bett saß, seine zwei Söhne warteten im Hintergrund. Am 24. Juli, im ersten Absatz, wiesen wir darauf hin, warum und wie Jakob in Vers 5 seine zwei Enkelkinder erst einmal mit den inneren Augen sah. Doch nun treten diese zwei Enkelkinder buchstäblich vor Jakob, und dieser mag erstaunt gewesen sein, plötzlich zwei Jünglinge vor sich zu sehen, die ihm von Angesicht unbekannt waren. So gesehen verstehen wir die fragenden, aber auch spannungsvollen Worte Jakobs: "Wer sind diese?"

Zwei Söhne hatte Jakob von Rahel, der Frau seiner Liebe ... beim zweiten Sohn, bei Benjamin, musste Rahel sterben. Nun sieht Jakob die zwei Söhne Josephs vor sich, und – er nimmt sie wie seine eigenen Söhne an, er adoptiert sie praktisch so, als wären auch sie Kinder von Rahel – eine bewegende Führung Gottes!

Und Joseph? Er darf tief bewegt dieses Geschehen miterleben, all seine Sorgen, die er sich im Blick auf die Annahme seiner Söhne durch Jakob gemacht hatte, waren verflogen; so ist es jetzt nicht erstaunlich, dass sich sein total erleichtertes Herz und sein inneres Auge auf seinen Alueim richtet, es ist wie ein dankerfülltes Gebet: „Von Alueim sind sie mir gegeben! Und dies auch noch in diesem fremden Land Ägypten!“

Wie glücklich darf es uns Menschen machen, wenn wir erkennen dürfen, dass alles, was wir haben, von Ihm kommt!

1Mo 48:9b-11

„Und es sagt Jakob: 'Bring sie doch zu mir, und ich werde sie segnen.' Aber die Augen Israels sind schwer vor Alter, und er kann nicht sehen. Und er bringt sie heran zu ihm. Und er küsst sie und umarmt sie. Und es sagt Israel zu Joseph: 'Dein Angesicht zu sehen hätte ich nicht erbeten. Und siehe, überdies zeigt Alueim mir deinen Samen.'“

Die letzten Worte Isaaks waren an Jakob gerichtet, wir lesen sie in 1Mo 28:3-4: „Und Al, der Allgenugsame, segne dich und mache dich fruchtbar und vermehre dich, und werde du zu einer Versammlung von Völkern!“ „Und Er gebe dir den Segen Abrahams, meines Vaters, dir und deinem Samen mit dir, dass du einnehmest das Land deiner Fremdlingsschaft, das Alueim gibt dem Abraham.“ Hier bestätigt Isaak, dass nicht der Erstgeborene Esau, sondern der zweitgeborene Jakob der Sohn ist, auf den der Segen Abrahams weitergegeben wird. Diese Tatsache spielt auch jetzt eine interessante Rolle, auf die wir in Kürze im Blick auf Manasse und Ephraim zu sprechen kommen.

Heute jedoch sehen wir erst einmal den vom Tode gekennzeichneten Jakob, der körperlich kraftlos und fast blind geworden ist, doch im Geist noch rege blieb. Nur zu gut erinnert er sich an den Segen seines Vaters, den wir oben wiederholt haben, und nun steht ein Teil jenes Samens in Gestalt von zwei Jünglingen vor ihm, der über Abraham verheißen wurde, und beglückt darf Jakob feststellen, dass dieser Same auch noch von Joseph, seinem Lieblingssohn und von Rahel, der Frau seiner Liebe abstammt. Was er sich vorher nicht mehr vorstellen konnte, dies alles noch zu sehen, überwältigt ihn – er zeigt auf Alueim, der alles bewirkt!

1Mo 48:12

„Und es bringt Joseph sie hervor von seinen Knien und wirft sich nieder vor ihm, mit seinem Antlitz zur Erde.“

Unser neuer Leitvers birgt für uns vielleicht ungeahnte Dimensionen: Der Sohn Jakobs, der einst geträumt hatte, dass sich neben seinen Brüdern auch Vater und Mutter vor ihm niederwerfen würden (siehe 1Mo 37:9), wirft sich vor seinem Vater zur Erde nieder! Und tatsächlich beugten sich, wie wir gelesen haben, seine Brüder längst vor ihm, und auch sein Vater zog infolge der Hungersnot nach Ägypten und unterstellte sich damit der Herrschaft Ägyptens, die ja Joseph von Pharao übertragen war. Aber ... Jakob ist es, und nicht Joseph, durch den Gott Seine Verheißungen auf die nächste Generation übergehen lässt! Und Joseph? Er anerkannte in Jakob, seinem Vater, den von Gott eingesetzten und gesegneten Patriarchen, dem er sich willig unterordnete, indem er sich vor ihm niederwarf!

Dieses Bild hat noch eine tiefere Bedeutung: Auch Christus hatte zuvor eine hohe Stellung, Er war, wie es Phil 2:6 bezeugt, ebenso wie Gott! Dann durchlief Er Seinen vom Vater vorbereiteten Weg, der dahin führte, dass sich alle vor Ihm beugten, was wiederum Phil 2:10-11 bezeugt, doch am Ende lesen wir die tief bewegenden Worte in 1Kor 15:28: „Wenn Ihm (dem Sohn) aber das All untergeordnet ist, dann wird auch der Sohn Selbst dem untergeordnet sein, der Ihm das All untergeordnet hat, damit Gott alles in allen sei.“

Dieses herrliche Bild darf heute vor uns aufleuchten, wenn wir Joseph vor seinem Vater untergeordnet sehen - auch Christus Jesus wird Sich einmal dem Vater unterordnen, und dies in völliger Liebe und Harmonie.

1Mo 48:13-14

„Und es nimmt Joseph die zwei, Ephraim mit seiner Rechten zu Israels Linken und Manasse mit seiner Linken zu Israels Rechten, und bringt sie heran zu ihm. Und Israel streckt seine rechte Hand aus und legt sie auf Ephraims Haupt – doch er ist der Geringere an Würde – und seine Linke auf Manasses Haupt, seine Hände mit Einsicht gebrauchend; denn Manasse ist der Erstgeborene.“

Was sich jetzt in Jakobs Familie, hier speziell mit seinem Sohn Joseph und dessen beiden Söhnen, anbahnt, ist gerade auch für uns eine wichtige Lektion: Gottes Wege sind nicht immer unsere Wege, und Seine Gedanken sind nicht immer die unseren, weil wir viel zu wenig den Ratschluss Seines Willens kennen. Nachdem Jakob die beiden Söhne Josephs, Manasse und Ephraim als vollwertige Glieder seiner Familie angenommen hatte, möchte er sie auch segnen, und er bittet Joseph, sie zu ihm zu bringen, was Joseph auch tut – und er tut es in der Vorstellung, dass sein Vater natürlich den Erstgeborenen, Manasse, mit seiner rechten Hand segnet, womit das Vorrecht des Erstgeborenen bezeugt wird.

Wir müssen uns die Worte in unserem Leitvers bildlich so vorstellen: Joseph führt seine beiden Söhne in der Weise vor seinen Vater, dass dieser automatisch seine Rechte auf den erstgeborenen Manasse legen muss – seine Linke führt dann bewegungsmäßig zwangsläufig auf den zweitgeborenen Ephraim. Doch was tut Jakob? Er kreuzt seine Hände, sodass seine Rechte nicht auf Manasse, sondern auf dem zweitgeborenen Ephraim zu liegen kommt, und ... er tut dies „mit Einsicht“, also einer inneren Stimme gehorchend, und diese Stimme ist Alueim!

1Mo 48:15-16

„Und er segnet sie und sagt: 'Der Alueim, vor dem meine Väter, Abraham und Isaak, gewandelt sind, der Alueim, der mich gehirtet hat von meiner Jugend an bis zu diesem Tage, der Bote, der mich erlöste von allem Übel, Er segne diese Knaben. Und über ihnen werde mein Name genannt und der Name meiner Väter, Abraham und Isaak. Und sie sollen sich sehr mehren und eine große Menge werden inmitten des Landes.'“

Vielleicht war Joseph erst einmal sprachlos, als er bemerkte, was sein Vater tat! Dieser legte nämlich seine Hände nicht derart auf die beiden Söhne, wie sie Joseph vor ihn hinstellte, sondern kreuzte seine Hände, so dass auf Ephraim, dem Zweitgeborenen, die Rechte Jakobs lag. Und noch ehe Joseph ein Wort hervorbrachte, sprach sein Vater auch schon die Segensworte aus!

Jakob legt bei seinen Segensworten erst einmal ein Zeugnis ab, dass er einen wunderbaren Alueim hat, nämlich einen, der schon bei seinen Vätern war, und der auch ihn gehirtet, das heißt beschützt hat, und dies trotz seinem betrügerischen Verhalten in seiner Jugend; er erwähnt sogar den Boten, der ihn von allem Übel erlöste, wobei er wohl an jenen nächtlichen Kampf dachte, wo er sein Hüftleiden auferlegt bekam und danach vor seinem Bruder Esau gerettet wurde. Interessant ist hier, dass es Jakob, der im Glauben Gereifter, es als „Erlösung“ ansah, dass ihm in jenem nächtlichen Kampf seine körperliche Kraft genommen wurde, er also umso mehr auf die Kraft von oben rechnen musste. Diese erstaunliche Kenntnis Jakobs erinnert uns an 2Kor 12:9, wo Gott dem um körperliche Kraft ringenden Paulus sagte: „Dir genügt meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht.“

Wir müssen heute noch etwas stehen bleiben, und zwar bei dem Zeugnis Jakobs, das wir gestern im letzten Ansatz angesprochen haben: Es geht darum, wie wir unser irdisches Leben ansehen, und diese Sichtweise hängt vom Stand meines Glaubenswachstums ab: Sind wir noch Kindlein, oder gehören wir zu den Vätern im Glauben, also zu den Gereiften!

Wer von uns schon in entsprechenden Gemeinden verkehrt hat, weiß dass es dort fast nur um irdisches Wohlergehen geht, in pfingstlichen Kreisen ist dies ein Hauptthema. Doch Paulus führt uns langsam dahin, dass wir eine überhimmlische Berufung haben, und unser Erdenleben eigentlich nur eine Zubereitung auf unsere Berufung ist. Und da wir gemäß unserer Berufung das Wohlergehen unseres körperlichen Zustandes nicht in den Mittelpunkt rücken sollten, macht uns Paulus damit vertraut, dass wir körperliches Übel auch als von Gott gegeben annehmen können, wie es unser Apostel in Phil 1:29 zum Ausdruck bringt. Hier werden Leiden aller Art plötzlich zu einer uns gegebenen Gnade, auch für unseren Herrn zu leiden!

Diese Erläuterung soll beitragen, uns Jakob noch näher zu bringen, gerade hierin, dass er die fleischliche Kraft als „Übel“ erkennen durfte, von der er erlöst wurde!

1Mo 48:17-18

„Und es sieht Joseph, dass sein Vater seine rechte Hand legt auf Ephraims Haupt; und es ist übel in seinen Augen. Und Joseph hält empor seines Vaters Hand, sie abzukehren von Ephraims Haupt auf Manasses Haupt. Und es sagt Joseph zu seinem Vater: 'Nicht so, mein Vater, denn dieser ist der Erstgeborene. Lege deine Rechte auf sein Haupt!'“

Zurück zu Joseph: Wir erleben mit, wie ein von Gott derart gesegneter Mann wie Joseph, der über weite Strecken seines Lebens den Christus vorschatten durfte, „einem Irrtum erliegt“! Josephs Irrtum war der, dass der Erstgeborene dem Fleische nach nicht automatisch der Erbe des höchsten Ranges in einer Familie ist – und eigentlich hätte er es ja wissen müssen: Musste nicht auch Ismael als Erstgeborener von Abraham dem Isaak weichen? Und wurde nicht auch Jakob vor Esau derart gesegnet?

Wir spüren heute noch förmlich die Dramatik mit, die unser Leitvers enthält: Joseph sieht (wahrscheinlich sehr erschrocken), wie sein Vater seiner Meinung nach die Hände falsch auflegt – Manasse ist doch der Erstgeborene, ihm gehört Jakobs Rechte! Und so greift Joseph tätlich ein und will Jakobs Rechte von Ephraims Haupt weg auf Manasse ziehen – Joseph versucht, tätlich in Gottes Wirken einzugreifen!

Schon früh im AT sehen wir ein Grundprinzip des göttlichen Wirkens, und dies besonders in der Geschichte der Patriarchen. Später bezeugte Jesus in Mt 20:16: „So werden die Letzten Erste und die Ersten Letzte sein.“ Und sind letztendlich nicht auch wir, der Sternensamen Abrahams, vor Israel vorgezogen und mit einer früheren Erwartung in Christus gesegnet (siehe Eph 1:12)?

1Mo 48:19-20

„Und es weigert sich sein Vater und sagt: <Ich weiß, mein Sohn, ich weiß! Überdies, auch er soll ein Volk werden und er, überdies, soll groß werden. Jedoch sein kleinerer Bruder soll größer sein als er. Und sein Same werde der Nationen Fülle.' Und er segnet sie an jenem Tage und sagt: 'Durch dich wird Israel segnen und sagen: ‚Alueim mache dich wie Ephraim und Manasse!’' - Und er setzt Ephraim vor Manasse.“

Trotzdem sich Jakob derart vor Joseph beugen musste, indem er ihn um Rettung vor dem Hungertod bat und letztlich seine Heimat verließ und nach Ägypten zog, behielt er als Vater doch die geistliche Oberhand und den geistlichen Weitblick, womit er den Willen Gottes erkennen konnte. Aus eigener Erfahrung wusste er, dass nicht der Erstgeborene dem Fleisch nach automatisch den höchsten Rang erbt, sondern dass es Gott ist, der auswählt.

So wurde sein an 11. Stelle geborene Sohn Joseph ja auch hoch über seinen erstgeborenen Sohn Ruben erhoben, und jetzt, bei den Kindern Josephs, handelt er „mit Einsicht“ (siehe Vers 14), und das bedeutet, dass Jakob Einsicht in Gottes Willen bekam, der nicht Manasse, sondern dem zweitgeborenen Ephraim das Erbe des Erstgeburtsrechtes zuordnete!

So stellt nun Jakob nach der göttlichen Einsicht das menschliche Erbrecht auf den Kopf und hört auf seinen Gott, wobei er Joseph mit den wiederholten Worten besänftigt: „Ich weiß, mein Sohn, ich weiß!“ Und er gab Joseph noch einen tröstenden Hinweis, der weit in die Zukunft reichte, worauf wir morgen zu sprechen kommen.

Auch der zurückgestellte Manasse soll nach der Voraussage Jakobs ein großes Volk werden, jedoch ... Ephraim soll noch größer sein. Und dann die bedeutsamen Worte über Ephraim: „Und sein Same werde der Nationen Fülle“!

Mit dem „nach innen Hören“, was diese Verheißung über Ephraim wohl bedeuten könnte, betreten wir wieder einmal ein heikles, weil weitgehend unbeachtetes Gebiet der Auslegung – es geht darum, dass Ephraims Same der Nationen Fülle werde! Diese Aussage umfasst (wenn wir sie wörtlich nehmen) nicht mehr nur eine Nation, nämlich Israel – hier kommen „die Nationen“ ins Spiel, also die anderen Völker der Erde, die insgesamt als „Nationen“ bezeichnet werden! Man kann sich die Sache insofern einfach machen, indem man das Wort „Nationen“ in „Volksstämme“ umwandelt ... dann ist man, wie man so schön sagt, „aus dem Schneider“! Nur – dann ergibt diese Segnung aus dem Munde Jakobs nur wenig Sinn und Inhalt! Da aber fast alle Übersetzungen hier das Wort „Nationen“ gebraucht, nehmen wir es auch ernst, dass Ephraims Same der Nationen Fülle werde, und dies wollen wir in den folgenden Ausführungen auch im Auge behalten.

Was hat nun Ephraim bzw. sein Same mit den Nationen zu tun? Das ist unsere folgende Frage:

1Mo 48:19

„... Und sein Same werde der Nationen Fülle.“

Wir müssen jetzt etwas Geschichte betreiben, was aber ungemein spannend werden kann: Nach Jakob (etwa um 1900 v. Chr.) entwickelte sich das Volk Israel, wir kennen die Zeit der Knechtschaft in Ägypten, den Auszug, also den Exodus im 2. Buch Mose, dann läuft die Geschichte weiter über Josua, die Zeit der Richter, den ersten König Saul, dann David und Salomo und dessen Sohn Rehabeam, der etwa um 950 v. Chr. König wurde. Auf Grund steuerlicher Erhöhungen machte sich Rehabeam unbeliebt, worauf ihm 10 Stämme die Gefolgschaft verweigerten, und es Jerobeam, ein Abkömmling von Ephraim, erreichte, von diesen 10 Stämmen zum Führer eines neuen Königreiches bestimmt zu werden.

Wir stellen hier fest: Das bisher einmütige Volk Israel spaltete sich in zwei Reiche auf, 1.) das Südreich „Juda“, bestehend aus den zwei Stämmen Juda, Benjamin (und später zum Teil auch Levi) – und dem Nordreich „Israel“, bestehend aus den übrigen 10 Stämmen, und dies unter Führung eines Nachkommens von Ephraim, nämlich „Jerobeam“! Wir stellen uns also jetzt gedanklich im Norden des Landes die 10 Stämme Israels vor, im Süden wohnten die zwei Stämme „Juda“! Dies vollzog sich, wie oben gesagt, ca. 950 v. Chr.!

Während nun die Linie des Südreiches Juda bis ins Jahr um 600 v. Chr. weiterlief, vollzog sich um 700 v. Chr. ein dramatisches Ereignis: Das abgefallene Nordreich „Israel“ wurde durch den assyrischen König Salmanasse überfallen, besiegt und das gesamte Volk (= 10 Stämme) nach Assyrien verschleppt, wo es dann in verschiedenen Teilen Assyriens angesiedelt wurde – und ab hier tauchen die 10 Stämme des Volkes Israel unter!

Die Geschichte Judas wollen wir hier nur insoweit beleuchten, als auch dieses Volk in Gefangenschaft nach Babylon kam, wurde aber unter Serubbabel um 500 v. Chr. wieder gesammelt und in sein Land zurückgeführt, bis dann aus Juda unser Herr Jesus geboren wurde.

Unser Augenmerk richtet sich aber wieder auf die Verheißung Ephraims, „sein Same werde der Nationen Fülle“, und wir haben in aller Kürze miterlebt, wie ein Abkömmling von Ephraim, nämlich „Jerobeam“, 10 Stämme als das Nordreich Israel von Juda abtrennte, wo es dann ungefähr 250 Jahre später unter „Hosea“, dem Letzten von insgesamt 19 Königen des Nordreiches Israel, in assyrische Gefangenschaft geriet, und sich von da ab praktisch aus der Gemeinschaft der Nationen verabschiedete! Wir hören und erfahren ab hier von dem Nordreich Israel in der Geschichte nichts mehr - die 10 Stämme sind verschollen!!!

Hochinteressant ist auch für uns, dass das Nordreich, also die abgetrennten 10 Stämme, vor ihrer Verschleppung in die assyrische Gefangenschaft im AT immer insgesamt als „Ephraim“ bezeichnet werden; ein Blick in eine Hand-Konkordanz beweist uns dies vielfältig, ganz besonders auffallend in dem Propheten Hosea. Im Gegensatz hierzu kennen wir die 2 Stämme des Südreiches ja auch unter dem Sammelnamen „Juda“, und dies bis heute!

Der Same Ephraims, und hier besonders der Name „Ephraim“ gewinnt also im Gegensatz zu den Namen der anderen 9 Brüder immer mehr an Bedeutung!

Wir kommen heute zu einer fast schon atemberaubenden Aussage im Wort Gottes:

Diese nunmehr seit über 2600 Jahren verschollenen 10 Stämme, die ja vor ihrer Gefangennahme auch insgesamt als „Ephraim“ benannt wurden, tauchen fast schon geheimnisvoll bei Paulus in Röm. 11:25-26 auf, als Paulus hier sagt, dass Israel Verstockung „zum Teil“ widerfahren ist. „Zum Teil“ heißt ja unzweifelhaft, dass nicht alle 12 Stämme, sondern nur (!!!) die zwei vorhandenen Stämme Juda und Benjamin verstockt wurden – 10 Stämme (zuvor „Ephraim“ genannt) sind von der Bildfläche verschwunden!

Und dann lesen wir bei Paulus weiter, dass, wenn die Vervollständigung (bei Luther „Fülle“) der Nationen eingegangen ist, Israel als „Gesamtheit“ gerettet wird, woraus wir schließen, dass dann alle 12 Stämme, also das gesamte Volk Israel gerettet wird, was sich dann auf die Zeit bezieht, wenn der Messias Israels für tausend Jahre auf der Erde herrschen wird.

Das Spannende ist hier für uns, dass in Röm 11 neben dem verstockten Israel, bestehend aus zwei Stämmen, von „Israel als Gesamtheit“ die Rede ist – die 10 Stämme tauchen hier also plötzlich wieder auf – und dies in Verbindung mit „der Vervollständigung der Nationen“, wobei wir bei Luther „Fülle“ lesen – wird man hier nicht fast schon automatisch zu den Segensworten Jakobs an Ephraim geführt: „Sein Same werde der Nationen Fülle“?

Wir haben bisher zwei Fakten gesammelt:

  • 1.) Unter der Führung Jerobeams, einem Abkömmling Ephraims kamen 10 Stämme in assyrische Gefangenschaft, von wo ab sie im Wort Gottes nicht mehr verfolgt werden können, bis ...
  • 2:) sie plötzlich in Röm.11 insofern auftauchen, indem von dem „Israel als Gesamtheit“ geschrieben ist, worunter wir ja nur die gesamten 12 Stämme verstehen können.

Nach unserer Entrückung, die ja erfolgt, wenn die Vervollständigung (Fülle!) der Nationen eingegangen sein wird, sind nach dem Zorn Gottes in dem darauf folgenden irdischen Königreich wieder alle 12 Stämme vorhanden, ja die Gesamtheit wird gerettet werden, und wie diese Rettung geschieht, beschreibt ja Fortsetzung von Röm 11:25 in Vers 26: „Eintreffen wird der Bergende aus Zion....“.

Und nun wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt, „Ephraims Same, die Fülle der Nationen“, was verstanden werden kann, dass sich die 10 Stämme von Assyrien aus in alle Richtungen unter die Nationen ausgebreitet haben und damit gewissermaßen „zur Fülle der Nationen“ wurden, womit sich dann auch der Segen Jakobs buchstäblich erfüllt hätte!

Wir sagten schon vorgestern, dass die 10 Stämme nach ihrer Loslösung von Juda immer wieder als „Ephraim“, ja sogar als „Ephraimiter“ (siehe Ri 12:5; 1Sam 1:1 oder 1Kö 11:26) bezeichnet werden, wobei Hos 9:16-17 aussagt, dass Ephraim (also die 10 Stämme) Flüchtlinge unter den Nationen sein sollen, - ergibt sich hier kein Zusammenhang?

Nach allem, was wir bisher gesagt haben, kommen wir fast schon zwangsläufig zu einem Punkt, den die so genannte „10- Stämme-Lehre“ schon längst aufgegriffen und publiziert hat, nämlich der Frage, wo denn nun die 10 Stämme (oder „Ephraim“) heute sind? Und in der Tat finden wir hier Aussagen und Beweisführungen, die verblüffend sind, und durchaus nachdenklich machen, und dies ja unter unserem Leitwort, dass Ephraims Same der Nationen Fülle werde!

Leider wurden im Lauf der Zeit von bestimmten Brüdern, welche die so genannte „10-Stämme Lehre“ vertreten, manche extreme Lehren publiziert, welche die aufrichtige Suche, wo denn nun Ephraim ist, in Verruf gebracht haben. Doch die Grundfrage bleibt: Wo sind sie? Dabei werden sie aus heutiger Sicht doch sehr bald im kommenden irdischen tausendjährigen Königreich wieder alle vorhanden sein.

Eine Aussage aus Hos 7:8 wollen wir hier noch lesen: „Ephraim mischt sich unter die Völker“, was ja bedeutet, dass die 10 Stämme sich tatsächlich unter die Nationen gemischt haben und sich so die Worte Jakobs erfüllten: Ephraims Same werde der Nationen Fülle!

Zum Abschluss dieses speziellen Themas, wohin uns ja Jakobs Segen geführt hat, möchten wir interessierte Leser darauf hinweisen, dass gerade in den USA der Name „Ephraim“ eine gewisse Rolle spielt. Es gibt sogar einen Ort „Ephraim“ im Bundesstaat Wisconsin.

Einen abschließenden Satz oder auch eine Anregung zum Nachdenken zu dem Thema der letzten Tage möchten wir hier noch anfügen: Luther übersetzt ja Röm 11:25 mit „... bis die Fülle der Heiden (Nationen) eingegangen sei“ – dies ist nach unserem Verständnis die Körpergemeinde Christi Jesu, also wir! Wenn nun Jakob den Ephraim derart segnet, dass sein Same der Nationen Fülle werde, so darf gefragt werden, ob diese seltsame Parallele ein Zufall ist, oder mehr? Gerne höre ich, der Verfasser dieser Zeilen, von meinen Lesern, die ich allesamt als „in Christus Gereifte“ sehen darf, ob es hier ein Echo gibt!

Und noch ein Schlussgedanke, sozusagen als Paukenschlag, gebe ich meinen in Christo geliebten Geschwistern zum Nachdenken: Röm 11:25 sagt ja klar und eindeutig, dass Verstockung Israel nur „zum Teil“ widerfahren ist, also nur das bis heute bestehende Südreich Juda und Benjamin wurden verstockt, was ja, wie wir wissen, bedeutet: Die Juden konnten und können bis auf wenig Berufene bis heute Jesus nicht als den Sohn Gottes, als ihren Messias, erkennen – und dies so lange, bis eben die Vervollständigung (Fülle) der Nationen eingegangen ist!

Diese Verstockung, die ja in Apg 28:26 ff ihren Anfang nahm, gilt nach den Worten Pauli doch ganz eindeutig nicht den verschollenen 10 Stämmen!!! Diese sind offensichtlich von der Verstockung ausgenommen und können somit, egal wo sie sich befinden, genau wie wir Gläubigen Jesus als den Sohn Gottes erkennen! Diese Aussage sollten wir einmal sehr intensiv in uns bewegen!

1Mo 48:20

'„Und er segnet sie an jenem Tage und sagt: 'Durch dich wird Israel segnen und sagen: ‚Alueim mache dich wie Ephraim und Manasse!’' - Und er setzt Ephraim vor Manasse.“'

Nach unserem sicherlich nicht unproblematischen Abstecher, „was es mit dem speziellen Segen Ephraims auf sich hat“, gehen wir wieder zu unserem kompletten Leitvers zurück (obwohl noch sehr viel dazu zu sagen wäre) denn noch spricht Jakob ja weiter, aber wir müssen zuerst seine Worte etwas klarer darlegen, vor allem, was die Kernaussage ist, die man im Auge haben muss:

Jakob weigert sich, die natürliche Reihenfolge der Geburten zu beachten; er zieht „mit Einsicht“, also bewusst nach dem Willen Gottes, den Jüngeren dem älteren Erstgeborenen vor.

Jakob segnet alle zwei Söhne Josephs derart, dass durch sie (die zwei Söhne zusammen) Israel zum Segensträger wird, und dies mit dem Segensinhalt, dass Gott den Kleineren erwählt und den Erstgeborenen hinten anstellt! Wir können diesen Segen auch so auslegen, dass Gott das Schwächere (bei Ephraim müsste man „das Niedriggeborene“ sagen) erwählt, und dies aus dem Grunde, damit sich kein Fleisch vor Ihm rühme!

Es ist ein göttliches Prinzip, das hier schon bei Jakob sichtbar wird und von Paulus in 2Kor 12:9 so definiert wird: „... denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht.“

Wir konzentrieren uns auf Vers 20, der es wert ist, intensiver auf ihn einzugehen: Zuerst noch einmal der Hinweis auf die Worte „Durch dich ...“, wo man zuerst einmal an eine Einzelperson denkt, was aber keinen Sinn ergäbe; Jakob kann hier nur alle zwei Söhne Josephs meinen, was dann im Folgetext bestätigt wird: Durch Ephraim und Manasse wird Israel segnen, also Segen bewirken. Und der Inhalt dieses Segens heißt hier erst einmal: Ephraim vor Manasse!

Lassen wir es uns innerlich wichtig werden, was Gott hier eigentlich doch ziemlich klar sagen will: Israel wird zum Segensbeauftragten Gottes, wobei der von Gott vorgezogene Ephraim und Manasse, der Zurückgestellte, hier als „Israel“ genannt werden – logischerweise die später abgetrennten 10 Stämme! Vereinfacht ausgedrückt: Durch euch zwei Brüder, Ephraim und Manasse, das spätere Nordreich Israel, wird Segen ausgehen, und der Segen beinhaltet die Botschaft: Gott setzt das Niedriggeborene (Schwächere) vor das Starke!

Wir, die wir den Verlauf der Geschichte Israels kennen, dürfen uns hier fragen: Wie, wo und wann hat sich dieser Segen ausgewirkt? Solange Israel noch ein ungeteiltes Volk war, macht der Segen wenig Sinn, er kann erst ab jenem Zeitpunkt wirken, wo Ephraim (und Manasse) als „Nordreich Israel“ vom Südreich getrennt war - mehr noch, als Ephraim (der Sammelbegriff aller 10 Stämme) sich von Assyrien aus unter die Nationen mischte.

Zugegeben, die zurückliegenden Tage waren für manchen unter uns bestimmt schon sehr starker Tobak! Wir wollen deshalb unsere Gedanken hier bewusst abbrechen (aber nicht beenden, jeder kann sie für sich fortsetzen) und uns heute darauf konzentrieren, dass es, wie schon früher gesagt, Gottes Prinzip ist, das Schwächere auszuwählen, was wir ja schon vielfältig miterlebt haben, zuletzt hier bei Ephraim und Manasse. Heute schauen wir ganz gezielt auf uns, die Glieder am Körper Christi Jesu, die ja von Paulus in 1Kor 1:26 ff aufgefordert werden, ihre Berufung anzusehen. Hier ergibt sich folgendes Bild, dass die Schwachen und Niedriggeborenen von Gott erwählt wurden, und dies mit dem Ziel, „damit sich überhaupt kein Fleisch vor den Augen Gottes rühmen könne“!

Und wenn wir jetzt die Körpergemeinde und Israel gegenüber stellen, dann ist Israel zwar der Erstgeborene, es bestand buchstäblich ja schon lange vor uns, aber ... hier hat Gott wie Jakob Seine Hände gekreuzt und uns den Vorrang vor Israel gegeben, was Paulus in Eph 1:12 so niederschreibt: „... die wir eine frühere Erwartung in Christus haben.“

Der Niedriggeborene (die Nationen) wird also dem Erstgeborenen (Israel) derart vorgezogen dass er (= wir) unsere Rettung in der Gnade noch früher als Israel erwarten dürfen, nämlich dann, wenn uns der Herr in der Entrückung zu Sich holt. Und wenn Paulus uns in 1Thes 4:18 ermuntert, uns mit den vorherigen Versen unserer Entrückung zuzusprechen, dann wollen wir dies heute und an dieser Stelle von Herzen tun!

1Mo 48:21-22

„Und es sagt Israel zu Joseph: 'Siehe, ich sterbe. Aber Alueim sei mit euch und lasse euch zurückkehren zu dem Lande eurer Väter. Und ich, siehe, ich gebe dir Sichem, ein Teil über deine Brüder hinaus von dem, was ich nahm von der Hand des Amoriters mit meinem Schwert und mit meinem Bogen.'“

Jakob leitet seinen Tod ein, der aber erst am Ende des nächsten Kapitels eintritt – vorher ist noch einiges zu regeln: Das wichtigste Anliegen Jakobs ist, dass alle seine Söhne aus Ägypten zurückkehren in das Land der Väter, worauf ja die Verheißung Gottes ruht. Allerdings würden wir jetzt gerne wissen wollen, ob sich Jakob an jenen Bund erinnerte, den Gott einst mit Abraham schloss, und worin in 1Mo 15:13 von 400 Jahren die Rede ist, wo Israel in einem fremden Land verelenden wird. Man könnte den Schmerz wegen des Wissens um die Verelendung des Volkes fast aus Jakobs Worten heraushören!

Wenn wir ein wenig in Gottes Herz hineinschauen dürfen (wir sind ja in Seinem Bilde erschaffen), dann möchten wir denken, dass Er Jakob besonders lieb hatte – wir kommen bei seinem Tod noch näher darauf zu sprechen. Wir sehen in jedem Fall, wie weit und scharf die geistigen Augen Jakobs sehen durften! Was er in unserem Leitvers seinem Sohn Joseph versprach, erfüllte sich Jahrhunderte später, wir lesen es in Jos 17:14-18. Bewegen darf uns hier, dass in Joh 4:4ff Jesus gerade diese Stadt Sichar (ein anderer Name für „Sichem“) betrat, nahe dem Freiacker, den Jakob seinem Sohn Joseph gegeben hatte ... wie wunderbar und wortgetreu erfüllt sich Sein Wort – und in unseren Herzen dürfen wir es Jahrtausende später nacherleben!

Lies weiter:
1. Mose - Kapitel 49