Lebensweise der Christen in der Endzeit

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 1
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Siehe: Inhaltsverzeichnis Band 1
und: Inhaltsverzeichnis Band 2

21. Lebensweise der Christen in der Endzeit

Im Blick auf die Endzeit pflegt man jene prophetischen Aussagen hervorzuheben, die auf die Endkatastrophen hinweisen. Endzeit ist Katastrophenzeit! So ist die allgemeine Meinung. Das ist für den Schluss-Punkt richtig, aber nicht für den „Satz“ vor dem Punkt. - Bei einem Satz ist nicht der Schlusspunkt ausschlaggebend, sondern das Davorstehende. Der Punkt zeigt nur das Ende an. - Nicht die Endkatastrophen sollen uns in erster Linie bewegen, sondern die davor liegenden Geschehnisse, die zur Katastrophe führen.

Paulus - der Prophet der Ekklesia - hat den Timotheus unterrichtet, dass „in den letzten Tagen schwere Zeiten da sein werden“ (2Tim 3:1-5). Unter diesen „schweren Zeiten“ sieht er nicht etwa Weltkriege, Erdbeben, Sternenfall, Pestilenz usw., sondern die gottlose Lebenshaltung der Menschen. Gerade die Dinge, die wir fast restlos übersehen, bringt Paulus zur Sprache. Unser Auge ist nur auf das Welt-End-Geschehen gerichtet, dagegen Paulus beobachtet die Menschen, die das schreckliche Weltende bewirken. Unser bekanntes Sprichwort: „Die Menschen sagen immer, die Zeiten werden schlimmer; die Zeiten bleiben immer, aber die Menschen werden „schlimmer“, ist bei Paulus kein Sprichwort, sondern todernste Wirklichkeit. Damit stellen wir fest, dass unsere Endschau sich von der paulinischen wesentlich unterscheidet.

Wie sieht Paulus die Menschen der Endzeit in ihrer Lebensweise?

  1. Eigenliebig! - Selbstsucht, Selbstgefälligkeit, Selbstherrlichkeit.
  2. Geldliebend! - Habsucht, Gewinnsucht, Jagd nach dem Mammon.
  3. Prahlerisch! - Zu dieser Haltung wird der moderne Mensch geschult.
  4. Hochmütig! - Man denke an den „hohen Mut“ in politischer Hinsicht.
  5. Lästerer! - Lästerung vor Menschen endet vor Gott.
  6. Den Eltern ungehorsam! - In den autoritären Staaten sogar gefordert.
  7. Undankbar! - Wem danken, warum danken, wenn der Mensch Ich-gerichtet ist?
  8. Heillos! - Wo das vollkommene Heil fehlt, setzt Unheil ein.
  9. Ohne natürliche Liebe! - Erotik ist die alleinige Liebe.
  10. Unversöhnlich! - Wo die Gottesliebe fehlt, fehlt auch die Versöhnung.
  11. Verleumder! - Wo die Versöhnung fehlt, ist Verleumdung am Platze.
  12. Unenthaltsam! - Das Du ist unbekannt, darum kennt das Ich keine Grenzen.
  13. Grausam! - Egoistisch geartete Menschen gehen „über Leichen“.
  14. Das Gute nicht liebend! - Weil gut nur das ist, was dem Ich dient.
  15. Verräter! - In diesem Stück marschieren die Kulturvölker voran.
  16. Verwegen! - Zweifelhaftes Heldentum führt dazu.
  17. Aufgeblasen! - Der Mensch ist „wie Gott“.
  18. Mehr das Vergnügen liebend als Gott! - Das unausbleibliche Resultat.

Ehe wir zum abschließenden Satz unseres Textes kommen, müssen wir etwas einhalten. Der Lasterkatalog - 18 Dinge an der Zahl 3 x 6 - erschüttert uns. Unwillkürlich drängt sich uns die Frage auf: Ist das nicht der nackte Satanismus? Sind die Menschen mit dieser Haltung nicht die reinsten Teufel? Das ist doch eine offensichtliche Dämonie!

Unser Textwort sagt, dass das noch nicht alles ist. Wohl stimmt es mit der Dämonie, aber sie ist mit einem Mantel überdeckt. Das 18. Merkmal: „Mehr Vergnügen liebend als Gott.“ Beim „Vergnügen“ ist also Gott nicht gestrichen, sondern unterstellt. Zuerst das Vergnügen, dann Gott. Anders gesagt: Das teuflische Vergnügen im Namen Gottes. Er muss seine Zustimmung geben.

Das Form-Christentum

Wie heißt darum der abschließende und besiegelnde Satz? „Die eine Form der Gottseligkeit haben, deren Kraft aber verleugnen.“ Beachten wir: Der Satanismus des Endmenschen erhält seine Krönung mit einer frommen Maske. Diese Maske heißt: Christentum! Paulus erklärt dieses Christentum mit dem Begriff: Form-Christentum. Dieses Form-Christentum wird in aller Form Anspruch erheben auf den vollgültigen Namen: „Christentum".

Nun verstehen wir, was Paulus den Korinthern zu schreiben hat: „Denn solche falsche und trügliche Arbeiter verstellen sich zu Christi Aposteln. Und das ist auch kein Wunder; denn er selbst, der Satan, verstellt sich zum Engel des Lichtes. Darum ist es nicht ein Großes, ob sich auch seine Diener verstellen als Prediger der Gerechtigkeit, welcher Ende sein wird nach ihren Werken“ (2Kor 11:13-15). Nicht nur Stan maskiert sich, sondern er maskiert auch seine Diener mit dem „Schein der Gottseligkeit“. Nur verdeckt und versteckt sind sie antichristlich, jedoch nach außen hin fein christlich. - Übersehe niemand die Tatsache, dass Paulus die Menschen der Endzeit im Zeichen des Christentums sieht. Weltumfassendes und weltbeherrschendes Form-Christentum. In diesem Form-Christentum sieht Paulus den eigentlichen Faktor der „gräulichen Zeiten“! - Christliche Gräuel und gräuliches Christentum in der Endzeit.

Das ist der Abfall

Wie kommen die Menschen zu diesem Form-Christentum? In Beantwortung dieser schwerwiegenden Frage müssen wir zunächst auf den Abfall hinweisen. „Lasset euch von niemand auf irgendeine Weise verführen, denn dieser Tag kommt nicht, es sei denn, dass zuvor der Abfall komme und geoffenbart worden sei der Mensch der Sünde“ (2Thes 2:3). Ausdrücklich sagt Paulus, dass vor der Offenbarung des Welt-Spitzen-Menschen der Abfall kommen wird. Der Abfall von Christus ist die eigentliche Voraussetzung des Antichristen. Die Abfallenden sind gleichzeitig die Zufallenden. Die Abgefallenen und die Zugefallenen sind die „Säulen“ des Antichristen.

Beachten wir aber die Tatsache, dass für den Abfall nur die Dabeiseienden infrage kommen. Die wirklichen Christen werden abfallen und zufallen! Die Gründe hierfür sind mannigfacher Art. Als ersten können wir die faszinierende Welt-Religions- und Kirchenvereinigung ansehen. Glaubhaft und beglückend wird das Jesuswort angewandt: „Auf dass sie alle eins seien“ (Joh 17:21). Stimmt das Wort an diesem Platz? Nein - Abfall.

Ein weiterer Grund wird in der Auffassung liegen, dass auf dieser nunmehrigen weltweiten Ebene ausgezeichnete Missionsmöglichkeiten bestehen. In der vereinten Front steht der Mission nichts mehr im Wege. Sehr richtig. - Wie heißt diese vereinte Mission? Abfalls-Mission.

Auch mag dann die Meinung vorhanden sein, dass bei dieser Welt-Mission niemand seine innere Überzeugung aufgeben müsse. Dazu besteht volle Freiheit. - „Wer mich verleugnet vor dem Menschen, den...“ (Mt 10:33). - Abfall!

Auf diese und manch andere Weise werden die Abgefallenen oft ohne ihr Wissen, das Form-Christentum stärken. Dass das bestimmt der Fall sein wird, beweist jenes prophetische Wort Jesu: „Es werden viele an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissgt? Haben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Taten getan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie erkannt; weichet alle von mir ihr Übeltäter“ (Mt 7:22.23). - Abfall!

Das weltweite Form-Christentum hat aber für sein Werden auch noch andere Ursachen. Denn die Abfallenden werden zahlenmäßig viel zu gering sein und könnten für die Wucht des Welt-Form-Christentums nicht hinreichen. Wieviel echte Christen werden denn im Ende überhaupt noch sein? Man lese Lk 18:8. Übrigens ist zu bedenken, dass die Abfallenden dem Form-Christentum nur zufallen. Das Form-Christentumm ist längst da! Schon Johannes weiß zu sagen, dass das Widerchristentum im Werden ist. Lies aufmerksam 1Jo 2:18-23. Sehr beachtlich ist, dass auch Johannes diese Entwicklung mit der „letzten Stunde“ in Verbindung bringt. Die Leugnung des Erlösungsgeschehens des Vaters durch den Sohn ist der Hauptgrund des Widerchristentums. Schon damals erstand die Auffassung: „Erlösung durch das Blut Jesu Christi ist eine Ideologie!“ Nicht das Blut und der Tod Christi können uns retten, sondern seine Lehre. Wer auf Christi Lehre hört, der ist ein Christ! So erstand das Form-Christentum.

Um diesem ideologischen Christentum eine volle biblische Begründung zu geben, ersann man die heilschaffenden Sakramente. Sie haben die Fähigkeit, den Menschen ins göttliche Leben zu versetzen, auch wenn er sich dessen überhaupt nicht bewusst sein kann. Kommt er mit einigen Lebensjahren zur Besinnung, eventuell zum kritischen Nachdenken, dann wird ihm im Ernst erklärt: „Du bist aufgrund der empfangenen Sakramente ein Christ!“ Ist schließlich seine irdische Laufbahn beendet, wenn gleich unter dem vollen Zeichen der genannte 18 Punkte, dann wird über seinem Grabeshügel hochamtlich bezeugt: „Er war ein Christ und ist nunmehr im Himmel!“ - Was ist das alles? Echtes Form-Christentum!

Von diesen wende dich ab

Vor Jahrtausenden wurde das Form-Christentum begründet, gepflegt und immer wieder veramtlicht. Man kennt kaum etwas anderes als solches Christentum. Wehe aber dem, der ihm widerspricht. Und es wird ihm widersprochen mit jenem alten Ruf: "Tut Buße!" Dieser Bußruf war immer schon, und wird künftig ein untragbares Ärgernis. „Was maßen sich die Bußprediger an? Wollen sie etwa unser Christentum infrage stellen? Wagen sie es, unser umfassendes Christentum zu verneinen? Was wollen diese Lotterbuben? Kreuzigt sie!“ Weil aber dieses Form-Christentum eine weltbeherrschende Macht ist, kann es und wird es diese Sektierer strengstens zur Rechenschaft ziehen. - Ein biblisches Beispiel haben wir mit den zwei Zeugen und allen derzeitigen Heiligen (Offb 14) und dem Großkampf gegen „das Lamm“ (Offb 17:14). Das sind allerdings die letzten Maßnahmen, die die Jahrwoche beschließen. Was aber zuletzt sich das Form-Christentum leistet, das ist vorweg nicht nur möglich, sondern nötig. Die Ekklesia wird vor ihrer Entrückung im Bereich des ausgereiften Antichristentums wegen ihres „Aufhaltens" noch manches durchzumachen haben. Doch nur getrost: „ER wird ihn umbringen mit dem Geist seines Mundes“ (2Thes 2:8).

Damit haben wir das Ende dieses Zeitalters angedeutet. Es ergab sich ein jammervolles Bild mit dem Schlussakt: Gericht über das gesamte Form-Christentum. - Wir denken an das „christliche Katastrophendrittel“ (Offb 9:15-18). „Irret euch nicht, Gott...“ (Gal 6:7).

Die Aufhaltenden

Ist das alles? Nein, denn Paulus hat unserem Textwort noch einen Satz hinzugefügt, den wir ja beachten sollten: „...von diesen wende dich ab.“ Nach Luther: „.... solche meide.“ Wen spricht Paulus in dieser Weise an? Den Timotheus und alle, die ihm gleich sind. Die bilden die Ekklesia. Sie sind im Bereich des Form-Christentums die Herauswahl, sogar die ärgerliche Herauswahl. Ihre ganze Haltung steht unter dem Begriff: Aufhaltende. „Und nun wisset ihr, was das Aufhaltende sei, damit er enthüllt werde zu seiner eigenen Frist“ (2Thes 2:6). Höre: die wirklichen Christen sind die Aufhaltenden, der Bremsklotz. Das ist keine leere Redensart, sondern Wirklichkeit! Kennst du sie?

Dass diese Christen zur vollen Rechenschaft gezogen werden, ist klar. Nach dem Wie brauchen wir nicht zu fragen, die Antwort liegt in der Geschichte. Wichtig ist nur zu erkennen, dass die Aufhaltenden sich absondern werden. Absonderung ist für sie Lebenselement. Diese Absonderung wird ihnen noch erleichtert durch das Muss! Sie werden abgesondert! Mit Schimpf und Schande werden sie von der weltumfassenden Christengemeinschaft ausgeschlossen. Und das mit Recht, weil sie - wie späterhin die zwei Zeugen - „quälen die auf Erden wohnen! (Offb 11:10). So ist die Absonderung beiderseits eine unumgängliche Zwangsläufigkeit. Wir verstehen darum die konsequente Aufforderung des Paulus: „Von diesen wende dich ab!“ Hier gibt’s kein Wenn und Aber, sondern nur ein Entweder-Oder!

Doch nun die brennende Frage: Zu welcher „Frei-Kirche“ werden sich die ekklesialen Menschen wenden? Kann diese Frage heute schon beantwortet werden? Ja! Denn die ekklesialen Menschen werden keine Organisation haben, richtiger gesagt, haben dürfen! Die total und autoritär organisisierte Welt wird keine Nebenorganisation dulden. - Gut so, damit die Ekklesia nicht in neue Organisationsnöte gerät. - Die Ekklesia braucht keine Organisation, weil sie ein Organismus ist! Sie ist ja der „Leib Jesu Christi“. Die Bindemittel der Glieder am Leibe sind nicht kirchliche Lehren und kirchliche Verordnungen, sondern Geist und Leben! Zwei Beweggründe werden für die ekklesialen Menschen bei ihrer organischen Verbindung ausschlaggebend sein: biblisches Gewissen und Diktatur des Form-Christentums. Sobald das weltumfassende Christentum diktieren wird, kann der ekklesiale Mensch aus Gewissensgründen nicht mehr dabei seien. Er wird dann die Trennung von der End-Organisation nicht nur suchen, sondern sie wird ihm aufgenötigt. Freilich hängt dieses Trennungsgeschehen zu allen Zeiten ab von dem „Gewissen“. Ist bei den klarsten End-Verhältnissen das Gewissen nicht wach, dann gibt’s eine Irreführung, sprich: Abfall. „So lasset uns nicht schlafen wie die anderen, sondern lasst uns wachen und nüchtern sein“ (1Thes 5:6); Eph 6:18; 1Kor 16:13. Die Apostel haben im Blick auf die Endgeschehnisse die Mahnung zum Wachen nicht unterlassen. Sie wussten warum die Wachsamkeit so nötig sein wird. Weißt du das auch?

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