Ich habe ihnen Dein Wort gegeben

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Abschrift des Buches: Das Gemeine-Gebet (Joh 17)
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Sonderabdruck für biblische Vertiefung „Die Gemeine"
Selbstverlag von Frau Pfarrer Böhmerle, Langensteinbach

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Inhaltsverzeichnis
Kapitel vorher:

I. Eine Auslegung von Johannes 17 (Joh 17:1-3)
II. Ich habe das Werk vollendet (Joh 17:4-10)
III. Ich bin nicht mehr in der Welt (Joh 17:11-13)

IV. Ich habe ihnen Dein Wort gegeben

Joh 17:14
so beginnt Er. Wie kindlich einfach und doch wie majestätisch groß tritt uns hier wieder die Stellung des Sohnes zum Vater entgegen. Er ist eben Sohn, Kind gegenüber dem Vater. Er hat den Jüngern des Vaters Wort gegeben; das war Seine Lebensaufgabe. Der Sohn ist stets und immer nur Mittler. Er ist eben Sohn, Kind gegenüber dem Vater. Er hat den Jüngern des Vaters Wort gegeben; das war Seine Lebensaufgabe. Der Sohn ist stets und immer nur Mittler. Er ist Offenbarer des Vaterwillens, des Vaterrates, des Vaterwortes, der Vaterwege. Er redet kein Wort aus Sich selber. Was der Vater Ihm gegeben, das trägt Er weiter. Lebenskanal auch im Reden des Wortes, im Geben des Zeugnisses. Die Fülle des Kanals kommt vom Vater. Man möchte sagen, was für ein bescheidener Posten! Und doch, welche Größe gehört dazu, diesen Posten auszufüllen! Es ist die größte, sittliche Tat, eines andern Vertreter und Mittler zu sein. Die ganze Aufgabe eigenen Wollens und eigener Wege ist da nötig. Und die ganze, volle, ungeteilte Hingabe an den andern ist da erforderlich. Eine ungestörte, geistliche Vollverbindung zwischen Vater und Sohn war da vonnöten, um des Vaters Wort immer klar zu haben. Und eine ganze Selbstverleugnung, ein Essen des Vaterwillens brauchte es, um Sein Wort immer rein und lauter weiterzugeben. Der im Vater lebende und seiende Sohn tritt uns da entgegen. O ungetrennte Einheit von Unendlichkeit zu Unendlichkeit! Nie geschieden, auch während des Wandels im Sündenfleisch. O ungetrennte Einheit des Vaters und des Sohnes: Wann wirst du auch uns durchdringen? Zerstörung der Einheit zwischen Gott und Kreatur - Jammerquell alles Todes. Wiederherstellung der Einheit - Frieden, Heil und Leben!. Ungetrennte Einheit, zuerst wieder zurechtgebracht in den Kindern Gottes. Ach, dass wir immer lauterer, immer wahrer Gottes Wort reden könnten. Dass wir Verkünder göttlicher Wahrheit wären in Wort und Lebensfrucht. Es ist hart, bis in einer Kreatur die Einfältigkeit des Einheitswesens mit Gott aufgerichtet ist. Wir lieben die Einheit mit uns selbst und mit der Kreatur. Das stört dann auch das einfältige Bezeugen göttlichen Wortes. Das ist die Sohnesmajestät des Einen, dass Er immer und überall göttliches Wort, Vaterwort bezeugt hat. Bei Ihm gehen wir nie irre. Da ist immer lauteres, pures Wahrheitswort der Ewigkeiten. Jesus ist völlig ungemischter Zeuge göttlicher Wahrheit. Auf Sein Wort ist Verlass und Grund.

Er hat ihnen gegeben des Vaters Wort. Gottes Wort ist Gabe, es ist d i e Gabe. Ohne Gottes Wort bleibt alles in der Finsternis. Es ist Offenbarung aus dem göttlichen Urquell. Ohne Gottes Wort bliebe alles im Verderben. Durch Gottes Wort geschieht die Erneuerung. Wie durchs Wort die Schöpfung, so durchs Wort die Wiederbringung in den verschiedenen Haushaltungen. Das Wort ist der Samenträger, der Geistesträger. Durch's Wort kommt das ewige Leben und das ewige Licht in die lichtempfängliche und lichtannehmende Kreatur. Gottes Wort bringt in Christo die Botschaft von der Sündenbedeckung und von der Lebensneuschöpfung. Gott klopft mit göttlichem Hammer an die Herzen und weckt, wo es darf, den Ewigkeitsgrund auf. Licht der Rettung trifft auf das tiefverborgene Licht der Schöpfung. Da gibt es eine Lichtesbezeugung und neues Leben. Gottes Wort ist die größte Gabe. Es bringt das Verlorene in Gnaden zurück, das göttliche Leben in die Todeswelt. Das Wort vom Sohn und vom Vater, das Wort von Sünde und Rettung, das Wort von Gericht und Gnade - das war auch an die Jüngerherzen gekommen. Und sie hatten es angenommen. Damit waren sie eingetreten in die Lichteswelt und Lebenswelt Jesu und des Vaters. Sie hatten Jesum angenommen kraft Seines Wortes als den wahrhaftigen Messias, sie waren eingetreten als Glieder ins Königreich Gottes. Damit waren sie aus der Welt, aus dem Kosmos der Sünde und des Ich-Wesens, herausgezogen. Sie gehörten Jesu, dem erkannten Messiaskönig an. Damit waren sie im Gegensatz zum Kosmos, zur Welt gekommen.

Und die Welt hasste sie

Die Jünger mögen viel gelitten haben unter dem Unglauben und Widerspruch ihrer Volksgenossen, sonderlich der Pharisäer und Schriftgelehrten - dass sie, die Ungelehrten, die Fischer und Zöllner, sollten die Nächsten des Messiaskönigs sein, und die großen Schriftgelehrten und die frommen Pharisäer nebenhinausgerückt - das schien diesen unbegreiflich. Aber warum waren sie die Nächsten? Sie waren durch's Wort des Herrn berufen, und dies Wort hatten sie angenommen. Es ist auch in der Gemeine so. Wer sind doch die berufenen Kinder? Wer sind doch die Erben Gottes und Miterben Christi? Wer sind doch die wahrhaftigen Priesterkönige? O, so arme, schlechte, unansehnliche Leute - in ihren eigenen Augen die Vornehmsten unter den Sündern. Und die sollten die großen Gelehrten und die klugen Forscher, und die Leute mit Titel und Ämtern ausstechen? Die Welt hasst die Anmaßenden. Aber sie sind berufen durchs Wort, und das Wort haben sie angenommen. Der Herr hat sie erwählt. So mag die Welt sie denn hassen, dieser Kosmos, der mit der Tinktur des Ich-Wesens durchtränkt, kein Verständnis hat für die Lebenswege Gottes.

Aber in eine schwere Lage waren nun die Jünger versetzt. Und in diese schwere Lage nur um des Wortes willen, das ihnen gegeben war. Da hatte der Vater, dessen Wort sie in diese Lage gebracht hatte, eine große Verpflichtung. Ja, wenn Gottes Wort uns ins göttliche Leben versetzt, und wenn diese Versetzung den Hass der Welt bringt, dann muss der Vater auch im Hass der Welt uns schirmen. Das göttliche Wort bringt ein neues Prinzip in die Welt und in die aufnehmenden Herzen - das obere, göttliche, himmlische Lebensprinzip. Wer das annimmt, steht in einer anderen Welt.

Denn sie sind nicht aus der Welt

Denn sie sind nicht aus der Welt, gleichwie auch Ich nicht aus der Welt bin.
Der Herr ist wesensmäßig aus der anderen, aus der oberen Welt. Er ist der Eingeborene Gottes. Eine himmlische Herrlichkeit ist Sein Wohnort. In diese Welt mit dem in ihr seienden Ich-Prinzip ist Er nur eingetreten, um sie zu retten. Er ist wohl in ihr, aber nie von ihr gewesen. Die Welt, soweit Er ihr entgegentrat, die ausgesprochenen Ich-Menschen aus den Pharisäern und Schriftgelehrten, haben das wohl gemerkt. Darum hassten sie Ihn. Die Kinder Gottes sind von Natur Fleisch vom Fleisch. Wir sind aus der Welt. Das Wort aber schafft eine neue Kreatur. Wer aus dem Geist geboren ist, der ist von oben her. Damit ist er nicht mehr aus der Welt, vielmehr ist er daher, woher der Heiland war und ist. Kraft der neuen Geburt sind Kinder Gottes nicht mehr aus der Welt. Sie leben in einer andern Welt mitten in der diesseitigen. Das merkt die Diesseitswelt und hasst die Kinder Gottes.

In diesem schweren Stand waren nun die Jünger. Und nun kam die Stunde der Finsternis, und niemand war da, der zu ihnen stand. Wir haben den Heiligen Geist und im Heiligen Geist den Vater und den Sohn. Wer will uns überwältigen? Die Jünger jener Stunde hatten das nicht; darum erging der Schrei des Sohnes zum Vater. Und der Vater musste den Schutz übernehmen. Der Sohn hielt es Ihm vor: Kraft Deines Wortes, das Ich ihnen gegeben haben, sind sie in dieser heiklen Lage. Da musste er sie auch schirmen.

Nicht bitte Ich, dass Du sie aus der Welt nehmest

Joh 17:15
fährt der Sohn fort. Der heilige Same muss in der Welt bleiben. Wer Ertrinkende retten will, muss ins Wasser. Wollte der Sohn Gottes die Welt retten, so musste Er in die Sündenwelt, ins Fleisch, ja in den Tod. Sollen die Kinder Gottes der Leib Christi werden, also die Auswirker der geschafften Erlösung in die Welt hinein, dann müssen sie in der Welt sein und in ihr leiden, kämpfen und überwinden. Lebendiger Glaube ist nicht weltflüchtig. Er ist und steht ja als Glaube gar nicht in der Welt. Der Glaube steht im Himmlischen. Unser Wandel ist im Himmlischen. Aber der Glaube steht mit diesem himmlischen Leben mitten in der Welt. Weltüberwindung aus dem göttlichen Prinzip heraus ist des Glaubens Aufgabe. Und unter der Gegnerschaft, unter der Anfechtung, unter dem Hass dieser Welt wächst der Glaube und reift er aus. Er ist der absolute Gegensatz zur Welt. Er macht alles anders als die Welt, das Kleinste wie das Größte. A l l e s, was in der Welt ist, nämlich der Augen Lust und des Fleisches Lust und hoffärtiges Leben ist n i c h t vom V a t e r, sondern von der Welt. Darum haben wir nicht lieb die Welt, n o c h was in der W e l t ist. Aber drin sind wir, drin sterben wir ab, und leben wir aus. Wenn der Vater uns aus der Welt nähme, dann werden wir allerhöchstens faule und stolze, und von oben herabsehende Heilige. So sind wir die gedemütigten, die durch die Niedrigkeit und durch die Schmach gehenden, die nichts geltenden Kinder Gottes, kämpfend, ringend, überwindend in des Herrn Kraft. So werden wir Leute, welche, im Oberen lebend, doch die Welt kennen lernen durch und durch an ihrem Gegensatz. Die Gläubigen brauchen die Welt, um recht himmlisch zu werden. Eben, indem die Welt sie als einen Auswurf betrachtet, werden sie droben immer mehr daheim. Alles Göttliche will am Weltlichen probiert, und erst feuerhart gemacht sein. Darum müssen Kinder Gottes sehr oft gerade die schwierigsten Weltläufe durchmachen, wie unser Herr selbst auch, dass sie recht bewährt seien.

Was hätte das die Jünger genützt, wenn der Vater sie über die schweren Gethseme- und Golgatha-Zeiten aus der Welt genommen hätte? Dann hätten sie ihre tiefsten Kämpfe nicht gekämpft; dann hätten sie ihre schwersten und doch auch seligsten Erfahrung in Gericht und Gnade nicht gemacht; dann hätten sie Kreuz und Tod nicht richtig verstanden. Hierin mussten sie mit, und hierdurch mussten sie mit. Nicht h i n a u s heißt die Losung der Kinder Gottes - das H e r a u s ist ja ihr Stand. Sie sind heraus, aber als für Herausgenommene heißt es für sie: hinein und hindurch. Die müde und matten Weltflüchtigen haben kein gesundes Christentum. Die Weltentkommenen, aber in ihrem Ewigkeitswesen in der Welt Bewährten und Überwindenden, das sind die Richtigen. In der Welt da lernen wir das Sündenwesen, auch das eigene, tief erfahren; in der Welt da lernen wir das Ewige, die Gnade, immer mächtiger fassen. Darum bittet der Heiland nicht, dass der Vater die Seinen von der Welt wegnehme. So bitte es auch du nicht, weder für dich noch für andere. Bleib in dem Tiegel und lass es in dem Tiegel, solange es die göttliche Liebe für notwendig hält. Die göttliche Bitte heißt nicht: Nimm sie aus der Welt; die göttliche Bitte heißt:

Dass Du sie bewahrest heraus aus dem Bösen

Satans Stunde war angebrochen zur Zeit des Gemeine-Gebets. Satan hatte Freiheit bekommen, den Sohn Gottes in Grab und Tod zu werfen. Satan wollte die ganze Rotte, auch all Seine Jünger, ausrotten. Satan wollte vor allem den Glauben entwurzeln, sowohl den Kindesglauben des eingeborenen Sohnes, als auch den Glauben der Jünger. Die Jünger sollten Jesu absagen. Sie sollten Ihn leugnen als den Sohn Gottes und wegwerfen. Der Böse wollte gründliche Arbeit machen, und endlich fertig werden mit dem Sohn Gottes und Seinem ganzen Anhang. Da ruft nun der Sohn zum Vater, dass Er die Jünger vor dem Bösen bewahre. Der Vater solle verhüten, dass sie nicht vor d e m B ö s e n, von Satan gefällt in d a s Böse, in den Unglauben und ins Verderben fielen. Und das hat der Vater getan. Sie sind gewaltig gerüttelt und geschüttelt worden, die Elf in jenen Tagen. Petrus ist fast gestürzt. Aber beim „fast“ ist es geblieben. Der Arge durfte sie nicht antasten. Wenn auch verschüttet, gedemütigt, verängstigt - so sind sie doch durchgekommen. Sie sind vor dem Bösen bewahrt geblieben.

Das ist auch unser Gang: „Bewahrt vor dem Bösen“. Ins Feuer können die Kinder Gottes geworfen werden, aber man darf keinen Brand an ihnen riechen. Der Vater versucht - aber nie zum Bösen. Jede Versuchung ist nach Umständen, Schwere und Zeitdauer so angelegt, dass, wenn wir beim Herrn bleiben, wir gesegnet und gefördert hindurchdringen können. Der Herr setzt bei jeder Versuchung auch den Ausgang, das wir hindurchschlüpfen können. So heißt, wörtlich übersetzt, die Stelle: „Er lässt die Versuchung ein Ende gewinnen, dass wir es können ertragen“. Denen, die nach dem Vorsatz berufen sind, müssen alle Dinge zum Besten dienen, so sie nur bleiben an dem, welcher Anfänger und Vollender des Glaubens ist. Die Fürbitte des Herrn für Seine Gemeine, dass sie bewahrt bleibe vor dem Bösen, ist erhört und wird erhört, ihre Erhörung läuft in jedem einzelnen Fall. Wir sind geborgen in dieser Bitte, wir glauben sie mitten im Kampfe, und erleben sie und ihre Erhörung. Diese Worte des Heilandes „Ich bitte nicht, dass Du sie aus der Welt herausnehmest, sondern dass Du sie bewahrest aus dem Bösen!“ erinnern uns lebhaft an die Worte im Sendschreiben an Philadelphia (Offb 3:10): "Dieweil du hast bewahret das Wort Meiner Geduld, will Ich dich auch bewahren aus der Stunde der Versuchung heraus, welche kommen wird über die ganze Oikumene (das ist der Umfang des Römerreichs), zu versuchen, die da wohnen auf Erden", aber eben im Umkreis der Oikumene.

Alle Bergungsorte, die bis heute gesucht wurden, haben sich nicht als solche erwiesen. Das jüdische Volk, ja das hat und das braucht einen Bergungsort. Das jüdische Volk ist Nation. Das jüdische Volk hat es immer mit einem Lande zu tun. Es bekommt, so lange es sein Land nicht hat, einen Bergungsort und hat ihn bekommen bis heute, im Osten zwischen den drei Reichen Deutschland, Österreich und Russland. Jetzt in unsern Tagen tritt es aus dem Bergungsort heraus und tritt in seinen letzten Abschnitt vor der Annahme seines gläubigen Teiles.

Die Gemeine ist äußerlich ja schon viel zu zersplittert, als dass man sie an einen Bergungsort bringen könnte. Es liegt hier wieder eine Verwechslung zwischen Judentum und Gemeine vor. Die Gemeine hat das Gebetswort ihres Herrn:. Ich bitte nicht, dass Du sie herausnehmest aus der Welt, nämlich aus der mächtig sie anfeindenden Welt. Die Gemeine hat aber auch das andere, große, herrliche Fürbittewort: „Ich bitte, dass Du sie bewahrest heraus aus dem Bösen.“ Hier ist sie geborgen im ewigen Bergungsort, sicher und fester, als in jedem irdischen.

Die Gemeine hat einen bleibenden, stets gegenwärtigen Bergungsort in ihrem Herrn. Das hat sie auch nötig bei ihrer Stellung in der Welt:

Sie sind nicht aus dem Kosmos

Joh 17:16
Aus dem Kosmos sind sie nicht, gleichwie auch Ich nicht aus dem Kosmos bin
Der Herr muss es dem Vater noch einmal sagen, nachdem Er es Joh 17:14 schon gesagt hat. Die Lage ist so ernst, dass der Herr sie dem Vater noch einmal vorhalten muss. „Sie sind nicht aus der Welt“. Die Gläubigen haben eine andere Wurzel. Ihre Heimat ist das obere Jerusalem. Durch die Geistesgeburt sind sie versetzt ins Himmlische. Ihr Wandel ist im Himmlischen. Sie sind Bürger mit den Heiligen, und Gottes Hausgenossen. Hienieden sind sie Fremdlinge und Pilger. Freilich ist der Kosmos Gottes Werk. Freilich wirket im Kosmos infolge der angefangenen Neuschöpfung auch die obere Lichtswelt, aber seinem Grundwesen nach hat er satanische Tinktur. In allem ist und lebet das Ich-Prinzip. Kinder Gottes sind aber Leute des gebrochenen Eigen-Ichs. Darum sind sie nicht mehr aus dem Kosmos heraus. Den Kosmos haben sie nicht lieb. Im Kosmos herrschen grundmäßig und wesensmäßig die Prinzipien der Finsternis. Da ist das S c h a u p r i n z i p in der Augen Lust; die Gemeine hat das Nicht-Sehen und Doch-Glauben. Da herrscht das F l e i s c h e s p r i n z i p - Leiblichkeitsdienst, Materienherrschaft; die Gemeine lebt im Geistesprinzip. Da herrscht das H o c h f a h r p r i n z i p, hochfahrendes Wesen; in der Gemeine gilt das Entäußerungsprinzip - unten durch. Hier ist keine Gemeinschaft - hier ist Licht und Finsternis. Da gibt es nur Hass von Seiten der Weltprinzipien - und Leiden von Seiten der Gemeineprinzipien und ihrer Träger. Der Heiland kennt diesen Stand. Er ist selbst drinnen gestanden: „Gleichwie auch Ich nicht aus der Welt bin.“ Der Herr fügt in großer Liebe diese Tatsache immer bei. In unserer Stellung zur Welt stehen wir in der Heilandsgleiche. Und Er hat das tiefste Verständnis und das heiligste Mitgefühl für uns. Wie mag Er erst das „Nicht aus der Welt“ gespürt haben! Bei Ihm war auch nicht die allergeringste Sündenverbindung, da war lauter Kontrast und Gegensatz. Wir stecken immer, trotz unserer neuen Geburt, noch in manchen Stücken im Sündenprinzip. Da ist der Gegensatz noch nicht absolut, er ist immer noch relativ. Je tiefer aber unsere Gottgründung ist, umso furchtbarer erfahren wir, was es heißt, nicht aus der Welt zu sein. Satan und seine Engel sind die Träger des Prinzips, welches jetzt in der Welt herrscht. Mit ihnen haben wir in Christo zu kämpfen; denn sie kämpfen wider uns. Drum hält es der Herr dem Vater noch einmal vor: „Sie sind nicht aus dem Kosmos“ - und fügt zur Verstärkung Seiner Bitte bei: „Gleichwie auch Ich nicht aus dem Kosmos bin.“ Bei all ihrem Sündenelend und Erdenjammer gehören die Gläubigen einer anderen Welt an. Aber die irdische Welt mit ihrem Gegenprinzip will Schritt für Schritt überwunden sein. Jeder neue Ewigkeitsbesitz ist Kraft zu neuer Überwindung, und jede Überwindung gibt wieder mehr Kraft des Ewigkeitsbesitzes. Doch ist es ein ständiger Kampf.

Heilige sie in der Wahrheit

Joh 17:17
Heilige sie in der Wahrheit, Dein Wort ist Wahrheit
Die Gläubigen stehen in der Wahrheit. Der Ichgrund ist der Lügen-Grund; der Glaubensgrund in Christo ist der Wahrheits-Grund. Wer Christum hat, der hat die Wahrheit, die sich dann wachstümlich in ihm entfaltet. Wenn der Heiland betet: „Heilige sie in der Wahrheit; Dein Wort ist die Wahrheit,“ so dürfen wir doch gewiss bei dem Wort, das die Wahrheit ist, an I h n S e l b s t denken. Johannes lebt ja in Dem, der das Wort vom Anfang ist. Johannes sagt ja: „Das Wort wurde Fleisch“. Das ist ganz gewiss kein philosophischer Begriff, welchen Johannes hier ins Evangelium einführt. Johannes war wahrhaftig kein Philosoph. Offenbar hat Sich der Heiland in Seinen i n n e r e n Vorträgen vor den Jünger auch „Wort“ genannt. Der Hebräerbrief offenbart das gleiche, wenn er (Hebr 1:2) sagt: „Gott hat am letzten in diesen Tagen geredet durch den Sohn.“ Dann ist der Sohn eben d a s Wort. Und wiederum sagt der Hebräerbrief (Hebr 4:12.13): „das Wort Gottes ist lebendig und kräftig“ usw. und führt dieses Wort am Schluss als Person auf, wenn er schreibt: „Und keine Kreatur ist unsichtbar vor Ihm; es ist aber alles bloß und aufgedeckt vor Seinen Augen - von dem reden wir.“ So weist uns der Gebetsruf: „Dein Wort ist die Wahrheit“ auf Jesum. Der Herr sagt ja von Sich Selbst: „Ich bin die Wahrheit“ Er nennt Sich vor Pilatus den König der Wahrheit. Wenn Satans Fall in Joh 8 erwähnt wird, so heißt es: Er steht nicht in der Wahrheit, Er hat sich eben von dem Sohn weg in sich selbst gewendet.“

Darum hat er auch in jenen Stunden, auf welche das Gemeine-Gebet zielt, gehandelt, die Jünger vom Herrn abzudrängen. Die Wahrheit, in welcher die Apostel standen, war doch die, dass Jesus sei Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Darin war und gründete all ihre Wahrheitserkenntnis. Und diese Wahrheit sollten sie als heiligen Besitz überwindend durchtragen durch die Kreuzestage. Bei den Jüngern handelte es sich voll und ganz u m I h n. Das ist in der ganzen Gemeine so. In Ihm hat die Gemeine alles, ohne Ihn ist sie nichts. Die Gemeine hat keine religiösen Wahrheitsbegriffe, sondern lauter Wahrheitsleben in Ihm. Der Gemeine ist Gerechtigkeit, Wahrheit, Leben Friede, Liebe: A l l e s - Er. Und wer Ihn hat, der hat die Wahrheit, Weg und Leben, und der wächst in der Wahrheit, indem er wächst in Ihm.

So ist das Wort der Wahrheit, Er. Darum kann auch der Heiland zum Vater sagen: „D e i n W o r t“ oder wie es wörtlich heißt: „Das Wort, das Deine.“ Wenn es nun heißt „Heilige sie in der Wahrheit“ - so heißt das soviel: Gib ihnen solche überwindenden Glaubenskräfte, dass sie in den kommenden, schweren Schmach- und Niedrigkeitstagen den Sohn nicht verlieren. Heilig ist ja das Überwinderwort. Darum heißen die Gläubigen Heilige, weil in ihnen durch Jesum Christum, ihrem Herrn, die Gnade über das Gericht, das Leben über den Tod, die Wahrheit über die Lüge gesiegt hat. Und Heiligung ist die in Christo Jesu vollzogene, ständige Überwindung des Finsternismäßigen, und das Eingehen in die immer tiefere Gemeinschaft des Lichtes. Heiligt der Vater die Jünger über die Leidenstage in der Wahrheit, so gibt Er ihnen solche Überwinderkräfte, dass sie trotz allem und allem am Sohne hangen bleiben können. Heiligung in der Wahrheit ist wachstümlich tiefere Sohneserfassung unter geistgegebener Überwindung der Versuchungen und Anfechtungen. Dass wir bei Jesus bleiben können durch alle Gänge des Lebens hindurch, das ist die Heiligung in der Wahrheit. Dass der Vater solche Überwinderkräfte darreicht, ist bitter nötig; denn

Ich habe sie in den Kosmos gesandt

Joh 17:18
Gleich wie Du Mich gesandt hast in den Kosmos, so habe auch Ich sie in den Kosmos gesandt.
Der Vater hat den Sohn zum Sterben in den Kosmos gesandt, und dass Er unterm Sterbensweg den Vater verkläre. Da brauchte auch der Sohn Heiligung in der Wahrheit. Er brauchte Überwinderkräfte durch Gehorsam bis zum Tode, ja bis zum Tode am Kreuze, den Vater zu verherrlichen. So sendet nun auch der Sohn die Seinen. Um Seinetwillen kommen auch sie in den Sterbensweg, und haben unterm Sterben den Herrn der Wahrheit zu bekennen. Um „Deinetwillen“ sagt Paulus Röm 8, „sind wir getötet den ganzen Tag, wir sind geachtet wie Schlachtschafe“. Der Glaubensweg ist Selbsterniedrigungsweg, ist Selbstverleugnungsweg, ist Leidensgehorsamsweg. Da sind wir gesandt in die Welt, gleichwie Er gesandt war in die Welt. Wie verkehrt und falsch-prophetisch erscheinen hier wieder alle Gedanken von Macht und Herrschaft Christi in der Welt im gegenwärtigen Äon. Das ist der tiefe, innere Gegensatz der wahrhaft Gläubigen zu vielem Kirchenwesen, dass es den Gläubigen klar ist, dass sie nichts bedeuten in der Welt, dass ihr Weg ein Kreuzesweg ist, während viel Kirchenwesen etwas bedeuten will, groß und mächtig sein will. Die Kinder Gottes sind gesandt in den Kosmos, gleichwie der Sohn Gottes gesandt war in den Kosmos. Darum brauchen sie auch Heiligung in der Wahrheit, sie brauchen überwindende Gotteskräfte und Gnadenkräfte, um stehenbleiben zu können. Wir haben auch in unserem Gesandtsein in die Welt die Christusähnlichkeit. Wer hat nach der äußeren Betrachtung im Leben Jesu gesiegt? Ganz offenbar die vereinigten Mächte der Finsternis. Genau so ist es auch im Zeitalter der Gemeine bei den Gläubigen. Was hat der Heiland für ein Leben geführt? Ein Leidensleben. Und hier heißt es: „Gleichwie Du Mich gesandt hast in die Welt, so habe Ich sie auch gesandt in die Welt.“ Der Heiland steht auch hier wieder im Gemeine-Gebet schon sieghaft über den Leiden. Er sieht Sich schon als den Aussendenden. Und indem die Jünger in Seine Lebensgemeinschaft eingetreten sind, sind sie auch schon ausgesandt. Und der Herr sieht unter den Ihn Umstehenden schon die Märtyrer, welche auch ihnen kommen sollten, Er sieht die Passion aller. Da wird es Ihm schwer, und Er empfiehlt sie dem Vater zur Heiligung in der Wahrheit, zur überwindenden Durchführung durch die Nöte.

Er muss jetzt noch den Vater bitten. Später will Er sie schon Selbst überwindend durchführen. Königlichen Geistes betet Er:

Ich heilige Mich selbst für sie

Joh 17:19
Und zu ihren Gunsten heilige Ich Mich selbst für sie, damit auch sie geheiligt seien in der Wahrheit
Das steht zunächst mitten in der Gründonnerstags-Nacht der Herr, der majestätische, der freie, der herrliche Sohn Gottes vor uns. „Ich heilige Mich selbst für sie.“ Niemand zwingt Ihn, den Leidensweg zu gehen; die Verhältnisse nicht, die Menschen nicht, der Vater nicht. Er geht völlig frei. Wohl kostet es noch einen großen und scheren Kampf, zur völligen Freiheitshingabe des Willens durchzudringen. Aber hier steht Er göttlich groß. Wir beten an! Wir bitten um mehr Freiheitskräfte zum Leiden. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.

Und Er heiligt Sich selbst für sie. Er gibt Sich hin in Kreuz, Tod und Grab - und überwindet im Geisteskampf zunächst Seinen eigenen Willen; dann aber überwindet Er, nachdem dieser geopfert, durch Seine Hingabe auch Gericht, Tod, Grab und Hölle. Als ein völlig Gott Hingegebener, ein völlig bis zum letzten Blutstropfen Geheiligter geht Er hin. Dadurch werden die Überwindungs- und Heilungskräfte frei, welche auch die Jünger in Sünde, Gericht, Tod, Grab und Hölle brauchen. Nach Seiner freien Heiligungs- und Überwindunghingabe stellt Er die gewonnenen Sieges-Lebens-Kräfte durch den Heiligen Geist den Seinen zur Verfügung - und nun können auch sie Geheiligte sein in der Wahrheit. Zur Geburt des Lebens aus dem Tode, des Lichtes aus der Finsternis, der Wahrheit aus der Lüge, zur Ausgeburt des Kindschaftswesens braucht es täglich Überwinderkräfte; diese stehen in dem ganz geheiligten Jesus in Bereitschaft. Der Glaube hat in Ihm Kraft zum Ausziehen und zum Anziehen. Der ganze, geistverklärte Herr steht für uns da. Anbetungswürdige Liebe! Und Er kann für uns bereitstehen, weil Er Sich in Kreuz, Tod, Grab und Hölle für uns eingesetzt hat. Jetzt braucht Er den Vater nicht mehr zu bitten, dass derselbe uns heilige in der Wahrheit. Jetzt heiligt der Sohn in Sich selbst, und durch Sich selbst und für Sich selbst. Darin dürfen wir stehen im Glauben. „Nachdem das Ganze Seiner göttlichen Kraft, was zum Leben und zur Frömmigkeit nötig ist, uns geschenkt ist durch die Erkenntnis des, der uns berufen hat durch Seine ewige Herrlichkeit und Tugend, können wir nun teilhaftig werden der göttlichen Natur“, sagt Petrus im zweiten Brief (2Petr 1:3ff.). Das ist der Sinn der Selbstheiligung Jesu für uns. Unsere Heilung ist Anziehung der Heiligung Jesu. Der Heilige Geist nimmt es von Jesu und gibt es uns. Und alle Heiligung festigt die Lebensgemeinschaft in Jesus. Wir sind geheiligt i n der W a h r h e i t; das ist dasselbe, wie: „In Ihm.“ Heilung ist Lösung von uns, Bindung in Ihm. Damit hat Er nun die Jünger im Gebet durchgetragen und dem Vater hingetragen. Die Heiligung, die für uns wirksam ist, nachdem Er Sich selbst geheiligt, schaut schon weiter hinaus. Darum hebt der Herr jetzt an, für die Zukunftsgemeine zu beten:

Auch für die an Mich Glaubenden

Joh 17:20
Nicht aber allein in Betreff dieser bitte Ich, sondern auch für die durch ihr Wort an Mich Glaubenden
Welche Klarheit des Betens! Welche bestimmten, abgegrenzten Bitten. Der Heilige Geist ist ein Geist der Klarheit und der Abgegrenztheit. Er hebt aus dem Verschwommenen und aus dem Zwielichtigen heraus. Der Heilige Geist ist ein Geist der Bestimmtheit Er weiß, was Er will. Kinder Gottes sind keine Fackler. Ruhiges Ewigkeitslicht leuchtet in ihnen, darum auch aus ihnen, darum auch aus ihnen. Und der Heilige Geist, obwohl Er das Ich-Leben in den Tod bringt, arbeitet doch das Ich im göttlichen Lichte klar heraus! Erst in Gott erlangt jedes Ich seine ganze volle Würde; Ich in sich selbst, ist Tod. Daher das ruhige, sichere „Ich bitte“, mit welchem der Herr hier vor den Vater tritt. Und die klar umgrenzte Bitte: „Ich bitte“ für die durch ihr Wort an Mich Glaubenden. Das ist eine ganz bestimmte, aus aller Welt herausgenommene Schar.

Da sehen wir zunächst wieder die Herrlichkeit des eingeborenen Sohnes. Vor dem Eintritt in Sein Leiden schaut Er hinaus durch die Jahrtausende bis zum Ziel der Gemeine auf alle, die durchs Wort an Ihn glauben werden. Der Anfänger und Vollender des Glaubens ist Wurzel, Weg und Ziel, ist Haupt der Glaubensgemeine. Der Heilige Geist lässt Ihn, da Er hinging, den Grund zu legen, schon das Ziel sehen. Eine Glaubensgemeine, durch Wort herausgerufen, sieht Er. Er sieht später in unserem Gebet auch noch die ganze Welt gläubig, aber erst nach Vollendung der Glaubensgemeine der Kinder Gottes. Hier sieht der Herr eine Auswahl, welche das Wort schafft. Seine Geistesbrüder, die sind Sein starker Trost in diesen schweren Stunden.

Und wie sieht Er die Elfe um Ihn so groß. „Durch ihr Wort“ werden die Gläubigen geboren. Samenträger dürfen sie sein und werden, des Gottes-Kinder zeugenden Gottessamens. Welch große, überschwängliche Gnade! So elende Kreaturen, wie die Jünger es sind, wie sie es in den kommenden Kreuzesstunden sein werden, dürfen zu Trägern des ewigen Zeugungssamens werden. Ja, der Glaube kommt aus dem Zeugnis (Röm 10.) Das ist die Ordnung. Menschen, selbst gläubig gewordene Menschen, dürfen im göttlichen Wort die Weiterführer der Gemeine werden. Arme, törichte, irrende Menschen dürfen durch das in ihnen geschaffene Glaubens- und Wiedergeburtsleben Zeugen und Zeugende werden. Gläubigen Menschen vertraut der Herr das göttliche Wort an, und lässt sie Weiterführer seines Erlösungswerkes, zunächst in der Gemeine, werden. Welch ein Vertrauen Gottes unseres Heilandes zu uns Armen und Elenden, dass Er vertrauensvoll Sein Wort in unsere Herzen und Hände legt. Anbetend müssen wir den Glauben unseres Gottes an uns bewundern. Und dass Menschen durch gläubige Menschen glauben! Welches Wunder der Gnade! Aber der Geist zeugt eben bei den Wahrhaftigen in ihrem Geiste.

Der Heiland sagt: „Welche durch ihr Wort an Mich glauben werden.“ Es ist natürlich Sein Wort, das Er ihnen gibt. Gläubige, je einfältig-hingegebener sie sind, reden Gottes Wort. Sie wollen nichts anderes reden und bitten, dass es ihnen klar und deutlich gegeben werde. Bei Gläubigen heißt es: „Du bist es nicht, der da redet, sondern deines Vaters Geist ist es, der durch dich redet.“ Hierin sind die Geistesmenschen in der Heilandsgleiche. Er sagt auch von Sich: „Meine Worte sind nicht Mein, sondern des, der Mich gesandt hat.“ So wollen Glaubensmenschen, und so können und dürfen sie auch Gottes Wort reden. Paulus sagte von seinem Zeugnis: Nehmet es an nicht als Menschenwort, sondern, wie es denn wahrhaftig ist, als Gottes Wort. Je gottinniger im Geiste ein Glaubensmensch ist, umso tiefer und wahrer darf und kann er Gottes Wort sagen. Wir haben die großen Geistesgrundlinien ja im geschriebenen Wort. Das wird durch den Heiligen Geist lebendig in uns und reproduziert sich wieder durch uns.

Der Heiland betet: „Die durch ihr Wort an Mich Glaubenden.“ Ja, obwohl es nicht ihr, der Gläubigen eigenes Wort ist, sondern gottgewirkt und geistgeboren in ihnen, so ist es doch ihr Wort. In einem jeglichen Gläubigen wirkt der Heilige Geist Gottes Wort in der Art und in dem Maße des betreffenden Gläubigen aus. Gottes Wort in Paulus ist verschieden von Gottes Wort in Johannes, und Gottes Wort in Johannes ist verschieden von Gottes Wort in Petrus. Es ist eine herrliche, gottmenschliche Aussaat, welche die Gläubigen in Christo weitergeben dürfen. Das e i n e Wort geht durch eine große Mannigfaltigkeit von Menschenkanälen, damit es wieder in einer großen Mannigfaltigkeit von Menschen zeugend wirke. Daher betet unser Herr: „Durch ihr Wort.“

Und dies gottmenschlich weitergetragene Wort wirkt G l a u b e n. In dem inneren Gottesgrund des Menschenwesens trifft es auf die großen, naturinnewohnenden Gottesvoraussetzungen und weckt sie auf. Und bei den Aufrichtigen wirkt es Annahme. So kommt aus dem eingestreuten Samen Glaubensleben. Wir haben in uns einen Gottmuttergrund; in diesem erweckt der durchs Wort zeugende Gottesgeist Glaubensleben. Es gehört aber die annehmende Sanftmut des durchs Wort Getroffenen dazu. Will dieser in sich selbst, in der Welt und in der Kreatur bleiben, so keimt das Wort nicht. Bei den Erwählten bricht es durch. Bei ihnen ist ein Gottverlangen, und das kommt dem Gotteswort entgegen.

Das Wort von Ihm führt zu Ihm. Die Gläubigen zeugen nicht dies und das, sie zeugen von Ihm. Das ganze Leben und Wesen der Gläubigen ist in Ihm, in dem Sohne Gottes, für sie gekommen - gestorben, erstanden und erhöht. Darum hat auch ihr Wort Ihn zum Inhalt und weckt in dem Annehmenden Glauben an Ihn. Der armen Seele und dem elenden Gesite verklärt der Heilige Geist Ihn, den Schöpfer und Herrn. Der gläubige GeiSt kommt durch den Heiligen Geist zu sich, zu seinem inneren Gottgrund und erkennt dort den Sohn Gottes als Wahrheit, als den eigenen, tiefsten Wesensgrund. Und dass Er Mensch geworden, uns zu suchen und zu retten, und dass Er hinabgegangen in unser Todeselend und nun neue Menschen aus uns schafft, das alles, alles geht Schritt für Schritt auf und wird im Glauben erfasst. So entstehen die an Ihn Glaubenden. Obwohl wir Jesum nie gesehen haben, schauen wir Ihn doch im Geiste, nehmen Seine Liebe und leben von ihr und in ihr. Für diese zum Glauben Gekommenen und Kommenden betet nun der Heiland:

Dass sie alle eins seien

Joh 17:21
Dass sie alle eins seien, gleichwie Du, Vater, in Mir und Ich in Dir, dass sie auch selbst in Uns seien.
Gegenüber unserer lutherischen Übersetzung bemerken wir, dass in unserer Übersetzung im zweiten Teil unseres Verses das Wörtlein „eins“ fehlt. In den besten Handschriften steht es nicht. Das dient sehr zum Verständnis des Verses. Auf das kommt es also an, dass wir im Vater und im Sohne seien. Diese Einheit des Vaters und des Sohnes ist eine G e b u r t s e i n h e i t. Wir bekennen uns zum eingeborenen Sohn. So ist auch die Einheit der Gläubigen eine Geburtseinheit. Durch die Geburt aus dem Geiste sind sie eins mit dem Vater und dem Sohn. Und durch die Geburt aus dem gleichen Heiligen Geist sind sie eins untereinander als Brüder. Diese Einheit ist da und besteht in der Glaubensgemeine. Mögen die Zeiträume der Gemeine Jahrhunderte umfassen, mögen die Erscheinungsformen der Gemeine nach außen noch so verschieden sein, im Grund und Wesen ist sie eins - eine wahrhaftige Gottesfamilie.

Und diese Einheit ist und bleibt geschlossen durch den Heiligen Geist. Im Heiligen Geist wohnt der Vater im Sohne und der Sohn im Vater. Durch denselben Heiligen Geist wohnen Vater und Sohn in den Gläubigen, und die Gläubigen bleiben im Vater und im Sohn. Diese g r u n d m ä ß i g e und w e s e n s m ä ß i g e Einheit soll nun zur w i l l e n s m ä ß i g e n werden. Beim Sohn Gottes, beim Eingeborenen, war sie das und blieb sie das. Er hat keine Sünde getan. Seine Speise war, den Willen des Vaters zu tun, und am Ende des schwersten Kampfes heißt es: Dein Wille geschehe! Kinder Gottes sollen auch von Stufe zu Stufe in diese freie Willenseinheit einrücken. Ihnen ist der gute, wohlgefällige und vollkommene Gotteswille, dass er in ihnen und durch sie geschehe, ein tiefes Anliegen. Eigenwille und Eigenweg sind einem Kinde Gottes tiefer Schmerz und bringen schmerzliche Buße. Auf diese innere Einheit hat es der Herr in Seinem Gebet abgesehen. Wir sollen eins sein, wie der Vater in Ihm und Er im Vater. Gleich wie sie ineinander sind, sollen wir in Ihnen sein. Die geistliche, innere und wahrhaftige Einheit der Kinder im Vater und im Sohne. Eine äußere Einheit der Kinder Gottes untereinander darzustellen, ist jetzt in dieser Weltzeit eine Unmöglichkeit. Wo und wie wir auch zusammen kommen, nie weiß man, ob alle Kinder Gottes sind. Die äußere Zersplitterung der Kinder Gottes gehört zu ihrem Niedrigkeitscharakter. Reifende Söhne Gottes neigen sich aber aus allen Formen und Gebilden einander hienieden schon herzlich zu. Diese Einheit der Kinder Gottes im Vater und im Sohne geht nun nach des Heilandes Gebet darauf hinaus:

Dass die Welt glaube, dass Du Mich gesandt hast

An den Gotteskindern soll der Kosmos, die Welt - an den vom Himmel gekommenen Sohn glauben lernen. Dem Kosmos, der im Argen liegenden Welt, scheint ein ewiger Sohn Gottes und gar ein fleischgewordener Sohn Gottes etwas ganz Unglaubliches. Wenn nun hin und her Kinder, Söhne, Männer und Väter Gottes sind, welche auch aus Gott geborenen sind, so ist der Welt die Sohnschaft Christi handgreiflicher nahegebracht. Sonderlich in unseren Tagen, wo die Menschwerdung des Eingeborenen bald 2000 Jahre zurückliegt, wird sie dem Gegenwartsgeschlecht in den jetzt lebenden Söhnen vor Augen geführt. Es glauben doch immer viele um wahrhaftiger Söhne willen auch an den Sohn. Wenn aber erst die Söhne und die Söhnegemeine ihrer Vollendung entgegengehen, dann wird auch die Welt an Vater und Sohn glauben - durch die Mitteilung der vollendeten Söhne hindurch. Drum betet der Heiland weiter:

Und Ich habe Ihnen Deine Herrlichkeit gegeben

Joh 17:22
Und Ich habe die Herrlichkeit, welche Du Mir gegeben hast, ihnen gegeben, damit sie eins seien, gleichwie Wir eins sind.
Die Herrlichkeit unseres Herrn Jesu Christi ist Seine ewige S o h n s c h a f t und E r b s c h a f t. Johannes sagt ja im ersten Kapitel des Evangeliums: „Wir sahen Seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater voller Gnade und Wahrheit.“ Diese Sohnschaft samt der Miterbschaft hat der Herr Seinen Gläubigen gegeben. Durch Seinen Heiligen Geist zeugt Er sie zu Söhnen. Der Heiland nimmt das hier wieder voraus vor Gethsemane und Golgatha. Für Ihn ist es schon so weit, obwohl der schwere Weg noch bevorsteht. Es ist ein Sieges- und Überwindergebet. Der Heiland steht schon über Grab und Tod. Also hat Ihn der Vater gestärkt. S o h a t Er hier den Seinen auch schon Seine Herrlichkeit gegeben, die Ihm der Vater gegeben hat. Auch Seine Sohnschaft mit aller sich auswirkenden Herrlichkeit ist Ihm gegeben. Dem Vater gegenüber ist Er stets in allem der Empfangende. Und so sind die Söhne Ihm gegenüber. Was haben wir, das wir nicht empfangen haben? Und mit der ganzen Herrlichkeit des Sohnes sind wir ausgerüstet. Wir dürfen Söhne und darum Erben heißen. „Sehet, welch ein Liebe hat uns der Vater erzeiget, dass wir Gottes Kinder sollen heißen!“ Und in dieser Sohnesherrlichkeit und durch sie ist die Gemeine eins, gleichwie Vater und Sohn eins sind. Es ist eine Wesenseinheit da. Was aus einander geboren ist, das ist e i n Geschlecht. Die ganze Gemeine sind lauter Brüder. Und alle sind aus e i n e m Geiste geboren. Das ist eine organische, unauflösliche Einheit, gleichwie die zwischen Vater und Sohn. Kostet es auch viel, bis alle Kinder Gottes zu tatsächlicher, innerer und äußerer Einheit ausgeboren sind, so sind sie doch eins in Ihm. Auch der Heiland hat zu vollkommender Einheit erst ausgereift werden müssen. Erst in Gethsemane hat sich der völlig und vollkommene Willenszerbruch vollzogen. An dem, da Er litt, hat Er Gehorsam gelernt. Da hat Er in der tiefsten Probe, in der Todesprobe, die Einheit bewahrt. Bei Ihm, dem Herrn, ging das Wachsen in die vollkommene Einheit ohne Sünde. Bei uns geht es durch Sünde, aber in der Kraft der vergebenden und mitschaffenden Gnade geht es doch zur vollkommenen Einheit:

Ich in ihnen und Du in Mir

Joh 17:23
Ich in ihnen und du in Mir, dass sie seien vollkommen gemacht in Beziehung auf das Einssein.
Die Kinder Gottes, wann, wo und wie sie auch sind, sie sind kraft ihrer neuen Geburt aus dem Geiste eins. Aber diese Einheit muss sich durch Kämpfe und Anfechtungen hindurch in wachstümlicher Weise ausgestalten. Der Leib Christi wächst sich zu vollkommener Einheit aus. Hienieden und nach seiner äußeren Erscheinung ist gerade der Leib Christi das Zerrissenste und Verschiedenste, was es gibt. Dadurch aber wird unter den Kindern Gottes das Sehnen nach der vollkommenen Einheit geweckt. Die Welt soll während ihrer Riesenorganisationszeit, in welcher Satan die Einheit unter sich, als dem Haupt, darstellen will, die wahre, im Sohn Gottes sich bildende Einheit nicht sehen. Sie soll ihrer spotten und ihrer lachen. In Wahrheit sind die zerstreuten und zerrissenen Kinder Gottes doch eins und wachsen immer mehr zusammen. Die Welt will von außen und nach außen sein, was sie innen nicht ist und nie ist - nämlich eins. Alles in der Welt drängt, sonderlich in dieser letzten Zeit, auf Einheit. Staaten, Kirchen, Gemeinschaften, Vereinsverbände, Wirtschaftsverbände - alles schafft durch Organisation immer gewaltigere Einheitsverbände. Dabei ist innerlich durchaus keine Einheit. Darum wird auch alles wieder zersprengt. Die Kinder Gottes s i n d , was sie nach außen gar nicht scheinen, völlig und ganz eins in ihrem Herrn. Und diese Einheit wächst zu ihrer Vollkommenheit auch nach außen.

Und sie sind eine g ö t t l i c h e Einheit. Gleichwie der Vater im Sohn und der Sohn im Vater, so sind die Gläubigen im Sohn und der Sohn in ihnen - und im Sohn sind sie auch im Vater. Die Kinder Gottes als Gottgeborene werden hineingebildet in die Gotteinheit. Und da gibt es einen Tag der Vollkommenheit. Wenn alle Gotteskinder, deren Zahl eine von Gott bestimmte ist, werden geboren und ausgeboren sein, dann wird der Herr Seinen Tag haben - den Erscheinungstag für die Gemeine. Da werden die drüben und die noch hüben Befindlichen zusammengeschweißt - dann wird e i n vollkommener Leib an dem e i n e n Haupte sein. Die Kinder Gottes, welche schon drüben, und zum Teil schon lange drüben sind, wachsen drüben immer weiter. Sie lernen mit bei der weiterlaufenden Offenbarung. Und die noch in der Welt Befindlichen lernen immer schneller unter dem Druck der zunehmenden Finsternisoffenbarung. So werden sie alle hüben und drüben immer mehr Eins. Der Tag des Herrn, der Tag der Erscheinung bei den Seinen, ist der Tag der vollkommenen Zusammenschweißung. Dieser Tag erscheint beim Beginn des antichristlichen Reiches. Am Ende dieses antichristlichen Reiches wird dann der Herr mit Seinem vollendeten Einheitsleib auf Zion erscheinen. Das antichristliche Reich wird die vollkommenste Einheitsorganisation aller Organisationen sein unter e i n e m Haupt. Es wird die vollkommenste Nachäffung des Leibes Christi sein, aber ohne i n n e r e s Einheitsband. Es wird d i e große Lüge sein. Nach ihrer Vollendung wird d i e große Wahrheit erscheinen, der wahrhaftige, in der Liebe verbundene Einheitsleib Christi. Da werden die lügnerischen Organisationen zerbrechen, das Lügenhaupt wird fallen mit allen Trägern seines Malzeichens. Dann werden zunächst die gläubigen Juden von hüben und drüben - und von den Juden aus auch der ganze Kosmos den Herrn - Seinen Einheitsleib sehen und an den Sohn und an die Söhne glauben. Darum sagt der Herr, wenn die Gemeine der Kinder vollkommen sei in Eines, dann werde die Welt glauben.

Damit die Welt glaube

Damit die Welt glaube, dass Du Mich gesandt hast und hast sie geliebt, gleich Du Mich geliebt hast.
Der Heiland hat beim Blick auf die vollkommen eins gewordene Gemeine den Tag Seiner Erscheinung zu ihr und mit ihr im Auge. In den Stunden der tiefsten Niedrigkeit sieht Er die Vollendung. Das ist echt prophetisch. Leidenswege schärfen immer den prophetischen Blick aufs Ziel. Wenn der Herr Seinen Einheitsleib wird angezogen haben als wunderbare Gliedereinheit, und wenn Er mit demselben wird erscheinen - auf Zion, aber sichtbar dem ganzen Kosmos, dann wird der Kosmos endlich glauben, dass der Herr, Jesus Christus, der eingeborene Sohn des Vater sei. Dann wird der Kosmos glauben, dass der Herr Jesus nicht ein gewöhnlicher Mensch war, sondern der zur Rettung in die Welt gesandte Sohn. Dann wird der Kosmos, diese ganze arme Sünderwelt, auch die G e l i e b t e n Gottes erkennen. In ihrem Erdenwandel sahen die Kinder Gottes, gleichwie der Sohn Gottes, eher als die Gehassten aus. Ihr Weg war ein Kreuzesweg; da meinte die Welt, sie wären von Gott gestraft. Nun erscheinen sie in ihrer Einheitsherrlichkeit als die Geliebten. In der Erscheinung des Herrn mit Seinen Heiligen erscheint der Sohn als der Geliebte, und erscheinen auch die Söhne als die Geliebten. Die Welt tut in der Erscheinung dieses wunderbaren Liebesorganismus einen ebenso richtenden wie rettenden Blick in den Liebesplan Gottes. Sie sieht den Vater, den Sohn und die Söhne. Die ganze Welt lernt nun einheitlich Gott als den Vater anzurufen infolge der Sichtbarmachung der Söhne. Jetzt werden die Völker in klarem Wissen das Reichsgebet beten: „Unser Vater in den Himmeln.“ Wir beten es jetzt schon im Glauben; dort werden sie es dann beten nach erfolgtem Schauen. Wohl werden ja im Königreich Christi auch viele sich noch auflehnen, und am Ende sich gegen den Herrn und Sein Volk wenden; aber E i n e s bleibt, von der Erscheinung des Herrn mit Seinen vollendeten Söhnen an, dem ganzen Kosmos unauslöschlich eingeprägt, und eines kann niemand mehr leugnen: Dass Jesus Christus der eingeborene Sohn sei, ins Fleisch gekommen, die Welt zu retten. Eines kann niemand dem leugnen, dass durch den Leib der Söhnegemeine die Kreatur gesegnet und gerichtet wird. Und eines kann kann niemand mehr leugnen: Dass Gott der rechte Vater ist über alle Vaterschaften in den Himmeln und auf Erden. Das hat, von der Einheitsvollendung der Gemeine und ihrer Erscheinung an, auch die W e l t e r k a n n t. Der Weg dahin ist, von der Stunde des Gemeine-Gebets ab gerechnet, noch schwer - aber er vollendet sich.

Der in Eines vollendete Söhneleib ist das wunderbarste Denkmal der Liebe Gottes. Dass der Vater in Christo diese Sünder herausgeliebt, dass Er sie zu Söhnen und Erben gemacht hat, dass Er sie durch alles hindurch erhalten und vollendet und in eines gebracht hat - das ist eine solch alles übersteigende Liebe Gottes, dass, wenn sie in der Offenbarung der Gemeine erscheinen wird, der von solcher Erscheinung erschütterte Kosmos anbetend Gott in Seiner Vaterliebe erkennen wird. Im Söhneleib ist eine auserwählte Menschen-Sünder-Schar in die Gottheit aufgenommen - darinnen wird sich der ganze Kosmos als geliebt erkennen. Er sieht ja in diesem verherrlichten Söhneleib die Erstlinge der Menschheit und darinnen sich selbst. Ist der Anbruch heilig, so ist auch der Teig heilig. Darum wartet auch die ganze Kreatur auf die selige Freiheit der Kinder Gottes. Diese sind ihr das Siegel ihrer eigenen Befreiung, der Grund ihrer eigenen Hoffnung.

Ach, wie verlangte den Herrn auf seinem Wege nach Gethsemane nach dieser Vollendung. Ganz allein ging Er dahin - wie drang Ihn Sein Herz nach dem Söhneleib, nach der vollendeten Bruderschar. Und von dieser aus drang Sein Herz auf den die Liebe erkennenden Kosmos.

V a t e r

Joh 17:24
so muss Er aufschreien. „Vater“ - wenn es nur bald so weit wäre! Was liegt doch noch dazwischen an eigenem Leiden des Sohnes Gottes und an Leiden der ganzen Söhnegemeine! Tief bewegte es Seinen Geist.

Vater, was Du Mir gegeben hast
Die ganze Ihm sonderlich gegebene Söhnegemeie steht vor Ihm. Es ist Ihm ja alles übergeben. Er hat ja Macht über alles Fleisch. Aber e i n e Auswahlschar, die ist Ihm sonderlich gegeben. Eine Auswahlschar, die ist geburtsmäßig mit Ihm verwandt. Ihr ist Er gegeben durch den Heiligen Geist; sie ist Ihm gegeben und ergeben durch denselben Geist. Die Söhnegemeine ist Sein Bild, ist Sein spezieller Abglanz. Sie trägt in sich Seine Fülle.

Was Du Mir gegeben hast
Die Gemeine ist des Vaters herrlichstes Geschenk an den Sohn. Sie ist der höchste Siegespreis und Herrlichkeitslohn des Vaters an den Sohn. Herrlichere Frucht erwächst dem Sohne nicht aus Seinem Kreuzes-Gehorsamsgang, als diese Eigentumsgemeine. Lebhaft steht sie Ihm vor Augen. Und mit einem starken, mächtigen

Ich w i l l
dringt Er für sie alle an des Vaters Herz. Er darf rufen: „I c h w i l l“. Er weiß, dass ist auch des Vaters Wille. Von Unendlichkeit her hat Ihm ja der Vater diese Söhnegemeine voraus ersehen und vorausbestimmt. Er sollte der Erstgeborene sein unter vielen Brüdern. Seine Sohnesherrlichkeit sollte in diesen Brüdern ihren Erstlings-Ausstrahlungsglanz haben. Und nun erklärt Er Sich zu des Vaters ewigen Ratswillen und ruft:

Ich w i l l
Mit diesem „Ich will“ bindet Er Sich an die Söhnegemeine und die Söhnegemeine an Sich. Es sind ja nach der Natur gar arme Sünder, es sind die in sich selbst ärmsten Sünder, für welche Er hier schreit. Aber es sind doch auch die von Ihm Gezeugten und Ernährten und Vollendeten. Es sind die, an welche Er Sein eigen Wesen im Heiligen Geiste gibt. S i e will Er haben, sie will Er bei Sich haben. Immer Eins will Er mit ihnen sein, immer ungetrennt.

Ich w i l l, dass wo Ich bin, auch jene mit Mir seien

Leib und Seele sind Eins. Wo der Geist ist, da ist auch sein Leib - wo der Leib ist, da ist auch der Geist. Freilich im Sündenelend während des Erdenkampfes ist diese Einheit noch keine vollkommene. Da vollzieht sie sich erst und baut sie sich erst aus. Eins sind die Kinder Gottes auch hier mit ihrem Haupte. Aber das unverklärte Fleisch ist noch trennende Schranke. Und dem Weg zur Vollvereinigung ist die Gemeine. Und das gewaltige „Ich will!" des Hauptes ist Kraft- und Liebeszug. Dieses „Ich will“ ist Bürge und Unterpfand. Es ist ein heiliges Sehnen im Sohne Gottes nach seinem vollendeten Leib - wie ein heiliges Sehnen ist im Leib nach Seinem vollendeten Haupte. Es geht gewiss so schnell wie möglich; denn: Er will. Und Er will:

Dass, wo Ich bin, auch jene mit Mir seien
Gemeine und Christus, Leib und Haupt darf man sich nie getrennt denken. Das ist für unsere lebendige Hoffnung ein wichtiges Stück. Die Gemeine ist immer beim Haupt. Trennen wir uns nicht selbst! Die Hoffnung, im neuen Jerusalem zu sein, die Hoffnung, auf die neue Erde zu kommen und andere Hoffnungen mehr, sind keine spezifischen Gemeine-Hoffnungen. Näher, immer näher - heißt es da. Dicht beim Heiland steht die verklärte Gemeine. Nehmen wir keine falsche Frontstellung. Die Gemeine steht nicht Jesu gegenüber, sondern sie steht bei Ihm, in Ihm. Das Antlitz der verklärten Gemeine schau mit Jesu Antlitz nach der Kreatur. „Wo Ich bin, will Ich, dass die Meinen mit Mir seien.“ Also stehen wir immer bei Ihm. E r w i l l , d a s .

Damit sie meine Herrlichkeit sehen

Damit sie meine Herrlichkeit sehen, die Du Mir gegeben hast
Die Jesu gegebene Herrlichkeit ist keine tote, sondern eine lebendige, darum eine wachstümliche. Die Herrlichkeit Jesu war schon im Fleische, als Er in der Niedrigkeit war. Daher heißt es: „Wir sahen Seine Herrlichkeit, die Herrlichkeit des eingeborenen Sohnes voller Gnade und Wahrheit.“ Diese sah Johannes und seine Mitgläubigen, als das Wort Fleisch geworden war. Auch wir haben schon im Fleisch Teil an Jesu Herrlichkeit. Durch alle Schwachheit, Sünde, Elendigkeit hindurch, durch alles Kreuz und alle Trübsal dieser Tage hindurch, tragen wir die herrliche Gewissheit, dass wir Kinder und Erben sind. Der Heilige Geist gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind. Und als Kinder wissen wir, dass wir Geliebte sind. Wir tragen im Glauben und göttlichen Leben einen S c h a t z in uns in irdenden Gefäßen. Und wir tragen durch den Heiligen Geist Jesu göttliche Erkenntniskräfte und Überwinderkräfte in uns, kraft derer wir rühmen dürfen: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.“ So haben wir teil an Seiner Herrlichkeit schon im Kampfes- und Leidensstand. „Es glänzet der Christen inwendiges Leben.“

Haben wir hier ausgekämpft, so gehen wir zu Ihm. Paulus sagt es im Philipperbrief. Brechen wir hier ab, so gehen wir zu Ihm. Wir haben in Ihm frei offenen Zugang zum Thron, wo Er selber ist. Wir sind dort in Seiner gegenwärtigen Herrlichkeit, und wachsen dort weiter bis zum Tag der Vollendung der Gemeine. Kommt dieser Tag, dann brechen wir mit Ihm auf zu neuer Herrlichkeit. Sind die an Seinem Erscheinungstag noch Lebenden Ihm entgegengerückt, und ist der Leib vollkommen in Ihm, dann nehmen wir mit Ihm den Lufthimmel ein, den Satan mit den Seinen geräumt hat. Er kommt ja in der Luft. Und von dort darf in Seiner Herrlichkeit Seine Gemeine die Herrscherkräfte in eine unter die Königsherrschaft des Herrn gestellte Welt einflößen. Zuvor aber dürfen wir Seine Herrlichkeit teilen, wenn Er mit uns auf Zion erscheint, wenn Er den Antichristen und, was dem anhangt, richtet. Wir dürfen mit Ihm sein, wenn das gläubige Israel aller Zeiten seinen Völkerberuf antritt. Wir dürfen bei Ihm stehen, wenn die Nationen zittern, und wenn sie in Buße versinken und in Ihm wieder auferstehen. - Und dann sind wir Seine Herrschafts-Auswirker im Königreich. Wo Er ist, sind auch wir.

Werden nach Ablauf des Königreiches die revolutionierenden Nationen zerschmissen, wird Satan gerichtet, und offenbart sich hierin eine hohe Herrlichkeitsstufe des Sohnes, so sind wir bei Ihm. Lange hat die Gemeine unter Satan gelitten; nun darf sie ihn mitrichten. Die Herrlichkeit des Sohnes triumphiert über den, welcher der Feind war und ist. Die Söhne triumphieren mit. Kommt dann das jüngste Gericht, und sind die Nationen vor Ihm versammelt, erscheint Er in Seiner Richterherrlichkeit - so stehen Seine Glieder in dieser Herrlichkeit und richten mit. Und ist aus Feuer die neue Erde hervorgegangen, so fährt Sein Leib mit Ihm herab in das neue Jerusalem und bildet mit Ihm dort das Allerheiligste. Und so geht es von Stufe zu Stufe. Gleichwie wir in Ihm wachsen aus Klarheit zu Klarheit, so wachsen wir auch in der Verklärung mit Ihm von Herrlichkeit zu Herrlichkeit. Wir machen Seinen Herrlichkeitsgang mit Ihm. Nimmermehr ist die Herrlichkeit Christi eine stehenbleibende. Sie wird immer voller und Sein Leib zieht diese Fülle an. Seine Herrlichkeit s e h e n oder schauen, ist so viel, wie sie haben. Wer in ihr steht, wird von ihr auch durchklärt. Wir erben das Seine mit. Große beseligende Aussicht - immer mit Ihm und immer reichlicher Ihn kennen und haben!

Und immer stehen wir in Seiner Herrlichkeit:

Dass sie meine Herrlichkeit sehen
Der Vater wohnt im Lichte, da niemand zukommen kann. Wir leben immer in der ausgestrahlten und abgestrahlten Herrlichkeit des Sohnes. Aber, wer den Sohn sieht, der sieht den Vater. Nur bleibt eben der Vater in alle Ewigkeiten in Seiner alles überragenden Gottmajestät. Im Sohn ist der Vater den Kreaturen nah, am nächsten den Söhnen. Aber der unendliche Vater-Gott bleibt immer der Eine, der Erhabene, der Angebetete. Der Sohn ist der Nahe, der Zugewandte, der die Menschheit an sich Tragende. In Seiner Klarheit stehen wir.

Und diese Herrlichkeit ist eine g e g e b e n e:

Welche Du Mir gegeben hast
Um so viel ist der Sohn niedriger, denn der Vater, als Ihm alles gegeben ist. Und um so viel sind wir niedriger, als der Sohn, als uns alles a u s G n a d e n, auf Grund der Versöhnung und Erlösung, gegeben ist. Wir waren Sünder, der Eingeborene nicht. Unsere Herrlichkeit kostete Versöhnungsblut. Der Eingeborene hat die Seine von Natur; doch auch Er hat sie als im Leidensgehorsam bewährter Sohn. Doch ist Ihm Seine Herrlichkeit schon gegeben vor Grundlegung der Welt.

Weil Du Mich geliebt hast vor Grundlegung der Welt

Da sehen wir wieder tief hinein in das wunderbare Liebesleben zwischen Vater und Sohn. Und dieses Liebesleben ist ein völliges, sich gegenseitig hingebendes. Der Vater gibt dem Sohn Seine Herrlichkeit hin. Der Sohn nimmt sie an, wirkt sie aus, leidet sie aus und gibt sie vollendet dem Vater zurück. Zuletzt ist ja der Sohn wieder untertan dem Vater und gibt Ihm alles wieder. Die Herrlichkeit des Vaters offenbart sich in Seinem Rate. Diese unendliche Gottes-Rats-Herrlichkeit hat einen leidenden Grund. Der Liebe höchste und tiefste Offenbarung ist die Passion; in ihr liegt die vollendetste Selbsthingabe. Darum gibt auch der Vater den Sohn hin - das ist Seine vollendete Liebe. Darum gibt auch der Sohn Sich hin - leidend an die Kreatur und nach dem Leiden herrlich an den Vater. Darum geht auch die Söhnegemeine in diesen Leidens-Liebesrat ein. Sie liebt und leidet. Und alles, was sie empfängt gibt sie dem Heiland zurück. Auch das Liebesleben der Gemeine ist ein stetes Empfangen und ein geheiligt Zurückgeben.

Vor Grundlegung der Welt hat der Sohn Seine Herrlichkeit schon empfangen. Samentlich ist Ihm dort alles übergeben. Ausgewachsen ist alles im Offenbarungslauf. So ist auch unsere Erwählung eine solche vor Grundlegung der Welt, aber ausgewirkt im Laufe der Gottzeitalter. So sieht nun der Heiland Seine ausgereifte, in den verklärten Söhnen vollendete Herrlichkeit. Er sieht die Ihm Gegebenen herrlich mit Ihm, wo auch Er ist. Da fällt Ihm aber die unbekehrte, in Gerichtszuständen dahineilende Welt schwer aufs Herz. Er sieht während der Zeit der Söhneherausbildung und der Söhnevollendung die Welt der Finsternis. die Massen können in ihr Heil nicht einrücken, ehe die Söhne vollendet sind. Daher wartet auch die ganze Kreatur auf die herrliche Freiheit der Kinder Gottes. Die Söhne - die Glieder konnten nicht werden, ehe das Haupt vollendet war. Die Kreatur kann nicht selig und herrlich werden, ehe das Haupt vollendet war. Die Kreatur kann nicht selig und herrlich werden auf ihrer Stufe, ehe die Söhne vollendet sind. Das sieht der Herr, das ist Ihm schwer. Er weiß aber, es ist und muss so sein nach des Vaters Rat, und darum ist es auch gut. Deshalb betet Er:

Gerechter V a t e r

Joh 17:25
Die Linie der Welt in ihrem Gerichtsverlauf ist auch eine rechte Linie. Der Vater macht alles recht; darum heißt Er gerecht. Die Masse braucht ihre Finsternisgänge, um zum Licht also durchzudringen, dass sie es annimmt und behält. Sie muss die Grausigkeit der Gottesferne erfahren um sie nie mehr zu wollen, um in alle Unendlichkeiten im Gott-Untertan-Sein ihre Seligkeit zu sehen. „Gerechter Vater“, das heißt, Ja, Vater, es recht so, und Ich halte es für eicht und bete Dein Rechttun an.

Ja, die Welt erkannte Dich nicht

Die Welt, die gefallene Welt, kann nie zu Gott kommen, wenn Er nicht zu ihr kommt. Der Kosmos, von welchem der Heiland hier wieder redet, ist die in Sünde gefallene Kreaturenwelt. Dieser Kosmos hat sich wohl von Gott weg befunden, aber er findet aus eigener Kraft nie zurück. Alles religiöse und sittliche Leben, welches der Kosmos aus sich selber produziert ist im Grunde Verkehrtheit. Sie gingen alle in die Irre. Die Weisheit dieser Welt ist Torheit vor Gott. Die Weisen dieser Welt haben in ihrer Weisheit Gott nicht erkannt. Die Welt hat auch den Sohn in Seiner Menschwerdung nicht erkannt, eben weil sie Gott nicht kannte. Aber der Vater will es so. Die Welt soll erst irren, damit sie nach erfolgter Buße und Umkehr unabänderlich an Ihm hange. Und alle Gerichte werden n i c h t s gewesen sein gegenüber der festen und klaren Erkenntnis des Vaters, für welche durch sie hindurch auch die Welt reif wird. Erkenntnis ist tief verständnisvolle Lebensgemeinschaft. In diese ist die Welt nicht eingetreten, auch nicht während der Sohnes-Erdenzeit. In diese wird sie auch nicht eintreten während der Söhnezeit Da ist allewege noch ihre Zerbruchszeit. Aber nach deren Vollendung wird auch die Welt in die tief verständnisvolle und dann mit Verständnis ergriffene Lebensgemeinschaft eintreten. Sie wird erkennen.

Im Kosmos hat nur Einer restlos die verständnisvolle Vater-Lebensgemeinschaft durchgehalten - das ist der Sohn. Er ist der Erste, und Er ist aus Sich Selbst der Einzige. Er kann von Sich sagen:

Ich habe Dich erkannt

Vor Grundlegung der Welten war der Sohn schon in einer stehen, ununterbrochenen, tief verständnisvollen Lebensgemeinschaft mit dem Vater. Wenn der Vater in den Unendlichkeiten dem Sohne, aus dem unendlichen Urgrund (Ohnegrund), Seine Ratsgedanken offenbarte, auch die leidendlichen, ging der Sohn stets mit dem tiefsten Verständnis darauf ein. Der Sohn verstand den Vater. Und weil Er Ihn erkannte, darum nahm Er Seine Ratsgedanken auch an und auf. Er ging in solchem Annehmen in eine immer tiefere, verständnisvolle Lebensgemeinschaft mit dem Vater ein. Und diese bewahrte Er auch in der Zeit Seines Fleischeswandels. Der Sohn, als wahrhaftiger Mensch, blieb in ungetrübter und ununterbrochener Vatergemeinschaft. Was auch der Vater Ihm sagte, wozu auch der Vater Ihn ermunterte, wie auch der Vater Ihn führte, darauf ging Er verständnisvoll ein. Und wenn in den schwersten Leidensstunden Sein Fleisch erbebte und zitterte - Sein Geist blieb willig, und Er betete und kämpfte Sich durch zur völligen, verständnistiefen Lebensgemeinschaft, welche ist Willensgemeinschaft - mit dem Vater. Ja, Ich habe Dich erkannt - so darf Er beten. Und Er darf im Geiste auf eine Schar blicken, die auch erkannt hat:

Und diese haben erkannt, dass Du Mich gesandt hast

„Diese“ - das sind nicht nur die vor Ihm stehenden Elfe, das sind auch alle, welche durch ihr Wort noch an Ihn glauben werden. Es ist, die aus der Mitte der nicht erkennenden Welt heraus erwählte, erkennende Glaubensgemeine. Durch Wort und Geist gibt es Menschen, welche erkennen. Es gibt Neugeborene mit einem tiefen Verständnis des Vaters und des Sohnes und mit einer lebensmäßigen Gemeinschaft mit Vater und Sohn. Es gibt Leute mit göttlichem Ratsverständnis im Großen und im Persönlichen. Und es gibt Leute, sonderlich auch mit Passionsverständnis.

Diese haben erkannt, dass Du Mich gesandt hast
Das ist Passionsverständnis, die Sendung Jesu verstehen. Jesus ist gesandt und Jesus ist gekommen, um zu sterben. Der Eintritt des Sohnes in den Kosmos ist ein Leidensgang. Es ist Selbstentäußerung und Selbsterniedrigung. Für diesen fleischgewordenen Sohn Gottes hatten die Jünger wachstümliches Verständnis. Verstanden die Elfe in dieser Stunde des Gebets Jesu das ganze Passionsgeheimnis auch noch nicht, so verstanden sie doch das Kommen des eingeborenen Sohnes. Und Sein Kommen in Kreuz und Tod lernten sie noch verstehen. Die Gläubigen in Christo, die aus dem Geist Geborenen, leben und sind hierinnen. Der ins Fleisch Gekommene, der Gekreuzigte und Erstandene ist ihres Glaubens Grund und Kraft. Und durch ihr vom Heiligen Geist erwecktes Verständnis gehen sie in die Kreuzes- und Sterbens- und Auferstehensgemeinschaft Christi ein. So wie der Sohn gesandt ist in die Welt, so sind auch sie gesandt in die Welt. Und so eingehen können sie, weil sie Söhne sind, weil sie den Vater kennen. Sie verstehen den Liebes-Vaterrat Gottes, der durch Leiden und in Leiden sich offenbart.

Und sie verstehen das Söhnegeheimnis. Im Sohnesgeheimnis, welches in der Menschwerdung Jesu heraustrat, verstehen sie auch das Söhnegeheimnis.

Ich habe ihnen Deinen Namen kundgetan

Joh 17:26
Ich habe ihnen Deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun
betet der Herr. Im Sohne Gottes ist den Jüngern der Vater aufgegangen. Und in dem Liebesverhältnis und Liebesleben zwischen Vater und Sohn ist ihnen das Geheimnis des Liebesrates Gottes aufgegangen. Dem Petrus ist es lebenslang heilig und groß geblieben, wie der Vater von der großen Herrlichkeit her Seine Liebe zum Sohne bezeugt, - und täglich waren die Jünger Zeugen, wie der Vater den Sohn liebte. Und in diese Lebensgemeinschaft waren sie durch den Herrn aufgenommen und haben sie glaubend angenommen. Noch sind sie Stümper in diesem Glaubens-Liebeswesen; aber der Herr sagt, Er werde ihnen den Vaternamen noch weiter kundtun. Das hat Er auch getan, sonderlich nach Seinem Tode und nach Seiner Auferstehung. Sie haben die Liebe des Vaters in der Hingabe des Sohnes, sie haben die Liebe des Sohnes zum Vater, dass Er hinging, litt und starb, sie haben die Liebe des Sohnes, wie Er mit Seinem teuren Blute die Erlösung schafft - das alles, alles haben sie immer tiefer gesehen. Und sie sind glaubend in diese Liebe eingegangen. Und die Liebe hat sie durch den Geist neu geboren, sie hat sich ausgeschüttet in sie. Sie sind glaubensgeborene Kinder geworden und sind eingegangen kraft ihres Geliebtseins vom Vater in den Sohnesweg - durch Kreuz und Tod zum Leben. Da hat sich erfüllt, was der Heiland zum Schluss betet:

Damit die Liebe sei in ihnen

Damit die Liebe, mit welcher Du Mich geliebt hast, sei in ihnen und Ich in ihnen
Das ist der innerste Gott-Liebes-Organismus in seiner Fülle: Der Vater mit Seiner Liebe im Sohne, der Sohn mit Seiner Liebe in den Söhnen, die Söhne mit ihrer Liebe im Sohne und im Vater. Vater, Sohn und Söhne kennen sich als die Geliebten und als die Liebenden - und lernen sich immer tiefer darin kennen. Vater, Sohn und Söhne werden immer mehr Eins, und ihr ganzes Willensleben wird immer mehr Eins in dieser Liebe. Wo Liebe geglaubt und gelebt wird, da wird Verständnis und Lebensgemeinschaft immer inniger. An Vater, Sohn und Söhnen wird die ganze Kreatur die ausgewirkte Liebesfülle Gottes sehen, und in sie eingehen in seligem Gesegnetsein. In diesem Liebesgrunde des Vaters verankert, geht der Sohn nach Gethsemane und Golgatha, und im Ausblick auf das sich füllende Liebesgeheimnis in den Kindern Gottes wird Er getrost. Hat Er die Tiefe der Liebe durchgeliebt in der Selbsthingabe, dann kann Er geistverklärt in den Seinen sein - und in ihnen und mit ihnen das Liebesleben ausleben.

I c h in ihnen

so schließt Er drum. Das ist völligste Liebe. Nur die Seinen hat Er im Auge. Ihnen will Er, eingekehrt im Geiste, Sich hingeben. Das „in ihnen“, das ist ja das Geburtsgeheimnis. Das ist des Sohnes seligstes Ziel, mit Seiner Fülle zu wohnen in der Gemeine. Erst wenn Er in ihr wohnt, kann ja die Weiterführung des Liebesrates des Vaters an die ganze Kreatur erfolgen. Darum Sein Verlangen, Sein Durst, liebend in ihnen zu sein. Die Liebe dringt in immer tieferen und reicheren Entfaltungen aus dem Vaterwesen ins Sohneswesen - vom Sohneswesen ins Söhnewesen. Und sie wird bei diesem ihrem Lauf immer weltzugewandter, immer kreatürlicher, immer fassbarer. Die nächste Auswirkung der Liebesfülle des Vaters steht vor dem Herrn, und Er ist bereit, Sich auszugießen, damit diese Liebe, das ist im Grunde Er Selbst, möchte eingegossen werden können in die Herzen der Gläubigen.

Das ist dann die Verklärung, um welche der Herr im Eingang des Gemeine-Gebetes betete. In der vollendeten Liebes- und Lebensgemeine der Kinder Gottes, in diesem Seinem Leibe, ist die nächste Verklärungsstätte des Herrn. Wie gerne wollte Er Sich hingeben, damit des Vaters Liebeswille weiter sich offenbare in Ihm. Drum:

Da Jesus solches gebetet hatte, ging Er hinaus mit Seinen Jüngern über den Bach Kidron
Joh 18:1
In uns aber, o Jesu, soll Dein Gebet eine Stätte der Erhörung finden. Zieh uns in die wunderbare Liebes- und Lebenseinheit, wo die Liebe, mit der Dich der Vater geliebt hat, ist in uns und Du in uns!