Geistliche Schatzsuche I - Spr 2:1-5
aus WJS: "Das Buch der Sprüche - die Unterweisung des Vaters" (ausgelegt in 366 Tageslesungen)
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Mein Sohn, wenn du meine Reden annimmst und meine Gebote bei dir verwahrst, so dass du dein Ohr auf die Weisheit merken lässt, wenn du dein Herz dem Verständnis zuwendest, ja, wenn du nach dem Verstand rufst, deine Stimme erhebst zum Verständnis, wenn du es suchst wie Silber und wie nach vergrabenen Schätzen ihm nachspürst: dann wirst du die Furcht JAHWEs verstehen und die Erkenntnis Gottes finden!
Zum vierten Male schon erschallt in den SPRÜCHEN die Anrede Mein Sohn! - gleicherweise als Wort des Vaters an Seinen Sohn auf Erden, wie als Instruktion für die durch Christus nachgeborenen Söhne. Gott ruft sie zu königpriesterlicher Würde und will sie zur Furcht JAHWEHs und zur Erkenntnis Seines Wesen und Seiner Wege führen. Zwar werden diese letztlich durch den "Geist der Weisheit und der Enthüllung" erschlossen (Eph 1:17); und doch ist das eifrige Streben nach der göttlichen Zielen eine Grundlage für die Selbstoffenbarung Gottes. Sonst hätten die "Wenn... dann"-Aussagen des Textes keinen Sinn. Welche Voraussetzungen nennt er uns nun für die göttliche Offenbarung?
1. Das Annehmen der Worte der Weisheit. Apg 16:14 brichtet uns vom Heilsweg der Purpurhändlerin Lydia zum Christusglauben: Sie war fromm und gottesfürchtig und betete Gott an; sie hörte der Verkündigung des Paulus zu; der Herr selbst öffnete ihr Herz - sicherlich der entscheidende Heilsvorgang! Nun gab sie gespannt acht auf das, was von Paulus geredet wurde; sie nahm das Zeugnis der Wahrheit an, wurde getauft und als treu befunden.
2. Das Verwahren der Gebote: Vielleicht wird uns dies - nach Ps 119:67 - erst nach Irrwegen und Demütigung geschenkt: "Bevor ich gedemütigt wurde, irrte ich; jetzt aber bewahre ich Dein Wort!" Dabei meint das Gebot Gottes nicht nur die 10 Gebote der Thora, sondern ganz allgemein die göttlichen Lebensziele und Weisungen. Durch Christi Versöhnungstod und durch die Wirklichkeit des in uns wohnenden Geistes wurden sie zum "neuen Gebot", d.h. zur geistlichen Lebenswirklichkeit (1Jo 2:7-8). Welche kostbare Verheißung bezeugt Offb 3:10, denn dem, der "das Wort Seiner Geduld" bewahrt, eine Bewahrung inmitten endzeitlicher Versuchungen zuspricht! Das Verwahren der Gebote ist zugleich ein Bewahren des Wortes der Weissagung im Ausharren auf Christi Wiederkunft! Statt vom Verwahren spricht Buber vom Speichern der Gebote - im Herzen. So sagt Spr 4:4: "Dein HERZ halte meine Worte fest, beobachte meine Gebote und lebe!" Und Gott klagt in Jes 48:18: "O dass du gemerkt hättest auf meine Gebote! Dann würde dein Friede gewesen sein wie ein Strom, und deine Gerechtigkeit wie des Meeres Wogen!"
3. Eine weitere Vorbedingung zum Erlangen der Gottesoffenbarung ist das Ausrichten des Ohres zur Weisheit hin, das Aufmerken auf sie. Diese Fähigkeit sahen wir schon bei Lydia. Wo aber bleibt das lesende AUGEN? Gott spricht durch Sein Wort so lebendig, dass es des geistlichen OHRES bedarf, das "Hören, wie ein Jünger hört", dem der Herr das Ohr öffnet (Jes 50:5). Welche feierliche Gottesstunde war es, als das Volk Israel nach seiner Rückkehr aus Babylon beim Hören des Gesetzes "die Hände erhob", als Treueschwur "Amen! Amen!" rief und sich mit dem Antlitz zur Erde vor JAHWEH niederwarf. Wie aber war es zu solcher Gottesfurcht und Erkenntnis gekommen? "Die Ohren des ganzen Volkes waren auf das Buch des Gesetzes gerichtet!" (Neh 8:3.6).
4. "...wenn du dein Herz neigst (beugst) zum Verständnis, oder dem Verständnis zuwendest. Also erschließt die Geheimnisse Gottes keineswegs nur das grübelnde Gehirn! Vielmehr eröffnet sich der Zugang vom gebeugten und gedemütigten Herzen aus , dem Gottes Wohlgefallen gilt! Das Herz aber ist die persönliche Wesensmitte. Als der Minister aus Äthiopien dem schlichten Diakon der Christusgemeinde zu erkennen gab, dass er das Prophetenbuch des Jesaja nicht verstehen können, wenn ihn niemand anleitet, wurde darin solche Demut sichtbar. "Gott gibt dem Demütigen Gnade!" (1Petr 5:5-6). Könnten wir doch mit Ps 119:112 sagen: "Ich haben mein Herz geneigt, deine Satzungen zu tun immerdar bis ans Ende"!
5. Aber auch das Rufen nach dem Verstande ist die Voraussetzung für den Gewinn von Gottesfurcht und Gottesoffenbarung. Es zeigt die Dringlichkeit unseres Anliegens, wenn wir so zu Gott rufen, wie es Moses in der großen Krise Israels tat (2Mo 33.): "Lass mich Deine Herrlichkeit sehen!" (Ps 119:131.145-147.149.169.172 zeigt uns die Bedeutung solchen Rufens). "Wenn aber jemand Weisheit mangelt, so bitte er von Gott, der allen bereitwillig gibt..." (Jak 1:5).
6. Ist nun das Erheben der Stimme zum Verständnis lediglich eine Wiederholung des Vorherigen? Es kann auch heißen: Wenn du dem Verständnis gibst deine Stimme (BA) - und wir gehen sicher nicht fehl, wenn wir darin die Bereitschaft des Mundes zum Dienst am Worte Gottes sehen. Dabei können wir zuvor erschüttert werden wie der Prophet Jesaja, der angesichts der Gottesherrlichkeit seiner unreinen Lippen inne wurde, aber mit "der Feuerkohle vom Altar" kann Gott auch unseren Mund zum Dienste reinigen, so dass wir mit Paulus bekennen können: "Ich glaube, darum rede ich" (Jes 6:5-7 - 2Kor 4:13).
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