Eine symbolische Handlung

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Die Nachtgesichte des Propheten Sacharja
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Erklärt auf einem Bibelkursus in Langensteinbach vom 21.-31. Januar 1924
Nachgeschrieben, geprüft und ergänzt von Pfarrer Friedrich Take

weitere Abschriften hier:

Inhaltsverzeichnis
Kapitel davor:
9. Die vier Wagen (Sach 6:1-8)

10. Eine symbolische Handlung

  • Sach 6:9-15 (ELB) (9) Und das Wort des HERRN geschah zu mir: (10) Nimm Gaben von den Weggeführten, von Heldai und von Tobija und von Jedaja! Und geh du an diesem Tag, geh in das Haus Josias, des Sohnes Zefanjas, wohin sie aus Babel gekommen sind! (11) Und nimm Silber und Gold und mach eine Krone! Und setze sie auf das Haupt des Hohenpriesters Joschua, des Sohnes Jozadaks! (12) Und sage ihm: So spricht der HERR der Heerscharen: Siehe, ein Mann, Sproß ist sein Name! Und es wird unter ihm sprossen, und er wird den Tempel des HERRN bauen. (13) Ja, er wird den Tempel des HERRN bauen, und [er] wird Hoheit tragen und wird auf seinem Thron sitzen und herrschen. Auch wird ein Priester auf seinem Thron sein; und der Rat des Friedens wird zwischen ihnen beiden sein. (14) Und die Krone soll dem Heldai, dem Tobija und Jedaja und der Gnade des Sohnes Zefanjas im Tempel des HERRN zum Gedächtnis sein. (15) Und Ferne werden kommen und am Tempel des HERRN bauen. Und ihr werdet erkennen, daß der HERR der Heerscharen mich zu euch gesandt hat. Und das wird geschehen, wenn ihr aufmerksam auf die Stimme des HERRN, eures Gottes, hören werdet.

Der neue Tag bricht an

Die Nacht der Nachtgesichte ist entschwunden. Da bringt der neue Tag einen neuen Gottesbefehl. Es ist eine Anordnung der in Babylon freiwillig zurückgeblieben Juden gekommen und hat eine reiche Gabe für den wieder aufgenommenen Tempelbau nach Jerusalem gebracht. Die drei Abgeordneten: Heldai, Tobija und Jedaja haben im Hause des Josia gastfreundliche Unterkunft gefunden. Der Prophet Sacharja erhält nun den göttlichen Auftrag, die Nachtgesichte mit einer prophetischen Handlung abzuschließen. Vor allem Volk durch seine, in der Einleitung seines Buches verzeichnete klare Bußpredigt und durch die dann nachfolgenden Nachtgesichte als Bote Gottes bestätigt, hat er die göttliche Vollmacht, unverwehrt von dem Silber und Gold, den Weihgeschenken aus Babel, eine Doppelkrone (derselbe Ausdruck, wie Offb 19:12: „Kronen“ - eine aus mehreren Reifen bestehend Krone) anfertigen zu lassen. Längere Zeit vergeht, bis der Schmied aus Silber und Gold diese Doppelkrone hergestellt hat; alles ist gespannt. Was wird nun werden?

Der Prophet geht zum Hohenpriester Josua. Viel Volk strömt mit. Sacharja setzt ihm, gerade ihm, nicht dem Fürsten Serubabel, die Doppelkrone aufs Haupt. Jedermann wusste, dass die Würde eines Königs und Priesters in einer Person nicht vereinigt werden durfte. Das hatte Gott der Herr aufs strengste verboten. Allgemein bekannt war aber auch, dass David in Ps 145:1 und 4 in dem kommenden Messias die Königs- und Priesterwürde vereinigt sah. So konnte die Krönung des Hohenpriester Josua mit der Doppelkrone nicht für seine eigene Person, sondern nur ein Vorbild des künftigen Messias sein.

König und Priester auf Erden

Darum wird ihm und allem Volk auch gedeutet: Sach 6:12-13: „So spricht der Herr Zebaoth: Sie da der Mann, Spross genannt, unter ihm wird’s sprossen...“ Was Sach 3:8 schon ahnen ließ, wird hier bestimmt ausgesprochen. Der Herr wird einen Mann, genannt Zemach = Spross von untern herauf aus der Niedrigkeit emporwachsen, aus der Niedrigkeit, aus der Verachtung kommen lassen. Der wird sterben (wie Jes 53:2ff.) für die ganze Menschheit, für sie sich opfern, sein Blut vergießen zur Versöhnung der ganzen Welt. Er wird auferstehen mit Kraft und gen Himmel fahren und den Thron Gottes einnehmen und dann wiederkommen als König und Priester auf Erden.

Und er wird bauen den Tempel des Herrn. Das war schon vorher Sach 4:7.9 von seinem Vorbild Serubabel ausgesagt worden. Vergleiche 2Sam 7:13 mit Mt 16:18; 1Petr 2:5; Eph 2:20f.; Mt 16:18 wird uns gezeigt, auf welchem Boden er aufgerichtet werden soll: auf den Felsgrund des Bekenntnisses zu Jesus Christus, dem Sohne Gottes. Ihn haben die Apostel als Gekreuzigten, Auferstandenden und Wiederkommenden vor aller Welt bekannt und dabei überall betont, dass ihr Zeugnis von Christus mit den Schriften der Propheten übereinstimme. Darum schreibt Paulus Eph 2:20: „Ihr seid auferbaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten“ und fügt hinzu, dass am geistlichen Tempelbau Jesus Christus der den ganzen Bau krönende, abschließende und beherrschende „Kopfstein“ sei. Denn das ist die wirkliche Bedeutung des Wortes „Eckstein“ da wo es uns in der Schrift zum ersten Mal begegnet (Ps 118:22; Sach 4:7).

Der Tempel Gottes im Geist

So ist den bei diesem Bau Jesus Christus A und O, Anfang und Ende. Alles ruht auf Ihm, wird von Ihm getragen und gehalten, unerschütterlich und ohne Wanken. Und alles wächst Ihm entgegen, dem alles beherrschenden und bestimmenden Krönungsstein, Giebelstein des Gebäudes. Das treffendste Abbild eines solchen bedeutsamen Kopfsteins bietet uns, sagt Ströter, die den alttestamentlichen Propheten von Ägypten her unzweifelhaft wohlbekannte Pyramide, die gerade darin einzigartig ist, dass sie allein unter allen denkbaren Bauwerken einen Stein aufzuweisen hat, der in sich selbst Modell und Typ des ganzen Baues ist, der von sich aus alle Linien, Verhältnisse und Winkel des ganzen Baus bestimmt, der im ganzen Bau nirgendwohin passt, als auf die Krönung, und ohne den der ganze Bau niemals seine Bestimmung erreichen kann. Eph 2:21 „in welchem der ganze Bau, fest zusammengefügt, emporwächst zu einem heiligen Tempel im Herrn.“ Hier wird das, was wir soeben am Kopfstein der Pyramide als ihr so eigentümlich erkannt haben, auf diesen Bau und dessen Schlussstein angewandt.

So wächst durch die Jahrhunderte dieser wunderbare Tempel aus lebendigen Steinen (1Petr 2:5) in ihm und zu ihm empor, der allein das Maß und Muster bestimmt für jeden Stein. Eph 2:22 „in ihm werdet auch ihr mit aufgebaut zu einer Wohnung Gottes im Geist!. Das ist rechte „Erbauung“ - nicht, dass man sich einen geistlichen Genuss um den anderen verschafft und dabei in seligen Gefühlen schwelgt, sondern dass man durch die Gnade Gottes sich als lebendiger Stein zubereiten und einfügen lässt in diesen Bau Gottes, die Lasten anderer tragen, und den anderen höher zu achten lernt als sich selbst, und dass man schließlich um das Eine nur besorgt ist, dass der große Baumeister weiterkann und sein Haus bald fertig bekommt. Es wird aber fertig sein wenn der Herr mit den wiedergeborenen Söhnen Gottes in Herrlichkeit erscheint.

Was dann weiter geschieht, wenn Jesus inmitten seines geistlichen Gottestempels als Priester und König sichtbar wird, sagt uns Sach 6:13. Jesus wird den priesterlich-königlichen Schmuck, die Doppelkrone, tragen und wird herrschen und segnen und „wird Friede sein zwischen den beiden“, Sach 6:13, das heißt, dann werden endlich die jahrtausendealten Kompetenzstreitigkeiten zwischen geistlicher und weltlicher Macht, zwischen Staat und Kirche, zwischen weltlichem und geistlichem Oberhaupt um die Vorherrschaft gelöst sein.

Leben im Königreich Christi

Nachdem Josua die Doppelkrone aufgesetzt hat, muss er sie auch wieder absetzen. Sie soll zum Gedächtnis an die Opferwilligkeit der Juden zu Babel, an die drei Überbringer der Weihegeschenke und an die liebevolle Gastfreundlichkeit des Sohnes Zephanjas im Tempel aufbewahrt werden. Vor allem aber soll sie alle dort anbetenden Juden daran erinnern, dass der von den Propheten (Jer 23:5f.; Jes 11:1ff.) verheißene Messias gewiss erscheinen wird. „Da, wo er geht und steht, sprosst, grünt und blüht alles. Er ist ein Heilsspender sondergleichen.“ Wenn er aber kommt, dann werden in den neuen Prachttemel des Tausendjährigen Reiches aus den fernsten Fernen die Boten Gold und Silber tragen. „Denn Mein ist Silber und Gold, spricht der Herr“ (Jes 60:10f, Hag 2:7f).

Dass im gegenwärtigen Zeitalter das Geld dem Herrn gehöre, davon ist nicht die Rede. Dem Teufel gehört’s jetzt und den Juden. Darum tragen auch alle Reichsgotteswerke, wenn sie rechter Art sind, den Stempel von Armut und Niedrigkeit an sich. Sie müssen gewissermaßen von der Hand in den Mund leben. Die Gemeine Christi ist jetzt arm und muss arm bleiben, als die Armen, die doch Viele reich machen, Apg 3:6. Denn sie haben einen reichen Herrn, dessen ganze Herrlichkeit sich in der Zeit seiner Königsherrschaft auf Erden vor aller Augen enthüllen wird, und dies darum, weil dann „endlich Israel vollkommenen Gehorsam gelernt haben wird.“ Denn der Herr sagt hier durch den Propheten: „Und das alles soll geschehen, so ihr gehorsam werdet der Stimme des Herrn eures Gottes“ Sach 6:15. Dann wird er sein altes Bundesvolk als ganzes wieder annehmen, und ist dieses des Herrn bewusstes Eigentum geworden, werden auch die übrigen Nationen dem Königspriester Jesu Christo huldigen. Inzwischen aber schenkt er den Gehorsam des Glaubens einzelnen Israeliten und Heiden, welche er zum „Leibe Christi“ zusammenfügt und die mit ihm später in seinem Königreich herrschen sollen.