Ein Wort zur rechten Zeit - Spr 25:11-12

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290. Ein Wort zur rechten Zeit - Spr 25:11-12

Goldene Äpfel in silbernen Prunkgeräten: so ist ein Wort, geredet zu seiner Zeit. Ein goldener Ohrring und ein Halsgeschmeide von Feingold: so ist ein weiser Tadler für ein hörendes Ohr.

Wieder schildern uns die erwähnten Edelmetalle Wesentliches: Die goldenen Äpfel stellen Worte dar, die aus der Glaubenshaltung des Redenden geboren sind, die silbernen Schalen (LU), Prunkgeräte (E) und Schaugeräte (DEL/BUB) weisen auf die Lösung und Erlösung hin, die aus dem seelsorgerlichen Wort dem Hörenden zuteil wird. Dazu muss es allerdings zur rechten Zeit oder den Umständen angemessen (DEL) gesagt werden! Es ist überaus wichtig dass unser Zeugnis nicht ungestüm und blindlings, sondern zum rechten Zeitpunkt erfolgt, den nur Gott bereiten kann. Pastor W. Busch schrieb hierzu: "Wir kennen alle die unangenehme Situation: Wir haben einen betrübten Menschen getroffen. Verlegen stammeln wir einige törichte Worte. Eine halbe Stunde danach fällt uns ein, was wir hätten sagen sollen. Nun ist es zu spät" (aus: "365mal ER"). Wie groß war darin Jesus, unser Herr! Dem wegen der Sünderliebe Jesu verärgerten Pharisäer und Gastgeber Simon stellt Er in kurzen treffenden Gleichnisworten, unser aller Schuld vor Gott dar: "Simon, ich habe dir etwas zu sagen" (Lk 7:40-50)! Und seinen untreuen Jünger Petrus nimmt Er still zur Seite und fragt ihn: "Simon, Sohn des Jonas, liebst du mich mehr als diese?" - Dies war der Auftakt zu einem seelsorgerlichen Gespräch zur rechten Zeit, das diesen in sich selbst zerrissenen Mann wieder zurechtbrachte. So ist das Wort, das den Umständen gemäß geredet wird, immer ein seelsorgerliches Wort, das im Geist der Weissagung die innere Situation eines Menschen in das Licht Gottes stellt.

Möchte doch diese Geistesgabe nicht nur Verkündigung und Lehre, sondern auch das Hirtenwort befruchten! "Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, um zu wissen, wie ihr jedem einzelnen antworten sollt" sagt Kol 4:6. Wenn das Wort so als Gottesgeschenk gegeben wird, dann kann "ein Mann Freud an der Antwort seines Mundes" haben; denn "ein Wort zu seiner Zeit: Wie gut!" (Spr 15:23)! Erst dann werden die goldenen Äpfel des fruchtbaren Wortes in Geist und Seele des Hörenden voll wirksam, wenn sie in silbernen Schaugeräten und Prunkschalen dargeboten werden, damit die verkündigt ERLÖSUNG zu wirklicher LÖSUNG von Gebundenheiten führt! Das gehörte muss übereinstimmen mit dem Wesen und Wandel des Redenden, mit allem, was man an ihm schaut. Wie sehr wird doch auch in der Seelsorge gesündigt, wenn geschlossene Türen "eingetreten"; Menschen niedergeredet und in ihrer Person vor Gott nicht ernst genommen werden! Um zum innerlich treffenden, d.h. zum trefflichen Wort zu werden muss Gottes Wort immer wieder neu als "gegenwärtige Wahrheit" aktualisiert und weitergegeben werden (2Petr 1:12). Das bedeutet nicht, dass wir es verändern sondern nur, dass wir es in die Umstände und die innere Seelenlage eines Menschen hinein sagen; dies gilt in besonderer Weise, wenn es sich um Ermahnung, Verweis und Tadel handelt: Wie der goldene Ohrring und das Halsgeschmeide aus Feingold aufeinander abgestimmt und ein harmonisches "Ensemble" bilden, so sollten es der weise Lehrer und Hirte und sein empfänglicher Hörer sein (Spr 15:12).

Ob wir in den Goldäpfeln wirklich erzgetriebene Kunstwerke zu sehen haben, wie es die Granatäpfel von 2Kö 25:17 waren? Die SPRÜCHE haben sonst mehr die natürliche Frucht im Auge, weil sie das innere Wachsen, Werden und Ausreifen besser darstellt (Spr 10:31 - Spr 12:14 - Spr 13:2 - Spr 18:20). So sieht Delitzsch in den Goldäpfeln Goldorangen (das Wort Orange enthält den Wortbestandteil "Gold"). Während das erster die kunstvolle Gestaltung des Gotteswortes beschreiben würde, könnte die natürliche Frucht mehr das Ausreifen des Wortes in unserem Geist versinnbildlichen! Ist doch vom "Auftun des Mundes" zur Gabe der "Rede" und schließlich zur "Freimütigkeit" und Freudigkeit, "das Geheimnis des Evangeliums zu reden", oftmals ein langer Weg, der durch Gebet bereitet werden muss (Eph 6:18-20). Und ehe man mit einer "Zunge von Belehrten" einen Müden in seiner Not, Angst und Verzweiflung "durch ein Wort aufrichten kann", muss uns ein "geöffnetes Ohr" geschenkt sein, um jeden Morgen neu "zu hören, wie ein Jünger hört" - in der Hörschule Gottes (Jes 5:4-5).

Solches Wort ist dann wie güldene Äpfel in silbernen Schalen, wie es Luther so treffend wiedergab.


Lies weiter hier:

291. Erquickung für Seele und Geist - Spr 25:13-14+25