Die Wiederherstellung des Ehebundes Jahwes mit Israel - Jes 62:1-5

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aus HSA: Verkündiger von Gericht und Heil nach Jesaja (40-66) Bd.2


Die Wiederherstellung des Ehebundes Jahwes mit Israel - Jes 62:1-5

Der in Jes 62:1 Redende ist offensichtlich der Herr selbst (Jahwe-Jesus). Noch ist es Nacht über Israel und Jerusalem (vgl. Jes 60:1 mit Erklärung), aber damit findet sich Jahwe nicht ab! Er wird nicht ruhen und rasten, bis Jerusalem - und hier ist natürlich das irdische Jerusalem gemeint - im Lichtglanz des Heiles Gottes dasteht. Dies erfüllte sich teilweise durch den Wiederaufbau der Stadt nach der Heimkehr des Volkes aus Babel; eine weitere Erfüllung erleben wir seit 1948 und 1967; die Vollerfüllung dieser Verheißung (wie so vieler anderer) aber kann und wird erst der wiederkommende Christus - die wahre Sonne - bringen.

Gott in Christus Jeus ruht und rastet nicht, bleibt nicht untätig, findet sich nicht damit ab, dass die Finsternis der Sünde und des Todes herrscht, Gottesferne statt Gottesnähe. Dies gilt nicht nur für Israel, sondern auch für die Menschheit überhaupt. Er will nicht den Tod des Sünders (Hes 18:23). Er will nicht unaufhörlich zürnen und strafen (Jes 57:16). Darum ruht er nicht, sondern wirkt immerfort (Joh 5:17). Wir können Gott für dieses Nichtruhen seiner Liebe nur danken.

Jes 62:4 spricht wieder von dem Ehebund Jahwes mit Israel, von dem bereits in Jes 50:1 und Jes 54:5-8 die Rede war. Von einer "Leibesgemeinde" hören wir Alten Testament noch nichts, wohl aber von einer "Brautgemeinde", eben Israel. Hier in Jes 62:4 ist nun von besonderer Bedeutung, dass dreimal hintereinander nicht nur das Volk, sondern auch das Land Israel genannt wird. Also hat der Ewigseiende nicht nur ein besonderes Interesse seiner auserwählenden Liebe am Volk Israel, sondern auch am Land Israel, das er ja auch "mein Land" nennt (vgl. Joe 1:6 - Joe 2:18 - Joe 4:2). Es ist ein "heiliges Land" (2Mo 3:5), was nicht bedeutet, dass seine Bewohner allesamt "Heilige" wären, sondern dass Gott es für seine Offenbarungszwecke in besonderer Weise in Anspruch nimmt. Dazu schrieb seinerzeit Professor E.F. Ströter: "Die göttliche Offenbarung steht in inniger Beziehung zu dem kleinen Winkel der Welt zwischen persischem Meerbusen und Mittelmeer... Hat sich Gott die Erlösung der Schöpfung zum Ziel gesetzt, dann muss er doch wahrlich auch an irgendeinem Punkt dieser Schöpfung Lokales einsetzen dürfen. Offensichtlich zielen die Reichsgedanken des großen Gottes Himmels und der Erde für ihre irdische, historische Verwirklichung auf eben diesen Teil des Weltkörpers hin. Er war schon immer der Schauplatz aller persönlichen Gotteserscheinungen auf Erden" (man denke an Adam und Eva, an Mose, an David, an das Erdenwirken Jesu, sein Kreuz und seine Auferstehung und die Urgemeide Jesu in Jerusalem).

Jes 62:5 wird verschieden übersetzt und verstanden. Wir haben mit Knautzsch und anderen "dein Erbauer" übersetzt. "so vermählt sich mit dir dein Erbauer", also Jahwe. So passt es am besten in den Kontext, der ja mehrmals Jahwe als Ehegatten und Israel (Volk und Land) als die Gattin darstellt. Die meist gebrauchte Lesart aber, der auch die griechische Übersetzung (Septuaginta) folgt, sagt statt "dein Erbauer": "deine Söhne". Auch dies ergibt einen Sinn, wenn man abschwächend übersetzt, entweder: "Wie ein Jüngling um eine Jungfrau wirbt, so werden deine Söhne um dich werben", oder "Wie ein Jüngling sich mit einer Jungfrau vermählt, so werden deine Söhne dich in Besitz nehmen" (nämlich das Land Israel). Damit wäre ein ganz besonderes, liebendes Interesse der Söhne Israels an ihrem Heimatland ausgedrückt, das ja tatsächlich besteht! E.F. Ströter schrieb 1909 zu Jes 62:5: "Dass Gott in unsern Tagen (im Zionismus) bereits einen Anfang gemacht hat mit der Erfüllung dieser Zusage, mögen wir nicht mehr bezweifeln. Es besteht ja die Gefahr, die zionistische Bewegung zu überschätzen. Sie trägt zumeist noch einen durchaus fleischlichen, ungöttlichen Charakter. Israel hat im Zionismus nur erst angefangen, sich auf sich selbst und auf sein Volkstum und Heimatrecht zu besinnen, aber noch nicht auf seinen Gott und den Gesalbten Jahwes. Mit Gott und dem Mächtigen Jakobs, dem König der Könige, wird noch nicht gerechnet. Aber auch darin erfüllt sich die Schrift. Und wir haben zunächst keinen anderen Anfang zu erwarten. Denn erst nachdem sich im Land wieder ein Volk und Staat Israel gebildet hat, wird man durch furchtbare Gerichte und Trübsale zur Besinnung kommen."

Heute haben wir vor Augen, was Ströter 1909 in einem geradezu prophetischen Geist vorausgesehen hat: ein Volk und einen Staat Israel in seinem Land. Und auch an Drangsalen fehlt es nicht, die sich in der Zukunft eher noch verschärfen als nachlassen werden. Aus Jes 62:1-5 können wir lernen, dass die Frage des Landbesitzes keineswegs gleichgültig oder nebensächlich ist, sondern Gott sehr am Herzen liegt! In welchen Schritten und wie schnell Gott vorankkommt, sollten wir abwarten und betend begleiten.