Der prophetische Inhalt von Israels Festen

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift der Schrift: Wohin gehört Pfingsten?
aus der Reihe: Christi unausspürbarer Reichtum Eph 3:8
von M. Jaegle (1984)

Mit freundlicher Genehmigung von Gehard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Wohin gehört Pfingsten?

Der prophetische Inhalt von Israels Festen

Das Passahfest

Das leichtverständlichste ist das Passahfest (3Mo 23:5-8). Die Erkenntnis, dass hier Christus als Opferlamm vorgebildet ist, gehört ja zum Allgemeingut der Gläubigen.

Die Erstlingsgarbe

Anschließend kommen Verordnungen in Form von Festen, welche in Verbindung mit der Ernte zu feiern waren. Wir lesen von 3Mo 23:9-11 also: „Und Jewe redete zu Mose und sprach: Rede zu den Kindern Israel und sprich zu ihnen: Wenn ihr in das Land kommt, das Ich euch gebe, und ihr seine Ernte erntet, so sollt ihr eine Garbe der Erstlinge eurer Ernte zu dem Priester bringen; und er soll die Garbe vor Jewe weben zum Wohlgefallen für euch!“

Nach diesen Worten hatte also die Ernte mit einer ganz besonderen Handlung zu beginnen. Zuerst mussten die Kinder Israel eine Erstlingsgarbe zum Priester bringen, welcher dieselbe vor Jewe im Tempel webte „zum Wohlgefallen für euch“ (also für Israel). (Weben bedeutet hin- und herbewegen, insbesondere, was Gott übergeben werden soll: Mehrmals gegen den Altar hin vorwärts und zurück bewegen; davon haben Webebrote, Webegarbe usw. ihren Namen.)

Das war die Einleitung zur Ernte, oder wie 5Mo 16:9 sagt: „Von da an begann man die Sichel an die Ernte zu legen.“ Wie schon erwähnt, erschöpfen sich diese Feste nicht in äußeren Handlungen, sondern sind Typen großer Gegenbilder. Das Schlachten des Lammes am Passahfest schattete Christus als das sterbende Opferlamm ab, hier aber, im lieblicheren Bild der Erstlingsgarbe im Tempel, sehen wir ein Vorbild Seiner Auferstehung. Die Erstlingsgarbe der Weizenernte ist die Frucht des im Erdreich erstorbenen Weizenkorns (Joh 12:24), das viel Frucht bringt. Nicht nur von einem einzelnen Halm mit einer einzigen Ähre ist die Rede, nein, von einer ganzen Garbe! Dies ist doch bereits ein Hinweis auf die Tatsache für den Einschluss der Vielen in dieser Erstlingsgarbe. Erstling ist ein Wort, das schon im täglichen Gebrauch wichtige Wahrheiten auf sich vereinigt. Aber im Blick auf Christus wird es zu einem kostbaren Gefäß, überfließend gefüllt mit reichem prophetischem Inhalt.

Als der Auferstandene wird Er hier in ausnehmend segensvoller Beziehung zu Seinem Volk Israel gezeigt. Wie die Erstlingsgarbe als Teil und Anbruch der Ganz-Ernte in den Tempel gebracht wurde, so ist Christus der Erstling aus den Toten in Seinem Volk. Die Wahrheit, dass Er nicht allein bleibt, liegt ja schon im Wort „Erstling“ eingeschlossen. Der Sinn dieses Wortes verlangt, dass Nachkömmlinge folgen müssen, sonst ist „Erstling" nicht mehr „Erstling“. (Vgl. 1Chr 8:1.2; 1Chr 26:2).

Als solcher ist Er aber hier noch mehr, denn wenn schon jene jährliche Erstlingsgarbe „zum Wohlgefallen für euch (Israel) war“, wieviel mehr bedeutet Er in Seiner Auferstehung. Er ist deshalb die sichere Gewähr dafür, dass Gott Israel noch einmal als Ganz-Ernte empfangen wird (Hes 37:12-14).

Noch einmal sei betont, dass Christus in diesem Vorbild nur in Beziehung zu Israel dargestellt wird. Erst viel später wurde es dem Apostel Paulus gegeben, Ihn als „Erstling“ und „Erstgeborenen“ aus den Toten der gesamten Schöpfung zu offenbaren (1Kor 15:20; Kol 1:18). Demnach ist die Auferstehung Jesu Christi die Erfüllung des Festes der Erstlingsgarbe.

Das nächstfolgende Fest ist

Das Pfingstfest mit seinen Benennungen

  • 3Mo 23:15: „Und ihr sollt euch zählen von dem Morgen nach dem Sabbat, von dem Tage, da ihr die Garbe der Webeopfer dargebracht: es sollen sieben volle Sabbate sein.“
  • 3Mo 23:16: „Bis zum andern Tage nach dem siebenten Sabbat sollt ihr fünfzig Tage zählen; und ihr sollt Jewe ein neues Speiseopfer darbringen.“ (Vgl. 4Mo 28:26-31).
  • 3Mo 23:17: „Aus euren Wohnungen sollt ihr Webebrote bringen, zwei von zwei Zehntel Feinmehl sollen es sein, gesäuert sollen sie gebacken werden, als Erstlinge dem Jewe (Jehova).“
  • 3Mo 23:18: „Und ihr sollt zu dem Brote darbringen sieben einjährige Lämmer ohne Fehl, und einen jungen Farren und zwei Widder (sie sollen ein Brandopfer für Jewe sein) und ihr Speisopfer und ihre Trankopfer: ein Feueropfer lieblichen Geruchs für Jewe.“
  • 3Mo 23:19: „Und ihr sollt einen Ziegenbock zum Sündopfer opfern und zwei einjährige Lämmer zum Friedensopfer.“
  • 3Mo 23:20: „Und der Priester soll sie weben samt dem Brote der Erstlinge als Webopfer von Jewe, samt den zwei Lämmern; sie sollen Jewe heilige sein für den Priester.“
  • 3Mo 23:21: „Und ihr sollt an diesem selbigen Tage einen Ruf ergehen lassen - eine heilige Versammlung soll euch sein; keinerlei Dienstarbeit sollt ihr tun: eine äonische Satzung in allen euren Wohnsitzen bei euren Geschlechter.“

Hier haben wir diesen fünfzigsten Tag (= Pfingsten) im Vorbild vor uns, in fester Verbindung mit dem vorausgehenden Fest der Erstlingsgarbe. Ohne diese wäre Pfingsten undenkbar.

Hören wir doch gleich noch die anderen Bibelstellen, die ebenfalls von diesem Fest reden, das manchmal auch anders benannt wird.

  • 2Mo 23:16: „... das Fest der Ernte der Erstlinge deiner Arbeit ... sollst du beobachten.“
  • 2Mo 34:22: „Und das Fest der Wochen, der Erstlinge der Weizenernte sollst du feiern.“
  • 4Mo 28:26: „Und am Tage der Erstlinge, wenn ihr Jewe ein neues Speisopfer darbringt, an euren Wochen, soll euch eine heilige Versammlung sein.“
  • 5Mo 16:9-10: „Sieben Wochen sollst du dir zählen; von da an, wo man beginnt die Sichel an die Saat zu legen, sollst du anfangen, sieben Wochen zu zählen. Und du sollst das Fest der Wochen Jewe, deinem Gott, feiern.“

Das Eigenartige daran ist, dass die Israeliten von dem Darbringungstag der Erstlingsgarbe an die Wochen oder Sabbate zählen mussten, und zwar sieben an der Zahl, dazu noch den nächsten Tag, macht also deutlich dargestellt: 7 x 7 = 49 + 1 = 50.

Zahlen für Israels Heilsgeschichte

Zahlen sind ja bekanntlich im Worte Gottes nicht ohne Wert und Inhalt, namentlich die Zahl sieben.

Von ganz besonderer Bedeutung ist das Zählen der sieben Wochen und das Harren bis zur Darbringung der Webebrote.

In den hebräischen Schriften finden wir zu diesen sieben Wochen wertvolle Kommentare. 70 Wochen dauerte die babylonische Gefangenschaft, dann fing für Israel ein Neues an. Ebenfalls wertvolles Licht geben uns die 70 Siebener-Jahrwochen des Propheten Daniel (Dan 9:24): „Siebzig Siebener sind für dein Volk und für die heilige Stadt abgetrennt, um

  • der Übertretung zu wehren,
  • die Sünde zu beenden,
  • Die Verwerflichkeit zu sühnen,
  • die Gerechtigkeit der Äonen herbeizuführen,
  • Die Vision und den Propheten zu versiegeln und
  • das Allerheiligste zu salben.“

Nach diesen 70 Siebenern, wovon die 70. Jahrwoche noch der Zukunft angehört (sie ist ein Hauptbestandteil der Offenbarung, in welcher sie ausführlich beschrieben ist), beginnt etwas Neues in Israel: Es ist die Wiedergeburt des Volkes!

Ein anderes Bild, das die große Freilösung dieses Volkes abschattet, ist das Hall- oder Jubeljahr (3Mo 25:8ff.). Hier sind es nicht 7 x 7 Tage, sonder 7 x 7 Jahre, welche sie zu zählen hatten, wobei dann im fünfzigsten jeder Sklave seine Freiheit, und sein verlorenes Eigentum wieder zurückerhielt. So könnten noch viele andere Beispiele hinzugefügt werden.

Wiewohl dies keine Vorbilder für Pfingsten sind, so vermögen sie trotzdem die segensvollen Siebener-Abschlüsse für Israel anzudeuten. Dies gilt auch uneingeschränkt für die Siebener-Periode bis Pfingsten.

Was innerhalb dieser von Gott angeordneten fünfzigtägigen Wartefrist in Wirklichkeit für Ereignisse und Begebenheiten liegen, ist an diesem Schattenbild des Gesetzes nicht wahrzunehmen. Eben deswegen, weil es nur die Umrisse, nicht aber vollgültige Tatsachen wiederzugeben vermag. Doch die Erfüllungsperiode dieses prophetischen Bildes zeigt uns dann, dass es ganz gewaltige Ereignisse sind, welche in diesem Intervall liegen.

Zählen, ein Gebot für Israel

Bei der Erörterung unseres Themas darf nicht übersehen werden, wie Israel fortgesetzt zum Zählen, und Berechnungen anstellen aufgefordert wird, in Bezug auf seine Erwartung. „Zählen“ ist ein besonderes Merkmal des irdischen Gottesvolkes. Ihre jetzige und zukünftige Stellung untersteht der Zeiteinteilung durch Sonne und Mond (1Mo 1:14b). Ihr hat Gott Israels Geschichte untergeordnet und nach diesen Zeitmaßstäben die Entwicklung dieses Volkes festgelegt. Aus diesem Grunde ergeht fortgesetzt die Aufforderung, Tage (3Mo 23:16), Wochen (3Mo 23:15); Sabbatjahre (3Mo 25:8), Jahrwochen (Dan 9:24) u.a.m. zu zählen, um Einblick in den göttlichen Heilsweg zu erhalten. Ja, die Erkenntnis ihrer Zukunft wurde ihnen zum großen Teil durch Berechnung von Terminen übermittelt.

Aber die Herausgerufene aus den Nationen hat ihren Platz weit über Sonne und Mond, droben in den Überhimmeln. Ihre Geschichte ist daher nicht diesen irdischen Zeiteinteilungen unterstellt. Wir werden nicht zum „Zählen“ aufgefordert, im Gegenteil, davor gewarnt (Gal 4:9-11; Kol 2:16). Der Apostel Paulus nennt sie schwache, armselige Grundregeln, die wohl zu einem Kindheitsglauben passen, aber nicht für den reifen, vollendungsgemäßen, für die Glieder der Körperschaft Christi. Der uns von Christus geschenkte Glaube braucht keine Stütze von Terminen, sondern nimmt im Geist schon heute den zukünftigen Platz droben ein. Der Normalzustand für Glaubende heute ist ein ununterbrochenes Warten auf ihren erhöhten Herrn.

Wo man aber in der Herausgerufenen zu diesen „Zählmaßstäben“ greift, hat man sich bereits auf israelitischem Pfad verirrt, der eben in diesem Punkt gar nicht mit dem Weg der Herausgerufenen aus den Nationen übereinstimmt und zu Enttäuschungen und Glaubenserschütterungen führen muss.

(Dies ist auch der Grund, weshalb keine einzige Berechnung über die Wiederkunft des Herrn bis heute stimmte. Und deren gibt es eine Unzahl, und immer neue werden angestellt - alle mit demselben enttäuschenden Ergebnis).

Die Erkenntnis, dass „Zählen“ ausschließlich eine Glaubenstätigkeit des Volkes Israel ist, bleibt übrigens auch ein wertvoller Schlüssel für das richtige Verständnis der Enthüllung Jesu Christi (= Offenbarung). Die Angaben von Zeiten und Fristen sind darin so zahlreich, dass man es fast das „Zählbuch“ nennen könnte. Das ist ein ganz beredter Beweis, und ein zusätzliches Zeichen dafür, dass dieses Buch zur israelitischen Geschichte gehört. Deshalb finden wir uns als Glieder der Körperschaft Christi darin nicht erwähnt.

Die Geschehnisse des fünfzigsten Tages

Kehren wir auf dieses hin zu dem fünfzigsten Tage zurück und betrachten wir zuerst, was zu geschehen hatte. An diesem Tage mussten die Israeliten nach göttlicher Verordnung ein neues Speisopfer (von neuem Getreide) darbringen (3Mo 23:16b). Aus ihren Wohnungen brachten sie dann (jede Familie) zwei Webebrote von zwei Zehntel Feinmehl, gesäuert, gebacken als Erstlinge für Jewe (3Mo 23:17).

Die Webebrote
Wie die Erstlingsgarbe waren auch die Webebrote nur einmal im Jahr darzubringen. Bei diesem Fest handelt es sich also weniger um das, was die Israeliten in ihre Scheunen gesammelt hatte, als vielmehr um jenen Teil der Ernte, der in erster Linie in das Haus Gottes (2Mo 23:19), und dort Jewe dargebracht wurde.

Vor fünfzig Tagen war das schon mit der Erstlingsgarbe geschehen, und nun folgt ein weiterer Teil der neuen Ernte, auch wieder mit Erstlingen betitelt (2Mo 34:22b). „Erstlinge“ deiner Arbeit (2Mo 23:16), die in Form von Broten in den Tempel gebracht wurden. Dort wurden sie ähnlich der Erstlingsgarbe vor Jewe gewebt, daher „Webebrote“, und zwar die Erstlingsgarbe zum Wohlgefallen für Jewe (3Mo 23:17b). Die Erstlingsgarbe bietet uns einen Schlüssel zur Deutung dieser Webebrote. Weil erste nämlich eine Person darstellt (Jesus Christus), kann das auch bei den Broten zutreffend sein. Symbolisch stellen diese nun die erste Frucht des, durch die Erstlingsgarbe bewirkten göttlichen Wohlgefallens dar.

Ganz besonders zu beachten an diesem pfingstlichen Vorbild ist die Tatsache, dass diese Brote inmitten einer Anzahl von Webeopfern gewebt werden mussten, als das waren: Brand-, Speise-, Trank-, Sünd- und Friedensopfer.

Lies weiter:
3. Die symbolische Bedeutung der verschiedenen Opfer