Der Kolosserbrief - Kapitel 4

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Abschrift: Der Kolosserbrief in täglichen Andachten: Band I - II
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I vergriffen, Band II noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

4. Der Kolosserbrief - Kapitel 4

Gegenseitige Pflichten der Hausgenossen (Teil 2)
Ermahnung zum Gebet und zu weisem Verhalten
Sendung des Tychikus und Onesimus – Grüße

Gegenseitige Pflichten der Hausgenossen

Kol 4:1

"Ihr Herren, bietet den Sklaven Recht und Billigkeit dar, weil ihr wisst, dass auch ihr einen Herrn im Himmel habt."

Zur Zeit Pauli kamen die menschlichen Standesunterschiede noch im Verhältnis der Herren zu ihren Sklaven zum Ausdruck, heute haben sich die Dinge verschoben: Es gibt keine Sklaven mehr, aber des gibt "Reiche und Arme, Kluge und weniger Kluge, Begabte und weniger Begabte" .... und immer noch, wenn auch unter anderen Bedingungen, stellt sich der eine über den anderen! Unser Leitvers gilt aber nicht den Ungläubigen, sondern uns! Nur auf dem Boden der Gläubigen gibt es diesen einen Herrn im Himmel.

Vielleicht ist es an dieser Stelle manchem unter uns zusprechend, wenn wir einmal sehr klar sagen, dass unser Herr im Himmel weniger die Alleskönner braucht, die Begabten und Klugen, sondern mehr jene, die in 1Kor 1:26-31 aufgezählt sind, also die Schwachen, die weniger Begabten, die Törichten! Es wird sich einmal bei diesem Herrn im Himmel kein Fleisch irgendwie rühmen können, der einzige Ruhm ist der "im Herrn"!

Bedenken wir auch, dass wir ja in der kommenden Herrlichkeit gerade unsere Schwachheit zur Schau stellen sollen, und hier, was Gnade aus Schwachen, aus Törichten, aus Niedriggeborenen, aus Verschmähten. und Verspotteten gemacht hat! Wie soll jemand, dem alles gelingt, der sein Leben lang fromm und recht war, diese überströmende Gnade zur Schau stellen? Sind wir also nicht entmutigt, wenn andere besser erscheinen - der Herr im Himmel braucht gerade dich, und zwar so, wie du bist!

Ermahnung zum Gebet und zu weisem Verhalten

Kol 4:2

"Haltet an im Gebet und wachet darin mit Danksagung"

Auch wenn es in diesem letzten Abschnitt des Kolosserbriefes um unseren Wandel geht, so stehen auch diese letzten Verse klar unter dem Motto "auf das droben sinnet", und vor allem unter dem Generalthema: Die Herrlichkeit Christi als Haupt der Körpergemeinde.

Mit dem Gebet ist es ja nun so eine Sache! Für einen Großteil der Gläubigen besteht es lediglich in der Bitte um Gesundheit und Wohlergehen auf dieser Erde - doch Paulus meint etwas ganz anderes. "Gebet" soll der Ausdruck unserer innigen Gemeinschaft mit Gott sein, es vollzieht sich "in unserem Herrn"! Wenn unser Gedanken "droben" sind, wenn wir unsere Herzen und Sinne auf Ihn ausrichten, werden wir immer mehr von dem überwältigt, was wir in der Gnade erhalten haben und unser Herz strömt mit Danksagung über! -

Etwas ganz Besonderes ist, wenn unsere Gebete im Einklang mit dem Willen Gottes stehen. ES lag Paulus immer am Herzen, und er betete darum, dass uns geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner (Gottes) Selbst gegeben werden (siehe Eph 1:16 ff). Je mehr wir Gottes Willen erkennen dürfen, je mehr unser Gebet im Licht der rechten Erkenntnis steht, je mehr verherrlichen wir Ihn!

Und wenn wir einmal wirklich ganz ratlos sind, wenn uns, wie man so schön sagt, alle Felle davonschwimmen, dann dürfen wir wissen, dass es einen Geist gibt, der unserer Schwachheit aufhilft und sich für uns gemäß Röm 8:26 mit unausgesprochenem Ächzen verwendet.

Kol 4:3

"....und betet zugleich auch für uns, damit Gott uns eine Tür für das Wort auftue, um über das Geheimnis Christi zu sprechen, um dessentwillen ich auch gebunden bin,"

Wir kommen zum größten und wichtigsten Anliegen unseres Apostels, "geöffnete Türen für das Geheimnis Christi". Wir haben in den zurückliegenden Jahren in der Apostelgeschichte den Weg Pauli Schritt für Schritt miterlebt und gesehen, wie er immer wieder auf heftigen Widerstand gestoßen ist - das ist heute nicht anders! Alle, die die Botschaft Pauli wortgetreu vertreten. und verkündigen, müssen mit dem gleichen Widerstand rechnen wie Paulus. Es ist also nach wie vor ganz wichtig, dass treue Beter hinter jenen stehen, welche diesen Dienst versehen.

Unser Leitvers zeigt uns sehr deutlich, dass es Gott ist, der Türen öffnet! Wie oft versuchen wir aus eigener Kraft, Menschen zu überzeugen, ohne Erfolg. Wenn wir uns aber im Namen Jesu im Gebet an Gott wenden, bekunden wir unsere Abhängigkeit von Ihm, glaubend, dass er alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt. Und wenn der sichtbare Erfolg nicht sofort eintritt, dann dürfen wir Ihm trotzdem vertrauen und glauben, dass Gott keine Fehler macht!

Dass unser Gebet vor Gott etwas bewirken können, möchten wir hier ausdrücklich bestätigen. In Kol 4:12 werden wir in Kürze mit Epaphras vertraut gemacht, der in seinen Gebeten für die Kolosser ringt, also förmlich einen Gebetskampf führt. Das Entscheidende ist immer, dass es im Einklang mit dem steht, was die gegenwärtige Verwaltung der Gnade betrifft.

Wir kommen heute zu "einer Tür für das Wort", wobei wir klären müssen, dass es laut Urtext wörtlich "eine Tür des Wortes" heißen muss - ein kleiner, aber doch feiner Unterschied! Es geht Paulus nicht darum, dass er freie Bahn für seinen Dienst hat, sondern um die richtige Wortwahl!

Mancher von uns wird gemerkt. haben, dass das 6. Kapitel des Epheserbriefes auffällig Parallelen zu der momentanen Versgruppe im Kolosserbrief hat, so auch heute in Eph 6:18-19: "...In allem seid dazu anhaltend wachsam, auch im Flehen für alle die Heiligen und für mich, so dass mir beim Auftun meines Mundes der rechte Asudruck gegeben werden, um das Geheimnis des Evangeliums in Freimut bekannt zu machen..." Diese Aussage belegt, dass es Paulus tatsächlich um die rechten Worte geht; sein Wort soll eine geöffnete Tür sein, durch die man zu dem Geheimnis des Christus eintreten bzw. vordringen kann.

Für manchen ergibt das oben Gesagte ein Problem: Kann man Menschen durch Worte überreden? Braucht man eine geschulte Ausdrucksweise oder gar einen akademischen Titel? In 1Kor 2:1-5 sehen wir, wie Paulus dies verstanden haben will, nämlich gerade gegenteilig: Die Schlichtheit der Worte ohne menschliche Weisheit, nicht in überredenden Worten, sondern "in Erweisung des Geistes und der Kraft, damit euer Glaube nicht in der Weisheit der Menschen, sondern in der Kraft Gottes gegründet sei." Das ist die rechte Tür des Wortes!

Wir sind ziemlich am Ende des Briefes angelangt, den man ja überschreiben kann: "Die Herrlichkeit Christi als Haupt der herausgerufenen Gemeinde", und noch einmal leuchtet uns diese Herrlichkeit in den köstlichsten Farben auf, indem uns Paulus an das Geheimnis Christi erinnert, und um Gebetshilfe bittet, da es nicht selbstverständlich ist, diese Geheimnis zu erkennen.

DAs Geheimnis Christi wird uns in Eph 1:8b-10 enthüllt, wobei die Kernaussage lautet: "... um in Christus das All aufzuhaupten: beides, das in den Himmeln und das auf der Erde." Wenn wir uns die mit unserem irdischen Verstand nicht mehr fassbare Weite des Alls mit seinen unzählbaren Gestirnen vorstellen, und weiter erkennen, einmal als Werkzeuge mitzuwirken, das All in Ihm, unserem Herrn aufzuhaupten, bis sich jedes Knie beugen und jede Zunge huldigen wird, dann muss uns doch eine unbändige Freude erfüllen!

Es ist unsere gewaltige Aufgabe, den Geschöpfen der für uns heute noch unsichtbaren Welt einmal zu bezeugen, was überströmenden Gnade mit Sünde belasteten Menschen vollbringt. Schließen wir diesen Tag mit dem wunderbaren Huldigungsvers aus Phil 2:11b: "Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters."

Noch einen Tag betrachten wir unseren Leitvers, die letzte Aussage soll u ns noch bewegen: Paulus, gebunden wegen dem Geheimnis Christi! Auch hier haben wir eine Parallelstelle in Eph 6:20: "... für das ich ein Gesandter in der Kette bin, damit ich in der Verkündigung desselben so freimütig reden möge, wie ich sprechen muss."

Es herrscht die weitläufige Ansicht, wer zum Glauben kommt, erfährt vor allem körperliche Gesundheit und Wohlergehen. Dabei wird vollkommen übergangen, dass Gott Seinem Apostel Paulus auf dessen Bitte um körperliche Gesundung antwortete: "Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht" (2Kor 12:9). Und interessanterweise hat Paulus diese Antwort sofort verstanden: "Sehr gern werde. ich daher eher die Schwachheiten an mir rühmen, damit die Kraft des Christus über mir zelte" (2Kor 12:9b).

Paulus hat gelernt, seine Schwachheit nicht als Hindernis zu sehen, sondern als gottbewollten Weg für seine Zubereitung. Kein Fleisch darf sich in irgendeiner Weise rühmen! Und so enthüllte der Herr Seinem Apostel die tiefsten Geheimnisse erst, als dieser gebunden in Ketten lag. Erst im Gefängnis in Rom entstanden die Briefe an die Epheser, Philipper und Kolosser, die uns das Geheimnis Christi enthüllen, aber auch uns zusprechen, nicht allein an Ihn zu glauben, sondern auch für Ihn zu leiden (siehe Phil 1:29).

Kol 4:4

"....damit ich es so offenbare, wie ich sprechen muss."

Der Mittelpunkt der Verse 2-4 ist "das Geheimnis Christi"! Wegen dieses Geheimnisses bitte Paulus erst einmal um Gebetshilfe, damit Gott ihm eine Tür des Wortes auftue, um über dieses Geheimnis zu sprechen, um dessentwillen er auch gebunden ist, und heute geht es darum wie er sprechen muss.

Wir haben die Parallelstelle in Eph 6:19 bereits zitiert, wo Paulus bittet, das Geheimnis des Evangeliums in Freimut bekannt zu machen. In unserem heutigen Leitvers geht es um das Offenbaren, was nicht dasselbe ist wie "bekannt machen". Im Brief an die Epheser wendet sich Paulus an das Erkenntnisvermögen der Leser seines Briefes (gemäß Eph 1:17b) "zur Erkenntnis Seiner Selbst"), "offenbaren" hingegen bezeichnet "etwas zum Erscheinen bringen", oder nur "zum Scheinen bringen" - das Geheimnis Christi soll als strahlendes Zeugnis aufleuchten! Um dieses konzentriert sich der Dienst des Apostels Paulus im Gefängnis in Rom!

Alles fleischliche, worauf der Apostel einst vertraut hat, liegt hier weit hinter ihm. In Phil 3:4 zählt er auf, was ihm einst Gewinn war, nun achtet er es als Abraum, um Christus zu gewinnen und als in Ihm befunden zu werden (Phil 3:8b). Und so sehen wir im Nachhinein unseren Apostel, wie er sich nach dem ausstreckt, was vor ihm liegt, wie er dem Kampfpreis der Berufung Gottes droben in Christus Jesus nachjagt - das herrliche Zeugnis des Geheimnisses Christi - nämlich "die Aufhauptung des Alls" - soll wie ein Diamant aufleuchten und funkeln .... dazu sollen unsere Gebete mithelfen, damit es so offenbar werden, wie auch wir sprechen (es bezeugen) müssen.

Kol 4:5

"Wandelt in Weisheit vor denen, die draußen sind, die Gelegenheit auskaufend."

Wir werden nur zu oft sehr genau von jenen beobachtet, die draußen sind - und dies sind all jene, die in dieser Verwaltung der Gnade nicht auserwählt und berufen sind. Paulus dachte zu seiner Zeit wohl an jüdische Gesetzeslehrer, die mit ihren alttestamentlichen Lehren die Kolosser zu beeinflussen versuchten; heute sind es die weltliche Weisheit und Forschung, die uns einredet, es gibt keinen Gott! Was haben wir dem entgegen zu setzen?

Wir greifen aus das kürzlich schon zitierte Wort in 1Kor 2:1-5 zurück, wo Paulus der menschlichen Überlegenheit des Wortes und Weisheit das Zeugnis Gottes gegenüberstellt. Er selber (Paulus) stand in Schwachheit, in Furcht und vielem Zittern vor den Korinthern, aber dafür in Erweisung des Geistes und der Kraft, "damit euer Glaube nicht in der Weisheit der Menschen, sondern in der Kraft Gottes gegründet sei."

Was damals vor gläubigen Korinthern geschah, können wir auch heute auf jene draußen anwenden. Wir können niemand mit Worten zu Jesus führen, wenn dies nicht zuvor von Gott auserwählt wurden, aber wir können in Schlichtheit, ja sogar in Schwachheit bezeugen, dass wir an "Jesus Christus" glauben, auch wenn wir (schwere) Wege geführt werden, welche die welt nicht verstehen kann. "Die Zeit auskaufend" bedeutet hier, dass wir die in 2Tim 3:1 ff genannte gegenwärtige gefährliche Frist erkennen und uns darauf einrichten, bedenkend, dass wir der Welt sogar ein Schauspiel sind (1Kor 4:9b).

Kol 4:6

"Euer Wort sei allezeit in Gnade und mit Salz gewürzt, wissend wie ihr einem jeden antworten sollt."

In Anlehnung an die gestrigen Gedanken kann unser heutiges Leitwort nichts anderes meine; es geht also darum, wie wir mit jenen nichtberufenen Menschen draußen reden, denen wir sogar ein Schauspiel geworden sind.

Paulus denkt hier wohl weniger an jene schmeichelnden Worte, wie sie in der Welt üblich sind, sondern mehr an unser Wortzeugnis an die Menschen draußen. Dabei sollten unsere Worte nicht ein Überreden sein, sondern aus der uns gegebenen Gnade heraus gewirkt sein. Ein Begnadeter redet anders als ein selbstbewusster Mensch. Die uns gegebene Gnade soll also unsere aus dem Herzen kommenden Worte stets milde stimmen.

"Salz" hat in der Bibel eine besondere Bedeutung, es weist beim Opfer auf das heilige Feuer des Selbstgerichtes hin (siehe Mk 9:49-50). Wir sollen nicht andere mit der Schärfe unseres Salzes verletzen, sondern uns selbst beim Reden mit jenen draußen von jedem "Ich-Wesen" reinigen. So wird das Salz bei uns erst einmal zum Symbol des Selbstgerichtes (nicht mehr ich lebe, sondern in mir lebt Christus), und dann zur Geistesführung. Röm 8:14 sagt hierzu: "Denn alle, die vom Geist Gottes geführt werden, diese sind Söhne Gottes."

Unser "Ich" strebt nach Selbstdarstellung, nach Anerkennung, aber unter der Führung des Geistes ist es unser Bestreben, in allem Gott die Ehre zu geben. So gesehen wird unser Wort tatsächlich allezeit in Gnade und mit Salz gewürzt.

Sendung des Tychikus und Onesimus – Grüße

Kol 4:7-8

"Alle meine Angelegenheiten wird euch Tychikus bekanntmachen, der geliebte Bruder und treue Diener und Mitsklave im Herrn, den ich eben deshalb zu euch sende, damit ihr erfahrt, was euch betrifft und er euren Herzen zusprechen."

Wenn wir die letzten Verse im Kolosserbrief überfliegen, sehen wir, dass sie auffallend viele persönliche Aussagen darstellen, dass Mitarbeiter und Brüder von Paulus ins Blickfeld rücken. All diese Namen ergeben zusammen das helle Zeugnis einer innigen Brüdergemeinschaft. Wenn Paulus zu Beginn unseres Leitverses von "meine Angelegenheiten" schriebt, so soll daraus ein Miterleben der Kolosser werden, und dazu bedarf es der persönlichen Kontakte. Nun war ja Paulus zu jener Zeit bereit s ein in Ketten Gebundener in Rom, auch kannte er die Kolosser nicht von Angesicht, doch durch den Kontakt der Brüder war die Beziehung zu den Kolossern trotzdem sehr innig.

"Tychikus" ist der erste Name, den wir betrachten dürfen. Seine im Leitvers aufgeführten drei Eigenschaften kennzeichnen seinen Charakter: Der geliebte Bruder, der seine Liebe aus Gott bezieht. und seine Bruderschaft auch auf diese heilige Gottesliebe abstimmg; dann der treue Diener der bemüht ist, die herausgerufenen Gemeinden im Wachstum aufbaut; und zuletzt nennt ihn Paulus eine Mitsklaven im Herrn, was uns zeigt, dass er auch nicht vor den Zerbruchswegen zurückschreckt.

Tychikus durfte wohl in besonderer Weise den Kolosser (und auch uns) zusprechen, dass ihre wahre Heimat "droben" ist und dass sie einmal zusammen mit Christus in Herrlichkeit geoffenbart werden.

Kol 4:9

"....gemeinsam mit Onesimus, dem treuen und geliebten Bruder, der einer der euren ist. Sie werden euch mit allem bekanntmachen, was hier vorliegt."

Der nächste Name, "Onesimus", sollte, ja muss uns besonders ans Herz wachsen, und damit dies geschieht, müssen wir den Brief des Paulus an Philemon lesen (wozu wir unsere Leser heute bitten). Dieser Brief stellt im wahrsten Sinn des Wortes ein Leuchtfeuer der Liebe dar.

Sehen wir uns zuerst einmal die Fakten an: Onesimus (der Name bedeutet: "nützlich") lebte als Sklave in Kolossä, sein Herr war Philemon. Onesimus machte aber seinem Namen keine Ehre, denn allem Anschein nach beraubte er seinen Herrn und floh nach Rom. Dort kam er mit Paulus zusammen und durfte zum Glauben finden. Nund sandte ihn Paulus zusammen mit T<chikua wieder zurück nach Kolossä, wo er auch den Brief an Philemon übergeben sollte. Soweit die Sachlage. Nun, liebe Geschwister, müssen wir uns einmal gedanklich in diese Situation des Onesmus hineinversetzten: Ein Räuber kehrt an den Ort seines Verbrechens, ja zu seinem bestohlenen Herrn zurück, was passiert wohl?

In dem Brief an Philemon wird in den Versen Phim 1:4-7 erst einmal Philemons Charakter aufgezeigt. Sein Glaube war tief und gekräftigt, seine Liebe war umfassende und erquickend - ein schöneres Zeugnis kann man kaum jemandem geben.

IN den Versen Phim 1:8-21 steht Paulus in ergreifender Weise für den Verbrecher Onesimus ein und spiegelt in seinem Verhalten in besonderer Weise die Liebe Christi wider, wie wir es in 2Kor 3:18 beschrieb en sehen.

Noch einen Tag sind wir im Brief an Philemon und lassen uns von der Liebe, die von hier ausgeht, erquicken und anspornen. Paulus spiegelt, wie wir gestern abschließend sagten, in besonderer Weise Christus ab, dies wollen wir heute anschauen:

In Vers 10 wird uns gezeigt, dass Onesimus wie ein Kind für Paulus war, durch des Apostels Zeugnis wurde er zum Glauben gerufen. Für dieses Kind im Glauben setzt sich der Apostel voll ein. An Philemon gewandt: "... Nimm ihn (Onesimus) wir mich selbst auf." (Phim 1:17b); "Wenn er aber dich irgendwie geschädigt hat, dann rechne dies mir zu" (Vers 18); "...ich werde es vergüten" (Vers 19) . Wenn wir dieses Verhalten Pauli ansehen, dürfen wir erkennen, dass sich ja auch unser Herr voll für uns eingesetzt hat und unsere ganze Schuld am Kreuz auf Golgatha bis zum letzten Heller abbezahlt hat. Dies ist die Liebe Christi, die auch Paulus abspiegelt!

Und noch etwas wird uns gezeigt: Die oft verschlungenen Wege Gottes mit Seinen Auserwählten! Onesimus war ohne Zweifel ein Berufener - aber er musste zuerst noch tiefer als ein Sklave schon ist, absteigen, nämlich zu einem Verbrecher. Dann erst, auf der Flucht vor der Todesstrafe, traf er auf Paulus und konnte glauben! Aber der Weg zurück zu seinem Herrn blieb ihm nicht erspart - doch er hatte den Brief an Philemon, seinen ehemaligen Herrn, in der Tasche, worin sich Paulus voll für ihn einsetzte ... dieser Brief war für ihn so etwa wie für uns das göttliche Siegel der Rettung in der Gnade. Ist das nicht wunderbar?

Kol 4:10

"Es grüßt euch Aristarchus, mein Mitgefangener, und Markus, der Vetter des Barnabas (in Betreff dessen ihr Anweisungen erhalten habt - wenn er zu euch kommt, so nehmt ihn freundlich auf)"

Über Arstiarchus wissen wir, dass er ein treuer Begleiter des Paulus war. In Ephesus (Apg 19:29) wurde er von einer aufgebrachten Menge verschleppt, in Apg 20:4 sehen wir ihn mit Paulus auf dem Schiff nach Syrien. Später, in Apg 27:2 ist Aristarchus der Begleiter des in Ketten gebundenen Apostels Paulus auf dem Weg nach Rom, und in unserem Leitvers wird er als "Mitgefangener" bezeichnet - er nahm also an allen Leiden des Paulus teil. Natürlich tauchte er auch in Phil 1:24 auf.

Bei Markus wird es kritischer, dies zeigt uns die Aufforderung Pauli an die Kolosser, ihn freundlich aufzunehmen - gab es einen Grund für diese Bemerkung? Wir werden hier zu Apg 15:36-39 geführt, wo Paulus mit Barnabas seine zweite Missionsreise antreten wollte. Markus begleitete Paulus auf seiner ersten Missionsreise bis nach Perge, dort jedoch kehrte er um und ging nach Jerusalem, seinem Wohnsitz, zurück. Der G rund seiner Trennung von Paulus war, dass dieser Markus Johannes eindeutig für das irdische Königreich berufen war, und diesen Dienst auch bis an sein Lebensende ausführte. Wenn er später erneut an der Seite Pauli auftauchte, dann zeigt uns dies, dass. er in der Zwischenzeit wohl geistlich gereift war, und diese Reife es dann auch ermöglichte, dass es durchaus ein liebevolles Miteinander zwischen Gliedern des irdischen Königreiches, wie auch denen der Körpergemeinde Christi Jesu gab. Die Kolosser wussten wohl um diesen früheren Streit, deshalb Pauli Ermunterung, ihn freundlich aufzunehmen.

Kol 4:11

"....ferner Jesus, der Justus genannt wird. Dies drei aus der Beschneidung sind die alleinigen Mitarbeiter für das Königreich Gottes, die mir zur Erquickung geworden sind."

Mit Jesus, der Justus genannt wird, kommen wir zum dritten grüßenden Bruder aus Rom. Sein Name "Jesus" wurde wohl aus Ehrfurcht vor diesem Namen geändert.

Es darf uns schon wundern, dass Paulus drei Brüder aus der Beschneidung erwähnt, die auf dem Boden des Königreichs standen und ihm sogar zur Erquickung wurden. In der Apostelgeschichte sahen wir, wie gerade jene aus der Beschneidung Pauli erbittertste Feinde waren, doch dort, wo jene geistliche Reife eintrat, von der wir gestern im Blick auf Markus sprachen, gibt es anscheinend doch ein liebevolles und harmonisches Miteinander, wo jeder seiner Berufung gewiss ist, aber auch die andere Berufung achtet und respektiert.

Irritieren könnte manchen von uns der Ausdruck "Königreich Gottes", doch gerade dieser Begriff hat etwas Verbindendes zwischen zwei völlig verschiedenen Körperschaften, jener des irdischen Königreiches, und jener der Körpergemeinde Christi Jesu. Bedenken wir doch einmal: Derjenige, welcher der Körpergemeinde als Haupt über alles gegeben ist, ist ja zugleich auch der König des irdischen Tausendjahrreiches, auf welches die Beschneidung wartet.

Was Paulus in Kol 3:14 schrieb: "Über dies alles aber ziehet die Liebe an, die das Band der Vollkommenheit ist", wird hier anschaulich zwischen Brüdern zweier Herausgerufenen praktiziert!

Kol 4:12-13

"Es grüßt euch Epaphras, der einer der euren ist, ein Sklave Christi Jesu, der allezeit in seinen Gebeten für euch ringt, damit ihr gereift dasteht und in allem Willen Gottes vollgewiss seid. Denn ich bezeuge ihm, dass er viel Pein um euch, die in Laodicea und die in Hierapolis hat."

Epaphras nimmt eine besondere Stellung bei Paulus ein, selten spricht er so ausführlich über einen Bruder. Ganz besonders aber tritt sein Gebetsdienst hervor. In Rom, an der Seite des gebundenen Apostels ringt er für die Kolosser im Gebet um Reife.

Wir haben schon öfters auf 1Jo 2:12-13 hingewiesen, wo sehr deutlich drei Gruppen von Gläubigen beschrieben werden, die Kindlein, Jünglinge und Väter im Glauben; und alle drei Gruppen haben ihre Merkmale: Die Kindlein sind glücklich, dass ihre Sünden erlassen wurden, die Jünglinge haben sich im Kampf mit dem Bösen bewährt, und die Väter haben den erkannt, der von Anfang an ist - sie sind in dem Willen Gottes vollgewiss und ruhen in Ihm!

Wir haben in den Briefen des Paulus immer wieder gesehen, dass es nicht selbstverständlich ist, Gott in Seiner Heiligkeit zu erkennen, immer wider sehen wir auch Paulus im Gebet - zum Beispiel inm Eph 1:15 ff. Nachem die Augen der Herzen erleuchtet wurden, bittet er um geistliche Weisaheit udn geistliche Enthüllung zur ERkenntnis Seiner Selbst ... diesen Dienst hat Epaphras aufgegriffen, mehr nco, er ist zu einem Ringkämpfer im Gebet geworden! Das wäre doch ein Ansporn auch für uns" Vor allem im Hinblick auf die gravierende Unkenntnis der heutigen Gläubigen!

Kol 4:14

"Es grüßt euch Lukas, der geliebte Arzt, und Demas."

Auch "Lukas" wird als Grüßender angeführt, er ist als "geliebter Arzt" bezeichnet. Wenn heute sehr gerne bei dienenden Brüdern die akademischen Titel genannt werden (was oft nur dem Fleische dient), so hat die Nennung des Arztes bei Paulus einen ganz anderen Grund.

Für den Beruf des Arztes wäre ja im irdischen Königreich gar kein Bedarf, weil, wir wir zum Beispiel in Mt 4:23 oder Mt 11:4-5 sehen, jede Krankheit und jedes Gebrechen auf göttliche Art geheilt werden wird. In der Körpergemeinde Christi Jesu hingegen sind Zeichen und Wunder nicht gegeben, hier gilt Gottes Wort an Paulus: "Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht" (2Kor 12:9). Hier darf der Beruf eines Arztes sehr wohl in der Liebe Gottes erfolgen.

Der letzte Grüßende ist "Demas", er wird nur mit seinem Namen erwähnt und stellt eine tragische Figur in den Reihen der Mitarbeiter um Paulus dar. Hier sehen wir ihn noch in Rom bei Paulus, doch in 2Tim 4:9-10 fordert der gebunden Apostel dringend Timotheus an, "denn Demas verließ mich aus Liebe zum jetzigen Äon und ist nach Thessalonich gegangen"! Die Liebe zum jetzigen Äon ist eine gewaltige Zugkraft, die Satan geschickt ausnützt. Und war sie zur Zeit Paulis schon anziehend, so ist sie es im Zeitalter des Internets um ein zigfaches höher! Gerade uns gelten die Worte in 2Tim 3:1 ff in ganze besonderer Weise!

Ist Demas verloren? Hat Gott Sich bei Seiner Erwählung geirrt? "Nein!" Aber - er wird einmal vor der Preisrichterbühne des Christus stehen und Verluste haben!

Kol 4:15-16

"Grüßt die Brüder in Laodicea, auch Nympha und die herausgerufene Gemeinde in ihrem Haus. Wenn der Brief von euch gelesen worden ist, sorgt dafür, dass er auch in der herausgerufenen Gemeinde der Laodicäer gleisen wird und dass auch ihr den aus Laodicea lest."

Zwischen der Gemeinde in Kolossä und Lodicea scheint eine enge bindung bestanden zu haben, es ist auffallend, wie oft Paulus diese Gemeinde nennt. Diese Laodicäer dürfen aber nicht mit jener Gemeinde verwechselt und gleichgestellt werden, die wir aus Offb 3:14 ff kennen. Hier handelt es sich klar um eine Königreichsgemeinde, die unter dem Gesetz steht und demgemäß auch gerichtet werden wird.

Paulus legt großen WErt darauf, dass seine Briefe gelesen werden. Er benützt für "lesen" das griechische Wort "anaginoskein" , was lt. DaBhaR-Übersetzung (in der Anmerkung) "hinaufgewusst; hinaufkennenleren" bedeutet. Damit gewinnen die Briefe eine tiefere Bedeutung. Es geht also nicht nur um das normale Durchlesen der Briefe, und erst recht nicht um das Herauspicken einzelner Verse! Die Kolosser und Laodicäer (und natürlich auch wir) konnten Paulus ja nicht hören, aber durch den Geist konnten sie seine vom erhöhten Herrn inspirierten Worte lesen und glaubend ins Herz aufnehmen. Sie (Pauli Worte) richteten die Sinne nach oben, wo die Quelle der geschriebenen Worte ist.

Es ist für uns bis heute eine Gnade, diese wunderbaren Briefe lesen zu dürfen und dabei "hinaufgerichtet" zu werden, wo unser Herr ist, zur Rechten Gottes sitzend. Sie sind eine Botschaft aus der himmlischen Welt, die auf uns wartet.

Kol 4:17

"...Und sagt dem Archippus: Gib Obacht auf den Dienst, den du im Herrn erhalten hast, dass du ihn völlig ausrichtest."

Archippus wird in Phil 1:2 wörtlich übersetzt ein "Mitkrieger" genannt, was uns sagt, dass er im Kampf steht! Da ist größte Wachsamkeit nötig.

IN 2Tim 3:14 lesen wir dazu passend: "Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und womit du betraut wurdest, da du weißt, von wem du es lerntest, und weil du von Kind an mit den geweihten Schriften vertraut bist, die dich weise machen können zur Rettung durch Glauben, der in Christus Jesus ist." In diesen herrlichen Worten ist das ganze Evangelium enthalten!

Es war des Archippus große Aufgabe darüber zu wachen, keinen Millimeter vom Wort der Wahrheit abzuweichen, in dem Lehrstoff stehen zu bleiben, was er von Paulus gelernt hatte. Das ist der höchste Dienst, der hier auf Erden verliehen werden kann. Die Kolosser waren also durch Archippus reich gesegnet. Leiter ist von diesem Dienst heute nicht mehr viel übrig geblieben.

Archippus erhielt seinen Dienst "im Herrn", das heißt, Christus hat ihn hineingerufen und wirkt auch in ihm. Auffallend ist noch, dass Paulus die Worte nicht direkt an Archippus richtet, sondern an die Gemeinde. Dadurch erinnert er alle Gemeindemitglieder daran, im Gebetsdienst hinter Archippus zu stehen, was gerade heute, in diesen letzten Tagen der Verwaltung der Gnade, so ungemein wichtig wäre!

Kol 4:18

"Das ist der Gruß von meiner, des Paulus Hand. Gedenket meiner Fesseln. Die Gnade sei mit euch! Amen!"

Paulus hat diesen Brief wohl schreiben lassen, der Grund dürfte ein Augenleiden gewesen sein (siehe Gal 4:15). Ob es von jenem Ereignis vor den Toren von Damaskus herrührte, wissen wir nicht; aber es war der Pfahl in seinem Fleisch, der ihn einerseits ständig behinderte, andererseits aber davon abhielt, überheblich zu werden. Vielleicht darf uns dieser Gedanke am Schluss dieses Briefes noch bewegen!

Wenn Paulus um das Gedenken seiner Fesseln bittet, dann möchte er die Kolosser in seine Leiden einbinden - "Und es sei, dass ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit..." (1Kor 12:26).

Zum Abschluss dieses wunderbaren Briefes steht die Gnade. Der ganze Brief muss im Licht dieser Gnade gelesen werden, sie überstrahlt unsere gegenwärtige Verwaltung und wirft ihr Licht bis in die Vollendung hinein. Noch einmal dürfen wir auf Eph 3:2 weisen, wo wir unseren Apostel hören: "Mitin bin ich , Paulus, der Gebundene Christi Jesu für euch, die aus den Nationen - wenn ihr überhaupt hört von der Verwaltung der Gnade, die mir für euch ist gegeben..." und wir zitieren hier bewusst nach der älteren 4. Auflage der Konkordanten Übersetzung, die genau das zum Ausdruck bringt, was Paulus in seinem Herzen empfindet: "Schmerz", weil so wenig Gläubige etwas von dieser re ttenden Gnade wissen wollen. "Denn in der Gnade seid ihr Gerettete durch Glauben, und dies nicht aus euch, sondern Gottes Nahegabe..." (Eph 2:8). - wollen wir dies doch stets mit größter Dankbarkeit im Herzen festhalten.


Gedicht

Vater sieh mich an, dass ich gar nichts kann,
nicht zu tun weiß, nichts zu sagen,
und vor allen Lebensfragen
ängstige ich mich.
Taug ich so für Dich?

Nur Dein Wille zählt!
Du hast mich erwählt!
Ja, mich traf vor diesen allen
Deines Willens Wohlgefallen;
machst nun mehr und mehr
mich von Eignem leer,

bis ich weiß, dass ich
nichts bin ohne Dich -
doch an Christi Tod beteiligt,
durch Sein Blut für Dich geheiligt,
Dir erkauft, Dein Ruhm,
und Dein Eigentum.

Darum find ich hier
Rat nicht mehr in mir;
Lerne danken und vertrauen
uand auf Deine Rechnung schauen,
auf Dein göttlich Tun,
darin auszuruhn.

Nicht mehr lebe ich,
Christus lebt für mich -
übernimmt von mir im Stillen
Stück für Stück den eignen Willen
unterwirf ihn Dir - Christus lebt in mir.

Mel. Jesus geh voran
(E. U. A.)