Liebe und Hass zwischen Tier und Hure

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

66. Liebe und Hass zwischen Tier und Hure

Es dürfte jedem gläubigen Schriftforscher klar sein, dass unter dem prophetischen „Tier“ der Offenbarung die ins tierische, ja ins bestialische Wesen herabsinkende Nationen-Welt zu verstehen ist. Die prophetische Darstellung lässt auch genauestens erkennen, dass die tierische Nationen-Welt im Ende eine Personifizierung in dem Welt-Herrscher (= Antichrist) findet. Die Apokalypse kennzeichnet sowohl den ganzen tierischen Nationen-Körper, wie auch seinen „Kopf“ schlechthin mit dem Ausdruck „Tier“.

Unter Hure ist die Nation zu verstehen, die durch Jahrtausende die Nationen-Welt „geritten“ hat, und zuletzt in höchst diktatorischer Weise das Tier „reiten“ wird. Dies Huren-Nation inmitten der Tier-Nationen ist Israel (Offb 17:2.3; Jes 1:21; Jer 3:1.2; Hes 16:1-64 Hos 1:2; Hos 5:4 u.v.a.).

Es dürfte unschwer zu erkennen sein, dass zwischen dem Tier und der Hure ein ganz intimes Verhältnis besteht. Das Tier ist restlos auf den Reiter bzw. auf die Reiterin angewiesen und umgekehrt. Beide können sich so lange nicht entbehren, bis ihr „Ritt“ beendet ist.

Verständlich wird darum die im Thema angegebene „Liebe“ zwischen Tier und Hure. Diese „Liebe“ ist unerlässlich, auch wenn im Laufe der Geschichte die Reiterin dem Tier hier und da beschwerlich gewesen ist und andererseits das Tier die Reiterin durch einige tolle Sprünge beunruhigt hat. Trotz allem sind beide auf Gedeih und Verderb miteinander verbunden, weil sie aufeinander angewiesen sind.

Die Liebe zwischen Tier und Hure

Im Ende wird diese „Liebe“, besser gesagt: dieser Zweckverband, weit inniger werden. Aus der oft peinlichen Zwangsgemeinschaft erwächst eine beglückende Wesens-Gemeinschaft. Daniel berichtet, dass „er vielen den Bund stärken wird eine Woche lang“ (Dan 9:27). In der Apokalypse lesen wir, dass das Tier an „heiliger Stätte sitzen und sich anbeten lassen wird“ (Offb 13:4; 2Thes 2:4). Diese Aussagen beweisen, dass zwischen Tier und Hure eine Hochschätzung und Huldigung ohnegleichen stattfinden wird Das werden Liebesbekundungen sein, die in der ganzen Weltgeschichte zwar immer wieder ersehnt wurden, aber erst dann ihre Verwirklichung finden.

Diese „Liebe“ wird uns noch verständlicher, wenn wir bedenken, dass die Hure aus ihrer völkischen Substanz dem Tier den „Kopf“ aufsetzen wird. Der Welt-Präsident wird nach den Andeutungen der Prophetie ein Jude sein (vergl. Hes 21:30 u. a.). Diese Liebes-Verbindung ist sozusagen ehelich. Es ist eine Huren-Ehe in reinster Fassung.

Hass des Tieres auf die Hure

„Mitten in der Jahrwoche“ wird sich aber diese „Liebe“ in einen unerhörten Hass verwandeln. „An den Flügeln werden stehen Gräuel der Verwüstung, sagt Daniel (Dan 9:27; Dan 11:31) Und in Offb 17:16 lesen wir: „Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, und das Tier, die werden die Hure hassen, und werden sie wüst machen und bloß, und werden ihr Fleisch essen, und werden sie mit Feuer verbrennen.“

Wie ist das möglich, dass plötzlich ein so katastrophaler Wandel sich vollziehen kann? Wobei noch zu bedenken bleibt, dass der Kopf des Tieres ein Jude ist! Wie kann ein Jude vor den Juden solchem Vernichtungswahn verfallen?

Wir sehen uns zunächst die Ursachen für den Wandel an. Umso besser erkennen wir dann die Folgen. Die Ursachen sind merkwürdigerweise ganz religiöser Art. In Offb 11:10 steht der vielsagende Vermerk: „Die zwei Propheten quälten die auf Erden wohnen“. Womit quälen sie die Menschheit? Mit ihrem klaren Heils-Zeugnis, das zusätzlich durch gewaltige Naturereignisse bestätigt wird. Lies Offb 11:2-6! Diese „Zeugen-Qual“ wird sich ins Unerträgliche steigern, indem Heilswillige scharenweise auf die Seite der Zeugen wechseln und auch zeugen werden!

Merkwürdigerweise kommt die „revolutionäre Bewegung“ unter den Juden auf! Darum müssen diese zur Rechenschaft gezogen werden. Der Zugriff ist äußerst konsequent und beginnt mit dem Töten der zwei Zeugen (Offb 11:7).

Tod des Welt-Haupt-Mannes

Ehe aber diese radikale Zugriff beginnt, ereignen sich Dinge von ungeheurer Tragweite. Das Tier empfängt eine Todeswunde, indem eins der Häupter, wohl das Ober-Haupt, getötet wird (Offb 13:3). Man beachte die doppelte prophetische anzeige: Tod und Wunde.

Erstaunt stehen wir vor dieser Anzeige und fragen, wie es wohl möglich sein kann, dass ein so umjubeltes Welt-Ober-Haupt, das mit „vielen einen Bund schließt eine Jahrwoche lang“ (Dan 9:27), das die Geschicke der ganzen Welt so meisterhaft in der Hand hat, das viele der Anbetung würdigen, urplötzlich getötet wird! Dass bei der Tötung des Hauptes der ganze Körper entsetzlich schockiert wird, darf angenommen werden. Darum auch die prophetische Andeutung von der Wunde. Merken wir uns den doppelten Vorgang: Das Haupt der Häupter getötet, der ganze Körper dadurch schwer verwundet:

Was liegt vor?

Das bisherige Oberhaupt kann mit den zwei Zeugen, und deren erstaunlich wachsendem Anhang, nicht fertig werden. Es ist zu „jüdisch“, zu human. Es hat in unverantwortlicher Weise dreieinhalb Jahre lang die „Quäl-Geister“ geduldet. Es wird kurzerhand getötet! Die Beseitigung der rasend zunehmenden Quäl-Geister muss das „heilgewordene „Ober-Haupt bewerkstelligen. Es ist dafür besser qualifiziert. Es kommt darum nicht aus dem Völkermeer, wie das vorhergehende (Offb 12:1.2; Offb 17:15), sondern aus dem Abgrund (Offb 11:7; Offb 17:8)!

Das Töten der zwei Zeugen ist übrigens nicht so einfach, weil sie sich mit „Feuer und allerlei Plagen“ zu wehren wissen so lange, bis ihre Mission erfüllt ist (Offb 11:5-7). Mit anderen Worten: Gott ist mit ihnen! Das kann auch der rasende Drache nicht unterbinden.

Das Tier aus dem Abgrund

Das aus dem Abgrund kommende, heilgewordene Ober-Haupt ist im Wesen und Werk ganz anders als das bisherige. Es ist nicht nur ein Anstatt-Christ wie dieses, sondern ein entlarvter Anti-Christ, dazu noch ein brutaler Anti-Semit! Es stürzt sich nicht nur auf die Quäl-Geister, sondern auch auf alle, „die gleichen Samens sind“. Es wendet sich schließlich wider das Lamm (Offb 12:17; Offb 19:19)!

Das aus dem Abgrund aufkommende Ober-Haupt ist geheimnisvoll und handelt geheimnisvoll. Mit ihm tauchen eine Menge Probleme auf, auf die wir bei diesem Thema nicht eingehen können. Will’s Gott, wollen wir sie in einer der weiteren Abhandlungen an dieser Stelle eingehend behandeln. Im Augenblick ist uns dreierlei ganz klar:

  1. Das „heilgewordene Haupt“ kommt nicht aus dem Völkermeer, wie das vorhergehende, sondern aus dem Abgrund! Es hat andere existenzielle Voraussetzungen.
  2. Es hat mit dem hurerisch-jüdischen Wesen nichts gemein, sondern steht im krassen Antisemitismus, ja sogar im blindwütigen Kampf gegen Gott!
  3. Es wird mit der Assistenz des anderen Tieres (= falscher Prophet) in der Lage sein, große Zeichen und Wunder zu tun, die die beunruhigte Menschheit zur letzten und höchsten Anbetung treiben werden (Offb 13:11-18).

Dieses „wieder hergestellte Tier“ wird mit entsetzlicher Wut die Hure hassen, ihr Fleisch fressen und verbrennen (Offb 17:16). Da tobt der Kampf gegen die Juden und „Judengenossen“ in der schrecklichsten Weise. Jesus gibt diesem Kampf die Bezeichnung „Trübsale, wie sie bisher nicht gewesen sind“ (Mt 24:21).

Nun wird es uns verständlich, warum das Tier die vorher so geliebte Reiterin „zermalmt und zertritt“. Das Tier hat nunmehr ein anderes Ober-Haupt, einen anderen Reiter und Lenker, der die Hure mit ihrem zwiespältigen Wesen nicht mehr duldet. Obgleich die Linie in der Christenverfolgung aller Zeiten und im Bedrängen der „Aufhaltenden“ in der Endzeit Hervorragendes geleistet hat (Offb 17:4-6), wird sie jetzt doch wegen der bewussten „Qual der Welt“ für mitschuldig gehalten. Sie hat das Tier im Laufe der Zeit zu oft enttäuscht und ist restlos unglaubwürdig geworden. Darum muss nach dessen Meinung diese Lügen-Nation ausgelöscht werden.

Aber die Vernichtung läuft nicht nach Wunsch. Wohl werden viele Juden fallen. Und doch werden auch noch viele an ihrem „Bewahrungsort“ erhalten bleiben. Gottes Vorsatz und Erbarmen wird „Sein Volk“ nicht umkommen lassen (Offb 12:6.14).

Gerichte über Tier und Hure

Zum Schluss sollen noch die Gerichte, die für die beiden Körper infrage kommen, ganz kurz behandelt werden. Den Kampf des Tieres wider die Hure als ein Welt-Ereignis, oder sogar als eine Welt-Katastrophe sehen zu wollen, entspricht nicht dem Sachverhalt. Viele Bibelausleger sehen in diesem Kampf ein globales Katastrophen-Geschehen. Damit tragen sie in die biblische Gerichts-Lehre eine Verwirrung hinein. Man beachte die Tatsache, dass die „Hure“ nur geistig eine Großmacht ist. Physisch dagegen ist sie in Anbetracht des „Tieres“ eine verschwindend kleine Körperschaft. Sofern die Hure die geistige „Lenk-Aufgabe“ verliert, ist sie bedeutungslos.

Dann werden Säuberungsmaßnahmen wider die Hure wie eine kleine Polizei-Aktion anmuten, die so mit einer Handbewegung vollzogen wird. Wie ja auch alle Aktionen, die die „Quäl-Geister“ betreffen, nur ein Anliegen für „Sonderbeauftragte“ sein werden. „Es werden etliche von den Völkern und Geschlechtern und Sprachen ihre Leichname sehen“ (Offb 11:9). Obgleich sich die ganze Welt darüber freuen wird, ist die Aktion nur eine Sache „etlicher“.

Welt-Geschehnisse und Katastrophen

Welt-Geschehnisse und Welt-Katatrophen sind dagegen bei der Abrechnung des Christus mit dem Antichristus und den vorlaufenden Katastrophen der letzten Jahrwoche zu erwarten. Wenn das paulinische Wort „ER wird ihn umbringen mit dem Geist seines Mundes“ in Erfüllung geht, dann ist End-Gerichts-Zeit, die die ganze Welt aufs tiefste erschüttern wird.

Die Gerichte über die Hure und das Tier sind säuberlich zu trennen, sofern man das prophetische Wort verstehen, und ihm keine Gewalt antun will. Gerichte über Israel sind auf Israel begrenzt, und sind in der weiten Welt bestenfalls eine erfreuliche oder propagandistische Meldung. Gerichte über die Welt sind Welt-Ereignisse, die tatsächlich die Welt bis zum letzten Versteck angehen. Wiewohl die Gerichte sehr nahe beieinander liegen, sind sie dennoch grundverschieden und müssen dementsprechend gesehen werden. Die End-Gerichte über Israel vollzieht der „Gott dieser Welt“, die End-Gerichte über die Welt dagegen der Herr jener Welt.

Für Israel werden die Welt-Ereignisse eine Erlösung bedeuten. Denn diese Welt-Ereignisse bringen die Christus-Offenbarung zur Hin-Richtung der antichristlichen Welt und zur Her-Richtung seines Reiches, in dem Israel die Führung haben wird (5Mo 28:13; Jes 2:3 u.a.)

„Liebe“ zwischen Tier und Hure besteht solange sie sich förderlich sind. Sobald aber die „Förderung“ aufhört, setzt Hass ein. Zu beachten ist aber, dass sowohl die „Liebe“ wie auch der Hass unter den beiden Körpern im Grunde gegen Christus gerichtet sind. Sie lieben sich, um Christus zu schaden; sie hassen sich, um Christus noch mehr zu schaden.

Falsche Liebe und satanischer Hass im Höchstmaß bilden die Grenzscheide beider Welten. Wenn die Gottes-Liebe erkalten und die diabolische Ungerechtigkeit überhand nehmen wird, dann ist die Zeit des Hin-Richtens und Her-Richtens da! In dieser Reife-Zeit wird das Gebot der Gläubigen immer stärker: „Dein Reich komme“!

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67. Die alte Weltschau