Die alte Weltschau

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

67. Die alte Weltschau

Wir wollen uns hier ganz bewusst mit der alten Weltschau befassen. Die neue Weltschau ist uns zu unbeständig, darum zu ungenau. Wohl ist sie sehr verbreitet und als Tagesordnung anzusehen. Wie ist es aber mir ihr in der Wirklichkeit bestellt? Sie ist täglich neuartig, darum auch in spätestens vierundzwanzig Stunden als überholt abgetan. Es ist zur Regel geworden: Immer neu und immer veraltert. Bei dieser dringend angepriesenen,y und auch heiß begehrten neuen Weltschau sprechen Sensationslust und Geschäftemacherei stark mit. Darum die doppelte Erscheinung: Überangebot und dauerndes Versagen. Sie soll stimmen, und sie stimmt nicht. „Er hat gesagt“ und „was hat er gesagt?“ Das sind die laufenden Merkmale der neuen Weltschau.

Dagegen die alte Weltschau ist (abgerundet gerechnet) zweieinhalbtausend Jahre alt. Sie hat sich etappenweise haargenau verwirklicht und ist gegenwärtig in der letzten Verwirklichung. Man kann ruhig sagen: zu mindestens fünfundneunzig Prozent des ganzen angezeigten Weltgeschehens ist verwirklicht. Die letzten Prozente werden sich ebenfalls genauestens verwirklichen. Daran zweifeln wir nicht. Wirklichkeiten bleiben Wirklichkeiten. - eins ist allerdings sehr wichtig: Richtig sehen muss man diese Dinge. Die alte Weltschau ist eine restlos klare Welt-Schau! Die zum Ziele eilende Welt wird von ihr genau gesehen.

Daniel ist es, der die Alt-Welt-Schau aufzuweisen hat. Die Propheten vor ihm haben auch eine klare Schau gehabt, aber es waren zur Hauptsache Blicke für und über Israel, also Welt-Teil-Schau. Daniel ist derjenige, der sein Volk im gesamten Weltgeschehen aufzuweisen hat. In der danielischen Weltschau sind alle Nationen (samt Israel) im Blickfeld. Beachtet muss auch werden, dass seine Weltschau in der Welt-Einheit besteht. Daniel sieht die Weltreiche; die tatsächlich weltumfassende und weltbeherrschende Reiche sind. Nur so ist seine Weltschau zu verstehen. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Er-Schauen der zur letzten Vereinigung eilenden Welt.

Die Welt-Schau Daniels

Wichtig ist auch die Tatsache, dass bei Daniel die weltumfassenden Reiche bis zum Welt-Ende im Zusammenhang gesehen werden. Das ist eine zusammenhängende Welt-Schau bis zum Abschluss dieses Zeitalters. Sehr wichtig! - Obgleich das vierte Weltreich (siehe Dan 2) eine Zweiteilung (zwei Beine) erfährt, ist doch auch dieses geteilte Weltreich immer noch im Dienste des Gesamten. Ein Element ist und bleibt das Trennende und Verbindende: Die Religion! Man denke an das weit hinter uns liegende Trennungsgeschehen: Ost-West-Rom. Zerfall wie bei Eisen und Ton. Und doch blieb aus den gleichen Gründen ein Danebengehen bestehen, ein Danebengehen der gleichen Beine hat sich in der Neuzeit (Jetztzeit) „verschärft“ und die Teilung der Ost-West-Welt wesentlich „vertieft“. Wir sind gegenwärtig nicht mehr bei der Zweiheit der Beine, sondern bei der Zweiheit der Füße, auf denen die Beine (und der ganze Körper) stehen. Es geht dem Ende, dem Abschluss zu. - Die Verschiedenheit der Zwei erreicht den Höhepunkt in der Welt-Ideologie. Höre: Die Verschiedenheit der Welt-Religion endet in der Verschiedenheit der Welt-Ideologie. Man denke über dieses Geschehen nach!

Solches Danebenmarschieren in der wachsenden Gegensätzlichkeit muss einmal ein Ende finden. Alles Wachsende hat einmal eine Ausreife. Wenn der Weltkörper auf den zwei Beinen, schließlich auf den zwei Füßen nicht mehr marschieren kann und zum Stehen kommt, dann ersteht ein neues Zahlengebilde, nämlich die von Daniel angezeigte (und vom natürlichen Körper vorgebildete) Zehn-Gestaltung. Die Zehner-Welt ist der Abschluss des Welt-Körpers. Diese Zehn werden dann in eine Einheit übergehen. Daniel sagt: „Er wird mit den Vielen einen Bund schließen für eine (Jahr-)Woche“ (Dan 9:270). Also, die Zehn werden einen Welt-Haupt-Mann wählen der dann den „Siebenjahresplan“ einleitet und durchzuführen beginnt. - Achten wir auf die Tatsache: Wenn die Welt-Zehn-Gestaltung in Erscheinung tritt, dann ist nichtmehr „Eisen-Ton-Wesen“ (Zerfall) an der Tagesordnung, sondern „Friede und Sicherheit“ (Verschmelzung). Diese Erkenntnis ist sehr wichtig, weil tatsächlich erst bei der Zehner-Welt eine endgeschichtliche Neuheit offenbar wird. „Die haben (erlangen) eine Meinung und geben dann ihre Kraft und Macht dem Tier“ (Offb 17:13). Ab jetzt, d.h. ab der Zehn-Welt-Gestaltung ist nicht mehr Trennungswesen, sondern Verbindungswesen im Werden. Solange die bisher marschierenden „zwei Füße“ in Tätigkeit sind, ist ein „Daneben“ das Grundmerkmal. Wenn aber der Stillstand verwirklicht wird, ja verwirklicht werden muss, kommt notwendigerweise das Zehn-Gebilde zur Darstellung, das dann „eine Front“ aufweist. Ab jetzt nicht gegen- sondern füreinander.

Das vierte Weltreich

Gesagt muss noch werden, dass Daniel diese Weltschau noch mit weiteren „Gesichten“ (siehe Dan 7) bekräftigt. Er hat aber die erste Schau mit den weiteren Schauen nicht infrage gestellt, sondern exakt begründet. - Der Seher Johannes hat das gleiche zu bezeugen. Lies die bereits angedeutete Stelle Offb 17:12.13! Bei Johannes ist nur der Unterschied, dass er die Endweltschau in den Einzelheiten genauestens erklärt. Der von Daniel angedeutete „Siebenjahresplan“ wird bei Johannes mit den zweimal dreieinhalb Jahren ganz deutlich aufgewiesen.

Sehr klar ist in der biblischen Weltschau auch die Tatsache, dass jenes Element, welches das vierte Weltreich teilte, das gleiche sein wird, das die zweigeteilte Welt (jetzt in der Zehner-Form) zusammenführt und bindet. Religionsauffassungen waren es, die die Zweiheit bewerkstelligten. Die Welt-Religion wird es sein, die die Welt (auch ideologisch getrennte Welt) binden wird. Das Trennende wird schließlich das Schweißende sein. Nur zu deutlich spricht das prophetische Wort von dem Bindungsvermögen der Welt-Religion. Zum Abschluss wird diese Religion, die die erstaunliche Welteinheit bewirkt hat, zu der angezeigten Katastrophe führen: „.... bis das Verderben, welches beschlossen ist, sich über die Verwüstung ergießen wird“ (Dan 9:27). Oder: „...welchen der Herr umbringen wird mit dem Geist seines Mundes, und wird sein Ende machen durch die Erscheinung seiner Zukunft“ (2Thes 2:8). Oder: „Diese werden streiten mit dem Lamm, und das Lamm wird sie überwinden, denn er ist der Herr aller Herren und der König aller Könige, und mit ihm die Berufenen und Auserwählten und Gläubigen“ (Offb 17:14).

Verwirklichung der alten Weltschau

Wie ist die alte Weltschau in der laufenden Verwirklichung zu sehen? Die Beantwortung dieser Frage ist sehr wichtig, weil sie unseren Standpunkt klarmachen kann. Geschichtlich bewiesen sind die von Daniel erwähnten drei ersten Weltreiche, das babylonische, das medo-persische und das griechische. Zweifellos schloss sich als viertes Weltreich das römische an. Ebenso zweifellos kam im römischen Weltreichgebilde die Zweiteilung (Ost-West) zustande. An diesen geschichtlichen Geschehnissen kann nicht gerüttelt werden. Auch das ist nicht zu bezweifeln, dass das gleiche Ost und West eine gewaltige Aktivierung erfahren hat. Dieses Geschehen betrifft unsere Zeit. Wir sind durch dieses Aktivierungsgeschehen nicht nur berührt, sondern sogar schwer betroffen worden und merken, wie die bisherigen zwei Beine auf den zwei Füßen nicht mehr weiter können, und dringend auf das General-Kommando warten: „Das ganze Regiment - Halt!“ Wir sehen bereits, wie man sich allseits umschaut und sehnsüchtig den Helfer erwartet. Ja, wir sehen bereits, wie sich neue Zahlengruppen herausbilden. Die bisherige Zwei-Zahl ist nicht mehr maßgebend, und die Verhältnisse drängen zu den angezeigten Zehn (je fünf) hin. Sogar die Zehn sind schon in verdeckter Weise bemerkbar geworden (siehe Abrüstungskonferenz in Genf). Allerdings ist dieses Geschehen noch in einer gewissen Verborgenheit. Das ist eben noch ein Geschehen der „kommenden Tage“. Was im Kommen ist, hat noch einen verschwommenen Ausdruck. Aber die biblische Weltschau, die sich soweit verwirklicht hat, wird uns mit der letzten Verwirklichung nicht enttäuschen. - Vergessen wir nicht die prophetische Anzeige: Solange die zwei Beine (jetzt Füße) noch herumtrampeln, ist das „Eisen-Ton-Gemenge“ immer noch in einer quälenden Sichtbarkeit. Wenn aber die Zehn (je fünf) in die Erscheinung treten und aktiv werden, dann werden sie in absehbarer Zeit „einer Meinung und geben ihre Kraft und Macht dem Tier“. Dann ist das Endgeschehen auf der Höhe. Ohne Zweifel ist dann „Friede und Sicherheit“.

Das Streben nach Welt-Einheit

Wir merken nur zu deutlich, wie man heute um die totale Welteinheit ringt. Einheit, Einheit, Einheit, das ist der Grundsatz jedes Denkens und Redens. Darum geht es. Das ist die höchste Erwartung. Deswegen wird man auch die (in der vor uns liegenden Zeit sich herausgestaltende) Zehner-Bildung kaum notieren, denn sie wird nur Mittel zum Zweck sein. Das Mittel ist wohl wichtig, aber der Zweck erst recht! Die kommenden Zehn werden nur in ihrer Verpflichtung erkannt und benannt, jedoch das Ziel (= Welteinheit): das sie auch erreichen werden, steht erhaben über ihnen. Die Zehn sind die Verpflichteten, die Einheit ist das Erwartende.

Die Welteinheit, die Weltverkörperung ist dasjenige, das die Welt erstrebt, ja erstreben muss und auch erlangen wird. Dieses Anliegen ist in der biblischen Weltschau festzustellen. Wer diese Schau hat, zweifelt nicht daran. Der wird nicht sagen: „Ja, aber wenn es doch anders kommt?“ Solchem Fragesteller antworten wir: Zu mindestens fünfundneunzig Prozent ist das von Gott angezeigte Weltgeschehen verwirklicht, und über den kleinen (auch großen) Rest machst du ein Fragezeichen? Willst du Gottes Geschehensanzeige infrage stellen? - Wer das tun will, der hat dazu die Freiheit. Ändern wird er an den von Gott beschlossenen Dingen nichts.

Die biblische Weltschau

Was hat die biblische Weltschau den Bibelgläubigen zu sagen? Diese Frage wollen wir uns ganz bewusst stellen, denn den Bibelfremden hat die Prophetie soviel wie nichts zu sagen. Was ist ihnen die Prophetie? Ein Märchen! Aber Bibelgläubigen sollte die biblische Wahrheit wirklich etwas zu sagen haben. Ist das der Fall? Jawohl, so werden die meisten antworten, alle richten sich nach der Bibel, alle reden viel, oft übermäßig viel über die biblische Weltschau. Nun, es kommt nicht darauf an, dass man über die biblische Weltschau viel redet, sondern dass man sie reden lässt! Dabei ganz objektiv reden lässt! Da sollte jede subjektive Einmischung wegbleiben. Ist das allenthalben der Fall? Nein! Warum ist das Reden über die Prophetie so widerspruchsvoll? Ist etwa die biblische Darstellung mit soviel Wiedersprüchen behaftet? Niemals! Also, es liegt nicht am prophetischen Wort, sondern an den sogenannten Propheten. Wissen diese Propheten auch, wer hinter diesem prophetischen Wirrwarr steht? Der Durcheinanderwerfer! Er ist bemüht, das prophetische Zeugnis unwirksam, sogar lächerlich zu machen. Wo ihm das gelingt, da ist ihm alles gelungen. Sonderlich in der Endzeit, mit dem Endgeschehen, ist des Teufels List höchst verhängnisvoll.

Schauen wir uns bitte nochmals das Zielgeschehen an. Da können wir am besten erkennen, warum der Durcheinanderwerfer sich bemüht, das Zielgeschehen zu verschleiern. Das biblische Weltziel (= das Ende dieses Zeitalters) ist der offene Kampf der total vereinten Welt gegen das Lamm, das dann die antichristliche Welt richtet. Achten wir auf die drei wichtigen Endvorgänge:

  1. Total vereinte Welt,
  2. Kampf gegen das Lamm,
  3. Gericht über die antichristliche Welt.

Was steht in der Mitte dieser drei Geschehnisse? Kampf gegen das Lamm! Wie heißt der Vorpunkt? Vereinte Welt. Wie heißt der Nachpunkt? Welt-Gericht! Höre und verstehe: Um den wiederkommenden Erlöser und Heiland der Welt überwinden und beseitigen zu können, muss die Welt zu einer raffinierten und machtvollen Einheit gelangen. Das ist die zwangsläufige Voraussetzung. - Aber: „Er wird sie umbringen mit dem Hauch seines Mundes.“ Nochmal in Zahlen ausgedrückt: 10 - 1 - 0.

Kriege und Geschrei von Kriegen

Und nun reden die Bibelgläubigen über die drei entscheidenden Endgeschehnisse so „verschieden“. Wie merkwürdig, dass bei den verschiedenen Deutungen das erste Merkmal fehlt: Totale Welteinheit. An die denkt man nicht, nein, man will nicht an sie denken, weil ja in der Bibel so viel von Kriegen und Kriegsgeschrei geschrieben steht. Solche Geschehnisse binden nicht die Nationen, sondern würfeln sie restlos durcheinander. Auch steht geschrieben von Naturkatastrophen über die ganze Welt. Also hat die Welt nicht „Friede und Sicherheit“, sondern Untergang zu erwarten. Jawohl, die Bibel spricht davon, aber für welche Zeiten? Es gilt, die Zeitgeschehnisse zu erkennen. Begreifen wir doch die prophetische Anzeige: Solange der Welt-Körper es noch mit den beiden Beinen und Füßen zu tun hat, die immer noch am Zappeln sind, solange ist ihre Wesensart „Eisen und Ton“, d.h. im Zerfall, im Bruch. In die Zeit gehört die prophetische Anzeige: Kriege und Geschrei von Kriegen. In der Zeit ist die Anzeige oft genug Wirklichkeit geworden. Und bis zum Schluss dieses Zeitzustandes gilt das Wort: Kriegsgeschrei. Dann folgt aber nach der prophetischen Anzeige die Zehnerformierung. Die Zehn (je fünf) werden „einer Meinung“. Sie werden eine Welteinheit bewerkstelligen, die wir uns heute wahrhaftig nicht vorstellen können. Aber sie schaffen es. Hinzu kommt das Eigentliche: „Sie geben ihre Kraft und Macht dem Tier!“ Wer ist das Tier? Wer ist die verkörperte Tier-Welt? Weißt du das? Sieh, hier geht’s um das Eigentliche, um das Letzte, um das Teuflische in höchster Potenz: „Diese werden streiten wider das Lamm.“ Die von dem gewissen „Engel des Lichts“ vereinte Welt, die nunmehr mit ganzer Überzeugung zu singen beginnt: „Friede und Sicherheit“, die wird „erschütternd gestört“ durch das wiederkommende Lamm. Darum wird das „Tier aus dem Abgrund“ (ab Mitte der Jahrwoche) das tun, was in Offb 13:4-6 geschrieben steht. Diabolische Herausforderungen, die entsprechend der Bosheit, von Gott beantwortet werden mit den Gerichtsgeschehnissen, wie sie in Offb 6 dargestellt sind. Das Abschlussgeschehen ist in Offb 9:15.18 angezeigt. Dieses Geschehen liegt unter dem Begriff: Harmagedon.

Diese Geschehnisse, die ganz bescheiden mit dem Ausdruck: Ausreife zum Antichristentum benannt werden können, werden von den meisten nicht gesehen, darum auch nicht bezeugt. Man sträubt sich, die antichristliche Einheitswelt zu erschauen, weil solches Geschehen den gegenwärtigen Vorgängen widerspricht. Man ist vielfach bewusst dabei, die gegenwärtigen Verhältnisse zu „verewigen“ und die zukünftigen Dinge zu verneinen. Liegt darin nicht ein großes Versäumen? Wird die Hauptsache (die antichristliche Entwicklung) nicht verschwiegen? Wem ist damit gedient?

Lies weiter:
68. Das Wesen des Antichristentums