Gottes neuschaffende Macht und Gericht über die Ungehorsamen - Jes 66:7-24

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aus HSA: Verkündiger von Gericht und Heil nach Jesaja (40-66) Bd.2


Gottes neuschaffende Macht und Gericht über die Ungehorsamen - Jes 66:7-24

Von wem sprechen die Verse Jes 66:7-9? - Natürlich von Israels Volk und Land. Seine Wiederherstellung gleicht einer Neugeburt, die unerwartet schnell, ungeahnt plötzlich geschieht. Kaum haben die Wehen begonnen, da ist das Kind, das Knäblein, schon geboren: ein ganzes Land voller Menschen, ein ganzes Volk!

Auch diese Weissagung erfüllt sich mehrmals zu verschiedenen Zeiten. Zunächst natürlich damals, nach dem Ende der babylonischen Gefangenschaft. Zion füllte sich überraschend schnell aufs Neue mit Bewohnern. - Doch auch 1948 wurden viele an diese Worte Jesajas erinnert, als nach langen trostlosen Jahrhunderten der Zerstreuung an einem Tag der Staat Israel auf der Weltbühne erschien. "In einer kurzen Zermonie im Museum von Tel Aviv wurde am 14. Mai 1948 um vier Uhr nachmittags der Staat Israel geboren. Vor 240 Menschen verlas David Ben Gurion die Unabhängigkeitserklärung und schlug damit in der jüdischen Geschichte eine neue Seite auf" (Abba Eban). Doch es steht noch etwas Entscheidendes aus, nämlich jene Wiedergeburt Israels, von der Jesus in Mt 19:28 spricht: "Amen, ich sage euch: ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet bei der Wiedergeburt, wenn der Menschensohn auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzen wird, auch selbst auf 12 Thronen sitzen, richtend die 12 Stämme Israels." Auch diese geistliche Neugeburt Israels (ohne dieses ja nie in der Lage wäre, als "Knecht Jahwes" ein Licht für die Völker zu sein) wird - nach vorausgsegangenen kurzen, aber heftigen Wehen - an einem Tage geschehen. Denn wenn der Messias Jesus erst einmal als König erschienen ist, wenn sie ihn sehen, den sie durchbort haben (Sach 12:10 - Mt 24:30), dann ist die Umkehr Israels kein langsamer und mühseliger Prozess, sondern ein plötzliches Geschehen. Dann werden dem auserwählten Volk Friede und Wohlfahrt und Tröstung und Freude überströmend zuteil werden, und allen Nationen wird es kundgemacht werden. Und so finden wir den Zuspruch der Tröstung wie am Anfang, so auch am Ende des "Trostbuchs" (Jes 40-66), in Jes 66:13 wie in Jes 40:1 - Gott tröstet wie eine Mutter und erbarmt sich wie ein Vater (Jes 66:13 - Ps 103:13), und sie war auch Paulus den Gläubigen Mutter und Vater zugleich (1Thes 2:7 - 1Thes 2:11).

Man ist überrascht, in den Versen Jes 66:15-24 neben den Wiederherstellungsverheißungen für Israel so ernste Worte von Jahwes Zorn und Gerichtsfeuer zu finden - und das bis zum letzten Vers des Buches! Wäre ein "Happyend" nicht schöner gewesen? Es enden ja auch viele Bücher und Briefe der Bibel mit Tröstung, Gotteslob oder Segenswunsch. Aber eben nicht Jesaja. Er ist und bleibt ein Gerichtsprophet, was besonders aus den Versen Jes 66:15.16 - Jes 66:24 hervorgeht. Er hat es nicht nötig, an den Schluss seines Buches zur Freude der Leser ein verklärendes "Happyend" zu setzen, so wenig wie Esra oder Hosea oder Nahum.

Blicken wir zunächst auf Jes 66:22! Da wird von den bereits in Jes 65:17 erwähnten neuen Himmeln und der neuen Erde etwas Wesentliches ausgesagt: Sie werden Bestand haben, also nie mehr vergehen. Dreimal schuf bzw. schafft Gott Himmel und Erde, wie aus 2Petr 3:5-7 und 2Petr 3:13 hervorgeht. Der erste Kosmos ging durch Wasser unter - diese Katastrophe ist wohl zwischen den Ereignissen anzusetzen, die der 1. und 2. Vers der Bibel beschreiben. Der zweite, d.h. der jetzige Kosmos wird im Feuer untergehen. Der dritte Kosmos aber wird für immer Bestand haben - es wird also keinen vierten oder fünften mehr geben. Ebenso wird Israel für immer Bestand haben, auch wenn aus dem Neuen Testament klar hervorgeht, dass Gott alle Völker mit gleicher Liebe liebt und in der Gemeinde Unterschiede der Rasse, der sozialen Stellung oder des Geschlechts vor Gott keine Rolle mehr spielen (Gal 3:28). Doch noch in Offb 21:9-14, bei der Beschreibung der "Braut des Lammes", des vom Himmel auf die Erde herabgekommenen neuen Jerusalem, erinnert vieles an Israel: die Bezeichnung "Braut, Ehefrau des Lammes", der Name "Jerusalem", die mehrfach vorkommende "Zwölf" und die ausdrückliche Erwählung der "12 Stämme der Söhne Israels". Fürwahr: Israels Nachkommenschaft ("Same") und Name wird für immer Bestand habaen!

Jesaja schaut in den Versen Jes 66:22-24 Dinge verschiedener Zeiten in einem Bilde zusammen, wie wir das bereits in Jes 65 und anderswo fanden. Einersetis nimmt er Bezug auf "die neuen Himmel und die neue Erde". Andererseits spricht er in Jes 66:23.24 von Zuständen auf der alten - wenn auch vom Messiaskönig Jesus beherrschten - Erde. Da ist von Festzeiten, Sabbaten udn vom Tal Hinnom (südlich von Jerusalem) die Rede, wo die Leichen der vom Herrn Abgefallenen verbrannt werden - wie in früherer Zeit, so auch wieder in Christi Tausendjährigen Königreich, in dem die Sünde empörerischer Auflehnung, wo sie noch aufflammt, sofort mit dem Tode bestraft wird. Die Bevölkerung soll hinausgehen vor die Tore Jerusalem und es sich ansehen und zur Warnung dienen lassen. - Jesus zitiert aus dem letzten Vers Jesajas in Mk 9:44-48.

Eduard König meint, im letzten Vers des Jesajabuchs werde "die Ewigkeit der Höllenstrafe gelehrt".- Das wäre allerdings ein eigentümlicher Schluss des so tröstlichen, durch und durch vom Evangelium (Heilsbotschaft) durchdrungenen Buches Jesaja - umso mehr dann, wenn man "Ewigkeit" an dieser Stelle mit "Unendlichkeit" gleichsetzt. Um des erschreckenden Inhalts willen hat man in der Synagoge bei der gottesdienslichen Verlesung nach Jes 66:24 den Vers Jes 66:23 noch einmal gelesen, um nicht mit Gericht, sondern mit Heil zu schließen. - Wo liegt nun aber der Vergleichspunkt bei dem Bilde vom nicht sterbenden Wurm und vom nicht verlöschenden Feuer? "Nicht ist gemeint: Nie werden diese Leicname vernichtet sein, und immer wird an den unzerstörbaren Toten der Wurm nagen und das Feuer zehren. Gerade das Gegenteil ist gesagt: Wurm und Feuer werden an ihnen ganze Arbeit machen, sie ganz vernichten. Also nicht um endlose Strafe, sondern um Vernichtung handelt es sich" (Wilhelm MIchaelis). Wohlgemerkt: um Vernichtung der Leichname, nicht etwa der Geister oder der Seelen, denn das ließ sich in mit Jes 57:16 - Pred 12:7 - Lk 20:38 - 1Petr 3:19 - 1Petr 4:6 und anderen Stellen nicht in Einklang bringen.

Der Gedanke, dass Gott die Gehorsamen segnet und die Ungehorsamen richtet - sowohl in Israel als auch in der übrigen Welt -, durchzieht das ganze Buch Jesaja vom Anfang bis zum Ende, und wir wollen dem Ernst dieser Botschaft nicht ausweichen. Gott wird auch in der Zukunft schmerzliche Scheidungen durchführen, beim Gericht über die Lebenden (Mt 25:31-46; vgl. Joe 4) wie auch beim Gericht über die Toten (Offb 20:11-15). Sein Heil ist keine billige Ware, seine Gnade wird niemandem aufgezwungen, und sein Leben wird keinem ohne Glauben zuteil. Der Mensch entscheidet durch sein Ja oder Nein, durch Gehorsam oder Ungehorsam, durch seine hörende Hinwendung zu Gott oder seine Abwendeung mit darüber, ob er auf dem direkten, kurzen Weg der Gnade zu Gott findet oder erst nach lengen Umwegen des Gerichts. Doch auch auf den Wegen des Gerichts will Gott zurechtbringen und retten. Dies zeigt Jesaja immer wieder wie auch die übrige Bibel, besonders durch Paulus.