Gottes Weisheit

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Geheimnisse Gottes
aus der Reihe „Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (1988)

Diese Schrift ist vergriffen und nicht mehr erhältlich

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Geheimnisse Gottes

1. Einleitung

Gottes Weisheit

„Weisheit aber sprechen wir unter den Gereiften, jedoch nicht Weisheit dieses Äons, noch des Oberen dieses Äons, die abgetan werden, sondern wir reden von Gottes Weisheit in einem Geheimnis, von der verborgen gewesenen, die Gott vor den Äonen zu unserer Herrlichkeit vorherbestimmt hatte“ (1Kor 2:6-7).

Im 2. Kapitel des ersten Korintherbriefes stellt Paulus der menschlichen Weisheit die göttliche gegenüber. Dabei erkennen wir hinter der menschlichen Weisheit, dass sie zwar Gottes Plan genau ausführen muss, jedoch die Hintergründe und den göttlichen Ratschluss nicht erkennt: „Denn hätten sie sie erkannt (die göttliche Weisheit), so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt“ (1Kor 10:2-8b). Auf uns bezogen sagt Paulus in Vers 12: „wir aber erhielten nicht den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, damit wir wissen....“.

Wenn in unserem Eingangsvers von Gottes Weisheit „in einem Geheimnis“ die Rede ist, so lässt uns dieser Hinweis erkennen, dass diese göttliche Weisheit vorher verborgen gewesen sein muss, zumindest in ihrer Tiefe, uns aber heute in Seinem Wort durch den in uns wohnenden Geist enthüllt wird.

Es darf uns mit Freude erfüllen, dass Gott uns ersehen hat, Seine verborgensten Liebesgedanken zu verstehen und sogar an deren Ausführung teilzunehmen. Ein weiterer Grund, Ihm aus tiefstem Herzen zu danken, ist der, dass die verborgene Weisheit zu unserer Herrlichkeit vorherbestimmt ist. Wir stimmen voll mit Paulus überein, wenn er feststellt, dass wir im Grunde reiche Habenichtse sind: „...als solche, die nichts haben und doch alles innehaben“ (2Kor 6:10b).

Eine beachtenswerte Tatsache sollten wir aber nicht übersehen: Paulus spricht von dieser Weisheit „unter den Gereiften“! Im Verlauf des 2. Korintherbriefes Kap. 3 (2Kor 3) sehen wir die negativen Auswirkungen der Unreife. Anstatt die Korinther in die Tiefe der göttlichen Weisheit zu führen, ihnen also feste Speise vorzusetzen, kann er diesen nur Milch, also gewissermaßen Schonkost, anbieten. Fleischliche Gesinnung und Unmündigkeit in Christus sind die Gründe. Mögen sich doch viel Hände und Herzen im Gebet vereinen und darum bitten, „dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst gebe“ (Eph 1:17)

Verwalter der Geheimnisse Gottes

„So schätze man uns daher richtig ein: als untergebende Gehilfen Christi und Verwalter der Geheimnisse Gottes. Hierbei sucht man im übrigen bei Verwaltern nur, dass ein solcher treu erfunden werde“ (1Kor 4:1-2).

Zu der Tatsache, dass uns die göttliche Weisheit in einem Geheimnis enthüllt wurde, empfangen wir nun einen Dienstauftrag, nämlich Verwalter der Geheimnisse Gottes zu sein. Als Voraussetzung hierfür wird von dem einzelnen Treue erwartet. Diese Treue zeigt sich darin, dass wir nicht frei und selbstständig über die uns anvertrauten Geheimnisse schalten und walten und diese nach Gutdünken verwenden, sondern vielmehr als untergebene Gehilfen Christi uns in allem von Ihm führen lassen, fußend und gründend auf Seinem Wort.

Treu sein heißt aber auch, dass wir diese Geheimnisse nicht wahllos auf alles Mögliche anwenden, sondern sie dort belassen, wo Gott sie haben will. Gerne übernehmen wir hier zwei wichtige Lehrsätze, die Bruder A. E. Knoch vor über einem halben Jahrhundert festgelegt hat:

  1. Jedes Geheimnis Gottes war unbekannt bis zu dem Zeitpunkt, zu dem es offenbart wurde.
  2. Man darf ein Geheimnis nicht gewaltsam in frühere Offenbarungen hineinlegen, die zu einer Zeit gegeben wurden, als Gott es noch verborgen hielt.

Warum Geheimnisse?

Damit kommen wir zu der berechtigten Frage, warum Gott überhaupt solche Geheimnisse gebrauchte und was Er damit erreichen wollte.

Einen interessanten Hinweis finden wir in einem Vers des Johannesevangelims (Joh 16:12), wo Jesus zu Seinen Jüngern spricht: „Noch vieles hätte Ich euch zu sagen, doch könnt ihr es jetzt nicht ertragen“. Hier sehen wir, dass Jesus gewisse in der Zukunft liegende Ereignisse vor Seinen Jüngern verborgen halten musste, weil diesen einfach die Reife fehlte, um dieses Wissen zu ertragen.

Wenn wir heute all dies erkennen können, was Jesus Seinen Jüngern damals noch vorenthalten musste, so erkennen wir auch leicht den Grund der Verhüllung. Was wäre wohl in den Jüngern vorgegangen, wenn sie erfahren hätten, dass ihr geliebter Meister, schmählich an einem Pfahl hängend, sterben würde, dass das heiß ersehnte Königreich in weite Ferne hinausgeschoben, und dass Israel als Gesamtvolk beiseitegestellt würde. Völlig unverständlich wäre es ihnen weiter gewesen, wenn ihnen der Herr geoffenbart hätte, dass sich die Liebe des Vaters einen neuen Kanal sucht, nämlich unter den Nationenvölkern.

Wie schwer es sogar noch den Gläubigen in Jerusalem nach Pfingsten fiel, die Tatsache zu ertragen, dass sich Gottes Liebe nun auch den Nationen zuwandte, sehen wir an der Reaktion des Petrus, als er, von Gott beauftragt, in das Haus des Proselyten Kornelius gehen sollte (Apg 10). Die erste Aufforderung Gottes verweigerte er doch glatt, und Gott musste den Auftrag wiederholen. Und später musste Petrus bekennen, dass vieles in den Briefen des Paulus (an die Nationen gerichtet) für ihn immer noch schwer verständlich sei.

Wir können also feststellen, dass Geheimnisse eine gewisse Schutzmaßnahme vor Überforderung darstellen.

Weisheitsvoll leuchtet uns hier Gottes Liebe und Barmherzigkeit auf, wenn wir erkennen, wie Eer jene Geschehnisse, die Israel, das Volk Seiner Auswahl, verletzen, kränken oder sogar in Aufruhr versetzen könnten, in Geheimnisse hüllt.

Auch für uns ist dieses Handeln Gottes vorbildlich. Wie oft versuchen wir doch, anderen Geschwistern die uns geschenkte Erkenntnis ohne Liebe und Einfühlungsvermögen einzuhämmern. Gott zeigt uns aber, dass Er es ist, der Türen öffnet und damit auch den Zeitpunkt festlegt, wann der einzelne die nötige Reife zum Verständnis erlangt hat: „... und betet zugleich auch für uns, damit Gott uns eine Tür für das Wort auftue, um über das Geheimnis Christi zu sprechen ...“ (Kol 4:3).

Vor wem verhüllt Gott?

Die Frage, warum Gott Geheimnisse gebraucht, haben wir beantwortet. Eine weitere Frage, vor wem Er diese verhüllt, ist im Grunde mit dem vorigen Abschnitt auch schon beantwortet. Doch wegen der großen Bedeutung dieser Frage und der weiteren Zusammenhänge für ein richtiges Verständnis der Geheimnisse wollen wir diese Frage nochmals untersuchen.

Aus Jesu Rede an Seine Jünger ersahen wir, dass diese noch nicht in der Lage waren, alles zu ertragen, was ihnen ihr Herr noch hätte sagen können. Somit ist es Israel, vor dem Gott bestimmte Dinge verhüllen muss.

Es entspricht Gottes Weisheit, dass Er im gesamten AT fast ausnahmslos von Israel spricht. Auch die sogenannten 4 Evangelien gehören Israel. Jesus Selbst erbringt uns hierfür den Beweis, indem Er unmissverständlich bezeugt, dass Er nur zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel gekommen ist (Mt 15:24). Sogar Seinen Jüngern gebot Er, nicht auf den Wegen der Nationen zu gehen, ja, nicht einmal eine Stadt der Samariter sollten sie betreten (Mt 10:5).

Es wird deutlich sichtbar, dass die übrigen Nationenvölker hier noch keinerlei Rolle spielen. Die Tatsache ihrer Erwählung als Gottes Volk saß tief im Bewusstsein der Israeliten und führte leider auch zu einem starken Selbstbewusstsein, woraus Hochmut und Stolz gediehen.

Unter diesem Gesichtspunkt wird uns klar, warum und vor wem Gott verhüllen musste.

Übersicht

Wir wollen nun in den folgenden Abschnitten die Geheimnisse einzeln betrachten, wobei wir die gegebene Reihenfolge der Schrift einhalten. Diese Vorgehensweise wird uns durch den geschichtlichen Zeitablauf dienlich sein und zum besseren Verständnis beitragen.

Zuerst geben wir eine Gesamtübersicht über die zu behandelnden Geheimnisse und dieser gegenübergestellt eine Zusammenfassung jener Schriftstellen, die jeweils von dem gleichen Geheimnis reden.


Die einzeln angeführten Geheimnisse:
1. Mt 13:11; Mk 4:11; Lk 8:10 Die Geheimnisse des Königreiches der Himmel
2. Röm 11:25 Das Geheimnis der Verstockung Israels
3. Röm 16:25 Das Geheimnis des Evangeliums
4. 1Kor 15:51 Das Geheimnis der Auferstehung
5. Eph 1:9 Das Geheimnis Seines Willens
6. Eph 3:2-3 Das Geheimnis der Verwaltung der Gnade Gottes
7. Eph 3:4 Das Geheimnis des Christus
8. Eph 3:9 Das Geheimnis der Verwaltung der Gnade
9. Eph 5:32 Das Geheimnis des Christus und der Herausgerufenen
10. Eph 6:19 Das Geheimnis des Evangeliums
11. Kol 1:26.27 Das Geheimnis des Erwartungsgutes der Herrlichkeit „Christus unter (in) euch"
12. Kol 2:2 Das Geheimnis Gottes des Vaters
13. Kol 4:3 Das Geheimnis Christi
14. 2Thes 2:7 Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit
15. 1Tim 3:9 Das Geheimnis des Glaubens
16. 1Tim 3:16 Das Geheimnis der Frömmigkeit
17. Offb 1:20 Das Geheimnis der 7 Sterne und der 7 Leuchter
18. Offb 10:7 Das Geheimnis Gottes
19. Offb 17:5.7 Das Geheimnis Babylon



Die zusammengefassten Geheimnisse:
1. Mt 13:11; Mk 4:11; Lk 8:10 Die Geheimnisse des Königreiches der Himmel
2. Röm 11:25 Das Geheimnis der Verstockung Israels
3. Röm 16:25 Das Geheimnis des Evangeliums: Die Versöhnung Eph 6:19; Kol 1:26.27
4. 1Kor 15:51 Das Geheimnis der Auferstehung
5. Eph 1:9 Das Geheimnis Seines Willens: die Aufhauptung des Alls in Christus Eph 3:4; Kol 2:2
6. Eph 3:2-3 Das Geheimnis der geheimen Verwaltung der Gnade Gottes Eph 3:9; Kol 2:2
7. Eph 5:32 Das Geheimnis des Christus und der Herausgerufenen
8. 2Thes 2:7 Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit
9. 1Tim 3:9 Das Geheimnis des Glaubens
10. 1Tim 3:16 Das Geheimnis der Frömmigkeit
11. Offb 1:20 Das Geheimnis der 7 Sterne und der 7 Leuchter
12. Offb 10:7 Das Geheimnis Gottes
13. Offb 17:5.7 Das Geheimnis Babylon


Lies weiter:
2. Die Geheimnisse des Königreichs der Himmel