Ein Freund - für die Drangsal geboren - Spr 17:17

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

aus WJS: "Das Buch der Sprüche - die Unterweisung des Vaters" (ausgelegt in 366 Tageslesungen)
zurück zu: 199. Der ungerechte Richter - Spr 17:15


200. Ein Freund - für die Drangsal geboren - Spr 17:17

Der Freund liebt zu aller Zeit, und als Bruder für die Drangsal wird er geboren.

"Freunde in der Not gehen 1000 auf ein Lot" hat daraus die weltliche Spruchweisheit gemacht. Und so ist es wirklich: "Reichtum verschafft viele Freunde, aber der Arme - sein Freund trennt sich von ihm" (Spr 19:4); war er wirklich Freund? "Viele schmeicheln einem Edlen, und alles, was Freund heißt; gehört dem Mann, der Geschenke gibt! Alle Brüder des Armen hasse ihn; wieviel mehr entfernen sich von ihm seine Freunde. Er jagt ihren (Treue)-Worten nach, die nichts bedeuten!" Nichts von dem, was Spr 19:6-7 sagt, hat sich in Jahrtausenden geändert!

Wer dächte hier nicht an die Geschichte vom verlorenen Sohn: Wie viele "Freunde" und "Freundinnen" umdrängten ihn, wie die motten das Licht als er noch den Reichtum seines Vaters mit vollen Händen ausgeben konnte; als er aber dann völlig verarmt am Trog der Schweine saß, war er ganz allein. Doch wurde ihm diese Vereinsamung zum Heil. Hermann Hesse dichtet: "Voll von Freunden war mir die Welt als noch mein Leben licht war: nun, da der Nebel fällt, ist keiner mehr sichtbar!"

Unser Sprüchewort sieht den echten Freund, der zu aller Zeit, also auch in der größten Not und Anfechtung liebt, ja, dessen Freundschaft in der Drangsal zur Bruderschaft reift, in sie hineingeboren wird. Wie wird uns solche Verinnerlichung der Freundschaft zur Bruderschaft in jener wunderbaren Freundschaft zwischen DAVID (der Geliebte) und JONATHAN (= das Gottesgeschenk) dargestellt, die ja prophetisch auf die Verbindung des Christus mit Seiner Gemeinde hinweist! 1Sam 18:1 berichtet, dass sich die Seele Jonathans mit der Seele Davids verband, weil er ihn "wie seine eigene Seele" liebte. Darum schloss er mit ihm einen Bund und rettet ihn aus höchster Todesgefahr vor dem Zugriff seines Vaters Saul (1Sam 1.-7 - 1Sam 20:12-23 u.a.)

Die "Freunde Hiobs" hingegen liebten den schwergeprüften Gottesmann in seinem Elend nicht, auch wenn sie lange bei ihm saßen und ihm mit vielen hohlen Worten ihr theologisches System erklärten, wonach der Leidende durch seine Drangsal von Gott für heimliche Sünde bestraft wird. Bei vielen Richtigkeiten, die sie bezeugten, redeten sie doch nicht "recht" oder "geziemend", das heißt, nicht übereinstimmend mit Gottes Wesen (Hi 42:7); sie redeten Worte, die nichts bedeuten (Spr 19:7). Die Freunde liebten Hiob in der Drangsal nicht, weshalb sie ihm auch nicht zu Brüdern in der Not werden konnten.

Von dem wahren Gottesfreund singen wir:

"Welch ein Freund ist unser Jesus, o, wie hoch ist Er erhöht;
Er hat uns mit Gott versöhnet und vertritt uns im Gebet.
Wer mag sagen und ermessen, wieviel Heil verloren geht,
wenn wir nicht an Ihn uns wenden und Ihn suchen im Gebet!" und:
"...Sind von Freunden wir verlassen, und wir gehen ins Gebet,
o so ist uns Jesus alles: König, Priester und Prophet!"

Er, der uns nach Joh 15:14 Freunde genannt hat, wurde uns zum Bruder in der Drangsal Seiner Versuchungen und Anfechtungen, in die Er bei Seinem Kommen in die Welt hineingeboren wurde, damit Er nun Mitleid zu haben vermag in allem, worin wir versucht werden (Hebr 2:17-18)! Darum schämt Er sich nicht, uns Brüder zu nennen, weil wir - wie Er - vom gleichen Gott und Vater stammen! Welche prophetische Kunde liegt doch in Spr 18:24: "Ein Mann vieler Freunde" (die diesen Namen nicht verdienen) "wird zugrunde gehen; doch es gibt einen, der liebt und anhänglicher ist als ein Bruder!"

Als Judas seinen Herrn mit einem Kuss verriet, begrüßte Jesus ihn mit dem Wort, das keineswegs bitter oder zynisch gemeint war, sondern Seiner fortdauernden Liebe entsprang: "Mein Freund, wozu bist du gekommen?" (Mt 26:50 - vgl. Ps 35:14). In Blankenburg sang man den Chorus: "Er hat mich Freund genannt, Er hat mich Freund genannt, Er starb für mich auf Golgatha, Er hat mich Freund genannt!""

Auf diesem dunklen Hintergrund auch unserer Sünden- und Verratsgeschichte dürfen wir beschämt das Wort von unserem Bruder in der Drangsal hören: "Denn welche Gott zuvor erkannt hat, die hat Er auch zuvor bestimmt, dem Bildes Seines Sohnes gleichgestaltet zu werden, damit Er der Erstgeborene unter vielen Brüder sei" (Röm 8:29). Jesus wurde in unsere Drangsal hineingeboren, um selbst die größte Bedrängnis zu erleiden - und Er nimmt an unseren Nöten und Anfechtungen als ein treuer Freund und Hoherpriester teil!


Lies weiter hier.

201. Das Herz: Diagnostik und Therapie - Spr 17:16+20+22