Das Herz: Diagnostik und Therapie - Spr 17:16+20+22

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

aus WJS: "Das Buch der Sprüche - die Unterweisung des Vaters" (ausgelegt in 366 Tageslesungen)
zurück zu: 200. Ein Freund - für die Drangsal geboren - Spr 17:17


201. Das Herz: Diagnostik und Therapie - Spr 17:16+20+22

Wozu doch ein Kaufpreis in der Hand des Toren, um Weisheit zu kaufen, da ihm doch das Herz fehlt?

Zum Verständnis dieser Aussage muss man sich den ganz anderen "Zeitgeist" vor Augen führen, der das gesetzestreue Israel prägte: Weisheit galt als ein überaus hohes gut, höher als Ehre, Geld und Macht, die unsere Zeit so sehr bestimmen Der Weise war hochgeehrt, und das Studium des Wortes Gottes, der Thora, galt als höchstes aller Lebensziele. Wenn im polnischen Judentum ein reicher Mann keine Zeit für das Studium der Schriften aufbringen konnte, war er verpflichtet, an seiner Stelle einem armen Juden finanziell den Besuch der Talmudschule zu ermöglichen. In einem solchen Umfeld konnte ein Narr schon auf die Idee kommen, mit Geld Weisheit zu kaufen, um ihres Ansehens teilhaftig zu werden; er erstellte sich etwa eine wertvolle Bücherei mit kostbaren Werken der Gottesgelehrtheit, erkaufte sich vielleicht einen Gelehrtentitel, oder das Recht, in der Synagoge zur Thoralesung aufgerufen zu werden, oder er streute ein geldgespeistes Gerücht von der eigenen Weisheit aus...aber wo das Herz (BUB: der Herzsinn) fehlt, kann keine Weisheit wohnen! Das Herz ist ja nach der Schrift das Zentrum der Gefühle und des Willens, die persönliche Mitte aller Lebensregungen und die Quelle aller wirklichen inneren Werte. "Alles hat seinen Preis!" - das ist wahr, ob es sich nun um Weisheit, Vollmacht der Verkündigung oder um ein Wort zur Aufrichtung der Müdegewordenen handelt, doch ist dieser Preis ein anderer als Geld. Es ist die Furcht des Herrn und die Liebe zu Seinem Wort als Ausdruck der Liebe zu Gott selbst! Mit Geld kann man bestenfalls Wissen erwerben, Weisheit nur mit dem Herzen. "Man sieht nur mit dem Herzen gut" sagte Antoine de St-Exupery.

Wer verkehrten Herzens ist, wird das Gute nicht finden; und wer sich mit seiner Zunge windet, wird ins Böse fallen!

Wir haben schon wiederholt von der grundlegenden Vorentscheidung des Herzens im Bekenntnis zur Wahrheit gesprochen, die eine Erleuchtung durch den Gottesgeist und das neue Leben erst ermöglicht; eine Ablehnung der Liebe zur Wahrheit hingegen öffnet uns für jeden dämonischen Irrtum und lässt ihn in Herz und Leben wirksam werden (2Thes 2:11-12). "Wo nicht Wahrheit wohnt im Herzensgrund, ist das tiefste Wesen nicht gesund" (Karl Geyer).

Es ist der verkehrte (DEL: schlangenkrumme) Herzensweg und die sich windende, die Wahrheit umgehende und fälschende Zunge, die das Gute verfehlt und zum Bösen führt, zum Fallen im Abbild Satans. Hier geht es weniger um "Glück" und "Unglück", als um das Gute und das Böse in seinem letzten, absoluten Sinn. Als "der wahre Israelit" Nathanael dem für Jesus werbenden Philippus entgegnete: "Was kann denn aus Nazareth Gutes kommen?" da meinte er das Heil, den Messias, der ja in Bethlehem geboren werden sollte. Weil aber sein Herz aus der Wahrheit war, fand er das Gute und konnte kurz darauf bekennen: "Rabbi Du bist der Sohn Gottes, Du bist der König Israels" (Joh 1:43-49)!

Wie wichtig ist die geistliche Gesundheit unseres Herzens, der Lebensmitte unserer Person! Dann kann jeder Gemeindehirte und "Sohn des Trostes" wie Barnabas, wenn er Ansätze der Gnade Gottes sieht, sich darüber freuen und ermahnen, "mit Herzensentschluss bei dem Herrn Jesus zu verharren" (Apg 11:22-23)!

Ein fröhliches Herz bringt gute Besserung, aber ein zerschlagener Geist vertrocknet das Gebein!

Die gute Besserung bedeutet nach Delitzsch eine Linderung krankhafter Vorgänge, eine schnelle Wundheilung, Erleichterung und Genesung; Martin Buber übersetzte unseren Vers so: Ein frohes Herz macht Wunden gut verharschen, ein geknickter Mut dörrt das Gebein. Auch die SPRÜCHE sind nicht so naiv zu glauben, dass es möglich wäre, immer ein fröhliches Herz zu haben, so wie wir als Kinder sangen: "Immer fröhlich, immer fröhlich, alle Tage Sonnenschein!" Nein - das Leben schlägt Wunden, die kaum verheilen und Narben zurücklassen, die uns an harte Kämpfe, auch im geistlichen Leben, erinnern. Aber der zerschlagene Geist, der geknickte Mut sollte kein Dauerzustand werden! Gott will und wird die Wunden heilen, die Er geschlagen hat - seinem Volk Israels am Ende der Tage aber auch uns (Hos 6:1 - Ps 147:3 - Jes 30:26 - Lk 10:34).

Wir haben wiederholt auf die enge Beziehung von Seele und Leib hingewiesen, die in vorliegendem Vers zum Ausdruck kommt. Es ist vor allem unser Immunsystem, unsere körpereigene Abwehrkraft, die über Gesundheit und Krankheit, etwa die Krebsentstehung, wesentlich entscheidet. Man hat nun festgestellt, dass sie durch einen frohen, lebensbejahenden Sinn in ihrer Funktion wesentlich gestärkt, durch Depressionen, Kummer und Stress aber geschwächt werden kann. So bestätigt sich die jahrtausendealte Weisheit des Gotteswortes. Nicht nur das mutlose Herz, sondern auch der zerschlagene Geist verursacht Verfallszustände unseres Leibes, vertrocknet das Gebein. Ist doch der Geist des Menschen Zentrum seines Selbstbewusstseins, Wächter über alle Lebensvorgänge und Steuerzentrale; aber auch das Empfängnisorgan für den heiligen Geist. So können wir "in unserem Geist ermüden, indem wir in unserer Seele ermatten" (Hebr 12:3). Aber auch das andere gilt: Ein fröhliches Herz kann den geist beleben und erfrischen und das geistliche Leben erwärmen, so dass es zum "Wiederaufleben des Geistes" kommt, wie es der greise Patriarch Jakob erfuhr, als er seinen totgeglaubten Sohn Joseph nach langer Zeit wiedersah. Zuvor aber war sein Herz erstarrt, weil er den Worten seiner Söhne nicht glaubt (1Mo 45:27-28 - s. auch Ri 15:17-19).

So kann auch unser Herz letztlich nur durch Gottes Wort gesunden, kann unsere Seele geheilt, der Geist aufgerichtet werden, können unsere Wunden verheilen. "Die Freude am Herrn ist unsere Stärke" (Neh 8:10). Und Ps 84:2 sagt: "Mein Herz und mein Leib freuen sich (jubeln frohlockend) in dem lebendigen Gott!" Dies kann dem widerfahren, dessen "Herzensfreude die Zeugnisse Gottes sind" (Ps 119:111). Auch der schwergeprüfte Prophet Jeremia konnte bezeugen: "Deine Worte waren mir zur Wonne und Freude meines Herzens, denn ich bin ja nach Deinem Namen genannt..." (Jer 15:16)!

So gilt Jesu Zusage nicht nur für die Zeit der Heilsvollendung, sondern anbruchweise schon für diese Lebenszeit. "Euer Herz wird sich freuen und eure Freude wird niemand von euch nehmen" (Joh 16:22)!


Lies weiter hier:

202. Warum in die Ferne schweifen - Spr 17:24