Der ungerechte Richter - Spr 17:15

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199. Der ungerechte Richter - Spr 17:15

Wer den Gesetzlosen rechtfertigt, und wer den Gerechten verdammt, sie alle beide sind JAHWEH ein Gräuel.

Gräuel ist alles, was der heiligen Seele des lebendigen Gottes verhasst ist. Unter dem 21-maligen Vorkommen des Wortes Gräuel findet sich auch der Spruch gegen den bestechlichen, parteiischen und ungerechten Richter. War doch das Bestechungsgeschenk auch in alten Zeiten kein ungebräuchlicher Weg, um falsche Rechtsprechung zu erwirken. "Das Bestechungsgeschenk ist ein Edelstein in den Augen des Empfängers wohin er sich wendet, gelingt es ihm" heißt es in Spr 17:8; denn Lösegeld für das Leben eines Mannes ist ihm sein Reichtum..." (Spr 13:8), was ihn freilich dann auch erpressbar machte, während "der Arme" wenigstens dann "keine Drohung zu hören" brauchte Spr 17:23 drückt den Tatbestand noch klarer aus: "Der Gesetzlose nimmt ein Geschenk aus dem Gewandbausch, um die Pfade des Rechts zu beugen!"

Die Propheten Israels haben sich immer zum Anwalt der sozial Schwachen, der Entrechteten, der Witwen, Waisen und Unterdrückten gemacht. So heißt es in Jes 5:22-23 im Fluchwort über die ungerechten Richter: "Wehe denen, die Helden im Weintrinken sind, tapfere Männer im Mischen von starkem Getränk; welche den Gesetzlosen um eines Bestechungsgeschenkes willen gerecht sprechen, und den Gerechten die Gerechtigkeit entziehen!" Wen wundert es, dass Jesus sich in der Bergpredigt nachdrücklich zu denen bekannte, "die da hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit" und ihnen Sättigung in der kommenden Welt des Friedens verhieß. Gibt es nicht auch in der Gemeinde Jesu immer wieder "Richter mit bösen Gedanken", die den Armen disqualifizieren, den Reichen aber begünstigen und hofieren (Jak 2:1-4)? Doch gilt auch für sie, wie für alle ungerechten Richter: "Wer Böses für Gutes vergilt, von dessen Haus wird das Böse nicht weichen" (Spr 17:13)! Und Spr 17:26 ergänzt: "Auch den Gerechten zu bestrafen, ist nicht gut, Edle zu schlagen um der Geradheit willen!" In Spr 24:23-25 aber heißt es:

"Auch diese (Sprüche) sind von Weisen verfasst: Die Person ansehen im Gericht ist nicht gut! Wer zu dem gesetzlosen spricht; Du bist gerecht, den verfluchen die Völker., den verwünschen die Völkerschaften; denen aber, die gerecht entscheiden, geht es wohl und über sie kommt Segnung des Guten!"

Diese Verheißung wird uns in einer ergreifenden Szene der Urgeschichte Israels illustriert; dort begegnet der greise Patriarch Jakob dem Pharao Ägyptens, dem sein Sohn Joseph als Vizekönig vortrefflich diente. "Und Jakob segnete den Pharao, Und der Pharao sprach zu Jakob: Wie viele sind der Tage deiner Lebensjahre? Und Jakob sprach zu dem Pharao. Die Tage meiner Fremdlingschaft sind 130 Jahr... Und Jakob segnete den Pharao und ging von dem Pharao hinaus" (1Mo 47:7-10). Wir dürfen annehmen, dass dieser Pharao ei guter König und ein gerechter Richter war!

Es ist müßig entscheiden zu wollen, was nun schwerer wiegen - die Gerechtsprechung des Schuldigen oder die Verurteilung des Unschuldigen - beides ist dem Herrn widerwärtig und verhasst, ist ihm ein Gräuel. Darum war es "eine Bitte nach Gottes Willen", als der junge König Salomo Gott um ein verständiges Herz bat, damit er Gottes Volk richten und dabei zwischen Gutem und Bösem unterscheiden können (1Kö 3:9). Auch wir sind oft vor dem "Justizirrtum" richtender Brüder oder gar vor ihre moralischen "Bestechlichkeit" im urteil nicht geschützt. da kann uns vor der Bitterkeit nur eine Haltung bewahren, wie sie der große Apostel Christi hatte. "Mir aber ist es das Geringste, dass ich von euch oder von einem menschlichen Gerichtstag beurteilt werde; ich beurteile mich aber auch selbst nicht. Denn ih bin mir selbst keiner Schuld bewusst, aber dadurch bin ich nicht gerechtfertigt. Der mich aber beurteilt, ist der Herr" (1Kor 4:3-5).

Wenn Gott den bestechlichen Richter hast, der den Gerechten verurteilt, den gesetzlosen Frevler aber freispricht und rechtfertigt, dann müsste man daraus schließen können, dass Er selbst die Ablehnung solchen Handelns zur Maxime Seines Wesens macht! Und doch isst Er es selbst, der den Gottlosen rechtfertigt (Röm 4:5) und den Gerechten richtet und verdammt. - Jesus Christus, den Richter der Lebendigen und der Toten, Seien gerechten und reinen Sohn (Apg 3:14-15+18)! Dies ist ohne eine Verleugnung Seines göttlichen Wesens nur darum möglich weil Er sich selbst als Richter in Christo an unserer Stelle gerichtet hat, so dass wir, die gottlosen Gottesfeinde, nunmehr freigesprochen und gerechtfertigt werden (Röm 5:5-10)! Welcher Wechsel! "Was sollen wir nun hierzu sagen? Wenn Gott für uns ist, wer könnte wider uns sein? Er, der doch Seins eigenen Sohnes nicht geschont, sondern ihn für uns alle dahin gegeben hat, sollte Er uns mit Ihm nicht alles schenken? Wer wird wider Gottes Auserwählte anklage erheben? Etwa Gott, der sie rechtfertigt? Wer das Verdammungsurteil sprechen? Etwa Christus der gestorben, ja noch mehr, der auch auferweckt wurde, der auch zur Rechten Gottes ist und der sich auch für uns verwendet" (Röm 8:31-34)?

Das Wort Jesu an die Ehebrecherin gilt auch uns: "Hat niemand dich verurteilt? So verurteile ich dich auch nicht; gehe hin und sündige nicht mehr!" (Joh 8:11).


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