Die Erwartung der Gerechten - Spr 10:25.27-28

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

aus WJS: "Das Buch der Sprüche - die Unterweisung des Vaters" (ausgelegt in 366 Tageslesungen)
zurück zu: 101. Weisheit üben - wie ein Spiel - Spr 10:23


102. Die Erwartung der Gerechten - Spr 10:25.27-28

Wovor dem Gesetzlosen graut, das wird über ihn kommen, und das Begehren der Gerechten wird gewährt. - Sowie ein Sturmwind daherfährt, so ist der Gesetzlose nicht mehr; aber der Gerechte ist ein ewig fester Grund. - Die Furcht JAHWEHs mehrt die Tage, aber die Jahre der Gesetzlosen werden verkürzt. - Die Erwartung der Gerechten wird Freude, aber die Hoffnung der Gesetzlosen wird zu nichts.

Ist dem gesetzlosen Übeltäter wirklich bange? Hat er nicht oftmals ein"verhärtetes Gewissen" bei allem, was er tut; betrachtet er die Sünde nicht als "Kavaliersdelikt"? Und doch haben auch die Gottlosen ein unbewusstes Erahnen des kommenden Gerichts, eine heimliche Angst, dass dennoch ein Gott sei, dem sie Rechenschaft ablegen müssen. Auch Dämonen glauben an die Existenz Gottes und zittern (Jak 2:19)! Die Gier nach Ersatzbefriedigungen, nach chemischen Drogen und jeglicher Selbstberauschung sowie die Flucht vor der Stille, reden eine deutliche Sprache. So entsteht ein "circulus vitiosus" - ein in sich geschlossener und scheinbar unentrinnbarer Kreis; nach dem Gesetz von Saat und Ernte läuft der Gottlose ins eigene Geschoss und verscheidet ohne Erkenntnis (Hi 36:12). Ja, die Hoffnung der Gesetzlosen wird zunichte.

Die Gesetzlosen auf Erden sind aber nur Spiegelbilder des Gesetzlosen und seiner Mächte in der unsichtbaren Welt. Welche Folgen hatte er zu tragen, welcher Sturmwind brach über ihn herein, dafür, dass er "seine Hand gegen Gott ausgestreckt hat und gegen den Allmächtigen trotzte"? Er vernimmt die Stimme von Schrecknissen in seinen Ohren; er glaubt nicht an eine Rückkehr aus der Finsternis; er schweift umher nach Brot, ohne es zu finden; er weiß, dass neben ihm ein Tag der Finsternis bereitet ist; Angst und Bedrängnis schrecken ihn und überwältigen ihn: er entweicht nicht der Finsternis, seine Schösslinge versengt die Flamme des Gerichts; er muss weichen durch den Hauch des Mundes Gottes (Hi 15:20-30 - vgl. 2Thes 2:8).

Dies ist eine Beschreibung dessen, wovor dem Gesetzlosen graut, aber auch ein prophetischen Gemälde vom Wege Satans und seinem "Sohne des Verderbens", dem Antichristen - aber auch von allen Gottlosen, die auf Erden "Söhne des Ungehorsams" und Träger satanischen Geistes sind (Eph 2:2). Die Hoffnung der Gesetzlosen auf den Thron Gottes und die Herrschaft über das Universum wurde zunichte, beginnend mit der Erlösungstat Christi auf Golgatha; die Jahre der Gesetzlosen und ihrer Machtausübung werden verkürzt während die Furcht JAHWEHs die Tage des Gerechten mehrt (vgl. Jes 53:10 mit Mt 24:22). Dass Satan mit seinen Mächten ein klares Wissen um das Ende seines Wirkens hat, bezeugt auch Offb 12:12, wo es von seinem Sturz auf die Erde heißt: "... der Teufel ist zu euch hinabgekommen, und hat große Wut, weil er weiß, dass er wenig Zeit hat." Aus diesem Wissen um das Ende seiner Herrschaft, um sein Nicht-mehr-sein, nachdem der Sturmwind des Gerichtes über ihn hereingefahren ist, erwächst auch sein neurotisches Fehlverhalten; Hass, Wut, Lüge und Zerstörung, Mordsucht und Chaos sind dessen Symptome.

Dem steht nun das Begehren, das Sehnen, Hoffen und Erwarten der Gerechten gegenüber. Mit der ganzen Schöpfung Gottes seufzen sie in sich selbst, indem sie die Vollverwirklichung der Sohnschaft in der Erlösung ihres Leibes erwarten (Röm 8:23). Sie warten darauf, dass sie in der Gleichheit Christi zur "Freiheit der Herrlichkeit" erhoben werden, wonach sich letztlich auch die ganze Schöpfung sehnt, deren Erstlinge sie sind. Doch geht es ihnen nicht nur um sich selbst, sondern um die Sache Gottes und Seines Messias; darum warten sie auch auf einen neuen Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnen wird. Ihre Hoffnung wird nicht zuschanden, weil die Liebe Gottes in ihre Herzen ausgegossen ist (Röm 5:5). Ihr Begehren wird gewährt, ihre Erwartung wird Freude werden. "Aber freuen werden sich die Gerechten, sie werden frohlocken vor dem Angesicht Gottes und jubeln vor Freude!" sagt Ps 68:3. Schon jetzt "jubelt der Gerechte und ist fröhlich" (Spr 19:6) - im Blick auf den Tag der Vollendung.

Darum ist der Gerechte ein ewig fester Grund. Weil sein Lebenshaus auf den Felsen Christus gebaut ist, kann es vom Sturmwindqw des Gerichtes nicht zertrümmert werden (Mt 7:24-25)! Diese Aussage aber findet ihre tiefste Erfüllung in dem Christus Gottes, dem Gerechten, der als der Fels der Ewigkeiten Baugrund, Fundament und Eckstein Seiner Gemeinde ist - der "Behausung Gottes im Geiste". Nicht Simon Petrus war dieser Felsen, vielmehr wurde er mit seinem Christusbekenntnis zu Cäsarea-Philippi, wie es sein Ehrenname sagt, "der zum Felsen Gehörende"!

Gibt es nun auch ein Begehren, Sehnen, Hoffen und Warten des Gerechten? Worauf wartet der Sohn Gottes?

Er wartet in Geduld darauf, dass alle zur Buße kommen (1Petr 3:20); Er wartet auf die Frucht des Feigenbaumes Israel bei dessen Erlösung, und Er wird sie auch essen (Spr 27:18); Er wartet - mehr noch als wir - auf die Vollendung der Gemeinde, damit Er durch sie, als durch "Seine Fülle", alle Gottesverheißungen ausführen könne; Er wartet darauf, dass der Vater Ihm alle Feinde zum Schemel Seiner Füße lege (Hebr 1:13). Auch Sein Begehren wird gewährt, Seine Erwartung wird Freude werden!

Das hoffnungsvolle Begehren und die Erwartung der Gerechten und des Gerechten ist ein spannungsvoller Zustand zwischen dem Heil des "schon jetzt" und dem Unheil des "noch nicht". Ein Bild dafür kann der greise Gottesknecht Simeon sein, der im Tempel das Kindlein Jesus auf seine Arme nahm und ausrief: "Nun, o Herrscher entlässt Duz Deinen Sklaven aus der Spannung, denn meine Augen haben Dein Heil gesehen" (Lk 2:29-32)! Das Warten und Harren selbst ist keine Freude; aber es wird zur Freude werden im Augenblick des Schauens. Diesen Weg aus der Spannung des Wartens zur Entspannung der Erfüllung beschreibt Spr 10:28: Die Erwartung der Gerechten wird Freude, aber die Hoffnung der Gesetzlosen wird zu nichts!

Lies weiter hier:

103. Eine Trutzfeste für die Vollkommenheit - Spr 10:29-30