Der Vorhang

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Abschrift des Heftes: Der Vorhang
und: Der Schuldige mitnichten unschuldig
Verfasser: E. W. Bullinger (1837 - 1913)


Autorisierte Übersetzung nach dem Englischen
Grube’s Verlag, Düsseldorf

siehe weitere Abschriften

Der Vorhang

Der Vorhang in der Stiftshütte

DER Vorhang vergegenwärtigt, so wie uns gesagt ist in Hebr 10:19.20, das Fleisch, oder den Leib des Herrn Jesu. Er war ein Typus Seiner Menschheit. Symbolisch sollte der Vorhang uns lehren, dass der Mensch als solcher, nicht zu Gott nahen konnte, da dieser hinter dem Vorhang wohnte. Der Vorhang war ein Typus von der vollkommenen Menschheit Christi, der jede andere Menschheit von Gott ausschloss. Er war an der einen Seite von Kunstlicht beleuchtet und sichtbar für menschliche Augen, die andere Seite war beleuchtet durch das Licht der Herrlichkeit, der Schechina (bewohnte Wolke) durch das Symbol der göttlichen Gegenwart. Der Zweck eines Vorhangs ist zu verbergen. „Gehe nicht“, war die Warnung, welche er redete (3Mo 16:2).

Die vollkommene Menschheit Christi ist die einzige, welche ohne Vorhang zu Gott nahen, welche im Lichte Seiner Herrlichkeit wohnen und bestehen kann. Deshalb kann von menschlicher Seite keine Vereinigung stattfinden mit der Menschheit Christi; keine Gemeinschaft in der Fleischwerdung.

Die Fleischwerdung Christi schließt den Menschen aus, weil sie Gott offenbart.

Der Mensch möge die Schönheit des Vorhangs bewundern, so wie die Menschen heutzutage den menschlichen Charakter und die Unterweisung des irdischen Lebens Christi bewundern. Die Fleischwerdung an sich (ohne Erlösung, deren Zweck und Grundlage sie war) bringt niemals den Menschen zu Gott, noch Gott zu den Menschen. Es war zwar „Gott mit uns“ so wie die Stiftshütte mit Israel war; aber wenn auch das Symbol der göttlichen Gegenwart mit den Menschen war, so konnte doch der Mensch dadurch keinen Zugang zu Gott bekommen. Der prachtvolle Vorhang war ein tatsächliches Hindernis und sagte bestimmt „Gehe nicht“. Das Leben Christi auf Erden war eine nicht aufhörende Verkündigung der Tat, dass die Herrlichkeit Gottes aus Ihm, als Mensch hervorleuchtete und darin wohnte. „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns (und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater) voller Gnade und Wahrheit (Joh 1:14). Die Äußerung Seines Lebens war stets: Es sei denn, dass ihr seid heilig, von der Sünde abgeschieden, unbefleckt, vollkommen, so wie ich bin, sonst könnt ihr nicht in die Gegenwart Gottes treten. Dafür war der Vorhang nicht da, um Zugang zu Gott zu schaffen; er war gerade da, er war gerade da, um diesem vorzubeugen; und so konnte auch das vollkommene Leben des Herrn auf Erden nicht den Eingang zu Gott ermöglichen. Nein! nicht eher als bis mit dem Blute des Sündopfers vor dem Vorhang besprengt war (3Mo 4:6.7.17; 3Mo 14:19) (Blut, redend davon, dass das Todesurteil vollstreckt war) konnte dieser zur Seite geschoben werden und die gewöhnliche Menschheit eintreten in die Gegenwart des Lichtes der Herrlichkeit.

Besprengung mit Versöhnungsblut

Es war nicht die Schönheit des Vorhangs, welche den Zugang ermöglichte, sondern die Besprengung mit dem Versöhnungsblut vor dem Vorhang.

Der Anbeter mochte die Schönheit des Vorhangs bewundern, sie besingen und mit gefühlvollen Namen bezeichnen, in dichterischer Sprache sie beschreiben, davon Abbildungen machen in schönen farbigen Stickereien, jedoch gab es nur ein Mittel, um hinein zu kommen und lebendig an jener Seite in der Gegenwart der göttlichen Herrlichkeit zu stehen, und das Mittel war die Sprengung des Blutes vor dem Vorhang und die Mitnahme des Opferblutes hinter denselben. Dieses Blut redete von einer Stellvertretung, und vergegenwärtigte, dass der, welcher hineintrat, als ein Sünder kam, der starb und litt um der Sünde willen. Unter keiner anderen Bedingung konnte er hinter den Vorhang treten und dort leben. Jesu vollkommene Unbeflecktheit, wenn auch die Aufmerksamkeit auf sich ziehend, stieß ab und hielt den Sünder von ihm entfernt. Die große Lektion, welche dieser Typus uns allen lehrt, ist, dass nicht das tadellose Leben Christi Zugang zu der Gegenwart Gottes darreicht. Auch nicht durch eine „Nachfolge Christi“, noch durch das Befolgen irgendwelcher Regeln für das tägliche Leben, noch durch ein frommes und religiöses Leben kommt man hinter den Vorhang. Hierin zu beharren ist ein Bekenntnis unserer Unkenntnis der ersten Buchstaben des christlichen Alphabetes, ein Anerkenntnis, dass wir weit von der Grundlehre des christlichen Lebens entfernt sind. Nur dann, wenn das kostbare Blut der vollkommenen Menschheit Christi gesprengt ist, ist dieses uns eine Hilfe, welche das Recht gibt zum Eintritt in die Gegenwart Gottes.

Gott ist Licht

1Jo 1:7 redet von unserem Eingang in das Licht der göttlichen Gegenwart und unserem Wandel darin, und wir werden da sofort erinnert an das Blut, das uns allein das Recht gibt, zuzutreten, welches auch das Leben sichert, wenn wir eingegangen sind zu dieser Gegenwart. „Gott ist Licht“.

"So wir aber im Lichte wandeln, wie er im Lichte ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, machet uns rein von aller Sünde“. Hier, und in diesem Zusammenhang, ist die reinigende Kraft des Blutes erwähnt, nicht in Zusammenhang mit Sünde oder Sünde tun. Liegt ein Fall von Sünde vor, so werden wir erinnert, nicht an das versöhnende Blut Christi, sondern an unsern Fürsprecher bei dem Vater. Denn wir sind zweier Tatsachen versichert worden: 1. Das Verhältnis ist nicht unterbrochen worden; Gott ist noch unser Vater und: 2. Christus ist eine allgenugsame Versöhnung für uns (1Jo 5:1.2). Beachten wir, dass es in Bezug des Nahens zum und des Wandels im Lichte der göttlichen Gegenwart hinter dem Vorhang ist, dass wir an das Blut erinnert sind, welches zuerst gesprengt werden muss, bevor wir Zugang oder Aufenthalt hinter dem Vorhang erlangen (1Jo 1:7). Es ist also nicht das Leben, das Christus in seiner fleckenlosen Menschheit auslebte, noch weniger unsere eigene unvollkommene Nachahmung davon, welches Freiheit gibt hinzuzutreten, sondern allein die Besprengung des Blutes Christi. Denn dadurch haben wir „die Freudigkeit zum Eingang in das Heilige durch das Blut Jesu, welchen Er uns bereitet hat zum neuen und lebendigen Wege durch den Vorhang, das ist, durch sein Fleisch“ (Hebr 10:19.20). Hieraus sehen wir, dass nicht das irdische Leben des Herrn das Recht gibt in Gottes Gegenwart zu treten, sondern allein sein Opfertod.

Der alttestamentliche Typus reicht nur einen Teil der Wahrheit dar: er spricht uns allein vom Zugang zum Lichte, aber nicht vom Bleiben und Wandeln im Licht. Hierzu ist der andere Teil (der neu-testamentlische) des Typus da. Als nun von der vollkommenen Menschheit Christi das Versöhnungsblut floss, da, zur selbigen Zeit,

zerriss Gott den Vorhang.

Er wurde zerrisssen von oben an bis unten aus, Mt 27:51. Nicht von unten nach oben; Gott zerriss ihn. Er fing da an, wo kein Mensch hinzukommen konnte, und zerriss ihn mit einer Kraft, die kein Mensch herbeiführen konnte*. So ist auch Christi Fleisch zerrissen. Nicht durch Menschenhände, denn als die Kriegsknechte kamen, ihm die Beine zu brechen, wunderten sie sich, dass Er „schon gestorben“ war (Joh 19:33).

*Die jüdische Überlieferung erzählt uns, dass der Vorhang so stark war, dass zwei Paar an den Enden angebundene Ochsen, in entgegengesetzte Richtung getrieben, den Vorhang nicht hätten zerreissen können.

Der Weg zum Heiligtum ist jetzt offen. „Nun aber seid ihr, die ihr in Christo Jesu seid, und weiland ferne gewesen, nahe worden durch das Blut Christi“ (Eph 2:2.3). Christus ist schon eingegangen, und wir sind da in Ihm; jetzt noch durch den Glauben, einmal aber in Auferstehungsleibern, gleich wie Er ist eingegangen, seinem verherrlichten Leibe ähnlich, wenn wir aufgenommen werden in Herrlichkeit“, um bei dem Herrn zu sein „alle Zeit“. Hierauf warten wir. Da wir denn „haben, liebe Brüder, die Freudigkeit zum Eingang in das Heilige, durch das Blut Jesu, .... so lasst uns hinzutreten.... in völligem Glauben.“ (Hebr 10:19-22).


Der Schuldige mitnichten unschuldig

Der Schuldige keineswegs für schuldlos gehalten

DIESE bestimmte Erklärung finden wir 2Mo 34:7, wo Gott Seinen Namen und Seine Eigenschaften uns kundgibt.

Moses bat Gott (2Mo 33:18): „Lass mich Deine Herrlichkeit sehen.“ Jehova antwortet ihm (2Mo 33:19): „Ich will vor Deinem Angesicht her alle meine Güte gehen lassen.“ Diese Verheißung wurde erfüllt, als Gott in einer Wolke herniederkam .... und den Namen Jehovah’s verkündete. ([2Mo 34:5]-7). In diesen Worten: „aber keineswegs hält Er für schuldlos den Schuldigen“'’ finden wir einen Teil der Herrlichkeit und der Güte Gottes ausgedrückt.

So wohl Seine Güte wie Seine Herrlichkeit kommen in dem Ausdruck "nicht für schuldlos halten,“ zur Darstellung. Jehova sagt nicht nur, was Er nicht schuldlos achtet, sondern auch warum Er es nicht tut.

Wir können hieraus nicht entnehmen, dass Er Seinerseits abgeneigt sei, Gnade zu erweisen. Im Gegenteil heißt es in Ps 84:5: „Denn Du Herr bist gut und gnädig“ (zum Vergeben bereit). Wir könnten unsererseits nichts tun, um Ihn noch williger zu machen, Seinen Vorsatz auszuführen.

Hier handelt es sich aber mehr um eine stellvertretende Sühne, als um Vergebung*

* Das Wort heißt im Griechischen „nakee“ und seine Bedeutung kann 1Mo 24:8 nachgewiesen werden: „Dann sollst du dieses meines Eides quitt sein“, und 1Mo 44:10: „Ihr aber sollt ledig sein“, 2Mo 20:7 „unschuldig“ 2Mo 21:28 Der Besitzer des Ochsen soll „unschuldig sein“ 2Mo 23:7.

Damit ist gesagt, dass Gott nicht vergeben wird, es sei denn, dass der Gerechtigkeit Genüge geschehe. Er wird „treu und gerecht“ sein im Vergeben der Sünden (Joh 1:9).

Auf Kosten der Gerechtigkeit kann keine Gnadenerweisung stattfinden.

Die Sünde fordert Strafe, Sühne, und Gott wird nie ein freisprechendes Urteil fällen, es sei denn in völligem Einklang mit der Gerechtigkeit, in Betreff der Büßung dieser Strafe.

Trotzdem stützt sich die Religion der Welt auf das gerade Gegenteil zu dieser Grundwahrheit des Evangeliums. Die Welt glaubt, das Gott den Schuldigen schuldlos halten werde, da Gott die Liebe sei, und dadurch Seine Barmherzigkeit über der Gerechtigkeit stehe.

Quelle der Selbsttäuschung

Hierin liegt die Quelle der Selbsttäuschung, dass ein Sünder durch eigenes Verdienst, durch Buße und Werke diese Gnade erlangen können. Hierin finden wir die Ursache des betrügerischen Ruhens auf Satzungen, welches wir allerseits wahrnehmen.

Es ist nur ein geteiltes Evangelium, das zu falschem Frieden führt, wenn man den Sündern und der Welt im allgemeinen verkündet: „Gott sei die Liebe“. Die Wahrheit, dass „Gott die Liebe sei“ als Evangelium verkündiget, ist nur ein halbes Evangelium und hiermit anfangen, heißt einen Bau von oben beginnen.

Die Verkündigung des Evangeliums durch Paulus beginnt in Röm 1 nicht auf diese Art. Wo Gott den wahren Grundstein legt, trennt er nicht die beiden Hauptwahrheiten: Er offenbart nicht Seine „Gerechtigkeit“ unabhängig von Seinem „Zorn“. Röm 1:17.18.

Daher ist es unsere Aufgabe zu verkünden, dass Gott gerecht sei, und keineswegs den Schuldigen schuldlos halten werde“; und auf dieser Grundlage können wir unverzüglich anfangen zu bauen. Sie bildet gradezu die Grundlage für die Wahrheit, das „Gott die Liebe sei“. Denn gäbe es ein Schuldloshalten der Schuldigen, eine Freisprechung, unabhängig vom Gesetz, gäbe es eine derartige Nachsicht gegen die Sünde, so würde sie damit als etwas Unbedeutendes hingestellt werden; auf die Sünde wäre ein Preis gesetzt, und wir würden die Grundlage der Offenbarung der heiligen Liebe Gottes verlieren, welche uns nur in Verbindung mit Christo offenbart wird.

Der Herr ist ein Kriegsherr

"Der Herr ist ein Kriegsherr“, welcher Seinen Zorn über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit offenbart. Dagegen in Christo erblicken wir Ihn als den Gott des Friedens, der Seine Liebe offenbart, indem Er Christo die Sünden Seines Volkes zurechnet.

Welch wunderbare Wahrheit! Sünden dem zugerechnet, der „von keiner Sünde wusste“, der keine Sünde getan, der heilig, arglos und unbefleckt war“.

Ja, die Sünden Seines Volkes wurden Ihm tatsächlich zur Last gelegt, und Er wurde als Schuldiger behandelt.

Und wenn Er auch selbst als Schuldloser doch als Schuldiger behandelt wurde, sah Gott Ihn keineswegs für schuldlos an! Er trank den bitteren Kelch bis zur Neige! Er zahlte den letzten Heller, Er trug die volle Strafe der ganzen Schuld Seines Volkes. Nicht einen Teil der Strafe für alle Menschen, sondern die volle Strafe für viele, ja viele, sogar für Sein ganzes Volk.

Dieser Heilige und Gesalbte ward nicht für schuldlos gehalten! Wie sollte nun ein Mensch darauf bestehen können seine eigene Schuld zu tragen, da es eine unveränderliche Tatsache ist, dass er niemals für schuldlos gelten wird.

Welch großer Segen liegt daher für uns in den Worten 2Mo 34:7, wenn wir dieselben in Zusammenhang mit der Offenbarung über das Evangelium Gottes, wie es im Römerbrief klar gelegt wird, lesen. Welche Fülle der Ermutigung für uns. Werden wir nicht oft von der Frage bewegt, wenn sein Licht uns umleuchtet: „Wie kann Er mich von der Schuld reinigen? Ich bin voller Schuld! Wenn ich all’ Seiner Güte gedenke, die mich geleitet hat und mir nachgegangen ist, wie kann Er mich wohl schuldlos machen?“

O, wie beantwortet doch Gottes Evangelium alle unsere Fragen, beseitigt alle unsere Zweifel, beruhigt all unsere Furcht. Gott hat alle meine Sünden auf Christus übertragen! und als sie auf Ihn gelegt waren wurde Er nicht für schuldlos gehalten! Die Strafe ward daher erduldet, und nun ist die schwere Schuld beglichen. Er trug den Zorn, auf Ihm lastete der Fluch, und die segensreiche Folge davon ist, dass ich (und alle solche wie ich) vor Gott stehe ohne Fehl, gerecht in Christi Gerechtigkeit: angenommen in all Seiner Annehmbarkeit; vollkommen in Christo Jesu, vollendet in Ihm; ja sogar heilig in Seiner Heiligkeit und nur darauf harrend, herrlich gemacht zu werden mit Seiner Herrlichkeit.

Gibt es keine Verdammnis?

Fast übersteigt es unsere Glaubensfähigkeit. Wenn wir es auch nur „stückweise“ begreifen, so erscheint es uns fast zu herrlich um wahr zu sein. Wie? Wird Er mich niemals verurteilen? Gibt es keine Verdammnis? auch nicht, trotzdem ich sehe, dass ich täglich und stündlich volle Verdammnis verdiene? Wie? Neigt Er sich herab zu meinen Schwächen, trägt Er meine Gebrechen? Ja, es ist wahr! Er wird keinesfalls Sein Wort brechen. Er hat alle meine Sünden auf meinen Stellvertreter gelegt, und als dieser sie trug, ward Er nicht für schuldlos gehalten.

O, welch segensreiche Wahrheit! Jede Sünde, jedes Verbrechen, jede Übertretung, jeder Rückfall, jeder Gedanke, jedes Wort, jede Tat, alles ist vorgesehen und auf Ihn gelegt, der, obgleich Er die entsetzliche Last kannte, die Er tragen sollte, Seinen Nacken nicht dem Joche entzog, sondern den Kelch des Zornes bis zur Neige austrank, auf dass Er für alle Ewigkeit Seiner Gemeinde und Seinem Volke den Kelch des Segens spende.“

In Ihm wurden wir schuldlos gemacht, denn in Ihm sind wir gestorben, in Ihm wieder auferstanden. Weder Gesetz noch Tod haben irgendwelchen ferneren Anspruch, noch Macht über uns. Obgleich „es den Menschen gesetzt ist, einmal zu sterben,“ ist in der Tat kein Grund mehr vorhanden, weshalb wir je sterben sollten. Alle, die „in Christo“ sind, sind bereits in Ihm gestorben und in Ihm auferstanden, und warten nur auf ihre Entrückung, nicht auf den Tod. Sollten wir berufen sein, den leiblichen Tod zu schmecken, so wird es nach der Schrift doch nur ein Entschlafen sein (1Kor 15:51; 1Thes 4:14.15); wir werden bald wieder erwachen, wenn Er in den Lüften erscheint und Seinen großen Sammelruf erschallen lässt. Alsdann werden wir hingerückt werden in den Wolken, Ihm entgegen in der Luft, und also bei dem Herrn sein allezeit.

Wie segensreich ist der Gedanke; ja die Tatsache, dass uns Schuldbeladenen nicht nur Vergebung zuteil ward, sondern dass auch unsere Schuld beglichen und unser Konto geordnet ist, und das ein auferstandener Christus unsere Quittung für volle Bezahlung darstellt! Nicht nur vergeben, sondern gerechtfertigt, nicht nur gerechtfertigt sondern angenommen; und zwar angenommen in Christo, gleichwie Er beim Vater angenommen wurde; und wir haben Ihn nicht nur als Stellvertreter, sondern sind mit Ihm einsgemacht (Röm 6:5).

Welch eine kostbare Wahrheit auf die wir uns stützen können in den Prüfungen des Lebens in den Zeiten der Niedergeschlagenheit, im Krankengemach, auf dem Sterbebette; jeder seiner Erlösten darf wissen und sagen: „Ich werde für schuldlos gehalten“, weil der Herr Jesus es nicht ward; ich bin freigesprochen, da Er als schuldig behandelt wurde. Möge der Herr Sein eigenes Wort und Seine Wahrheit selbst unseren Herzen mit Kraft offenbaren, auf dass Er allein gepriesen werde!


Das Wort ward Fleisch

Das Wort ward Fleisch, ist unter uns erschienen,
Es hat vollbracht, was Gottes Mund verhieß,
Der Heiland kam Gefallenen zu dienen -
O großer Wahn, dass Ihn Sein Volk verstieß.
Es tobten alle teuflischen Gestalten
Um dieses Lamm, das Gottes Zorn ertrug,
Da tobten aus die höllischen Gewalten,
Er starb für uns und wir sind frei vom Fluch!


Ja, wir sind frei, weil Gott uns freigesprochen
Auf Grund des Opfers durch Ihn dargebracht.
Das Jahr des Heils ist durch Ihn angebrochen,
Und o, wie reich sind wir durch Ihn gemacht,
Soll ich verlorne Herrlichkeit beweinen?
O nimmermehr! seitdem wir Ihn erkannt,
Seitdem Gott lässt die Gnadensonne scheinen,
Ist aller Schmerz vom Paradies verbannt.


Mag altern hier auch immerhin die Hülle,
Der darin wohnt ist Er, Er altert nicht.
Er ward gezeuget aus der Gottheit Fülle,
Wohl ist es Wahrheit, was die Bibel spricht.
All’ Fleisch wie Gras, wie Blumen abgefallen,
Dahin des Menschen erste Herrlichkeit,
Doch seit Jahrtausenden ließ Gott erschallen
Das Wort: Erlösung - ew’ge Seligkeit.


Wir warten jetzt noch auf Sein Wiederkommen
Er kommt gewiss, Er gab uns Seinen Schwur,
Er musste hin, Er ward hinweggenommen
Damit wir würden göttlicher Natur,
Es kam der Geist, der Heilige, hernieder
Und weihete den neuen Tempel ein,
Und wo Er waltet, werden Menschen Brüder,
Doch wo Er fehlt, ist Bruderschaft nur Schein!