Wahrhaftiger Lohn - Spr 11:16-19

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109. Wahrhaftiger Lohn - Spr 11:16-19

In den vorliegenden Versen geht es um das Echte und Wesenhafte, im Gegensatz zum bloßen Schein; das gottgemäße Handeln trägt einen Lohn in sich selbst davon.

Eine anmutige Frau erlangt Ehre, und Gewalttäter erlangen Reichtum (Spr 11:16)

Anmut und Liebenswürdigkeit kann eine Frau als natürliche Gabe mitbringen, wie vielmehr aber sollte die Gnade Gottes ihr zu solcher Anmut verhelfen; spricht doch der hebr. Text eigenlich von der Frau der Gnade. 1Petr 3:3-4 rühmt, im Gegensatz zum äußerlichen Schmuck, die inneren Werte der glaubenden Frau - "den verborgenen Menschen des Herzens im unverweslichen Schmuck eines sanften und stillen Geistes, der vor Gott sehr kostbar ist"! So kann die Frau durch ein anmutiges Äußeres und liebenswertes, gnadenvolles Verhalten bewirken, dass man ihren Umgang sucht und ihre wohltuende Erscheinung rühmt, und dass sie Menschenherzen durch ihren Liebreiz gewinnt; dies "bringt auch dem Manne Ehre ein", fügt die LXX hinzu.

Die zweite Zeile des Spruchs scheint hierzu gar nicht zu passen. Ihr grundlegender Gedanke ist, dass der Reichtum, den der Gewalttäter gewinnt, kein wahres und wirkliches Gut ist, und sie erwähnt ihn darum nur verächtlich. Beide Zeilen werden wohl am besten mit Spr 22:1 "auf einen Nenner gebracht": "Ein guter Namen" (und damit ein gutes, ehrendes Ansehen) "ist vorzüglicher als großer Reichtum, Anmut besser als Silber und Gold!"

Spr 11:17 stellt neben die Frau der Gnade den "isch chäsed", den Mann der Gnade - den Mildtätigen und Barmherzigen:

Seiner eigenen Seele tut der Mann der Gnade (der Mildtätige) wohl, der Unbarmherzige aber zerrüttet sein eigenes Fleisch

Zwar gilt auch, dass Menschen, die gegen sich selbst hart und rücksichtslos sind, oft auch andere hart und rücksichtslos beurteilen und behandeln; doch das ist hier nicht gemeint. Vielmehr geht es um die wohltuende Rückwirkung der Barmherzigkeit, die man anderen erweist, auf die eigene Seele, während die Unbarmherzigkeit nicht nur die Seele, sondern auch das Fleisch (LXX: den Leib) des Hartherzigen zerrüttet. Wir sprechen heute von der "Leib-Seele-Einheit" und von "psychosomatischen" Erkrankungen. Einer der alten Ausleger sagt hierzu: "Wer gegen andere Liebe übt, erzeugt in sich eine Stimmung, die mit wohltuender Wärme sein ganzes Wesen durchdringt, wie umgekehrt die Gesinnung des Hasses das Herz des Hassenden der wahren Lebensquelle beraubt" (Elster, nach DEL).

Spr 11:18 fasst des Sinn der Verse 16 und 17 zusammen:

Der Gesetzlose schafft sich trügerischen Gewinn, wer aber Gerechtigkeit sät, wesenhaften Lohn (Lohn der Treue, wahren Lohn)!

Im ungerecht erworbenen Reichtum liegt kein Segen: "Schätze der Gesetzlosigkeit nützen nichts, aber Gerechtigkeit errettet vom Tode" sagt Spr 10:2 und Spr 10:16 fügt hinzu: "Der Erwerb des Gerechten gereicht zum Leben, der Ertrag des Gesetzlosen zur Sünde!" Ja, noch mehr dem Reichtum wohnt generell Betrug inne; er gaukelt uns Sicherheit, Fülle, Lebensqualität und Macht über Menschenherzen vor, was er doch in Wirklichkeit nicht bieten kann; deshalb fordert Paulus die Reichen auf, "ihre Hoffnung nicht auf die Unsicherheit des Reichtums zu setzen", sondern "das wirkliche, wesenhafte Leben zu ergreifen" (1Tim 6:17-19). Nach Jesu Aussage in Mt 13:22 Kann "der Betrug des Reichtums" sogar das Wort Gottes im Menschenherzen ersticken. Wir sind aufgerufen zum Säen in Gerechtigkeit, womit das Judentum immer auch das Wohltun meint, damit wir dadurch den wesenhaften Lohn der Treue erwerben, der "groß ist in den Himmeln" (Lk 6:23), und den der wiederkommende Herr uns mitbringt (Offb 22:12)!

Aufs klarste fasst Gal 6:8 den vorliegenden Grundgedanken zusammen. "Wer auf sein eigenes Fleisch sät, wird vom Fleische Verderben ernten; wer aber auf den geist sät, wird vom Geiste ewiges Leben ernten!"

Spr 11:19 schließt sich dem unmittelbar an:

Wie die Gerechtigkeit (BA: Rechtfertigung) zum Leben, so gereicht es dem, der dem Bösen nachjagt, zum Tode.

Der hebräische Text legt auch den Sinn nahe, dass echte Gerechtigkeit uns zum Leben führt. Wieder geht es um das Wesenhafte im Gegensatz zum bloßen Schein, der das innere Leben nur vortäuscht. Diese echte Gerechtigkeit strömt aus der Fülle des Herzens und folgt dem inneren Antrieb des Heiligen Geistes. Man könnte vereinfachend sagen: Liebe ist Leben, Lieblosigkeit bringt nicht nur andere, sondern sich selbst um das wahre Leben! "Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christo Jesu, unserem Herrn", lautet die neutestamentliche Fassung in Röm 6:23.

So wollen wir der Gerechtigkeit nachjagen, mitsamt der Gottseligkeit, dem Glauben, der Liebe, dem ausharren und der Sanftmut (1Tim 6:11); ferner lasset uns dem Guten nachjagen (1Thes 5:15), dem Frieden gegen jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird (Hebr 12:14) - kurz: dem "Kampfpreis der himmlischen Berufung" in Christo Jesu (Phil 3:14)! Dann wirf auch uns Spr 15:9 gelten: "Wer der Gerechtigkeit nachjagt, den liebt der Herr" und Spr 21:21: "Wer der Gerechtigkeit und Güte nachjagt, wird Leben finden, Rechtfertigung und Herrlichkeit.

Lies weiter hier:

110. Die Hand darauf - das Gericht kommt - Spr 11:20-21