Vorbereitende Offenbarungen für unsere Auserwählung

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Unsere Auserwählung in Christus
aus der Reihe „Christi unausspürbarer Reichtum“
von M. Jaegle Neuauflage: 1985

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß
Als Schrift leider vergriffen.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Unsere Auserwählung in Christus

1. Teil

Vorbereitende Offenbarungen für unsere Auserwählung

Einleitung

Mit welchen Geschöpfen hat sich wohl Gott in Seinem Vorsatz zuerst befasst und welche hat Er vor allen anderen für eine herrliche Bestimmung ersehen? Wenn wir die Frage ohne irgend welche Belehrung durch Seinen Geist aus Seinem Wort zu beantworten hätten, würden wir wohl an den Höchsten der himmlischen Wesen denken. Aber siehe da! Es sind nicht solche, die seit Urzeiten die Himmel bewohnten, sondern erdgebundene Geschöpfe, die sich solcher Ehre rühmen dürfen! Es sind die Menschen, welche die Körperschaft des Christus bilden.

Fragen wir weiter, worin diese Gottestat an ihnen bestand, so finden wir in ihrer göttlichen Benennung auch die allerfasslichste Erklärung. Es war eine Auserwählung. In dieser Tat findet jedes Glied der Körperschaft Christi für sich persönlich einen überschwänglichen Reichtum Seiner väterlichen Güte und Herabneigung. Durch sie beschenkt Er die Herausgerufenen in seiner geradezu verschwenderischen Fülle mit Seiner eigenen Herrlichkeit. Wir stehen hier vor einen Paradiestor, das aber leider für viele Glieder der Herausgerufenen durch allerlei vorgelegte Hindernisse dem Blick des inneren Auges entzogen ist. Obgleich es wohl kaum eine andere Wahrheit git, die Gegenstand so ausführlicher Erklärung ist wie die Auserwählung, so ist sie in der Erkenntnis der Herausgerufenen noch in manches Dunkel gehüllt. Gerade diese Gabe reinster, tiefster Gottesliebe, für die aus den Herzen der Gläubigen der wärmste Dank zu Ihm, dem Geber, aufsteigen sollte, geht zu einem großen Teil einen Weg der Verkennung, wodurch unser Gott bestimmt betrübt wird.

Sekten der letzten Tage unserer Verwaltung legen sich sogar mit abstoßender Überheblichkeit den Titel "Auserwählte" in falschem Sinne bei, indem sie sich zu den Hundertvierundvierzigtausend der Offenbarung zählen, obwohl dort ausdrücklich steht, dass Gott diese aus den zwölf Stämmen Israels herausziehen wird (Offb 7:4-8). Sie haben nicht nur für Ungläubige, sondern auch für Gläubige, die sich ihnen nicht anschließen, und diese verzerrte Lehre nicht annehmen, nur ein Verdammungswort übrig. Welch eine Vergewaltigung und Misshandlung muss sich doch die göttliche Auserwählung hier gefallen lassen!

Während sie in diesem Fall durch eine gefährliche Irrlehre gewaltsam an sich gerissen, und in verkehrten Gebrauch genommen wird, erfährt sie in den Herausgerufenen sehr oft die gegenteilige Behandlung. Man getraut sich nicht, sie auf sich zu beziehen, lässt sie im Hintergrund stehen, betrachtet sie wohl auch mit Misstrauen und wagt sie nur zaghaft zu nennen. So begegnet auch den Fremdwörtern "Prädestination" und "prädestiniert", welche Vorherbestimmung bedeuten, in vielen gläubigen Kreisen offensichtlich Abneigung, obwohl sie in den französischen Bibeln zu gutem Recht für die göttliche Vorherbestimmung gebraucht werden.

Diese Scheu vor der eigenen Auserwählung entspringt zum großen Teil der Unkenntnis über das Los der Nichterwählten. Natürlich, wenn man glaubt, dass diese ewig verdammt wären, kann man sich als recht denkender Gläubiger nie über seine Auserwählung freuen, denn es gibt wohl keinen, der sagen könnte, dass in seiner neuen und entfernten Verwandtschaft alle zum lebendigen, rettenden Glauben an Christus gekommen wären. Wer nun seine ungläubigen Anverwandten vorbildlich liebt, um ihre Rettung aber nicht weiß noch sie sieht, mag sich eben einfach nicht "Auserwählter" nennen, sonst müsste er ja das alte, dunkle Dogma glauben, dass Gott vor der Schöpfung die einen zur ewigen Seligkeit und die anderen zur ewigen Verdammnis bestimmt hätte. O, wie vielen Gläubigen bereitet die Lehre von der Auserwählung innere Not und plagende Ungewissheit. Ja, hier auf diesem Gebiet der Erkenntnis hat die lieblose Lehre von der endlosen Qual keine geringe Verwüstung angerichtet!

Man muss sich nur wundern, dass nicht mehr Erkenntnis über die biblische Auserwählung vorhanden ist und sie so einer verkehrten Beurteilung anheim fallen konnte. Ihr Wesen spiegelt sich nämlich bei den unter den Völkern stattfindenden Wahlen wieder. Jahraus, jahrein wird zur Urne geschritten, um Gemeinde- und Staatshäupter zu wählen, und niemanden kommt dabei der Gedanke, dass die, welche nicht für die Wahl aufgestellt sind, und deshalb nicht in Frage kommen, nun Ausgestoßene und Verworfene wären. Im Gegenteil, wenn von den Gewählten der Zweck der Sache recht erkannt und ausgeführt wird, kommt das den übrigen Volksgenossen in mancherlei irdischem Segen zugute.

Und gerade dieser Zug: Segen durch die Auserwählten für die Zurückbleibenden, ist auch das göttliche Prinzip und bildet ein umfangreiches Thema der heiligen Schrift. Wie bedauerlich ist es doch, dass man zum Teil in der Herausgerufenen nicht mehr sehen kann, dass Gott neben dem Segen für die Auserwählten auch noch einen für die anderen bereit hält. Diese Unkenntnis trägt die Hauptschuld daran, dass die Auserwählung zu einem gemiedenen Gebiet wurde. Um ihr nun wieder einen ungehemmten Zugang in vieler Herzen zu verschaffen, und sie zu einem Glaubensgut zu machen, das ungetrübte Freude und tiefsten Dank bewirkt, heißt das erste Thema:

a) Das Los der Nichtauserwählten

Dass Gott Sich nicht ausgibt, wenn Er eine Auserwählung an den einen vornimmt und diese mit besonderen Gaben beschenkt, sondern auch noch ein gar herrliches Heil für die anderen bereithält, ist einer der köstlichsten, aber auch selbstverständlichsten Züge Seines Herzens, der von der überschwänglichen Fülle Seiner Liebe zeugt. Wenn ihnen zwar ein schmerzvoller Gerichtsweg nicht erspart bleiben wird, so hat doch am Abschluss desselben Gott noch etwas anderes für seine gerichteten Geschöpfe übrig als deren Untergang. Es muss daher ganz Seinem Willen entsprechen, wenn sich Seine Auserwählten auch um das zukünftige Geschick der anderen kümmern, und Ihm für die Heilsverheißung danken, die denen gelten, die ihr Leben ohne Hoffnung und Erwartung verbringen müssen.

Fehlendes Verständnis mit den Nichtauserwählten

Bei diesen "andern", den Ungläubigen, darf für uns nicht immer der abstoßende Zug ihrer Gottentfremdung und Sündhaftigkeit im Vordergrund stehen. Sie tragen noch etwas anderes in sich, das unser größtes Mitleid fordert. Denken wir nur an die große Zahl derer, die in die sündigsten Verhältnisse hinein geboren wurden, darin aufwuchsen und oft schon von ihrer Geburt an mit den gräulichsten Sündenversklavungen erblich belastet sind. Weiter bekommen viele in ihrem Leben nie etwas vom Heil in Christus zu hören. Anderen, die noch einen Zug zu Gott haben, wird nur ein verwässertes Evangelium gebracht, das nicht selten noch mit einer Spitze gegen eine gründliche Bekehrung und ein gesundes Glaubensleben versehen ist.

Gar nicht zu reden ist schließlich von einer Religion, in der die Sucht nach Geld und Weltmacht im Vordergrund steht und auf recht- und edel denkende Menschen abstoßend wirkt. Wer wagt es, alle die unzählbaren, also verführten und irregegangenen Menschen verantwortlich zu machen? Und diese armen, bedauernswerten Geschöpfe sollten alle ewig verloren sein, weil sie "Christus nicht angenommen haben", so Er ihnen gar nicht angeboten wurde, und wenn schon, dann nicht schriftgemäß! Und nun sollte letztlich das Unglück dieser Menschen daher stammen, dass sie von Gott nicht auserwählt wurden? Da ist es auch gar nicht zu verwundern, dass dort, wo man den Gläubigen das Dogma von einer ewigen Qual einprägt, diese einer Auserwählung nur mit Misstrauen begegnen. Ja, wie sollte auch ein nichtdenkender Gläubiger seine Auserwählung mit der ewigen Verdammnis der anderen vereinbaren können! Eine Gesinnung aber, die sich der eigenen Rettung und der zukünftigen Herrlichkeit rühmt, für die andern aber nur die Hölle übrig hat, ist eines Gläubigen, eines Kindes des himmlischen Vaters, unwürdig. Da nahm unser Apostel Paulus eine andere Herzenseinstellung ein. Im Blick auf den in das Gericht führenden, gottlosen Zustand seiner Brüder, seiner Verwandten dem Fleische nach, erfasst ihn eine große Betrübnis und unablässiger Schmerz, und er wünschte, von Christus weg in den Bann getan zu werden (Röm 9:1-3). Aber Gott wandelte ihm sein Betrüben in helle Freude um, durch die Offenbarung von Israels Ganz-Errettung (Röm 11:1-36) und die Aussöhnung des gesamten Alls (Kol 1:20). Es scheint, dass man über die Allaussöhnung nie zu einem inneren Frohlocken kommen kann, wenn manscht schon ähnlich gelitten hat um liebe Menschen, für die man in einstiger Unkenntnis nur ewige Qual voraussah.

Aber Gott sei Dank, dass doch noch aller, wenn auch nach schweren Gerichten, eine Seligkeit harrt. Denn wenn alle einmal Rechtfertigung ihres Lebens erhalten haben (Röm 5:18-19), so ist das ein Zustand von Wonne und Glück. Und wenn Gott alles in allen geworden sein wird, so wird auch jedes Herz von tiefster Freude überfließen (1Kor 15:28). Ferner wird durch die zukünftige Aufhaltung des gesamten Alls in Christus (Eph 1:10) allen Geschöpfen Heil und Segen werden. Und das Beugen jedes Knies und die Huldigung jeder Zunge als freiwillige Anerkennung Christi als dem Haupt über alles, ist das nicht der Ausdruck tiefer Dankbarkeit für ein geschenktes Glück dem Geber gegenüber? (Phil 2:10-11).

Ja das ist die große Lektion, die wir als Auserwählte zu lernen haben, dass Gottes Gnade und Barmherzigkeit auch über die Nichtauserwählten kommen wird.

Zu beachtende Unterschiede

Ein Unterschied hinsichtlich unserer Seligkeit besteht nun darin, dass die anderen zeitlich viel später in diesen Genuss kommen werden. Immer wieder führt uns die Schrift vor Augen, dass sich die göttliche Heilsaktion nach einer bestimmten Reihenfolge vollziehen wird, bei der die Auserwählten an ersten, und die anderen an späterer Stelle stehen. Wenn wir lesen, dass die Vorahnung der Schöpfung wartet auf die Enthüllung der Söhne Gottes (Röm 8:19), so verstehen wir, dass neben dem großen, hoffnungsvollen warten, das im Unterbewusstsein der Schöpfung lebendig ist, auch eine dunkle Erkenntnis besteht, dass zuerst die Enthüllung der Söhne Gottes, das heißt die Vollendung der Herausgerufenen, zu geschehen hat, bevor die anderen in Gottes Rettung hineingezogen werden können. Aber danach wird auch die Schöpfung frei gemacht werden von der Sklaverei der Verderblichkeit zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes (Röm 8:21). 1Kor 15:23 ff. hebt die Einteilung des göttlichen Planes noch deutlicher hervor. Ausdrücklich sagt diese Offenbarung, dass a l l e in Christus lebendig gemacht werden und bei der Verteilung dieser herrlichen Gabe unvergänglichen Lebens auch kein einziges Geschöpf leer ausgehen wird. Jedes ist jedoch unter eine bestimmte Ordnung gezählt, nach welcher es an die Reihe kommen wird.

Mit der Auferstehung Christi wurde der Anfang gemacht. Die nächsten nach Ihm werden die Glieder Seines Körpers sein, und von diesem Zeitpunkt ab wird Christus während der letzten zwei langen Ären Seine Königsmacht so ausüben, dass am Abschluss derselben Gott alles in allen wird (1Kor 15:28). Noch ein anderes Schriftwort lehrt diese göttliche Ordnung. "Gott ist der Retter aller Menschen", so bezeugt Paulus 1Tim 4:10, trennt aber sofort die Rettung der Ungläubigen von der der Gläubigen, indem er hinzufügt: "vor allem aber der Gläubigen". Diese sind also nicht die einzig Geretteten, sonder nur die ersten, auf welche dann die Rettung der anderen folgen wird.

Man kann oft gar nicht verstehen, dass diesen so klaren, unzweideutigen und Gottes Liebeswillen unmissverständlich offenbarenden Wahrheit noch so manche Ablehnung und Verkennung in der Herausgerufenen widerfährt (1Tim 4:10). Die Aussagen über die eigene Rettung werden so genommen wie sie geschrieben sind, während man die Verheißungen. von der endlichen Errettung der Ungläubigen oft anzweifelt, ja sogar verdreht und durch das Dogma von der endlosen Qual verdrängt. Allerdings, wenn diese Auffassung der Ausgang von Gottes Heilsplan wäre, müsste jedem recht denkenden Gläubigen sein e von mGott getroffene Auserwählung unverständlich vorkommen. Kann man die Verheißung von der Aussöhnung der Ungläubigen im Glauben annehmen, so ist man auch für die Wahrheit offen, dass Gott einer bestimmten Zahl von Menschen einen Vorrang einräumt.

Diese ordnungsgemäße Abwicklung trat noch deutlicher in Erscheinung, als sich die Erkenntnis in der Herausgerufenen Bahn brach, dass Gott Seinen Plan in unterschiedlichen Verwaltungen stufenweise zur Ausführung bringt. In jedem dieser Heilsabschnitte stellt Er einen besonderen Rettungsgedanken zur Schau. In der heutigen Verwaltung ruft Er nur die Auserwählten, die die herausgerufene Körperschaft Christi bilden. Weitere Errettungen von Gruppen anderer Menschen geschehen erst in den folgenden Verwaltungen. So wird die Errettung von Israel als Volk erst im kommenden Königreich zur Tatsache werden. Ebenfalls werden erst in jener Verwaltung die Völker als solche zur Anbetung Gottes gebracht. Lesen wir gar von der Errettung aller Menschen (1Tim 2:4; 1Tim 4:10), so müssen wir im Geist bis in die letzte aller Verwaltungen eilen. Erst dann wird Gott diesen abschließenden Rettungsvorgang zur Erfüllung bringen, aber nicht vorher.

Wie wichtig und notwendig ist es doch, in der Schriftauslegung dies göttliche Ordnung zu beachten und nichts zu vermengen, was Gott auseinander hält. Liegt es doch auf der Hand, dass die zu einer Verdunklung von Gottes Heilsplan führen muss. Es genügt eben noch lange nicht, eine Arbeit "für Gott" zu beginnen unter Berufung auf jeden beliebigen Ausspruch Gottes; sondern man aus zuerst danach forschen, in welcher Verwaltung dieser Teil Seines Planes nach Seinem Willen zur Ausführung kommen soll.

Zwei göttliche Heilsvorsätze

Leider geschieht es nur zu oft, dass man Gottes Vorsatz, "dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen" (1Tim 2:4), ohne weiteres auf die heutige Zeit bezieht, für die Verwaltung, in welcher Gott doch nur Auserwählte rettet und beruft. Mit ein wenig Nachdenken muss m an aber einsehen, dass dies unausführbar ist. Gott kann doch nie für ein und dieselbe Verwaltung zwei Aufträge erteilen: einen zur Herausrufung der Auserwählten aus allen Völkern und einen zur Rettung aller Menschen. Ja, wenn einer auf den anderen folgt, so wie Tot dies auch geplant hat, ist alles in schönster Harmonie. Werden aber beide in eine Verwaltung zusammengepfercht, so stehen sie sich so feindlich gegenüber, dass einer dem anderen weichen muss.

Wie schädigend hat sich doch dieser Fehlgriff im Erkenntnisgebiet der Herausgerufenen ausgewirkt! Zuerst wurde unsere Auserwählung verdunkelt und in den Hintergrund gedrängt. Und wie viele unnötige Anfechtungen haben sich schon manche durch das ausgegebene Arbeitsprogramm: "Die Welt heute für Jesus" ertragen müssen, weil es eben trotz aller Anstrengungen doch immer bei etlichen bleibt, die gerettet wurden. Dies ist auch die Ursache dafür, dass die Welt zu dem Urteil kam, das Christentum sei ein Fehlschlag.

Aber damit sind die üblen Folgen noch nicht erschöpft. Weil man meinte Gott hätte schon heute die Errettung aller in Angriff genommen, kann man die Erfüllung dieser so herrlichen. Verheißung in einer späteren Verwaltung, das heißt in der letzten von allen, weder sehen noch glauben. Dies ist eine Hauptursache dafür, dass so oft die Botschaft von der Rettung aller Menschen heftig angegriffen wird. Ist einem aber diese Wahrheit aufgegangen, dass Gott noch all in Seinen Segensbereich hineinziehen wird, so kann man es von ganzem Herzen bejahen, dass Gott einer bestimmten Anzahl von Menschen einen Vorzug durch Auserwählung einräumt. Gelangt man dann weiter zu der Erkenntnis, dass das göttliche Vorziehen der einen geschieht, um diese als Werkzeuge Seiner Gnade heranzubilden, um mit ihnen die anderen zu erreichen und in Seinen Segensbereich hineinzuziehen, so schwindet der das Geschick der Ungläubigen verdunkelnde Hintergrund der Auserwählung vollständig.

In jeder Auserwählung der Schrift entdecken wir immer wieder einen Segen für die Nichtauserwählten. So wurde Abraham auserwählt, damit in ihm und seinem Samen alle Generationen der Erde gesegnet werden sollten (1Mo 12:3). Und Israel, das auserwählte Volk, war und ist noch immer dazu bestimmt, ein Segenskanal für alle die anderen Völker zu sein. Die Herausgerufene wird zwar ihren Segensberuf unter den himmlischen Wesen ausführen, aber wieviel Segen ist seit ihrer Gründung durch ihre Glieder schon in die Welt hineingeflossen! Von jeher waren Gläubige immer noch für die in der Sünde lebenden Menschen das diese vor völliger Fäulnis bewahrende Salz und vor der Überflutung durch die Sünde der bewahrende Damm.

In dieses Rettungsprinzip hat Gott auch Seinen Sohn eingeschlossen, denn Er nennt Ihn: "Dies ist mein Sohn, der Auserwählte!" (Lk 9:35). Wie auf allen Gebieten, so nimmt der Sohn auch unter der großen Schar der Auserwählten den Vorrang ein, und in Ihm ist der Zweck von Gottes Auserwählung am herrlichsten und deutlichsten geoffenbart, denn Ihm, dem größten aller Auserwählten, verdankt das All seine Aussöhnung.

Segen der Auserwählten für die Nichtauserwählten

Somit ist die Auserwählung eine göttliche Tat, welche die andern nicht zurückstößt, sondern im Gegenteil ihre Errettung gewährleistet. So erklärt die Schrift die Auserwählung in ihrer Beziehung zu den Nichtauserwählten. Und wirklich dieser Lehrsatz ist ein ihrer würdiger Prolog für die jetzt folgende Betrachtung. Er bildet gleichzeitig das Portal, durch welches wir eintreten dürfen, um das Gebiet unseres Heils im hellsten Lichte vor uns liegen zu sehen.

Zuvor mag es noch sehr nützlich sein, darauf hinzuweisen, dass Gott in Seinem Plan mehrere Auserwählungen vorgenommen hat. Es geht daher nicht an, jede, die wir in Seinem Wort finden, ohne weiteres auf uns zu beziehen. So nimmt Israels Auserwählung in der Schrift einen großen Raum ein. Wenn wir daher lesen, dass der Apostel Petrus den auserwählten Auswanderern in der Zerstreuung schreibt, so sind das eben Israeliten und Glieder der Königreichs-Ekklesia (1Petr 1:1). Wer daher im "auserwählten Geschlecht", im "königlichen Priestertum" und in der "heiligen Nation" die Herausgerufene, die da ist Sein Körper, sieht, hat noch nicht viel von ihrer wahren Berufung und Stellung begriffen (1Petr 2:9). Durch diese Vermengung sind schon manche Gläubige in innere Unruhe versetzt worden, weil sie meinten, jene Auserwählten (Mt 24:22), um deren willen die schrecklichen Tage, die je über die Erde gehen werden, verkürzt werden müssen, wären wiederum die Herausgerufene, und schließen daraus, dass sie eben in die große Drangsal hinein kämen. Suchen wir daher unsere Auserwählung nur in den Briefen des Apostels Paulus, und lassen wir die anderen sich an denen auswirken, denen sie von Gott zukommen und gehören.

Ferner lesen wir auch einmal von "auserwählten Boten" (1Tim 5:21), die, aus dem Zusammenhang zu schließen, wohl himmlische sein können. Wir dürfen dabei wohl an solche wie Gabriel u. a. denken, die mit einem besonderen Amt betraut sind. Aber weiter sagt die Schrift nichts über diese göttliche Auserwählung, sie steht daher weit hinter der unsrigen zurück.

Lies weiter:
b) Der Lehrgang von unserer Auserwählung