Selbstdarstellung und Selbsterhöhung - Spr 25:6-7

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288. Selbstdarstellung und Selbsterhöhung - Spr 25:6-7

Brüste dich nicht vor dem König, und stelle dich nicht an den Platz der Großen! - Denn besser ist es, dass man zu dir sage: Komme hier herauf, als dass man dich erniedrige vor einem Edlen, den deine Augen doch gesehen haben! (Spr 25:6-7)

Wir leben in einer Zeit der Eigenwerbung und Selbstdarstellung, wo man sich selbst "gut verkaufen" will und den besten Platz in der Gesellschaft und religiösen Gemeinschaft erstrebt; aber offensichtlich gehörte solches Bestreben immer schon zum Wesen des gefallenen Menschen, der in der Nachfolge Luzifers steht. Dieser wollte sich selbst "hoch über die Gottessterne erheben" und "zum Himmel hinaufsteigen", ja "sich dem Höchsten gleichmachen" (Jes 14:12-14 - Hes 28:14-16) doch wurde er aus der Nähe Gottes hinweggeschleudert und "wie ein Blitz" vom Himmel gestürzt (Lk 10:18 - Offb 12:7-12)! Wie fern stehen wir doch der Gesinnung des Sohnes Gottes, der die Gleichheit mit Gott nicht wie einen Raub festhielt und sich selbst entäußerte und erniedrigte! "Darum hat Gott Ihn auch überaus hoch erhöht und ihm den Namen gegeben, der jeden anderen Namen überragt" (Phil 2:5-11). Das Königswort "Komme hier herauf!" (Bub: Steige empor!) ist zutiefst besehen ein Wort des Vaters an den geliebten Sohn, als Er ihn aus den Toten wiederbrachte und zur Rechten seines Thrones niedersetzte.

So wurde für Jesus der Kampf um den Ehrenplatz bei einem Gastmahl zum prophetischen Modell für beide Wege - den Weg Satans und seinen eigenen Sohnesweg! "Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden!" In Übereinstimmung mit unserem Sprüchewort mahnte Er; "Wenn du eingeladen bist, so geh hin und lege dich auf den letzten Platz, damit der, welcher dich eingeladen hat, kommt und zu dir spreche: Freund, rücke höher hinauf! Dann wirst du Ehre haben vor allen, die zu Tische Liegen" (Lk 14:7-11).

Die Situation des vorliegenden Spruches ist noch extremer: Ringt doch der unbescheidene Narr um den ersten Platz in einer Versammlung von Würdenträgern und Edlen, die der König einberufen hat. Seine Augen haben den anwesenden Fürsten und Edlen zwar gesehen, dennoch will er ihm zuvorkommen und seinen Platz einnehmen. Vielleicht hat er gar ein Bestechungsgeschenk gegeben, um sich "Raum zu machen und Zutritt zu den Mächtigen zu verschaffen" (Spr 18:16)! Welche Erniedrigung, wenn er dann demonstrativ vom angemaßten Ehrenplatz entfernt wird!

Welches feine Vorbild ist uns Daniel, der einer Versammlung Beltzsazars und seiner Mächtigen ferne blieb, die in gotteslästerlicher Entweihung mit den Tempelgefäßen aus Jerusalem zechten und prassten! Nachdem die geheimnisvolle Hand ihr Gerichtsurteil an die Wand des Palastes geschrieben hatte, kamen die "Weisen" des Königs eilfertig herbei und mussten doch ihr Nichtwissen eingestehen; Daniel aber wartete, bis er von der alten Königin zur Deutung geholt wurde (Dan 5:8-13).

Jedenfalls ist es nicht Gottes Sinn, das Niedrige, der um seine Ohnmacht weiß, vor dem Selbstgerechten erhöht wird (Lk 18:9-14). "Denn schaut eure Berufung an, Brüder, dass es nicht viele Weise nach dem Fleische, nicht viele mächtige, nicht viele Edle sind, sondern das Törichte der Welt hat Gott auserwählt, damit Er die Weisen zu Schanden mache, und das Schwache der Welt hat Gott auserwählt, damit Er das Starke zu Schanden mache; und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott auserwählt und das, was nichts ist, damit Er das, was etwas ist, zu nichts mache, damit sich vor Gott kein Fleisch rühme" (1Kor 1:27-29, vergl. Mt 11:25-26)!

Dann sollte allerdings in der Gemeinde Gottes "der Glaube an Jesus Christus nicht mit dem Ansehen der Person verbunden" sein, so dass man dem reichen und Mächtigen in der Gemeindeversammlung einen Ehrenplatz sichert, indem man den Armen "auf die hintern Ränge" verweist (Jak 2:1-5). "Hat Gott die Armen der Welt auserwählt, reich zu sein im Glauben, und zu Erben des Reiches, welches Er denen verheißen hat, die ihn lieben?" Ist es angesichts solcher Worte verwunderlich, dass das Brieflein des Jakobus in der "Gemeindetheologie" nicht allzu hoch bewertet wird?

Rühme dich nicht vor dem König...! gilt uns in besonderer Weise für unsere Haltung vor dem "König aller Könige"! Es ist pure Ironie, wenn Paulus in 2Kor 12:1 ausruft, was oft auch die Devise vieler frommer "Werke" ist. "Gerühmt muss werden!" Er ließ sich durch die Korinther dazu zwingen und ist dadurch ein "Narr" geworden, obwohl er sich viel lieber "seiner Schwachheiten rühmte", damit niemand zu hoch von ihm denke (2Kor 12:5-6+11) Gott bewahre uns vor dem Selbstruhm und der religiösen Selbstdarstellung!


Lies weiter hier:

289. Wie man Prozesse führt - Spr 25:8-10+15+18