Die lichte Seite der Gerichte

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Aus der Reihe: Christi unausspürbarer Reichtum:
"Übeltäter und Guttäter in Gottes Heilsvorsatz" (1983)
von Mathias Jaegle (siehe Lebensbild)

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften:
Inhaltsverzeichnis:

I. Die Übeltäter in Gottes Heilsvorsatz

3. Die lichte Seite der Gerichte

Gnade und Heil im Gericht

Als feststehenden göttlichen Grundsatz finden wir in allen Seinen Gerichten über die Ruchlosen die große Wahrheit vom Heil im Gericht. Von Anfang an hat Gott dieses Prinzip in der Menschheitsgeschichte angewendet. Wir können sogar Gottes erstes Gericht als

Mustergericht

für alle nachfolgenden bezeichnen. Denn nachdem die ersten Menschen gesündigt hatten und Gott das Urteil über sie aussprach (1Mo 3:15-19), und auch gleich mit der Vollstreckung begann, da legte Er mitten in diese Gerichtsszene eine der herrlichsten Verheißungen: Es ist diejenige vom Siegesheld, der dem Verführer den Kopf zermalmen wird. Und Eva, die als erste das göttliche Gebot übertrat und in Ungehorsam fiel, versprach Er ihre Wiederherstellung durch ihren Mann (1Mo 3:16b).

Gott hätte diese Heilsverheißungen den Menschen noch vorenthalten und ihnen viel später offenbaren können. Aber nein! Er wartete nicht erst den weiteren Verlauf der Menschheitsgeschichte ab, sondern ließ Seine gnädige Zusage wie ein helles Licht aus dem Gericht hervorstrahlen. Dies war schon das zweite Mal, dass Gott Sein in der Schöpfung geoffenbartes Heilsprinzip anwendete (1Mo 1:3; 2Kor 4:6): „Aus der (Gerichts-)Finsternis leuchtete das Licht.“ Ziehen wir alle folgenden, sich stets an Herrlichkeit steigernden Verheißungen in Betracht, so wird vollends offenbar, dass Gott über Sünde und Gericht den Geschöpfen durch Christus ein schöneres Paradies bereiten wird als ihnen verloren ging. Dieses hehre Heilsziel wird nicht mit einem Schlag erreicht sondern stufenweise.

Diesen Grundsatz hat Gott ausnahmslos in jedes Seiner Gerichte gelegt. Die Geschichte Israels ist ein einzigartiger Beweis dafür. Immer dann, wenn die Propheten Seinem Volk ob Seiner abgrundtiefen Verderbtheit und Gottvergessenheit die schwersten Gerichte androhen mussten, gab Gott Seinem abtrünnigen Volk die wunderreichsten Segensverheißungen. Als das Volk nach dem Auszug aus dem Diensthaus Ägypten am Fuße des Sinai das goldene Kalb machte, worauf Jewe Mose drohte, diese Götzenanbeter umzubringen, da empfing Mose für sich und das Volk die wunderbare Wesensenthüllung Gottes (2Mo 33:19; 2Mo 34:6): „Jewe, Jewe, Gott (El), barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und groß an Güte und Wahrheit, der Güte bewahrt auf Tausende hin, der Ungerechtigkeit, Übertretung und Sünde vergibt - aber keineswegs hält Er für schuldlos - , der die Ungerechtigkeit der Väter heiimsucht an den Kindern und Kindeskindern, am dritten und am vierten Gliede.“ Mit der Gottvergessenheit setzten sich die Israeliten Gottes Zorn aus, der ihnen aber andererseits Sein großes Erbarmen offenbarte, welches die Abtrünnigen auf andere Weise nicht so kennengelernt hätten. Diese Offenbarungsweise Gottes durchzieht wie ein roter Faden die ganze Heilige Schrift. Das können wir auch im

Gericht über Sodom und Gomorra

feststellen. Es ist ein Urteilsspruch, der über Böse und überaus große Sünder erging (1Mo 13:13). Doch selbst in diesen schweren Gericht leuchtet der göttliche Grundsatz auf: Kein Gericht ohne Heil und kein Heil ohne Gericht. Es ist kein hoffnungsvolles Gericht, das über die Sodomiter ergeht. Gott offenbart die Wiederaufnahme Seiner Beziehungen zu diesen großen Sündern durch den Propheten Hesekiel (Hes 16:55). Dazu lässt Er diese Menschen in ihren früheren Zustand zurückkehren indem Er sie aus den Toten auferwecken wird. Gott beginnt also mit diesen Sündern genau dort, wo Er mit ihnen durch Gericht aufhörte. Damit beginnt der zweite Akt der Heimsuchung Gottes. Diese Handlungsweise Gottes ist der

Hauptzug, gültig für alle Übeltäter

Gott führt die Prophetie über Sodom und die umliegenden Städte noch weiter. So schreibt Petrus in seinem zweiten Brief (2Petr 2:6), dass Er die Städte Sodom und Gomorra als Beispiel für die gesetzt hat, die künftig ruchlos sein werden. Mit dieser Weissagung fallen nicht nur alle Frevler demselben Gericht wie Sodom und Gomorra anheim (denn nach 2Petr 3:7 ist die Erde gespeichert mit Feuer für den Tag des Gerichts und Untergangs der ruchlosen Menschen), sondern sie sind ebenso unter die segensvolle Verheißung gestellt, dass sie wieder in ihren früheren Stand zurückgeführt werden (Hes 16:55). Und das geschieht dann, wenn Gott nach Abschluss des Tausendjahrreiches die bis dahin im Grabe schlummernden Übeltäter auferweckt. Diese Auferstehung wurde vom Herrn schon während Seines Erdenlebens geweissagt (Joh 5:28.29): „... alle, die in den Gräbern sind, werden Seine Stimme hören; und es werden hervorgehen, die das Gute getan haben zur Auferstehung des Lebens, die aber das Schlechte verübt haben zur Auferstehung des Gerichts.“ Nach dieser Aussage könnte man meinen, dass beide Gruppen in ein und derselben Auferstehung erweckt werden.

Ähnlich redet auch Daniel von der Auferstehung dieser beiden Gruppen (Dan 12:2). „Viele von denen, die im Staube der Erde schlafen, werden erwachen: dies zu äonischem Leben und jene zur Schande, zu äonischer Abscheu.“

In Offb 20:5 zieht Johannes dann einen klaren Trennungsstrich zwischen den beiden Gruppen in Bezug auf die erste Auferstehung: „Die übrigen der Toten leben nicht, bis die tausend Jahre vollendet sind.“ Die Frevler werden also erst auferweckt, wenn sie vor den großen weißen Thron nach Abschluss des Tausendjahrreiches gerufen werden.

Wir sahen, dass Gott schon gleich im ersten Buch Mose Sein großes Heilsprinzip: „Heil im Gericht“ kundgetan hat. Von diesem bildet das Zurückführen in den früheren Stand die grundlegende Anfangsstufe. Selbst wenn diese Menschen in schwerste Gerichte geführt werden, so beharrt die Lehre der Schrift darauf, dass dieser Tiefenweg der Gerichte die erste zum Heil führende Stufe ist. Hören wir nun, wie überreich Gott das genannte

Heilsprinzip in Israels Geschichte

hineingeflochten hat. Wie wird der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs Sein Volk erlösen? Durch große Gerichte (2Mo 6:6b)! Welch bedeutungsvoller Zusammenhang zwischen Gericht und Erlösung bei dem erstmaligen Vorkommen des Wortes „Gericht“ in der Bibel. Erlösung geschieht nur in Verbindung mit Gericht. (Die erhabenste Schaustellung dieser Tatsache gewahren wir im Kreuzesgeschehen).

Als Gott die Juden als Strafe für ihre Widerspenstigkeit und ihren Ungehorsam nach Chaldäa in das Gericht der Gefangenschaft führen ließ, geschah dieses Richten aus Liebe, denn Er spricht: „Und Ich werde Mein Auge auf sie richten zum Guten und sie in dieses Land zurückbringen; und Ich werde sie bauen und nicht abbrechen, und sie pflanzen und nicht ausreißen“ (Jer 24:6ff.). Ja, Er will ihnen sogar ein Herz geben, damit sie Ihn erkennen und lieben können (Jer 24:7).

Oder nehmen wir Hes 40. Während im ersten Vers die eroberte und geschlagene Stadt Jerusalem in Trümmern daniederliegt, schaut der Prophet danach ein herrliches Zukunftsbild: Die wieder aufgebaute Stadt im tausendjährigen Königreich mit dem prächtigen Tempel. Diese Vision musste Hesekiel auf göttlichen Befehl bekannt machen (Hes 4:4b): „Berichte dem Haus Israel (das sich im Ungehorsam und im Gericht der Gefangenschaft befand) alles was du siehst.“ Und wieviel Herrliches durfte der Prophet in den folgenden Kapiteln dem Volk berichten.

Eine besondere Erwähnung verdient die kleine Schriftrolle „Esther“. Auch diese Begebenheit ereignete sich während Israels babylonischer Gefangenschaft. Trotz allem gewährt Gott Seinem Volk damals eine so wundenrbare Rettung, als ob es nie gesündigt hätte.

Wollte man alle Verheißungen zusammenstellen, die Gott Seinem auserwählten Volk während der 70jährigen Wegführung und der noch andauernden Zerstreuung unter die Nationen gab, so ergäbe sich das schöne Bild von Gottes überfließender Barmherzigkeit gegenüber Seinem gerichteten Volk. Hierzu passend ist der göttliche Ausspruch in Jak 2:13b: „Barmherzigkeit rühmt sich herab wider das Gericht.“

Dieses Heilstatsache ist eine drastische Korrektur für jene Glaubenden, die in den Gerichten Gottes nur eine Auswirkung des Grimmes Gottes sehen, der sogar endlos andauern soll! Da Gott Seinen Heilsgrundsatz schon überaus deutlich im AT anwendet, um wieviel mehr werden wir diesen im NT finden.

Lies weiter:
4. Gottes Gerichtsprinzip im Neuen Testament