Die Zukunft Israels

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 1
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich

Siehe weitere Abschriften

Siehe: Inhaltsverzeichnis Band 1
und: Inhaltsverzeichnis Band 2

13. Die Zukunft Israels

In christlichen Kreisen weiß man, dass Israel in der „Reichsgottesgeschichte“ eine große Rolle gespielt hat. Aber man bleibt im allgemeinen bei dem „hat“. Dass Israel gegenwärtig eine ausschlaggebende Bedeutung hat, übersieht man. Auch biblisch ausgerichtete Menschen sagen ganz treuherzig: „Israel war einmal. Jetzt geht es um das geistliche Israel. Das sind wir!“

Hier und da bricht die Erkenntnis auf, dass Israel eine „ewige“ Bedeutung hat. Man führt Bibelstellen an: „Hat denn Gott sein Volk verstoßen? Das sei ferne“. Oder: Und also ganz Israel selig werde, wie geschrieben steht...“ (Röm 11:1.26). Doch finden die Verfechter dieser Erkenntnis wenig Zuspruch. Sie werden mit dem Bemerken abgetan: „Paulinische Phantasie!“

Zunächst fassen wir die Tatsache ins Auge, dass mit dem bisherigen „Verstoßensein Israels“, wie Paulus es angedeutet hat, die Existenz der Israeliten nicht aus ist. Schon Daniel weiß zu sagen: „...und bis zum Ende des Streits wird's wüst bleiben“ (Dan 9:26) Also nicht aus mit Israel, sondern „wüste Zeit“ über Israel. Jedenfalls nur eine gewisse Zeit. Paulus greift diese Darstellung auf und sagt: „Blindheit ist Israel zum Teil widerfahren so lange, bis die Fülle der Nationen eingegangen sei“ (Röm 11:25). Paulus sagt nicht: aus mit Israel, sondern „Blindheit ist ihm zu Teil (zeitlich gesehen) widerfahren“. Es kommt für Israel noch eine sehende Zeit. - Vermerkt sei, dass Paulus in der blinden Zeit Israel einen ganz erhabenen Heilsvorgang sieht, nämlich Vervollständigung der Nationen, deutlich: Auferbauung der Gemeinde Jesu Christi aus den Nationen.

Wie war es mit der „wüsten“ oder „blinden“ Zeit Israels bestellt? Wir müssen diesbezüglich auch die Weltgeschichte befragen, weil sie mit der Bibel die gleiche Antwort gibt: "Zerstreut in alle Winde!“ Unter allen Nationen war und ist Israel vertreten. Eine zweitausendjährige Geschichte beweist diese Tatsache und erhärtet die Argumentation, dass Israel nicht aus ist, sondern ganz hervorragend bleibt! - Ein Wunder, dass dieses kleine Völkchen sich unter den hassenden Völkern halten konnte. Aber das Wunder ist da, niemand wird es bestreiten können.

Freilich hat Israel in der „Wüste“ und in der „Blindheit“ als bestimmendes Volk, d.h. als Weltmachtfaktor seine Bedeutung verloren. Verloren? Stimmt das? Warum hat man je und denn die Juden so gehasst? Woher kam der beißende Antisemitismus? Etwa aus der Bedeutungslosigkeit der Semiten? Wer ins Weltgeschehen etwas tiefer schauen kann, wird gewahr, dass für die politischen, wirtschaftlichen, geldlichen, sogar auch sozialen Belange dieses, „in alle Winde“ zerstreute Völkchen, infrage kommt. Die totale Weltbeeinflussung - in positiver und negativer Weise - ist nun einmal Sache der Juden. Diese Verhältnisse verbieten uns die Annahme, dass es mit Israel aus ist.

Auferstehung Israels

Eine neuzeitliche Tatsache kommt hinzu: Staatsgründung Israels im Jahre 1948. Dieser Vorgang war mehr als sonderbar. Sechshundertfünfzigtausend Juden wagten es - in dem erregten Arabien - die nationale Selbstständigkeit zu proklamieren. Und das auf Kosten der Araber! Die aus dem Boden gestampften jüdischen „Soldaten“ führten einen bewundernswerten Freiheitskampf und errangen Siege über Völker, die weit über 20 Millionen zählten.

So begann die „Auferstehung Israels“. In dieser Weise wird die Linie fortgesetzt; - verlassen wir uns darauf.

Diese Vorgänge mit Israel sind aber bereits Geschichte. Wir werden uns jetzt kurz der Zukunft zuwenden müssen. Auf zwei Umstände, die dieses eigenartige Völkchen auszeichnen, werden wir zu achten haben.

1. Die bleibende Einflussnahme der Juden auf die Weltnationen bis hin zur Welt-Vereinigung. Ob wir das sehen oder nicht, ob wir das zugeben oder nicht, es bleibt auf der ganzen Linie der hintergründige und zielbewusste jüdische Einfluss. Hierbei ist zu beachten: Die Nationen denken naturgemäß national, d.h. getrennt. Die Juden dagegen denken naturgemäß (zerstreut in alle Winde) international, d.h. weltumfassend und weltverbindend. Obgleich sie sehr jüdisch-national denken, - das hat einen Grund, auf den wir noch zu sprechen kommen - ist ihr „Weltdenken“ doch sehr international. Hinter allen Weltvereinigungsbemühungen stehen die Juden. Denn der Höhepunkt der jüdischen Nationalität findet seine Besiegelung in der vereinten Welt.

2. Nach dem nationalen Hervortreten der Israelis im Jahre 1948 wurde dieses Weltvereinigungsbemühen nicht gestört, sondern stark gefördert. Aufgrund ihres übernationalen Denkens - weil über den Nationen stehend - ist ihnen die Weltvereinigung Lebensprinzip. Darum schließen sie sich den beiden Weltteilen, Ost und West, nur so locker und unverbindlich an. Darum sind sie weder hier noch da daheim. Darum sind sie für beide Seiten zunächst so passiv. Darum werden sie von beiden Seiten so misstrauisch angesehen. Darum erstehen mit ihnen allseits so merkwürdige Differenzen. Sie bleiben eben ein Sondervolk, weil sie nicht für die Belange der Zwei, sondern für die kommende Eins sind. Sie werden sogar bei der künftigen Zehnerbildung, wie sie in Offb 17:13 angedeutet ist, nicht hundertprozentig dabei sein. Sie bleiben auch da noch in einer gewissen Reserve, weil erst dann, wenn durch die Zehn der Welt-Hauptmann (= Jude) gewählt ist, "Er wird mit dem Vielen einen Bund stärken wird“ (Dan 9:27). Wohlgemerkt, die Welt wird beim Auftreten des Welthauptmannes schon im totalen Bund sein. Und doch wird der „Führer“ noch einen „Bund stärken“. Die „Separatisten“ werden vom Regierungspräsidenten in die Regierung berufen. Das „Ministerium“ wird herbeigeholt. Jene Menschen müssen heran, die Jahrtausende hindurch die Weltpolitik gemacht haben. Sie gehören nun einmal dahin. - Wir nehmen diesen prophetischen Hinweis ganz ernst, dass nach der einmütigen Weltwahl der Gewählte sofort zur Regierungsbildung schreitet, und darum mit den „Vielen“ den Bund stärken wird. Die „Vielen“ waren immer schon dabei, aber nicht darin! Sie hatten eine Universalbedeutung, mit der sie entweder daneben, oder darüber standen. Nunmehr werden sie an ihren verdienten Platz gestellt: „Ministerialräte!“

Die Endweltregierung

Wir übersehen aber auch nicht die Tatsache, dass die Endweltregierung eine bewusste antichristliche Haltung hat, die Paulus so beschreibt: „Der da ist der Widersacher, und sich überhebt über alles, das Gott oder Gottesdienst heißt, also dass er sich setzt in den Tempel als ein Gott, und gibt sich aus, er sei Gott“ (2Thes 2:4). Beachten wir: Das gegenwärtige politische Israel, das die Weltspitze in genannter Weise erreichen wird, bewegt sich auf der antichristlichen Linie. Und das mit einem großen „Glaubensrecht“. Israel hat immer schon einen Gott, sogar den Gott, den alle Welt hat, anerkannt. Nur nicht den verhassten Christus! Im Blick auf den Christus wird Israel unverändert die Haltung behalten: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!“ Zum „alten Gott“ sagt Israel hundertprozentig JA! Aber dem Christus gilt ein verbissenes Nein, bis zu dem Verhältnis, wie es in Offb 17:14 beschrieben wird. Beachten wir: Im Antichristenwesen haben die Juden eine lange Geschichte. Lies 1Jo 2:19!

Die zwei Zeugen

Israel hat aber auch eine radikale Kehrseite. Die Polarität ist den Juden eigen. Israel ist nicht nur der Faktor der Unheilsgeschichte, sondern auch der Heilsgeschichte. Für beide Richtungen hat Israel die fundamentale Haltung. Zukünftig wird es so sein, dass zur Zeit des Offenbarwerdens des Weltpräsidenten das Heilsgeschehen sehr primitiv in die Erscheinung treten wird. Die zwei Zeugen, die in Offb 11 beschrieben sind, treten auf. Was ist das schon, wenn zwei Mann auftreten; dabei noch Verwandtes und Bekanntes zu bezeugen haben, dazu auch noch Israelis sind und unter den Israeliten ihr Werk treiben. Sie haben ihre Wirkungsstätte in Palästina, in der Nähe des Tempels. Der antichristliche Regierungssitz ist der Anziehungspunkt ihrer Wirksamkeit. Nur dreieinhalb Jahre werden sie wirken. Freilich werden sie, sonderlich vor dem Ende der dreieinhalb Jahre, sich bereits mit himmlischen Kräften schützen müssen (Offb 11:5.6.) Jedoch mitten in der Jahrwoche ist ihr Zeugnis beendet (Offb 11:7). Aber das bisherige Zeugnis ist ganz gewaltig geworden: 144 000 Versiegelte aus den 12 Stämmen Israels, das jüdische Sonnenweib, das sich hernach in die Wüste rettet, und andere Gruppen. Der Erfolg ist so groß, dass der Welthauptmann (Judenchrist) dafür zur Rechenschaft gezogen wird. Man lese Offb 13:3! Der „Vater der Lüge“ kann dieses hinreißende Zeugnis nicht mehr dulden, da das glorreiche Weltreich zerbrechen könnte.

Und wer wird von dem „geheilten“ Tier zur Rechenschaft gezogen? Zunächst die zwei Zeugen. Sofort kommen auch ihre Anhänger an die Reihe. Ein Teil geht in den Tod (Offb 6:9). Ein Teil wird für tausendzweihundertundsechzig Tage in der Wüste bewahrt (Offb 12:6). Aber nicht nur die Gotteszeugen aus Israel werden zur Rechenschaft gezogen, sondern auch ganz Israel. Eben weil Israel das Spitzenvolk im Endgeschehen ist, wird es wegen der katastrophalen Spitzenvorgänge insgesamt zur Verantwortung gezogen. Zwar hat dieses Spitzenvolk bewusst im „Hurenwesen“ gelebt. Es war in klaren Satansdiensten. Aber nicht genügend. Es muss die große „Zeugengeschichte“ verantworten. Zu große Rücksichtnahme hat sie verschuldet. Darum geht’s heran an alle Juden: „Und die zehn Häupter, die du gesehen hast, und das Tier, die werden die Hure hassen, und werden sie wüst machen und bloß, und werden ihr Fleisch essen, und werden sie mit Feuer verbrennen“ (Offb 17:16). Wohlgemerkt, hier ist nicht mehr das bewusste Ministerium an der Arbeit, sondern die enttäuschten Zehn, die dem nun gestraften Tier die Macht gegeben haben. Der „Judaist“ wird mit dem gesamten Judentum gerichtet. Gerichtsgeschehnisse brechen über Israel aus, wie sie nie dagewesen sind. Lies Mt 24:21!

Gerichtsgeschehnisse

Ab Mitte der Jahrwoche laufen zwei Gerichtsgeschehnisse:

  1. Gerichtsvollzug des Abgrund-Antichristen gegen die Zeugen Christi, die sich aus Israel formieren. Weil aus Israel, darum wird ganz Israel zur Rechenschaft gezogen.
  2. Gerichtsvollzug des Christus gegen den Antichristen, die sich an dem Christus in der krassesten Heuchelei versündigen. Dieses Gericht wird in nie da gewesener Härte ausgeführt. Lies Offb 9:15.18! Hier ist das Gericht nicht nur über das Haupt des Antichristentums, sondern auch über den gesamten antichristlichen Körper.

Damit ist aber Israels Geschichte nicht beendet, sondern erst am Anfang. Wenn das weltumfassende Unheilsgeschehen durch Israel den Höhepunkt überschritten hat, beginnt der Höhepunkt des Heilsgeschehens, und das wiederum durch Israel. Das israelische Weltheilsgeschehen hat folgende Einleitung: „Lasset uns freuen und fröhlich sein, und ihm die Ehre eben! Denn die Hochzeit des Lammes ist kommen und sein Weib hat sich bereitet" (Offb 19:7). Mit der Hoch-Zeit beginnt der neue Heilshaushalt. Der Bräutigam kommt vom Himmel mit seinen Heiligen (Leib), und die Braut - in den Gerichten zubereitet - geht ihm entgegen zur Hochzeit. Auf der einen Seite Hoch-Zeit, auf der anderen Tief-Zeit: „Und das Tier ward ergriffen, und mit ihm der falsche Prophet, der die Zeichen tat vor ihm, durch welche er verführte, die das Malzeichen des Tieres nahmen, und die das Bild des Tieres anbeteten; lebendig wurden diese beiden in den feurigen Pfuhl geworfen, der mit Schwefel brannte. Und die anderen (Antichristen) wurden erwürgt mit dem Schwert des, der auf dem Pferde saß, das aus seinem Munde ging; und alle Vögel wurden satt von ihrem Fleisch“ (Offb 19:20.21). - Das „Tier“ muss überwunden werden, wenn das „Hoch“ beginnen soll.

Israel als irdischer Segensträger

Jetzt beginnt die Zeit des „erwählten Volkes“. „In dir sollen gesegnet werden alle Völker auf Erden.“ Das ganze Israel wird im neuen Heilshaushalt (tausendjähriges Reich) wiederum das Spitzenvolk werden. Hier ist aber eine andere Spitze: „Zu der Zeit werden zehn Männer aus allerlei Nationen einen jüdischen Mann bei dem Zipfel ergreifen und sagen: Wir wollen mit euch gehen, denn wir hören, dass Gott mit euch ist“ (Sach 8:23). Die „Zehn aus den Nationen“ werden immer neue Zehn begeistern, dass in Kürze folgendes geschehen kann: „Wer sollte Dich nicht fürchten, Herr und Deinen Namen preisen? Denn Du bist allein heilig; denn alle Nationen werden kommen und anbeten vor Dir; denn deine Urteile sind offenbar worden“ (Offb 15:4). Achten wir auf die Ankündigung „Alle Nationen werden kommen.“ Dabei ist Israel führend.

Die Geschichte Israels geht noch weiter. Sogar in wechselhafter Weise. „Und wenn tausend Jahre vollendet sind, wird... Und sie zogen herauf auf die Breite der Erde, und umringten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt“ (Offb 20:7-9). Höre: „Heereslager der Heiligen und die geliebte Stadt“. Das ist doch Israel! Wenn nach den tausend Jahren die Gog- und Magoggeschichte ausbricht, ist Israel wiederum in der Mitte des Weltgeschehens.

Israels Geschichte geht noch weiter. Im neuen Jerusalem ist Israel der „Magistrat“: „Komm, ich will dir zeigen das Weib, die Braut des Lammes“ (Offb 21:9.10). - Der Leib Christi hat himmlische Dienstorte: (1Kor 6:2.3). Das Weib Christi hat irdische Dienstorte. Die neue Erde ist sein Bereich. Und das alles so lange, bis 1Kor 15:28 sich erfüllen kann. Dann hören alle Unterschiede auf. Dann ist in der unvergänglichen „Mitte“ nicht der Sohn, nicht sein Leib, nicht sein Weib, sondern der Vater.

Lies weiter:
14. Wir warten auf die Zukunft Jesu Christi